Dienstag, 30. August 2016

Udorallala: Werner Momsen

August/September ist ja immer die Zeit für „Kultur im Zelt“. Trotz meiner Bedenken bezüglich des Caterings bei den Veranstaltungen dieses Events hatte ich mich letzte Woche von Pocke zu einem Besuch breitschlagen lassen. Per Whatsapp fragte er an, ob ich Montag Zeit hätte.
Wenn er schon so fragt, gab es für mich nur eine Antwort: Ja!
Werner Momsen sollte es sein, ein Auftritt anlässlich „Kultur im Zelt“. Mir sagte der Name nichts, aber ich sagte den Termin zu, als ich etwas gegoogelt hatte. Der „Klappmaul-Komiker“ ist eine lebensgroße Puppe aus Schaumstoff, der vor dem Puppenspieler Detlef Wuschik hängt. Wuschik bedient mit der rechten Hand den Mund und gestikuliert mit dem linken Arm, der in den Arm der Schaumstoffpuppe übergeht. Wuschik trägt dazu einen schwarzen Ganzkörperanzug, so dass sich der Zuschauer voll auf Werner Momsen konzentrieren kann.
Die Videos auf YouTube fand ich nicht schlecht, aber auch nicht überragend. Werner Momsen ist in den dritten Programmen wie des Regionalfernsehens im Norden eine feste Größe und wird in Magazinen wie „DAS“ gern als Spaßreporter beschäftigt. Ein echtes Nordlicht, das machte ihn mir gleich sympathisch.
Nun steh ich ja nicht wirklich auf den Trend, Puppen im Metier der Comedy einzusetzen. Die Muppets, das ganz große Vorbild aus den Siebzigern, wirken heute nur noch im Bereich des Kinderfernsehens, was sie ja ursprünglich groß gemacht hatte. Insbesondere bei RTL haben sich Rene Marik und Sascha Gremmel mit ihren Figuren zu eigenen Shows durchgesetzt. Aber insbesondere Gremmel ist vor allem eines: Nicht witzig.
So ging ich dann mit gemischten Gefühlen in diese Veranstaltung, die ich auch anhand der Videos schwer einschätzen konnte. Pocke und ich schlorkten 2 Bier vorab, dann nahmen wir unsere hervorragenden Plätze in der vierten Reihe ein. Plüschsessel, Plüschsofa, Stehlampe mit Fransen. Damit ist der Bühnenaufbau hinreichend beschrieben.
Und da kommt er auch schon auf die Bühne. Werner Momsen ist Rentner, die Klamotten erinnern auch entfernt an Herbert Knebel. Er redet sehr viel von früher, wie es da so war. Zeiten, in denen man z.B. eine „Manchesterhose“ so lange in der Öffentlichkeit trug, bis man die Riefen mit den Fingerspitzen nicht mehr erspüren konnte. Pocke und ich waren sofort gefesselt, denn wir wussten: Genau so war es früher!
Werner Momsen nimmt unser aller Alltag aufs Korn. Ob es um das Verhalten von Touristen auf Kreuzfahrten geht oder warum Energiesparlampen nun wirklich Blödsinn sind. Schließlich werden die Altenpfleger bald die ersten Arschgeweihe reinigen dürfen. Momsen erinnert uns daran, dass unser Leben voller Widersprüche steckt, mit denen wir zurechtkommen müssen. Political Correctness hilft da nicht wirklich weiter.
Genau das ist eine wesentliche Erkenntnis dieses Abends, denn ich habe für mich schon seit geraumer Zeit festgestellt, das mich das politische Kabarett nicht mehr antörnt. Auch wenn z.B. die Anstalt gesellschaftliche Fehlstellungen wie auch politische Entgleisungen messerscharf aufspießt, bringt mir das nicht viel. Ich habe eh dieselbe Meinung, die dort nur bestätigt wird. Mehr als ein gemütliches Bauchpinseln kommt da nicht mehr bei rum. Und auch gute politische Kabarettisten fangen an zu eiern, wenn es um die Flüchtlingsfrage geht. Die dem Thema innewohnenden Widersprüche können sie nicht auflösen, ja sie müssten sogar konsequenterweise Angela Merkel zur neuen Heldin erklären, was aber nicht geht, da sie Angie ansonsten immer (zu Recht) verteufeln.
Da liegt mir mittlerweile Werner Momsen, wie Angela ein Kind der Hansestadt Hamburg, erheblich näher. Wenn er von seiner Ehefrau Liesbeth erzählt und dann die ewigen Klischees des Rollenverhaltens von Mann und Frau bedient, dann ist das zwar ein alter Hut, aber dafür einer, der Pocke und mir inzwischen passt.
Er bietet die gehobene Qualität der nicht-politischen Comedy, die Leuten wie Mario Barth, Ingo Appelt oder Atze Schröder schon seit langem abgeht. Da weht stellenweise ein Hauch von Werner Finck durch den Saal, dem großen Mann des Kabaretts, der vor allem in den 50er Jahren den Alltag mit philosophischen Weisheiten beschreiben konnte.
Momsen ersparte dem Auditorium moralisierende Eskapaden und verschonte das Publikum mit politischen Statements, die keiner mehr braucht. Pocke und ich fühlten uns einfach nur noch wohl, trotz der engen Sitze. Die 2 Pils in der Pause waren unserer Stimmung auch nicht ganz abträglich, so dass wir kurz nach 23.00 Uhr das Zelt verließen in der Gewissheit, einen sehr guten Auftritt erlebt zu haben.
Eines noch: Ich hatte letztes Jahr über das Catering geklagt; Diese Kritik erhalte ich aufrecht. Wenn ich an einer Kasse erst Getränkebons in Form eines stinknormalen Kassenzettels erwerben muss, um das Pils 143 Zentimeter weiter links zu bestellen, dann ist das einfach nur Panne. Der Zapfer dazu war zwar nett, aber langsam. Das Catering ist, mit einem Wort, ineffektiv.
Egal. Werner Momsen will angeblich noch dieses Jahr mit einem neuen Programm in der Brunsviga auftreten. Auf der Seite der Brunsviga ging dies leider nicht hervor, aber wer weiß. Vielleicht passiert da noch was. Und wenn ja, dann sind wir dabei. Und Du, meine Löwin, kommst dann mit. Genau Dein Ding.

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