Samstag, 13. August 2016

Hardrock Gunter 1/x

Sidney Louie Gunter wurde am 27. Februar 1925 als ältestes von drei Kindern in Birmingham, Alabama geboren. Obwohl sein Vater während der großen Depression immer Arbeit hatte, war die Familie nicht auf Rosen gebettet.
Trotzdem reichte es an einer Weihnacht zu einer Gitarre für den kleinen Sidney, mit der er zunächst allerdings nichts anfangen konnte. Völlig unbekümmert haute er in die Saiten und sang mehr schlecht als recht dazu. Nur dank eines glücklichen Zufalls lernte er doch noch das Gitarrenspiel.
Der Gasinstallateur Buck Weaver war ein guter Freund von Goebel Reeves, der auch als Yodeling Rustler bekannt war, wer auch immer das gewesen sein mag. Sagen wir mal einer frühen Countrylegende, egal. Jedenfalls fragte Weaver den Bengel freundlich, ob er ihm etwas auf der Gitarre vorspielen könne.
Nach der erwartet grauenvollen Vorstellung stimmte Weaver erst einmal die Gitarre und schrieb dem Bengel ein paar Grundakkorde auf braunes Packpapier. Aus einem Streichholz bastelte er ein Plektrum und spielte damit dem Jungen die Akkorde auf der Gitarre vor. Fortan probte Sidney die 3 Akkorde in jeder freien Minute und variierte diese über die Jahre, so dass aus ihm schließlich ein fähiger Gitarrist wurde.
Anfang der dreißiger Jahre hörte Sidney Goebel Reeves aufmerksam im Radio zu. „Texas Drifter“ war der Spitzname vom Reeves zu jener Zeit. Er war eher ein Balladensänger, wurde später aber dem Hillbilly zugerechnet. Er bezeichnete sich selbst als Hobo und trug außerdem eigene Gedichte vor. Der achtjährige Sidney war mächtig beeindruckt und bezeichnete Reeves deshalb später als einflussreiches Vorbild für sein künstlerisches Schaffen.
Ungleich wichtiger für den aufstrebenden Musiker sollte jedoch Hank Penny werden. Diese Countrylegende feierte seine größten Erfolge in der Western Swing Ära nach dem zweiten Weltkrieg. Dieser Wegbereiter des Western Swing wurde zu Sidneys Idol; er ahmte sogar dessen Gang nach und hörte dessen sämtliche Songs an. Dieser außergewöhnlich starke Einfluss konnte sich natürlich nur dank der Freundschaft zwischen beiden Männern entfalten.
Dies war im Jahr 1938 für den 13jährigen Sidney ein Grund, eine Band auf die Beine zu stellen. Die „Hoot Owl Ramblers“ benannten sich nach dem Stadtteil „Hoot Owl Holler“ in Birmingham, weil die Bandmitglieder zu jener Zeit dort lebten. Die Besetzung der Band ist für Hillbilly klassisch: Gitarre, ein selbst gebauter Bass, Rhythmusgitarre, Mundharmonika und natürlich die unverzichtbare Fiddle.
Der Zeremonienmeister Sidney brachte Songs und Stories seines Idols Hank Penny, die Hoot Owl Ramblers blieben hierbei dezent im Hintergrund. Lokal wurden sie schnell populär, aber Sidney wollte mehr. Er war glücklich über die Unterstützung durch seine Band und versuchte daher sein Glück in den verschiedenen Talentshows, die es in jenen Jahren reichlich in und um Birmingham gab.
Sidney trat hierbei unter dem Pseudonym „Goofy Sid“ auf. Im comicartigen Western Outfit trug er Hank Penny Stories vor, während er auf der Gitarre neue Melodien vortrug. Das Publikum konnte er grundsätzlich begeistern, und auch die Kritiken der lokalen Presse fiel überaus positiv aus. Im Frühjahr 1939 erfuhr Sid großen Zuspruch bei einer Talentshow in Irondale, Alabama. 13 Wochen lang konnte er hier den ersten Preis einheimsen.
Die Veranstalterin Sy Wages war so stark vom jungen Sid beeindruckt, das sie ihn „Happy Tex Wilson“ vorstellte. Der Radiomoderator und Country Legende aus Alabama suchte Musiker für eine Show und fragte Wages, ob sie ihm entsprechende Talente empfehlen könne. Wages zögerte nicht und brachte so Sidney Gunter ins Spiel.
Happy Tex Wilson war gerade aus Hollywood zurückgekehrt, wo er in einigen Filmen mitgewirkt hatte. Happy war immer viel unterwegs und nutzte Birmingham als Basis, wenn er gerade mal nicht filmte. Er folgte Wages` Empfehlung und fragte Sidney telefonisch an, ob er bei einer Zwei Tagesshow in Atlanta, Georgia jeweils samstags und sonntags mitspielen würde.
Das Format dieser Shows war relativ simpel. Nachmittags startete das Programm mit der Vorführung eines Films von Happy. Danach trat Happy Tex Wilson mit seiner Band für 30 Minuten live auf die Bühne. Danach wurde der Film wiederholt und anschließend gab es wieder 30 Minuten Live mit einer anderen Band. Danach wieder der Film… und so weiter. Wird wohl eher ein kurzer Film gewesen sein, nehme ich an.
Sidney zögerte nicht lang und nahm das Angebot dankend an. Sein Transport samstags morgens über 200 Meilen nach Atlanta wurde irgendwie organisiert, Happy Wilson würde ihn mitnehmen. So saß der vierzehnjährige Sid auf der Veranda vor seinem Zuhause und träumte von seinen zukünftigen Auftritten, bis Wilson mit Jack Baggett, einer anderen Country Legende der Region, noch vor der Dämmerung auftauchte. Sidney beeilte sich, sein Equipment und das Bühnen Outfit in das Auto zu verstauen. Dabei fiel ihm der durch einen Unfall defekte Kofferraumdeckel auf den Kopf.
Sidney zuckte nicht mal zusammen, drehte sich zu Wilson um und sagte: „Gib mir das Banjo“. Wilson und Baggett waren erst konsterniert, mussten dann aber lachen. Als sich die Aufregung gelegt hatte, entfuhr Happy Wilson der Spruch „Meine Güte, sein Kopf ist härter als ein Fels“. So kam Sidney zu dem Spitznamen „Hardrock“ und musste sich den ganzen Weg bis Atlanta die Spötteleien der beiden anhören.
Das ist die Geschichte zu „Hardrock“ Gunter. Diesen Namen behielt er bei, er wurde während seiner weiteren Karriere sein unverwechselbares Markenzeichen. Auf dem Höhepunkt seines Schaffens nannten sie ihn vereinfacht „Hardrock“ und auf den Plakaten stand dann immer „Hardrock`s Coming“.

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