Samstag, 16. Juli 2016

Udorallala: Luis & the Wildfires

Irgendwann im schönen Monat Mai war ich mal wieder im Netz unterwegs. Auf den einschlägigen Seiten für Rock `n` Roll und Sixties-Garage stolperte ich durch Zufall über Luis & the Wildfires. Die Kritik zu ihrem ersten Longplayer „Brain Jail“ waren derart überschwänglich, das ich mich dazu verleiten ließ, mir auf Youtube ein Video von dieser Band aus Los Angeles anzuschauen.
Das hier verlinkte Video sprang mir förmlich ins Gesicht. Die Aufnahme wurde während eines Festivals in Stuttgart gemacht, aber das nur nebenbei. Viel interessanter ist die Musik. Beim Hören und Sehen des Videos könnte Dir dasselbe wie mir passieren, nämlich das Dir Hören und Sehen vergeht. Nicht weil die Band total schlecht ist, im Gegenteil. Nein, Dir könnte es passieren, dass Du sofort mitwippen musst.
Jawohl, mein Herr. Hier haben wir richtig heißen Rockabilly, der sich dank eines schnelleren Tempos, in Fachkreisen gern Punk-Attitüde genannt, und guten Songs von den Vorbildern aus den 80ern, den Stray Cats, absetzen kann. Schon der Song „Wild in the Head“ lässt ältere Sachen aus dem 20. Jahrhundert sehr betagt aussehen, ohne diese Wurzeln zu verleugnen.
Noch vor dem Betrachten des Videos fiel mir auf, das es sich bei den Musikern um Latinos handelt. Im Rockabilly wie der Rockmusik im Allgemeinen auch sieht man Latinos ja eher selten, und wenn, dann reden wir über Ritchie Valens. Dank dessen Songs wie „Donna“ oder La Bamba“ hatte ich bei Luis & the Wildfires eher eine Mariachi-Band erwartet. Weit gefehlt, die Jungs haben ordentlich Chili im Blut. Ihr Sound wird mit gefühlt doppelter Geschwindigkeit durch Schlagzeug und Standbass vorangetrieben. Der Sound der Leadgitarre klingt zwar nach Jimmie Vaughan, dem genialen Ex-Gitarristen der Fabulous Thunderbirds und noch besserer Gitarrist als sein berühmter Bruder Jimmy Ray (das musste ich mal loswerden), aber dank der straighteren Rhythm Section schlägt das Pendel der Mukke mehr in Richtung Rock`n`Roll als Rhythm`n` Blues aus.
Der Sänger rundet das Ganze dann noch ab und schnallt sich die Gitarre auf den Rücken, womit wir wieder bei Mariachi wären. Mit diesem Sound können sich sowohl eingefleischte Rockabilly Fans wie auch „Neulinge“ anfreunden. Die würde ich gern mal live erleben. Keine Bläser, kein Keyboard. Nur Gitarre Bass Schlagzeug und HolladieWaldfee. So muss das sein.
Schade nur, das die Band es bisher nur auf 2 CDs gebracht hat. „Heart-Shaped Noose“, die zweite Scheibe, ist immerhin auch schon 5 Jahre alt. Da ich nebenbei auf Youtube eine Live Aufnahme vom Anfang diesen Jahres gesehen habe, besteht aber noch Hoffnung. Es gibt sie noch. Vielleicht habe ich ja Glück und sie laufen mir wieder durchs Bild.

PS.: Mit "Digital" haben die Jungs sogar noch ein Joy Division Cover anzubieten. Wie kommt man im sonnigen L.A. auf den Gedanken, sich Songs aus dem verregneten Manchester anzuhören und auch noch nachzuspielen?

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