Sonntag, 3. Januar 2016

Uncle Fester: grad gelesen Januar 2016

Stephen Baxter - Ultima
Nach Proxima habe ich endlich die Fortsetzung und Abschluss dieser epischen Saga vor mir und wurde nicht enttäuscht. Ultima knüpft nahtlos an Proxima an. Das heißt aber auch, dass es sich hierbei eher um die zweite Hälfte des Romans handelt.
Denn am Ende von Proxima landeten Stef und Yuri in einem Paralleluniversum, in dem das römische Reich nicht untergegangen ist und die Menschheit in den Weltraum hinausführt. Auf der Erde gibt es noch den britisch-normannischen Block, die Brikanti, sowie die asiatische Macht namens Xin.
In diesem Universum landen auch Penny, Stefs unerwartete Schwester, sowie Erdschein, die letzte überlebende künstliche Intelligenz der alten Erde. Das Raumschiff Tatania konnte gerade noch von der explodierenden Erde fliehen, woran Erdschein nicht ganz unschuldig war. Wenigstens rette er noch Penny auf die Tatania.
In dieser von Römern beherrschten Kultur müssen sich die Neuankömmlinge erst einmal zurechtfinden.Der Xin Chu transportiert die Kiste mit Erdschein permanent mit sich herum.Der Druide Ari zeugt mit Penny die Tochter Mardina und der Zenturio Quintus wird uns auch bis zum Schluss begleiten.
Erdschein schafft es wieder, diesmal auf dem Mars, den Kernel (das ist die Energiequelle) einer Luke auf dem Mars zum Explodieren zu bringen, so dass auch dieses Universum kollabiert. Im nächsten ist die Lage erneut anders.
Hier hat sich die Inka Kultur auf der Erde durchgesetzt und lebt nunmehr in einer riesigen Raumstation im Orbit der Erde. Alle Menschen werden dort als Sklaven behandelt und terrorisiert, auch die Leute des überlebenden römischen Raumschiffs. Auch hier, also ab der Hälfte des Buches, sind die Helden der Geschichte mit dabei.
Yuri und Stef landen hierbei irgendwie wieder auf Per Adua. Von Yuri hört man im Verlauf der Geschichte über lange Zeit nichts, bis er schließlich lapidar stirbt. Sehr unspektakulär.Egal wie, jedenfalls landet der Rest der Mannschaft nach Zerstörung auch dieses Universum in der Endphase des Universums und überhaupt.
In einer bewegenden Schlusssequenz landen Mardina, Chu und ihr Baby (?) wiederum in einem neuen Universum, während doch eigentlich das Ende von Allem gekommen sein sollte. Hhm, ist halt schon etwas her, seitdem ich das Buch gelesen habe. Jedenfalls ist es packend geschrieben und jedem Geschichtsinteressierten wärmstens zu empfehlen.
Baxter schreibt es einfach nur noch gut.

                                           

Peter F. Hamilton – Der unsichtbare Killer
Hammer. Ich brauchte fast 2 Monate für diesen 1100 Seiten langen und eng beschriebenen Wälzer. Und überaschenderweise handelt es sich nicht um 5 oder 6 unabhängige Handlungsstränge, die am Schluss zusammengeführt werden. Nein, wir haben es mit lediglich 2 Strängen zu tun. Und ein kleiner Nebenstrang, noch einer…
Ein bestialischer Mord in Newcastle im Januar 2143 ruft den Detective Sid Hurst auf den Plan. Zusammen mit seinem Partner Ian Lanagin haben sie es mit der Leiche eines Mitglieds der übermächtigen Familie North zu tun, die im Fluß gefunden wurde. Dem Opfer wurde das Herz förmlich herausgerissen, was an einen 20 Jahre zurückliegenden Mord auf dem tropischen Planeten St. Libra erinnert.
Seinerzeit wurde ein führendes Mitglied der Familie North zusammen mit allen Partygästen samt Personal ermordet; die einzige Überlebende Angela Tramelo wurde für das Verbrechen eingesperrt, obwohl sie selbst unter Folter immer wieder ihre Unschuld beteuert hatte. Sie war halt ein Bauernopfer, denn eine bisher unbekannte Alienrasse konnte und wollte man der Öffentlichkeit nicht präsentieren.
Denn im frühen 22. Jahrhundert hatte sich die Menschheit dank sogenannter Gateways, die z. B. von Newcastle aus die Erde direkt mit St. Libra verbinden, in der Galaxis breit gemacht. Befeuert wird das Ganze durch den Brennstoff Bioil, der zu über 80% auf St. Libra aus vermodernden Sumpfpflanzen gewonnen wird. Und hier hat natürlich die Familie North die Hand drauf, so dass der Arm dieser Familie weit ins gesellschaftliche Leben der Menschheit hineinreicht, auch Politik und Verwaltung müssen auf die Familie Rücksicht nehmen.
Eine außerirdische Lebensform namens Zanth bedroht die menschlichen Siedlungswelten. Es handelt sich bei dieser Lebensform eher um einen biologischen Pils, der sämtliche Materie einfach in Brei umwandelt. In mehreren „Kriegen“ konnten die Menschen die von Zanth befallenen Sonnensysteme lediglich vom Netz der Gateways isolieren, eine Strategie zum Besiegen der Zanth wurde aber nicht entdeckt.
Und nein, nach 1100 Seiten auch noch nicht und überhaupt spielen die Zanth in der Handlung keine Rolle. Sie existieren lediglich zur Erklärung einer starken militärischen Präsenz der Armee in dieser zukünftigen Gesellschaft. Dieser Aufwand ist für Hamilton eher ungewöhnlich, fällt aber bis zum Ende hin nicht weiter negativ auf.
So kommt die Story so langsam ins Rollen, obwohl das Tempo auf den ersten Seiten schon hoch ist. Während Sid in Newcastle in akribischer Polizeiarbeit nach und nach der Lösung näher kommt, begleitet die aufgrund des neuen Mordes rehabilitierte Angela eine Expedition in den bislang unerforschten Dschungel von St. Libra, um dort die Alienrasse aufzuspüren, die wohl für die Morde verantwortlich ist und eine Gefahr für die gesamte Menschheit darstellt.
Sid kann in Newcastle schließlich das Monster – den unsichtbaren Killer – stellen und wird dabei fast getötet, aber das Monster wird von den North gefangen und zu einer ihrer Weltraumstationen verbracht. Dies 200 Seiten vor Ende des Romans, so das dieser Handlungsstrang hier schon zu Ende ist und nichts mehr weiter zur Handlung beisteuert. Habe ich so auch noch nicht erlebt, hat aber was. Hamilton trau ich als Schriftsteller vieles zu.
Die Geschichte der Expedition trägt das Buch auch alleine. Um es vorwegzunehmen: Es gibt gar keine Alienrasse. Dieses Alien auf St. Libra wie auch das Monster in Newcastle sind Manifestationen des Planeten St. Libra, der in grauer Vergangenheit von irgendeiner Zivilisation mit Leben per Terraforming versehen wurde. Und der Planet fühlt sich – nicht zu Unrecht – durch den Raubbau der Natur seitens der Menschen bedroht.
Durch Beeinflussung der Sonne des Systems (Sirius) erzeugt das Alien einen permanenten Winter auf dem Planeten, auf das die Expedition sich unversehens auf einer unübersichtlichen Eis- und Gebirgswelt wiederfindet und sich durch den sterbenden Dschungel zur Hauptbasis durchkämpfen muss. Bei widrigen Wetterverhältnissen bringt das Alien einen nach dem anderen um, wohl wissend, das die Expedition ein für das Leben von St. Libra tödlichen Virus mit sich führt.
Schließlich kann Angela mit Hilfe ihrer Tochter, die natürlich auch Mitglied der Expedition ist, das Alien stellen. Am Ende dieser Geschichte wird alles gut. Die Menschen beenden ihr Engagement auf St. Libra und die dortige Lebensform hat sogar noch ein Mittel gegen die Zanth parat. Hier haben wir dann doch die Zanth; jetzt aber bitte keine Fortsetzung.
Atmosphärisch dicht erzählt Hamilton diese Geschichte, die man auch in 300 Seiten hätte packen können. Aber die Nebenstränge sind für sich schon lesenswert, hinzu kommen noch längere Rückblenden einzelner Hauptpersonen, die eine Fernsehserie mit 8 Staffeln möglich machen würden. Wenn man nur wollte.
Für mich wäre eine Serie dagegen nichts mehr, weil ich die Story jetzt gelesen habe und der Überraschungseffekt einfach weg ist, wenn mir die Story nochmal vor die Glüsen kommt. Das hier gezeigte Universum bietet zwar noch Potential wegen der Zanth, aber Hamilton hat mit seinen Commonwealth Romanen schon ein Aufsehen erregendes Drama geschaffen. Das sollte reichen, zumal ich da noch 2 dicke Dinger von ihm liegen habe…

Hugh Howey – Unser Leben dort
Dies ist wohl sein wirklicher Erstling. In der Danksagung am Ende dieses mit 300 Seiten kurzen Buches erklärt er dies auch, 2009 hat er es hingeschrieben. Und auch wenn der Grundtenor von „Silo“ schon zu erkennen ist (Menschen sind in einer feindlichen Umwelt gefangen), so erkennt man hier auf Anhieb den Unterschied zu einem alten Hasen wie Hamilton. Der hätte aus dieser Story mühelos über 1000 Seiten herausgeholt.
Ein nicht näher bezeichneter Planet wird kolonisiert, dabei geht irgendetwas schief. Von den standardmäßigen 500 Kolonisten überleben nur knapp über 100. Wegen eines Brandes muss „Kolonie“, der allmächtige Computer des Projekts, die in Tanks herangezüchteten Menschen schon nach 15 statt nach 30 Jahren wecken.
In der Folge entwickelt sich eine Auseinandersetzung zwischen 2 Gruppen, was dann doch ganz gewaltig nach Krieg der Knöpfe ausschaut. Der Ich Erzähler Porter flieht aus dem von Hickson (klingt schon wie Hitler) diktatorisch geführten Lager mit seiner Freundin Tarsi und einer weiteren Handvoll Gefährten in die unbekannte Wildnis.
Hickson soll im Auftrag von Kolonie eine Rakete bauen, welche ein von Kolonie entwickeltes Patent sichern soll, welches sämtliche Kolonisierungen überflüssig machen würde. Diesem Projekt müssen sich die Menschen des Lagers bedingungslos unterordnen; Es herrschen Zustände wie in einem Konzentrationslager. Am Ende kann Porter das grausame System zerstören und mit dem Aufbau der menschlichen Besiedelung beginnen. Ohne Technik.
Eine schöne Parabel, hat was. Insgesamt sind die Charaktere etwas zu holzschnittartig geraten, aber bei Silo hat Howey das ja überwunden.
Nett.

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