Montag, 6. Juli 2015

Hartmudo: Frauen WM

Von Mitte Juni bis zum vergangenen Wochenende lief die 7. Endrunde der Fußball Weltmeisterschaft der Frauen in Kanada. Im Vorfeld hatte es noch viele Diskussionen gegeben, weil das Turnier zum ersten mal auf Kunstrasen ausgetragen wurde. Die befürchteten Verletzungen gab es dann doch nicht; viel Luft um Nichts also.
Vor vier Jahren hatten meine Löwin und ich die Gelegenheit, ein Vorrundenspiel zu sehen. Brasilien gegen Norwegen hieß die Partie. Seinerzeit, am Beginn dieses Blogs, hatte ich ausführlich über das Turnier in Deutschland berichtet, welches ja für das deutsche Team mit einem enttäuschenden Ausscheiden gegen den späteren Weltmeister Japan endete.
Der damalige deutsche „Rumpelfußball“ war nicht konkurrenzfähig; Die Japanerinnen spielten als einziges Team dank eines ausgeklügelten Kurzpassspiels einen ansehnlichen Ball. Lediglich die Brasilianerinnen oder ansatzweise die Französinnen versuchten es mit technischen Raffinessen, ansonsten war Ausdauer und solide „Grundtechnik“ angesagt.
Jetzt, 4 Jahre später, reiste das deutsche Team als amtierender Europameister und Erster der Weltrangliste nach Kanada und machte sich entsprechend Hoffnung auf ein erfolgreiches Turnier. Da die Spiele nicht vor 22.00 Uhr begannen, konnten meine Löwin und ich nur sehr wenige Spiele im Fernsehen schauen.
Mir machten bei diesem Turnier Kolumbien, Kamerun und Australien am meisten Freude. Kamerun hatte gute Ansätze, spielte aber sehr hart und war in den entscheidenden Momenten überfordert. Im Achtelfinale war dann gegen China Schluss. Kolumbien überraschte mit einem Auftaktsieg gegen die favorisierten Französinnen, waren aber gegen die megastarken US Girls chancenlos. Australien schaltete im Achtelfinale sensationell die Brasilianerinnen aus – aber gegen den Titelverteidiger aus Japan war Schluss.
Alle 3 Außenseiter zeichnete eine Eigenschaft aus, die insbesondere der deutschen Mannschaft in diesem Turnier fehlte. Sie spielten mit viel Herz und Engagement, wodurch so manche technische Schwäche kompensiert werden konnte. So macht Fußball Spaß.
Und dieses Engagement fehlte dem deutschen Team. Während die anderen Favoriten USA und Japan dank ihrer spielerischen Klasse bis ins Finale spazierten, scheiterten die Mitfavoritinnen aus Brasilien dank ihrer Pomadigkeit gegen aufopferungsvoll kämpfende Aussies. Und die Girls von Silvia Neid?
Es ging ja gut los – 10:0 gegen die Elfenbeinküste war eine Ansage. Doch schon das nächste Spiel der Vorrunde gegen Norwegen ließ erahnen, das dieses Team dank eines engen taktischen Konzeptes der Trainerin kein denkwürdiges Spiel wie die Männer letztes Jahr gegen Brasilien auf den Rasen kriegen würde. Nach dem hingewürgten 1:1 quälte sich das Team förmlich durch das Turnier.
Gegen Frankreich war das Weiterkommen meiner Ansicht nach unverdient, da die Französinnen 70 Minuten lang überlegen waren und die Deutschen überraschenderweise an die Wand spielten. Erst in den letzten 20 Minuten spielten die Deutschen ohne taktische Zwänge – was blieb ihnen auch anderes übrig – und schossen den Ausgleich, bloß um in der Verlängerung wieder in den Rasenschach zurückzufallen. Der Sieg im Elfmeterschießen löste dann einen Freudentaumel aus, da dachte ich: Jetzt ist der Knoten geplatzt, ab jetzt spielen sie befreit auf.
Weit gefehlt. Die US Frauen waren in allen Bereichen stärker und bei der ersten Niederlage gegen die Engländerinnen überhaupt im Spiel um Platz 4 verballerten sie auch noch Chance um Chance. Hier gewannen die Engländerinnen dank ihres beherzten Auftretens, auf keinen Fall aufgrund spielerischer Klasse.
Und auch bei diesem Spiel stand Silvia Neid wie weiland Sir Erich um die Jahrtausendwende bewegungslos mit versteinerter Miene und verschränkten Armen am Spielfeldrand. Wie Napoleon in Waterloo strahlte sie zwar Ruhe, aber keine Souveränität aus. Schlimm genug, das der DFB diese taktikversessene Trainerin das Team noch bei der Olympiade führen lässt, ehe dann die Quotenlesbe Steffi Jones, die nun mal gar keine Trainererfahrung hat, Silvia Neid als Bundestrainerin beerben wird.
Das Finale habe ich dank des späten Sendetermins Sonntagnacht leider verpasst, aber die US Girls haben die Japanerinnen wohl aus dem Stadion gefegt. Eins ist mir nach diesem Turnier aufgefallen: Teams wie die Französinnen oder auch die Engländerinnen haben sich in die Weltspitze gespielt. Viele andere Teams haben ebenfalls einen Riesensprung gemacht.
Bloß das deutsche Team nicht. Das ist allerdings hausgemacht.
Kommen wir zum Abschluss noch zur Fortführung der ewigen Tabelle von vor 4 Jahren; das macht mir als Statistikfreak besonderen Spaß.
Berücksichtigt wurden hierbei die erzielten Punkte (3 Punkt System) aller Frauen WM-Endrunden seit 1991 bis einschließlich der gerade beendeten WM. Ab den K.O. Runden gibt es bei Sieg in der Verlängerung und im Elfmeterschießen nur 2 Punkte. Der jeweilige Verlierer verdient bei solchen Spielen wenigstens einen Trostpunkt. Die Anzahl der bisher erzielten 1. - 4. Plätze ist auch ersichtlich:

Platz
Team
Punkte
1.
2.
3.
4.
1
USA
106
3
1
3

2
Deutschland
85
2
1

2
3
Norwegen
68
1
1

2
4
Schweden
60

1
2

5
Brasilien
58

1
1

6
China
52

1

1
7
Japan
41
1
1


8
England
33


1

9
Kanada
25

1
10
Frankreich
22



1
11
Australien
20




12
Nigeria
13




13
Russland
12



14
Dänemark
11





Italien
11





Nordkorea
11





Das war es dann mal wieder für die nächsten 4 Jahre. Jetzt ist es an der Zeit, dass der „richtige“, der „echte“ Fußball beginnt.
Mit Eintracht in knapp 3 Wochen! Ich freue mich schon.

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