Dienstag, 28. Juli 2015

Hartmudo: Bahnbeschwerde

Vor genau einer Woche musste ich mich morgens leider über die Bahn aufregen. Bislang hatte ich auf Beschwerden verzichtet, aber letzte Woche war es derart krass, so das ich eine Beschwerde an die Bahn geschickt hatte.
Im Folgenden der Text der Beschwerde.

Sehr geehrte Damen und Herren,
bevor ich mit der Beschwerde anfange, möchte ich Sie bitten, mein Schreiben trotz des ironischen Untertones ernst zu nehmen. Die Schreibweise dient lediglich der besseren Lesbarkeit, weil dies Schreiben sowie die mögliche Antwort veröffentlicht werden wird.
Beschweren möchte ich mich über eine 55minütige Verspätung der Regionalbahn 44 (RB 44), planmäßige Abfahrt 21.7.2015 um 6.19 Uhr ab Braunschweig Hbf nach Salzgitter Lebenstedt. Da dieser Zug stündlich verkehrt, kann man bei einer derartigen Verzögerung getrost von einem Zugausfall sprechen.
Um 5.50 Uhr stand ich wie jeden Arbeitstag am Bahnsteig 3a. Dort stand wie üblich der RB 45 nach Schöppenstedt, planmäßige Abfahrt 5.56 Uhr. Nach dessen Abfahrt läuft an diesem Bahnsteig zwischen 6.00 Uhr und 6.05 Uhr dessen „Gegenzug“ aus Schöppenstedt ein, um eben um 6.19 Uhr als RB 44 nach Salzgitter Lebenstedt zu fahren.
Die Abfahrt des RB 45 verzögerte sich um ca. 15 Minuten, dies wurde über Lautsprecher auch angesagt. Die nächste Ansage kam dann um 6.19 Uhr. Der RB 44 nach Salzgitter Lebenstedt sollte sich um ca. 30 Minuten verzögern.
Als gegen 6.40 Uhr der Zug aus Lebenstedt planmäßig einfuhr, der wiederum um 6.56 Uhr als RB 45 nach Schöppenstedt fährt, wurde ich etwas unruhig. Denn an diesem Bahnsteig würde der verspätete „6.19“ vor 6.00 Uhr kaum einfahren können, womit wir schon bei 40 Minuten wären.
Dies hätte den Verantwortlichen aber schon um 6.20 Uhr klar sein müssen. Warum dann eine Ansage über 30 Minuten? Ein Ersatzbahnsteig war wohl eh nicht vorgesehen, wie sich im weiteren Verlauf zeigen sollte.
Folgerichtig hörten die seit 6.19 Uhr ausharrenden Pendler alsbald von einer 40, dann 50minütigen Verzögerung. Als die anderen Pendler und ich dann – vollkommen entnervt – im planmäßig vorfahrenden RB 44 für 7.19 Uhr saßen, fuhr am Nebengleis auf einmal der als verspätet angekündigte „6.19“ ein.
Zu meiner großen Verwunderung kam jener Zug aus der falschen Richtung, sprich nicht aus Schöppenstedt, sondern entgegengesetzt, wohl aus dem Stellwerk. Das heißt für mich eindeutig, dass der eigentliche Zug entweder auf der Strecke liegen geblieben war oder eben von vornherein nicht unterwegs war, was wiederum ein ganz schummeriges Licht auf Ihr Geschäftsgebaren werfen würde.
Gehen wir mal von einem Defekt aus. Dann wäre der nicht repariert worden, das kann ich nachvollziehen. Dass dies länger dauert auch. Aber dass dann – ohne Not! – 5 Minuten vor Abfahrt des Nachfolgezuges zusätzlich der somit ausgefallene RB 44 mit einem Ersatzzug ersetzt wird, das hat mich dann doch überrascht.
Ich selbst arbeite in einer Behörde. Leuten wie mir spricht man landläufig häufig ein betriebswirtschaftliches Denken ab. Was die Bahn als mittlerweile Privatunternehmen hier jedoch abliefert, hätte in meiner Behörde kein Prinzipienreiter hingekriegt.
Aber das Beste kommt ja bekanntlich zum Schluß:
Als unglücklicher Höhepunkt der ganzen Angelegenheit erwies sich der Umstand, dass sowohl der verspätete RB 44 von 6.19 Uhr als auch sein „Nachfolger“ von 7.19 Uhr zeitgleich an den Bahnsteigen 3a und 4 um ca. 7.10 Uhr zur Verfügung gestellt wurden.
Der Schaffner des „7.19“ bat alle Fahrgäste, die bereits dort Platz genommen hatten, in den verspäteten „6.19“ umzusteigen, da dieser zuerst losfahren würde. Gegen 7.14 Uhr fuhr dann der verspätete „6.19“ nach Salzgitter Lebenstedt los.
Wie mir ein Mitreisender später berichtete, wurde der „7.19“ daraufhin sogar gecancelt, was ja auch Sinn macht, da am kleinen Lebenstedter Bahnhof nur Platz für einen Zug ist. Dazu ist die Strecke ab Salzgitter Drütte eh einspurig.
Jedoch hätte der verspätete Zug dann nicht um 7.14 Uhr losfahren dürfen. Ich stelle mir nur vor, wenn ich mit dem „7.19“ hätte fahren wollen und jenen nicht bekommen hätte, weil er – aus dieser Perspektive – um 5 Minuten zu früh fuhr.
Den anderen Pendlern und mir kam aufgrund der beschriebenen Vorkommnisse unwillkürlich in den Sinn, dass die Bahn standardmäßig bewusst eine Verzögerungstaktik fährt, um mögliche Regressansprüche wg. der 60 Minuten Regelung auszuhebeln. Dies ist jedoch wohl (hoffentlich) der Verärgerung zuzuschreiben.
Als enttäuschend empfinde ich dennoch die mangelhafte Information seitens des Bahnpersonals. Bei rechtzeitiger Information über die angeblich halbstündige Verzögerung hätte ich einen Ausweichzug über Salzgitter Bad um 6.03 Uhr nehmen können. Ich glaube es eben nicht, dass die große Verzögerung um 6.03 Uhr noch nicht absehbar war.
Bislang hatte ich auch das Anliegen der GdL und die vielen Streiks wohlwollend unterstützt und energisch jenen Leuten widersprochen, die meinten, bei der Bahn wären eh alle überbezahlt und unterqualifiziert.
Nach dem heutigen Morgen bin ich mir dieser meiner Meinung nicht mehr so sicher.


Ich bin gespannt, ob ich hierzu eine Antwort erhalte. Wenn ja, werde ich sie Euch nicht vorenthalten.

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