Montag, 11. November 2013

Hartmudo: Fußballhasser

Freitag, 8. November abends. Derbyzeit, zuletzt vor 37 Jahren trafen sich 96 und Eintracht in der 1. Liga. Siegtorschütze damals: Jürgen Milewski für die Roten, die heutzutage im Wolfsburggrün unterwegs sind. Milewski seinerseits ist immer noch als Spielerberater im Auftrag einer US Firma tätig und vertritt u.a. Aaron Hunt und Alexander Meier.
Das Spiel selbst war ein müdes 0:0, dafür war bei den Zuschauern mehr los.
„Tod und Hass dem BTSV“ skandierten die Hannoveraner. „Wir wollen keine Hannover Schweine“ entgegneten die Braunschweiger.
Apropos Schwein: Da hatten doch Braunschweiger Fans 2 Tage vor dem Spiel ein Hausschwein mit nem Hannover Schal und ner 96 auf der rechten und ner 1 auf der linken Seite mitten in Hannover frei laufen lassen:
Meine Löwin war darüber sehr erbost – sie sprach von Tierquälerei. Recht hat sie. Aufn Dorf wäre das ok, weil dort gang und gäbe, gewesen. Aber in der stark befahrenen Hanoverschen Innenstadt? Das Schwein muß ja 1000 Tode gestorben sein.
Und das mit der 1 geht auch nicht. Der Kicker zieht richtigerweise die Verbindung zu Robert Enke. Pietätlos, keine Frage. Aber doch fällt mir dann auf, das außer dieser „Schweineaktion“ der Name Robert Enke in keinster Weise in den Schmutz gezogen wurde. Das nötigt zumindest dann doch einen kleinen Respekt für die Hardcorefans ab.
Ich bezieh mich dabei natürlich auf die Ausschlachtung in den Medien. Im Kickerartikel hat mich allerdings eins geärgert: Lapidar beschreibt der Autor, das „zumal andererseits an Braunschweiger Ortsschildern gelbe Holzkreuze mit der Aufschrift BTSV gefunden wurden.“
Hier kommt wieder der Schlendrian des ach so seriösen Qualitätsjournalismus durch. Das die gelben Kreuze eindeutig für ein klares Nein zur Atommülllagerung in Asse oder auch Schacht Konrad stehen, hätte man auch ruhig mal recherchieren und vor allem schreiben können, wenn man es schon nicht weiß.
Dies ist ähnlich daneben wie die Nummer mit der 1 auf dem Schwein; Aber ohne nähere Erklärung wird ein Süddeutscher das nicht nachvollziehen können und die Braunschweiger „Idioten“ werden somit „harmlosen“ Hannoveranern gegenübergestellt.
Wie überhaupt auch auf Sky bei der Liveübertragung die Bengalos erwähnt, aber bis auf 2 Ausnahmen nicht gezeigt wurden. Das der glücklicherweise einzige Bengalo, der anläßlich der ersten Ecke von Eintracht aufs Feld flog und keinen Spieler traf, aus dem Hannoveraner Block kam, wird nicht erwähnt. Nun gut, man will ja nicht parteiisch sein.
des Nächtens nach dem Hertha Spiel
Auch ansonsten sah ich nur Bengalos in Hannoveraner Händen im Fernsehen. Erst Sonntagabend auf dem Dritten in einer sehr schönen Reportage kurz vor Mitternacht zum Derby sah ich überhaupt Bengalos von Braunschweiger Seite.
Sicherlich hab ich das Geschilderte aus der blaugelben Brille und etwas zu eng gesehen, aber die Leserbriefe in Spiegel Online zum Bericht über die Krawalle waren dann schon wieder typisch.
Die Fußballhasser meldeten sich zu Wort.
Und immer wieder das dämliche Argument mit den Steuergeldern, die der Polizeieinsatz kostet, im Vergleich zum Millionengeschäft Bundesliga. Sollen doch die Vereine selbst für die Sicherheit sorgen.
So mag ich das: Irgendwelche Schlaumeier, die sich für Fußball gar nicht erwärmen können, bringen solche Argumente, weil sie selbst logischerweise nie auch nur in die Nähe eines Stadions kommen würden.
Nehmen wir mal an, so Jemand ist Atomkraftgegner und blockiert aktiv Castor Transporte. Da könnte man dann ja auch sagen: Soll doch die Atomindustrie für die Sicherheit des Transportes sorgen. Ist ja ein Milliardengeschäft. Mich interessiert es nicht – mein Strom kommt aus der Steckdose.
Warum soll ich aus meinen Steuergeldern Polizeieinsätze bezahlen für ein paar Idioten, die die Gleise blockieren oder sonstwie? Da möcht ich meinen imaginären Fußballhassder ja mal sehen.
Das natürlich dann noch einige ewig Gestrige mit der Rechtsradikalennummer argumentieren oder auch lange Haftstrafen fordern, zeigt mir, wie viel Leute es in diesem Land gibt, die so verbiestert sind, das sie nicht einmal ihren Mitmenschen etwas Spaß und Lebensfreude beim Mitfiebern ihres Lieblingsvereins gönnen.
Denn diese Miesepeter tarnen ihren Hass beim zugegebenermaßen nicht unberechtigten Kritisieren von Hools und Chaoten. Die Vermummung, die übrigens nicht zu verhindern ist, habe ich sowohl bei Hannoveranern als auch Braunschweigern beobachten können. Im Gegensatz zu normalen Spielen beider Vereine übrigens.
Brisanz zeichnet dieses Derby aus. Hochgepuscht durch die Medien dazu. Voila. Wir wollen Blut sehen! Und gerade das ist ausgeblieben. Größtenteils blieb es ruhig, auch dank des Einsatzes der Polizei. Ob da der eine oder andere Fan von der Polizei unglücklich „angefaßt“ wurde, wie ich es auch schon lesen mußte, sei dahingestellt.
Jeder, der sich beim Derby auch nur in die Nähe des Stadionrunds begibt, in der Absicht, das Spiel zu sehen, muß damit rechnen. Andernfalls ist er genauso dämlich wie ein Fußballhasser, nur andersrum.
Jetzt ist es aber gut. Das Thema ist eh schon ausgelutscht – die nächste Sau muß durchs Dorf getrieben werden. Ulll-i Hööö – ness !

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