Mittwoch, 17. Juli 2024

Contramann: Lernkompetenz

https://www.focus.de/kultur/kino_tv/tv-kolumne-markus-lanz-die-da-oben-in-zugzwang-ploetzlich-macht-schueler-bei-lanz-ampel-ansage_id_260062299.html
Dieser Bericht stach mir so ins Auge, den muss ich kommentieren. Markus Lanz - auch der „Gegelte“ genannt - ist ja normalerweise keinen Kommentar wert, aber wenn der überschätzte Sascha „Hahnenkamm“ Lobo dort auch noch auftaucht, dann wird es interessant.
Und tatsächlich hatten die vier Gäste sich zusammen mit Lanz beim Thema künstliche Intelligenz an der Schule wunderschön über ChatGTP und Co. ausgelassen und konstatiert, dass die KI an der Schule nicht aufzuhalten sei. Sehr schön hier das Beispiel des ehemaligen Generalsekretärs der Bundesschülerkonferenz und „Zwölftklässlers“.
Während der Lehrer vorne noch die Frage stellt, haben die Schüler die Antwort unter dem Tisch auf ihren Smartphones per Chat GTP längst ermittelt. Das ist natürlich ein Totschlagargument, welches die Anwesenden wohl ins Sinnieren gebracht hatte.
Lohnt sich dann Lernen überhaupt noch? Braucht man überhaupt noch Lehrer? Ja, der Mensch braucht ein gewisses Grundwissen, aber was könnte das sein… Geschwafel ohne Ende, aber die Dussel kommen einfach nicht auf die naheliegende Lösung. Könnte das vielleicht daran liegen, dass die Diskutanten Verträge mit der Informatikindustrie haben?
Man weiß es nicht. Jedenfalls besteht die Lösung - gerade bei Berücksichtigung der Ergebnisse der Pisa-Studien in jüngster Zeit - darin, den Gebrauch von Smartphones an den Schulen zu verbieten und die Nutzung von PC’s oder Laptops - keine Tablets, bitte - auf einzelne Unterrichtsfächer zu begrenzen.
Ich kann das Gefasel von „Informatikkompetenz“ nicht mehr hören. Die heranwachsende Generation scheint ja häufig nicht einmal in der Lage zu sein, eine Summe von 4 oder 5 Zahlen im Kopf auszurechnen. Lesekompetenz ist eh schwach, weil Bücher doof sind. Lieber Influencer (klingt wie Influenza - Zufall?) auf YouTube oder gleich TicToc verfolgen. Und das eigenständige Formulieren zusammenhängender Sätze ist ja auch viel zu anstrengend.
Mathematisches Verständnis und Lese- wie Schreibkompetenz sind der Schlüssel, um überhaupt in der Lage zu sein, die Informationen aus dem Netz ziehen zu können. Umgekehrt funktioniert das eben nicht, weil die Kids spätestens in der Pubertät beim Lernen dazu neigen, nicht zu viel Energien hierfür aufzuwenden.
Andererseits ist es natürlich von Vorteil, den Heranwachsenden nur eine rudimentäre Kompetenz an selbstständigem Denken zuzubilligen. Ist ja schon schlimm genug, dass die „Ossis“ die falschen Parteien wählen und die Notwendigkeit von Coronaimpfungen oder Waffenlieferungen an die Ukraine nicht einsehen wollen.
Wie am „Vorabend“ des ersten Weltkriegs oder auch in den Jahren 1933 - 1939 vor dem Zweiten kann die herrschende Elite ihrem Volk die angeblich notwendigen Maßnahmen besser vermitteln, wenn die Menschen nicht mehr eigenständig denken oder die über die Medien vermittelten Sachverhalte, aus denen sich „alternativlose“ Lösungsansätze ergeben, in Frage stellen.
Schlimm genug, dass bereits jetzt zu viele Menschen - gerade die Jüngeren - Argumente der Mainstreammedien kommentarlos übernehmen, ohne diese zu hinterfragen. Lediglich vereinzelt treffe ich junge Menschen, die sich kritisches Denken bewahrt haben. Zuletzt beim alljährlichen Spargelessen von Phineas Freak.
Diese Leute sind übrigens keine Akademiker, das möchte ich hier mal positiv hervorheben. Das passt zu einem von mir vor Kurzem gelesenen Bericht oder auch Studie über die Unterstützung des Nazi-Regimes im letzten Jahrhundert. Leider habe ich diese aktuell nicht griffbereit, aber vielleicht hilft dieser Link auch schon:
https://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/unis-in-der-ns-zeit-bei-der-antisemitischen-hetze-ganz-vorn-a-395106.html
So habe ich es mir in den letzten Jahren angewöhnt, die Glaubwürdigkeit bzw. die Meinung von Leuten nicht mehr mit der allgemeinen Schulbildung (Universitätsabschluss inbegriffen) in Zusammenhang zu stellen. Es könnte natürlich auch daran liegen, dass „Realschüler“ in ihrem Berufsleben näher am wirklichen Leben stehen als Akademiker oder Abiturienten, welche beruflich häufig in „geschützten Räumen“ abseits der Produktion, des Kundenkontakts etc. agieren.
Anyway. Wenn sich die Kids in Zukunft nicht mehr nur in der Freizeit von vorgefertigten Meinungen oder auch Inhalten per Netz berieseln lassen, sondern dank künstlicher Intelligenz ihre Ansichten und Weltanschauung quasi per Trichter kritiklos vorbestimmen lassen, dann sind diese Leute leider nicht in der Lage, Probleme lösen zu können.
Als da wären Umweltzerstörung oder Hunger und Kriege in vielen Teilen dieser Welt. „Der Marsch der Idioten“ von Cyril M. Kornbluth fällt mir hierzu wieder ein. Lest diese Kurzgeschichte einfach mal und ihr werdet in dieser 70 Jahre alten Story erschreckend viele Parallelen zur heutigen Zeit feststellen müssen.
Mein Fazit zum Schluss noch einmal: Schränkt die Nutzung von Smartphones für Schüler so lange ein, bis diese über analoges Lernen die Kompetenz zum eigenständigen Nachdenken entwickelt haben. Kann doch nicht so schwer sein.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen