Dienstag, 7. Juni 2022

Hartmudo: Kuhle 1/3

Freitag, 27 Mai. Heute stand ein besonderes Event an. Es handelt sich um die "Kuhle". Dort, an der Kieskuhle im Heidberg, hatten wir uns früher immer nach der Schule im Frühjahr bis Sommer getroffen, um dort abzuhängen und ein wenig Bier zu trinken.
Wir sprechen hier über Jahre während der Oberstufe an der Raabeschule, aber auch durchaus über die Jahre danach. Für einen nicht geringen Teil der Jungen war die "Kuhle" ein Fixpunkt in ihrem Leben, natürlich neben dem "Brunnen" im "Zentrum" oder dem "Trixi". Letztere sind aber andere Geschichten, um die geht es hier im Moment nicht.
Irgendwann Anfang des Jahres hatte ich mit Pocke und Kroll über Whatsapp gechattet. Es war sicherlich Pocke, der eine gemeinsame Fahrradfahrt vorschlug, wenn Kroll mal wieder in Braunschweig ist. Und da hatte ich die glorreiche Idee, dass wir doch ein Treffen an der Kuhle abhalten sollten.
Dies machte uns alle so euphorisch, als ob wir noch Vierzehn wären und zum ersten Mal ein Bild von Pamela Anderson im Bikini gesehen hätten. Natürlich waren wir uns einig darin, dass der Lange und Tesla hierbei einbezogen werden mussten. Schließlich gehörten beide seinerzeit zu Stammcrew an der Kuhle.
Nach dieser ersten groben Planung ging erst einmal etwas Zeit ins Land. Wir fuhren gemeinsam zur BiRe in den Spessart, sprachen aber dort nicht mehr über diese Aktion. Nicht dass es vergessen war, aber Kroll hatte noch keinen genauen Termin für seinen Besuch in Braunschweig nennen können.
So sieht sie heute aus
Zu dieser Zeit kamen dann noch die beiden Beerdigungen von Bud und Harald hinzu, so dass ich die Aktion an der Kuhle etwas in den Hintergrund drängen musste. Fragt mich bitte nicht warum, aber irgendwann zwischendurch hatte ich dann doch den Drang verspürt, das Treffen an der Kuhle voranzutreiben.
Mir schwebte da der Freitag nach dem Vatertag im Kopf herum, weil ich da bequem nach der Arbeit mit dem Rad vom Bahnhof in den Heidberg radeln könnte. Am Vatertag selbst dürfte es an der Kuhle zu überfüllt sein. Neben den ganzen Leuten mit den Bollerwägen wären sicherlich auch noch einige Familien mit Kindern zum Grillen anwesend. Wo bitteschön hätten wir da unseren Platz finden sollen?
So schlug ich also ca. eine Woche vorher eben den besagten Freitag, den 27. Mai, als Termin zur Wiedersehensfeier an der Kuhle vor. Als Uhrzeit gab ich 14 Uhr dreißig Uhr vor, weil ich zu jenem Zeitpunkt dort nach der Arbeit eintreffen würde.
Ich wollte zu diesem Zeitpunkt einfach nur an der Kuhle sein, da ich selbst permanent nach coolen Fahrradtouren für gpzbt (guterPlatzzumBiertrinken) suche. Pocke und der Lange signalisierten ihre Teilnahme zu diesem Termin unmittelbar nach Erhalt der Whatsapp.
Der Lange schickte mir dankenswerterweise zusätzlich noch den Kontakt zu Henry, welchen ich seit der schönen Zeit vor vierzig Jahren allerhöchstens noch ein- bis zweimal überhaupt gesehen hatte. Der Lange hält immer noch Kontakt zu ihm, man trifft sich nach wie vor ab und an zum Biertrinken in der Stadt.
Henry ist mittlerweile Berufsschullehrer, zu der damaligen Zeit hatte ich weniger mit ihm zu tun. Ich muss hier noch erwähnen, dass wir beide uns seinerzeit nicht wirklich gemocht hatten. Warum, kann ich heute gar nicht mehr sagen. Jetzt ist das egal, es zählt jetzt nur die gemeinsame Verbindung an der Kuhle vor vierzig Jahren.
Und siehe da, zu meiner großen Freude zeigte sich auch Henry von einem Treffen begeistert. Dies motivierte mich umso mehr, hatte ich doch seinerzeit unter Minderwertigkeitskomplexen gelitten, weil ich mich Anfang der 80er Jahre zugegebenermaßen nicht richtig dazugehörig gefühlt hatte. Heute weiß ich jedoch, dass dies natürlich zunächst an mir gelegen hatte.
Und Henrys Reaktion zeigte mir wie so oft in der Vergangenheit, dass ich damals häufig nicht geradeaus lief und allzu Vieles fälschlicherweise als negativ empfunden hatte.
Vollkommen unerwartet erreichte mich zwei Tage vor dem Treffen noch eine E-Mail von Aki-Bua. Der war in der Mittelstufe der beste Freund von Pocke gewesen, nach dem Abi wohnte er mit Viktor und Tesla in einer WG in Göttingen - die drei Studenten. Alles weitere zu näheren Infos über Aki-Bua siehe meinen Beitrag vom 8. Juli 2012, zu Viktor hatte ich am 8. Mai 2018 eine kleine Serie gestartet.
Egal ob Slade, Sweet, Kiss oder Status Quo - Aki-Bua und Pocke waren schon Mitte der Siebziger drauf, als ich noch Udo Jürgens oder Reinhard Mey als progressiv empfand. Aki-Bua machte sein Studium wohl nicht zu Ende, dann verschwand er aus Braunschweig und damit aus unserem Dunstkreis.
Er hatte wohl geheiratet... und war dann in der Pfalz gelandet, schrieb er mir jetzt. Auch Aki-Bua wird anlässlich unseres Abiturtreffens am 11. Juni in die Raabeschule kommen. Er möchte die alten Leute wieder sehen, ich schrieb ihm von unserem Treffen an der Kuhle. Selbstverständlich werde ich am 11. Juni auch in der Rabeschule sein, genau wie die anderen Jungs, die ich diesen Freitag in der Kuhle traf.
Jetzt war ich erst richtig heiß auf die Kuhle geworden.

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