Montag, 7. Februar 2022

Hartmudo: voller Impfschutz 2/2

Bei einer Krankheit wie Pocken oder Malaria mit einer Todesquote von 10% der Infizierten könnte ich es ja verstehen. Anstatt im Oktober letzten Jahres, als dieser Impfstoff schon in der Kritik stand, die Änderung des Impfstatus bei einer Fristsetzung von einem Monat anzukündigen und durchzuführen warteten die Penner in Berlin ein Vierteljahr lang ab und beriefen sich auf eine neue Einschätzung des Robert-Koch-Instituts bzw. des ehrlichen Pauls, um dann den Status frist- und kommentarlos zu ändern...
Doch all mein Klagen änderte nichts an der Lage und so parkte ich mein Rad vor dem Impfzentrum in der Stadthalle. Der freundliche Security Mann lotste mich dank des zuvor gebuchten Termins gleich zum Schalter im Eingangsbereich, wo mich ein Arzt schon erwartete.
Nach Blick in meinen Impfausweis empfahl er mir Moderna, da dieser bei Personen über 60 Jahren immer empfohlen wird. Der muss ja auch weg, können ja nicht alle mit Biontec versorgt werden.
"Mir egal, von mir aus auch Moderna", antwortete ich.
Als nächstes empfahl mir der Arzt die dritte Impfung vier Wochen später, am besten mit Biontec. Durch diese Mischung wäre ein optimaler Impfschutz gegeben.
Ich stellte ihm eine einfache Gegenfrage: "Nein Danke. Trinken Sie verschiedene Sorten Alkohol auch immer durcheinander?" Zum Glück war ich noch in der Lage, meinen Ärger lustig rüberzubringen.
Der Arzt antwortete mit einem Lächeln. "Manchmal schon."
"Sehen Sie!"
Hierbei beließ ich es, was sicherlich auch angemessen war. Der Arzt konnte ja auch nichts dafür, dass ich mich von Lauterbach, Wieler und Co total verarscht fühlte.
Anders als im letzten Frühjahr wurde ich nun sofort zu einer Kabine mit einer Krankenschwester geschickt, welche die Impfung durchführen würde. Als erstes nahm sie die von mir bereits zu Hause ausgefüllte Einwilligungserklärung entgegen.
Ach ja, die Einwilligungserklärung. Auf die hatte der Arzt soeben lediglich kurz draufgeschaut und vielleicht eine Sekunde gestockt, ehe er sein normales Programm abgespult hatte. Die mitfühlende Krankenschwester reagierte da ganz anders, als sie den von mir eingefügten Kommentar las: "Einwilligung aufgrund sozialen Drucks und rechtlich fragwürdiger Praxis des Bundesministeriums für Gesundheit".
"Das finde ich gut, ich sehe es ja genauso." meinte sie traurig.
Ich fragte sie nicht, warum sie denn bei der ganzen Sache überhaupt mitmacht, wenn Sie eine andere Meinung vertritt. Das wäre unfair gewesen, denn ich machte ja selbst mit. Also setzte ich mich hin, zog den Pullover aus und ließ mir die Spritze in den linken Oberarm setzen. Die Krankenschwester erklärte mir noch, dass ich viel trinken und in den nächsten drei Tagen keinen Sport machen sollte, dann war ich durch.
An einem anderen Stand wurde die entsprechende Marke für Moderna in meinen Impfausweis geklebt. Als ich den jungen Typen hinter dem Schreibtisch fragte, ob ich meine digitale Impfbescheinigung wieder über das Portal des Landes Niedersachsens herunterladen könnte, war ich von seiner Antwort überrascht.
Das Land hatte die entsprechende Funktion mittlerweile abgeschaltet, so dass ich eine Apotheke aufsuchen müsste, wo man mir ein EU-weit gültiges Impfzertifikat ausstellen würde. Den darauf abgebildeten QR-Code sollte ich über meine Covid App einscannen können.
Das meine nach außen zur Schau gestellte Ruhe täuschte, merkte ich daran, dass ich total wuschig war. Ich vermisste meine Mütze und suchte hektisch das komplette Infocenter ab. Am Ende fand ich die Mütze in meinem wieder angezogenen Pullover.
Dreimal atmete ich durch, dann fuhr ich mit dem Rad zurück Richtung Heimat. Da ich noch nicht gefrühstückt hatte, wollte ich mich nach der Impfung mit ein paar Brötchen belohnen. Und weil ich durch die Innenstadt zurück fuhr, bot sich hier das weiße Ross als Anlaufziel förmlich an.
Überraschenderweise sprang mir keine Apotheke auf dem Weg ins Auge, aber beim Weißen Ross gibt es diesbezüglich ja eine große Auswahl. In der Apotheke weißes Ross wurde mir dann das Impfzertifikat ausgestellt. Ich brauchte nicht zu bezahlen, was auch gut war, denn andernfalls hätte ich mich wieder bockig zeigen wollen.
Den dort aufgedruckten QR-Code werde ich allerdings erst in zwei Wochen einscannen, weil ich mich nicht noch einmal aufregen möchte. Ich argwöhne, dass mein derzeitiger Impfstatus in der Covid App durch das Einscannen sofort auf "noch nicht vollständig geimpft" geändert wird. Dabei hätte man auch rechtzeitig eine Warnung über diese App verbreiten können, dass der Impfstatus für Johnson & Johnson Geimpfte in, sagen wir mal zwei Wochen, auf "nicht vollständig geimpft" geändert wird.
In der zuletzt am 14. Januar geänderten Schutzmaßnahmen-Ausnahmenverordnung lässt sich zwar in $ 2 Nummer 3 herauslesen, dass der Impfstatus im Prinzip durch das Paul-Ehrlich-Institut festgelegt wird. Aber eine Fristenregelung bei einer Veränderung, hier Verschlechterung, des Status fehlt in dieser Verordnung. Einer der wichtigsten Rechtsgrundsätze dieses Staates, der Bestandsschutz bzw. die Verlässlichkeit von Gesetzen und Verwaltungsakten, ist hier einfach missachtet worden.
Das klingt jetzt sicherlich etwas trocken und ist für politisch eher weniger Interessierte etwas unverständlich, aber die Aushöhlung verfassungsrechtlicher Prinzipien hatte seinerzeit bereits die Weimarer Republik zerstört. Ich weiß ja, dass viele von euch derartige Vergleiche ungern hören. Es mag stark übertrieben sein, aber ich sag immer: Wehret den Anfängen!
Ich bin halt lieber Cassandra als der Untertan. Trotzdem bin ich jetzt das zweite Mal geimpft, was sich offensichtlich mit meinen soeben gemachten Äußerungen etwas beißt. Da ich aber nach wie vor an die demokratischen Prinzipien glaube, erkenne ich die Mehrheitsmeinung an und respektiere diese, indem ich bei dem Budenzauber mitmache. Meine davon abweichende Meinung dokumentiere ich selbstverständlich, damit es hinterher nicht wieder heißt: "Das wussten wir gar nicht. Woher hätten wir das wissen sollen?"

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