Mittwoch, 9. Februar 2022

Contramann: kurz gesehen im Februar

Auch diesen Monat starte ich mit Rubikon, der für den einen oder anderen eine Fake News Quelle darstellt. Hier wird aber nicht mit Fakten argumentiert, sondern mit einem logischen Vergleich. Als Quintessenz wird die zuletzt gern geäußerte Forderung, Ungeimpfte die Kosten einer Behandlung im Falle einer Covid-Erkrankung selbst bezahlen zu lassen oder ihnen die Behandlung gleich komplett zu verweigern, ad absurdum geführt.
Insbesondere das in meinem Umfeld gern geäußerte Argument, dass Ungeimpfte schließlich ja auch andere gefährden, wird mit dem Beispiel der Raucher schon ausgehebelt. Denn wer A sagt, muss eben auch B sagen. Übergewichtige dagegen stecken zwar keine anderen Menschen an, aber sie nehmen Kranken eben auch Plätze auf den Intensivstationen weg. Die fehlenden Plätze auf den Intensivstationen war jetzt auch ein gern geäußertes Argument von Befürwortern einer Ächtung von Ungeimpften.
Und derartige Äußerungen, welche ich in den letzten Monaten auch von eigentlich intelligenten Menschen in meinem Umfeld gehört hatte, weisen in meinen Augen auch schon beängstigende Züge eines nahenden Faschismus auf, auch wenn diese Leute dies für sich glaubhaft ablehnen werden.
Aber die allgegenwärtige Angst vor Einbußen im Einkommen oder Lebensstandard, verbunden mit der tatsächlichen Angst zu erkranken, verleitet den Großteil unserer Mitbürger zum Rückfall in überwunden geglaubte Verhaltensmuster. Ca. 75 Jahre nach Ende des Nationalsozialismus oder auch 30 Jahre nach Ende der DDR Diktatur ist die freiheitlich demokratische Grundordnung - das Kernelement unserer Verfassung - nur noch dazu da, den eigenen Arsch zu retten.
Meinung von Minderheiten werden nicht mehr akzeptiert, sondern verteufelt. Ungeimpften wird pauschal eine Schuld unterstellt, die unser Rechtssystem bei „normalen“ Verbrechen wie Mord, Diebstahl oder Vergewaltigung ablehnt. Da muss immer erst die individuelle Schuld bewiesen werden - und zwar vom Ankläger, nicht vom potenziellen Täter.
Und wer diese Beweispflicht umkehrt, ist für mich ein Faschist. Zumindest so lange, wie die Argumentation der Befürworter all der Schutzmaßnahmen so löchrig ist, was die „Schuld“ der Ungeimpften angeht.

https://www.heise.de/tp/features/Elf-Dinge-die-ich-als-Radfahrerin-nicht-mehr-hoeren-kann-6287941.html
Dies ist, mal abgesehen von der gender*innen Sprache, ein überfälliger und guter Beitrag zur leidigen Debatte um die deutsche Autokultur. Die Anhänger der Kirche der Automobilfetischisten wird diesen Beitrag zwar als überflüssig brandmarken, zeigt aber durch seine pauschale Ablehnung der Argumente gegen einen überbordenden individuellen Automobilverkehr seine dogmatische Religiösität.
50% aller Autofahrten in Deutschland haben eine Länge von unter 5 km. Allein dieser Wert zeigt, dass es bei der Diskussion um CO2 Reduzierung weniger um eine Schönrechnung der gewollten E-Mobilität gehen kann, sondern tatsächlich um eine weitestgehende Einschränkung des Individualverkehrs.
Zumindest in städtischen Räumen mit einem entsprechenden Angebot an Öffis, seien es Busse, S-Bahnen und U-Bahnen, Taxis oder gar Rikschas. Eine Nutzungsgebühr von 50,- € pro PKW für das Einfahren in den Innenstadtbereich kann da nützlich sein.
Notwendige Übergangsregelungen habe ich jetzt ausgespart, das Ziel zählt.

https://taz.de/Normalitaetsbegriff-von-Olaf-Scholz/!5818980/
Die TAZ hatte ich früher eher als notwendiges Gegengewicht zur National Zeitung empfunden. Heute folgt sie leider dem typischen linken Narrativ, dass man zunächst abweichende Ansichten bei den eigenen Leuten bekämpft, um einen Alleinanspruch auf die Deutungshoheit über die Bekämpfung der „Rechten“ anzumelden.
Dies wird in diesem Kommentar von Stefan Reinecke besonders deutlich, in dem er sich erblödet, Olaf Scholz als Beschützer der kleinen Leute und Sahra Wagenknecht als Spalterin der Gesellschaft und Aufhetzerin eben dieser Leute hinzustellen. Die Kritik Wagenknechts an den woken Linken hatte die TAZ sichtlich beeindruckt.
Olaf Scholz - der „Held“ des Hamburger G20 Gipfels und „Beschützer“ der Warburg Bank - als „richtiger Freund der einfachen Leute“. Diese Phrase von Scholz auf einem Parteitag hat der Kommentator zugegebenermaßen nicht als Tatsache hingestellt, aber Scholz eher Unbedarftheit unterstellt, während er Wagenknecht geißelt.
Das ist die TAZ von heute. Die Erde ist halt eine Kugel. Man muss eben nur weit genug nach links laufen, um rechts anzukommen.

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1158792.corona-und-das-bildungsbuergertum-die-pandemie-der-gebildeten.html
Genau so sehe ich das auch. Ich zitiere hier einfach nur aus dem Text:
„Es gibt also keine »Pandemie der Ungeimpften«. Was es gibt, ist eine Pandemie der Gebildeten. Sie haben ihre Bildung vor den Karren der zum Prinzip erhobenen Rücksichtslosigkeit des Marktes gespannt und wissen sich in der selbst herbeigeführten Katastrophe nicht besser zu helfen, als zu gewohnten Reflexen zu greifen: nach unten treten.“
Etwas drastisch sicherlich, aber die Argumentation im Text deckt sich mit meinen Erfahrungen während der Hartz-IV-Demos. Aktuell fühlen sich die meisten gutsituierten Mitbürger in ihrer Freiheit beschnitten, weil Ungeimpfte die Pandemie unnötig verlängern würden. Und Ungeimpfte sind entweder Ungebildete (hiermit entlarven sich viele Linke als Heuchler) oder Querdenker. Kann ja gar nicht anders sein.
Auch bei den aktuellen „Montags-Spaziergängen“ in Braunschweig fällt mir auf, dass dort ganz normale Menschen der Mittelklasse - also Arbeiter und Angestellte - unterwegs sind. Ungebildete, wie übrigens auch Rechtsradikale, sind nicht sichtbar bzw. in der absoluten Minderheit. Der ganze Protest wird eben nicht von den „Machern“ und Hochgebildeten unserer Gesellschaft getragen, im Unterschied zu den Gegenveranstaltungen von Verdi und Co.
Hass und Häme kommen eher aus der Richtung, nicht von den angeblichen Schwurblern. Das hat mich dann doch nachdenklich werden lassen über die wahren Motive der Gegendemonstranten, obwohl sie es selbst nicht eingestehen können. Denn sie sind die eigentlichen Profiteure dieser Pandemie.

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