Dienstag, 19. Mai 2020

Hartmudo: Wie damals inner DDR


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Da taucht auch schon mit "Widerstand2020" eine neue Partei auf. Den Ansatz des Leipziger Juristen und des Sinsheimer Arztes finde ich beim ersten Blick auf die Homepage erfrischend und notwendig. Fast hätte ich mich zum Mitmachen entschlossen. Doch dann las ich, das das dritte Gründungsmitglied, eine Frau aus Lehrte, aufgrund interner Meinungsverschiedenheiten gleich wieder ausgestiegen ist. Da warte ich jetzt erst einmal ab, wohin da die Reise geht.
Vielleicht in die Normalität mit den Lockerungen der Ausgangsbeschränkungen? Seit Montag dem 11. Mai können z. B. Gastronomiebetriebe unter Auflagen wieder öffnen. Bereits am Abend erreichte mich eine erfreute Whatsapp von Ulli, der ein Foto von seinem ersten Besuch einer Gaststätte seit Mitte März postete. Da hatte ich mich für ihn gefreut.
Ich selbst war am Mittwoch dem 13. das erste Mal in einem Restaurationsbetrieb. Ein Bäckereicafe in Fallersleben, weil ich meine Löwin zum Arzt fahren musste und Wartezeit hatte. Freudestrahlend sah ich, dass da ein Tisch gerade frei wurde, als ich - mit einer Baumwollmaske vorm Gesicht - den Laden betreten durfte. Nicht mehr als 2 Leute mit Maske vor dem Tresen; da hatte sich nichts geändert.
Gerade hatte ich einen Pott Kaffee und eine Nußecke geordert, da schob mir die Verkäuferin (ebenfalls mit Maske) Zettel und Kugelschreiber rüber. Das hatte ich bei aller Freude über die Öffnungen im Gastronomiebereich bislang ausgeblendet: Die persönlichen Daten sind ab sofort beim Aufenthalt in der Gastronomie anzugeben. Als da wären: Name, Anschrift, Telefonnummer, Uhrzeit und Dauer des Aufenthalts. Fast so wie beim Einchecken im Hotel.
mein Name... ist... wie war der noch...

Das wir uns richtig verstehen: Der Sinn dieser Datenerhebung ist mir schon klar. Der Betrieb garantiert mir (lt. Aufdruck) eine Speicherung der Daten von lediglich 4 Wochen und gibt diese nur auf Anfrage des Gesundheitsamtes heraus. Im Falle des Entstehens eines Corona Hotspots kann ich rechtzeitig informiert und in Quarantäne gesteckt werden; zumindest komme ich in den Genuss eines Testes. Das sich so der „Brandherd“ frühzeitig eingrenzen lässt, leuchtet mir ein. Da bin ich mit dabei, keine Sache das.
Meine Befürchtungen jedoch speisen sich aus meinen Erfahrungen der letzten Jahrzehnte, was „vorübergehende“ Verschlechterungen meiner Bewegungs- oder sonstwie-Freiheit angeht. Spontan fällt mir da der Solidaritätszuschlag ein, der nur befristet zur Finanzierung des Aufbaus Ost erhoben werden sollte.
Ein Impfstoff ist wohl nicht vor nächstem Jahr in Sicht; Gleiches gilt für ein Gegenmittel. Hierbei ist noch nicht einmal berücksichtigt, dass oder ob der Coronavirus mutiert, so dass sich die Entwicklung eines Impfstoffes entsprechend verzögert. „Die Regierung“ - und die in meinen Augen größtenteils gleichgeschalteten Medien - werden uns am Ende noch nächstes Jahr und in den darauffolgenden Jahren erzählen, dass diese Datenerhebung aus Sicherheitsgründen nach wie vor geboten sei, selbst wenn wir die Masken nicht mehr benötigen würden.
„Verschwörungstheorie!“ wirst Du jetzt rufen und Du hast Recht damit. Wollen wir hoffen, dass diese Datenerhebung spätestens nächstes Jahr eingestampft wird. Denn bei dieser vermeintlich harmlosen Datenspeicherung ist ein Missbrauch natürlich nicht auszuschließen. Wer mich jetzt noch fragt: „Wieso?“, der sollte sich „Staatsfeind Nr. 1“ mit Will Smith und Gene Hackman noch einmal anschauen.
Eine Nutzung dieser Daten zu Werbezwecken durch private Firmen ist da ebenfalls nicht ausgeschlossen, auch wenn dies strafbar ist. Strafen haben noch keinen Verbrecher vom Tun abgehalten, zumal wenn der Gewinn entsprechend groß ist. Jetzt kann man zur Zeit zwar noch falsche Daten angeben - so wie wir es damals bei der Volkszählung 1987 auch gemacht hatten. Doch diese Lücke wird bald geschlossen werden, wenn man diesen laxen Umgang mit der Datenerhebung feststellen sollte. Dann muss der Pass vorgezeigt werden.
Der CDU Europaabgeordnete Axel Voss meint: „Wer die Corona App hat, soll zuerst wieder ins Restaurant dürfen.“ Und wer nicht, trägt nen Davidstern auf der Brust, oder was? Ich glaube zwar nicht, dass dieser CDU Abgeordnete faschistischen Kreisen nahesteht, aber Politiker sollten gefälligst aufpassen, mit was für Äußerungen sie sich in die Öffentlichkeit begeben.
Zuerst hieß es, die Installation dieser App wäre freiwillig, als dieser Hinterbänkler ins mehr als grelle Scheinwerferlicht tritt. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass bei einer geringen Akzeptanz dieser App tatsächlich eine Zwangsinstallation übers Betriebssystem angeordnet werden muss. Denn bei einer Akzeptanz von... sagen wir mal 50%... macht natürlich die gesamte schöne, wie teure App keinen Sinn mehr.
All meine zuvor genannten Befürchtungen sind im Moment noch paranoid, das möchte ich hier ausdrücklich festhalten. Doch je mehr sie sich bewahrheiten würden, umso mehr werde ich mich in der Meinung bestärkt sehen, wie „inner DDR“ zu leben. Denn die Notwendigkeiten von Zwangsmaßnahmen nimmt mit der Zeitdauer ab, zumal wenn (oder falls) die Anzahl von tatsächlich Infizierten und leider Verstorbenen überschaubar bleibt.
An das Tragen einer Maske habe ich mich ja mittlerweile gewöhnt. Zur Zeit vergesse ich beim Rausgehen aus dem Supermarkt oder beim Bäcker sogar, die Maske blitzschnell vom Kopf zu reißen. Teilweise laufe ich damit noch minutenlang mit herum. Vielleicht merke ich nächstes Jahr auch gar nicht mehr, dass ich die Maske permanent aufhabe, wenn ich aus dem Haus gehe.
Jetzt sind soziale Außenkontakte für mich vielleicht nicht so wichtig wie für einen Mittsiebziger, dessen Freunde schon größtenteils verstorben sind und dessen Familie kaum noch Zeit für den alten Nöhlkopf hat. Wer maßt sich an, darüber entscheiden zu wollen, wie dieser Mensch leben möchte? Möchte er überhaupt durch Kontaktsperren geschützt werden, um den Rest seines Lebens in einsamer Verbitterung zu verbringen?
Ich bitte um Handzeichen, wer dies als lebenswert für Jahre erachtet. Zusammengefasst bin ich gern bereit, alle Zwangsmaßnahmen für eine gewisse Zeit, sagen wir bis Jahresende, mitzumachen. Dann muss aber gut sein - es sei denn, die viel beschworene zweite Welle ereilt uns, dass Virus mutiert oder die Anzahl tatsächlich Infizierter oder der Toten steigt sprunghaft in die Höhe.
Eins muss uns allen, selbst mir als Kapitalismuskritiker, klar sein: Jede Maßnahme an länger andauernden Einschränkungen verändert die Art unseres zukünftigen Lebens, gerade auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Lohnt es sich, ein Restaurant oder gar eine Bierkneipe weiterzuführen, wenn nach wie vor ein Abstandsgebot von zwei Metern für eine gemütliche Bahnhofsaffäre sorgt, bei der die Leute langfristig wegbleiben? Kaufen die Menschen ihre Non Food Artikel (vor allem Kleidung) mit einer Maske nach wie vor in den Shoppingmeilen vor Ort oder doch lieber bei Amazon oder Zalando?
Zwei polemische Fragen, die man nicht so einfach ignorieren sollte. Wir alle werden mittelfristig weniger Sozialkontakte haben, da wir dank zusammengebrochener Gastronomie und fehlenden Massenveranstaltungen schlechter neue Leute kennenlernen. Gut, das ist jetzt wirklich etwas plump argumentiert.
Doch wenn sich meine schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten sollten, dann sind wir mitten in der neuen DDR. Das lass ich jetzt mal als Schlusssatz stehen, ehe ich mich noch weiter in wirren Gedanken verliere.
Corona Beschränkungen Pro oder Contra - bei diesem Thema bin ich hin und her gerissen.

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