Sonntag, 3. November 2019

Hartmudo: Vitalium 16


16
Donnerstag in aller Herrgottsfrühe. Diesmal war die Frau mit dem Wickel sogar noch vor dem Wecker bei mir im Zimmer! „Guten Morgen!“ schmetterte ich ihr wortgleich zurück, musste jedoch gleichzeitig feststellen, dass ich mich besser vorher ins Bad begeben sollte. Eine halbe bis Dreiviertel Stunde würde ich ohne Toilettengang nicht durchstehen können. Sie war so freundlich, mir die Zeit dafür zu gönnen. Wenn auch widerwillig.
Danach kam wieder der Lendenwickel zum Einsatz. Und schon ging sie wieder fort, nachdem sie mich fest zugedeckt hatte. Wieder ließ sie mich im Dunkeln liegen. Ich wartete noch ein paar Minuten, bis es unter der Decke schon wieder warm wurde. Jetzt hatte ich wieder Zeit zum Lesen. Ich schaltete das Licht an und drehte mich mit dem Buch auf die Seite.
Endlich konnte ich die Tücher entfernen und legte alsbald das Buch zur Seite. Schnell ging ich um halb Acht zu meiner Löwin hinüber, um ihr zu sagen, dass ich wieder nicht am Frühsport teilnehmen würde. Nachdem das schnell geklärt war, haute ich am Schreibtisch auf meine Tastatur ein und ging dann selbständig zum Frühstück.
Die anderen Drei erschienen ebenfalls kurze Zeit später. Meine Löwin berichtete sofort von ihrem Ärger mit der Vorturnerin, die an diesem Morgen mal wieder den Frühsport geleitet hatte. Die immer noch rüstige Rentnerin unterwies die Interessierten im Gebrauch von Therabändern. Ursprünglich hatte sie dies für Mittwoch angekündigt, doch da war ja die Osteopathin aktiv gewesen.
Schade, denn für die Therabänder hatte ich mich bekanntlich ebenfalls erwärmen können. Doch wenn der Frühsport dann derart abging... Was war passiert? Patti, die an diesem Morgen wieder den Weg zum Frühsport fand, bekam zufällig mit, dass die Vorturnerin zwei Frauen, die dank ihrer Leibesfülle bei den Übungen Probleme bekamen, arrogant und abwertend als „unsere Balletttänzerinnen“ bezeichnete.
Nun mochte die Vorturnerin keine Übungsleiterausbildung genossen haben, aber all ihr sicherlich vorhandenes Engagement läuft natürlich ins Leere, wenn sie sich über ihre Schüler im Kurs lustig macht. Dies rief dankenswerterweise meine Löwin auf den Plan, deren Gerechtigkeitssinn stark ausgeprägt ist.
Sofort beschwerte sie sich bei der Vorturnerin über die herablassenden Sprüche. Fast noch schlimmer allerdings war, dass die Vorturnerin bei den Sportlern nicht auf eine korrekte Haltung bei den Übungen geachtet hatte. Die Kritik überspielte die Vorturnerin wohl mit einem Lächeln. Selbstvertrauen ist sicherlich immer gut, aber Unfähigkeit zur Kritik sollte dabei nicht herauskommen.
Aus diesem Grund ist meine Löwin kurz vor Ende des Frühsports rausgerannt und hat sich beim Doktor über die schlechte Vorstellung der Vorturnerin beschwert. Dies halte ich wohlgemerkt nicht für ein „Petzen“, sondern für eine notwendige Beschwerde, schließlich können sich gerade ungeübte Sportler bei einer fehlerhaften Körperstellung böse Verletzungen einhandeln.
Wir sinnierten diesen Morgen also zu diesem Thema und genossen Möhrensaft und Tee. Wie übrigens schon seit Montagmorgen gönnten sich meine Löwin und ich ein leckeres Glas mit aufgelöster Heilerde. Dies soll den Stoffwechsel anschieben und den durch das Heilfasten bedingten Mundgeruch verhindern; Auf alle Fälle knirscht es gewaltig zwischen den Zähnen.
Lange konnte ich das Frühstück sowieso nicht genießen, da ich um 9.00 Uhr wieder meinen täglichen Termin bei der Bademeisterin im Keller wahrnehmen musste. Für diesen Morgen hatte ich den glorreichen Einfall, gleich die Badeshorts statt einer Unterhose anzuziehen, weil ich anschließend sofort weiter ins Schwimmbad wollte.
Das war dann aber doch eine Fehlentscheidung, weil an diesem Morgen ein besonderer Guss anstand. Die Bademeisterin forderte mich auf, die Shorts auszuziehen, da bei dem sogenannten Wechselschenkelguss auch die Arschbacken abgespritzt werden.
Daher ergab sich die bizarre Situation, dass ich nackt vor der Bademeisterin stand und diese den Wasserstrahl des Schlauches über meine Oberschenkel führte. Mittendrin musste ich mich umdrehen, damit meine Arschbacken auch etwas Spaß bekamen. Wir standen uns also direkt gegenüber, wobei ich stur geradeaus in ihre Augen blickte. Die Bademeisterin hingegen blickte betont irgendwo anders hin, bloß nicht mir in die Augen. Das empfand ich als bizarr.
Als sie aufs kalte Wasser wechselte, zwiebelte es noch einmal stärker als am Vortag. Dies erschien mir höchst unangenehm und ich befürchtete für den folgenden Tag Übles, weil da ein Wechselbrustguss angesagt war. Davor bekam ich richtig Schiss, zumal ich eh schon unter Bluthochdruck leide.
Auch dieser Guss dauerte gerade mal 5 Minuten, die Zeit kam mir diesmal allerdings erheblich länger vor. Wenigstens hatte ich meine Badeshorts dabei und konnte sofort die zwei Stockwerke zum Schwimmbad hinauf gehen. Meine Löwin drehte dort bereits ihre Runden, die Dauerkrause war dagegen nicht zu sehen.
Mir passte das hervorragend, denn dadurch hatte ich mehr Platz für mein Programm. Jeweils 5 Minuten schwimmen, danach 5 Minuten „stretchen“ bzw. zu Fuß durchs Wasser gehen. Nach einer guten halben Stunde war ich durch und stellte mich nebenan im Saunaraum auf die Waage. Mein Schock war groß angesichts der 107,5 kg, bei der sich die Gewichte einpendelten. Jedoch beruhigte ich mich schnell. Sicherlich hatte ich am Vortag die Waage falsch bedient, denn wovon sollte ich zugenommen haben?
Woran es nun genau lag, darüber konnte ich nicht mehr lange grübeln. Noch vor 10.00 Uhr verließen meine Löwin und ich das Schwimmbad, weil wir an diesem Tag unsere zweite Massage genießen wollten. Meine Löwin wurde um 10.20 Uhr erwartet, meine Massage war unmittelbar danach, um 10.40 Uhr, terminiert.
Da ich noch etwas lesen wollte, begleitete ich meine Löwin um kurz nach 10.00 Uhr in den 1. Stock kurz vor dem Schwimmbad. Noch auf der Treppe fiel meiner Löwin auf, dass wir die Unterlagen vergessen hatten. Fast im Laufschritt eilten wir in unsere Zimmer, um die Unterlagen zu holen, und hetzten dann zur Massage.
Unterlagen, was für Unterlagen? Nein - keine Papiere. Es ging um die Unterlagen, welche uns die Masseurin am Montag überlassen hatte, damit wir diese zum zweiten Termin mitbringen. Und ich hatte mich die letzten Tage bereits gefragt, wofür dieses weiße Laken, welches ich wohl am Montag in den Kleiderschrank geprummelt hatte, gut sein sollte. Erst jetzt fiel bei mir der Groschen: Für die Massage, zum Un - ter - le - gen!
Endlich waren wir am Hamamelis Raum zur Massage angekommen. Gerade noch rechtzeitig, denn wir hatten uns gerade auf die schmale Bank vor dem Massageraum gesetzt, da wurde meine Löwin auch schon von der Masseurin hineingebeten. In der Folge hatte ich immerhin die Zeit bekommen, um in meinem Buch fast 30 Seiten zu lesen, bevor ich an die Reihe kam.

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