Mittwoch, 13. Februar 2019

Buddy Holly 3/7

Buddy konnte die Bosse von Decca nicht davon überzeugen, das er seinen eigenen Sound mit ihm fremden Studiomusikern nicht erzeugen konnte, die ihren jeweiligen Part zwar perfekt runter spielen konnten, aber häufig kein Feeling für seinen Sound hatten. Leider waren Buddy`s langjährige Weggefährten Larry Welborn und Bob Montgomery bei den Aufnahmen in Nashville außen vor. Jerry Allison, damals noch an der High School, durfte nur für einen Song an die Drums und Buddy durfte nicht einmal selbst Gitarre spielen. Er war lediglich als Sänger vorgesehen. Bei Decca war man zu der Zeit noch so konservativ, dass man für diese neue Musikrichtung nicht von den erfolgreichen Gewohnheiten der Schlagerbranche abweichen wollte.
Bei den zwei Sessions kannte Buddy lediglich Sunny Curtis und den Bassisten Don Guess, weil dieser ebenfalls aus Lubbock stammte. Sicherlich waren Martin und Boots Randolph, auch Grady Martin anerkannte Studiomusiker, aber eben nicht aus Buddys langjähriger Band und daher auch nicht mit seinem Sound vertraut. Aus diesen Sessions entstand lediglich die Single „blue Days, black Nights“/ „Love me“, die von der Kritik tatsächlich wohlwollend aufgenommen wurde, aber kommerziell komplett durchfiel.
Nun endlich hatten die Manager von Decca ihr Einsehen. Buddy konnte in einer dritten Session die von ihm gewünschten Musiker hinzuziehen. Er nannte seine Band „Three Tunes“ und spielte die Session mit Sunny Curtis und Jerry Allison ein. Das Resultat verlief jedoch ähnlich wie zuvor. Lediglich eine Single („Modern Don Juan“/ „You are my Desire“) wurde daraus veröffentlicht. Die Platte verkaufte sich ebenfalls nicht, obwohl die Kritiker voll des Lobes ob der Platte waren. Für Paul Cohen standen die Schuldigen sofort fest: Selbstverständlich lag es an den jungen Musikern, die zwischen 17 und 18 Jahre alt waren. Cohen beklagte die Unprofessionalität und als Folge wurde der Vertrag von Decca mit Buddy Holly nicht verlängert. Enttäuscht kehrte Buddy nach Lubbock zurück. Die nicht veröffentlichten Songs der Session verblieben bei Decca, darunter frühe Versionen von „That`ll be the Day“ und „Rock around with Olli Vee“.
Buddy gab in Lubbock seinen Traum nicht auf und nahm weitere Demos mit Amateur Equipment in seiner Garage auf; er glaubte an seine Songs. Kurz darauf wechselte er das Studio und ging zu Sessions in die Nor Va Jak Studios in Clovis, New Mexico. Eigner dieses Studios war der unabhängige Produzent Norman Petty, der eher zur Pop-Musik tendierte, wo er auch schon für kleinere Hits wie „almost Paradise“ verantwortlich zeichnete. Doch immer wieder gab er Rock `n` Roll Musikern eine Chance, da er ein feines Gespür für Hits hatte. Typisches Beispiel dafür ist „Party Doll“ von Buddy Knox, einem Song, der trotz seiner poppigen Grundstruktur als Rock `n` Roll Song durchgeht.
Buddy Holly`s Chance kam genau zu diesem Zeitpunkt, als Norman Petty für den unbekannten Sänger Gary Tollet Begleitmusiker für eine Demoaufnahme suchte. Zuerst dachte Petty hierbei an Jerry Allison, zu dem Tollet Kontakte hatte, der für Roulette Records als Studiomusiker arbeitete. Allison sagte seine Teilnahme an einer Session bei Petty unter der Bedingung zu, dass Buddy Holly als Gitarrist mit dabei war.
Und weil nach den Demos noch etwas Zeit übrig war, leisteten sich die beteiligten Musiker noch den Spaß, zwei weitere Songs als Demo aufzunehmen. Bei „Looking for Someone to love“ und „That`ll be the Day“ sang Buddy Holly endlich selbst und Tollet kümmerte sich um den Background. Zusammen mit den Aufnahmen für Gary Tollet gelangte auch diese Demo zu Roulette Records. Doch die Hoffnung einer Veröffentlichung erfüllte sich weder für Tollet noch für Holly. Die Songs fanden bei den Verantwortlichen von Roulette Records zwar durchaus Gefallen, aber die Verantwortlichen scheuten die Veröffentlichung der Songs mit den einem breiteren Publikum unbekannten Musikern. Mit Jimmy Bowen und Buddy Knox hatte Roulette bereits zwei vermeintliche Rock `n` Roll Stars unter Vertrag. Und noch schien der Markt nicht groß genug für mehr Stars. Gerade in den 50ern waren die Strukturen im Musikbusiness festgefahren und in fester Hand einiger weniger großer Plattengesellschaften. Daher war die Risikobereitschaft entsprechend gering.
unterwegs auf Tour

Stattdessen kamen die Verantwortlichen bei Roulette auf die übliche Idee, das sehr gute Songmaterial von ihren eigenen Stars neu einspielen zu lassen. Damit war Buddy Holly in keinster Weise einverstanden; er wollte seine Songs selbst singen und auch als Musiker bekannt werden, nicht nur als schlecht bezahlter Songschreiber im Hintergrund.
Die Band hatte durch die eher zufällig entstandenen Demoaufnahmen mittlerweile eine feste Besetzung gefunden. Buddy Holly, Jerry Allison und Don Guess gaben sich den Namen „the Crickets“ (auf Deutsch: die Grillen).
In der Frühphase des Rock `n` Roll wählten viele Bands Namen, die auf Juwelen, Blumen, Vögel oder gar astronomische Objekte zurückgingen. Es war Jerry Allison, der auf Crickets kam. Er sagte hierzu: „Nun, weißt Du, die machen ein glückliches Geräusch. Sie sind eine glückliche Insektenart.“ Und:“Sie machen Musik, indem sie ihre Beine aneinander reiben.“ Dieses Argument gab den Ausschlag und die Crickets hatten den passenden Namen gefunden.
Norman Petty hatte darüber hinaus noch einen in Petto: Er schickte die Demoaufnahmen an den Musikverlag Peer-Southern, bei dem er in der Vergangenheit einige Titel veröffentlichen konnte. Peer-Southern reichte die Demos an Bob Thiele von Brunswick Records weiter. Die Ironie hierbei ist, das ausgerechnet Brunswick Records eine Tochtergesellschaft von Decca war.
Thiele war von den Aufnahmen sofort überzeugt. Schnell ließ er davon eine Platte pressen und im Juni 1957 wurde „That`ll be the Day“ von Buddy Holly und den Crickets endlich veröffentlicht. In Billboard`s R&B Singles Charts erreichte der Song Platz 2; und in England blieb der Song im November 1957 gar für drei Wochen lang auf Platz 1. Die Rock `n`Roll Junkies von Amerika bis Großbritannien kannten den Text im September auswendig.

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