Sonntag, 6. September 2015

Hartmudo: Flippern

Es ist jetzt zwar schon etwas her, aber am 8. August sind wir ins Phaeno im Wolfsburg zu einer Ausstellung gefahren. Etwas Kultur tut bekanntlich immer gut, das wollte ich hier nicht unter den Tisch fallen lassen. Aufgrund des aktuellen Nervs mit der Bahn ist dies leider etwas ins Hintertreffen geraten, aber beileibe nicht aus dem Gedächtnis verschwunden.
Irgendwann im Frühling bin ich über ein Prospekt des Phaeno Wolfsburg gestolpert, in dem diese monatelange Ausstellung beworben wurde. In einer Sonderausstellung wurden historische Flipper mehrerer Generationen ausgestellt, ja man sollte an den Geräten sogar selbst spielen können!
Sofort war ich Feuer und Flamme, wurden da doch Jugenderinnerungen wach. Die alte „Gang“, soweit ich noch Kontakt habe, wollte, nein musste ich einfach dafür reaktivieren. So groß war meine Freude; auch Pocke war sofort begeistert.
Doch leider blieb es bei mir so 1-2 Monate liegen. Zwischendurch dachte ich wohl immer mal wieder dran, aber irgendwie kam immer was dazwischen. Anfang Juli raffte ich mich endlich auf und kontaktierte die „Gang“: Pocke, den Langen und Tesla. Als Termin für den Museumsbesuch schlug ich Samstag den 8. August vor und stellte mich gleichzeitig als Fahrer zur Verfügung. Der Stein kam ins Rollen.
Nur bei Tesla hatte ich Pech, denn eine Automatikstimme sagte nur: „Dieser Apparat ist vorübergehend nicht erreichbar.“ Was war da los? War Tesla krank, hatte das Telefon bezahlt oder gar… Ich machte mir Sorgen, zumal Pocke und der Lange auch nichts weiter von Tesla wussten.
Zur Beruhigung: Tesla ist nichts passiert, der Lange hatte ihn irgendwann erreicht und auch Bescheid gesagt. Der Lange war seinerseits begeistert über die Idee und wollte mit. Wie der Zufall es so will, waren Urmel und Ilka an dem fraglichen Wochenende ebenfalls in Braunschweig. Wie ich auf Nachfrage bei Urmel herausfand, hatte er ebenfalls großes Interesse an einem Museumsbesuch.
Am besagten 8. August radelte ich daraufhin frühmorgens Richtung Stöckheim, da Pocke himself unbedingt fahren wollte. Catwoman kam auch noch mit, leider musste der Lange kurzfristig passen. So waren wir also zu viert Richtung Wolfsburg unterwegs.
Der Teil des Phaeno, in dem die Flipperausstellung stattfand, war bereits gut besucht. Zu unserer Verwunderung waren wir Jungs quasi die Ältesten der Interessenten. Neben Catwoman waren auch noch eine Vielzahl anderer Kiddies unterwegs.
Einer der Älteren

Aber alle – auch wir – waren stark fasziniert von den blinkenden und piepsenden Geräten. Der Sound klingender Bumper umschmeichelte meine Gehörgänge. Elektronische Stimmen forderten die Spieler auf, bestimmte Targets oder auch nur einzelne Rampen zu treffen, um eine höhere Punktzahl zu erreichen. Bally, Williams oder Gottlieb. Die Ausstellung hatte Geräte von allen 3 Herstellern.
Hierzu muss man wissen, dass jene 3 Hersteller sich den Markt untereinander aufgeteilt hatten. Wir kannten seinerzeit keine Flipper anderer Hersteller, es gab offenbar nichts Vergleichbares auf dem Markt. Und in dieser feinen Ausstellung hatten Sie Geräte ab Baujahr 1961 stehen.
Sehr schön, das zu jedem Gerät auch noch kleine Hinweisschilder neben dem jeweiligen Kopfaufsatz angebracht waren. Hier wurden auch technische Neuerungen der jeweiligen Zeit erklärt (der erste Flipper mit…). Herz, was willst Du mehr? Natürlich einen vorgeschraubten Aschenbecher – man gut, dass ich nicht mehr rauche. Bierchen wäre auch nicht schlecht gekommen, aber wegen der vielen Kiddies…
Am Anfang standen wir noch gemeinsam vor einem neueren Gerät mit elektronischer Anzeige, aber noch während des ersten Spiels mit 4 Spielern verstreuten wir uns in alle Winde. War ja auch egal, da die Kisten keinen Münzeinwurf erforderten; sie waren alle freigeschaltet.
In der Folge hatte ich erst Probleme bei den älteren Geräten aus den 60ern mit den kurzen Flippern, die gerade mal viele Bumper und nur vereinzelt Targets boten. Groß waren die Auslaufzonen, kurz deshalb die Spieldauer pro Kugel. Doch wie bekam man die Kugel in die Plunger Lane (Abschussbahn)?
Erst nach geraumer Zeit und viel Ausprobieren fand ich heraus, das man noch einen Hebel an der Vorderseite drücken musste, damit die Kugel in die Plunger Lane gestossen wird. Erst dann kam der Abschuss. Solche Geräte hatte ich früher kaum bespielen können, dass sie Mitte/Ende der 70er schon selten und Auslaufmodelle waren. 5 Kugeln pro Spiel hört sich ja erst mal gut an, aber die Kugeln gehen ja so schnell weg, da kann man kaum auf Serientreffer spielen und deshalb auch kaum Punkte sammeln.
Ich probierte möglichst viele Geräte aus, an die Namen der einzelnen Kisten kann ich mich schon längst nicht mehr erinnern. Stellenweise konnte ich vielleicht 1 – 2 mal die Flipper betätigen, bis die Kugel im Ais verschwand. Die ganz alten Gottliebs und Williams hatten auch so dermaßen kleine Flipper und einen riesigen Ausraum dazwischen, der notdürftig mit einem Slingshot gesichert war. Aus Ehrfurcht vor dem Alter traute ich mich nicht, die Kisten ordentlich zu ruckeln, so dass die kraftlosen Slingshots wirkungslos blieben.
Klammern ging mit diesen Flippern sowieso nicht. Wie denn auch, wenn bis zu 10 cm Auslauf dazwischen lagen. Deshalb machte ich in der Regel höchstens ein Spiel (mit 5 Kugeln) an diesen Geräten. Urmel und Pocke sah ich im Klingelgewitter nur noch aus den Augenwinkeln; Catwoman begegnete ich wenigstens Anfangs ein paar Mal.
...und noch eine Mission

Erinnerungen kamen dann auf, als ich – endlich! – vorm „Star Trek: the Next Generation“ von Williams stand. Hier war ich in meinem Element, rette viele Besatzungsmitglieder vor Aliens (durch Rampentreffer) oder traf einfach nur die jeweils benötigten Ziele. Ein Freispiel spuckte die Kiste übrigens erst ab 4,5 Millionen, da hätten wir früher nie nen Zwickel reingesteckt. Immerhin schaffte ich mit 2,2 Millionen einen neuen Highscore. Und ja, da war ich richtig stolz, als ich meine Initialen eingeben durfte!
Das Aufsichtspersonal war ebenfalls gut drauf, obwohl die Mannschaft kraft ihrer Jugend (Beide so Anfang/Mitte 20) meinen Glücksmoment nicht wirklich nachempfinden konnten, waren sie doch nicht mit Flippern groß geworden. Trotzdem hörten sie artig meinen Schwärmereien zu, bis ich sie nach kurzer Zeit erlöste.
Ich war heiß. Es musste jetzt weitergehen. Mal sehen… Der „Addams Family“ war von Pocke in Beschlag genommen; und dies nicht nur für kurze Zeit, ich musste weiter. So spielte ich an einem meiner Lieblingskisten an diesem Tag überhaupt nicht. Wie gern hätte ich die Murmel in die Öffnung gespielt, so dass es im „Keller“ spiegelverkehrt weitergeht. Eine Dreier Targetbank gilt es zu treffen, ich weiss schon gar nicht mehr, warum. Doppelbonus, Special? Wenn die Murmel jedenfalls dort ins Aus trullert, ist es mit der Kugel auch ganz vorbei!
Irgendjemand spielte an einer interessanten Kiste namens „Roller Games“, einem Williams. Als der gerade aufhörte, schaute ich das mir bislang nicht bekannte Gerät einmal näher an. Er ließ sich angenehm spielen, die Bälle waren gut zu stoppen und wenn man auf die große gelbe Rampe raufkam, konnte man mit nem kleinen Flipper an der Seite auf eine andere Rampe ballern. Wenn dann noch der Skillshot leuchtete und ich die Rampe getroffen hatte, gab es 1.000.000 Punkte. Ein Freispiel spuckte die Kiste schon bei 800.000! Schööön, wenn das Freispiel laut knackt. Das ist dann ein Gefühl, als ob Du nach einer Woche Krankenhaus das erste Bier aufmachst.
Warum kannte ich ihn vorher nicht?

Nur mühsam konnte ich mich von der Kiste trennen, aber Pocke und auch Urmel wollten es auch mal knacken lassen. Aber irgendwann, vielleicht nach so 2 Stunden, hatten wir alles gesehen, wenn auch nicht alles bespielt. Ich sage nur Addams Family. Pocke zeigte Catwoman noch den Rest des Museums, während Urmel und ich uns in der Cafeteria entspannten. Erst nen Kaffee, dann ein Becks. Kurze Zeit später machten wir uns auf den Rückweg, so dass wir bereits gegen 15.00 Uhr oder noch früher wieder in Stöckheim waren.
Eine wirklich klasse Aktion, auch wenn sie etwas kurz geraten schien. Aber uns reichte es hin, um uns ein paar schöne Erinnerungen ins Gedächtnis zu rufen. Hinterher fuhr ich noch mit Urmel mit dem Rad nach Wolfenbüttel zum Exer. Das NDR 2 Open Air lockte mit 5 Bands, von denen wir allerdings nur Tonbandgerät und Jupiter Jones sahen, weil wir dann auch schon wg. Grilli Grilli zurückradeln mussten.
So prall war es übrigens auch nicht. Tonbandgerät war zwar witzig, aber etwas unprofessionell. Bei Jupiter Jones war es halt umgekehrt. Dafür wurde der Abend umso besser. Ilka hatte sogar noch Lotte aus Wolfsburg abgeholt, die dort gerade bei VW jobbt. Meine Löwin war auch am Start, ebenso Audrey und Klausi, selbst der Lange schaute noch vorbei. Und Patti erwies sich erneut als umsichtige Gastgeberin.
Urmel hatte sogar eine 5 Liter Dose Äppler - von seinem Bruder empfohlen – mitgebracht, an der er sich mit Pocke den Abend über abarbeitete. So klang dieser sonnige Samstag gemütlich aus, und unsere Freude über die Flipperausstellung war bereits wieder in den Hintergrund gerückt. Aber wenn ich die Bilder wieder betrachte…
Da höre ich es klingeln und knacken….
MULTIBALL !!!

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