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Hoegaarden hatte ich bei einem früheren Urlaub in Holland schätzen gelernt. Dieses belgische Weißbier in der 0,33 l Flasche ist auch aus derselben gut trinkbar und erinnert im Geschmack stark an Erdinger Champ, falls das noch jemand kennen sollte. Schade, dass die Erdinger Brauerei das Getränk irgendwann eingestellt hatte.
Da wir in einem Restaurant verweilten, genoss ich mein Hoegaarden selbstverständlich aus einem Glas. Und während meine Löwin zu ihrer Coke Zero Spaghetti Carbonara bestellte, wagte ich mich an eine belgische Spezialität: Bitterballen.
Wie ich erst später recherchiert hatte, besteht der Inhalt dieser ca. 3 cm großen frittierten Kroketten entweder aus einem Ragout aus Rind- oder Kalbfleischmasse oder ersatzweise einer Masse aus Hühnerfleisch und Pilzen. Vom Geschmack her würde ich bei der mir angelieferten Garnitur auf die zweite Alternative tippen.
Ganz wichtig war hier das mitgelieferte Senfschälchen. Mir schmeckte es vorzüglich, der Salat unter den Kroketten machte das Ganze etwas gesünder. Meine Löwin erhielt leider keine Spaghetti Carbonara, sondern die weltweit ebenfalls bekannte Bolognese. Sie beschwerte sich zwar, behielt aber ihre Bolognese aufgrund ihres großen Appetits.
Die Wartezeit auf unser Essen war nicht überlang gewesen, reichte jedoch aus, dass wir die erste Halbzeit des Spiels in diesem Lokal schauen mussten. Tatsächlich war dies auch gar nicht so schlimm, weil sich niemand an den deutschen Touristen, welche vor dem Smartphone hingen, gestört hatte. Der Kellner erst Recht nicht, der war durch nichts zu erschüttert und mir spontan ans Herz gewachsen.
Da Eintracht souverän auftrat und das Ergebnis zur Halbzeit dank zweier Tore von Donkor und Philippe auf eine 2:0 Führung stellen konnte, ließ ich noch ein zweites Hoegaarden einlaufen, ehe ich bezahlte und mit meiner Löwin in der Halbzeitpause aufs Zimmer ging.
Hier hockten wir nun vor dem kleinen Schreibtisch und schauten gebannt auf das Smartphone. Gomez setzte in der 60. Minute mit seinem Treffer zum 3:0 den Schlusspunkt, der Eintracht von den Abstiegsrängen vertrieb und Osnabrück wohl endgültig in die 3. Liga beförderte. Schade um Osna, aber der HSV war leider zu gut für den Abstieg.
Kurz ruhten wir uns noch aus, ehe wir uns zu einem Bummel durch die Einkaufsmeile von Ostende aufmachten. Auch hier trafen wir auf die bekannten Ladenketten, die überall in Europas Städten zu finden sind. Nur wieder diese netten Schoki-Läden ließen uns erkennen, dass wir uns in Belgien befanden. Hier wurde meine Löwin auch an diesem Tag fündig.
Ich für mein Teil war auf der Suche nach einer Jacke, besser noch einem Jacket, sprich Sakko. Hier schaute ich in mehreren Läden - auch bei Charme & Anmut, was ja meine Preisklasse sein tut, doch ich hatte keinen Erfolg zu vermelden. Im Gegensatz zu meiner Löwin, die noch zwei schöne Blusen entdeckt hatte.
Ein Leinensakko hätte mir schon gefallen, zumal da Erinnerungen an die 90er bei mir aufkamen. Seinerzeit hatte ich im Sommer gerne Leinensakkos (ungebügelt) über T-Shirts (ungebügelt) getragen. Dazu 501er und Frotteesocken! Schade, dass ich davon keine Bilder mehr habe. Obwohl… meine Löwin würde mir dann wohl den Gnadenschuss verpassen.
So blieb mir an diesem Nachmittag nichts anderes übrig, als meiner Löwin beim Shoppen zu assistieren. Ein wenig Abwechslung gab es dann aber doch noch: Am Ende der Touristenrennbahn bogen wir kurz ab, um den Jachthafen von Ostende bewundern zu können. Da lagen die schönsten Jachten; bereit, um in den Ärmelkanal schippern zu können.
Dazu wurde der Jachthafen noch von Stahlbeton - Hochhäusern, die einzelnen Appartements typischerweise mit vollverglasten Wänden ausgestattet, sanft und aufdringlich ummantelt. Diese Brachialarchitektur wurde nur vereinzelt durch die typischen Backsteinbauten mit den üblichen flämischen Verzierungen aufgelockert.
Hier war es ansonsten - ähnlich wie in Antwerpen - ruhig. Da es im Jachthafen nichts weiter zu bestaunen gab, wandten wir uns wieder der Innenstadt zu. Mittlerweile war es Zeit fürs Abendessen geworden. Da hatte ich doch auf dem Hinweg dieses eine Restaurant mit den Hühnerteilen gesehen gehabt. Da wollten wir hin.
Und das Belchicken Ostende stellte sich als Franchise heraus - eine Art belgisches KFC. In vergleichbarer Verpackung (Pappkartons und ein Bucket) bekamen wir unser Essen vorgesetzt. Die Preise waren hier ähnlich gesalzen wie beim amerikanischen Vorbild. Nur… Die Würzung der Panade war schlechter.
Egal, wir sind am Ende satt geworden. Entschädigt wurden wir hier durch das witzige Ambiente. Über der Treppe zum Klo hatten sie doch tatsächlich ein Fahrrad aufgehängt. Ansonsten blieb uns die befürchtete Augenüberreizung durch bunte Plakate oder blinkende Anzeigen oder Bildschirme erspart.
Gut gesättigt bewältigten wir den kurzen Weg zum Hotel schnurstracks ohne Umschweife. Auf dem Zimmer spielten wir noch zwei Partien Take Five. Anschließend packte ich mein Tablet aus und schaute mit meiner Löwin die nächste Folge von Kobra übernehmen sie zusammen an. Hier zeigte sich meine Löwin begeistert, bevor sie sich kurzentschlossen umdrehte und einnickte.
Ich bewunderte noch die Decke aus Dämmfaserplatten sowie die "Oh Baby" Lichtinstallation, um dann nach wenigen Seiten des Buches von Uschmann meine Schlafmaske überzustülpen und das Licht zu löschen.
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