Douglas E. Richards - Die Andromeda Sonde
Ein Autor, der sich bislang vor mir versteckt hatte. Der „New York Times Bestseller-Autor" hat laut Rückumschlag bereits über eine Million Bücher verkauft. Jedoch… für eine Veröffentlichung der deutschen Übersetzung in einem renommierten Verlag hat es dann doch nicht gereicht. Dieser Roman erschien beim Belle Epoque Verlag, der in rühriger Weise die Fahne der „normalen" SF Literatur hochhält. Keine Franchise Massenware halt.
Und der Anfang des Romans hat mich dann gleich umgehauen. Die Story startet verheißungsvoll als Actionroman a la Reacher, nur besser. Die fiese Story allerdings hat es in sich.
Ben Kagan, Spezialist für KI-Systeme und kurz davor, sämtliche Schwachstellen in der geplanten USA-weiten autonomen Fahrzeugsteuerung schließen zu können, besucht mit seiner Freundin eine Party des Großindustriellen Dan Vettori, einem mit Elon Musik zu vergleichenden Typen. Dort bricht dann die Hölle los.
Ein IS- Kommando nimmt die gesamte Partygesellschaft von ca. 150 Personen als Geiseln, tötet diese und jagt die Leichen durch zwei Häcksler. Dies macht die Leichen unkenntlich und verdeckt die Entführung von Ben Kagan, der das eigentliche Ziel des Anschlags war. Er soll es dem IS ermöglichen, das autonome Verkehrslenksystem zu unterwandern. Dies wäre der ultimative GAU in den Augen eines Amerikaners.
Zugleich verärgert und fasziniert war ich dann über die Auflösung dieses Kidnapping, denn erst nach einem Handlungssprung über mehrere Jahre wird die Geschichte des Kidnappings kurz und knapp zu Ende erzählt. Nun gut. Kagan konnte eine mit seinem eigenen Blut geschriebene Nachricht durchstecken und ein Seal-Team machte die Araber platt.
Jahre später, eine außerirdische Sonde landet im Urwald des Amazonas. Alle Nationen entsenden ihre besten Einsatzkommandos, um sich der Geheimnisse der Sonde zu bemächtigen. Denn die Sonde hatte es den Menschen klar gemacht: Nur ein Team erhält die Geheimnisse der Sonde; die Verlierer werden mitsamt ihrer Nation ausgelöscht.
Das riecht nach Sat1 Gameshow und so wird es dann auch. Die Amis schicken selbstverständlich nur einen Mann, ihren besten natürlich. Ben Kagan ist mittlerweile künstlich aufgerüstet worden und hat unfreiwilliger Weise noch eine unbedarfte Blondine, ein richtiges Püppchen, bei sich. Diese allerdings stellt sich als Ella Batista heraus, eine der brilliantesten Wissenschaftlerinnen der Welt. Zusammen rocken sie den Dschungel.
Inklusive schwülstiger Love Story. Nun gut, wahrscheinlich hat Richards dank dieser Neigung zum Kitsch die Liebe der Kritiker verschmäht und nur eine Million Bücher verkauft. Das frisch verliebte Paar erhält von der Sonde am Ende die Unsterblichkeit verliehen und wird über die Menschheit wachen.
Der Roman ist sehr spannend und mit überraschenden Twists ausgestattet, wirkt stellenweise aber eher wie ein Groschenroman. Also gleich ein Roman von Richards hinterher:
Douglas E. Richards - das galaktische Orakel
Mein zweiter Roman des „New York Times Bestseller Autors". Und ja, der schmerzende Kitsch eines Groschenheftromans weht auch hier über die Seiten. Erneut ist die Handlung in der Gegenwart bzw. nahen Zukunft angelegt, hinzu kommt ein faszinierendes Handlungstableaus. Das allein rettet auch hier den Roman.
Die Detektivin Anna Abbot kann eine sensationelle Aufklärungsquoten beim LAPD vorweisen. Sie führt dies auf ihre intuitive Handlungsfähigkeit zurück, bis sie den vermeintlichen Professor Tom Vega kennenlernt, der ihr schlüssig erklären kann, dass sie über hellseherischen Qualitäten verfügt, diese aber noch vervollkommnen sollte.
Vega stellt sich schnell als ein Vertreter einer außerirdischen Spezies heraus. Das Volk der Vor ist eines von 27 Spezies im galaktischen Zentrum, welche alle auf einer vergleichbaren Stufe der Entwicklung stehen und sich seit Äonen miteinander in wechselnden Koalitionen im Krieg befinden. Die Vor vermuten, dass die sogenannten Torwächter eine Weiterentwicklung der Spezies verhindern; ja sich sogar am Krieg ergötzen würden.
Anna ist von den Vor auserkoren, die Flotte der Vor als Admiralin zum Sieg zu führen. Aber leider sind die Vor nicht die einzige außerirdische Spezies, die sich auf der Erde tummelt. Die Tartarians geben hier die böse Spezies ab und wollen die Menschheit ausrotten, um auf der schönen Erde eine Kolonie errichten zu können.
Da haben wir also unsere Ästhetik eines Groschenhefts. Hier scheint der böse Russe (Tartarians) durch, während die Vor (Nato?) selbstverständlich nur Gutes für die Menschheit im Sinn haben. Zudem sehen anscheinend alle 27 Spezies den Menschen ziemlich ähnlich, Richards' Erklärung dafür ist eher dürftig. Da fehlt jetzt eigentlich nur noch....
…die Romantik. Und da kommt ab Seite 124 Colonel Stephen Leroy Redford ins Spiel. Der hatte bereits als Kind schon von Aliens geträumt und steht einer obskuren Sondereinheit vor, welche nach den bisherigen Erfahrungen (Roswell, Area 51) aufgestellt worden war. Und als sich die außerirdischen Leichen dank der hellseherischen Fähigkeiten von Anna stapeln, wird Colonel Redford mit einem Mal wichtig und erhält uneingeschränkte Befugnisse.
Da hilft auch keine Gefügigkeitsdroge, welche von den Tartarians eingesetzt wird. Dank Anna und ihres Lovers Redford haben die Russen - Tschuldigung, die Tartarians - keine Chance. Am Ende bleibt Anna aber doch erst einmal auf der Erde, um den Menschen beim Übergang in eine glorreiche Zukunft beizustehen.
Aber sie wird in 10 Jahren durch das Portal zu den Vor gehen und die Flotte anführen; ein ganz großes Indianerehrenwort. Übrigens: Die Torwächter bleiben spekulativ; die ganze Geschichte endet mit der Zerstörung der Tartarian-Basis. Der Chef der Tartarians kann zwar entkommen, aber trotz des anzunehmenden Cliffhangers scheint es keine Fortsetzung zu geben.
Schade.
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