Donnerstag, 23. Januar 2025

Hartmudo: Belgien

7
Um noch einmal zur Straßenbahn zurückzukommen: Diese "Kusttram" mit ihrer Linie "0" ist mit einer Länge von 67 Kilometern die längste Straßenbahnlinie der Welt. Schade, dass wir mit dieser nicht gefahren sind.
Bei der Anreise konnten wir sehr schnell erkennen, dass die Parkplatzsituation eine Schwierige ist. Dank der dichten Bebauung und sichtbar fehlender Parkplätze wurde ich zunächst etwas unruhig, da ich keinen Bock hatte, Hunderte von Metern mit dem Gepäck zu unserem Hotel zu laufen.
Deshalb entschieden wir uns, dass ich meine Löwin zunächst einmal zum Einchecken direkt in der Stichstraße zum Hotel rausließ, damit sie uns eincheckt. Ich wartete gegenüber dem Hotel - das Upstairs Hotel, bitte merken, falls Du mal nach Ostende willst - und genoss das bunte Treiben weiter unten an der Hauptstraße.
Meine Löwin kehrte nach kurzer Zeit zurück, nahm die Koffer in Empfang und erklärte mir kurz den Weg zu einem naheliegenden Parkhaus. Das war für uns die einzige Parkmöglichkeit; sogleich machte ich mich auf den Weg dorthin.
Als ich endlich in der drittnächsten Stichstraße das unterirdische Parkhaus erreicht hatte, machte ich mir sofort Gedanken über den wohl langen, von mir gleich zu bewältigenden, Fußweg zum Hotel.
Doch auf der Parkebene erwartete mich eine gern genommene Überraschung: Die mal so richtig über nen halben Kilometer langgezogene Tiefgarage befand sich offensichtlich genau unter der Strandpromenade. Ich müsste also nur ein gewisses Stück hineinfahren, um in der Nähe unseres Hotels rauskommen zu können.
An den zahlreichen Ladestationen für die E-SUVs vorbei fand ich schließlich in dem leeren Parkhaus meinen Platz und nahm noch wie verbliebenen ein oder zwei Taschen, welche meine Löwin nicht auch noch mitnehmen konnte, in die Hand und stratzte los Richtung Ausgang.
Hierbei fiel mir als Erstes die klassische Musik auf, die aus den Lautsprechern des Parkhauses erklang. Diese bildete den idealen Soundtrack zu der tristen Parkgarage mit ihren Betonmauern. Fast konnte man hier noch die Anwesenheit der deutschen Wehrmacht im 2. Weltkrieg spüren. Will sagen: Eine düstere, fast morbide Atmosphäre, aber trotzdem schön.
Über einen Notausstieg erreichte ich dann endlich die Strandpromenade. Dort empfing mich eine steife Brise - Ja, es war unverhältnismäßig frisch! Die Silhouette der durchgängigen Bebauung an mehrstöckigen Häusern faszinierte mich ebenso wie die Promenade selbst mit ihrer großzügigen Bemessung.
Vor mir - hinter einer Mauer und etwas tiefer - befand sich der Strand; Menschen waren dort nur vereinzelt zu sehen. Die Strandkörbe standen noch unvermietet an der Mauer. Ganz klar - die Saison hatte noch nicht angefangen. Dieser wunderschöne Anblick war mir doch glatt ein kurzes Video wert.
Und wie die Wellen bei dem kräftigen Wind an den Strand gespült kamen, wurden bei mir liebe Erinnerungen an frühere Urlaube in Dänemark in den 80ern geweckt. Das Video schickte ich sofort an meine Löwin, genoss noch kurz den Wind und ging dann das kurze Stück bis zur Stichstraße des Hotels und stand dann gleich vor dem Hoteleingang des Upstairs Hotel Ostende.
Da meine Löwin mir anlässlich der Erklärung des Weges zum Parkhaus sicherheitshalber unsere Zimmernummer genannt hatte, konnte ich nun selbständig mit einem Fahrstuhl in das zweite Stockwerk zum Zimmer 231 fahren.
Dieses Hotel war nun endlich mal etwas edler als die vorhergehenden, das fiel mir schon in der Lobby, aber noch mehr beim Betreten des Zimmers, auf. Wände und Regale waren abwechselnd in hellen wie dunklen Brauntönen gehalten, das Bett samt zwei Sesseln mit Cord Bezug passten hier prima hinein.
Wo dieses Zimmer mit dem Fensterblick auf die nächste Häuserwand insgesamt vielleicht etwas düster wirkte, war das Badezimmer mit seinen neuen und weißen Kacheln der Gegensatz hierzu. Als Wandschmuck ist noch ein Relief von der Kusttram sowie eine "Lampe" mit dem Schriftzug "Oh Baby. It's a wild World." Erwähnenswert - Lediglich "wild" war die Lampe. Neil Young lebt ja noch, Aber ich kann sein Gejammer nicht mehr ertragen.
Lange hielten wir uns auf dem Zimmer nicht auf; es galt, was zu essen zu organisieren, denn es war kurz vor 12.00 Uhr. Da lag es nahe, sich erst einmal auf der Strandpromenade nach einem Restaurant umzusehen.
Und tatsächlich landeten wir im "Le Bord'eau" in einem verglasten Außenbereich. Nervig war dann hier der Umstand, dass die Tür bei jedem Rein- und Rausgehen der Gäste heftig Ins Schloss knallte. Da traf es sich gut, dass wir direkt neben dieser Tür sitzen durften.
Meine Löwin war bereits ganz begeistert über die Strandpromenade an sich, denn es sah noch genauso aus wie vor knapp 50 Jahren, als sie mit ihrer Schulklasse hier gewesen war. Auch die Gokarts für vier oder noch mehr Leute waren noch haargenau dieselben wie in den 70ern. Da verwundert es natürlich nicht, dass wir uns jetzt schon wohler fühlten als in Antwerpen.
Außerdem war an diesem Samstag, genauer gesagt in einer knappen Stunde, das wichtige Auswärtsspiel der Eintracht in Osnabrück. Sollten sie dieses gewinnen, wären sie dem Klassenerhalt ein erhebliches Stück näher gekommen. Für Osnabrück wiederum stellte dies Spiel die wohl letzte Chance dar, den Abstieg doch noch vermeiden zu können.
Unser Plan beinhaltete, dass wir im Le Bord'eau das "Frühstück" einnehmen würden und anschließend das Spiel auf unserem Zimmer schauen würden, Sky Go war ja verfügbar. Nun würden nahezu alle Leute wohl eher auf Entdeckungsreise durch Ostende marschiert, aber diese sind dann keine Fußballfans.
Aber, egal, erst einmal was essen. Der sehr markante belgische Kellner, dem man sowohl Kettenrauchen als auch Hartspritsaufen ansah, nahm unsere Bestellung emotionslos entgegen. Lediglich meine Bestellung eines Hoegaarden konnte ihm ein anerkennendes Kopfnicken entlocken.

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