Montag, 23. September 2024

Hartmudo: Belgien

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Nach diesem kurzen Gang an die frische Luft bestiegen wir das Auto und fuhren nach Belgien hinüber. Edith hatte im altehrwürdigem Pub Grain d'orge in Plombieres einen Tisch für Vier reserviert. Der Ort selbst wirkte abgerockt, was für Belgien typisch sei, wie mir Jürgen glaubhaft versichern konnte.
Das Haus von Grain d'orge selbst war allerdings dank der Strahler zwischen den Fenstern im ersten Stock hell erleuchtet und wirkte auch sonst sehr gepflegt, was so gar nicht zur sonstigen Erscheinung des Ortes passen wollte.
So ruhig, ja beinahe totenstill es draußen im Ort gewesen war, so voll und lebensfroh präsentierte sich der Gastraum im Lokal. Hier kann man mit Fug und Recht behaupten, dass sich in diesem Raum das Herz der Gemeinde, quasi das Wohnzimmer also, befindet.
Bis auf einen hohen Tisch mit vier Barhockern war nicht ein Platz mehr frei. Und richtig - das war der von Edith reservierte Tisch. Günstig gelegen direkt neben der Küche; die Vorratskammer war auch nur zwei Meter entfernt. Das konnte uns allerdings nicht entmutigen, denn wenn ein Lokal voll besetzt ist, kann man ruhigen Gewissens davon ausgehen, dass die Qualität passt.
Es sollte das beste belgische Essen werden, welches uns in diesem Urlaub vorgesetzt wurde. Gut, die Nudeln meiner Löwin waren keine belgische Spezialität, dafür aber ihrer Auffassung nach lecker, wenn auch nicht außergewöhnlich. Dazu probierte sie mit Edith das Fruchtbier der Woche, irgendetwas mit Apfel. War wohl auch lecker, führte allerdings bei meiner Löwin zu akutem Sodbrennen, so dass sie auf ein zweites Glas verzichtete.
Für Jürgen und mich kam selbstverständlich ein Jupiler in Einheitsgröße (0,33 l) angerauscht. Da war ich von der Qualität bzw. der Süffigkeit hellauf begeistert. Fast so begeistert wie von meinem Essen: Ich hatte micht von Edith und Jürgen von den Frikadellen nach Lütticher Art überzeugen lassen.
Die Frikadellen selbst wiesen eine Konsistenz der beliebten Königsberger Klopse auf, doch die Sauce war der Hammer. Diese geschmacksintensive dunkle Sauce Lapin besteht u.a. aus belgischem Bier, Lütticher Sirup (aus eingekochten Äpfeln, Birnen und/oder Datteln sowie Quark) und lecker Rosinen. Richtiger Schweinkram also und deshalb meine Lieblingssauce des Jahres; da lege ich mich schon einmal fest.
Mit allerletzter Kraft konnte ich noch an mich halten und es vermeiden, die restliche Sauce vom Teller abzulecken. Die belgischen Pommes (dick geschnitten und in Rindertalg frittiert) schmeckten mit der Sauce Lapin besser als mit der handelsüblichen Mayonnaise. Da mundete mir der zweite Becher Jupiler um so mehr.
Wer so gut speist wie wir an diesem Abend, ist in der Regel gut gelaunt und führt anregende Gespräche. Doch leider ging auch dieser wunderbaren Abend dem Ende entgegen und so begaben wir uns auf den Rückweg. Edith fuhr uns noch am Hotel vorbei; nach dem Aufstehen wollten sich meine Löwin und ich bei den beiden noch persönlich bei einer Tasse Kaffee verabschieden.
Müde nach diesem langen Tag asteten meine Löwin und ich die enge Treppe in unser Zimmer hinauf. Ans gemütliche Schauen einer Serie war nicht mehr zu denken, ich schaffte nur noch ein paar Seiten in meinem Roman, ehe ich meine Schlafmaske umschnallte und das Licht löschte.

Freitag, 19. April.
Es war bereits hell, als ich die Augen aufschlug. 08.00 Uhr und meine Löwin horchte noch an der Matratze. Ziemlich zügig erhob ich mich aus dem Bett, welches mir eine zufriedenstellende Nachtruhe beschert hatte. Das Klo gehörte also mir und ich konnte in aller Ruhe die Toilette und die Dusche benutzen, ehe meine Löwin ebenfalls ready war.
In der Zeit, die sie in dem dreiviertelhoch weiß gekachelten Raum (darüber weiße Rauhfaser) verbrachte, räumte ich schnell meine Plünnen zusammen. Meine Badutensilien hatte ich nach Verlassen desselben bereits eingesammelt. Das Verstauen der Schlafmaske dauerte wie üblich am Längsten; das Polo-Shirt vom Vortag packte ich nicht in den Koffer, sondern in eine dafür vorgesehene Wäschetasche in den Kofferraum des Autos.
Alsbald war meine Löwin ebenfalls reisefertig und wir verließen das Hotel per ultraschnellem Check-Out. Will sagen: Wir quälten uns die engen Treppen hinab und warfen den Zimmerschlüssel in einen dafür bereitstehenden Einwurfkasten am Hauseingang. Da es leicht nieselte, beeilen wir uns mit dem Verstauen des Gepäcks und fuhren zügig zum Haus von Edith und Jürgen, wo wir auch direkt vor ihrer Garage parken konnten.
Edith war bereits ebenfalls auf Sendung und bat uns herein. Jürgen hatte es leider nicht geschafft, da sein kränkelnder Körper noch eine längere Ruhepause benötigte. Im Wohnzimmer, am Tisch, schlürfte ich meinen ersten Kaffee des Tages, währenddessen Edith uns von den Vorzügen des Ingwertees erzählte, von dem sie jeden Vormittag einen Liter weghaut.
Das ist gut gegen Entzündungen im Körper, was die Neugier meiner Löwin weckte und einen Becher auf Verdacht trinken ließ. Bis wir nach zwei netten Stunden auseinandergingen, hatten wir einen schönen Vormittag und freuten uns auf unser Wiedersehen zwei Monate später, wenn Jenny und Kroll ihre Party im Schwarzwald feiern würden.
12.00 Uhr mittags war es geworden - High Noon also. Zeit, um in Belgien einzutauchen. Knapp eineinhalb Stunden würden wir laut Google Maps bis Antwerpen benötigen - dort hatte ich am Nachmittag des Vortages beim Kaffeetrinken im Ronnefeldt eine Unterkunft in den City Appartements Antwerpen klargesprochen.

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