Donnerstag, 9. November 2023

Contramann: kurz gesehen im November

https://taz.de/Die-Wahrheit/!5962383/
Meine Güte, ist das schlimm. Die TAZ zeigt hier in dem wohl als Satire gemeinten Artikel, dass Haltung wichtiger als die Realität ist. Zumindest in den Augen der TAZ-Redakteure. Jegliche Kritik an der jahrzehntelangen Besatzungspolitik der Israelis in Gaza oder dem Westjordanland wird ohne Auseinandersetzung mit vorgebrachten Argumenten als rechts abgebügelt. Solche Leute wie die TAZ-Redakteure blenden die Geschehnisse der letzten 75 Jahre einfach aus, als ob die brutale und zu verurteilende Gewalt der Hamas am 7. Oktober aus heiterem Himmel erfolgt wäre.
Ist sie aber nicht, und:
„Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten.“ (Helmut Kohl 1995)

https://www.zeit.de/kultur/literatur/2023-10/slavoj-zizek-frankfurter-buchmesse-eroeffnung-palaestina-protest?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F
Aufgrund der Aktualität stelle ich diesen Beitrag mal etwas weiter nach vorn. Anläßlich der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse am 17. Oktober äußerte Slavoj Žižek, ein slowenischer Philosoph, doch tatsächlich Verständnis für die Palästinenser. Dass er zuerst die Hamas für die Gräultaten am 7. Oktober verurteilt hatte, ging da sofort unter.
In einem klassischen Beißreflex verließen mehrere Gäste den Saal, der Antisemitismusbeauftragte von Hessen, CDU-Mann Uwe Becker, glaubte eine Relativierung des Hamas-Terrors zu erkennen und nützte die günstige Gelegenheit, sein kleines Licht unter dem Scheffel hervorzuholen.
Der eigentliche Skandal aber ist ein anderer. Die palästinensische Autorin Adania Shibli sollte für ihren Roman „Eine Nebensache“ ausgezeichnet werden - das ging natürlich aktuell nicht und wurde verschoben.
Sowohl auf dem Gymnasium als auch während meines Studiums „Recht und Verwaltung“ wurden die Grundrechte als höchstes Gut unserer (damals noch vorläufigen) Verfassung geschildert. Circa 40 Jahre später entpuppt sich dies in meinen Augen fast als Farce.
Freie Meinungsäußerung, Versammlungsfreiheit oder auch das Recht auf Unverletzbarkeit der Person: Wenn etwas gegen die „Mehrheitsmeinung“, welche uns von Regierung und Medien vorgesetzt wird, kritisch angemerkt wird, hört heutzutage die Akzeptanz anderer Meinungen (was laut meinen damaligen Lehrern die Überlegenheit unseres Gesellschaftssystems sichtbar macht), blitzschnell auf.
Ob Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg oder jetzt der Terror in der Levante: Wer hier nicht auf Regierungslinie liegt, ist nicht nur Querdenker, sondern auch gleich „rechtsaffin“ und soll sich aufgrund dessen gar nicht zu diesen Themen äußern dürfen. Dass neben den Medien auch Leute, die vor 40 Jahren gegen Aufrüstung und für Frieden auf die Straße gegangen sind, in dieselbe Kerbe schlagen, macht mich traurig.
Denn wir reden da auch über Bekannte, Freunde, Verwandte, Kollegen… Und ich Idiot hatte seinerzeit meinem Vater eine Unterstützung des Nazi-Regimes unterstellt und keine Antwort auf die Frage bekommen, warum er das mitgemacht hatte. Jetzt weiß ich es.
Es ist Angst. Angst vor Ächtung durch die Gesellschaft. Die einstigen „Helden“ sind alt geworden und scheißen sich in die Hose - der Verlust des SUVs oder des Eigenheims könnte drohen. So wie eben auch meine Eltern empfunden hatten.

https://overton-magazin.de/kommentar/politik-kommentar/schoen-dass-es-die-ossis-gibt/
Schöner Kommentar vom 3. Oktober, dem Tag der nationalen Einheit. Roberto de Lapuente räumt mit der Mär auf, dass “wir“ uns 1990 mit den „Ossis“ quasi den Rechtsruck eingehandelt hätten. Sicherlich habe ich in der Vergangenheit auch oft über die „Ostler“ geschimpft; eine rechtsradikale Grundeinstellung hatte ich dort allerdings nie verortet.
Der gewöhnliche Wessi hat schon wieder vergessen, dass Helmut Kohl 1989/90 bereits abgewirtschaftet hatte und sich nur dank der Wiedervereinigung als Kanzler der Einheit aufspielen konnte. Zugegebenermaßen gefickt eingeschädelt, aber die Friedensbewegung war da ja schon nach wenigen Jahren am Ende gewesen und ein kritisches Bewusstsein dem Staat gegenüber… Das hatte es im Westen außer den Jugendbewegungen doch eh nie gegeben.
Die DDR Bürger, welche nach westdeutschem Verständnis Demokratie nicht verstanden hatten, wussten aus diesem Grund dagegen genau, dass man dem Staat nicht bedingungslos vertrauen kann. Im Westen drehte sich damals schon alles nur ums Geld. Luxus und Konsum - Politik war alle 4 Jahre bei der Wahl.
Und „die da oben“ sollen dann machen. Überwiegend nur dank der Ossis wird die Demokratie überhaupt noch ausgelebt in diesem Land, auch wenn mir wahrlich nicht alles passt, was der enttäuschte Ostbürger meint.

Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“

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