Sonntag, 30. Juli 2023

Hartmudo: Superwumms

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Montag, 23 Januar. Das Wochenende hatte ich dann doch gut überstanden. Um 9 Uhr saß ich bei meinem Hausarzt, dieser hatte Verständnis für meine Situation und verordnete die von mir erwünschten Schlaftabletten, auf dass ich nachts zur Ruhe kommen möge.
Er empfahl mir den Besuch eines Spezialisten, sprich Psychologen, welcher die anschließende Behandlung mit mir abklären sollte. Egal ob Depression oder Angststörung, dazu ist mein Hausarzt nicht qualifiziert genug und verwies mich daher konsequent und richtigerweise an den Facharzt. Er schrieb mir noch die Telefonnummer einer Praxisgemeinschaft im östlichen Ringgebiet auf, die sich später allerdings weigerte mich zu behandeln, weil eine Ärztin dort aufgehört hatte und sie keine neuen Patienten mehr aufnehmen würden.
Diese Auskunft erhielt ich telefonisch, worauf hin ich noch einmal die Sprechstundenhilfe meines Hausarztes bemühen musste. Auf diese Weise kam ein Termin in der Praxisgemeinschaft im Schlosscarree am 13. Februar zustande. Da würde ich also noch drei Wochen lang warten müssen.
Danach ging es direkt weiter bei meinem HNO Arzt. Zu Vitamin D3 oder dem Algenöl machte er diesmal zwar keine Aussagen, jedoch diagnostizierte er Polypen in meiner Nase. Die könne man operativ veröden oder entfernen... was für eine Horrorvorstellung!
Und dann hinterher mit einer tamponierten Nase rumlaufen, nein Danke. Mit einer tamponierten Nase lag ich bereits 21 Jahre zuvor im Krankenhaus; die Erinnerung daran ist keine gute. Ich erzählte dem HNO von meiner Abneigung und er lenkte dann auch unverzüglich ein.
Als Therapie verordnete er mir ein cortisonhaltiges Nasenspray (zweimal täglich) sowie Tabletten aus dem Reich der Homöopathie, welche wie Antibiotika wirken sollten. Nun denn. Wieder mal etwas Neues, es kam somit keine Langeweile auf.
Abends hockte ich spät bei Archer und fürchtete mich vor den Schlaftabletten. Was wäre, wenn ich dann doch aufwachen würde und anschließend nicht mehr einschlafen könnte? Dann wäre ich dank der Schlaftablette hundemüde und würde mich in den Tag hinein quälen.
Diese Angst lähmte mich zum Glück nur kurzzeitig und irgendwann schmiss ich eine Schlaftablette mit Todesverachtung und Schwung in mich hinein. No Way Back - ich legte mich hin, nahm meine Kneipp Baldrian und schlief nach kurzer Lektüre in meinem Buch ein.
Mittwoch, 25. Januar. Mein Orthopäde war gefragt. Er nahm mir Verband und Gipsschiene ab und konnte mir die erfreuliche Mitteilung machen, dass der Heilungsprozess gut verlaufen sei. Endlich mal etwas Positives von ärztlicher Seite, das war ich ja gar nicht mehr gewohnt. Und auch von der “Schnarchfront" könnte ich Erfreuliches vermelden:
Dank der Einnahme der Schlaftabletten ruhte ich nun bereits die zweite Nacht über 8 Stunden. Zwar schlief ich nicht durch, aber ich hatte in meinen kurzen Wachphasen kein Herzrasen und damit keine Probleme beim Wiedereinschlafen mehr.
In den folgenden Tagen schlief ich dann zwar wieder kürzer, aber die Wachperioden mit den inneren Kämpfen ums Einschlafen - verbunden mit düsteren Gedanken - blieben mir fortan zunächst erspart.
Lediglich das morgendliche Aufstehen fiel mir jetzt äußerst schwer. Dies erschien mir aber logisch, denn die beabsichtigte Wirkung der Schlaftabletten hörte natürlich nicht mit dem Aufstehen auf. Ich brauchte nunmehr mehr als eine Stunde, in der ich dumpf und fahrig durch die Wohnung schlich oder mit meiner Löwin frühstückte.
Meine Konzentrationsfähigkeit ging in den Keller und auch sonst fragte ich mich, ob das jetzt bis an mein Lebensende so weitergehen würde. Erst im weiteren Verlauf eines Tages ging es mir wieder besser bis hervorragend, vereinzelt war ich sogar gut gelaunt.
Auch fing ich in diesen Tagen an, meine Löwin bei ihrer Tätigkeit für die Nachbarschaftshilfe zu unterstützen. Also an den Donnerstagmorgen, wenn sie für 2 ältere Herrschaften bei Kaufland oder Aldi einkaufen fuhr. Hier machte ich sehr schnell die überaus angenehme Erfahrung, dass ich mich an der frischen Luft außerhalb der Wohnung schlagartig besser fühlte.
Diese erfreuliche Erkenntnis sollte sich später als Schlüssel zur Beendigung meiner mentalen Talfahrt herauskristallisieren.
Samstag, 28. Februar. An diesem Abend stand das Weihnachtsessen 2022 unseres Kegelvereins bei Ralle und Josie in Wolfenbüttel an. Mary und Charles holten mich am frühen Abend von zu Hause ab. Meine Löwin musste hingegen passen, weil sie bereits seit Tagen ein unangenehm heftiger Husten quälte.
An den vorangegangenen Tagen nächtigte sie sogar auf dem Sofa im Wohnzimmer mit aufrechten Oberkörper, weil sie es im Liegen schon gar nicht mehr aushalten konnte. Dass ich anlässlich des Malheurs meiner Löwin den gewohnten Pfad einschlug und meine Paranoia herausholte, dürfte niemanden überraschen.
Da hatte ich dank des leicht verbesserten Schlafverhaltens einen kleinen Hoffnungsschimmer am Ende des Tunnels erlebt, aber nun befürchtete ich eine Ansteckung durch meine Löwin. Die Gelegenheit für mich also, an der Paranoia Schraube zu drehen und mich in meinem Elend zu suhlen.
„Warum immer ich" jammerte ich den ganzen Samstag über. Meine heutige (4 Monate später) Antwort darauf: „Weil ich doof bin. Weichei! Wärt es doch erst mal ab - Aber nein! In meinem Elend fühl ich mich wohl. Dabei habe ich doch gedient. Reiß dich zusammen, Du Arsch!"

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