Mittwoch, 21. Dezember 2022

GuterPlatzzumBiertrinken: Herbstmarkt

Sonntag, 11. September. Heute ist ein historisches Datum, obwohl zur Zeit der Tod von Queen Elizabeth II vor drei Tagen alles überschattet. Aber beides ist nicht der Grund, weshalb ich mich heute wieder aufs Fahrrad gesetzt hatte.
Heute ist endlich wieder Herbstmarkt in Groß Schwülper, auf dem meine Löwin für die Jugendarbeit des örtlichen Angelvereins Fischbrötchen verkauft. Für mich als Radfahrer hat dies eine ähnliche Bedeutung wie der Klassiker Mailand - San Remo für die Profis. Und dieses Mal musste ich die Strecke (nach zweijähriger Pause) nicht alleine fahren.
Hotte hatte sich mir angeschlossen; nach längerer Zeit wollten wir zusammen endlich wieder eine Rutsche unternehmen. Heute passte dies hervorragend, da sich die große Hitzewelle verabschiedet hatte. Da für heute Regen angesagt war, telefonierten wir am frühen Morgen und einigten uns auf 11.00 Uhr als Starttermin unseres Ausfluges.
Treffpunkt war natürlich wieder das Einkaufszentrum "Weißes Ross" Celler Ecke Ring. Vorsichtshalber zog ich mir meine Regenjacke über, da der graue Himmel nicht gerade vertrauenserweckend aussah. Vorher pumpte ich die Reifen noch auf fünf Bar auf, was laut Hotte ein Risiko darstellte, weil ein alter und poröser Reifen bei einem so einem hohen Druck leicht platzen könnte.
Doch dieses Risiko ging ich gerne ein, da ich augenblicklich einen viel leichteren Tritt hatte, was mir die Tour erheblich erleichtern sollte. Hotte dagegen musste seine Reifen noch aufpumpen; er konnte seinen Vorderreifen um knapp eine Daumenbreite eindrücken. Deshalb fuhren wir zuerst auf das Ringgleis kurz vor der Ernst-Amme-Straße, wo durch Spenden eine feste Fahrradpumpe installiert werden konnte.
Leider war der Aufsatz dieser Pumpe für Hottes Fahrradventil ausgeleiert, so dass der Schlauch nicht hielt und wir unverrichteter Dinge zur nächsten Tanke fahren mussten. Hotte gönnte seinen Reifen nicht einmal drei Bar, seine Reifen sind auch erheblich breiter als meine, so dass das wohl in Ordnung geht.
Treffen am weißen Ross

Und endlich waren wir auf der Spur. Bei diesigem, aber trockenem Wetter rollten wir über Ölper und Watenbüttel nach Hülperode. Nein, wir holten uns dort keine Pausendose, sondern fuhren weiter über Walle nach Groß Schwülper.
Erwähnenswert ist hier die Abkürzung entlang am Fluss und über die lange Steigung direkt nach Groß Schwülper. Normalerweise ein hartes Stück Arbeit, doch heute tat ich mir die Steigung nicht an und stieg vom Rad ab. Wer sein Rad liebt...
An der Straße angekommen, konnten wir unsere Räder bergab laufen lassen und waren nach kurzer Zeit in der Ortsmitte angekommen, wo wir unsere Räder überdacht parken konnten. Nachdem wir unsere Räder abgeschlossen hatten, gingen wir noch um die Ecke und betraten den Herbstmarkt.
So spät am Vormittag war schon einiges an den Ständen los. Dort gab es Schmuck, Geldbörsen oder auch Kerzen und ähnliches zu kaufen. Selbst an einem Vorwerkstand kamen wir vorbei. Mir fiel da nur ein, dass der Kobold jetzt out ist. Dyson ist angesagt!
Endlich erreichten wir den Getränkestand; der Schriftzug "Härke Pils" prangte oben an dem Dach. Folgerichtig wurde dort auch nur Wein und Sekt verkauft, was für uns bedeutete, sofort weiterzugehen. Lange mussten wir nun nicht mehr suchen, denn der Stand von Wolters befand sich keine 20 Meter weiter entfernt. Zu unserer großen Freude schenkten sie das kühle Nass in den klassischen 0,25 Liter Saftgläser aus. 3 € pro Finkennapf ist allerdings ein stolzer Preis.
...sind so kleine Biere...

Auf der Rückseite des Bierwagens ergatterten wir einen bequemen Stehplatz und laschten schnell mal drei Becher weg - jeder. Frauen mögen ja gern über Mode und Schuhe reden. Oder über ihre Ehemänner. Hotte und ich hatte da andere Themen.
Dessen ungeachtet knurrte uns irgendwann der Magen, in der Nähe befand sich glücklicherweise ein Bratwurststand. Der Duft von dort hatte uns die drei Becher über begleitet und Appetit gemacht. Ich muss sagen, dass ich selten eine bessere Bratwurst gegessen hatte. Derart gestärkt wandten wir uns der Fischbrötchenbude zu, welche sich in unmittelbarer Nähe befand.
Doch meine Löwin und Mary, die dort auch immer wieder gern mitarbeitet, waren gerade mit Brötchen schmieren und belegen beschäftigt, drehten uns deshalb den Rücken zu. Daher gingen wir erst einmal weiter. Bei dieser Gelegenheit hatte ich doch glatt Angel-Arnd übersehen.
Für diesen Lapsus entschuldigte ich mich sofort, drängte Hotte und mich aber weiter, da ich dringend austreten musste. Vor dem Gemeindehaus, ein Stückchen weiter, lief ich Charles, seiner Schwiegermutter und seiner Tochter Celine in die Arme. Der Kontakt verlief sehr kurz, denn die drei befanden sich bereits auf dem Rückweg nach Hause.
Auf dem Rückweg zur Fischbude organisierte ich noch gewohnheitsgemäß eine große Tüte Schmalzkuchen für die insgesamt drei schwer schuftenden Damen hinter der Theke. Ein Fischbrötchen wollte ich nicht mehr essen, zumal ich mich nach kurzer Zeit in einer mir unangenehmen Situation befand.
Während sich Hotte links von mir befand, kam von vorne Angel-Arnd auf uns zu. Nahezu gleichzeitig begrüßten mich unsere Kegelgeschwister Nina und Ulf von hinten. Ich war wie üblich überfordert, weil ich mich mal wieder bemüßigt fühlte, mich mit all diesen Menschen, welche sich untereinander nie gesehen hatten, gleichzeitig unterhalten wollte.
Als dann noch Ninas Bruder mit Familie auftauchte, setzte bei mir endgültig der Fluchtreflex ein. Einerseits rief mich die Ferne, andererseits wollte ich niemanden vor den Kopf stoßen. Zu meiner großen Erleichterung kam dennoch eine Unterhaltung zwischen uns allen zustande, so dass meine leichte Panikattacke vorüber ging und ich mich beruhigte.
Irgendwie schafften Hotte und ich es, uns unverdächtig zu lösen. Wir hielten uns nicht mit billigen Formalitäten auf und verabschiedeten uns zügig. Gerne hätte ich mit Angel-Arnd wie üblich ein Bier getrunken. Und das Treffen bei Nina und Ulf im Harz letztens mussten meine Löwin und ich krankheitsbedingt absagen, daher hätte ich mich gerne mit den beiden noch etwas länger unterhalten.
bei den Rieselfeldern

So aber nahm mir Nina das Versprechen ab, dass meine Löwin und ich die beiden im Harz bald besuchen. Dies alles gleichzeitig stellt für mich eine starke psychische Belastung dar, was für viele sicherlich unverständlich ist. Mit solchen Situationen kann ich nur sehr schwer umgehen, weiß allerdings selber, dass es anderen ähnlich geht.
Bloß bin ich wohl der einzige, der sich derart in Selbstzweifel hineinsteigert. Egal, Hotte und ich fuhren bei der angenehmen Witterung haargenau dieselbe Strecke zurück. An der Tankstelle in Hülperode kaufte ich noch zwei Halb-Liter Dosen Wolters, welche wir auf dem Parkplatz vor den Rieselfeldern leerten.
Dort knallte zwischenzeitlich die Sonne mit sommerlicher Kraft auf uns herunter. Nach dem Bier und einem wiederum netten Gespräch rissen wir den Rest des Rückweges routinemäßig herunter und trennten uns am Ringgleis kurz vor dem Klinikum Celler Straße.
Nach knapp 30 km und einer angenehmen Radtour stellte ich mein Fahrrad in den Keller. Trockenen Fußes erreichte ich meinen Heimathafen, konnte allerdings mein Unterhemd nach dem Ausziehen auswringen. Kurz gesagt: Ich war schweißgebadet.
Ist halt ein komisches Klima zur Zeit. Und ein Fischbrötchen hatte ich auch nicht gegessen. Dabei war das doch sonst immer das Highlight auf den Märkten in Groß Schwülper. Egal, im Dezember machen die ja auch einen Weihnachtsmarkt. Dann halt wieder.

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