Mittwoch, 3. März 2021

Udorallala: Noch nicht Schicht

Mittwoch letzter Woche bin ich durch Zufall über Sebastian Pufpaff gestolpert. Der sendet seine Fünf Minuten dauernde Sendung „Noch nicht Schicht“ auf 3Sat vier mal pro Woche aus seinem eigenen Home Office. Die Sendung allein ist ja schon eine Erwähnung wert, aber neben Pufpaffs schnörkelloser Performance fiel mir sofort die Titelmusik auf.
Kapelle Petra. Der Song „An irgendeinem Tag wird die Welt untergehn“ aus dem starken Album „Nackt“ von 2019 war mir bislang nicht bekannt oder nicht in Erinnerung geblieben. Für mich der Song für diese Corona-Zeiten. Wenn ich diesen Song höre, habe ich häufiger fast Pipi in den Augen. Weil er einen Optimismus verbreitet, den ich leider nicht verspüre.
„An irgendeinem Tag wird die Welt untergeh'n
Doch an allen andern Tagen halt nicht
An irgendeinem Tag ist das alles vorbei
Aber jetzt ist noch nicht Schicht
Irgendwann geh'n irgendwie die Lichter aus
Und bis dahin machen wir das Beste draus“
Der Gesang erinnert tatsächlich an Sportfreunde Stiller, welche nicht gerade zu meinen Lieblingsbands gehört - eben wegen des Gesangs. Wobei ich festhalten möchte, dass ich diese Assoziation erst nach Lektüre der Bandbiographie auf laut.de hatte. Im allerersten Moment musste ich doch tatsächlich an Rio Reiser denken.

     

Die Band stammt aus Münster und soll nach laut.de auch an die Hamburger Schule erinnern. Wobei mir ein Vergleich mit den Sternen, Palais Schaumburg oder Ede und die Zimmermänner ein wenig arg weit hergeholt wirkt. Sicher hat die Kapelle auch ungewöhnliche Texte, es fehlt aber der quasi dadaistische Ansatz. Hinzu kommen die vergleichsweise gefälligen Melodien, die jegliche Anklänge an Freejazz (würg) vermissen lassen.
Am heutigen Mittwoch, dem 3. März, tagt wieder die Ministerpräsidentenrunde mit der Kanzlerin. Dieses Gremium, welches sich anmaßt, Regelungen zu treffen und Grundrechte ohne Beteiligung des Parlaments einzuschränken, ohne dafür durch die Verfassung tatsächlich legitimiert zu sein, beschließt heute über den weiteren Verlauf des bis zum kommenden Sonntag, dem 7. März festgelegten Lockdowns.
Erfreulicherweise konnte ich bei unseren Qualitätsmedien in den letzten Tagen ein stetiges Umschwenken der offiziellen Haltung zu den Maßnahmen zur Corona Eindämmung hin zu einer baldigen Beendigung des Lockdowns feststellen. Das wird dann aber auch langsam mal Zeit; die Leute scheren sich eh immer weniger um die Einhaltung der beschlossenen Maßnahmen. Das habe ich nicht nur bei mir selbst, sondern auch bei jeder Person in meinem persönlichen Umfeld festgestellt. Selbst die größten Befürworter des Lockdowns suchen in Abwesenheit jeglichen Schuldbewusstseins seit dem Jahreswechsel nach Möglichkeiten, die Maßnahmen umgehen zu können.
Es ist halt auch leider so: Durch die Corona Maßnahmen fühlen wir uns alle entmündigt. Jeder wird pauschal als potenzieller Infizierer hingestellt, vor dem man die Bevölkerung schützen muss. Gleichzeitig wird den Menschen nicht zugetraut, sich selbst schützen zu können. Mittel hierzu sind Maske und Abstand halten.
Wenigstens ist der DAX weiter angestiegen, während Selbstständige und kleine Unternehmen immer noch nicht wissen, ob sie ihrem Erwerb jemals wieder nachgehen können. Das ist der Neoliberalismus, Baby!
Aber genug davon. Kapelle Petra zeigt uns den korrekten Umgang in diesen Zeiten. Bleiben wir optimistisch und lassen uns nicht unterkriegen. Und wenn auch die finanzielle Basis für Einige wegzubrechen droht, bleibt ihnen immer noch der Megasong von Jürgen Zeltinger: „Morgen geh‘ ich aufs Sozialamt!“

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