Sonntag, 21. März 2021

Hartmudo: Es schneit 2/3

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Jetzt, auf dem restlichen Weg nach Hause, musste ich an eine alte Geschichte denken, die inzwischen wohl bald an die 40 Jahre zurückliegt. Ihr wisst schon... Damals, in der guten alten Zeit.... Als im Winter noch Schnee lag. Ganz am Anfang der 80er Jahre muss das gewesen sein, als ich mein erstes Auto noch hatte.
Und dieses Auto war natürlich ein VW Käfer 1302 in Shantungelb. Die Farbe habe ich der Farbpalette des VW-Käferclubs entnommen. Übrigens: 1983 gab es für den Käfer den Farbton „negroschwarz metallic“. Das nur am Rande, aber der Käfer fuhr seinerzeit auch bei widrigen Bedingungen und mit Allwetterreifen.
Vielleicht, weil er nur 34 PS hatte? Bei den neuen Kisten habe ich den Eindruck, dass sie vor lauter Kraft nicht von der Stelle kommen. Sind ja auch viel zu schwer. Aber zurück in die 80er. Der Ring war seinerzeit auch mit einer festgefahrenen Schneedecke bedeckt und es war schon dunkel, als Urmel mich anrief und um Hilfe bat.
Er wohnte seinerzeit in der Jahnstraße und fuhr einen „Strich-Achter“. Nein, liebe Kinder, keinen Nuttentransporter, sondern einen Daimler. Mit Diesel natürlich und dieser war bei Temperaturen unter Minus 10 Grad ausgeflockt. Das bedeutete, dass er nicht mehr ansprang und auch nicht fremdgestartet werden konnte. Urmels Karre musste zuerst aufgetaut werden.
Also fuhr ich vorsichtig zu ihm hin.... Moment! Der Wagen stand bei Ilka in der Ernst-Amme-Straße! Dort fuhr ich hin und wir hängten den doch etwas schweren Daimler an meinen Käfer. Ein Abschleppseil hatte ich seinerzeit immer dabei gehabt, da man dieses häufiger mal brauchte. Damit will ich sagen, dass wir uns damit durchaus auskannten.
Der Daimler musste in eine Halle irgendeines Uni-Instituts bei der Hans-Sommer-Straße. Wir mussten den Wagen also ca. 3 - 4 km über den Neustadtring, Wendenring usw. bis in die Halle ziehen. Ich weiß noch genau, dass der Untergrund aus einer festgefahrenen Schneedecke bestand und kein anderes Fahrzeug weit und breit zu sehen war.
Ich gehe davon aus, dass wir Urmels Daimler nach 22.00 Uhr in die Halle gezogen hatten. Vorher war der erste 10er Träger ja nie alle gewesen. Nein, ein Scherz: Bei dieser Aktion waren wir nüchtern. Und der ganze Vorgang klappte reibungslos bis in die Halle, wo der Wagen dann auftauen konnte und am nächsten Tag wieder fahrbereit war. Gesoffen haben wir erst hinterher. Unsere Führerscheine hatten wir da noch nicht lange - es klappte trotzdem.
Auch vor 20 Jahren hatte ich berichtenswerte Erlebnisse im Winter gehabt. Ich wohnte um den Jahrtausendwechsel in der Gartenstraße am Amalienplatz und fuhr einen Fiat Panda. Eine geile Karre mit Campingstühlen als Sitze. Bergab fuhr der bald 125 km/h laut Tacho. Mit dieser Karre war ich bald 5 Jahre unterwegs gewesen.
Entscheidend für die Wintergeschichte ist hier die 6-Volt Batterie. Auf meiner Fahrt zur Arbeit nach Salzgitter Lebenstedt hatte ich bei dieser schwächlichen Batterie so meine Probleme, wenn es zu feucht war. Dann waren die Kontakte feucht und der Vergaser soff dauernd ab, so dass ich seinerzeit öfters den ADAC Rettungsdienst kennenlernte.
Witzigerweise sprang die Karre bei trockener Kälte sogar trotz der schwächlichen Batterie an und fuhr dann auch im Schnee dank des geringen Körpergewichts souverän über schneeverwehte Straßen. So kann ich mich erinnern, dass ich mitten in sturmartige Böen und Schneeverwehungen kurz vor Vechelde hineinfuhr, als ich von Kohlen-Siggi (auch letztes Jahr verstorben, R.I.P.) nach Braunschweig zurückfuhr.
Es war dasselbe Wetter wie jetzt in der zweiten Februarwoche, aber vor 20 Jahren war niemand so dämlich, sich in einer Schneewehe festzufahren. Ich denke, die Leute sind einfach zu dämlich geworden. Natürlich sind die Karren allesamt schwerer und breiter als noch vor 20 Jahren. Aber dank zu roher Kraft der Motoren ist gefühlvolles Fahren nicht mehr möglich.
Mit diesem Panda bin ich seinerzeit auch fast in einen anderen Wagen hineingefahren. Bei jener Aktion hatte ich erstmals mitbekommen, was ein verlängerter Bremsweg bei festgefahrener und angeeister Schneedecke bergab bedeutet. Das ganze passierte auf der A 39 beim „Thieder Berg“, falls das noch jemanden etwas sagt.
Bis zum Umbau um die Jahrtausendwende führte die A 39 in Höhe der Hochhäuser der Danziger Straße in Thiede über einen Hügel mit starker Steigung und gleich darauf entsprechendem Gefälle. Daher war ich diesen Hügel auf dem Weg zu einer Partie Billiard in Lebenstedt auch entsprechend vorsichtig hinaufgefahren, da der Schnee auf der Straße festgefahren war.
Ansonsten war außer mir quasi niemand auf der A 39 unterwegs und es schneite unentwegt. Ein einziges anderes Auto konnte ich vor mir erkennen, als ich den Scheitelpunkt des Hügels erreicht hatte. Dieser Wagen war bereits am Ende des Gefälles angekommen und ließ die Bremsleuchten erstrahlen. Warum auch immer - der Fahrer hatte seinen Wagen zum Stehen bekommen.
Ergo dachte ich mir, bei der nun folgenden Fahrt bergab die Bremse zu betätigen. Erst langsam, dann immer fester.... Ich trat und trat und nichts passierte. Lenken ging auch nicht mehr. Wie mit einem Schlitten fuhr ich genau auf das andere Fahrzeug zu und hatte mich mehr oder weniger mit einem Auffahrunfall abgefunden.
Erst im allerletzten Moment konnte ich meinen Panda stoppen. In diesen gefühlt 10 Minuten des Landeanflugs über die Schneerutsche war ich um Jahre gealtert. Insofern kann ich eine vorsichtige Fahrweise auf glattem Untergrund nur befürworten. In meinen Schichten auf dem Taxi oder bei City Car hatte ich zuvor zwar schon ähnliche Erlebnisse erfahren dürfen, aber speziell dieses knifflige Bremsmanöver seinerzeit hat sich bei mir tief eingeprägt.

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