Donnerstag, 19. November 2020

Hartmudo: Amsterdam 3/5

3
Auf dem Weg zum nächsten Highlight vergaß ich meine Schande schnell. Mithilfe von zwei Fähren erreichten wir ein Werftgelände, auf dem sich laut Phil eine Vielzahl von Boutiquen und andere Kunsthandwerke niedergelassen hatten. Hier sollten unsere Frauen doch noch einmal fündig werden.
Aber dank einer großzügigen Straßenbaumaßnahme fiel dies ins Wasser. Der gerade stattfindende Flohmarkt sah seinerseits nicht gerade vielversprechend aus und erinnerte eher an die müllige Szenerie auf dem Braunschweiger Schützenplatz bei den entsprechenden Veranstaltungen. Viel gab es hier also nicht zu sehen, dafür war es wieder Essenszeit.
Phil war mit seinen Freunden anlässlich seiner BiRe schon einmal im Cannibale Royale gelandet und konnte uns diese Brasserie deshalb guten Herzens empfehlen. Eine gute Wahl und Pflicht bei meinem nächsten Besuch in Amsterdam. Das hier gebraute Bier schmeckte äußerst süffig und hätte fast die Qualität fränkischer Biere erreicht, wenn die im Cannibale enthaltene Kohlensäure feinperliger ausgefallen wäre.
Die Spareribs von Phil jedenfalls sahen nicht nur ausgezeichnet aus. Das zarte Fleisch löste sich gut von den Knochen, die hinterher wie abgeleckt aussahen. Ich selbst hatte ein Pulled Rib Sandwich und Süßkartoffelfritten, ansonsten gab es Steaks. Mein Sandwich war dann zwar doch ein Burger, ließ sich aber unfallfrei händig essen.
Nach dem Bier ist ja bekanntlich vor dem Bier. Da es auf der Werft nichts Interessantes mehr zu sehen gab, fuhren wir mit der Fähre zum Hafen zurück und schauten uns im Zentrum noch etwas um. Bei den vielen Geschäften waren die Mädels voll beschäftigt, so dass ich mich mit Phil, Danny und Jela an ein Tischchen in einer Gasse zurückzog.
„De Eeuwige Jeugd“ hieß das leckere naturtrübe Bier, welches mich geschmacklich stark an das Bier aus dem Schadt`s Brauhaus erinnerte. Dieses Craftbeer (auf Deutsch „die ewige Jugend“) schmeckte ähnlich säuerlich und ist demzufolge nichts für das übliche Vier Liter Besäufnis am Abend. Zumindest hatten wir etwas Ruhe und kauten die weitere Entwicklung in der deutschen Automobilindustrie durch.
Da der Tag noch nicht vorbei war, drängte Danny anschließend noch auf eine Bootsfahrt durch die Grachten. Diese hatte meine Löwin ursprünglich für den nächsten Tag geplant, aber Danny wollte sich für die Rückfahrt noch ein kleines Zeitfenster offen halten, zumal sich die Prinzessin noch auf eine Mathearbeit am Montag vorbereiten sollte.
Schließlich kauften wir kurz vor 19.00 Uhr die Karten für eine Grachtenfahrt ab 19.30 Uhr, welche eine Stunde umfassen sollte und auch eine deutschsprachige Führung über Kopfhörer bot. Der schlaksige wie grauhaarige Skipper Peter bot hierbei leider keine Getränke an, aber seine Verkäuferin zeigte uns den Weg zum nächsten Supermarkt.
Eine runde halbe Stunde blieb uns also für die Versorgung mit Getränken und Nüsschen. Ein eiskalter Sixpack Heineken Dosen sollte für Danny, Phil und mich genügen. Hinterher war das natürlich zu wenig, wie Danny zugeben musste. Jedenfalls saßen wir um halb Acht coronagerecht auf 4 Bänke am Heck des überdachten Bootes verteilt.
Die Architektur der Häuser, welche aufgrund des morastigen Untergrunds in leichtgewichtiger Bauweise errichtet worden waren, ist schon beeindruckend. Auch nach vier Jahrhunderten ist immer noch die einstmalige Pracht und der Reichtum der Hafenstadt zu spüren. Das verzweigte System der einzelnen Grachten spielte hier, ähnlich wie in Venedig, eine entscheidende Rolle als Verkehrs- und Wirtschaftssystem.
An einer besonders beliebten Stelle, an der man sieben Brücken auf einmal erblicken konnte, hielt Peter das Boot an. In der beginnenden Dämmerung ergab dies ein wirklich malerisches Bild. Doch auch der chinesische Palast, welcher eigentlich ein Restaurant am Wasser ist, stach aus der einsetzenden Dunkelheit hervor. Jedenfalls ging die Stunde viel zu schnell vorbei.
Burger gabs auch!

Hinterher ging es für uns nur noch darum, etwas zu essen zu bekommen und uns anschließend zurück ins Hotel zu begeben. Im FEBO Laden wurde ich glücklich, während Jessica und Danny ein leckeres Döner verspachtelten. Erwähnen möchte ich hier, dass Döner in A-Dam nicht als Junk Food wie bei uns durchgeht. Hier ist Qualität angesagt.
Den Junk Food hatte vielmehr ich am Wickel. Die FEBO Snacks werden klassischerweise in der Wand hinter kleinen Glastürchen angeboten. Nach Einwurf einer 2 Euromünze hielt ich eine leckere Krokette mit Putenfleisch und Bechamel Sauce als Füllung in Händen. Zwei Kroketten gönnte ich mir, mehr traute ich mir nicht zu. Frittierten Käse, Hot Dogs und natürlich Pommes gab es zwar auch noch, aber die Kroketten sind der wahre Lustgewinn.
Nachdem wir nun alle versorgt waren, machten wir uns mit der schlafenden Jela auf den Rückweg ins Hotel. Hierbei ist noch zu erwähnen, dass Phil und Danny an einem Masten mitten auf dem Fußweg anhielten, um zu pinkeln. Denn was auf de ersten Blick wie 2 Papierkörbe aussah, war in Wirklichkeit ein bzw. zwei Urinale.
Da waren wir alle ziemlich baff. Nicht nur in Deutschland wäre so etwas undenkbar. Mitten in der Öffentlichkeit ein Urinal - offen und für Kinder sichtbar. Was wohl ein GrünInnen Wähler dazu sagen würde? Am Vorabend hatten meine Löwin, Phil und ich noch einen Absacker in der Kneipe neben unserem Hotel genommen. An diesem Abend verzichteten wir darauf, weil wir nach den vielen Aktionen des Tages doch etwas ermattet waren.
So ging es an diesem Abend ohne Suff ins Bett.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen