Montag, 19. August 2019

Uncle Fester: grad gelesen August 2019


Andrew Bannister - Die Verlorenen (Spin Triologie 2)
Den ersten Band hatte ich Ende 2016 gelesen und als wirr am Ende beschrieben. Ich hoffte auf eine interessante Fortsetzung, Diese Hoffnung wurde leider enttäuscht.
Dieser zweite Roman besteht aus 2 Handlungssträngen. Die Sklavin Seldyan flieht mit 4 Mitstreitern vom inneren Zwangsarbeiterplaneten „Wabe“ und kapert das letzte noch existierende Großkampfschiff, welches mittlerweile als Kreuzfahrtschiff dient. Wie es ihr gelang, das Schiff zu stehlen, bleibt ebenso im Dunkeln wie die Beweggründe der KI des Schiffes, deren Feuerkraft den gesamten Spin bedroht.
Die Machthaber der inneren Planeten setzen den Hafenmeister Vess als Spion auf der Wabe ein, damit dieser die Hintergründe von Seldyans Flucht untersucht. Außer einer umfangreichen Beschreibung der Zustände auf Wabe kommt allerdings nichts wesentliches mehr rum.
Auf einem wie aus dem Nichts auftauchenden neuen Planeten - dem grünen Planeten, der den ganzen Spin in Angst und Schrecken versetzt, trifft Seldyan den übel zugerichteten jungen Priester Belbis und kann diesen auf dem hinterwäldnerischen Planeten wieder aufpäppeln. Am Ende werden die beiden ein Paar, während Seldyans ursprünglicher Freund Merish mit der KI weiterfliegt. Vess tötet noch den Machthaber der Wabe, das war es denn auch schon.
Gegen Ende wurde der Roman leider sehr zäh und verliert jeglichen Spannungsbogen. Daran ändert auch der Fakt nichts, dass ich den Schluss des Romans auf dem Flughafen in Edinburgh gelesen hatte. Dieser zweite Roman spielt Jahrhunderte später als der erste und hat zudem keinerlei Bezug zur Vorhandlung. Da kann ich nur noch auf den letzten Band hoffen.

Andrew Bannister - Der Erschaffer (Spin Triologie 3)

Also bei aller Liebe, Leute. Das geht ja gar nicht. Auf Seite 41 musste ich aufgeben, das ging gar nicht. Ohne Sinn und Verstand, total verkopft das Ganze. Es gibt sicherlich Menschen, die es reizvoll finden, wenn die Szenerie eines Romans so fremdartig erscheint, dass sie komplett unsere Vorstellung der Realität sprengt. Ich gehöre nicht dazu.


           

Juli Zeh - Unterleuten
Erst letztes Jahr wurde mir ein Roman von Juli Zeh zum Geburtstag geschenkt; dieses Jahr mit „Unterleuten“ schon wieder einer. Mein besonderer Dank geht an Wolfgang, die treue Seele, der mir das Buch wahrscheinlich geschenkt hatte. Und nach dem Reinfall mit der Spin Triologie wollte ich mal etwas vollkommen anderes lesen. Juli Zeh erwies sich hierbei als richtiger Volltreffer, da die Autorin es drauf hat, die unterschiedlichsten Menschen in verständlichen Worten zu beschreiben. Diese Gemengelage von Befindlichkeiten 20 Jahre nach der Wiedervereinigung wird gerade vom ZDF mit großer Besetzung in einem Dreiteiler verwurstet. Ich werde ihn mir ansehen, obwohl ich das Buch gelesen, gar förmlich verschlungen habe.
Worum geht es hier? Achtung! Spoiler!
Der kleine Ort Unterleuten liegt irgendwo in Brandenburg; in der Nähe zu Berlin. Dort prallen Besser-Wessis aus Berlin auf ihrer Landflucht mit den Ossis, die die Wende immer noch verarbeiten müssen, zusammen. Hier bekommen sowohl die alten SED-Kader als auch die neureichen Grünen in all ihrer Scheinheiligkeit ihr Fett weg.
Den Reigen der skurilen Figuren eröffnet der ehemalige Soziologie Professor Gerhard Fließ, der mittlerweile als Vogelschützer arbeitet und sich um das Überleben des Kampfläufers, einer vom Aussterben bedrohten Vogelart, sorgt. Zusammen mit seiner Frau Jule, einer ehemaligen Studentin von ihm, will er seine Tochter Sophie auf dem Land groß ziehen.
Ihr Nachbar Bodo Schaller macht ihnen hierbei leider das Leben schwer. Dieser verbrennt Autoreifen, damit der Mief auf das Grundstück der Familie Fließ zieht. Alles im Auftrag von Gombrowski, der Schaller erst „zurückpfeift“, als Schallers Tochter Miriam - der einzige Mensch, der Schaller überhaupt noch interessiert - ihn darum bittet.
Gombrowski wiederum war früher Leiter der LPG Gute Hoffnung, jetzt Geschäftsführer des Nachfolgers Ökologica GmbH. Um den maroden Betrieb zu retten, möchte er auf dem Betriebsgelände mit Hilfe des windigen Unternehmensberaters Konrad Meiler aus Ingolstadt einen Windpark betreiben. Leider stören Windräder den Lebensraum des Kampfläufers - deshalb soll Fließ weggegrault werden.
Gombrowski hat vermeintlich ein ewiges Techtelmechtel mit Hilde Kessler, der verwirrten und zurückgezogen lebenden ehemaligen Sekretärin der LPG. Hilde ist Tiermessi und wird am Ende in die Klapse eingeliefert. Fast gleichzeitig verlässt Elena, Gombrowskis Frau, Unterleuten und ihren Mann mit dessen geliebten Hund Fidi Richtung Hannover.
Mit dem ehemaligen Brigadeführer Kron verbindet Gombrowski eine jahrzehntelange Feindschaft. Der ewige Kommunist Kron hatte dabei stets gegen Gombrowski das Nachsehen gehabt. Jetzt, wo er alt ist und sich liebevoll um seine Enkeltochter sorgt, sieht er noch einmal die Chance, seinem Widersacher Gombrowski eins auszuwischen. Zusammen mit Linda Franzen, einer Pferdetrainerin, will er den Windpark auf seinem (und Franzens) Gelände betreiben.
Am Ende stirbt Kron verbittert, während Linda Franzen den Deal mit Meiler alleine durchziehen kann. Damit ist die unsympathische wie taffe Blondine die einzige Gewinnerin, zumal ihr verweichlichter Ehemann sich auch noch zu Tode fährt.
Daneben gibt es noch einige Nebenhandlungen, so zum Beispiel die bittere Geschichte des Bürgermeisters Arne Seidel, der seit der Wende auf der Suche nach dem Stasispitzel des Dorfes ist. Nachdem seine über alles geliebte Frau verstorben war, fand er die traurige Wahrheit beim Sichten des Nachlasses heraus. Es war seine Frau gewesen, die das halbe Dorf an die Stasi verraten hatte.
Juli Zeh hat mit diesem Roman eine geniale Zustandsbeschreibung unserer deutschen Realität seit der Wende abgeliefert. Das Buch trieft nur so von Sarkasmus und verschont weder Wessis noch Ossis. Für mich DAS Buch zur Ära Merkel. Falls ihr es nicht lesen mögt, schaut Euch ab Ende des Jahres wenigstens die Serie an. Geile Story!

James P. Hogan – Das Erbe der Sterne
https://de.wikipedia.org/wiki/James_P._Hogan_(Schriftsteller)
Als ich bei Wikipedia lesen musste, dass James P. Hogan wohl ein Anhänger von Holocaustleugnern war, habe ich den bereits angefangenen Roman sofort zur Seite gelegt. Die ersten 50 Seiten waren nun nicht wirklich spannend. Und auch wenn er seine krude Sichtweise zur deutschen Vergangenheit erst später entwickelt haben mag… Nein!

Daniel Suarez - BIOS
Dieser Roman lag bereits 2 Jahre bei mir herum. Warum bloß hatte ich ihn erst jüngst gelesen und so lange liegen gelassen? Was für eine Wohltat nach den Reinfällen mit Hogan und Bannister. Das Wall Street Journal vergleicht BIOS mit Gibsons Neuromancer, da dieser Roman eine komplett neue Zukunftsvision bieten würde. Das halte ich jetzt allerdings für übertrieben, denn mit Biochips, dem 2. Band der Neuromancer Triologie, hatte Gibson schon Pionierarbeit geleistet. Nach der technischen Revolution macht die Entwicklung nicht vor der Biologie halt, Veränderungen an DNA und Genen wird unser aller Leben wesentlich mehr verändern als die künstlichen Intelligenzen, vor denen Suarez bereits in der Daemon Triologie gewarnt hatte.
Zum überwiegenden Teil wird die Story aus der Sicht des Protagonisten Kenneth Durand erzählt. Suarez verzichtet hier auf parallele Handlungsstränge, was eher für eine Verwertbarkeit als Film statt einer Serie spricht. Aber das nur nebenbei - die Story ist nicht wirklich neu, aber dank des dahinterstehenden Gedankens mehr als reine Unterhaltung.
Durand ist bei Interpol ein erfolgreicher Ermittler gegen Genkriminalität. Dank der Bio-Revolution können menschliche Embryonen durch Veränderungen an der DNA derart verändert werden, dass man sich einen zukünftigen Spitzensportler oder Nobelpreisträger quasi nach Katalog zusammen stellen kann. Da entsteht natürlich eine Grauzone; der Schritt in die Illegalität ist auch nicht allzu weit entfernt.
Der mächtigste Gangster und Vorsitzende eines weltumspannenden Kartells, Marcus Wyckes, ist sogar noch weiter gegangen. Er kann selbst bei Erwachsenen mittels Injektion das Aussehen beliebig verändern. Sein treuer Assistent Otto injiziert Durand die DNA von Wyckes. Nun sieht Durand haargenau so aus wie Wyckes und wird von seinen eigenen Leuten gejagt, während der Gangster in aller Ruhe die nächsten Schritte planen kann.
Der Roman erinnert in der Story sowohl an „Face/off“ als auch an „Auf der Flucht“, was aber nur dazu dient, die Gefahr durch DNA Manipulationen zu verdeutlichen. An „Beißerchen“ aus den Bond Filmen wiederum erinnert uns der Assistent Otto, der aus einer Züchtung eines Regierungsprogramms zur biologischen Kriegsführung stammt und auch die Grundlage für Wyckes Forschungen darstellt.
Otto ist einzigartig, denn seine DNA bzw. jedes Molekül seines Körpers ist „rechtsdrehend“ statt „linksdrehend“ wie bei allen Menschen - oder umgekehrt? Deshalb ist er auch biologischen Kampfstoffen gegenüber immun. So tötet er z.B. Hunderte von Polizisten und Gangstern einer gegnerischen Gang, als Durands Partner Yi-Chang und beider Vorgesetzte Aiyana Marcotte ein Gen Labor dieser Gang ausheben. Der Kampfstoff, auf Ottos Haut aufgetragen, wirkt wie ein vergiftetes Parfüm.
Durand hatte sich auf seiner Flucht zunächst zum DNA Forscher Desai begeben und seine Gene untersuchen lassen. Zu 99% hatte er noch seine alten Gene, bloß das restliche Prozent lässt ihn als Wyckes erscheinen. Nach Desai kann er dann auch Dr. Bryan Frey, der ihm laut Desai helfen kann, seine alte DNA wieder herzustellen, von seiner wahren Identität überzeugen.
Frey und Durand fliehen dann auch aus dem schon erwähnten Labor.
In der Folge muss sich Durand allein durch den malaiischen Dschungel Richtung Bangkok durchschlagen. Allein diese Passage mit den verschiedenen Charakteren ist einen eigenen Roman wert. Dort lernt er auch Thet und dessen Schwester Bo Win kennen, die für einen Warlord arbeiten und ihn und Frey aber in der Folge zur Seite stehen. Sie und ihre Widerstandsgruppe sollen Durand und Frey in die Hauptstadt Naypyidaw schmuggeln, wo Durand Wyckes verortet und ihn zur Strecke bringen will.
Zuvor aber noch soll der Gangchef Vargas in seinen Laboratorien Durand zurückverwandeln. Doch dies stellt sich als Falle heraus, aus der Durand und Frey gerade noch entkommen können, ehe Otto auch Vargas und seine Gang tötet. Zuvor hatte Otto Desai auf üble Art und Weise gefoltert und getötet und dadurch Durand überhaupt erst finden können.
Es kommt zum Showdown zwischen Wyckes und Durand in Naypyidaw. Dort werden Frey und er bereits von Wyckes erwartet. Frey lässt sich von Wyckes bestechen, um sein eigenes Leben zu retten. Der inzwischen zurückverwandelte Durand kann aber Otto davon überzeugen, dass Wyckes Otto als minderwertig ansieht und auch töten will. Das erinnert wiederum an „Beißerchen“. Otto tötet daraufhin Wyckes und Durand wie auch Frey, der Durand nur scheinbar verraten hatte, um ihn aus der Gefangenschaft bei Wyckes befreien zu können.
Am Ende bekommt Durand seine Familie wieder und Frey kümmert sich um behinderte Kinder. Ein klassisches Happy End also, was die Quaslität dieses Romans aber nicht schmälert. Diese beängstigend glaubwürdige Zukunftsvision sollte sich kein Science Fiction Fan entgehen lassen.

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