Samstag, 14. Oktober 2017

Contramann: kurz gesehen im Oktober

Und am morgigen Sonntag, meine lieben Freunde, ist wieder Wahl. Landtagswahl in Niedersachsen. Hingehen!
 

http://www.spiegel.de/auto/aktuell/iaa-2017-elektroauto-aus-dem-zulieferer-baukasten-a-1168742.html
Das ist doch mal eine interessante Entwicklung. Bosch und Schaeffler, zwei der führender Automobilzulieferer, haben eigenständig Motoren, Getriebe oder Achsen sowie weitere Komponenten für Elektroautos entwickelt und stellen diese auf der Internationalen Automobil Ausstellung (IAA) aus. Diese Komponenten wollen sie nicht nur den großen Autoherstellern, sondern auch kleinen Start-Ups zur Verfügung stellen.
Dadurch haben jetzt auch kleine Tüftler die Möglichkeit, abseits der etablierten Automobilindustrie ohne eigenen Entwicklungsaufwand selbst kreierte Karren auf dem Markt zu platzieren. So wollen Studenten aus Aachen (hallo Jürgen!) den E-Go ab März 2018 für 12.000 € (nach Abzug der Umweltprämie) auf den Markt bringen. Die Post hat mit dem Streetscooter, einem Kleinlaster, bereits eine Kreation auf dem Markt. Und bloß weil die etablierten Automobilkonzerne zu dämlich waren, dies Fahrzeug zu entwickeln (angeblich lohnte es sich nicht), ist die Post nach dem Kauf der Entwicklung einer Forschungsgruppe der Uni Aachen (die schon wieder) selbst zum Autokonzern mutiert.
Wenn die Konzerne von VW bis BMW nicht aufpassen, sind sie im Hintertreffen, wenn das Geschäft anzieht. Das ist der Kapitalismus, Baby! Die alten Firmen ruhen sich satt und fett auf ihren Gewinnen aus und verpassen die Entwicklung ihrer Produkte. Nokia und Siemens in der Handybranche sind da unrühmliche Beispiele. Ausbaden werden es die Arbeiter von Mercedes bis zum VW Konzern. Die sind dann arbeitslos, mit Glück landen wenige bei den neuentstandenen E-Car Herstellern. Aber eben nicht alle. Bis auf die Manager natürlich, die dann zu den E-Cars wechseln. Fett schwimmt bekanntlich oben.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/die-linke-gregor-gysi-und-oskar-lafontaine-streiten-ueber-fluechtlinge-a-1170416.html
Hier ist ein Blick in die Forumsbeiträge sehr erhellend. Auch dort stehen sich die zwei grundsätzlichen Standpunkte „der“ Linken diametral gegenüber. Während die Einen mit Gysi der Auffassung sind, dass man die Flüchtlinge nach wie vor ohne Einschränkungen oder Bedingungen aufnehmen soll, gehen die Anderen mit Lafontaine konform und bemängeln, dass die Ärmsten hierzulande die (finanzielle) Belastung durch die Flüchtlinge jetzt auch noch schultern sollen. Besser sollten die Mittel darauf konzentriert werden, den Flüchtlingen das Weiterleben in ihren Heimatländern zu ermöglichen.
Wie man unschwer erkennen kann, ist letzteres auch meine Position. Auf alle Fälle prallen 2 Lebensanschauungen aufeinander, wie ein Forist so schön beschreibt. Idealismus (Gysi) trifft auf Realismus (Lafontaine). Ich möchte es mal so formulieren: Auch ich finde den Idealismus von Gysi lobenswert und würde ihn auch teilen, aber leider lebe ich in der Realität und die zeigt mir eindeutig, dass Lafontaine mit seiner Meinung mehr als Recht hat. Vom „Abfischen“ einiger Wählerstimmen im rechten Lager mal abgesehen, kann ich an Kontingenten für Einwanderung oder auch Förderung der Flüchtlinge in der Heimat statt Durchfüttern hier nichts Negatives finden.
Ich bin so arrogant und behaupte, dass ich dies besser als viele andere beurteilen kann, weil ich beruflich „im Amt“ zumindest einige Berührungspunkte mit den Flüchtlingen habe und trotzdem Linke wähle, selbst Gysi und Frau Kipping. Kollegen, die sich dank ihrer Arbeit noch besser mit Flüchtlingen auskennen als ich, tendieren eher zur AfD. Diese Kollegen kann ich übrigens verstehen; da macht sich Betriebsblindheit breit. Davor ist übrigens niemand gefeit! Ich selbstverständlich auch nicht.
Deshalb kritisiere ich Linke mit dem Standpunkt von Gysi auch nur ungern, weil ich ihre Meinung schätze und gern teilen würde. Aber die Versäumnisse der Entwicklungspolitik der letzten 50 Jahre schlagen jetzt mit Macht durch. Die Länder der dritten Welt wurden über Jahrzehnte eben nicht in ihrer Entwicklung gefördert, sondern nur mit „Care Paketen“ zugeschissen. Das haben im Übrigen auch die Moralapostel nicht kritisiert, die Lafontaine ob seiner „Anbiederung“ an rechtes Klientel verurteilen. Die ganzen Jahre hat das diese „Gutmenschen“ nicht interessiert, und jetzt, da den Menschen in ihrer Not nichts mehr bleibt als die Flucht ins Schlaraffenland („Deutschland gudd, Karte in Wand, Geld kommt“), da fordern diese auf einmal Solidarität mit all den Hundert Millionen an Flüchtlingen und Opfern der Globalisierung ein.
Wenn man die Flüchtlinge lediglich „durchfüttern“ würde, um sie dann nach Abschluss des Bürgerkrieges in ihre Heimat zurückzuschicken, dann hätte die AfD keine Chance und niemand würde sich über einen Richtungsstreit bei der Linken aufregen müssen. All die Idealisten wären erst einmal beruhigt, weil ja niemand abgeschoben wird. Dass eine „Rückführung“ von Flüchtlingen erst nach Jahrzehnten, auf alle Fälle frühestens in der nächsten Generation möglich sein wird, ist eine Erfahrung, die der deutsche Staat mit den libanesischen Bürgerkriegsflüchtlingen Ende der 80er Jahre gemacht haben sollte.
Und gerade damals hat niemand eine Integration gefordert. Es ist ja nichts passiert, um Flüchtlinge, Einwanderer und Asylsuchende rechtlich voneinander zu unterscheiden und entsprechend unterschiedlich zu betreuen. Und eines sollte auch jedem Idealisten begreiflich sein: Eine Aufnahmeverpflichtung in Deutschland ist lediglich für Asylsuchende vom Grundgesetz garantiert, nicht für Flüchtling oder Einwanderer.
Aber ich wiederhole mich. Ich habe hier schon öfters gegen dieses blinde wie idealistische Weltbild angeschrieben. Diese Gesellschaft kann eben nicht alles schultern, zumal es hauptsächlich die „kleinen Leute“ ausbaden müssen. Liebe Idealisten: Ihr habt hier eine hervorragende Ausbildung genossen, immer was zu fressen und ein Dach über dem Kopf. Das Ganze auch auf Kosten der dritten Welt. Davon habt Ihr profitiert, also akzeptiert Eure Mitschuld und versucht Euch nicht reinzuwaschen, indem Ihr mit dem Geld von der gesamten Gesellschaft um Euch schmeißen wollt.
Oder verschenkt hier alles und wandert aus. Nach Ruanda, Jemen oder Birma.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/donald-trump-und-die-usa-wenn-demokratien-kippen-kommentar-a-1133439.html
Reißerisch ist er, dieser Kommentar auf SPON – kurz nach dem Amtsantritt von Donald Trump. Erst zählt der Kommentator alle Verfehlungen von Trump auf, die er ja vorher auch angekündigt hatte. Dann schließt er folgerichtig, dass die ständigen Demonstrationen gegen Trump nach und nach weniger werden, weil das Interesse schwindet.
Und die Medien werden sich daraufhin leichteren Themen zuwenden, weil sie dann weniger Ärger mit der Regierung bekommen. Schließlich wird die Demokratie an sich kippen und wir haben dann das Böse in Form von Donald Trump an der Backe. Soweit die Argumentationslinie, mit der der Autor das wüste Titelbild des Spiegels, auf dem Donald Trump mit blutigem Messer und dem Kopf der Freiheitsstatue abgebildet ist, rechtfertigt.
Aber genau da hat der Kommentator eines nicht begriffen: Donald Trump mag rein Idiot und vielleicht wirklich ein schlimmer Präsident sein, aber wenn ich mich mit so einem Titelbild auf dasselbe niedrige Niveau wie Trump begebe, bin ich eben auch nicht besser als Trump.
Und weil das mehr und mehr Menschen so sehen, kommen Begriffe wie „Lügenpresse“ erst in Mode. Denn nicht die Medien folgen dem Boulevard, weil die Menschen desinteressiert sind. Es sind die Menschen, die sich von den überzogenen Berichten in den Medien abwenden und sich seichte Themen suchen, weil sie bei „ernsten“ ja doch nur mit Regierungspropaganda zugetextet werden.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/journalismus-und-medien-okay-frau-merkel-das-schreib-ich-so-kolumne-a-1133477.html
Frau Stokowski liefert heute mal den Abschlussbeitrag. Sie wollte Anfang Februar eine Lanze für den seit geraumer Zeit als „Lügenpresse“ beschimpften Berufsstand der Journalisten brechen. Mich konnte sie nicht überzeugen.
Sie verweist zunächst auf ein Interview sder Zeit mit 2 Komunikationsforschern, die meinten, dass 40% der Deutschen denken, dass man den Medien „eher“ oder „voll und ganz“ vertrauen kann. Auch wenn dieser Wert leicht besser ist als 2008, was ist mit den restlichen 60%? 4 von 10 ist nicht gerade ein gutes Ergebnis, Frau Stokowski.
Der Rest ihrer Kolumne verliert sich dann in nebulösen Formulierungen wie „die Arbeitsweisen der Medien viel stärker transparent machen“oder dass „die Leute mit zensieren meistens redigieren meinen“. Und was ist nun der Unterschied zwischen redigieren und zensieren?
Ich hätte von ihr eher mehr eine Argumentation in Richtung des investigativen Journalismus erhofft. Die Medien, die sich nicht den Mächtigen beugen. Die Spiegel Affäre – obwohl, das ist wohl schon zu lange her. Mir zeigt das lediglich, dass Frau Stokowski wie viele andere Medienvertreter in einer Blase leben, die mit der Realität der meisten Menschen einfach nichts zu tun hat.

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