Sonntag, 13. August 2017

Sonny West 2/4

Noch bevor sich die Band von Sonny West zusammengefunden hatte, schrieb Sonny „Rock-ola Ruby“ als Ballade in einem langsamen Tempo. Erst mit seiner Band entstand der mitreißende Rocker, der heute einer meiner Lieblingssongs aus der Dekade ist. Bob Kaliff und Paul Westbrook schrieben zusammen den Song „Sweet Rockin` Baby“ dazu, dessen finales Arrangement allerdings von Sonny West selbst erarbeitet wurde. Von beiden Songs erstellte er im Studio des Radiosenders KLVT Demoaufnahmen mit Gitarre und Gesang.
Nebenbei sei erwähnt, dass in dieser Zeit auch eine Coverversion von „Woman Love“entstand, einem Song, der zuerst von Jimmy Johnson aufgenommen wurde. Die bekannteste Version dieses Songs von Gene Vincent wurde erst später, am 21. Juni 1956, veröffentlicht. Traurigerweise sind diese frühen Demoaufnahmen von Sonny West in dem Studio von KLVT bis heute verschollen und dürften es auch bleiben.
Sonnys Schwager „Heavy“ Anderson bot daraufhin sehr eindringlich seine Hilfe an und arbeitete eng mit Bob Kaliff zusammen, um einen Termin für Sonny in Norman Pettys Studio in Clovis, New Mexico, zu arrangieren. „Rock-ola Ruby“ und „Sweet Rockin` Baby“ wurden dort von Sonny West und seiner Band neu eingespielt.
Diese Session entstand fast ein Jahr, bevor Petty seine berühmte Echokammer entwickelt hatte, dank der Buddy Holly und die Crickets zu ihren weltweiten Hits kamen. Für Sonny Wests Session nutzte Petty das Echo einer natürlichen Schallreflektion, indem er beide Songs kurzerhand im Lyceum Theater aufnahm. Es war einer dieser magischen Momente, in denen sich alles perfekt zusammenfügt.
Viele der unentwegten Rockabilly Enthusiasten halten „Rock-ola Ruby / Sweet Rockin` Baby“ für die beste doppelseitige Rockabilly Single aller Zeiten. Ich bin da zwar nicht ganz so euphorisch, aber ich würde sagen: Nah dran. Unglücklicherweise drückte sich die Kritikermeinung nicht in den Verkaufszahlen der Single aus.

Auf Nachfrage in späteren Jahren datierte Sonny West das Veröffentlichungsdatum der Single auf den 18. August 1958, also kurz nach seinem 19. Geburtstag, während der 16. Juli auf der Box des Demobandes vermerkt wurde. Wie auch immer, Norman Petty brachte die Single auf seinem Nor-Va-Jak Label heraus, auf dem er vorher ausschließlich Cocktail Lounge und Jazz veröffentlichte.„Heavy“ Anderson finanzierte die Session und die Kosten der Pressung.
Und unmittelbar vorher leistete sich Sonny eine neue Gitarre. Er bat einen Freund, seinen Namen auf die nagelneue Martin D-28 zu malen. Dieser verschrieb sich unglücklicherweise; er schrieb „Sonee“ auf den Korpus der Gitarre. Diese falsche Schreibweise übernahm Sonny auf der Single; diesen Spitznamen sollte er nie mehr loswerden. Da nützte es nichts, dass er sehr schnell wieder die alte und korrekte Schreibweise seines Namens benutzte.
Kurz nach der Session verließ Buddy Smith die Band und kehrte nach Hause zurück. Er war es, der diesen phänomenalen Gitarrenlick auf „Rock-ola Ruby“ spielte. Mit seinem Rückzug aus dem Musikbiz ist dem Rock `n` Roll einer der besten Gitarristen der frühen Jahre abhanden gekommen. Mit allein 2 Songs hatte sich Buddy Smith unsterblich gemacht.
Erst ab jetzt war Sonny West für die Gitarrenarbeit allein verantwortlich. Die Band versuchte vor Ort, die Single zu promoten. Doch trotz aller Bemühungen fehlten ihnen einfach die finanziellen Mittel, Kontakte und erst recht das nötige Wissen, um die Platte zu einem Hit werden zu lassen.
Nach einer Show in Levelland wurde Sonny von Bill Tilghman angesprochen, der verschiedene Songs geschrieben hatte und Sonny bat, auf sein Material drauf zu schauen. Hieraus entstand eine über 20 Jahre dauernde Partnerschaft, in der beide zusammen Songs schrieben.
Der erste Song hieraus war „All my Love“, den Sonny West im Februar 1957 in Clovis bei Norman Petty aufnahm. Als die Band zur Session nach Clovis fuhr, war im Auto kein Platz mehr für den Kontrabass von Jimmy Metz. Doch anstatt den Bass einfach nur wegzulassen, erinnerte sich sich Sonny an die Zeit, als er in der High School Band Trompete spielte. Den Part des Basses übernahm alsoi die Trompete – zusammen mit einem Piano. Das Piano spielte Glen D Hardin, der vorher lediglich ein Girlie Trio an einer Schule in Levelland mit seinem Piano begleitet hatte. Das die Trompete mit dem Piano und den Drums überraschenderweise gut harmonierte, kann man bei dem Song noch sehr gut heraushören.
Nicht zuletzt verantwortlich für den Sound war die geniale Idee von Glen D, Reißzwecken auf die Hämmer seines Pianos anzubringen, um einen Honky-Tonk Sound zu generieren. Glen D Hardin probte da bereits zusammen mit der Band in Mrs. McKay`s Tanzstudio. Er war auch dabei, als die Band in der Pause einer lokalen Show von Bob Willis auftrat, wo ihr Rock `n` Roll von den Western Swing Fans nicht gerade geschätzt wurde.

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