Freitag, 14. Juli 2017

Hartmudo: Endspurt 6

Und bei diesem wichtigen Spiel am 25. Mai, einem Donnerstag, waren wir nicht in Braunschweig, sondern auf der Kegelfahrt in Dresden. Ausgerechnet Dresden! Dort kam ja die Wende zum Negativen für die Eintracht, als sie in der Hinrunde nach ihrer bis dato besten Saisonleistung ab der 60. Minute und einer 2:0 Führung noch 2:3 verloren hatten.
Und der Tag fing auch schon gut an. Beim Treffen der Kegelbrüder und -schwestern morgens am Bahnhof bemerkte ich, dass ich meinen Perso vergessen hatte. Da ich die verbilligte Gruppenfahrkarte für uns alle gekauft und dabei meinen Perso als Ident angegeben hatte, brauchten wir ihn unbedingt. Ich muss wohl nicht näher darauf eingehen, mit welcher Begeisterung meine Löwin mich schnell nach Hause fuhr, um den Perso zu holen. Zum Glück waren wir rechtzeitig zurück, um den Zug noch zu kriegen.
Während der Fahrt legte sich die erste Aufregung, zumal die ersten Wolters Dosen, noch gut gekühlt, angenehm in der Hand lagen und der Inhalt sanft die Kehle hinunterfloss. Unser Hotel lag in Dresden Neustadt, einer einst selbstständigen Stadt, die irgendwann im 19. Jahrhundert eingemeindet wurde und auf der anderen Seite der Elbe liegt. Anders als Dresdens Stadtkern wurde Neustadt am Ende des 2. Weltkrieges nicht weggebombt, so dass hier noch eine wunderschöne Barock Architektur, dank meines Solidaritätszuschlags auch aufwendig restauriert, zu bewundern ist.
Das Hotel Bülow betraten wir über eine kleine Seitenstraße mit Pflastersteinen; vor dem Einchecken erfrischten wir uns erst einmal im gemütlichen Biergarten. Am frühen Abend würden wir zur Stadtführung vor dem Hotel abgeholt werden und ca. 2 Stunden später im Kellergewölbe vom Pulverturm (neben der Frauenkirche) zum Abendessen erwartet. In einem Satz: Das Hinspiel der Relegation würden wir nicht live sehen können!
Die Stadtführerin machte ihre Sache wirklich gut; wir sahen den goldenen Reiter, gingen über eine Brücke, deren Name ich vergessen habe (Quirin Moll Brücke?), und sahen sowohl den Dresdner Zwinger, die Semper Oper als auch die Frauenkirche, die ich selbstredend nicht zur Besichtigung betrat. Im Pulverturm, einem heutzutage wohl bekannten Restaurant, hatten wir einen schönen großen Eichentisch. In der Mitte war ein dekorativer Degen zwischen 2 Kerzenständern drapiert.
Zu den ersten Getränken begleitete uns eine Bänkelsängerin, die mich stark an Christine Neubauer (so vor 10 Jahren, rrrrrrrr…) erinnerte. Vor allem Charles und mich interessierte das aber nur am Rande. Wir hatten keine Augen für die bildhübsche Sängerin, sondern nur für die Kicker App auf unseren Smartphones. Das Spiel hatte gerade begonnen. Ich hatte bestimmt schon nach dem Essen vergessen, was ich da überhaupt gegessen hatte.
Auch nahm ich die Reiseleiterin, die sich noch über eine halbe Stunde zwischen Ralle und mich gesetzt hatte, höchstens peripher wahr. Sicherlich, die Spezialität des Hauses, einem ekligen wie laschen Pfefferminzschnaps mit viel Pfeffer, der aus Zinnkelchen getrunken wird, bekam ich gerade so noch mit.
Doch da hatte der Riestermeister schon den Elfer reingesemmelt und Eintracht lag zur Pause mit 0:1 zurück. Charles und ich, auch Ralle, waren darüber erst traurig und dann wütend, als wir in der Kicker App lesen mussten, dass der Elfer irregulär gewesen war. Gomez himself hatte wohl zuerst den Ball mit dem Arm angenommen und diesen dann gegen den Arm von Valsvik gedroschen, auf das der blinde Schiedsrichter den doppelt unberechtigten Elfer pfiff.
Bis zu dem Zeitpunkt hatte die millionenschwere Startruppe aus dem Braunschweiger Vorort nicht eine Chance herausgespielt und obendrein noch riesiges Glück, dass Boland nach knapp über 20 Minuten den Ball völlig freistehend aus knapp 10 Meter überhastet neben das Tor ballerte. In der Saison waren diese Dinger immer drin und danach passierte im Spiel in der Regel nichts mehr. Das wäre es doch gewesen!
Boland hatte da wirklich eine 100prozentige auf dem Schlappen, ich habe es am nächsten Morgen im Frühstücksfernsehen sehen können. So aber passierte in der zweiten Halbzeit nichts mehr, außer das der eingewechselte Kumbela bereits nach 12 Minuten verletzt wieder runter musste und im Rückspiel fehlen würde.
Das war ja nun schon ernüchternd, aber Eintracht hatte das Spiel über gut dagegen gehalten und wurde im Endeffekt um eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel betrogen. Hatte da der DfB die Hände im womöglich abgekarteten Spiel? Frustration machte sich bei Charles, Ralle und mir breit. Zum Glück ergab sich die Gelegenheit für ein ausgiebiges Frustbesäufnis nicht mehr an diesem Abend, da wir noch üdie Brücke (Quirin Moll Brücke?) zu Fuß nach Hause (ins Hotel) mussten und unsere Frauen wie auch Ulf und Bud, beide weniger bis gar nicht fußballbegeistert, auf uns aufpassten.
Die merkwürdige Szene, dass die Schuhe der Eintracht Spieler von der angeblich automatischen Sprinkleranlage in der Kabine im Wolfsburger Stadion durchnässt worden waren, hatte ich erst später im Netz nachlesen können. So was Blödes hatte ich noch nie gehört. Und das der Braunschweiger Präsident von einem Wolfsburger Ordner aufgefordert wurde, seinen Fanschal abzunehmen, ist an Dreistigkeit kaum noch zu toppen. Dass Ebel da standhaft blieb und dem Ordner entgegnete, dass sie (die Ordner) ihn dann aus dem Stadion tragen müssten, rechne ich dem Präsidenten hoch an.
Wenn Eintracht gegen Wolfsburg auch scheitern sollte, dann mit erhobenem Haupt und nicht sang- und klanglos. Im Rückspiel wird es rundgehen!

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