Mittwoch, 19. Juli 2017

Contramann: kurz gesehen im Juli


http://www.spiegel.de/politik/deutschland/helmut-kohl-war-nie-mein-kanzler-bis-er-es-doch-wurde-a-1152594.html
Die Überschrift sagt es schon, Contramann wusste es allerdings schon vorher: Stefan Kuzmany von Spiegel Online ist ein Dussel.
Kuzmany entdeckte erst vor ein paar Jahren seine Sympathie für Kohl und strickt gegen Ende seines Kommentares weiter am Mythos des „Kanzlers der Einheit“. Das ist doch gerade das größte Märchen um die Gestalt Helmut Kohl. Auf westdeutscher Seite war es eher Genscher, der aktiv die Herauslösung der DDR aus dem Warschauer Pakt betrieb bzw. in der westdeutschen Botschaft in Budapest stand, als die Flüchtlinge aus der DDR dort um Ausreise in die BRD ersuchten. Sicherlich hatte Kohl im Hintergrund an vielen Strippen gezogen und die Wiedervereinigung ermöglicht. Das hätte aber auch ein anderer Politiker hinbekommen können.
Das Negative an Kohl war nicht die fehlende Aufbruchstimmung, was Kuzmany scheinheilig als sein Bild seiner Jugend verkauft. Der Ausverkauf der DDR zu Lasten der Infrastruktur, was sich bis in die heutige Zeit noch auswirkt, findet bei Kuzmany ebenso keine Erwähnung wie der Spendenskandal, der Helmut Kohl, für sich alleine genommen, bereits vollkommen entlarvt. Helmut Kohl war ein Kind der deutschen Wirtschaft, vor allem der multinationalen Konzerne. Sei es die Spendenaffäre, wo der „Ehrenmann“ Kohl sich rechtswidrig weigerte, die Spender zu nennen, weil er sein Wort gegeben habe.
Oder der unsägliche Gorbatschov – Goebbels Vergleich. Soviel zum Thema Besonnenheit und bei Russen wie Amis anerkannt, Herr Kuzmany.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/spd-und-linke-game-over-kommentar-a-1151609.html
Der Kommentator rät Herrn Schulz dazu, eine mögliche Rot-Rot-Grün Koalition von vornherein auszuschließen, weil Sarah Wagenknecht, seiner Meinung nach eine ewig Gestrige, auf dem Parteitag der Linken den meisten Applaus erhalten hatte. Hier wird wieder das Bild der SED Nachfolgepartei gezeichnet.
Bloß um (mit)regieren zu können, sollen die Linken also ihre Grundsätze wie Nato Austritt, Verurteilung der Einmischung des Westens in den Ukraine Konflikt und so weiter über Bord werfen. Wenn sie das tatsächlich machen, dann sind sie auf alle Fälle überflüssig. Gerade die Punkte, in denen sie nachgeben sollen, sind das wesentliche Element der Daseinsberechtigung der Linkspartei.
Machen wir uns nichts vor: Die SPD ist in fast allen Positionen der CDU/CSU derart nah, dass man die SPD für eine CDU interne Veranstaltung halten könnte. Und Grüne wie FDP sind innen- wie außenpolitisch im Wesentlichen auf derselben Linie unterwegs. Allenfalls in Nuancen sind da Unterschiede zu erkennen.
Selbst bei den Linken gibt es schon moderate Untertöne. Gemäßigte Stimmen wie z.B. Ramelow sind dann auch nach des Kommentators Meinung diejenigen, die den zukünftigen Kurs der Linken bestimmen sollen. Contramann sagt da nur: „Bloß nicht!“ Wenn auch noch die letzte ernstzunehmende Oppositionspartei einknickt, dann gibt es keine Hoffnung mehr auf eine Wiedereinführung der sozialen Marktwirtschaft. Und genau dafür wurde diese Republik 1949 gegründet.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/frank-walter-steinmeier-als-bundespraesident-zeichen-gegen-den-trumpismus-a-1121168.html
Ja, nun ist die größte Flachpfeife, die in der Berliner Regierungsmannschaft rumlief, zu unserem Staatsoberhaupt, sprich Bundespräsident, gewählt worden. „Steinmeier ist ein Mann des Ausgleichs, weltoffen, besonnen und deshalb international respektiert und daheim beliebt. Er ist ein würdiger Nachfolger für Joachim Gauck.“ So sieht es Herr Nelles, der Verfasser dieses Kommentars. Ich sehe das anders.
Wenn jemand einen farblosen Beamten verkörpert, dann ist das eindeutig Walter Steinmeier. Der Mann des bedingungslosen Konsenses hat es äußerst selten hinbekommen, eigene Akzente zu setzen. Da hätten sie gleich Lothar Matthäus zum Außenminister machen können.
Und wenn Steinmeier mit dieser seiner Art die Antwort auf Donald Trump sein soll, dann gute Nacht Marie.


http://www.spiegel.de/wirtschaft/deutschland-sichert-4-8-millionen-jobs-in-der-eu-a-1152385.html
Was will uns der Spiegel mit dieser Top-Meldung eigentlich sagen? Nach einer Schweizer Studie sichert Deutschlands exportorientierte Wirtschaft 4,8 Millionen Arbeitsplätze in der EU. Ganz Europa beschwert sich über die deutsche Wirtschaft, die durch Lohndumping (in Deutschland) ihre Erzeugnisse preiswert hält und dadurch die europäische Konkurrenz unter Druck setzt.
Sind die Vorwürfe gegen die Deutschen, zuletzt auch von Trump geäußert, nach den Zahlen der Schweizer Studie vollkommen aus der Luft gegriffen? Mitnichten, denn der Spiegel zieht hier eine üble Sinnestäuschung durch. Es soll suggeriert werden, dass diese Arbeitsplätze ohne die deutsche Wirtschaft gar nicht existieren würden. Das ist natürlich Bullshit, weil wenn z.B. VW oder Daimler in Frankreich keine Getriebe mehr für ihre Autos bauen lassen würde, weil sie entsprechend weniger Autos verkaufen, dann bauen dieselben Arbeiter die Getriebe halt für Toyota oder Honda.
Das ist jetzt zugegebenermaßen arg vereinfacht dargestellt, lässt aber die Zahl von 4,8 Millionen Jobs dank der deutschen Wirtschaft in einem anderen Licht erscheinen. Wenn statt der Deutschen andere „Europäer“ (oder wer auch immer) in diesen Fabriken arbeiten ließen, wären es vielleicht statt 4,8 Mio. immer noch 4,3 Mios. Oder 5,4 Mios, wer weiß das schon? Die Studie beantwortet diese Frage eben nicht und entkräftet den Vorwurf von Trump oder den Europäer gerade nicht.
Schlimm, mit was für Methoden der Spiegel und andere Leitmedien uns Sand in die Augen streuen.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/wahlprogramm-der-union-flucht-vor-der-fluechtlingsfrage-kommentar-a-1155734.html
Genauso ist das: Einerseits hatte Mutti 2015 die Grenzen – widerrechtlich gegen das Schengener Abkommen – geöffnet und über einer Million Flüchtlinge den Aufenthalt in Deutschland ermöglicht, andererseits wettert die Union heuer gegen die Gefahr aufkommender Parallelgesellschaften. Die CDU sondert im Wahlkampf zu diesem wohl wichtigen Thema lediglich Sprechblasen ab. Gegen Intoleranz und Diskriminierung und gleichzeitig gegen Multikulti? Wie geht das denn zusammen? Das wirkt wie ein Gemischtwarenladen.
Das Schlimme daran ist, dass die Union damit durchkommen wird. Denn es ist ja wirklich erstaunlich: Alle Leute, die sich mir gegenüber zur aktuellen Politik unserer Bundesregierung geäußert haben, sind stark enttäuscht und wollen, das sich etwas ändert. Und ich meine hier nicht nur meinen näheren Freundeskreis, in dem man in der Regel ähnliche Ansichten hat. Wenn also alle , oder wenigsten die meisten, Menschen eine Veränderung herbeisehnen, müssten sie doch sicherlich eine Alternative zu CDU/CSU oder der SPD wählen, oder?
Aber genau das wird bei der nächsten Bundestagswahl im September erneut nicht passieren. Es handelt sich hier um das alte Spiel: Keiner hat Angela Merkel gewählt, keiner isst bei McDonalds oder bestellt bei Amazon.
Ich glaube, dass es uns allen noch viel zu gut geht. Ob als Langzeitarbeitsloser oder stress- und steuergeschädigter Unternehmer, alle sind sie am Meckern, wie schlecht es ihnen geht. Aber wenn man etwas ändern könnte, also bei Wahlen, da sind die Menschen trotz großer Schnauze nicht bereit, eine Änderung herbeizuführen. Es könnte ja noch schlechter werden. Da ist er also, der hässliche Deutsche. Die Idioten bei den Pegida Demonstrationen oder die Vermummten beim G20-Gipfel machen wenigstens noch Aktion, auch wenn diese falsch und verwerflich ist.
Die Politiker der führenden Parteien und ihre Unterstützer im Hintergrund können sich auf ihre Lämmer bei der Wahl verlassen, es wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Das „Weiter so!“ wird sich wieder durchsetzen.

https://www.welt.de/politik/deutschland/article159709363/Tuerkisch-als-Abifach-Rot-Gruen-gibt-sich-kleinlaut.html
Was für eine Meldung. Die rot-grüne Landesregierung in Niedersachsen wollten Arabisch, Türkisch und Farsi an Niedersachsens Schulen als Regelfach etablieren. Der schulpolitische Sprecher der Grünenfraktion verstieg sich gar zu der Behauptung, das das korrekte Erlernen der Muttersprache Migrantenkindern im Deutschunterricht helfen würde.
Ich war über diese Meldung mehr als entsetzt und kann auch keinen Sinn einer solchen Maßnahme erkennen. Da könnt ihr mich in die AfD-Ecke stellen, so häufig ihr wollt. Aber ein derartiger Schwachsinn ist in der nach wie vor aktuellen Flüchtlingsdiskussion Wasser auf die Mühlen der Ausländerfeinde.
Abgesehen von den organisatorischen Schwierigkeiten bei einer Umsetzung einer solchen Maßnahme befeuert dies höchstens die Entstehung von Parallelgesellschaften. Ich habe schon seit Jahren insbesondere bei Politikern der Grünen den Eindruck gewinnen müssen, das gesunder Menschenverstand keine Grundvoraussetzung für eine Karriere als Politiker darstellt. Wer derart weltfremd durch die Gegend reist, sollte als Sortierer im Lager eines Möbelmarktes arbeiten, wo er nicht viel Schaden anrichten könnte.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundespraesident-frank-walter-steinmeier-ein-mutmacher-gegen-die-angstmacher-a-1134212.html
Zum Abschluss möchte ich mich heute nochmal kurz mit unserem neuen Grüßaugust beschäftigen. Stefan Kuzmany vom Spiegel gesteht zwar ein, dass man Frank-Walter für einen Langweiler halten könnte. Aber: „Doch gerade in dieser ruhigen Beharrlichkeit, die Steinmeier auch schon als Außenminister gezeigt hat, liegt eine große Kraft.“
Nehmt dem Kuzmany bloß die Drogen weg, ganz schnell bitte. Allen Ernstes sieht er in Steinmeier eine „Kampfansage“ an die Rechtspopulisten in aller Welt. Ausgerechnet dieser verschnarchte Ministerialbeamte reinsten Wassers. Frank-Walter ist der fleischgewordene Kompromiss; einen bequemeren und – ganz wichtig! - farbloseren Bundespräsidenten könnten sich Le Pen oder auch Trump nicht wünschen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen