Dienstag, 13. Oktober 2015

Johnny Burnette Trio 1/5

Zu den Pionieren des Rockabilly muss man zweifelsohne das Johnny Burnette Trio zählen. Auch ich vergesse die Jungs häufig beim Aufzählen der bahnbrechenden Musiker der 50er Jahre, wohl weil deren aktive Schaffensphase 1956/57 eher kurz zu nennen ist. Und doch kamen in dieser Zeit Klassiker wie „Train kept a rollin`“, „Honey Hush“ oder „Rockabilly Boogie“ zustande.
Auch waren sie eine der ersten Bands, die als Band bekannt wurden und waren eben mehr als Johnny Burnette und austauschbare Begleitmusiker, so wie es seinerzeit Usus war, selbst wenn es tatsächlich anders war. Als Beispiele dafür sollen die Crickets und selbstredend die Comets genügen.
Die Burnette Brüder Dorsey (*28.Dezember 1932) und Johnny (*28. März 1934) wurden passenderweise in Memphis, Tennessee geboren. Paul Burlison (*4. Februar 1929) dagegen kam in Brownsville, Tennessee auf die Erde, zog aber 1937 mit seiner Familie aufgrund einer großen Überschwemmung nach Memphis. Anerkanntermaßen gilt Memphis als Geburtsort des Rockabilly. Es ist schon erstaunlich, dass die Burnettes und Eddie Bond die einzigen Major Acts waren, die tatsächlich auch in Memphis geboren wurden.
Bereits 1939 gab Papa Dorsey Burnett Sr. (das 'e' wurde erst später angehängt) seinen beiden Bengels ein Paar Gene Autry Gitarren. Mit einem sicheren Instinkt für die Dinge, die da noch kommen sollten, bereiteten die Brüder den Gitarren den Garaus, indem sie sich die Gitarren gegenseitig über den Schädel hauten.
Dorsey Sr. ließ sich davon nicht schocken und kaufte den Rackern zwei neue Gitarren, aber vorerst mit geringem Erfolg. Denn sowohl Dorsey als auch Johnny interessierten sich mehr für den Boxsport. Sie trainierten in einem Amateur Boxstall, nahmen auch an mehreren Meisterschaften um den "Golden Glove" teil.
1949 lernte Dorsey dann einen anderen aufstrebenden Boxer kennen - Paul Burlison. Dazu war Burlison noch begeisterter Gitarrist mit einem Ohr für den Blues, den Cottonpatch Blues der Schwarzen. Jede Samstag Nacht hörte Burlison ausschließlich diesen Sound, niemals die seinerzeit populären Bigbands oder Pop a la Frank Sinatra. Schon während seiner Schulzeit baute sich Burlison unter Zuhilfenahme einer Telefonschnur eine behelfsmäßige E-Gitarre. Zu diesem Zeitpunkt jedoch war Dorsey hierfür noch nicht begeisterungsfähig.
Bleiben wir bei Burlison. Der kehrte 1951 nach seiner Entlassung aus der Armee nach Memphis zurück und spielte in einer Hillbilly Band eines gewissen Shelby Follin oder auch Pollin, wie dieser auch angekündigt wurde, sowohl Live Gigs als auch Radio Shows. In einer Radio Show des örtlichen Senders KWEM spielte Burlison so in einer Sendung mit Howlin Wolf, der Burlison stark beeindruckte.
Howlin Wolf bevorzugte das Mundharmonikaspiel, weil er dort eindeutig stärker war als an der Gitarre. Er arbeitete auf den Baumwollfeldern bei Memphis und schaute jeden Nachmittag bei KWEM vorbei. An einem Nachmittag sah Wolf Shelby in einem Studio zu und war von Burlison beeindruckt, der in einen Song ein paar Blues Licks eingestreut hatte. An diesem Abend wie auch häufiger in den nächsten 3 Monaten spielte Burlison mit seinem Kumpel Smokey Joe Baugh (später ein gefragter Studio Pianist in Memphis) und Howlin Wolf im Radio für KWEM. Zusammen mit Willie Johnson, dem ersten Gitarristen aus Howlin Wolf`s Begleitband, spielten sie auch in einem Club auf.
Ungefähr zu dieser Zeit erneuerte Burlison seine Bekanntschaft mit den Brüdern Burnette. Das Trio fand also bereits ab 1951 zusammen und konnte schon ab 1951 das Zusammenspiel perfektionieren. Ob als Teil diverser Bands oder als Trio wie in späteren Zeiten; Sie beackerten die Hillbilly Läden des Stadtrandes von Memphis. Hin und wieder wurden die Drei von einem Steel Gitarristen und einem "Fiddler" begleitet. Typischen Hillbilly eben, an Rock `n` Roll war 1951 noch nicht zu denken.
Erst nach Jahren konnten die Burnettes 1955 eine erste Single beim Von Records Label in Booneville, Mississippi aufnehmen. Zur Single "You`re undecided"/"Go Mule Go" gibt es zwei unterschiedliche Entstehungsgeschichten. Die Zeitschrift Record Exchanger wusste zu berichten, das die Session von Buddy Bain, einem Dee Jay und Musiker aus Corinth, Mississippi, produziert worden wäre.
Paul Burlison dagegen behauptete später, das die Session von Eddie Bond`s Vater, Bill Bond, der das Trio auch managen wollte, arrangiert und bezahlt worden sei. Sucht es Euch also aus, welche Version Euch mehr gefällt. Auf alle Fälle erscheint es so, das das Von Label ein Ableger des Von Theatre in Booneville war, welches neben den Burnettes` auch andere Talente von außerhalb gebucht hatte.
Auch hier gibt es eine Andermeinung: Hayden Thomas nahm ebenfalls bei Von eine Platte auf und besteht darauf, das das Label mit dem Theatre nicht verbunden war. Doch egal wie es sich damals verhalten hatte, eins ist unstreitig. Die Single der Burnettes` verkaufte sich dermaßen schlecht, das man die Scheibe kaum als Debüt zählen kann.

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