Donnerstag, 13. August 2015

Dale Hawkins 3/3

„Suzie Q“ war ein weit größerer Verkaufsschlager, als es die Billboard Notierung auf Platz 27 der Charts ausdrückt. Dank einer geschickten Marketing Strategie powerte Chess den Song, indem er „Suzie Q“ immer nur in einer Region des Landes zur selben Zeit pushte, dafür aber energisch. Dies beeinträchtigte natürlich den Chart Status in den USA entsprechend negativ. Rein nach den Gesamtverkaufszahlen war „Suzie Q“ ergo erfolgreicher, als es die Charts aussagen.
Obwohl Dale den Song komplett allein geschrieben hatte, wurden Stan Lewis und eine „E. Broadwater“ als Co Autoren aufgeführt. Broadwater war der Mädchenname der Frau von Gene Nobles, einem der bekanntesten R & B Discjockeys der 50er Jahre. Dies war der übliche „Payola“ Effekt in der Art, über die Alan Freed alsdann stolpern sollte. Freed war z. B. Als Co Autor von Chuck Berry`s „Maybelline“ gelistet.
Es war die damals übliche Methode, um einen Song Airplay zu verschaffen, indem man den Radio Discjockeys unberechtigte Tantiemen zuschanzte. War ja keine direkte Bestechung... Zur Ehrenrettung von Nobles bleibt noch zu erwähnen, dass dieser die Rechte kurz vor seinem Tod an Hawkins zurückgab. Stan Lewis war nicht so großzügig, was Dale zeitlebens ärgerte. Er meinte später zu diesem Thema, dass er den Song an Lewis für 125,- Dollar verkauft hatte und dieser 50% aller Einnahmen von dem Song kassierte, ohne auch nur eine Zeile geschrieben zu haben. Aber „er hatte eine schöne Handschrift.“
Als CCR 1968 mit „Suzie Q“ als Coverversion ihren großen Million-Seller hatten, erhielt Dale deshalb lediglich fürs Airplay Schecks von der BMI (Broadcast Music Incorporated). Dank der von der BMI verwalteten Urheberrechte konnte Dale Geld erhalten, aber Anteile an den Verkaufserlösen von CCR... Fehlanzeige. Letztlich konnte Dale sich noch glücklich schätzen, das ihm die Urheberrechte nicht mehr streitig gemacht werden konnten.
Ab 1956 spielte Dale fürs Checker Label die unterschiedlichsten Songs ein. Da waren einerseits brilliante „Blues with a Beat“ Kracher dabei wie „My Babe“, „Tornado“ oder mein spezieller Lieblingssong von Dale - „La-Do-Dada“. Und andererseits versuchte er sich an Teenage Pop Songs wie „A House, a Car, and a Wedding Ring“ oder „Class Cutter (Yeah, Yeah)“. Die Songs nahm Dale entweder in Chicago bei Chess oder daheim in Louisiana auf.
Dieses war wohl die Zeit seiner besten Aufnahmen. Dale erwies sich in jenen Jahren und später als geschickter Entdecker bemerkenswerter Gitarristen, deren Arbeit den Rock `n` Roll für Dekaden beeinflussen sollte. James Burton und der Bassist Joe Osborne arbeiteten später u. a. Für Bob Luman, Ricky Nelson oder auch Elvis Presley. Roy Buchanan oder auch Kenny Paulsen, der für das klassische Riff von „Tallahassee Lassie“ verantwortlich ist, fingen auch bei Dale an.
Der allergrößter Wertschätzung von all den Ausnahmegitarristen erfreute sich in den Augen von Dale der heuer eher weniger bekannte Carl Adams, der auf „Tornado“ und „Little Pig“ zu hören ist. Dessen Technik des Anreißens soll Buchanan von ihm gelernt haben.
1960 löste Dale seinen Vertrag bei Chess auf und nahm noch Singles für Labels wie Atlantic, ABC-Paramount oder auch Zonk auf. Hinzu kommt ein live eingespieltes Twist (!) Album für Roulette. Er produzierte noch 3 Singles für das Ebb Label, ehe er ab 1964 wieder für Stan Lewis und dessen neues Label Paula Records arbeitete.
Sein wohl größter Erfolg bei Paula bestand dabei lediglich in der Hintergrundarbeit für John Fred`s „Judy in Disguise“, dem Megakracher aus dem Jahr 1967. Er produzierte noch für die „Five Americans“ das „Western Union“ Album und nahm Ende der 60er noch ein letztes, soullastiges Album auf. Es sollte für über 30 Jahre sein letztes Album mit neuen Songs sein.
Selbst in diesem Jahrtausend war Dale Hawkins noch präsent. Er trat nach wie vor auf und veröffentlichte auch noch Platten. Allein... der Erfolg kam nicht mehr wieder. Zumindest soll er allein von seinen Rechten an „Suzi Q“ und den Tantiemen gelebt haben können.
Dale Hawkins verstarb am 13. Februar 2010 in Little Rock, Arkansas. Ewig wird man sich an ihn wegen „Suzie Q“ erinnern. Allein das stempelt ihn zum Erfinder des Swamp Rock, der Mischung des Rock `n` Roll Sound eines Elvis Presley mit dem Delta Blues der Schwarzen aus Louisiana. Wie so oft in diesem Geschäft rauschte der Erfolg am Künstler vorbei. Kohle machten Andere und die Chartskarriere kam auch nicht wirklich auf Touren.
Aus heutiger Sicht, wenn man seine Songs aus der Checker Phase hört, klingt dies unverständlich. Aber seinerzeit waren einfach zu viel gute Musiker und Songschreiber unterwegs, das der Markt gar nicht gesättigt werden konnte. Heuer fehlen diese Talente. Obwohl ich fairerweise eingestehen muss, dass es kaum noch Neues zu entdecken gibt in der bunten Rock `n` Roll Welt.

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