Sonntag, 3. Mai 2015

Hartmudo: Streik

Für jenen Mittwoch im letzten Monat hatte die GdL (Gewerkschaft der Lokführer) einen zweitätigen Streik angekündigt. 24 Stunden vorher wollten sie die bestreikten Züge mitteilen. Das ist gut so, weil die Bahn dadurch ja diese Meldungen 12 Stunden vorher ins Netz stellen konnte, damit sich die Kunden darauf einrichten können.
Wenn Du meinst, das könnte auch schneller gehen: Nein, die Bahn gibt Störmeldungen immer erst 12 Stunden vorher raus. Das war schon immer so. Punkt.
Letzteres muss man einfach wissen, ehe man über den Streik wieder meckert. Aber gut, Contramann: Raus aus meinem Büro! Gut, jetzt können wir weitermachen.
Auf der Arbeit informierte ich mich Dienstag am frühen Nachmittag auf der Internet Plattform der Bahn über meine Zugverbindung – nichts vom Zugausfall zu lesen. Ich sollte dazu erwähnen, dass meine Löwin und ich zu jenem Zeitpunkt schon ein paar Tage zuhause ohne Internet waren, da uns der Router abgekracht war und ein neuer noch unterwegs war.
An dieser Stelle ein Lob für 1&1 für die schnelle und unkomplizierte Hilfe. Da habe ich mal wieder gesehen, dass bei einer entsprechend durchdachten Organisation ein guter Service möglich ist. Gleiches gilt übrigens auch für Ikea, da hatte ich bisher im Vergleich zu deren Konkurrenz immer gute Erfahrungen gesammelt.
Die Streikposten sind wach

Diese kurze Exkursion musste jetzt sein, denn die Bahn zählt bekanntlich nicht zu diesen gut durchorganisierten Firmen. Und gerade an jenem Mittwoch lieferte die Bahn bzw. das Bahnpersonal dafür mal wieder ein unrühmliches Beispiel.
Meine Sporttasche in der Hand, saß ich frühmorgens um 5:30 Uhr im Linienbus zum Bahnhof und freute mich schon auf den Spaß in der Mukkibude am Nachmittag. An den Streik dachte ich nur am Rande; Ich hatte ein super Buch dabei und war in die Lektüre vertieft.
Am Bahnhof angekommen, sah ich als Erstes auf die große Anzeigetafel und, siehe da, alle Züge der deutschen bahn fielen aus wegen Streik. Nur die Privatbahn Erixx war immer noch am Start. Auf der unteren Laufleiste der Anzeigetafel wurde ganz allgemein darauf hingewiesen, doch bitte auf die Ansagen zu achten oder ins Internet zu schauen.
Nun gut, insgeheim hatte ich ja mit dem Ausfall der Zugverbindung gerechnet. Ein bis zwei Tage kann ich es mit dem Bummelbus nach Salzgitter noch aushalten. Aber zuerst musste ich an der Bushalte checken, wann dieser überhaupt fährt.
An der Bushalte traf ich 2 Strahlenschützer, die auch jeden Morgen mit im Zug sind. Sie fragten mich, welches der Schnellbus sei und wann dieser fahren würde. Tja, um 8.00 Uhr fährt der Schnellbus. Der Bummelbus um 6:30 Uhr braucht fast ne Stunde, ist aber immer noch wesentlich eher in Lebenstedt.
Derart informiert, gingen wir 3 zurück in die Bahnhofshalle und warteten also auf den langsamen Linienbus der KVG. Ich für mein Teil nutzte die verbleibende halbe Stunde, um in Ruhe einen Kaffee zu schnorcheln und in meinem Buch zu schmökern. Die beiden Strahlenschützer verlor ich aus den Augen.
Der Bus fuhr pünktlich ab; die Strahlenschützer fuhren aber nicht mit. Seltsam, dachte ich noch. Wahrscheinlich haben die Beiden dann doch noch ein Auto genommen. Jedenfalls hatte ich reichlich Zeit für mein Buch. Salzgitter by Bus ist im Morgengrauen im Frühling immer eine schöne Fahrt.
Im Büro angekommen, wollte ich dann doch noch Informationen für den Folgetag rauskitzeln. Mit gut Glück könnte der Zug ja wieder fahren, oder? Nei en! Die Strecke wird Donnerstag immer noch bestreikt, aber es gibt Schienenersatzverkehr und es gab diesen auch schon heute – also an jenem Tage.
Ich war fassungslos. Kein Schwein hatte morgens am Bahnhof etwas vom Ersatzbus gepfiffen. Jetzt wusste ich auch, wo die beiden Strahlenschützer abgeblieben waren. Und all die anderen Pendler, die sonst immer mit im Zug sitzen!
Donnerstag Morgens. Für heute hatte ich mir fest vorgenommen, mich um den Ersatzbus zu kümmern. An der Information müssten die Mitarbeiter doch wissen, wo der Bus abgeht. Ich hoffte nur, dass ich nicht zu ausfallend würde argumentieren müssen.
ein typisches Bahnopfer

Der Informationsschalter war natürlich noch geschlossen. Das feige Schwein von Bahnmitarbeiter verschanzte sich natürlich hinter den geschlossenen Rolläden. Ansonsten: Im ganzen Bahnhofsgebäude nicht ein Hinweis auf den Ersatzverkehr erkennbar. So langsam wurde ich sauer, sah dann aber einen der Strahlenschützer.
Der erklärte mir dann, dass beide am Vortag nur durch reinen Zufall auf den Bus gestoßen waren. Auf Nachfrage erklärte der Busfahrer, das er der Ersatzbus für den Zug nach Lebenstedt sei. Lt. Strahlenschützer war das lediglich anhand eines DIN A 4 Zettels auf seinem Armaturenbrett sichtbar gewesen.
Jetzt warteten er und sein Kollege – der inzwischen auch eingetroffen war – auf den Ersatzbus dieses Tages. Ich erklärte mich solidarisch und – oh Wunder! – unverhofft kam die Durchsage über Lautsprecher, das der Ersatzbus an der Bushalte A um 6:19 Uhr abfahren würde. Und schwupp – waren wir mit dabei.
Ich sage es mal so: Da war kein Bahnmitarbeiter da, der das Ganze koordiniert hätte. Engagement Fehlanzeige, keiner der Bahner fühlte sich offenbar verantwortlich. Das nenne ich mal die klassische Beamtenmentalität. Oder hatte da irgendein Sesselfurzer im Hintergrund angeordnet, das nichts unternommen werden darf? Ich werde es nie erfahren, da kann ich nur raten.
Und dann noch dieser Busfahrer mit seiner Kollegin. Beide offenbar von einem Reiseunternehmen aus Wittmar. Der Fahrer schaffte es, sich dreimal fett zu verfahren und fuhr als Krönung nicht am Watenstedter Bahnhof vor, sondern vorm Haupteingang von Salzgitter Flachstahl.
Die Beiden hatten wohl lediglich einen handgeschriebenen Zettel mit der Streckenbeschreibung dabei. Mann o Mann, heutzutage hat doch jeder nen Navi im Auto. Und selbst das ist schon veraltet, Google Maps über Smartphone ist State of the Art.
Ich frage mich allen Ernstes, wie gedankenlos viele Mitmenschen ihrer Arbeit nachgehen. Bislang war ich auch immer der Meinung, „wir“ würden alle zu wenig Geld für unsere Arbeit bekommen.
Nach diesen beiden Tagen bin ich mir da allerdings nicht mehr so sicher.

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