Montag, 29. Januar 2024

Uncle Fester: grad gelesen Januar 2024

Karsten Dusse - Achtsam morden am Rande der Welt
Der dritte Band der Reihe und besser als der vorherige Teil. Damit steht fest, dass ich die Teile 4 und 5 auch noch lesen werde.
Björn Diemel feiert seinen Geburtstag mit dem Führungsstab seiner kriminellen Vereinigung. Es ist sein Fünfundvierzigster - was ihm sichtlich peinlich ist. Deshalb verheimlicht er den Geburtstag vor seinen Mitarbeitern und tarnt die Feier als Geschäftsessen im Edelrestaurant im 23. Stock eines 5 Sterne Hotels.
Als eine von Diemels Mitarbeiterinnen der Abteilung Prostitution in diesem Hotel von einem chinesischen Geschäftsmann ungebührlich belästigt wird, eilen seine Ressortleiter Waffenhandel und Sicherheit der Dame zu Hilfe. Den Rest des Abends verbringt der Chinese dank ausgehärtetem Bauschaum statt Sprühsahne im Arsch im Krankenhaus.
Und um Björns Geburtstag so richtig abzurunden, saßen seine Exfrau Katharina und ihr neuer Freund Heiko ebenfalls im Restaurant - an einem anderen Tisch. Heiko hatte Katharina einen Heiratsantrag gemacht. Dies juckte Björn dank seines Achtsamkeitstrainings nicht sonderlich, obwohl er den extrem eifersüchtigen Heiko bereits als „Olaf den Schneemann" kannte.
Zu guter Letzt schrottet er besoffen sein Auto, weil er nicht im Hotel schlafen wollte. Ausgerechnet Katharina und Heiko hatten das Zimmer nebenan gehabt. Kurze Zeit später taucht er bei seinem Therapeuten Jochen Breitner auf, der ihm prompt eine Midlife Crisis diagnostiziert. Und die Lösung hat Jochen Breitner auch schon parat: Pilgern auf dem Jakobsweg!
Die ganzen Vorurteile über über die Pilger und das Pilgern - jetzt war Björn Diemel selber unterwegs. Auf dem Jakobsweg in Nordspanien freundet er sich mit Roland an; Evi und Kladdy sind weitere Mitwanderer.
Diese drei sind am Zielort Santiago de Compostela bereits gestorben. Roland und Evi als Kollateralschaden von Attentatsversuchen auf Björn, Kladdy dank eines Remplers von Björn während des Stierkampf-Rennens in Pamplona.
Björn überlegte fieberhaft, wer der Attentäter sein könnte. Eigentlich kam dafür nur der Chinese mit dem Bauschaum in Betracht, doch am Ende erfolgte die eigentlich schon zu erwartende Wendung. Der wohl immer noch koksende Heiko war der Übeltäter; in der letzten Szene am Kreuz von Compostela wird dieser passenderweise von Katharina abgeknallt.
Offensichtlich hatte es sich mit der Hochzeit erledigt. Erwähnenswert ist noch, dass Heiko sein Geld als Faktenchecker verdient hatte. Die Kritik an solch üblen Charakteren a la „Zentrum liberale Moderne" ist ab Seite 173 zwar kurz, aber treffend.
Nicht zuletzt deshalb habe ich Björn Diemel wieder in mein Herz geschlossen. Eine schön schräge Lektüre, die meinen eigenen Weg zur Achtsamkeit gut befeuern tut.

Andreas Brandhorst - Splitter der Zeit
Braucht dieser Mann Geld? Schon wieder ein neuer Roman von Brandhorst. Und erneut umspannt er Milliarden von Jahren - bis zum Ende der Zeit. Hierbei ist der Unterschied zu „Ruf der Unendlichkeit", dass die Handlung überwiegend zu Zeiten spielt, in der die Menschheit noch nicht untergegangen ist.
Und auch in diesem Roman befindet sich die Menschheit in einem Jahrhunderte dauernden Krieg gegen Aliens. Die insektoiden Honta - Heinleins Starship Troopers lassen grüßen - sind ihren menschlichen Kontrahenten nicht nur körperlich überlegen. Sie scheinen auch jegliches taktische Manöver der Menschen voraussehen zu können und drängen die Menschen demzufolge immer weiter in die Defensive.
Eine Niederlage und Auslöschung der Menschheit ist vorprogrammiert. Hier kommt unser Held Cameron ins Spiel, der im dreiunddreißigsten Jahrhundert bei der Zerstörung seines Heimatplaneten Harkonia durch die Honta seine Mutter verliert und vom Kommandanten Grindel adoptiert wird.
Zusammen mit anderen überlebenden Kindern von Harkonia, darunter die etwas jüngere Kora, bildet Grindel Cameron zum Krieger aus. Während Cameron im Laufe der Jahre bei den Bodentruppen im Kampf gegen die Honta im Dienstrang immer weiter aufsteigt, steuert Kora im Kampf ganze Gruppen von Klonen mittels Virtuell Reality.
Und so ganz nebenbei zeigt Kora Cameron, wie Frau und Mann zusammen im Bett Spaß haben können. Doch nach und nach sterben Camerons Wegbegleiter bei diversen Abwehrkämpfen gegen die Honta, irgendwann eben auch Kora.
Urplötzlich eröffnet sich mit der Gefangenname der Hontakönigin Mrarl die Möglichkeit, bis an das Ende der Zeit zu reisen. Zusammen mit dem Simulacrum Hudson, einem nur wenige Zentimeter großen Mini-Menschen, erreichen Mrarl und Cameron nach einigen Irrwegen den letzten noch existierenden Planeten kurz vor dem Zusammenbruch des Universums.
Hier nun hat Cameron die Chance, die scheinbar feststehende Geschichte des Universums umzuschreiben. Denn von diesem Ort aus hatte Mror, ein Brutgeschwister von Mrarl, die komplette Geschichte des Universums in seinen Träumen umgeschrieben.
So wurden aus den friedliebenden Honta unerbittliche Krieger, welche nicht nur die Menschheit ausgerottet hatten. Hudson zündet die Bombe, Mrarl opfert ihr Leben und Cameron übernimmt die Position des Träumers anstelle von Mror.
Cameron ordnet die Splitter der Zeit nach Belieben. Honta und Menschen existieren friedlich nebeneinander und Cameron reitet mit seiner Kora in den Sonnenuntergang.
Brandhorst hat es mal wieder geschafft, viele kleine Geschichten zu einem großen Ganzen zu formen. So muss Science-Fiction sein: Alle paar Seiten lauert eine neue Welt und am Ende fügen sich alle Teile des Puzzles zu einem schlüssigen Gesamtbild zusammen.
Auch aus Deutschland kommt mittlerweile hervorragende Science Fiction Literatur, welche verstärkt von den Verlagen verlegt wird. Als Folge fehlen die Übersetzer Angloamerikanischer Autoren, von denen längst nicht mehr alle Romane und Zyklen übersetzt werden. Ist ja auch irgendwie schade.

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