Mittwoch, 16. Mai 2018

Hartmudo: Dritte Liga 2/2

Ich will mit dieser Aufzählung eigentlich nur sagen, dass ich das Team lange Zeit noch stärker gesehen habe als die Beinaheaufsteiger der letzten Saison. Doch leider steckte spätestens ab März der Wurm drin. Dank einiger lustloser Auftritte kam das Team nicht mehr entscheidend von der Abstiegszone weg. Die letzten 3 Spiele dann waren bis auf die ersten 20 Minuten in Kiel ein einziger Offenbarungseid; das Team bettelte förmlich um den Abstieg. Allein der stoische Gesichtsausdruck von Lieberknecht am Spielfeldrand des Heimspiels gegen Ingolstadt sprach Bände.
Ich denke, Spieler wie Trainer haben lange Zeit den Ernst der Lage unterschätzt und waren dann nicht in der Lage, das Ruder herumzureissen und wenigsten am Ende noch mal einen Zähler zu holen, der ja gereicht hätte. Wie letztes Jahr in Bielefeld, wo Eintracht mit 0:6 unterging, stellten mehrere Spieler das Fussballspielen bzw. -bolzen nach der Halbzeit in Kiel komplett ein. Da kann natürlich der Trainer gar nichts mehr machen, das ist klar. Letztes Jahr ging das wegen der Chance des Aufstiegs für die Folgespiele gerade noch mal gut, aber dieses Jahr... Die Fehler hatte Lieberknecht an anderer Stelle gemacht.
War die Taktik in den Spielen zuvor nicht vorhanden gewesen, so sahen die ersten 20 Minuten doch ordentlich aus. Eintracht spielte und kombinierte zunächst gefällig, bloss um irgendwann den Faden zu verlieren. Da war - wie in vielen Spielen zuvor auch - zu sehen, dass der eine oder andere Spieler nicht mehr auf die Anweisungen des Trainers hörte. Der Trainer erreicht die Spieler nicht mehr - diese Floskel war in den letzten 3 Tagen öfters zu hören und sie stimmte, leider.
Lieberknecht hatte gerade in der Rückrunde permanent die Aufstellung durcheinander gewirbelt. Das brachte ihm den Vorwurf der Planlosigkeit ein, war aber wohl eher dem Umstand geschuldet, dass sich der eine oder andere trotz Platz in der Startaufstellung verhielt, als ginge es um ein Trainingsspiel nach zweiwöchigem Trainingslager a la Magath. So geht das selbstverständlich nicht, da hätten die Verantwortlichen wie Ebel oder Arnold spätestens ab der Winterpause gegensteuern müssen.
Letztendlich wurde Lieberknecht, der gestern seinen Hut nehmen musste - halt! ...der keinen Vertrag für die dritte Liga angeboten bekam, sein zehnjähriges Jubiläum zum Verhängnis. Auf Teufel komm raus wollten alle dieses Event im letzten Heimspiel haben. Bitter hieran ist, dass lediglich ein verschissenes Pünktchen gereicht hätte, um den wohl bereits lange vorher feststehenden Abgang von Lieberknecht zu versüssen. Sicherlich kann es sein, dass eine Demission von Lieberknecht gar nicht geplant war und alle nächste Saison noch einmal angreifen wollten. Aber so wie die letzten Spiele gelaufen sind, in denen Eintracht sich ohne Not auf den 17. Tabellenplatz gehievt hatte, glaube ich das nicht.
Torsten Lieberknecht hinterlässt einen Scherbenhaufen, das muss ich leider konstatieren. Vom Präsidium kamen nach dem erwarteten Erstligaabstieg die Parolen, dass Eintracht sich unter die Top 25 in Deutschland platzieren wolle. Das von der eingespielten Kohle dank der geschickten Geldeinteilung durch Arnold ein Nachwuchsleistungszentrum errichtet werden sollte (und auch wurde), auf dass Eintracht als eine Art zweitem Freiburg langfristig seinen Platz finden möge.
Top 25 ist jetzt durch den Abstieg Geschichte. Neben Eintracht sind auch alle Jugendteams von Eintracht abgestiegen; außer Kijewski und Sauer konnte kein Spieler in die erste Mannschaft integriert werden. Sicherlich brachte Holtmann wenigstens Geld, das wars dann aber auch schon. Das Nachwuchszentrum wurde so zum Groschengrab.
Tietz und Düker, beides ehemalige Einträchtler, spielen jetzt erste Liga. Für Eintracht waren sie zu schlecht gewesen. Andere hochgelobte Spieler des Regionalligateams hatten diese Saison nie eine Chance erhalten. Lieberknecht hatte sie nicht heranführen können. Ich denke, dass er als ehemaliger Defensivspieler hierfür auch nicht der richtige Mann war, um das wohl vorhandene Offensivpotential der zweiten Mannschaft zu nutzen. Mal sehen, ob der Nachfolger dies anders handhabt.
Falls das so kommen sollte, hatte ich mit meiner eben geäußerten Ansicht recht. Andernfalls nicht, wer weiss das schon. Persönlich tut es mir um Torsten Lieberknecht leid. Schade, das in diesem Sport eine Gallionsfigur mit der Zeit abnutzt. Scheiss 10 Jahre; Torsten, wärst Du doch nur ein halbes Jahr früher gegangen. Von mir aus nach Union.
Eins noch: Das Privatleben in den Dreck zu ziehen geht gar nicht. Ob die böswilligen Gerüchte stimmen oder nicht, aber Leute, die solche Geschichten erzählen, dürfen sich nicht beklagen, wenn sie selbst wie Arschlöcher behandelt werden - im Beruf wie auch privat. Auch wenn ich nicht traurig bin, keine Pressekonferenz für Eintracht mit “Laberknecht” ertragen zu müssen, vermisse ich die Zeit mit ihm bis zum letzten Sommer. Damit meine ich mehr das “Wohlfühlfeeling” in Braunschweig, nicht mehr die spielerische Klasse der Eintracht. Die war, machen wir uns nichts vor, bereits in den letzten Jahren mehr und mehr abhanden gekommen.
Ein Spruch noch am Ende:
“Tradition bedeutet nicht das Verwahren der Asche, sondern das Weitergeben des Feuers.”
Daher, werte Einträchtler: Weiter gehts mit einem neuen Trainer, einer neuen Mannschaft in einer neuen Liga. Bitte aber wenigstens ab und an offensiv und begeisternd. Das hatten wir hier zuletzt vermisst.
Alles Gute, Torsten Lieberknecht. Putz die Nase und dann weiter....und bitte keine Pfiffe, wenn er im Stadion als Trainer eines anderen Teams steht.

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