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Meine Löwin und ich waren gerade in unsere Wohnung nach dem famosen Essen im „Helena" zurückgefahren, als ich dann doch noch mal schnell auf mein Smartphone schaute. Vielleicht hatte ich dies sogar schon im Helena gemacht, oder im Auto auf der Rückfahrt. Aber erst jetzt war ich bereit, um auf Sunny's WhatsApp zu antworten, weil ich bis dahin total angefressen war und mich erst so nach und nach beruhigte. Mein Puls lief noch lange nach unserem Streit auf einem extrem hohen Level.
Und siehe da: Bereits kurz nach meinem reflexartigen Abgang aus Mutters Wohnung, also wenige Stunden zuvor, hatte Sunny den Juwelier wegen des Ankaufs von Mutters Schmuck kontaktiert und sogar noch den möglichen Käufer für die Pelze gecheckt. Oder hatte sich Reiner da eingebracht? War Turr-bo! wieder da?
Nach Sunny's WhatsApp wollte ein Typ angeblich lediglich 100,- € für die Pelze zahlen, weil er die nur weiterverkaufen oder umarbeiten würde. Damit hatte sich ein Verkauf für Sunny erledigt; ich sah das genauso und schlug vor, die Pelze zum Flohmarkt, also dem in Mutters Wohnung, zu nehmen. Ebay fiel Sunny dann zusätzlich ein, da signalisierte ich ihr auch meine Zustimmung. Ich habe hier „angeblich" geschrieben, weil ich seitdem, das heißt bis jetzt, wo ich dies hier niederschreibe, von den Pelzen weder etwas gehört oder gar gesehen habe.
Wie Sunny etwas später am Abend noch schrieb, war sogar schon der Text für die Anzeige des Flohmarktes in der Wohnung formuliert. Mehr als „Anzeige sieht gut aus" schrieb ich dazu nicht, denn ehrlich gesagt interessierte mich der Text nicht die Bohne. Ich bin es so gewohnt, das wenn jemand etwas in die Hand nimmt, das ich das dann nicht auch noch hinterfragen oder gar kontrollieren muss.
Ebenfalls noch an diesem Dienstagabend teilte sie die Öffnungszeiten des Juweliers am Altstadtmarkt mit, interessanterweise noch vor allen anderen Wasserstandsmeldungen. Donnerwetter, das ging aber schnell! Da war ich richtig baff. Hier äußerte ich mich nicht dazu, will sagen, machte keinen Terminvorschlag. Denn ohne Rücksprache mit Berta konnte ich schlecht einen Termin zustimmen und außerdem hatte ich an jenem Abend zuhause keinen Bock mehr, mich hetzen zu lassen. Ich wollte meine Ruhe haben und ließ den Abend mit Bier und lauter Mukke über den Kopfhörer ausklingen. Meine Löwin schlief da schon, während ich dem Gesang von Peter Hein lauschte und das Ende des Familienfriedens betrauerte.
Mittwoch am Morgen, ich hatte noch nicht einmal Kopfweh, überraschte mich Sunny mit einem Verbesserungsvorschlag wegen der Anzeige. Per WhatsApp schlug sie vor, nicht den Namen in die Anzeige zu schreiben, sondern nur die Hausnummer und dazu ein Schild an die Eingangstür zu hängen. Das fand ich gut, zumal da auch „Laufkundschaft" angesprochen werden könnte.
Ironischerweise verarbeitete Sunny hier das von Berta und mir angesprochene Risiko eines Wohnungseigentumsrecht durch entsprechend spezialisierte Banden. Merkwürdig, am Abend zuvor hatte Sunny vor allem Berta rüde angebölkt, weil das Risiko eines Einbruchs während der Trauerfeier für Mutter nicht gegeben sei. Nicht einmal eine zickige Bemerkung wie „da ihr ja so nen Schiss habt, das Einbrecher hiervon Wind kriegen und in die leere Wohnung einsteigen, schreiben wir die Adresse nicht in die Zeitung" ließ sie verlauten.
Am Dienstag der nächsten Woche würde die Anzeige in der Zeitung stehen, teilte sie kurze Zeit später mit. Unmittelbar davor schlug sie noch den Samstag in 3 Tagen als Termin beim Juwelier vor. Das Mädel war jetzt so richtig aktiv, warum hatte sie dieses Engagement nicht bei den unangenehmen Arbeiten wie Benachrichtigungen von Mutters Tod an alle betroffenen Institutionen wie Banken, Versicherungen etc., die Beauftragung und Bezahlung des Bestattungsinstitutes und und und... gezeigt?
Um Halb Acht am frühen Abend schrieb Sunny dann noch, das die Freundin von Dörte sich den Verkauf von Mutters Wohnung nicht zutraut, da ihr Arbeitgeber nur große Gebäude und nicht einzelne Wohnungen verkauft. Damit wäre also die Verbindung über den Steuerberater von Berta und Mutter gefragt.
Noch in derselben Nachricht machte Sunny wegen des Termins beim Juwelier Druck. Es „sollte mal gut sein" meinte sie. „Es muss doch jetzt endlich mal ein Ende haben". Sie bot sich sogar an, mit Reiner alleine zum Juwelier zu fahren. Die treue Seele! Sie wollte Berta und mir die Mühe ersparen, sich dort einen Vormittag um die Ohren zu schlagen.
Das kam logischerweise gar nicht in die Tüte. Fast hatte es den Anschein, als würde Sunny nur die schnelle Kohle machen wollen. Beim Bezahlen von Mutters Rechnungen dagegen war sie nicht so interessiert bei der Sache gewesen, da baute sie keinen Druck auf.
Ich ließ mich hier von Sunny leider wirklich treiben und rief gleich Berta an, die wohl gerade vom Yoga zurück war. Berta erzählte mir, das sie zukünftig die zur Abwicklung von Mutters Nachlaß notwendigen Treffen nur noch mit unseren Partnern bestreiten würde. Jedenfalls war Bud fest entschlossen, seine Berta nicht noch einmal allein in so ein Desaster laufen zu lassen.
Reiner und Sunny hatten Berta mit ihren böswilligen Unterstellungen förmlich den Boden unter den Füßen weggezogen. Berta war auch einen Tag später noch wie vor den Kopf geschlagen. Dieses Mißtrauen und die Aggressivität, die ihr am Vorabend entgegen kam, ließ Berta ins Grübeln kommen und vor allem die Nacht nicht schlafen.
Nachdem Berta und ich in einem längeren Gespräch unsere Wunden geleckt hatten, sagte ich Sunny den Termin beim Juwelier für den Samstag zu. Sunny drängelte energisch, ich schlug als Uhrzeit und Treffpunkt 10.00 Uhr auf dem Parkdeck von Karstadt vor. Dies hatte ich mit Berta so besprochen, weil man da wenigstens einen Parkplatz kriegt.
„Welche Etage? Oder gleich vor dem Laden? Umständlicher geht's wohl nicht. Macht doch endlich mal klare Ansagen." Diese letzte WhatsApp von Sunny an diesem Abend beantwortete ich erst am nächsten Morgen. Sei es, weil ich jetzt extrem angepisst war oder weil ich mein Smartphone ausgeschaltet hatte.
Sunny war bei mir ebenfalls unten durch. Die Nummer, die sie sich am Dienstag in Mutters Wohnung geleistet hatte, war schon schlimm genug. Aber diese Drängeln per WhatsApp, diese bösartige Anmache! Sunny machte einen auf die Unschuld vom Lande, der ein Leid angetan wurde. Sie wäre immer benachteiligt worden, das Reh! Sunny war es doch, die den Zahltag offensichtlich nicht abwarten konnte.
Donnerstag in der Früh schlug ich endlich einen Treffpunkt direkt vor dem Laden vor. War auch besser so, nicht das ich die Hackfressen von Sunny und Reiner auch noch während des Weges vom Parkhaus zum Juwelier ertragen musste. Sunny hatte den Termin gefixt, somit war dann erst mal der Samstag Vormittag vergeben.
Ab jetzt war Sunny wieder ruhig, der Termin beim Juwelier war ihr anscheinend sehr wichtig. Am Freitag gratulierte ich ihr noch zu ihrem Geburtstag. Meine Löwin meinte auch, das ein Glückwunsch trotz all der Unstimmigkeiten angebracht ist, schließlich wollte ich mir nicht vorwerfen lassen, das ich den Familienfriedens zerstören würde. Ein Satz per WhatsApp reichte da hin. Sunny ließ ein Dankeschön mit einem Smiley (hochrote Augen!) folgen. Abends spielten meine Löwin und ich noch Solo mit Dora und Herbert.
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