Sonntag, 31. Juli 2022

Uncle Fester: grad gelesen Juli 2022

Peter F. Hamilton - Erlösung (Salvation-Saga 3)
Weil es so schön war, kommen wir nun zum Abschluss dieser Saga. Obwohl ich mir da nicht ganz sicher bin, ob da nicht vielleicht doch einige Handlungsstränge noch zu schließen wären.
Dies gilt jedenfalls nicht für den Strang mit der Southwark Legion, der endet bereits nach ca. 150 Seiten dieses Romans. Olli Heslop, der einzige Überlebende der Legion, hält sich vor der Polizei versteckt und haust mit seiner Verlobten Lola in einer Baracke unter dem Schutzschirm von London. Als er schließlich von der Polizei aufgegriffen wird, geht er mit dem Connexion-Chef Kohei Yamada einen Deal ein.
Olli beseitigt die Olyix-Agentin Nikolaj mit einer Bombe, damit seine schwangere Freundin Lola durch ein sicheres Portal auf einen anderen Planeten auswandern kann. "Fick Dich" sind seine letzten Worte an Kohai Yamada, bevor er stirbt und mit ihm dieser komplette Handlungsstrang. Halt, stop! Stimmt ja gar nicht, denn Horatio Seymoure ist ja auch noch in London.
Doch als der Schutzschirm unter dem Dauerfeuer der Olyix endgültig zusammenbricht, stirbt auch Horatio. Er hatte es nicht mehr rechtzeitig geschafft, sein Portal zu aktivieren.
Aber was ist aus den "heiligen Fünf" geworden? Die sollen laut Dellian gestorben sein, so fantasiert er jedenfalls, als er nach dem Kampf um Vayan von Yirella gerade noch vor einer Verpuppung gerettet werden konnte. Nun befinden sich die menschlichen Kämpfer von Vayan in ihrem Raumschiff Morgan, welches 250 000 verpuppte Menschen aus grauer Vorzeit beherbergt, im interstellaren Raum, um dort versteckt Habitate für diese Menschen zu bauen.
Und erneut spaltet sich der übrig gebliebene Rest der Menschheit. Während sich ein großer Teil der Menschen in der Dunkelheit der Leere des Universums vor den Olyix verstecken möchte, will nur ein kleiner Teil Yirellas Plan folgen. Sie will den Olyix erneut eine Falle stellen, diesmal nicht mit einer gefakten Zivilisation, sondern mit einer echten.
Diese befindet sich nahe eines Neutronensterns in der Umgebung der Enklave, der Zentrale der Olyix. Diese Menschen entstammen den schon vor Jahrhunderten ausgeschickten Saatschiffen, die durch Ainsley (durch das Wurmloch ist er schneller) dank der fortgeschrittenen Technologie der verschiedenen Völker unterstützt werden. Diese Menschen sollen die Waffen für den Krieg entwickeln.
Sobald Yirella mit der Morgan nach Jahrzehnten dort eintrifft, könnte es losgehen - falls die Menschen die notwendigen Waffen entwickelt haben sollten. Andernfalls würde auch Yirella den Kampf aufgeben.
Wie nicht anders zu erwarten war, ist die menschliche Zivilisation am Neutronenstern bei der Ankunft der Morgan zum Kampf bereit. Befreit von jeglichen historischen Vorgaben haben sich diese Menschen zum sogenannten Korpus entwickelt. Vereinfacht ausgedrückt heißt das: sie sind quasi digitalisiert und können sich auf mehrere Körper verteilen.
Auch hier gab es eine Abspaltung in die Mehrheit, welche in die Tiefen des Raums flieht, und einen erheblich geringeren Teil, welcher nach wie vor zum Kampf bereit ist. Diese Menschen gleichen den Olyix erheblich näher, als man sich das hätte denken können.
Aber sie haben erheblich stärkere Waffen als diese entwickelt und brauchen Yirella und ihre Freunde eigentlich nicht. Dennoch warteten sie auf deren Ankunft, weil sie diese Standardmenschen auf ihre Art religiös verehren.
Apropos Religion: Um deren Religion, speziell deren Ursprung, dreht sich das weitere Geschehen. Denn die Botschaft vom Ende der Zeit, auf die die Olyix permanent hinarbeiten, kommt eben auch vom Ende der Zeit. Will sagen: aus der Zukunft.
Damit lässt Hamilton Spekulationen bewusst einen großen Raum, wodurch der geneigte Leser selbstverständlich an dem Roman kleben bleibt. Dies ist die ganz große Stärke von ihm, welche ich immer an ihm bewundert hatte.
Selbstverständlich hat sich Yirella den Besuch dieses Endpunktes aller Zeiten zum Ziel gesetzt, was ihr durch die Tachyonentechnologie des Korpus auch gelingen sollte. Doch zunächst einmal dringt die Streitkraft das Korpus in die Enklave ein, wo sie die Olyix in einer epischen Schlacht vernichtend besiegen können. Die Tachyonen spielen hierbei eine besondere Rolle, da die Zeit in der Enklave extrem, ich betone: extrem, abläuft.
Und jetzt endlich kommen wir zu den "Heiligen Fünf". Bereits im zweiten Band konnten die Menschen des Jahres 2204 ein Schiff der Olyix kapern, jetzt erfährt man endlich das Ende jenes ursprünglichen Handlungsstranges.
Ich rekapituliere nochmal die Heiligen Fünf: Kandara, Callum, Alik, Yuri und Jessica sind mit diesem gekaperten Schiff, der "rachsüchtigen Häretikerin" in die Enklave eingedrungen und haben es tatsächlich geschafft, in das Generationenschiff der Olyix mit den Kokons der Menschen aus ihrer Zeit einzudringen.
Sie schaffen es jedoch nicht, ein Signal abzusetzen. Im Gegenteil: Der Olyix, der die uns bekannte Zelle in London geleitet hatte, stromert im Hangar herum und schafft es über einen Zeitraum von Monaten, die Anwesenheit der getarnten Fünf zu spüren, kann sie allerdings nicht entdecken. Diese müssen ihr Raumschiff aufgeben und verstecken sich hinter einem Spalt, von denen es in diesem Generationenraumschiff (ein umgebauter Asteroid) jede Menge gibt.
Dank der Zeitdilatation läuft die Zeit innerhalb der Enklave so extrem langsamer ab, das der verzweifelte letzte Kampf der heiligen Fünf und das Eindringen der menschlichen Armada in die Enklave bzw auf dieses Schiff unter der Führung von Dellian zeitlich zusammentrifft.
So kommt es also zu einem Happy End in einem actionreichen Showdown, bei welchem lediglich Alik sein Leben lassen muss. Der Rest der Mannschaft reist mit den Kokons zur Erde zurück, um diese wieder aufzubauen.
Dellian muss sich von Yirella verabschieden. Yirella fliegt mit Ainsley weiter ins Zentrum der Galaxis, von wo aus die ursprüngliche religiöse Botschaft gesendet worden war. Hier deutet sich also eine mögliche Fortsetzung an, da bin ich mal gespannt.
Obwohl ich die Zusammenführung der Handlungsstränge am Ende dieses Zyklus für holzschnittartig halte, bin ich nach wie vor von Hamiltons Qualität überzeugt und kann dem ganzen eine unbedingte Leseempfehlung aussprechen. Sicherlich kommt die Story hier und da etwas zu mystisch daher, Tolkien lässt grüßen.
Es fehlt auch ein Handlungsstrang aus dem Zeitalter der sogenannten Fabrik, als die Menschen mit mehreren fortschrittlichen Völkern zusammengearbeitet hatten, um Waffen gegen die Olyix zu entwickeln. Aber lass dich von diesen paar Kritikpunkten nicht abschrecken, das Lesen lohnt sich.

Samstag, 23. Juli 2022

Warum spielt denn der Poldi nicht?

10
immer noch Sa. 18. Juni

Große Bereiche der Zuschauerränge waren in blau weiß gehalten. 30000 Isländer sollen sich angeblich in Frankreich bei der EM aufhalten. Das sind 10% der Bevölkerung Islands. Respekt. Da scheint ein regelrechter Boom ausgebrochen zu sein.
Meine Löwin und ich sind große Fans der Isländer. Der Torwart hat seine Karriere als Filmregisseur wegen drohenden Burnouts zugunsten des Fußballs aufgegeben. Ein anderer Spieler leidet unter ADS. Nur auf dem Platz ist er entspannt. Der Co-Trainer ist eigentlich Zahnarzt... Kurz und gut, hier stehen noch echte Kerle auf dem Platz, nicht solche Medienmuschis wie Ibrahimovic, Ronaldo oder Götze.
Beide Mannschaften hatten nach ihren Überraschungserfolgen gegen die jeweils favorisierten Teams aus Portugal und Österreich die Riesenchance, sich mit einem Sieg das Achtelfinale zu sichern. Studiogast Thomas Doll, Trainer von Ferencvaros Budapest, war jedenfalls sehr vom ungarischen Team überzeugt. Na ja, wenn der das sagt... Als Trainer bei Dortmund oder HSV gescheitert, aber wie Loddar in Ungarn erfolgreich. Das ist Thomas Doll.
Die Ungarn hatten von Beginn an Feldvorteile, die sie aber gegen eine dicht gestaffelte Abwehr Islands nicht in Tore umwandeln konnten. Die Isländer setzten gelegentlich schöne Konter, die aber auch ergebnislos endeten. Meine Löwin und ich bereiteten derweil Paddies fürs Grillen am Dienstag vor. Meine Löwin knetete und würzte die Hackmasse, um sie dann dank einer Burgerpresse in Form zu bringen. Ich wiederum schichtete sie vorsichtig übereinander, immer ein Stück Backpapier dazwischen, um die Paddies voneinander zu trennen. Anschließend einfügen, vakuumisieren und ab damit in den Gefrierschrank. Das wird so richtig lecker am Dienstag, das kann ich aus Erfahrung versprechen.
Gut gelaunt machte ich mir ein erstes Hefeweizen auf, als der Schiedsrichter völlig überraschend Elfmeter für Island pfiff. Schnell schüttete ich das Weizen ins Glas und konnte dann den Isländern zum 1:0 zuprosten. Die Gesänge der Isländer wurden nun immer lauter, mein aufkommendes Gänsehautfeeling beruhigte ich mit dem Franziskaner. Zur Pause blieb als Fazit, das die Isländer einen Tick besser und dazu etwas gefährlicher waren.
In der Halbzeitpause erregte sich Thomas Doll ob des völlig unberechtigten Elfmeters, während ein mir nicht bekannter Schiedsrichterexperte namens Jansen (ARD halt) die Entscheidung vehement verteidigte. Der wie immer blass bleibende Opdenhövel saß nur doof daneben und Mehmet grinste sich einen. Arnd Zeigler, der zwischen den Spielen immer so schöne alte Fernsehaufnahmen aus besseren (Fußball)zeiten vorführt, zeigte sich vorsichtshalber gar nicht.
Nach der Halbzeit setzte sich das Geschehen zunächst nahtlos fort. Die Isländer hatten sogar noch eine große Chance, war aber abseits. So ab der 75. Minute erhöhten die Ungarn überraschend das Tempo. Und als Szalai, der Hannoveraner Chancentod, 5 Minuten vor Ultimo ins Spiel kam, wurde es richtig dramatisch.
Ein einziges Mal kam ein Ungar in der rechten Strafraumhälfte Islands durch, flankte nach innen und der unglückliche isländische Verteidiger drückte das Leder zum 1:1 Ausgleich über die Linie. Er hatte keine Schuld, hätte das Tor eh nicht verhindern können, weil hinter ihm noch ein einschussbereiter Ungarn lauerte.
Schade. Und dann noch die allerletzte Szene des Spiels. Freistoß für Island an der ungarischen Strafraumgrenze. Hätte man da auch Elfmeter pfeifen können? Jedenfalls ging der Ball dann ganz knapp am rechten Pfosten vorbei ins Aus. Abpfiff, Endstand 1:1 und Gabor Kiraly freute sich, als ob die Ungarn gewonnen hätten.
Thomas Doll hatten sie wohl irgendwann aus dem Studio entfernt. Oder lag es an meinem nächsten Weizen? Hatte ich den Riesenbonsai Thomas Doll übersehen? Die Ungarn sind nach diesem Spiel quasi durch, die Isländer dagegen werden in ihrem letzten Spiel gegen Österreich wohl gewinnen müssen, wenn sie weiter im Turnier bleiben wollen.
Es fehlte nur noch der letzte Akt, das letzte Spiel des zweiten Vorrundenspieltages. Bei Portugal gegen Österreich ging es für beide schon um alles. Der Verlierer würde realistischerweise wohl nur noch auf den dritten Platz schielen können. Das sollte doch ein ereignisreiches Spiel garantieren, oder etwa nicht?
Eher nicht. Die Selecao war das ganze Spiel über drückend überlegen und ließ die Österreicher nicht zur Entfaltung kommen. Der hochgelobte Alaba war ein Totalausfall und fiel lediglich durch seine blonden Löckchen auf. Arnautovic fand ich besser, als ihn die Kritiker des Kicker beurteilten. Er kämpfte wenigstens, was man von den meisten seiner Mitspieler leider nicht behaupten konnte.
Cristiano Ronaldo war allerdings auch neben der Spur. Neben mehreren Hochkarätern verballerte er sogar noch einen an ihm verschuldeten Foulelfmeter. Mit diesem Spiel wurde er zwar portugiesischer Rekordnationalspieler, aber mit so einer Leistung in seinem ersten Länderspiel wäre es mit der großen Karriere wohl nichts geworden.
Das Spiel wie auch mein Weizen plätscherte so vor sich hin. Einzig der österreichische Torhüter Robert Almer, der ansonsten bei der Wiener Austria im Tor steht, machte ein überragendes Spiel. Beim Pfostentreffer von Nani hatte er zwar wie beim Elfer Glück, aber ansonsten hielt er seine Kajüte sauber. Ich bezweifle, das die Österreicher zum Sieg gegen Island kommen. Ich denke, die werden Letzter in der Gruppe.
An die Portugiesen glaube ich nur deshalb, weil das Team aufopferungsvoll kämpfte und den Sieg dank drückender Überlegenheit mehr als verdient gehabt hätte. Wenn Cristiano Ronaldo nicht gewesen wäre, hätten sie wohl noch irgendwie einen reingemogelt. 0:0 stand es am Ende und außer Robert Almer gab es nur Verlierer.
So richtig, aber so richtig geil war das Highlight des Tages nach dem Schlusspfiff. Ein portugiesischer Fan lief an den Ordnern vorbei zu Cristiano Ronaldo. Weinend versuchte er, sein Smartphone für ein Selfie von sich und Ronaldo zu aktivieren. Ein Ordner wollte ihn schon wegziehen, doch allein der Blick von Ronaldo gebot ihm, den Fan gewähren zu lassen.
Die Art, wie Ronaldo einfach lässig mit der Hand den Ordner bedeutete, den Fan Zeit zu geben, sein Handy zu bedienen, war groß. Ganz stark von CR7, wie er diesen Fan glücklich machte, ehe er nach einer für seine Verhältnisse schwachen Partie in den Katakomben verschwand. Ich werde so wohl noch ein Fan von CR7.
Ab morgen geht es dann für (fast) alle Teams um die Wurst. Ich schüttete mir noch ein Franziskaner ein und schaute noch etwas Beckmann. "Beckmanns Sportschule"- immer nach der EM Berichterstattung der ARD - hatte im Spiegel eine vernichtende Kritik einstecken müssen. Gut macht er es wirklich nicht und Tim Wiese als Bodyguard ist einfach nur tumb. Das Uwe Seeler alias der Sackkrauler als Schirmherr der Sportschule Malente sich für so etwas hergibt, ist ebenfalls bitter. Aber ein Talk mit Weizenbier-Waldi wäre erheblich dröger anzuschauen.
Ich blieb dran, weil in dieser Sendung die erste Runde des DFB Pokal ausgelost wurde. Eintracht spielt schon wieder in Würzburg wie vor 2 Jahren. Ich trank gemütlich mein Bier aus, meine Löwin schlummerte schon sanft. Auf Musik hören hatte ich auch keine Lust, also begab ich mich alsbald zur Ruh.

Montag, 18. Juli 2022

Hartmudo: Saisonbeginn

Es ist jetzt 23:22 Uhr am Samstagabend - noch der 16. Juli. Ich sitze hier an meinem Schreibtisch mit einem Härke Pils, haue in die Tasten und höre dazu Fingerprintz. Zugegebenermaßen war diese Band 1979 mit diesem Sound etwa 5 Jahre zu früh dran - was sie einerseits interessant macht. Andererseits... sind die Songs nicht gut genug. Schade, also werde ich jetzt wechseln müssen. Fabulous Thunderbirds! Yes!
Jetzt kann es also losgehen. Roundabout 14 Stunden noch, bis die Eintracht ins Geschehen eingreift. Die neue Saison in der zweiten Liga beginnt und der Sky-Zugang ist eingerichtet - mögen die Spiele beginnen! Meine Löwin und ich sind schon gespannt.
Gestern hat Lautern West-Peine mit einem 2:1 in der Nachspielzeit glücklich besiegt; heute verloren die sehr starken Magdeburger zuhause gegen Düsseldorf. Scheiß auf Dich, Campino! Früher warste Punk, jetzt Master of the Mainstream. Im Alter wird man eben leicht konservativ, wenn man nicht aufpasst. Aber vielleicht ist der ehemalige Wehrdienstverweigerer, der dies jetzt angesichts des Ukraine-Kriegs nicht mehr tun würde, einfach nur ein Lutscher.
Ich schweife ab. Nachher geht es für die Eintracht im ersten Spiel gegen den HSV, dem wohl von den meisten Fans als Aufsteiger favorisierten Club. Haltet mich verrückt, aber ich tippe auf ein 1:1 nachher. Ein Aufsteiger (Lautern) siegt, einer (die Pfeffi-Trinker) verliert und der dritte Aufsteiger spielt dann eben Unentschieden.
Mist, das letzte Härke ist gleich alle und dann muss ich zum Hefeweizen greifen... Sei es drum, über die Headphones läuft "Scratch my Back" und die letzte Woche war ja auch wirklich sehr nervig gewesen. Da war es jetzt wieder an der Zeit, auch allein ein (paar) Bier(e) zu mir zu nehmen und jetzt vielleicht zu den Real Kids - nein! Dr. Fühlgut! - zu wechseln.
Doch zuerst nochmal "Look at that, look at that" - bloß etwas lauter. Wo war ich? Ach ja, bei der Arbeit. Da hatte ich für meine letzten 5 Jahre Erwerbsarbeit noch zwei Tage Home Office pro Woche erkämpft und dazu ne neue Fahrradtasche für den verschissenen Laptop, den mein Arbeitgeber mir zur Verfügung stellt, gekauft. 69 €.
Anfang der Woche fragte mich Buck, mein Teamleiter, ob ich nicht auf mein Home Office für die folgenden 4 Wochen verzichten könnte. Er selbst ging in Urlaub und der Rest der Mannschaft war krank, im Urlaub oder auf Kur. Leider war seine Bitte mehr als gerechtfertigt, das musste ich ohne großes Überlegen anerkennen.
Doch es war noch schlimmer. Meinen PC hatten sie gegen ein Laptop ausgetauscht und die Konfiguration dieser Kiste funktionierte die gesamte Woche nicht. Ich konnte mit dem Laptop nicht arbeiten, weil die Word-Anbindung der von mir zu bearbeitenden Software nicht funktionierte und die Haus-IT das Problem nicht in den Griff bekam.
Letztendlich saß ich am Freitag am Schreibtisch meiner Nachbarin Cleo, die in den nächsten Wochen in ihrem wohlverdienten Urlaub verweilt und furzte meinen dort hingeschobenen Schreibtischstuhl voll und nicht ihren. Man(n) hat ja Anstand.
Von 11 Arbeitsplätzen waren an diesem Tag zwei besetzt - meinereiner und der der neuen Kollegin, die dem Vier-Augen-Prinzip unterliegt und die ich zwischendurch immer wieder freischalten musste. Erklärungen über die korrekte Dokumentation der einzelnen Bewilligungen inklusive - sprich Einarbeitung.
Permanent wurde ich aus der Neuvorgabe der Unterkunftskosten eines ukrainischen Ehepaares für meine Kollegin in der Kur herausgerissen. Dazu noch die Telefonate - auch noch für ein anderes Team, weil dort niemand erreichbar war, weil die Kollegen gerade... Oh Mann, war ich sauer! Nicht auf die neue Kollegin, weil die gab alles.
Am liebsten hätte ich ein Bier aufgemacht, dann hätte ich mich besser gefühlt. So aber fuhr ich mittags mit dem Rad vom Bahnhof aus ein Stück das Ringgleis entlang, damit ich dort den MP3 Player freien Lauf lassen konnte. Keine Hauptstraßen tagsüber mit MP3 Player, Baby! You know? Jetzt doch endlich Real Kids, jawoll!
"All kindsa Girls"... Das tut gut, unübertroffener Sound. Noch 3 Wochen wird das auf der Arbeit so weitergehen und ich bin jetzt schon in der Bredouille. Scheiß drauf, dann fährt es gegen die Wand. Schon seit mehr als fünf Jahren hat mein Team Personalprobleme und die Leitung des Fachdienstes konnte uns lediglich Resilienz anbieten! Am Arsch!
Meine Güte! Sollen die sich mal selber hinsetzen und die Leute vor Obdachlosigkeit, Mittellosigkeit, den Verlust der Krankenversicherung und und und bewahren. Ach ja, das Geld zumindest für Lebensmittel zur Verfügung stellen. Resilienz für mich hilft da den Leuten auch nicht weiter. Nur mehr Personal, vor allem qualifiziertes.
Aber die fertig gewordenen Auszubildenden wollen mit den "Asozialen" möglichst nichts zu tun haben, das stresst ja zu sehr. Lieber irgendwas im Controlling oder Pläne für die "soziale Stadt" aufstellen. Work-Life-Ballance - Vastehste?
" Die verstehen nicht! Ran! Ran! Ran!" OK - Die Zeit ist reif für Family 5. Peter Hein ist nach wie vor mein Held. Er hatte übrigens Campino und ZK entdeckt, sich selbst aber nach der ersten Fehlfarben LP aus dem Geschäft bzw. der Vermarktung rausgezogen, weil er meinte, was er sang. Anders als Campino eben. Der war anscheinend korrumpierbar.
Vorhin auf dem Geburtstag von Dora, der Schwester meiner Löwin, hatte ich mich angeregt mit ihren fast volljährigen Enkeln/-in unterhalten. Schule, kiffen und saufen... at home ist da nicht so viel Verständnis da oder wahrscheinlich bilde ich mir das nur ein. Egal, mein mir häufig nicht zu Unrecht vorgeworfenes Sendungsbewusstsein war präsent.
01:10 Uhr - Zeit ins Bett zu gehen. Nachher Eintracht. Macht sie alle! Gebt alles, endlich geht es wieder los. Wie gesagt: Mein Tipp lautet 1:1. Letzter Song heute Abend ist "Hau weg den Dreck" von Family 5. In diesem Sinn...
PS.: Sonntag, 19:17 Uhr - 4 Stunden nach dem Spiel. Nachdem Fejzic aufgrund einer Coronaerkrankung fehlte, spielte Hoffmann im Tor. An ihm lag es nicht, dass Eintracht das Spiel mit 0:2 verloren hatte. Bis zum Schlusspfiff hatte Eintracht mehrere Hochkaräter herausspielen können, jedoch den Ball nicht ins gegnerische Tor gebracht.
Anders die Heringsbändiger von der Elbe. 2 Chancen um die 70. Minute herum, 2 Tore. Mit lediglich 30% Ballbesitz war Eintracht das bei weitem gefährlichere Team gewesen, doch was nützt das ohne Tore.
Dennoch stimmte mich der Start hoffnungsfroh. Hinten steht das Team Bombe, Chancen werden auch genügend herausgespielt (und das gegen die Übermannschaft HSV). Jetzt muss es nur noch klingeln, dann klappt das auch mit dem Klassenerhalt.

Donnerstag, 14. Juli 2022

Hartmudo: erst zum Brunnen, dann zur Penne 1/5

1
Samstag, 11. Juni. Es ist gerade mal zwei Wochen her, dass wir uns an der Kuhle getroffen hatten. Jetzt, nach der Kuhle, gehts in die Schule. Und das ist natürlich die Raabeschule im Heidberg, an der ich 1980 mein Abitur gebaut hatte.
Heute ist das große Ehemaligentreffen der Jahrgänge bis 2000. Mein Jahrgang - 1980 - ist sogar mit zwölf Leuten der erste mit einer nennenswerten Teilnehmerzahl. Davor sind es nicht mal unter 10, der älteste ist von 1965. Um 18 Uhr soll es offiziell losgehen, doch eigentlich lautet die Losung: Erst zum Brunnen! Dosenbier.
An dieser Stelle muss ich wohl weiter ausholen. In der Oberstufe hatten wir die eine oder andere Freistunde. Sei es, weil wir unsere Kurse dementsprechend gelegt hatten, sei es, weil wir überraschenderweise krank geworden waren. Zugegebenermaßen hatten wir uns die Freizeit zumeist abgeklemmt.
die Treppe

Und wenn ich darüber hinaus richtig ehrlich bin, gehörte ich seinerzeit nicht zum engeren Kreis der Erlauchten am Brunnen. Lediglich im Trixi war ich häufig dabei. Das Trixi wiederum war neben dem Aldi, dort hatten wir stundenlang geflippert.
Gerade in diesem Jahr, in dem so viele der Erlauchten zum Ehemaligentreffen erscheinen würden, war eine Zusammenkunft vor dem eigentlichen Start des Treffens sicherlich angesagt. Zumal wir uns die Woche zuvor beim Langen anlässlich seines Geburtstages getroffen hatten. Da merkte Henry an, dass wir uns noch vor dem offiziellen Termin zusammen treffen sollten.
Für mich selber gab es da das Problem, dass ich an diesem Tag bereits eine Veranstaltung eingeplant hatte. Das Spargelessen der Trantüten stand an; das ging um 13 Uhr los und würde für mich selbst 18 Uhr eng werden lassen.
Unser Vorsitzender Ralle wollte mich sogar zum Schultreffen vorbeifahren, allerdings gehen bei uns diese Feierlichkeiten zumeist bis in den frühen Abend hinein. Dem Termin zum Spargelessen hatte ich übrigens nur deshalb zugestimmt, weil es ansonsten gar keinen anderen Termin gab.
Erschwerend kam hinzu, dass ich bereits am Vortag mit meinem Kollegas in der Braunschweiger Innenstadt unterwegs war. Aus diesem Grunde war klar, das ich Henry in der lauschigen Samstagnacht beim Langen keine positive Antwort geben konnte. Überraschend fand ich jedoch, das auch Pocke und der Lange himself nicht sofort "Hurra" geschrien hatten.
Das Vorglühen vor dem "Raabeschul-Revival" legte ich für mich erst einmal ad acta. 3 Tage später - also am Dienstag - meldete sich Jürgen abends bei mir. Dass er mit seiner Frau Edith und dem Schwager Jopi, mit dem ich nicht nur in der Sandkiste, sondern auch später (Anfang der 80er) einige schöne Erlebnisse feiern konnte, zum Schultreffen kommen würde, wusste ich bereits aus den Listen von der extra dafür eingerichteten Webseite.
Die drei wollten bei Pocke pennen. Da sie schon am Freitag anreisen wollten, wäre ein Treffen mit der Family aus Aachen und Köln auch eine schöne Idee gewesen. Zähneknirschend musste ich in dem Gespräch jedoch eingestehen, dass ich zeitmäßig bereits voll ausgebucht war. In diesem Telefonat fiel mir dann wenigstens noch ein, das Henry ja ein vorheriges Treffen vorgeschlagen hatte.
Und da hatte ich auch sofort die zündende Idee: Am Brunnen sollten wir uns treffen. Auch wenn ich selbst dazu nicht viel beitragen konnte, versprach ich Jürgen, dass ich die ganze Blase per WhatsApp anschreiben würde, um vielleicht etwas Schwung in die Sache zu bringen.
Denn gerade die drei aus Nordrhein-Westfalen - aber auch Aki-Bua aus der Pfalz - mussten verständlicherweise ihren Aufenthalt in Braunschweig etwas planen, da sie hier noch Verwandte oder andere Termine hatten.
Für uns Braunschweiger mochte das egal sein, da würde auch ein "Wir treffen uns am Nachmittag bei Pocke" vollkommen ausreichen. Ich hatte zwar selber Vorbehalte, einen eigenen Terminvorschlag zu machen, den ich wahrscheinlich nicht mal wahrnehmen könnte. Ich war jedoch so euphorisiert und hatte gleichzeitig ein schlechtes Gewissen, weil ich Jürgen, Jopi und Edith vor dem Schultreffen nicht sehen konnte.
Aber mir war klar, das sich ein vorheriges Treffen am Brunnen gerade bei den vielen Leuten aus dem Kreis der Erlauchten einfach nur richtig anfühlte. Ergo schrieb ich die WhatsApp, schlug den Brunnen vor und vergaß auch nicht zu erwähnen, dass ich das Ganze nicht planen wollte, weil ich garantiert nicht vor 17 Uhr da sein konnte. Aki-Bua reagierte am nächsten Tag und bat um Informationen, wo ein Treffen letztendlich stattfinden würde.
Alsbald ward es Freitag geworden. Ich traf mich mit meinen Kollegas um 13 Uhr im Wirtshaus. Ausgestattet mit dem festen Vorsatz, den Schnaps an diesem Tage beiseite zu lassen, schlorkte ich dort drei halbe Helles weg. Es folgte eine Pulle Wolters auf dem Kohlmarkt, wo gerade ein Straßenmusikfestival stattfand.
Die spanische Band hatte es mir angetan, doch zum Glück zogen wir schnell weiter. Die Pullen 2 bis 5 hätte ich nicht benötigt, das Tempo war auch so schon hoch genug. Es folgten eine Unzahl von kleinen Kölsch in der rheinischen Botschaft, ehe wir im „Come in“ einen Scheidebecher Wolters vom Fass nahmen.
Pickepacke war ich dann zwar früh zu Hause gewesen, aber eigentlich auch schon reisefertig für die Koje.

Freitag, 8. Juli 2022

H. Lecter: Alf

34
Die Erinnerung an unsere gemeinsame Fahrt im Riesenrad auf dem Weihnachtsmarkt in Hildesheim war mir noch gegenwärtig. So leid es mir auch tat, aber jetzt war Detzer auch mal an der Reihe, sich um Alf zu kümmern. Zuvor hatte ich mich stets um Alf kümmern dürfen, Frank-Walter hatte sich ja schon verpisst.
Natürlich war Detzer vor allem deshalb dran, weil er - genau wie ich - in dieser Reisegruppe keinen näher kannte. Andernfalls hätte er sich wahrscheinlich als Allererster klammheimlich verpieselt gehabt.
Aus sicherer Entfernung beobachtete ich von einem Weinstand aus, wie Detzer mit Alf das Riesenrad bestieg. Dieses eine Mal ließ ich Alf alleine und schloss mich einem Trupp aus unserer Reisegruppe an, die über das Weinfest schlenderte. In den Neunzigern war ich noch sehr umgänglich und knüpfte gern neue Kontakte, vor allem, wenn ich breit war. Dann überwog die Lebensfreude und das Interesse an anderen Menschen, um der Einsamkeit in meiner Wohnung zu entfliehen.
Dieses Weinfest unterschied sich von den mir bekannten Dorffesten in Norddeutschland lediglich dadurch, dass es anstatt Bierständen Weinstände gab. Ansonsten sah ich nur die üblichen Fahrgeschäfte und Fressbuden - Halt: das stimmt so nicht! Fahrgeschäfte... Es war ja kein Rummel! Das Riesenrad war hier das einzige Fahrgeschäft, um es noch einmal zu erwähnen.
Während ich mit den Leuten der Reisegesellschaft von einem Stand zum anderen ging, waren Alf und Detzer nirgendwo zu entdecken. Frank-Walter übrigens auch nicht, und das war eigentlich auch in Ordnung, da das alles seine Bekannten waren und er sich auch einmal ohne seine Frau amüsieren wollte. Uns Kollegen sah er ja des öfteren in der Woche.
Nach einer geraumen Zeit, aber wohl nicht mehr als zwei Stunden, ging ich mit meinen neuen Bekannten in ein großes Zelt. Das war ein einziger Saal. Es könnte aber auch ein festes Gebäude gewesen sein, so genau weiß ich das heute gar nicht mehr.
Dieser Saal war mit langen Bierzeltgarnituren gesegnet, doch Bier wurde hier nicht ausgeschenkt. Eine schmale Seite dieser Örtlichkeit bestand komplett aus der Theke, an der Wein ausgeschenkt wurde. Die Gläser waren als 0,3 l portioniert, dazu gab es noch Karaffen zum Mitnehmen, damit man nicht so viel laufen musste. Möglicherweise gab es auch Wasser dazu, entweder pur oder als Mischung zur Schorle, sucht es Euch aus.
Den Begriff der Weinschorle kannte ich damals noch nicht einmal, pur trinken war angesagt. Seinerzeit schmiss ich mir noch Aspirin rein, als Vorsichtsmaßnahme sowohl vor als auch nach dem Saufen. Und in meinen studentischen Freundeskreisen gab es früher immer Rotwein, Weißwein schien da verpönt gewesen zu sein. Hier in der typisch deutschen Weingegend war das natürlich anders.
Es gab Weißwein oder Weisswein im Ausschank, maximal einen Rosé konnte man sich noch kredenzen lassen. So saß ich dann in dieser großen Halle an einem der langen Tische, welche mit einer abwaschbaren Plastikdecke überzogen waren. Und ohne dass es großartig abgesprochen war, versammelte sich hier nach und nach die gesamte Reisegesellschaft aus unserem Bus.
Eine Gruppe um Frank-Walter war schon vor mir eingetroffen. Detzer tauchte dann später komplett alleine auf und setzte sich sofort zu mir an den Tisch. Bei einem Glas Wein erzählte er mir von seinen Erlebnissen mit Alf. Da konnte er mir nun wirklich nichts Neues erzählen, Alfs Eskapaden waren mir hinlänglich bekannt. Sei es singen, tanzen oder das Ansprechen fremder Damen: ich wunderte mich nur noch darüber, dass Detzer sich darüber überhaupt aufgeregt hatte.
Als Alf dann wohl auf irgendeiner Bank eingeschlafen war, hatte Detzer schnell das Weite gesucht. Das kann ich gut verstehen. Ich hätte es an seiner Stelle wahrscheinlich genauso gemacht. Mit der Zeit kam Detzer wieder runter und ließ sich von der ausgelassenen Stimmung im Saal anstecken.
Zur guten Laune trug in erster Linie ein plötzlich aufgetauchter Akkordeonspieler bei. Dank bekannter Schlager und Trinklieder animierte er die Anwesenden zu einem verstärkten Weinkonsum, auch zum Mitschunkeln und Mitsingen. Das war natürlich haargenau der Moment, in dem Alf urplötzlich im Saal auftauchte.
Wann, wenn nicht jetzt. Erwartungsgemäß zog Alf sofort alle Blicke auf sich und schnappte sich den Akkordeonspieler. Detzer und ich wussten natürlich, was jetzt folgen würde, Frank-Walter sicherlich auch. Mit dem Akkordeonspieler im Schlepptau sang sich Alf durch den ganzen Saal; da fühlte ich mich unwillkürlich an den blauen Bock erinnert.
Wie weiland der selige Heinz Schenk tapste Alf über die große Bühne, immer in eine imaginäre Kamera lächelnd. Unsere bis dato vollkommen ahnungslosen Mitreisenden waren selbstverständlich begeistert, so einen lebenslustigen und netten Mann hatten sie sicherlich eher selten gesehen.

Mittwoch, 6. Juli 2022

Contramann: kurz gesehen im Juli

Ein schöner Kommentar. Obwohl der Ton ruhig etwas schärfer sein dürfte. Denn das ganze Drama um den Krieg in der Ukraine, in dem Menschen sinnlos für den Profit der Rüstungskonzerne sterben, erfordert seitens der Medien in unserer „freien und demokratischen“ Gesellschaft eher eine scharfe Kritik an sinnlosen Waffenlieferungen an die Ukraine, die den Krieg gar nicht gewinnen kann. Mich erinnern die Kommentare und Berichte in den Leitmedien zur Zeit eher an die ebenfalls herbeigeschriebene Kriegsbegeisterung 1914.
Damals hieß es: „Jeder Schuss ein Russ!“ Ist es schon wieder so weit?

https://www.rubikon.news/artikel/der-grosse-neustart-3
„Jetzt kommt er schon wieder mit dem Weltwirtschaftsforum!“ wirst Du vielleicht genervt seufzen, wenn Du diesen Link angeklickt hast. Alles nur pure Verschwörungstheorie, hinzu kommen ein paar Fake-News. Gerade jetzt „kommt es darauf an, die Wirtschaft ökologisch fit zu machen und nicht immer dieses alte Neoliberalismus-Gespenst an die Wand zu malen!“
Nun ja, diese eher spontanen Beißreflexe kenne ich schon zur Genüge. Aber jetzt mal Hand aufs Herz: Glaubt denn hier irgendjemand wirklich, dass ein Wechsel von einer weit über 10 Liter Super schluckenden Benzinschleuder zu einem tonnenschweren SUV, welcher die meisten Batterien nur benötigt, um das brachial schwere Gefährt auf über 200 km/h zu beschleunigen, in irgendeiner Weise die Umwelt retten wird?
Gerade an diesem Beispiel sieht man, dass es nicht darum gehen kann, einfach ein Produkt auszutauschen. Das wäre eine Mogelpackung, denn es ist letztendlich unsere Lebensweise, welche die Umwelt zerstört. Und ja, die dauernde Fixierung auf Eigentum treibt uns in den Massenkonsum.
Dazu gehört z.B. auch die vegane Butter von Meggle. Also wir nannten das ja früher Margarine, klingt zugegebenermaßen nicht so sexy. Aber die woke Klientel an gut situierten Wählern der Grünen steht da voll drauf.
Was halten diese Leute eigentlich vom Kernsatz des Klaus Schwab: „Du wirst nichts besitzen und Du wirst glücklich sein.“ Perverserweise könnte ich das sogar unterschreiben, wenn da eben nicht im Hintergrund dieses weltberühmte Zitat lauern würde, was mir sagt, dass dieser Satz nur für das gemeine Fußvolk gilt.
„Alle Schweine sind gleich. Nur einige Schweine sind gleicher als andere.“

https://taz.de/Vom-Kult-des-Sieges-zum-Kult-des-Krieges/!5851531/
Gestolpert über diesen Artikel bin ich dank eines Verrisses dieses Machwerks durch Jens Berger auf den Nachdenkseiten. Vielen Dank für die kritische Analyse, Herr Berger. Ich gebe meinen Senf auch noch oben drauf:
Der Autor dieses unsäglichen TAZ-Artikels eröffnet mit der Feststellung, dass das totalitäre Russland unter Putin einen regelrechten Kult um den Siegestag 9. Mai 1945 und dem russischen Volk als beste und menschlichste Nation geschaffen hat. Als ob Amerikaner und Briten das nicht so gemacht hätten.
Vollkommen abstrus wird es aber, als der Autor sich auch noch in der Behauptung versteigt, dass es ja eigentlich Stalin war, der den zweiten Weltkrieg geplant hatte. Wahrscheinlich hatte er die Deutschen und ihre Verbündeten dazu gezwungen, mehr als 20 Millionen Zivilisten teilweise nur aufgrund ihrer Abstammung zu massakrieren.
Dass die amerikanischen Generäle, ja selbst die Deutschen - Guderian und Rommel werden hier explizit genannt, mit ihren Truppen zusammen gekämpft hätten, während die russischen Generäle das Geschehen eher im Hintergrund besoffen und mit Nutten verbracht und ansonsten die eigenen Soldaten terrorisiert haben sollen, zeigt die Gesinnung dieses Autors.
Als die TAZ noch eine linke Zeitung gewesen war, wäre dieser Artikel dort nie erschienen. Nicht einmal Axel Springer hätte es gewagt, solch einen üblen Artikel zu schreiben. So eine Argumentation hätte man eher noch etwas früher im Stürmer lesen können.
Meine Güte!

https://www.rubikon.news/artikel/der-propaganda-punker
Schade um Campino. Vor 40 Jahren war er noch einer meiner Helden, sowohl in der Musik als auch in Attitüde. Ca. ab der 4. oder 5. LP wurde die Musik dann schlecht, aber seine Attitüde - gerade auch das spätere Engagement für Fortuna Düsseldorf - nötigte mir nach wie vor Respekt ab. Und jetzt das.
„Ich persönlich habe den Kriegsdienst 1983 verweigert. Das würde ich heute, unter diesen Umständen, wenn ich jetzt meine Einberufung bekäme, wahrscheinlich nicht mehr tun.“ So Campino im Stern Interview, online gestellt am 15.05.2022.
Und als Kommentar hierzu noch ein Zitat aus diesem Artikel:
„Wer für Waffenlieferungen an die Ukraine ist, der soll selbst aufs Schlachtfeld gehen, losfeuern und anschauen, was passiert, wenn eine Panzerhaubitze den Panzer trifft, in dem Soldaten sitzen. Er soll sich die verbrannten, verkohlten, unvorstellbar zerstörten Körper von jungen Menschen anschauen, die gerade noch gelebt haben; er soll den Geruch des verbrannten Fleisches riechen; er soll sich anschauen, wie Soldaten aussehen, die schwer verwundet wurden; er soll dabei zusehen, wie Soldaten ihrem Kameraden ein Bein auf dem Schlachtfeld amputieren; er soll in die schmerzverzerrten Gesichter der Soldaten schauen und ihr unvorstellbares Schreien aushalten. Er soll mit Hubschraubern mitfliegen, die die Verwundeten ausfliegen und nach der Landung mit einem Besen und mit einem Wasserschlauch das Blut aus dem Hubschrauber kehren und spülen.“
Besser kann man es - leider! - nicht ausdrücken.

https://www.tagesspiegel.de/politik/hilfe-bei-logistik-und-ausbildung-westliches-kommando-netzwerk-soll-in-der-ukraine-aktiv-sein/28456450.html
Passend zum Rubikon Artikel hier noch einer aus dem Tagesspiegel. Diese Zeitung sollte doch nun unverdächtig sein, Fake-News zu verbreiten. Man kann in der Mainstreampresse also durchaus Artikel finden, die einen nachdenklich stimmen könnten.
Hier geht es um die Verwicklung westlicher Kommandos in den Ukraine-Krieg. Diese inoffiziell ablaufenden Vorgänge dienen der Hilfe bei Waffentransporten in der Ukraine sowie der Schulung ukrainischer Truppen vor Ort. Explizit wird hier auch die CIA erwähnt.
Der Tagesspiegel wiederum beruft sich auf einen Artikel der New York Times, die sicherlich nicht als Putinfreundlich einzustufen ist. Waffenlieferungen, Geheimdienstoperationen und in Deutschland beklagt u.a. die Außenministerin eine beginnende Kriegsmüdigkeit im Lande. Das alles mit deutscher Beteiligung, 4 Tage nach dem 81. Jahrestages des „Unternehmens Barbarossa“.
Die Friedensbemühungen eines Willy Brandt, Helmut Schmidt und selbst Helmut Kohl... nicht nur von den jüngeren Mitbürgern verdrängt. Ich finde das krass.

https://www.hintergrund.de/politik/welt/der-ukraine-krieg-was-vorher-geschah/
Dieser Artikel ist sehr hilfreich, um die russische Argumentation zum Krieg gegen die Ukraine nachvollziehen zu können. Dies rechtfertigt den russischen Angriff vielleicht nicht, macht aber die tatsächliche Bedrohungslage deutlich. So man es denn zu sehen bereit ist.

Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“

Sonntag, 3. Juli 2022

guterPlatzzumBiertrinken: Harxbüttel

Donnerstag, 10. März: Heute und Morgen habe ich Urlaub. So langsam stellt sich der Frühling ein, wenigstens tagsüber. Nach all den Beschränkungen aufgrund des Coronavirus und den Beginn des Krieges in der Ukraine wollte ich wenigstens noch ein Vorhaben umsetzen, bevor der dritte Weltkrieg ausbricht.
Schon zu Beginn dieser Kolumne wollte ich gerne nach Harxbüttel radeln, heute war es endlich so weit. Während meine Löwin zu ihrem Job im Corona Testcenter fuhr, ging ich in den Keller und pumpte mein Rad mit dem Kompressor auf.
Bereits am Vorabend hatte ich mir die heutige Tour angeschaut und war voller Vorfreude. Auch das Wetter meinte es gut mit mir. Ein blauer, wolkenloser Himmel erwartete mich, als ich auf die Straße fuhr. Der zeitweise wehende Wind war zwar noch etwas frisch, aber meine Holzfällerjacke und das entsprechende Hemd darunter hielten mich warm.
Aber das ich mir keine Mütze aufgesetzt hatte, erwies sich als voreilig. Ich schaffte es erst hinter der Celler Straße, meinen Beanie auf den Kopf zu platzieren. Ich strampelte mich den altbekannten Weg über den Ölper See, den Schwarzen Berg in Richtung Hansestraße ab. Dabei freute ich mich schon auf die Wolters Dose, die ich mir gleich holen würde.
An der Hansestraße angekommen, orientierte ich mich nicht über die Gifhorner Straße nach Wenden, sondern wollte meinen Körper über die Veltenhöfer Straße dorthin bewegen. Und natürlich verhedderte ich mich hierbei im dortigen Industriegebiet. Ich erwischte keinen Durchbruch nach Wenden und musste unverrichteter Dinge zur Hansestraße zurück.
Diese riesige, zubetonierte Fläche... Das meiste davon liegt brach, hier könnte man locker ganze Batterien von Solarpaneelen aufstellen, um die Abhängigkeit vom russischen Gas oder anderen fossilen Energieträgern zu mildern. Stattdessen werden wahrscheinlich weitere Ackerflächen und Waldgebiete dazu benutzt, um dort Windräder oder eben Solarpaneele aufzustellen.
Nahkauf - und doch so fern

Der dadurch immer weiter eingeschränkte Lebensraum der Tiere scheint für die Grünen und ihre Wähler keine Rolle zu spielen. Wie ich diese Heuchler hasse! Zum Glück verschwanden diese dunklen Gedanken in dem Moment, als ich - stadtauswärts fahrend - endlich die Veltenhofer Straße erreichte, die Brücke nach Wenden überquert hatte und parallel zur Straßenbahn in Richtung des Schulzentrums fuhr.
Mein erstes Ziel war der Nahkauf kurz vor Thune. Auf diesen Moment hatte ich mich besonders gefreut, denn es war der allererste Besuch eines Nahkaufs für mich. Dies ist auch ein Fetisch von mir: Alle möglichen Supermarktketten zu besuchen.
Freudig erregt betrat ich den Laden und konnte hinterher folgendes Fazit ziehen: Wir haben es hier mit einem Rewe Klon zu tun. Der Laden wirkte auf mich wie aus der Zeit gefallen, ich fühlte mich in die 80er Jahre zurückversetzt. Positiv bleibt anzumerken, dass ich dort zwei gekühlte Halbliter Dosen Wolters erstehen konnte.
Haribo war im Angebot, drei Tüten davon kaufte ich für die morgige Fahrt nach Hamburg mit Dora und Herbert. O.K., eine Tüte davon war für die Bierpause gedacht. "Frösche sind definitiv die Besten" heißt es schon in der Werbung und die sollten mir helfen, eine Unterzuckerung beim Biertrinken zu vermeiden.
Eigentlich wollte ich die Bierpause am Kanal einlegen, entschied mich aber kurzfristig dagegen und radelte Richtung Harxbüttel, meinem eigentlichen Ziel. Auf dem Weg kam ich an vielen schönen Plätzen vorbei, an denen ich gerne die Pause gemacht hätte. Allein... Nirgendwo gab es eine Bank zum Hinsetzen.
Auch in Harxbüttel nicht, denn dieses richtig verschlafene Nest sagte mir: Hier möchte ich nicht begraben sein. Erst am Ortsausgang, auf dem Weg nach Lagesbüttel, fand ich den richtigen Platz. Eine brachliegende Ackerfläche, davor eine Parkbank. Während ich hier meine zwei Wolters trank, kamen einige Passanten mit ihren Hunden beim Gassi Gang vorbei.
Ansonsten blieb es ruhig. Hinter mir Gestrüpp und in einiger Entfernung die Häuser von Harxbüttel mitsamt der Hauptstraße, welche kaum befahren war. Vor mir, sanft ansteigend, die brachliegende Ackerfläche und darüber der klare Himmel.
Es war tatsächlich noch leicht kühl, aber sowie die Sonne richtig durch kam, wurde es richtig warm im Gesicht. Das war schon fast T-Shirt Wetter, oder anders ausgedrückt: Der Frühling fängt dieser Tage endlich an. Ich betrachtete die noch kahlen Sträucher und trank einen um den anderen Schluck meines Bieres.
Über mich brach eine selten empfundene Ruhe herein, die mich schon seit längerem verfolgenden Ängste und Sorgen über die Politik und mein persönliches Umfeld fielen von mir ab. Diesen Moment hatte ich gebraucht, deshalb war ich hier in Harxbüttel. Hier, wo der Hund begraben ist, sind solche Dinge bedeutungslos.
Das Gothic Girl mit ihrem mittelgroßen Hund lächelte mich mitleidig an, während sie an meiner Parkbank vorbei ging. Vielleicht blickte sie aber auch sehnsüchtig und hätte selber gern eine Dose Wolters getrunken.
Knapp über eine Stunde verweilte ich hier, pinkelte noch und weiter ging es nach Lagesbüttel. Der einseitig angelegte Radweg befindet sich auf der linken Seite und zieht sich an den Feldern entlang. Schon seitdem ich Thune verlassen hatte, war ich das Gefühl nicht los geworden, mich fern und abseits der gewohnten städtischen Zivilisation zu befinden.
Auch Lagesbüttel erwies sich als ein Ort mit dörflichem Charakter. Linker Hand die Freiwillige Feuerwehr, auf der rechten Seite ein Bauer nach dem Anderen. Mittlerweile befand ich mich in der Gemeinde Schwülper und kürzte ein Stück des Weges ab, indem ich am Rande des Dorfes neben einem Acker in Richtung Walle fuhr.
herrlicher Ausblick

Spätestens nachdem ich dort unseren Spargelbauern passiert hatte, schlug mir ein eisiger Wind entgegen. Ich wählte einen niedrigeren Gang, quälte mich auf die Brücke über der Autobahn und steuerte Ikea an. Ich war gut drauf ob des bisher zurückgelegten Weges und gönnte mir eine Pause.
Ein Kakao und ein Stück Mandeltarte im Restaurant - Das musste jetzt einfach sein. Im Restaurant packte ich noch drei Gläser Sild ein, dann machte ich mich wieder auf den Weg. Auf dem Weg zu Edeka über die Gifhorner und Hamburger Straße ließ ich die Tour langsam austrudeln. Bei Edeka musste ich noch Katzenfutter einsammeln und begabt mich anschließend auf den Heimweg.
Da hatte ich mich nun über viereinhalb Stunden durch die Gegend bewegt. Alternativ dazu wäre ich wohl vor meinem Rechner versackt und hätte mir düstere Gedanken über Gott und die Welt gemacht. So war es entschieden besser, denn an dem Elend dieser Tage kann ich selbst nichts ändern und vom meinem Mitgefühl wird auch kein Opfer des Krieges in der Ukraine wieder lebendig.
Dir mag das herzlos erscheinen. Ich stimme Dir aber nur dann zu, wenn Du persönlich tief in das Geschehen eingreifst, indem du dort vor Ort hilfst oder hier Flüchtlinge aufnimmst. Von einer reinen Betroffenheit können sich die Menschen dort, egal ob Ukrainer oder Russen, nichts kaufen.