Peter F. Hamilton - Erlösung (Salvation-Saga 3)
Weil es so schön war, kommen wir nun zum Abschluss dieser Saga. Obwohl ich mir da nicht ganz sicher bin, ob da nicht vielleicht doch einige Handlungsstränge noch zu schließen wären.
Dies gilt jedenfalls nicht für den Strang mit der Southwark Legion, der endet bereits nach ca. 150 Seiten dieses Romans. Olli Heslop, der einzige Überlebende der Legion, hält sich vor der Polizei versteckt und haust mit seiner Verlobten Lola in einer Baracke unter dem Schutzschirm von London. Als er schließlich von der Polizei aufgegriffen wird, geht er mit dem Connexion-Chef Kohei Yamada einen Deal ein.
Olli beseitigt die Olyix-Agentin Nikolaj mit einer Bombe, damit seine schwangere Freundin Lola durch ein sicheres Portal auf einen anderen Planeten auswandern kann. "Fick Dich" sind seine letzten Worte an Kohai Yamada, bevor er stirbt und mit ihm dieser komplette Handlungsstrang. Halt, stop! Stimmt ja gar nicht, denn Horatio Seymoure ist ja auch noch in London.
Doch als der Schutzschirm unter dem Dauerfeuer der Olyix endgültig zusammenbricht, stirbt auch Horatio. Er hatte es nicht mehr rechtzeitig geschafft, sein Portal zu aktivieren.
Aber was ist aus den "heiligen Fünf" geworden? Die sollen laut Dellian gestorben sein, so fantasiert er jedenfalls, als er nach dem Kampf um Vayan von Yirella gerade noch vor einer Verpuppung gerettet werden konnte. Nun befinden sich die menschlichen Kämpfer von Vayan in ihrem Raumschiff Morgan, welches 250 000 verpuppte Menschen aus grauer Vorzeit beherbergt, im interstellaren Raum, um dort versteckt Habitate für diese Menschen zu bauen.
Und erneut spaltet sich der übrig gebliebene Rest der Menschheit. Während sich ein großer Teil der Menschen in der Dunkelheit der Leere des Universums vor den Olyix verstecken möchte, will nur ein kleiner Teil Yirellas Plan folgen. Sie will den Olyix erneut eine Falle stellen, diesmal nicht mit einer gefakten Zivilisation, sondern mit einer echten.
Diese befindet sich nahe eines Neutronensterns in der Umgebung der Enklave, der Zentrale der Olyix. Diese Menschen entstammen den schon vor Jahrhunderten ausgeschickten Saatschiffen, die durch Ainsley (durch das Wurmloch ist er schneller) dank der fortgeschrittenen Technologie der verschiedenen Völker unterstützt werden. Diese Menschen sollen die Waffen für den Krieg entwickeln.
Sobald Yirella mit der Morgan nach Jahrzehnten dort eintrifft, könnte es losgehen - falls die Menschen die notwendigen Waffen entwickelt haben sollten. Andernfalls würde auch Yirella den Kampf aufgeben.
Wie nicht anders zu erwarten war, ist die menschliche Zivilisation am Neutronenstern bei der Ankunft der Morgan zum Kampf bereit. Befreit von jeglichen historischen Vorgaben haben sich diese Menschen zum sogenannten Korpus entwickelt. Vereinfacht ausgedrückt heißt das: sie sind quasi digitalisiert und können sich auf mehrere Körper verteilen.
Auch hier gab es eine Abspaltung in die Mehrheit, welche in die Tiefen des Raums flieht, und einen erheblich geringeren Teil, welcher nach wie vor zum Kampf bereit ist. Diese Menschen gleichen den Olyix erheblich näher, als man sich das hätte denken können.
Aber sie haben erheblich stärkere Waffen als diese entwickelt und brauchen Yirella und ihre Freunde eigentlich nicht. Dennoch warteten sie auf deren Ankunft, weil sie diese Standardmenschen auf ihre Art religiös verehren.
Apropos Religion: Um deren Religion, speziell deren Ursprung, dreht sich das weitere Geschehen. Denn die Botschaft vom Ende der Zeit, auf die die Olyix permanent hinarbeiten, kommt eben auch vom Ende der Zeit. Will sagen: aus der Zukunft.
Damit lässt Hamilton Spekulationen bewusst einen großen Raum, wodurch der geneigte Leser selbstverständlich an dem Roman kleben bleibt. Dies ist die ganz große Stärke von ihm, welche ich immer an ihm bewundert hatte.
Selbstverständlich hat sich Yirella den Besuch dieses Endpunktes aller Zeiten zum Ziel gesetzt, was ihr durch die Tachyonentechnologie des Korpus auch gelingen sollte. Doch zunächst einmal dringt die Streitkraft das Korpus in die Enklave ein, wo sie die Olyix in einer epischen Schlacht vernichtend besiegen können. Die Tachyonen spielen hierbei eine besondere Rolle, da die Zeit in der Enklave extrem, ich betone: extrem, abläuft.
Und jetzt endlich kommen wir zu den "Heiligen Fünf". Bereits im zweiten Band konnten die Menschen des Jahres 2204 ein Schiff der Olyix kapern, jetzt erfährt man endlich das Ende jenes ursprünglichen Handlungsstranges.
Ich rekapituliere nochmal die Heiligen Fünf: Kandara, Callum, Alik, Yuri und Jessica sind mit diesem gekaperten Schiff, der "rachsüchtigen Häretikerin" in die Enklave eingedrungen und haben es tatsächlich geschafft, in das Generationenschiff der Olyix mit den Kokons der Menschen aus ihrer Zeit einzudringen.
Sie schaffen es jedoch nicht, ein Signal abzusetzen. Im Gegenteil: Der Olyix, der die uns bekannte Zelle in London geleitet hatte, stromert im Hangar herum und schafft es über einen Zeitraum von Monaten, die Anwesenheit der getarnten Fünf zu spüren, kann sie allerdings nicht entdecken. Diese müssen ihr Raumschiff aufgeben und verstecken sich hinter einem Spalt, von denen es in diesem Generationenraumschiff (ein umgebauter Asteroid) jede Menge gibt.
Dank der Zeitdilatation läuft die Zeit innerhalb der Enklave so extrem langsamer ab, das der verzweifelte letzte Kampf der heiligen Fünf und das Eindringen der menschlichen Armada in die Enklave bzw auf dieses Schiff unter der Führung von Dellian zeitlich zusammentrifft.
So kommt es also zu einem Happy End in einem actionreichen Showdown, bei welchem lediglich Alik sein Leben lassen muss. Der Rest der Mannschaft reist mit den Kokons zur Erde zurück, um diese wieder aufzubauen.
Dellian muss sich von Yirella verabschieden. Yirella fliegt mit Ainsley weiter ins Zentrum der Galaxis, von wo aus die ursprüngliche religiöse Botschaft gesendet worden war. Hier deutet sich also eine mögliche Fortsetzung an, da bin ich mal gespannt.
Obwohl ich die Zusammenführung der Handlungsstränge am Ende dieses Zyklus für holzschnittartig halte, bin ich nach wie vor von Hamiltons Qualität überzeugt und kann dem ganzen eine unbedingte Leseempfehlung aussprechen. Sicherlich kommt die Story hier und da etwas zu mystisch daher, Tolkien lässt grüßen.
Es fehlt auch ein Handlungsstrang aus dem Zeitalter der sogenannten Fabrik, als die Menschen mit mehreren fortschrittlichen Völkern zusammengearbeitet hatten, um Waffen gegen die Olyix zu entwickeln. Aber lass dich von diesen paar Kritikpunkten nicht abschrecken, das Lesen lohnt sich.
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