Samstag, 29. Juni 2013

Contramann: kurz gesehen im Juni

In Niedersachsen fuhr die neue Vorzeigefigur der Piraten mit 2,1 % das schlechteste Ergebnis seit dem Höhenflug dieser Gruppierung ein. Das war im Januar; imk Mai wurde sie zur politischen Geschäftsführerin gewählt. „Yes, she can“ hatten einer auf seinem Tablet geschrieben. Marina Weisband will ja nicht mehr, jetzt soll es Katharina richten?
Mir drängt sich hier schwer der Verdacht auf, das bei den Piraten, die ja eh zumeist für Nerds a la „Big Bang Theory“ gehalten werden, pubertierende Jünglinge, die vor lauter Beschäftigung mit sich, der Welt und dem „Computer“, zahlreich vertreten sind. Und ab und zu platzt denen halt die Hose.
Wenn dann noch so etwas bei rauskommt:
Ich hab mir Ausschnitte von Lanz auf Youtube angesehen. So weit hergeholt ist der Bild Artikel leider nicht. Die Frau gibt wirklich keiun souveränes Bild ab. Ein altkluges, pubertierendes Mädchen. Wenn solche Leute hier wirklich Regierungsverantwortung übernehmen würden ….
Geht gar nicht. Kommunal in nem Stadtparlament, okay. Aber bitte nicht mehr!!

Auf demselben Bundesparteitag konnten sich die Piraten nicht über die Zulässigkeit von Online-Abstimmungen zur parteiinternen Meinungsbildung einigen.
Ich sag es mal so: Ein Vierteljahr vor der Bundestagswahl eiern die Piraten mit solchen Themen rum, während in Afrika und anderswo Kinder verhungern oder in Syrien ein Bürgerkrieg tobt.
So nen Kinderkram wie bei den Piraten brauch ich wirklich nicht.

Maschmeyer ist entrüstet: Gysi verteidigt einen Mann, der auf Herausgabe von Goldbarren gegen die Schweizer Großbank UBS klagt. Und Gysi hat ihn – den Maschmeyer – um Hilfe gebeten. „Heuchler!“, schrie Maschmeyer und hielt Gysi`s Bittbrief im einer Satt 1 Talgschau hoch.
Erst schimpft Gysi über die bösen Kapitalisten (Maschmeyer) und dann bittet er ihn auch noch um Hilfe. Schweinerei.
OK, Maschmeyer. Würde ich genauso sehen, Dir zustimmen. Aber was der Focus wieder daraus macht... Schmierenblatt. Gysi ist Anwalt. Das ist sein Job. Wenns ums Geld geht, dann soll er nicht? Quatsch.
Dieser Artikel erschien Mitte Mai. Im April hatte ich ja schon über die Strafanzeige gegen Gysi wegen angeblicher Stasimitarbeit berichtet. Gestellt wurde diese Ende Februar von der CDU Politikerin Vera Lengsfeld. Und das wars dann auch schon. Seitdem sucht man Infos hierüber vergeblich. Nur ein Interview von Lengsfeld ist zu finden:
Nur heiße Luft. Frau Lengsfeld macht mir auch einen leicht verwirrten Eindruck. Warten wir also die Ermittlungen ab. Wetten, die verlaufen mal wieder im Sand?

Jetzt aber zu den wirklich wichtigen Themen. Beim Schlager Grand Prix wurden „wir“ nur auf Platz 21 gewählt. Und Angie ist Schuld. ARD Unterhaltungschef entschuldigte das klägliche Abschneiden des deutschen Beitrages mit einer „politischen Lage.“
Die Politik der Kanzlerin soll Schuld sein. Alle haben deshalb was gewgen Deutschland (stimmt) und gaben deshalb dem Beitrag von Cascada keine Punkte (stimmt nicht).
Mensch Schreiber: Der Song ist komplett vom Vorjahresieger geklaut! So was wäre Raab n icht passiert. Armselig, wie sich ein sicherlich hoch dotierter Mann der ARD so rausredet.

Nein, dann doch lieber zurück zur Linkspartei. Sarah Wagenknecht hat hier kurz und knapp erklärt, warum Deutschland selbst ein Steuerparadies ist. Eine klare Aussage, die von den Medien natürlich nicht aufgegriffen wird.
Sarah wird in letzter Zeit eher ignoriert. Liegt wahrscheinlich daran, das nichts Belastendes zu finden ist. Oder hat Bild noch was in der Schublade für die heiße Phase des Wahlkampfes? Ich bin gespannt.

Auch Frau Albsteiger von der CSU ist eine toughe Frau. Die aufrechte Kämpferin gegen eine Frauenquote fordert die junge Generation auf, mitzumachen. Anpacken und mitmachen, nicht jammern ist ihre Devise. Schließlich geht es uns gut und dank der Union und dem Zurückdrängen staatlicher Bevormundung zugunsten privatwirtschaftlicher Initiative immer besser!
Aus gutem Haus die Frau. Politik mit Nebenfach Volkswirtschaft studiert und arbeitet bei den Stadtwerken Ulm. Diese 30jährige Frau glaubt zu wissen, was abgeht. Ich frage mich aber, ob sie wirklich weiß, was arbeiten, z.B. bei Aldi an der Kasse, heißt.
Sie sieht aus wie ne Kokstante. Und ihre Äußerungen passen dazu. Mehr möcht ich jetzt nicht sagen, sonst wird es sexistisch.

Bernd Thränhardt ist der Bruder von Carlo und war wohl erfolgreicher Journalist, Filmproduzent und Autor. Aha. Nach erfolgreicher Suchttherapie (Abgesoffen, ich verstehe) gibt er nun Suchtberatungsseminare für Führungskräfte:
Na, dann rollt der Rubel ja wieder. Endlich wieder in der Erfolgsspur! Seine Droge ist meiner Meinung nach nicht Alk oder Koks, sondern Erfolg. Dieser Mann ist machtgeil! Einer, um den sich die Welt dreht.
Wäre schön, wenn ich mich da täusche. Wär ja nicht das erste Mal. Denn ...

Otto Addo war für mich früher immer nur ein „96 Schwein“. Nicht wegen der Hautfarbe, sondern als derjenige, der Eintracht leider den einen oder anderen Ball ins Tor versenkt hatte, als er bei 95+1 spielte.
Und spätestens jetzt nehme ich meine Beleidigungen zurück und entschuldige mich mit vollstem Respekt bei Otto Addo. Bravo, Otto. Als 2 Mädels und ein Boy – alle Twens – von 2 Hools tätlich angegriffen wurden, da schlug er die Hools in die Flucht und leistete erste Hilfe.
Respekt. Die meisten Leute würden ja weggucken. Danke Otto. Weiter so.

Sonntag, 23. Juni 2013

Contramann Spezial: Sollbruchstellen 3/5

Okay. Obsoleszens bei Elektrogeräten war das Thema. Bei (alten) Glühbirnen gibt es Sollbruchstellen, doch sind diese technisch bzw. wegen des Energieverbrauchs begründet. Bei Smartphones wiederum fallen Sollbruchstellen, sofern es sie geben sollte, nicht weiter auf, da es sich hierbei um ein Modeprodukt handelt und immer das neueste Modell gekauft werden muß.
Wie schaut es nun bei einem anderen Produkt aus... dem Auto?
In der Mobilfunkbranche gab es in den letzten 20 Jahren derart viele technische Innovationen, das innerhalb von kurzen Zeiträumen der technische Meilenstein von gestern heute schon veraltet ist. Und beim Auto? 5-6 Liter auf Hundert an Verbrauch war vor 20 Jahren schon erreicht; das Drei-Liter-Auto hat sich nicht durchsetzen können. Noch mehr Airbags, Rückfahr- und Einparkhilfen sind Innovationen, die, je nach Gusto, nützlich sind oder überflüssige Gimmicks darstellen. ABS, automatische Bremssysteme sind ja schön und gut, aber laßt Euch das von einem alten Citycar Fahrer sagen: Bei vorausschauender und defensiver Fahrweise braucht man den ganzen Schmonzes nicht.
Diese Gimmicks sind, wie mittlerweile fast alles in neuen Autos, elektronisch und computergestützt. Aufgrund der größeren Temperaturunterschiede im Auto, welches ja ein Outdoorgerät ist, bekommt man hier für teures Geld ein sehr verletzungsanfälliges Produkt. Bevor der Zahnriemen oder auch nur die Bremsbeläge die Grätsche machen, hat man schon einiges an kaputter Elektronik erneuert.
Bremsen, Licht wechseln: Das macht man klassischerweise selbst, oder? Heuer mitnichten. Mangels fehlender Standartisierung kann nun jede Marke bzw. jeder Konzern Spezialwerkzeug anbieten, um solche Verschleißreparaturen auszuführen. Der Lampenwechsel, bei dem zugleich der Motor ausgebaut werden muß, ist da nicht nur Legende.
Auch der Frickler, der erheblich preiswerter als die Vertragswerkstatt gearbeitet hatte, muß hier kapitulieren: Selbst eine Spezialisierung auf eine bestimmte Automarke rechnet sich nicht mehr – wegen des Spezialwerkzeuges.
Den Diagnosecomputer darfst Du hier nämlich nicht außer Acht lassen; Ohne den geht ja nun auch nichts. In der Vertragswerkstatt schließt ein gelangweilter Mechaniker Klemmen an die diversesten Diagnosepunkte und liest den Zustand als auch den Fehler computergestützt aus. Elektronische Module werden fix ausgetauscht und weiter geht’s.
So geht es mittlerweile bei der Vertragswerkstatt schneller als früher voran – billiger ist es aber nicht geworden.
Um die überteuerten Neuwagen an den Mann zu bringen, ist es wichtig, das die Garantiezeit unbeschadet vorübergeht. Überteuert ist hier im Vergleich zu einem Gebrauchtwagen zu verstehen. Plastik statt Metall gehört zur Teile-Philosophie!
Es bleibt die Frage, ob es sich um geplante Sollbruchstellen handelt oder nicht. Plastik ist nunmal billiger als Metall, hält dafür aber nicht so lange. Aufgrund des Kostendrucks wird ja bekanntlichermaßen bei den Produktionskosten gespart, wo es nur geht. Das hier aber absichtlich Sollbruchstellen eingebaut werden, glaube ich nicht. Warum auch? Im Gebrauch ist ein Auto der natürlichen Witterung ausgesetzt. Temperaturunterschiede sind an der Tagesordnung und führen zum Verschleiß. Irgendwann müssen sie alle in die Werkstatt.
Für ärgerlich halte ich höchstens die Manie, mehr und mehr Elektronik zu verbauen. Diese Bauteile sind besonders anfällig und mal eben nicht so zu reparieren. Und die Vertzragswerkstatt, selbst Pitstop, wird teuer.
Da lob ich mir dann Dacia, die noch annähernd „alte“ Autos ohne viel Elektriktrick bauen. Preiswert die Karren und trotzdem zuverlässig, wenn Du mal nen Daciafahrer fragst. Glaub nicht das, was in der Autobild steht.
Aber das ist ja nichts für den deutschen Autofahrer. Für den gilt nach wie vor: Höchstgeschwindigkeit geteilt durch Zehn ergibt die gewünschte Penislänge.

Donnerstag, 20. Juni 2013

Uncle Fester: grad gelesen Juni 2013

Michael Cobley: Humanity's Fire

Und noch nen Zyklus. Michael Cobley lebt in Glasgow und ist eigentlich ein erfolgreicher Fantasy Autor. Mit Humanity`s Fire beweist er aber, das er auch eine Weltraumoper schreiben kann. Schon der Beginn weiss zu fesseln:
Der erste Kontakt verlief für die Menschheit äußerst negativ. Die Aliens kommen mit einer weit überlegenen Technik, um die Erde zu erobern. Gerade mal 3 Kolonieschiffe bringen die Menschen in letzter Sekunde in den Weltraum, bevor der Planet vermeintlich untergeht.
Ca. 150 Jahre später spielt die eigentliche Handlung des Zyklus.
Eines der Kolonieschiffe hat es zum Planeten Darien geschafft. Auf diesem Waldplaneten samt Mond leben die Siedler zusammen mit den Uvovo, einem Ewoks-ähnlichen Volk, in friedlicher Koexistenz. Eine Prise Meister Yoda ist hier auch dabei, denn die mentalen Fähigkeiten verleihen geschulten Uvovo nicht nur seherische Kräfte.
Auffallend ist hier, das bereits nach der actiongeladenen Startsequenz ein harter Break erfolgt. Das ruhige Siedlerleben auf Darien entwickelt sich dann aber stetig über viele Seiten zum Kracher. Auf den über 1800 Seiten entfaltet sich nach und nach ein vielfältiges Szenario, in dem zeitweise 10 Handlungsstränge nebeneinander ab- und zusammenlaufen. Das klingt unübersichtlich, ist aber schaffbar, wenn man mehr als 10 Seiten am Stück lesen kann.
Schnell erfährt man, das die Erde doch nicht untergegangen ist, weil sie im letzten Moment von der Sendruka-Hegemonie gerettet wurde. Dieses weitläufige Sternenreich ist skrupellos und zwang die Menschen in ein Abhängigkeitsverhältnis. Ja, die Menschen sind Verbündete, aber wehe wenn nicht!
Die Story startet mit der Landung von Robert Horst aus Bonn, dem Botschafter der Erde, beim Besuch auf Darien. Verraten von den verbündeten Sendrukanern, verschwindet er in einem geheiligten Warpbrunnen und sucht fortan im Auftrag des Konstrukts, einer Maschinenintelligenz aus einem epischen Konflikt in grauer Vorzeit, in dem vielschichtigen, Zwiebelschalen vergleichbar, Hyperraum nach Gott. Diesen findet er in der 157sten Schicht des Hyperraums.
Jede dieser Schichten repräsentiert ein untergegangenes, noch in den letzten Resten glühendes Universum, bevor ein neues entstehen konnte. Capiche?
Greg Cameron ist Archäologe und leitet im Verlauf der Geschichte die Widerstandsbewegung der Menschen und Uvovo gegen die Sendrukaner und die Maschinenintelligenzen, die in Wirklichkeit dahinter stehen. Übrigens auch Gegner des Konstrukts.
Sein Freund Chel, ein Uvovo-Gelehrter, mutiert zum Seher mit übersinnlichen Kräften. Er soll Segrana, den Wald des Planeten und eigentlich ein biologisches Wesen, beim Kampf gegen den uralten Feind allen Biologischen helfen. Denn in grauer Vorzeit kämpften die biologischen Lebensformen gegen die Legion der Avatare, einem grausamen Maschinenvolk. Dagegen sind die Borg katholische Minnesänger.
Schlüssel hierbei ist der schon erwähnte Warpbrunnen auf Darien. Hierüber will der letzte verbliebene Ritter der Legion sein in den tiefen Schichten des Hyperraums gefangenes Volk zum endgültigen Sieg gegen die biologischen Lebensformen führen.
Major Theo Karlsson, Catriona Macreadie und Rory sind Menschen aus der Kolonie auf Darien, die ebenfalls eine wichtige Rolle in dem Plot spielen.
Aber damit es nicht zu einfach ist, kommt parallel zu diesem Handlungsstrang noch die menschliche Bevölkerung des 2. Kolonieschiffes hinzu. Waren die Menschen des ersten Schiffes noch Schotten (der Autor lebt in Glasgow), Skandinavier und Russen, sind es beim zweiten Chinesen. Kao Chi bricht zu einer Odyssee von Scheiterhaufen, dem Planeten, wo diese Menschen Sklavendienste verrichten müssen, nach Darien auf, um die dortigen Menschen im Kampf gegen die Sendrukaner zu unterstützen. Das Volk der Roug unterstützt Kao Chi dabei.
Die Bevölkerung des dritten Schiffes wurde gentechnisch zu Kampfmaschinen verändert. Diese Menschen kämpfen im Auftrag der Sendrukaner u.a. gegen die Menschen und Uvovo auf Darien. Natürlich nicht diejenigen wie Franklyn Gideon, die sich auf die Seite der „Guten“ schlagen.
Erwähnen muß ich noch die „Getunten“ und hierbei Julie Bryce, die für die religiösen Fanatiker der Spiralisten unter Zwang mörderische Waffen entwickeln müssen. Dies ermöglicht den Spiralisten eine Art Kreuzzug, der sie zum Warpbrunnen führen soll.
Kuros ist der sendrukanische Botschafter auf Darien und Corazon Talavera eine menschliche, sehr sadistische Terroristin, die für die Sendrukaner arbeitet.
Diverseste Sidekicks und Alienvölker kann ich jetzt nicht mehr unterbringen, aber die Komplexität der Story wird auch so sichtbar. Experten wie Randy und UMD werden mir zustimmen, wenn ich sage: Humanity`s Fire rockt!
1800 Seiten lang Spannung pur. Stellenweise geht es sogar in Richtung Cyberpunk. Geilomat. Und das Beste: Der 4. Roman kommt nächstes Jahr auf Deutsch.
Da freu ich mich jetzt schon drauf. Humanity`s Fire ist eine Weltraumoper reinsten Wassers. Auch wenn hier Ideen von sonst wo her zusammengeklebt wurden. Aber diese Vielfalt auf so engem Raum (1800 Seiten) – Respekt.

              



Matthias Weik & Marc Friedrich – der größte Raubzug der Geschichte

Tesla schenkte mir dieses Sachbuch zum Geburtstag, also las ich es sofort, damit es nicht erst im Regal verstaubt. Die beiden Wirtschaftswissenschaftler rechnen gnadenlos mit der Finanzwirtschaft ab.
„Warum die Fleißigen immer ärmer und die Reichen immer eicher werden“ ist der vielsagende Untertitel. Humorvoll und leicht verständlich erklären die Autoren, wie es zu der Finanzkrise 2008 kommen konnte und warum dies Wirtschaftssystem zum Scheitern verurteilt ist.
Anlegetip gegen Ende des Buches: Sachwerte wie Gold und Silber. Denn Aktien wie Bargeld sind lediglich Versprechungen an Werten, die real gar nicht existieren. Dazu gibt es immer wieder Karrikaturen oder historische Zitate.
Hierzu ein Zitat von Voltaire auf Seite 151 des Buches: „Wenn Sie einen Schweizer Bankier aus dem Fenster springen sehen, springen Sie sofort hinterher: Es gibt bestimmt etwas zu verdienen.“
Anfangs war ich skeptisch ob der Lesbarkeit des Buches, aber schnell wurde ich überzeugt.
Lediglich das Kapitel 37 über die Rente hat mich enttäuscht. Das die Autoren das Umlagesystem der gesetzlichen Rentenversicherung als gescheitert betrachten – ok. Aber wo bitteschön ist die Alternative?
Hieran merkt man, das zwei Wirtschaftswissenschaftler unterwegs sind. Die großen Zusammenhänge abseits der Geldströme – Oh ja, die gibt es ! - bleiben ihnen verschlossen.
Schade.

Sonntag, 16. Juni 2013

Hartmudo: Drahtesel

Ich habe es garantiert schon mal erzählt, aber der Story wegen gern noch einmal.
In der Regel gehe ich Montags bis Freitags kurz nach halb sechs aus denm Haus, um mit dem Rad zur Arbeit zu fahren. Natürlich nicht die ganzen 25 km bis nach Lebenstedt, aber immerhin 5,5 Km bis zum Bahnhof. Abends zurück sind das dann 11 Km pro Tag.
Die Strecke frühmorgens hin schaffe ich in unter 20 Minuten. Es gibt kaum nennenswerten Autoverkehr und ich fahre über Nebenstraßen. Mit dem Bus wäre ich langsamer.
Auf der Rückfahrt lasse ich es dann gemütlicher angehen und auch den MP3 Player weg. Ist halt viel zu viel Verkehr am Nachmittag. Mal schwitz ich mich tot in der Jacke, mal werde ich bis auf die Haut durchgeregnet. Aber außer bei Schnee oder zu starkem Regen/Schneefall oder anderer Notwendigkeiten fahre ich mit dem Rad zum Bahnhof. Selbst wenn ich hundemüde bin – gerade nach Feierabend nachmittags – fahre ich gern auf dem Rad, weil es mich gut erfrischt und ich nach wenigen Pedaltritten wieder aufblühe.
Wenn aus dem Kopfhörer „New Rose“ von den Damned ertönt, während ich die lange Steigung der Kurt-Schumacher-Str. hochaste, kann ich schon aus der Ferne die Bahnhofsuhr sehen. Beim Überqueren des Berliner Platzes fällt sofort der Fahrradfriedhof links auf 11 Uhr vor McDonalds ins Auge. Morgens um 6.00 Uhr können gar nicht so viele Pendler unterwegs sein, um ihre Fahrräder da noch abzuholen.
Mein Drahtesel
Erstmal bringe ich mein Rad dann in die Radstation. Für lediglich 7 Euro pro Monat steht mein Rad dann überdacht und bewacht im Keller des Bahnhofes. Wenn ich dann ins Bahnhofsgebäude, Treppe rauf … am Taxenstand vorbei …, gehe, fallen mir an der Seite immer die dort abgestellten Fahrräder auf. Warum nur bringen diese Leute ihre Räder nicht in die Radstation. Platz wäre noch vorhanden. 70 cent pro Tag, 7 Euro für den ganzen Monat. Ich versteh das nicht.
Durch das Runterfahren in den Keller, das Hinaufhieven in die Standhalterung und das Latschen in das Bahnhofsgebäude verlier ich doch noch nicht einmal 5 Minuten. Und für mein Fahrrad habe ich vor 3 Jahren knapp 400 Euro bezahlt – 7 Gang Schaltung, Nabenschaltung und –bremse. Vor dem Gebäude neben den Taxen bis hin zum Kelleraufgang der Radstation stehen teurere Räder als meins ungeschützt im Regen. Sicher sind dort auch einige Rostbeulen dabei, aber trotzdem: Bei 7 Euro im Monat? Hallo?
Das sollte mir mein Drahtesel doch wert sein. Geöffnet von halb sechs morgens bis halb elf abends. 7 Tage die Woche. Da kann ich das Radl auch mal stehen lassen über Nacht oder übers Wochenende, wenn es mal wie aus Eimern schüttet. Aber draußen, neben den Taxen?
Dienstag letzter Woche wurden also 115 Fahrräder vom Bahnhofsvorplatz abgeräumt und für erstmal 4 Wochen im Keller eingelagert. Wenn sich kein Besitzer meldet, werden die „Leichen“ entsorgt.
Endlich, dachte ich. Warum nicht gleich alle? Das sind doch mehr als 500 Fahrradleichen, die vor McDonalds so vor sich hinrosten. Die holt doch eh keiner mehr ab. Ich war und bin da doch erstaunt.
Mehr aber noch erstaunten mich 2 Kommentare in den Forumsbeiträgen:
„die Radstation kostet Geld, was nicht jeder hat, vor allem viele Studenten und einige Pendler sind nicht so gut situiert wie Sie vielleicht…“
„Ich zahl doch nicht fürs Rad abstellen.“
Wer hat hier keine 7 Euro für nen Monat oder 70 cent für nen Tag? Was ist denn das für eine schwachsinnige Aussage? Wenn ich nicht mal das Geld für die Radstation übrig habe, wie will ich dann überhaupt das Geld zum Kauf eines Rades zusammenkratzen? Und selbst wenn geschenkt: Die Bahnfahrt im Anschluß oder meinetwegen vorher ist umsonst oder was? Mann o Mann. Wenn ich solche dämlichen Kommentare lese, da werde ich richtig griffig.
Wenn jemand partout nicht fürs Radabstellen bezahlen will, bitteschön. Aber was stellen diese Leute sich vor? Soll die Radstation umsonst sein für alle, sozusagen aus Steuermitteln? Solche Kommentare kommen in der Regel doch nur von Leuten – und da hole ich jetzt mal den Proleten raus – die für ihr Geld nicht arbeiten müssen. Dieselben Leute, die aus Umweltaspekten heraus keine Kondome benutzen. Natürlich, wenn ich eine alte Rostlaube, irgendwo vom Schrottplatz oder Sperrmüll organisiert, mein Eigen nenne, habe ich auch keinen weiteren Bezug zu dem Ding.
Und dann kann ich es ja auch später vor McDonalds am Bahnhof stehen lassen. Weiß ja keiner, das es von mir ist. Sollen doch die Dämels von der Stadt oder der Bahn den Müll wegräumen. Ich bin ja der Tollste und weiß wie die Welt sich dreht!
Diese Heuchler, 96 Fans allesamt!
Ich glaube, viele Leute kapieren es einfach nicht. Mit dem Rad in der Großstadt (über 250.000 Einwohner) macht schon Sinn, da man kein Parkhaus braucht und überhaupt schneller unterwegs ist. Das Wetter, na gut. Manchmal regnet es halt.
Aber sich auf der anderen Seite wegen der paar Piepen für die Radstation einscheißen. Das will mir nicht in den Kopf. Die Leute, die dort arbeiten, machen das ja auch nicht aus Jux und Dollerei. 14 Euro für eine Inspektion mit Reinigung. Fahrt doch mal zur Fahrradwerkstatt Eures Vertrauens und fragt mal, wieviel das da so kostet. Ihr werdet überrascht sein.
Sicher sind in der AWO Radstation auch Leute über die Beschäftigungsförderung des Jobcenters aktiv. Aber festangestellte Monteure haben die auch am Start. Das kann man doch einfach mal honorieren, indem man 7 Euro für den Monat, 70 cent pro Tag (gebetsmühlenartig bitte 10 mal wiederholen) schmückt.
Leute, bessert Euch.

Donnerstag, 13. Juni 2013

Johnny Carroll

John Lewis Carrell erblickte am 23. Oktober 1937 die Welt. In Cleburne, Texas bzw. in der Nähe wuchs er in einem kleinen Kaff auf. Schon als kleiner Pöks lauschte er der good ole Country Music im Radio und lernte das Gitarrespielen autodidaktisch.
Im zarten Alter von 10 Jahren erschien er auch schon im örtlichen Radio Samstags morgens. Einer seiner Cousins, Mitinhaber eines Jukebox Herstellers, machte ihn später auf Rhythm and Blues aufmerksam. In seiner Schulzeit standen Johnny und seine Kumpels auf schwarze Musik und Gruppen a la Clovers oder Charms.
Dann war es soweit: Mit 15 Lenzen gründete er seine erste Band, die „Texas Moonlighters.“ Sie hatten im örtlichen Radiosender sogar eine eigene Show, dies war auch war damalige Verhältnisse ungewöhnlich.
1955 – da bestand die Band schon 3 Jahre – gewannen sie einen Talentwettbewerb. Den Gitarristen der zweitplazierten Band namens Jay Salem integrierten sie in den Moonlighters. Sie traten im Vorprogramm von Ferlin Husky auf und nahmen im „Top Ten Recording Studio“ in Dallas bei Jack the „Tiger“ Goldman erste Demos auf, u.a. „Crazy Crazy Lovin`“
Im Decca Studio in Nashville bekam Johnny Carroll dann seine große Chance. In einer 2 Tage Session, ohne seine Band, nahm er 3 fantastische Singles auf. Decca spendierte Johnny Carroll versierte Sessionmusiker, u.a. Grady Martin an der Leadgitarre. Dieser spielte u.a. für Buddy Holly oder das Johnny Burnette Trio.
„Crazy Crazy Lovin“, „Rock `n` Roll Ruby“ und vor allem „Wild Wild Women“ sind bis heute Klassiker.
Zwei dieser Singles wurden auf Brunswick auch in Großbritannien veröffentlicht, aber die Verkaufszahlen blieben hüben wie drüben bescheiden. Dies mag heute nicht mehr so wichtig erscheinen, da die entstandenen 6 Aufnahmen Johnny Carroll einen Platz im Rock `n` Roll Himmel beschert haben. Aber auch damals schon bedeutete dies letztendlich das Ende der Karriereträume und des Deals mit Decca.
Goldman brachte Johnny Carroll noch in einen der sehr beliebten Rock `n` Roll Filmen unter. „Rock Baby Rock it“ wurde von einem gewissen Sonny Friedman verbrochen. Teilweise in Dallas und Kalifornien gedreht, enthielt der schnell abgedrehte Film 4 Songs von Johnny Carroll.
Decca war 1957 passe, aber Johnny Carroll hatte mit Scotty Moore und Bill Black zwei ehemalige Musiker von Elvis an der Hand. Und Bill Black brachte schließlich Johnny mit Sam Phillips von Sun Records zusammen.
Phillips wiederum kaufte Carroll ein paar Demoaufnahmen ab, die dieser im Juni 1957 in Fort Worth aufgenommen hatte. Die Single „That`s the Way I love“ erschien als eine von 5 simultan veröffentlichten Singles auf dem neuen Label „Phillips International“. Aber es war „Raunchy“ von Bill Justis, der sich gut verkaufte. Sam Phillips konzentrierte seine Promotion auf diese Single und die Aufnahmen von Johnny Carroll verstaubten in den Archifven. Die Karriere bei Sun Records war somit schon beendet, bevor sie überhaupt begonnen hatte.
1958 griff Johnny Carroll mit dem neuen Manager Ed McLemore nochmal an. Johnny lernte Gene Vincent kennen. Die guten Freunde arbeiteten mit derselben Backing Band; Carroll schrieb auch noch „Maybe“ für eine LP von Gene. Sein Sound ähnelte dem von Gene Vincent sehr. Warner in New York waren von Carrolls Demos angetan und veröffentlichten „Bandstand Doll“ als Single.
Der Song verkaufte sich gut und war somit Carrolls größter Erfolg. Aber schon die zweite Single „Sugar“ floppte. Es gab noch eine dritte Single u.a. mit Instrumentals seiner Band, den „Spinners“. Warner nahm dies zum Anlaß, Carroll den Vertrag zu kündigen.
1959 hörte Johnny Carroll auf zu touren; Das erfolglose Leben als Rock `n` Roller forderte seinen Tribut. 1960 und 1962 veröffentlichte Johnny Carroll lediglich noch jeweils eine Single auf kleinen Labels, dann zog er sich komplett aus dem Musikgeschäft zurück.
Bis Ende der 70er arbeitete er für einen halbseidenen Nachtclub in Fort Worth. Die LP „Texabilly“ aus dem Jahr 1978 enthielt dann Aufnahmen aus den Jahren 1974 bis 1977. Ray Campi und Mick Buck (Drummer der Fabulous Thunderbirds) wirkten hier mit. Zuerst spielte Johnny 1974 mit „Black Leather Rebel“ nur einen Tribut für seinen alten Kumpel Gene Vincent ein – weitere Aufnahmen folgten dann. „Texabilly“ - bitte anhören.
Seitdem trat er auch regelmäßig auf und stieg wieder ins Biz ein, dann bereitete eine fehlgeschlagene Lebertransplantation seinem Leben 1995 ein jähes Ende. Die Aufnahmen für Decca sind sein Vermächtnis und auch seine besten Aufnahmen.

Samstag, 8. Juni 2013

Hartmudo: wieder Geburtstag

Fast hätte ich es nicht bemerkt, aber heute hat dieser Blog seinen 2. Geburtstag. Zwei Jahre schon stelle ich hier alles Möglichr rein. Fast 7000 Klicks auf der Seite. Das ist sicherr nicht viel, überrascht mich dann aber doch, weil ich keine Werbung für dies Blog gemacht habe.
Sicher, ich habe einigen Freunden und Verwandten – eigentlich den Meisten – davon erzählt.
Allerdings werde ich höchst selten, um nicht zu sagen garnicht, auf mein Blog angesprochen.
Allen, dene ich davon in den 2 Jahren erzählt hatte, äußerten sich positiv, wenn sie die Seite besucht hatten.
Das wars dann aber auch schon.
Und vorhin, als ich mit meiner Löwin und Phil nach Fridas 60. Geburtstag gen Braunschweig fuhr, erzählte ich den Beiden, das heute der 2. Geburtstag dieses Blogs ist. Und das ich heute noch deswegen etwas ins Netz stellen will.
Die Reaktion hätte nicht niederschmetternder sein können: Es gab keine Reaktion. Nicht mal nen „Oh nein, schon wieder der Blog. Gähn.“
Mißachtung ist ja bekanntlich die Höchststrafe. Aber scheiß drauf. Ich mach erstmal weiter.
Zum Geburtstag gibt es aber ein Video von meiner Lieblingsband.
Die Wallerts mit „Spätverkauf“ haben mich letzten Mittwoch in die Nacht begleitet. War ja auch in letzter Zeit viel los. Anstrengend ist es zur Zeit.
Aber es geht aufwärts. Ich bin gut heiß drauf, weiterzuschreiben. Ein gutes Zeichen.
Auch wenn es niemanden juckt: Mir macht es immer noch Spaß und deshalb mache ich weiter. Mindestens 7 Einträge pro Monat. Vielleicht im 3. Jahr wieder mit einigen Neuerungen, vielleicht aber auch nicht.
Die unzähligen Schreibfehler kann ich kaum noch korrigieren. Manchmal bin ich tatsächlich so schnell, das ich mit dem Gegenlesen nicht mehr hinkomm.
Auch das gehört hier mit dazu. So unperfekt es auch ist, es geht weiter. Mit den Wallerts und guter Laune geht es weiter, auch wenn es mal nicht so gut läuft.
Qapla'

Freitag, 7. Juni 2013

Udorallala: Erinnerungen

Schon seit Jahren ertönt im Eintracht Stadion „Zwischen Harz und Heideland.“ Jeder Braunschweiger Stadionbesucher kennt den Song in- und auswendig. Vor nem halben Jahr fand ich heraus, wer bei der ursprünglichen Aufnahme gesungen hat: Bosse.
Zu Bosse und Eintracht Braunschweig habe ich hier nen Link zu 11Freunde. Wollt zwar nicht mehr 11Freunde nach diesem leidigen Eintracht Bashing Ende letzten Jahres, aber here it goes:
Da bot es sich an, mir einmal etwas von ihm anzuhören. Er lebt mittlerweile in Hamburg, zumindest Hamburger Schule … In den FFN Hits stand er letzte Woche auf Platz 5 mit diesem Song.
Guuut, ein bisserl weinerlich. Halt nicht so mein Ding. Der Song ist jetzt auch nicht gerade ein Ohrwurm, so das es hier auf den Text ankommt. Und zum Text sag ich einfach nur:
DANN HEUL DOCH !
Es ist sicher schlimm, wenn man in den 90ern aufwuchs. 1994 als schönste Zeit … Da kann er ja nichts dafür. Aber dann. „Am Tag als Curt Cobain starb ...“ Gääähn. Nirvana war 80er, hallo. Und dann diese Strickmode im Video. Waren die 90er wirklich so schlimm? Aber die Krönung im Text kommt ja noch.
„It`s better to burn out than to fade away. My My hey hey...“ Träller, Jammer …
Dann kaufte er sich wohl Neil Young und Nirvana CDs, fing an Gitare zu spielen und heulte, weil seine Jugendliebe ihn verließ.
Was an Neil Young hat Bosse da nicht kapiert? So ein melancholisches Gedöns, der Mann war ja schon als Heranwachsender nen alter Sack ohne Pepp. Und der sang „Zwischen Harz und Heideland?“ Erstaunlich.
Wie man mit seiner eigenen Vergangenheit besser umgeht, zeigt Sido.
Dieses Rap-Ding ist normalerweise auch nicht meins, aber diese Catchy Melodie … Ein Ohrwurm. Ein Song, der drin bleibt. Leider nur Platz 8 in den FFN Charts.
Zumindest ist seine Jugend erheblich interessanter als die von Bosse. Oder anders ausgedrückt: Eine Story wert – anders als Bosse.
Die Bilder in ein Album zu packen, das dann die Bilder im Kopf sind. „Ich bewahr mir diese Bilder im Kopf.... O oo ho...“ Da wippt doch glatt mein Fuß mit. Und das bei so nem Typen mit nem Gesichtspullover.
Aber catchy.
Sorry, Bosse. Bei aller Heimatliebe kann ich dir nicht zuhörn. Vielleicht finde ich irgendwann mal ja was von Dir, was ich hören kann, ohne das sich mein Bauch zusammenkrampft.

Dienstag, 4. Juni 2013

Hartmudo: Frühling

Da war viel los im Mai, verregnet, wie er war. Ich meine jetzt nicht die drei letzten Spiele der Eintracht in dieser Zweitligasaison. Da ging es ja um nichts mehr. Auch nicht die Aufstiegsfeier am Pfingstmontag, bei der ich selber auch cnicht war. 30000 sollen es gewesen sein. Natürlich erheblich mehr als beim Champions-League Sieg des VFL Wolfsburg. Frauenfußball natürlich.
auf der Katzentreppe
Nein, wir waren Vatertag im Westen unterwegs. Donnerstag, 9. Mai. Und wie Urmel mir glaubhaft versicherte, heißt und hieß dieser Tag im Osten nicht Vatertag, sondern Herrentag. Ich finde, das trifft es eher. Sind doch die Väter an Christi Himmelfahrt eher mit ihren Kindern und der Familie beschäftigt, als das sie mit den „kinderlosen“ Kumpels unterwegs mit Bollerwagen und Bier am Kanal langstrunzeln.
Wir aber waren auf der A 2 Richtung Frechen unterwegs. Jopi und Ronja besuchen, weil wir am nächsten Tag zu Edith ihrem Geburtstag eingeladen waren. Der Fuffzigste; Und Jürgen hatte ich seit längerem nicht mehr gesehen. So richtig eigentlich bei der EM letztes Jahr, als er Braunschweig Richtung Aachen verließ.
Ist schon komisch: Da geht Jürgen jahrelang ins Stadion an der Hamburger Straße. Und als Eintracht die beste Saison seit dem Abstieg aus der ersten Liga 1985 spielt, da zieht er nach Aachen. Die Alemannia wiederum... Nun, diese Saison wars dann wohl mit Profifußball. Pleite und Zwangsabstieg aus Liga 3. Denen wird’s günstigstenfalls wie RWE ergehen. Schade, Alemannia war mir eigentlich immer sympathisch.
Gartenzwerg von Jürgen
Rein fußballtechnisch hat Jürgen also alles falsch gemacht. Doch sonst und der Liebe wegen alles richtig.
Aber zuerst Frechen. Bei herrlichem Sonnenschein saßen wir auf der Terasse und schlürften Tee oder Kaffee. Bezüglich der Getränkefrage gab es eine kurze Diskussion, aber letztlich saßen wir doch ganz gemütlich. Jenny und Kroll hatten sich auch angekündigt, kamen etwas später an.
Kroll hatte dankenswerterweise ne Kiste Bier mitgebracht. Der Grillabend konnte beginnen.
Und als wir alle müde waren, hatte meine Löwin die Chance, meinen Schnarchattacken zu entkommen. Sie schlief im VW Transporter von Ronja und Jopi. Mit dem Westfalia-Campingausbau. Diese Ruhe... Sie war am nächsten Morgen ausgeruht; endlich mal konnte sie auf Reisen ruhig schlafen.
Nach dem Frühstück brachen wir Richtung Aachen auf. Meine Löwin und ich fuhren vor. Die anderen folgten später. Wir waren etwas früh dran, konnten aber so noch bei den Vorbereitungen helfen. Jürgen und ich schleppten Kisten, während meine Löwin und Edith das Buffet anrichteten. Jopi und Ronja holten Den Vater noch ab und kamen deshalb später.
Irgendwann waren alle da und die Party startete – im Regen. Das war zwar Pech, aber grillen konntern wir am Ende doch noch. Schön war, das ich mit Jopis und Ediths Vater noch ein paar Worte wechseln konnte. Seit mindestens 25 Jahren hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Leider gab es noch eine traurige Nachricht: Meine Mutter rief mich an, weil ihr Freund nach einem Schlaganfall im Krankenhaus lag.
Grillen auf nem Weber
Das war aber nicht der Grund, weshalb wir noch in derselben Nacht nach BS zurückgefahren sind. Die Badrenovierung durch Harald ging ja auch weiter; Türen kaufen war für den Samstag angesagt. Ursprünglich wollten wir noch in Aachen oder Frechen übernachten, um ausgeruht zurückfahren zu können. Aber die Party, so nett es auch war, ging auch nicht bis zum nächsten Morgen. Hatte ich schon erwähnt, das es ein 50. Geburtstag war?
Trotzdem waren es klasse 2 Tage, die mir in positiver Erinnerung geblieben sind. Insbesondere die von Jopi und Ronja selbstgebaute Katzentreppe fand ich faszinierend. Das der Filius der Beiden, Charly, mit Popperklamotten rumlief, fand ich wiederum amüsant. Jopi selbst ist ja eher als Alternativer unterwegs. Konservativer Vater, konservativer und konsumaffiner Sohn. Die Jugendrevolution ist tot, es lebe das Abgrenzen vom Elternhaus!
Jürgen geht es sehr gut in Aachen. Schöne Terasse zum Garten und in der Nähe seiner Liebsten. Herz, was willst Du mehr. Für Edith gilt das Gleiche, nur umgekehrt.
Gegen 4 Uhr morgens waren meine Löwin und ich am Samstag zuhause. Nach wenig Schlaf und Abhängen im Baumarkt saß ich dann mit meiner Mutter im Krankenhaus bei der Oberärztin. Die Patientenverfügung, die Walter mit mir im Jahr 2000 beim Anwalt abgeschlossen hatte, war eindeutig. Das meinte auch die Ärztin und respektierte so den Wunsch von Walter, nicht „an der Maschine“ zu hängen.
Der Schlaganfall war so schwer, das die Beeinträchtigung irreparabel gewesen wäre. Blind, taub und stumm. Dazu eine Magensonde, Unterstützung bei der Atmung. So wollte Walter nicht aus dem Leben scheiden. Die Unterstützung wurde eingestellt, um den Sterbevorgang und das Leiden nicht künstlich zu verlängern. Am nächsten Tag – Muttertag – ist er dann auch sanft entschlummert.
So schnell und unerwartet kam das. 2 Tage vorher wähnten wir ihn noch bei bester Gesundheit und dann dieser Schock. Das Leben kann schon ...
Türschild auf der Terasse
Natürlich war dies für meine Mutter nicht zu verstehen. Dazu braucht es Wochen, gar Monate. Aber die Haushaltsauflösung sowie die Regelung des Nachlasses kostet uns alle zur Zeit sehr viel Nerven. Ich hoffe, wir bringen auch weiterhin die Geduld auf, um alles Notwendige zu regeln. Eine Seebestattung wollte er und die findet dann im Juli statt.
Das Bad ist jetzt fertig. Fast 2 Monate hat es gedauert. Im Mai waren dann noch Restarbeiten zu machen. Wegen des Todes von Walter hatte ich mir 2 Tage frei genommen. Auf der Arbeit wäre es ruhiger gewesen. Stattdessen stand ich in der Zeit, in der ich meine Mutter nicht unterstützen mußte, mit Harald im Bad beim Versuch, Dusche und Klo gangbar zu machen. Auch ansonsten waren die Abende zumeist eher kurz. Immer wieder war noch irgendwas. 
Es ist ja nicht so, als das ich selber wirklich viel gemacht hätte. Aber ständig war hier noch was und da noch was...

Ich bin froh, das dies jetzt vorbei ist.
Letzte Woche war ich wenigstens kurz mit Hotte im Parlament. Den hatte ich auch schon seit meinem Geburtstag nicht mehr gesehen. So langsam kommt wieder die Normalität auf. Hoffentlich, denn es reicht so langsam.
Während ich dies hier schreibe, habe ich ein 24 Stunden Blutdruckmeßgerät um. Gleich fahr ich zum Arzt, um dann ein 24 Stunden EKG umzuschnallen. Dann, dann endlich … ist der Frühling vorbei. Sommer ist.