Juli Zeh - Neujahr
So zwischendurch wollte ich endlich ein Geburtstagsgeschenk (von Wolfgang) abarbeiten und wurde bei der Lektüre wahrlich nicht enttäuscht. Mit knapp 190 Seiten hat Frau Zeh 2018 zwar einen kurzen Roman abgeliefert, dafür aber einen atmosphärisch dichten Pageturner abgeliefert. Der Inhalt ist gleichermaßen faszinierend wie kurz. Dieser kurze Inhalt wird aber so packend und in all seinen Längen doch unwiderstehlich ausgebreitet, dass ich „Neujahr“ bereits nach 4 – 5 Tagen aufgesaugt hatte.
Henning ist mit seiner Frau Theresa und den beiden Kindern nach Lanzarote in den Urlaub geflogen. Er ist das absolute Weichei. Seine Frau arbeitet voll (überwiegend Home Office), während er halbtags (auch Home Office) als Lektor von Sachbüchern im Verlagswesen arbeitet, damit er sich um die Kinder kümmern kann. Hier kommt mein Feindbild – der Grünen Wähler – zum Vorschein. Dazu hat er noch ein Problem mit „Es“ – mit diesem Hilfsmittel personalisiert er seine Panikattacken, die ihn quälen.
Auf Lanzarote hat er sich gegen Ende des Urlaubs nach einem Streit mit Theresa endlich sein Rad geschnappt und radelt den Berg hinauf zum Dorf Fuentes. Im Rückblick erinnert er sich an das Geschehen an dem Silvesterabend. Da tanzte seine Frau fröhlich beschwingt mit einem Franzosen, während der eifersüchtige Henning auf die Kinder am Nebentisch aufpassen musste. Nachdem die Kinder im Bett waren, kam es zwischen den Eheleuten zum Streit.
Erst jetzt zeigt Henning endlich mal eigenen Willen und radelt immer weiter den Berg hinauf, bis er – von Panikattacken gequält – endlich ein Haus mit einer deutschen Künstlerin erreicht. Die von ihr bearbeiteten Steine sowie ein abgedeckter, tiefer Brunnen lösen bei ihm alte Erinnerungen aus. Denn er war hier schon einmal. „Es“ zeigt sich.
Jetzt kommt der zweite, förmlich nervenzerfetzende Teil des Romans. Vielleicht 30 Jahre früher. Der kleine 5 jährige Henning verbringt mit seinen Eltern und der jüngeren Schwester (2 Jahre) Luna den Sommerurlaub auf Lanzarote – in dem schon erwähnten Haus mit dem Brunnen. Folgendes Bild: Henning sieht zufällig, wie der Gärtner Noah nackt auf seiner Mutter liegt und holt seinen total bekifften Vater, weil er Angst hat, das das „Monster“ Noah seine Mutter frisst. Noah flieht, die Kinder müssen ins Bett und die Eltern streiten sich in der Nacht. Lautstark.
Am nächsten Morgen sind die Eltern verschwunden und der kleine Henning muss sich 2 Tage um die kleine Luna kümmern, die alles vollkackt. Höchst eindringlich schildert Frau Zeh den Überlebenskampf der alleingelassenen Kinder, die den Orangensaft sogar vom Boden ablecken. Als Henning meint, das Monster aus dem Brunnen würde ihre Eltern gefangen halten, fällt Luna beim „Befreiungsversuch“ beinahe in den tiefen Brunnen. Nur dank des zufällig herbeigeeilten Noah wird das Unglück verhindert.
Die Auflösung der Abwesenheit der Eltern klärt sich erst 30 Jahre später. Nach dem Urlaub wieder zu Hause, telefoniert Henning mit seiner Mutter. Ihr Mann Werner hatte sich noch in der Nacht von seiner Frau nach deren Seitensprung getrennt und ist mit dem Auto abgehauen, um allein zurückzufliegen. Die Mutter lief hinterher, organisierte einen Motorradfahrer, um sich mit ihrem Mann auszusöhnen. Unfall, 3 Tage Koma. Aber das beendet Hennings Panikattacken noch nicht.
Erst als er seine Schwester Luna, die sich bei seiner Familie eingenistet hatte, rausschmeißt, ist er frei. Sein Problem war die selbst auferlegte Verantwortung für die im Leben gescheiterte Schwester.
Kurz und knackig kommt die Lösung daher. Und ich weiß immer noch nicht, ob ich begeistert oder enttäuscht bin. Beides, würde ich sagen.
A.G. Riddle - Die Ceres Mission
Sein Atlantis-Zyklus hatte mich vor 6 Jahren richtig beeindruckt, daher freute ich mich auf diesen Einzelroman besonders. Klimakrise einmal anders, dachte ich. In diesem Roman erkaltet die Erde mangels Sonneneinstrahlung.
Zur Handlung: der Biologe und Robotikspezialist James sitzt am Anfang des Romans im Knast. Warum, erfährt der Leser erst gegen Ende des Romans. Ein sicherlich interessantes Stilmittel, jedoch ist die Auflösung erwartbar und es fehlt damit der Aha-Effekt.
Die Astronautin Emma hingegen ist Leiterin der ISS Station und untersucht die Ursache für die mangelnde Sonneneinstrahlung auf der Erde, die zur Erkaltung führt. Die Kontinente vereisen zusehends und die bewohnbare Fläche wird immer kleiner, Milliarden Menschen werden sterben müssen.
Das hier in diesem Roman aber nur am Rande, womit sich der Autor viele Möglichkeiten zu einer vielschichtigen Handlung genommen hat. Als Emma herausfindet, dass eine wabenförmige Solarzelle die Erde vor der Sonnenstrahlung abschirmt, wird die ISS auch sofort durch Laserbeschuss der Aliens zerstört. Doch die Rettung für Emma naht.
NASA Direktor Fowler hat James aus dem Knast geholt und ein Astronautenteam zur Untersuchung der Solarzelle ins All geschickt. James kann Emma retten und zusammen fliegen Sie mit dem Team der Pax der Solarzelle entgegen, um herauszufinden, ob die Aliens friedlich oder feindlich gesinnt sind.
Feindlich! Die Pax bricht auseinander, doch ein Rettungsmodul mit James und Emma kann zur Erde gelangen, um die Menschen zu warnen. Die Situation auf der Erde ist zwischenzeitlich eskaliert, die Menschheit ist in drei Machtblöcke zerfallen.
Der Atlantikpakt in der eisfreien Wüste von Tunesien, die Russen und Inder in der iranischen Wüste sowie Chinesen und Japaner im Pazifikpakt im australischen Outback. In Tunesien plant James unterirdische Kavernen für die Reste der Menschen zum Schutz vor der Kälte auf der Erdoberfläche.
Das kommt in diesem Roman leider viel zu kurz, schade. Emma wiederum schafft es, dass sich James mit seinem Bruder Alex endlich aussöhnen kann. Der Streitpunkt ist Oscar, ein offensichtlich künstliches Lebewesen, welches von James erschaffen wurde und ihn schließlich in den Knast gebracht hatte.
Witzig hieran ist lediglich die Stelle, in dem Riddle mit dieser Figur spielt und den Leser glauben lässt, Oscar sei der schwule Liebhaber von James. Selbstverständlich haben sich James und Emma ineinander verliebt und natürlich schaffen die beiden es, die drei verfeindeten Pakte zur Zusammenarbeit zu bewegen.
Unter der Führung von James starten nun neun Raumschiffe, um die auf dem Asteroiden Ceres vermutete Basis auszuschalten. Aha, deshalb heißt der Roman Ceres Mission! Und natürlich überleben nur James und Emma den Kampf mit der riesigen Roboterspinne, die dann auch noch mit beiden kommuniziert.
Der "Sammler" arbeitet im Auftrag des Rasters, einer Galaxien überspannenden Entität, welche das Universum beherrscht. A la "Widerstand ist zwecklos" versucht der Sammler, James zum Beitritt zu überreden, aber der bleibt standhaft und die 30 Atombomben zerstören den Sammler. Selbstverständlich kommen unsere US-amerikanischen Helden zum Happy End auf die Erde zurück.
Für die zu erwartenden stärkeren Sammler wird Ihnen schon etwas einfallen. Als im Schlusssatz Emmas Schwangerschaftstest auch noch positiv ausfällt, habe ich das Buch zusammengeklappt und gedacht: War ja nett, aber da hätte Riddle erheblich mehr draus machen müssen.
Ich kann mir nicht helfen, aber das Ganze wirkt wie ein nachträglich aufgepimptes, weil ursprünglich gescheitertes Erstlingswerk eines Erfolgsautors.
Dienstag, 30. August 2022
Dienstag, 23. August 2022
Warum spielt denn der Poldi nicht?
11
So. 19. Juni
Um halb Acht war für mich die Nacht vorbei. Meine Löwin war schon wach und machte Papierkram für den Verein, nebenbei lief leise ihre Serie im Hintergrund. Nach gründlicher Morgentoilette war ich für das Frühstück gut eingestimmt. Ein bisschen Unmut kam bei meiner Löwin auf, weil ich das Weizenbierglas vom Vorabend wie gewohnt mit kaltem Wasser füllte und stehen ließ, damit sich die angesetzte Hefe lösen kann.
Das wäre in dem Geschirrspüler besser, grollte meine Löwin, nachdem sie beim Wegräumen von Biomüll aus Versehen gegen das Glas kam und die Arbeitsfläche der Küche unter Wasser setzte. Ich blieb dabei mucksmäuschenstill, weil ich selbst auch schon oft mit "ihren"abgestellten Sachen aneinandergeriet und mich dann ärgerte. Außerdem hat sie natürlich recht. Zu dieser Erkenntnis brauchte ich allerdings wie üblich etwas Zeit.
Richtig begeistert war ich kurz darauf von den Aufbackbrötchen, die meine Löwin von Penny besorgt hatte. Fast so gut wie frische Brötchen vom Bäcker, auf alle Fälle die besten Aufbacker, seitdem es keine Pilsbury mehr gibt. Da können wir in nächster Zeit gerne auf Harrys Toastbrot verzichten.
Das erste nur mit Butter, ansonsten lecker Seelachsschnitzel aus dem Glas und mein geliebter Camembert aus der Normandie - der Würzige muss es sein. Meine Löwin war da mit frischer Tomate und Zwiebeln unterwegs. Etwas Wurstiges braucht sie morgens natürlich auch. Marmelade ist uns beiden übrigens fremd, zumindest zu Hause.
Kaffee für mich, Tee für sie und "Morgen hör ich auf" für uns beide. Das große Staffelfinale mit Pastewka als Jochen Lehmann, von uns seit letztem Sonntag sehnsüchtig erwartet. Und wir wurden nicht enttäuscht. Lehmann wird beim Geschäft mit dem Falschgeldaufkäufer, dem "Big Boss", gefangen genommen und unter Druck gesetzt.
Der schmierige Bulle entpuppt sich als Komplize des Big Boss. Er kidnappt Lehmanns Frau; Beide werden gefesselt und geschlagen, denn der Big Boss will wissen, wo sein Bruder ist. Der wurde von Lehmann getötet und im See versenkt, doch das möchte Lehmann dem Big Boss verständlicherweise nicht erzählen. Nebenbei läuft der Deal trotzdem und Lehmann sichert dem Boss seine weitere Mitarbeit, das Drucken von Falschgeld, zu.
Der Boss verzichtet auf seine Rache, weil er Lehmanns Lüge, dass er nicht weiß, wo sein Bruder ist, glaubt. Ein Fehler, wie sich herausstellt. Denn der Boss trinkt von dem Schnaps, den sich Lehmanns Angestellter immer reinorgelt, und schläft hinterher am Steuer seines Helikopters ein. Das Falschgeld flattert über Bad Nauheim und der Hubschrauber zerschellt auf dem Rapsfeld.
Lehmann versöhnt sich mit seiner Frau. In der Schlusseinstellung verbrennt die Familie das Falschgeld im Eimer, weil der Strom beim abgewirtschafteten Drucker abgeschaltet wurde. Ganz am Ende finden Taucher im See das Auto mit dem von Lehmann getöteten Bruder. Ein schöner Cliffhanger, absolut.
Das ZDF mag das Gegenteil behaupten, aber die Parallelen mit "Breaking Bad" sind nicht zu übersehen. Allein der fast volljährige Sohn, der zwar vom Althippie die Pistole klaut, dann aber doch nicht seine Partygäste abknallt, erinnert derart stark an Walter White's Sohn, das es nur so eine Freude ist. Die Party im Haus der Lehmanns ist 1:1 von Breaking Bad übernommen.
Sei es drum. Mir gefiel es. Und meiner Löwin auch, wohl wegen der doch sichtbaren Unterschiede zu Breaking Bad. Eigentlich wollte ich nach dem Frühstück zu Mutter, um ihr beim Antrag auf Befreiung von den Zuzahlungen bei ihrer Krankenkasse zu helfen. Ich rief sie an. Sie war richtig huschig und wir verschoben die Aktion auf Montag, da sie sich nicht wohlfühlte.
Ich hoffe, sie hat ihren Ärger mit ihrer Ärztin morgen gelöst. Auf der Rückfahrt von Mutter wollte ich einen Eimer von KFC mitbringen. Da mein Besuch bei Mutter für heute ausfiel, hatte meine Löwin eine bessere Idee. Unser Grieche in der Saarbrückener Straße ist auch immer lecker. Gyrosteller mit Tsaziki, bitte. Für mich natürlich mit Hähnchen und extra kross. Dazu nahmen wir beide eine Coke Light. Wie immer also.
Die Wartezeit bis zum Spielbeginn um 21.00 Uhr überbrückten wir mit "Bosch". Wir starteten die zweite Staffel auf Amazon Prime und schafften 2 Folgen, bis die Vorberichte anfingen. Olli und Olli hatten den Schweizer Trainer Martin Schmidt sowie Ciriako Sforza zu Gast. Alles klar, sie zeigen Frankreich gegen die Schweiz. Was aber ist mit dem anderen Spiel der Gruppe, welches parallel stattfindet. Zeigen sie Rumänien gegen Albanien im Anschluss oder blenden sie bei Bedarf ein?
Durch Zufall entdeckte ich die Überraschung. Sat 1 zeigt Rumänien gegen Albanien live! Augenblicklich schaltete ich um und befand mich im Sat 1 EM Studio. Und ich sah Frank Buschmann, dem Background Moderator von Schlag den Raab als Mann im Studio. An seiner Seite hockte Marcel Reif (würg) sowie ein Typ namens Jonas Hummels, wohl der Bruder von Mats. Dazu klatschende Zuschauer in einer grausigen Biergartenatmosphäre zum Abgewöhnen. Keine 30 Sekunden hielt ich das aus.
Wir entschieden uns für das Spiel Frankreich gegen Schweiz. Zwischendrin wollten wir bei Bedarf umschalten. Franzosen wie auch die Schweizer zeigten von Beginn an ein schnelles Spiel, die Schweizer stellten sich überraschenderweise nicht einfach hinten rein.
Gerade in der Anfangsphase war Paul Pogba der auffälligste Mann auf dem Platz. Seine Schüsse waren aber nicht vom Erfolg gekrönt. Die Schweizer spielten schnell und direkt nach vorne, aber zu einer 100prozentigen Einschussmöglichkeit reichte es bei ihnen nicht.
Nach 20 Minuten war es Zeit, mal bei Sat 1 zum Parallelspiel reinzuschauen. Sofort fiel uns das erheblich langsamere Spieltempo auf, so dass wir augenblicklich wieder zum Frankreich Spiel zurückschalteten. Dort verpufften die Angriffsbemühungen beider Teams immer mehr, jedoch war ein anderer Aspekt äußerst unterhaltsam. Denn bei den Schweizern gingen die Trikots bei mehreren Spielern kaputt.
Im modernen Fußball ist es ja Mode geworden, dem Gegenspieler am Trikot zu ziehen, um ihn zu stoppen. Immer noch besser als eine Blutgrätsche. Die Schweizer haben sich da was einfallen lassen. Ihre Trikots reißen leicht. Die französischen Spieler glotzten beim Zufassen ganz erstaunt, wenn der Stoff des Trikots vom Gegenspieler riss und dieser ganz einfach ungehindert weiterlaufen konnte. Oder wollten die Schweizer einfach nur luftige Shirts wegen der schwülen Sommerabende in Frankreich?
Aber nicht nur die Trikots mussten in diesem Match leiden. Anfangs der zweiten Halbzeit ging bei einem Gerangel auch noch der Ball kaputt. Ist ja auch nicht in Kinderarbeit gefertigt, meinte meine Löwin. Hierzu muss man wissen, das sich die UEFA im Vorfeld des Turniers damit gebrüstet hatte, das der Ball nicht in Kinderarbeit hergestellt wurde.
Vorher jedoch, gegen Ende der ersten Halbzeit, änderte sich das permanent eingeblendete Ergebnis des anderen Spiels auf 0:1. Tor für Albanien also. Schneller als der Schall betätigte ich die Fernbedienung. Gerade noch rechtzeitig sahen wir die Wiederholung des Tores. Ein schöner Kopfball, den der Stürmer aus unverdächtiger Position gegen die Laufrichtung des Torwarts ins lange Eck versenken konnte.
Sofort war Stimmung. Bei den zahlreichen Albaniern waren ab jetzt die Freudengesänge lautstark zu vernehmen, während die enttäuschten Rumänen vorsichtshalber einen Bengalo aufs Spielfeld warfen und den einen oder anderen Böller losließen. Wie kriegen die Dussel diese Kracher nur ins Stadion? Die Europameisterschaft läuft schon seit eineinhalb Wochen und die Franzosen sind nicht in der Lage, ihre Kontrollen entsprechend zu verschärfen? Was ist bloß aus der „Grande Nation“ geworden… Traurig so was.
Bis zur Pause blieben wir danach bei den Franzosen und wechselten anschließend nicht den Fernsehsender, sondern den Fernseher. Nachdem ich das Katzenklo gereinigt hatte (jeder macht das, was er kann), schauten wir die zweite Halbzeit auf dem Gerät meiner Löwin, die nach kurzer Zeit mit Sushi im Arm sanft einschlummerte. Das Spiel Frankreich gegen Schweiz verlor mit der Zeit zunehmend an Fahrt. Ich möchte nicht wissen, wie viele Leute im Stadion bei dem müden Kick eingeschlafen sind.
Nachdem ich in meine Kemenate gewechselt war, bekam ich gerade noch die aufregendste Szene des Spiels mit, als der eingewechselte Payet, der neue französische Liebling, einen Fernschuss unter die Latte donnerte. Der Ball sprang allerdings ins Feld zurück, Pech gehabt. Da schaute ich doch lieber das andere Spiel, dort war die Hölle los.
Die Rumänen waren in den Schlussminuten ein Schatten früherer Tage, Mann war das bitter. Albanien beherrschte den Gegner und war sogar gefährlicher vorm Tor als die ausgelaugten Rumänen. Angetrieben vom frenetisch schreienden Publikum brachten sie das Spiel auch nach über 5 Minuten Nachspielzeit nach Hause.
Im Frankreich Spiel passierte auch nichts mehr. 0:0 bei Frankreich gegen die Schweiz. Beide sind weiter, die Franzosen als Gruppensieger. Albanien hofft dank des Sieges mit lediglich 3 Punkten auf einen der vier Achtelfinalplätze für die besten Gruppendritten. Für die insgesamt enttäuschenden Rumänen ist das Turnier beendet.
So. 19. Juni
Um halb Acht war für mich die Nacht vorbei. Meine Löwin war schon wach und machte Papierkram für den Verein, nebenbei lief leise ihre Serie im Hintergrund. Nach gründlicher Morgentoilette war ich für das Frühstück gut eingestimmt. Ein bisschen Unmut kam bei meiner Löwin auf, weil ich das Weizenbierglas vom Vorabend wie gewohnt mit kaltem Wasser füllte und stehen ließ, damit sich die angesetzte Hefe lösen kann.
Das wäre in dem Geschirrspüler besser, grollte meine Löwin, nachdem sie beim Wegräumen von Biomüll aus Versehen gegen das Glas kam und die Arbeitsfläche der Küche unter Wasser setzte. Ich blieb dabei mucksmäuschenstill, weil ich selbst auch schon oft mit "ihren"abgestellten Sachen aneinandergeriet und mich dann ärgerte. Außerdem hat sie natürlich recht. Zu dieser Erkenntnis brauchte ich allerdings wie üblich etwas Zeit.
Richtig begeistert war ich kurz darauf von den Aufbackbrötchen, die meine Löwin von Penny besorgt hatte. Fast so gut wie frische Brötchen vom Bäcker, auf alle Fälle die besten Aufbacker, seitdem es keine Pilsbury mehr gibt. Da können wir in nächster Zeit gerne auf Harrys Toastbrot verzichten.
Das erste nur mit Butter, ansonsten lecker Seelachsschnitzel aus dem Glas und mein geliebter Camembert aus der Normandie - der Würzige muss es sein. Meine Löwin war da mit frischer Tomate und Zwiebeln unterwegs. Etwas Wurstiges braucht sie morgens natürlich auch. Marmelade ist uns beiden übrigens fremd, zumindest zu Hause.
Kaffee für mich, Tee für sie und "Morgen hör ich auf" für uns beide. Das große Staffelfinale mit Pastewka als Jochen Lehmann, von uns seit letztem Sonntag sehnsüchtig erwartet. Und wir wurden nicht enttäuscht. Lehmann wird beim Geschäft mit dem Falschgeldaufkäufer, dem "Big Boss", gefangen genommen und unter Druck gesetzt.
Der schmierige Bulle entpuppt sich als Komplize des Big Boss. Er kidnappt Lehmanns Frau; Beide werden gefesselt und geschlagen, denn der Big Boss will wissen, wo sein Bruder ist. Der wurde von Lehmann getötet und im See versenkt, doch das möchte Lehmann dem Big Boss verständlicherweise nicht erzählen. Nebenbei läuft der Deal trotzdem und Lehmann sichert dem Boss seine weitere Mitarbeit, das Drucken von Falschgeld, zu.
Der Boss verzichtet auf seine Rache, weil er Lehmanns Lüge, dass er nicht weiß, wo sein Bruder ist, glaubt. Ein Fehler, wie sich herausstellt. Denn der Boss trinkt von dem Schnaps, den sich Lehmanns Angestellter immer reinorgelt, und schläft hinterher am Steuer seines Helikopters ein. Das Falschgeld flattert über Bad Nauheim und der Hubschrauber zerschellt auf dem Rapsfeld.
Lehmann versöhnt sich mit seiner Frau. In der Schlusseinstellung verbrennt die Familie das Falschgeld im Eimer, weil der Strom beim abgewirtschafteten Drucker abgeschaltet wurde. Ganz am Ende finden Taucher im See das Auto mit dem von Lehmann getöteten Bruder. Ein schöner Cliffhanger, absolut.
Das ZDF mag das Gegenteil behaupten, aber die Parallelen mit "Breaking Bad" sind nicht zu übersehen. Allein der fast volljährige Sohn, der zwar vom Althippie die Pistole klaut, dann aber doch nicht seine Partygäste abknallt, erinnert derart stark an Walter White's Sohn, das es nur so eine Freude ist. Die Party im Haus der Lehmanns ist 1:1 von Breaking Bad übernommen.
Sei es drum. Mir gefiel es. Und meiner Löwin auch, wohl wegen der doch sichtbaren Unterschiede zu Breaking Bad. Eigentlich wollte ich nach dem Frühstück zu Mutter, um ihr beim Antrag auf Befreiung von den Zuzahlungen bei ihrer Krankenkasse zu helfen. Ich rief sie an. Sie war richtig huschig und wir verschoben die Aktion auf Montag, da sie sich nicht wohlfühlte.
Ich hoffe, sie hat ihren Ärger mit ihrer Ärztin morgen gelöst. Auf der Rückfahrt von Mutter wollte ich einen Eimer von KFC mitbringen. Da mein Besuch bei Mutter für heute ausfiel, hatte meine Löwin eine bessere Idee. Unser Grieche in der Saarbrückener Straße ist auch immer lecker. Gyrosteller mit Tsaziki, bitte. Für mich natürlich mit Hähnchen und extra kross. Dazu nahmen wir beide eine Coke Light. Wie immer also.
Die Wartezeit bis zum Spielbeginn um 21.00 Uhr überbrückten wir mit "Bosch". Wir starteten die zweite Staffel auf Amazon Prime und schafften 2 Folgen, bis die Vorberichte anfingen. Olli und Olli hatten den Schweizer Trainer Martin Schmidt sowie Ciriako Sforza zu Gast. Alles klar, sie zeigen Frankreich gegen die Schweiz. Was aber ist mit dem anderen Spiel der Gruppe, welches parallel stattfindet. Zeigen sie Rumänien gegen Albanien im Anschluss oder blenden sie bei Bedarf ein?
Durch Zufall entdeckte ich die Überraschung. Sat 1 zeigt Rumänien gegen Albanien live! Augenblicklich schaltete ich um und befand mich im Sat 1 EM Studio. Und ich sah Frank Buschmann, dem Background Moderator von Schlag den Raab als Mann im Studio. An seiner Seite hockte Marcel Reif (würg) sowie ein Typ namens Jonas Hummels, wohl der Bruder von Mats. Dazu klatschende Zuschauer in einer grausigen Biergartenatmosphäre zum Abgewöhnen. Keine 30 Sekunden hielt ich das aus.
Wir entschieden uns für das Spiel Frankreich gegen Schweiz. Zwischendrin wollten wir bei Bedarf umschalten. Franzosen wie auch die Schweizer zeigten von Beginn an ein schnelles Spiel, die Schweizer stellten sich überraschenderweise nicht einfach hinten rein.
Gerade in der Anfangsphase war Paul Pogba der auffälligste Mann auf dem Platz. Seine Schüsse waren aber nicht vom Erfolg gekrönt. Die Schweizer spielten schnell und direkt nach vorne, aber zu einer 100prozentigen Einschussmöglichkeit reichte es bei ihnen nicht.
Nach 20 Minuten war es Zeit, mal bei Sat 1 zum Parallelspiel reinzuschauen. Sofort fiel uns das erheblich langsamere Spieltempo auf, so dass wir augenblicklich wieder zum Frankreich Spiel zurückschalteten. Dort verpufften die Angriffsbemühungen beider Teams immer mehr, jedoch war ein anderer Aspekt äußerst unterhaltsam. Denn bei den Schweizern gingen die Trikots bei mehreren Spielern kaputt.
Im modernen Fußball ist es ja Mode geworden, dem Gegenspieler am Trikot zu ziehen, um ihn zu stoppen. Immer noch besser als eine Blutgrätsche. Die Schweizer haben sich da was einfallen lassen. Ihre Trikots reißen leicht. Die französischen Spieler glotzten beim Zufassen ganz erstaunt, wenn der Stoff des Trikots vom Gegenspieler riss und dieser ganz einfach ungehindert weiterlaufen konnte. Oder wollten die Schweizer einfach nur luftige Shirts wegen der schwülen Sommerabende in Frankreich?
Aber nicht nur die Trikots mussten in diesem Match leiden. Anfangs der zweiten Halbzeit ging bei einem Gerangel auch noch der Ball kaputt. Ist ja auch nicht in Kinderarbeit gefertigt, meinte meine Löwin. Hierzu muss man wissen, das sich die UEFA im Vorfeld des Turniers damit gebrüstet hatte, das der Ball nicht in Kinderarbeit hergestellt wurde.
Vorher jedoch, gegen Ende der ersten Halbzeit, änderte sich das permanent eingeblendete Ergebnis des anderen Spiels auf 0:1. Tor für Albanien also. Schneller als der Schall betätigte ich die Fernbedienung. Gerade noch rechtzeitig sahen wir die Wiederholung des Tores. Ein schöner Kopfball, den der Stürmer aus unverdächtiger Position gegen die Laufrichtung des Torwarts ins lange Eck versenken konnte.
Sofort war Stimmung. Bei den zahlreichen Albaniern waren ab jetzt die Freudengesänge lautstark zu vernehmen, während die enttäuschten Rumänen vorsichtshalber einen Bengalo aufs Spielfeld warfen und den einen oder anderen Böller losließen. Wie kriegen die Dussel diese Kracher nur ins Stadion? Die Europameisterschaft läuft schon seit eineinhalb Wochen und die Franzosen sind nicht in der Lage, ihre Kontrollen entsprechend zu verschärfen? Was ist bloß aus der „Grande Nation“ geworden… Traurig so was.
Bis zur Pause blieben wir danach bei den Franzosen und wechselten anschließend nicht den Fernsehsender, sondern den Fernseher. Nachdem ich das Katzenklo gereinigt hatte (jeder macht das, was er kann), schauten wir die zweite Halbzeit auf dem Gerät meiner Löwin, die nach kurzer Zeit mit Sushi im Arm sanft einschlummerte. Das Spiel Frankreich gegen Schweiz verlor mit der Zeit zunehmend an Fahrt. Ich möchte nicht wissen, wie viele Leute im Stadion bei dem müden Kick eingeschlafen sind.
Nachdem ich in meine Kemenate gewechselt war, bekam ich gerade noch die aufregendste Szene des Spiels mit, als der eingewechselte Payet, der neue französische Liebling, einen Fernschuss unter die Latte donnerte. Der Ball sprang allerdings ins Feld zurück, Pech gehabt. Da schaute ich doch lieber das andere Spiel, dort war die Hölle los.
Die Rumänen waren in den Schlussminuten ein Schatten früherer Tage, Mann war das bitter. Albanien beherrschte den Gegner und war sogar gefährlicher vorm Tor als die ausgelaugten Rumänen. Angetrieben vom frenetisch schreienden Publikum brachten sie das Spiel auch nach über 5 Minuten Nachspielzeit nach Hause.
Im Frankreich Spiel passierte auch nichts mehr. 0:0 bei Frankreich gegen die Schweiz. Beide sind weiter, die Franzosen als Gruppensieger. Albanien hofft dank des Sieges mit lediglich 3 Punkten auf einen der vier Achtelfinalplätze für die besten Gruppendritten. Für die insgesamt enttäuschenden Rumänen ist das Turnier beendet.
Samstag, 20. August 2022
Hartmudo: erst zum Brunnen, dann zur Penne 3/5
3
Wenigstens hatte ich an dieser Stelle eine andere Mitschülerin getroffen, auf die wir damals alle etwas heiß waren. Sie war allerdings schon an einen Sport- und Gemeinschaftskundelehrer vergeben gewesen, so munkelte man seinerzeit.
Dass ich sie eingedenk der uralten Geschichten vor drei Jahren per Whatsapp blöde angemacht hatte, als Pocke und ich auf der BiRe in Malta waren, schien sie nicht zu stören. Mir ist das heute dagegen äußerst peinlich. Ich war froh, dass sie es offenbar nicht so ernst genommen hatte.
Jedenfalls brauchte ich jetzt nach dem eher unerfreulichen Wiedersehen mit dem miesepetrigen Schulkameraden vom Garagenhof ein Pils, zumal sich bislang noch keiner aus dem Kreis der Erlauchten hatte blicken lassen. Ergo ging ich über die Treppe zu den Tischen mit der Verpflegung und war froh, den Misanthropen hinter mir lassen zu können.
Von links nach rechts wurden Chili sin Carne, Bratwurst, Getränke und letztlich Crepes angeboten. Die Preise waren tatsächlich moderat, der aktuelle und der zukünftige Abiturjahrgang kümmerten sich um die Abwicklung. Das hier kein professionelles Team am Werk war, merkte ich sehr schnell, als ich mein erstes Pilz bestellte.
Ich sagte zu dem jungen Kerl hinter der Theke: "Ein Pils bitte. Da im Kühlschrank! Hal - lo! Im 2. Fach von oben! Das ist Pils." Erschreckend, wie ungebildet die heutigen Abiturienten sind. Zum Glück lief es später besser. Die Bratwurst sah zwar auch sehr gut aus, aber die wollte ich mir für später aufheben.
Um nicht noch einmal dem Misanthropen über den Weg laufen zu müssen, stellte ich mich zu einer Gruppe aus einem anderen Jahrgang hinzu. Leider musste ich auch hier sehr schnell feststellen, dass ich auch zu diesen Menschen keine Bindung aufbauen konnte.
7 Jahre später als ich hatten sie Abi gemacht. Die Ärztin aus dieser Gruppe brachte es dann genau auf dem Punkt: "7 Jahre - so lange ist man ja gerade an der Schule gewesen. Da kann man sich auch nicht kennen."
Daher war ich hier ebenfalls schnell verschwunden und latschte wieder zum belebten Vorplatz zurück in der bald schon verzweifelten Hoffnung, dort ein vertrautes Gesicht zu erblicken. Sollte sich hier nichts tun, würde ich wohl unverrichteter Dinge wieder wegfahren wollen. So mein Vorsatz.
Aber zu meiner großen Freude... sah ich dort Kiste stehen. Ich winkte mit der Bierpulle und schon winkte er retour, ebenfalls mit einem Lächeln übers Gesicht laufend. Freudestrahlend kam er auf mich zu. Wie ich war Kiste mit der Masse an Menschen, die er nicht kannte, überfordert gewesen. Jetzt endlich waren wir nicht mehr alleine und der Abend konnte beginnen.
Wie zwei Wochen zuvor an der Kuhle war Kiste wieder guter Dinge, obwohl er dank diverser handwerklicher Arbeiten am Elternhaus sehr müde war und noch in derselben Nacht nach Hause in den Harz fahren wollte.
Wir hielten uns jetzt nicht allzu lange mit Smalltalk auf und gingen zum Anmeldetisch unseres Jahrgangs. Und tatsächlich trafen wir dort Aki-Bua und den Pharmazeuten, mit dem sich Aki-Bua ursprünglich verabredet hatte.
Bei Aki-Bua brauchte ich kein Namensschild - umgekehrt übrigens genauso wenig, während der weißhaarige Pharmazeut alt und dadurch etwas kränklich wirkte. Aber ich will mich an dieser Stelle nicht lange mit dem Pharmazeuten aufhalten, mit dem ich schon damals so gut wie nichts zu tun gehabt hatte, obwohl er in der Mittelstufe in meiner Klasse gewesen war.
Nach kurzer Zeit ward er auch nicht mehr gesehen. Aki-Bua fragte später am Abend noch einmal nach ihm, aber offenbar war er der Einzige, der ihn vermisste.
Während wir nach halb Sieben noch zu viert dort standen, tauchten der Lange und Henry endlich auf. Pocke brauchte etwas mehr Zeit, um zu uns zu stoßen. Etwas weiter weg in der Menge hatte er doch tatsächlich seine Schwester und UMD entdeckt.
Endlich hatte sich die alte Blase, der Kreis der Erlauchten, gefunden, lediglich Jopi fehlte noch. Jetzt fällt es mir wieder ein, dass dies der Moment gewesen sein musste, an dem sich der Pharmazeut klammheimlich verabschiedet hatte.
Oder besser gesagt: er blieb dort stehen, während wir anderen uns nach und nach in Richtung des Verpflegungsstandes bewegt hatten. Dort orderte Henry gleich anstandslose sechs Pils, wir waren ja nicht zum Vergnügen hier.
Mittlerweile hatten wir die groben Eckpunkte unseres Lebens nach der Schulzeit abgeklopft und uns auf den aktuellen Stand gebracht, sofern da noch Bedarf bestand.
Von Kiste und seiner Tätigkeit bei Gericht und Henrys Job als Berufsschullehrer hatte ich ja bereits an der Kuhle erfahren, aber von Aki-Bua wusste ich gar nichts, außer, dass er in die Pfalz mit seiner damaligen Freundin gezogen war und sie geheiratet hatte.
Wenigstens hatte ich an dieser Stelle eine andere Mitschülerin getroffen, auf die wir damals alle etwas heiß waren. Sie war allerdings schon an einen Sport- und Gemeinschaftskundelehrer vergeben gewesen, so munkelte man seinerzeit.
Dass ich sie eingedenk der uralten Geschichten vor drei Jahren per Whatsapp blöde angemacht hatte, als Pocke und ich auf der BiRe in Malta waren, schien sie nicht zu stören. Mir ist das heute dagegen äußerst peinlich. Ich war froh, dass sie es offenbar nicht so ernst genommen hatte.
Jedenfalls brauchte ich jetzt nach dem eher unerfreulichen Wiedersehen mit dem miesepetrigen Schulkameraden vom Garagenhof ein Pils, zumal sich bislang noch keiner aus dem Kreis der Erlauchten hatte blicken lassen. Ergo ging ich über die Treppe zu den Tischen mit der Verpflegung und war froh, den Misanthropen hinter mir lassen zu können.
Von links nach rechts wurden Chili sin Carne, Bratwurst, Getränke und letztlich Crepes angeboten. Die Preise waren tatsächlich moderat, der aktuelle und der zukünftige Abiturjahrgang kümmerten sich um die Abwicklung. Das hier kein professionelles Team am Werk war, merkte ich sehr schnell, als ich mein erstes Pilz bestellte.
Ich sagte zu dem jungen Kerl hinter der Theke: "Ein Pils bitte. Da im Kühlschrank! Hal - lo! Im 2. Fach von oben! Das ist Pils." Erschreckend, wie ungebildet die heutigen Abiturienten sind. Zum Glück lief es später besser. Die Bratwurst sah zwar auch sehr gut aus, aber die wollte ich mir für später aufheben.
Der Eingang |
7 Jahre später als ich hatten sie Abi gemacht. Die Ärztin aus dieser Gruppe brachte es dann genau auf dem Punkt: "7 Jahre - so lange ist man ja gerade an der Schule gewesen. Da kann man sich auch nicht kennen."
Daher war ich hier ebenfalls schnell verschwunden und latschte wieder zum belebten Vorplatz zurück in der bald schon verzweifelten Hoffnung, dort ein vertrautes Gesicht zu erblicken. Sollte sich hier nichts tun, würde ich wohl unverrichteter Dinge wieder wegfahren wollen. So mein Vorsatz.
Aber zu meiner großen Freude... sah ich dort Kiste stehen. Ich winkte mit der Bierpulle und schon winkte er retour, ebenfalls mit einem Lächeln übers Gesicht laufend. Freudestrahlend kam er auf mich zu. Wie ich war Kiste mit der Masse an Menschen, die er nicht kannte, überfordert gewesen. Jetzt endlich waren wir nicht mehr alleine und der Abend konnte beginnen.
Wie zwei Wochen zuvor an der Kuhle war Kiste wieder guter Dinge, obwohl er dank diverser handwerklicher Arbeiten am Elternhaus sehr müde war und noch in derselben Nacht nach Hause in den Harz fahren wollte.
Wir hielten uns jetzt nicht allzu lange mit Smalltalk auf und gingen zum Anmeldetisch unseres Jahrgangs. Und tatsächlich trafen wir dort Aki-Bua und den Pharmazeuten, mit dem sich Aki-Bua ursprünglich verabredet hatte.
Bei Aki-Bua brauchte ich kein Namensschild - umgekehrt übrigens genauso wenig, während der weißhaarige Pharmazeut alt und dadurch etwas kränklich wirkte. Aber ich will mich an dieser Stelle nicht lange mit dem Pharmazeuten aufhalten, mit dem ich schon damals so gut wie nichts zu tun gehabt hatte, obwohl er in der Mittelstufe in meiner Klasse gewesen war.
Nach kurzer Zeit ward er auch nicht mehr gesehen. Aki-Bua fragte später am Abend noch einmal nach ihm, aber offenbar war er der Einzige, der ihn vermisste.
Während wir nach halb Sieben noch zu viert dort standen, tauchten der Lange und Henry endlich auf. Pocke brauchte etwas mehr Zeit, um zu uns zu stoßen. Etwas weiter weg in der Menge hatte er doch tatsächlich seine Schwester und UMD entdeckt.
Endlich hatte sich die alte Blase, der Kreis der Erlauchten, gefunden, lediglich Jopi fehlte noch. Jetzt fällt es mir wieder ein, dass dies der Moment gewesen sein musste, an dem sich der Pharmazeut klammheimlich verabschiedet hatte.
Oder besser gesagt: er blieb dort stehen, während wir anderen uns nach und nach in Richtung des Verpflegungsstandes bewegt hatten. Dort orderte Henry gleich anstandslose sechs Pils, wir waren ja nicht zum Vergnügen hier.
Mittlerweile hatten wir die groben Eckpunkte unseres Lebens nach der Schulzeit abgeklopft und uns auf den aktuellen Stand gebracht, sofern da noch Bedarf bestand.
Von Kiste und seiner Tätigkeit bei Gericht und Henrys Job als Berufsschullehrer hatte ich ja bereits an der Kuhle erfahren, aber von Aki-Bua wusste ich gar nichts, außer, dass er in die Pfalz mit seiner damaligen Freundin gezogen war und sie geheiratet hatte.
Dienstag, 16. August 2022
guterPlatzzumBiertrinken: Ostermontag
Ostermontag, 18 April: an diesem schönen Frühlingstag konnte ich endlich wieder eine Tour starten. Das Wetter war ja schon seit zwei Wochen hervorragend, aber die letzten Ereignisse hinderten mich am Radeln.
Da wäre in erster Linie der plötzliche Tod von Bud am letzten Samstag vor 9 Tagen zu nennen. Seitdem hatten meine Löwin und ich Dora, meine trauernde Schwester, zu uns genommen, weil sie in diesem Moment nicht allein in ihrem Haus bleiben mochte. Davor war ich Corona positiv gewesen und konnte mir den herrlichen Sonnenschein von meiner Wohnung aus betrachten.
Da traf es sich gut, dass meine Löwin Ostermontag arbeiten musste und Dora zu Hause einiges zu erledigen hatte. Um 14.30 Uhr hatte ich meinen Termin im Muskelimpuls, meiner neuen Muckibude. Danach brachte ich schnell die nassen Klamotten nach Hause und fuhr endlich los. So war der Plan, aber der klappte natürlich nicht.
Denn meine Muckibude hatte selbstverständlich zu. Als ich letzten Donnerstag das letzte mal dort war und mich mit den Worten "bis Montag" verabschiedet hatte, fühlte sich keiner der Trainer bemüßigt, mich darauf hinzuweisen, dass Ostermontag Feiertag ist und die Bude daher geschlossen ist.Nach Hause musste ich aber trotzdem, denn ich hatte mein Buch vergessen. Schließlich wollte ich zum Pausenbier noch etwas lesen. So kam ich missmutig zu Hause an und packte schnell meine Sportsachen in die Wohnung.
Zu Mittag hatte ich auch noch nicht gegessen, da war mal wieder McDonald's eingeplant. Da blieb nur der Drive in Hornbach gegenüber, denn zur Hamburger Straße wollte ich nicht eiern. Und anstatt über das Ringgleis fuhr ich über die Kälberwiese und ließ mich dabei von meiner rudimentär vorhandenen Inspiration leiten.
Auf Pfaden, die ich zuvor noch nicht kannte, kam ich an Gartenvereinen und einer Hundewiese vorbei. Ich fühlte mich wie in einer fremden Stadt, meinen Standort konnte ich nur grob schätzen. In der schönen Frühlingssonne radelte ich bald an Häusern vorbei, das Schild "am Weinberg" brachte mich auf die richtige Spur. Ich war am Pippelweg und damit an der HBK gelandet!
Von hier an trat ich die Straßen entlang stur in die Pedale, bis ich McDonalds erreicht hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich all meine Trauer über Buds Tod sowie den Ärger über den mir noch fehlenden Genesenennachweis etwas sacken lassen können.
In der Woche zuvor standen zu viele Termine an, dazu hatten wir noch Jela zu Besuch gehabt. Am Ostersonntag waren Danny und Jessica sowie Gundula mit ihrer Familie zum Osteressen vorbei gekommen, das war ein kleiner Vorgeschmack auf das kommende Wochenende gewesen, an dem ich meinen Geburtstag nachfeiern werde.
Vorigen Monat ging es ja nicht, da war ich Corona Positiv gewesen. Doch jetzt wollte ich erst einmal was essen, der Hunger treibts ja rein. Ich wagte mich an den Big Mac mit der doppelten Pattieanzahl - Mann, war das lecker. Der Chicken Wrap obendrauf dagegen konnte mich nicht überzeugen, weil er ganz mies gewickelt war. Der fiel von ganz alleine auseinander, so dass ich ihn selbst einrollen musste.
Sicher, ich hätte mich beschweren können. Doch anders als die Tage zuvor war ich in diesem Moment tiefenentspannt, da regte ich mich auch nicht wirklich drüber auf. Ich schrieb meiner Löwin, dass mein Muskeltraining ausgefallen war. Messerscharf kombiniert antwortete sie darauf, dass ich jetzt doch zu McDonald's fahren könnte.
Ja, da war ich schon und... grad auch wieder weg. Ich wollte noch mal über die Gartenstadt radeln, an den Unterkünften der Flüchtlinge vorbei. Kurzfristig entschied ich mich jedoch, über die Marienberger Straße zu fahren. Dort, ein Stück weiter in Richtung Broitzem, befand sich einst die Country Ranch, in der ich mal mit meiner Löwin aus Zufall ein nettes Konzert der Booze Band erlebt hatte.
Den Laden gibt es selbstverständlich nicht mehr, so dass ich mich nach kurzer Weiterfahrt wieder orientierungslos an einem Punkt befand, den ich nicht kannte. Das sah zwar schon nach Broitzem aus, doch ich nahm die andere mögliche Richtung und landete in der Weststadt. Der Rest des Weges war natürlich vorgezeichnet.
Ich astete den Lehmanger hinauf und erreichte die Hugo-Luther-Straße. Jetzt war es Zeit für die Bierpause, ich war am Cafe Spunk angelangt. In dieser hervorragenden Lokalität hänge ich ja gerne ab, obwohl es hier auch nur Pullenbier gibt. Aber der langhaarige blonde Wirt, der auch schon auf einigen Punkkonzerten gewesen sein dürfte, schiebt mir immer wieder gerne freundlich und unaufdringlich ein Steini über den Tresen.
Derart gemütlich in der Frühlingssonne sitzend, schaffte ich zwei Pullen, blickte entspannt in aller Ruhe zum Ringgleis und las nebenbei in meinem Buch. Hier werde ich dieses Jahr wohl noch öfters sitzen, denn das Café ist quasi bei mir um die Ecke und ich muss weder durch einen Supermarkt laufen noch Kilometer weit radeln, um eine Parkbank zu finden.
Ja, hier zu sitzen ist wesentlich entspannter als in der Muckibude zu schwitzen. Bald eine Stunde verbrachte ich im Spunk an diesem Tage, ehe es mich dann doch nach Hause zog. Tief entspannt und ausgeglichen machte ich mich auf den kurzen Weg nach Lehndorf, um den Tag dort ausklingen zu lassen.
Da meine Löwin noch arbeiten musste, nutze ich die Gelegenheit, um die sensationelle zweite Soloschreibe von Joey Ramone zu hören und die eine oder andere Pulle Bier zu schlabbern. Dieser Nachmittag, losgelöst von allen momentanen Problemen, tat so richtig gut. Ich gewann wieder Kraft, um mich um Dora kümmern zu können.
Allerdings wäre es mir lieber, ich müsste dies nicht tun und könnte mich stattdessen lieber auf einen Spieleabend mit ihr und Bud freuen. Ach Mensch...
Da wäre in erster Linie der plötzliche Tod von Bud am letzten Samstag vor 9 Tagen zu nennen. Seitdem hatten meine Löwin und ich Dora, meine trauernde Schwester, zu uns genommen, weil sie in diesem Moment nicht allein in ihrem Haus bleiben mochte. Davor war ich Corona positiv gewesen und konnte mir den herrlichen Sonnenschein von meiner Wohnung aus betrachten.
Da traf es sich gut, dass meine Löwin Ostermontag arbeiten musste und Dora zu Hause einiges zu erledigen hatte. Um 14.30 Uhr hatte ich meinen Termin im Muskelimpuls, meiner neuen Muckibude. Danach brachte ich schnell die nassen Klamotten nach Hause und fuhr endlich los. So war der Plan, aber der klappte natürlich nicht.
Denn meine Muckibude hatte selbstverständlich zu. Als ich letzten Donnerstag das letzte mal dort war und mich mit den Worten "bis Montag" verabschiedet hatte, fühlte sich keiner der Trainer bemüßigt, mich darauf hinzuweisen, dass Ostermontag Feiertag ist und die Bude daher geschlossen ist.Nach Hause musste ich aber trotzdem, denn ich hatte mein Buch vergessen. Schließlich wollte ich zum Pausenbier noch etwas lesen. So kam ich missmutig zu Hause an und packte schnell meine Sportsachen in die Wohnung.
Zu Mittag hatte ich auch noch nicht gegessen, da war mal wieder McDonald's eingeplant. Da blieb nur der Drive in Hornbach gegenüber, denn zur Hamburger Straße wollte ich nicht eiern. Und anstatt über das Ringgleis fuhr ich über die Kälberwiese und ließ mich dabei von meiner rudimentär vorhandenen Inspiration leiten.
Auf Pfaden, die ich zuvor noch nicht kannte, kam ich an Gartenvereinen und einer Hundewiese vorbei. Ich fühlte mich wie in einer fremden Stadt, meinen Standort konnte ich nur grob schätzen. In der schönen Frühlingssonne radelte ich bald an Häusern vorbei, das Schild "am Weinberg" brachte mich auf die richtige Spur. Ich war am Pippelweg und damit an der HBK gelandet!
Von hier an trat ich die Straßen entlang stur in die Pedale, bis ich McDonalds erreicht hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich all meine Trauer über Buds Tod sowie den Ärger über den mir noch fehlenden Genesenennachweis etwas sacken lassen können.
In der Woche zuvor standen zu viele Termine an, dazu hatten wir noch Jela zu Besuch gehabt. Am Ostersonntag waren Danny und Jessica sowie Gundula mit ihrer Familie zum Osteressen vorbei gekommen, das war ein kleiner Vorgeschmack auf das kommende Wochenende gewesen, an dem ich meinen Geburtstag nachfeiern werde.
Vorigen Monat ging es ja nicht, da war ich Corona Positiv gewesen. Doch jetzt wollte ich erst einmal was essen, der Hunger treibts ja rein. Ich wagte mich an den Big Mac mit der doppelten Pattieanzahl - Mann, war das lecker. Der Chicken Wrap obendrauf dagegen konnte mich nicht überzeugen, weil er ganz mies gewickelt war. Der fiel von ganz alleine auseinander, so dass ich ihn selbst einrollen musste.
Sicher, ich hätte mich beschweren können. Doch anders als die Tage zuvor war ich in diesem Moment tiefenentspannt, da regte ich mich auch nicht wirklich drüber auf. Ich schrieb meiner Löwin, dass mein Muskeltraining ausgefallen war. Messerscharf kombiniert antwortete sie darauf, dass ich jetzt doch zu McDonald's fahren könnte.
Ja, da war ich schon und... grad auch wieder weg. Ich wollte noch mal über die Gartenstadt radeln, an den Unterkünften der Flüchtlinge vorbei. Kurzfristig entschied ich mich jedoch, über die Marienberger Straße zu fahren. Dort, ein Stück weiter in Richtung Broitzem, befand sich einst die Country Ranch, in der ich mal mit meiner Löwin aus Zufall ein nettes Konzert der Booze Band erlebt hatte.
Den Laden gibt es selbstverständlich nicht mehr, so dass ich mich nach kurzer Weiterfahrt wieder orientierungslos an einem Punkt befand, den ich nicht kannte. Das sah zwar schon nach Broitzem aus, doch ich nahm die andere mögliche Richtung und landete in der Weststadt. Der Rest des Weges war natürlich vorgezeichnet.
Ich astete den Lehmanger hinauf und erreichte die Hugo-Luther-Straße. Jetzt war es Zeit für die Bierpause, ich war am Cafe Spunk angelangt. In dieser hervorragenden Lokalität hänge ich ja gerne ab, obwohl es hier auch nur Pullenbier gibt. Aber der langhaarige blonde Wirt, der auch schon auf einigen Punkkonzerten gewesen sein dürfte, schiebt mir immer wieder gerne freundlich und unaufdringlich ein Steini über den Tresen.
Derart gemütlich in der Frühlingssonne sitzend, schaffte ich zwei Pullen, blickte entspannt in aller Ruhe zum Ringgleis und las nebenbei in meinem Buch. Hier werde ich dieses Jahr wohl noch öfters sitzen, denn das Café ist quasi bei mir um die Ecke und ich muss weder durch einen Supermarkt laufen noch Kilometer weit radeln, um eine Parkbank zu finden.
Ja, hier zu sitzen ist wesentlich entspannter als in der Muckibude zu schwitzen. Bald eine Stunde verbrachte ich im Spunk an diesem Tage, ehe es mich dann doch nach Hause zog. Tief entspannt und ausgeglichen machte ich mich auf den kurzen Weg nach Lehndorf, um den Tag dort ausklingen zu lassen.
Da meine Löwin noch arbeiten musste, nutze ich die Gelegenheit, um die sensationelle zweite Soloschreibe von Joey Ramone zu hören und die eine oder andere Pulle Bier zu schlabbern. Dieser Nachmittag, losgelöst von allen momentanen Problemen, tat so richtig gut. Ich gewann wieder Kraft, um mich um Dora kümmern zu können.
Allerdings wäre es mir lieber, ich müsste dies nicht tun und könnte mich stattdessen lieber auf einen Spieleabend mit ihr und Bud freuen. Ach Mensch...
Samstag, 13. August 2022
Bobby Lee Trammell 2/2
2
Doch Bobby Lee wollte hoch hinaus, ein Vertrag als Songwriter reichte ihm nicht. Daher sagte er Ozzie Nelson ab. Er sei zu beschäftigt. Diesen Entschluss sollte er später bereuen, denn z.B. Johnny und Dorsey Burnette verdienten sich mit ihren Songs für Ricky Nelson eine goldene Nase und blieben als Musiker trotzdem im Geschäft.
Für Bobby Lee Trammell ging es im März 1958 weiter, als er seine zweite Single aufnehmen konnte. Wieder bei Fabor Records und produziert von Fabor Robinson. Für diese erwähnenswerten Songs "You mosted Girl" und "Uh Oh" zog er sogar eine vierköpfige schwarze Vokalgruppe hinzu.
Es reichte sogar noch für eine dritte Single im September 1958, bei der auch die Countrygitarren Legende Johnny Maphis mitwirkte. "My Susie J, my Susie Jane" und "Should I make Amends" sind ebenfalls überzeugende Songs des Genres, aber sie verkauften sich alle nicht gut. Hinzu kam seine schlechte, aus heutiger Sicht eher gute, Bühnenpräsenz.
Seine rauen wie überschwänglichen Auftritte, bei denen er nicht nur aufs Klavier sprang, sondern auch gerne mal seine Kleidung zerriss, kamen bei Veranstaltern und Behörden eher weniger gut an. Zusätzlich neigte er dazu, sein Publikum absichtlich derart aufzustacheln, dass es zu Ausschreitungen kam und die Säle auseinander genommen wurden.
Und Bobby Lee war nun nicht der Superstar, dem man dies verziehen hätte, wie z.B. Bill Haley oder Elvis Presley. Fabor Robinson buchte Bobby Lee immerhin für den Louisiana Hayride, da Fabor seine Kontakte hauptsächlich in der Country Music hatte.
Doch diese Buchungen wurden auch gleich wieder storniert, weil Bobby Lee dank seiner hüftschwingenden Posen allein schon bei den Musikern aneckte. "Vulgär und zehnmal schlimmer als Elvis Presley", so Tillman Franks, Bassist und Manager diverser Countrygrößen jener Zeit. Deshalb kamen auch geplante Auftritte in der Grand Ole Opry nie zustande.
Fabor Robinson war eindeutig der falsche Mann für dieses wilde Rockabilly Ungetüm und einfach in die Jahre gekommen, so dass er 1959 aufgab und Bobby Lee's Vertrag an Warrior Records verkaufte. Hier entstand eine weitere gute Single mit "Open up your Heart" und "Woe is me", aber der Zug war abgefahren.
Dank seiner früheren Exzesse wollte niemand mehr Bobby Lee buchen, so dass er sich entschloss, die Westküste zu verlassen und nach Arkansas zurückzukehren. Hier nahm er zwar noch einige Singles bei kleineren Labels auf, diese Aufnahmen sind allerdings kaum der Rede wert.Er versuchte es noch einmal Mitte der Sechziger, indem er sich als "The first american Beatle" bezeichnete und fünf Singles aufnahm, welche wiederum auch keine Käufer fanden. So dauerte es bis 1972-73, als Bobby Lee wenigstens zwei kleinere Country Hits landen konnte. Dies reichte, um endlich von der Musik leben zu können.
Wie viele andere Rockabilly Größen wurde Bobby Lee Trammell Anfang der 80er nach Europa geholt, um hier das Rockabilly Revival zu befeuern. 1984 in Eindhoven versuchte er wieder, den wilden Mann zu spielen und sprang aufs Klavier.
Er verlor das Gleichgewicht, stürzte und brach sich das Handgelenk. Dies war das unrühmliche Ende der Karriere des Musikers Bobby Lee Trammell. In den Neunzigern war er ruhiger geworden und folgerichtig 1997 in das Repräsentantenhaus von Arkansas für die demokratische Partei gewählt worden.
Bobby Lee Trammell starb am 20. Februar 2008 dort, wo er geboren worden war: In Jonesboro, Arkansas. Obwohl er hochtalentiert war, konnte sich Bobby Lee Trammell nie durchsetzen. Er war stets zu früh am richtigen Ort gewesen. Ihm fehlte der richtige Mentor, der ihn richtig in den Rockabilly Markt hätte bringen können.
Wer weiß, wie seine Karriere verlaufen wäre, wenn er Sam Philips an einem anderen Tag in besserer Stimmung getroffen hätte. So aber musste er mehr als unverdient, was man an den ersten drei Singles gut hören kann, scheitern.
Doch Bobby Lee wollte hoch hinaus, ein Vertrag als Songwriter reichte ihm nicht. Daher sagte er Ozzie Nelson ab. Er sei zu beschäftigt. Diesen Entschluss sollte er später bereuen, denn z.B. Johnny und Dorsey Burnette verdienten sich mit ihren Songs für Ricky Nelson eine goldene Nase und blieben als Musiker trotzdem im Geschäft.
Für Bobby Lee Trammell ging es im März 1958 weiter, als er seine zweite Single aufnehmen konnte. Wieder bei Fabor Records und produziert von Fabor Robinson. Für diese erwähnenswerten Songs "You mosted Girl" und "Uh Oh" zog er sogar eine vierköpfige schwarze Vokalgruppe hinzu.
Es reichte sogar noch für eine dritte Single im September 1958, bei der auch die Countrygitarren Legende Johnny Maphis mitwirkte. "My Susie J, my Susie Jane" und "Should I make Amends" sind ebenfalls überzeugende Songs des Genres, aber sie verkauften sich alle nicht gut. Hinzu kam seine schlechte, aus heutiger Sicht eher gute, Bühnenpräsenz.
Seine rauen wie überschwänglichen Auftritte, bei denen er nicht nur aufs Klavier sprang, sondern auch gerne mal seine Kleidung zerriss, kamen bei Veranstaltern und Behörden eher weniger gut an. Zusätzlich neigte er dazu, sein Publikum absichtlich derart aufzustacheln, dass es zu Ausschreitungen kam und die Säle auseinander genommen wurden.
Und Bobby Lee war nun nicht der Superstar, dem man dies verziehen hätte, wie z.B. Bill Haley oder Elvis Presley. Fabor Robinson buchte Bobby Lee immerhin für den Louisiana Hayride, da Fabor seine Kontakte hauptsächlich in der Country Music hatte.
Doch diese Buchungen wurden auch gleich wieder storniert, weil Bobby Lee dank seiner hüftschwingenden Posen allein schon bei den Musikern aneckte. "Vulgär und zehnmal schlimmer als Elvis Presley", so Tillman Franks, Bassist und Manager diverser Countrygrößen jener Zeit. Deshalb kamen auch geplante Auftritte in der Grand Ole Opry nie zustande.
Fabor Robinson war eindeutig der falsche Mann für dieses wilde Rockabilly Ungetüm und einfach in die Jahre gekommen, so dass er 1959 aufgab und Bobby Lee's Vertrag an Warrior Records verkaufte. Hier entstand eine weitere gute Single mit "Open up your Heart" und "Woe is me", aber der Zug war abgefahren.
Dank seiner früheren Exzesse wollte niemand mehr Bobby Lee buchen, so dass er sich entschloss, die Westküste zu verlassen und nach Arkansas zurückzukehren. Hier nahm er zwar noch einige Singles bei kleineren Labels auf, diese Aufnahmen sind allerdings kaum der Rede wert.Er versuchte es noch einmal Mitte der Sechziger, indem er sich als "The first american Beatle" bezeichnete und fünf Singles aufnahm, welche wiederum auch keine Käufer fanden. So dauerte es bis 1972-73, als Bobby Lee wenigstens zwei kleinere Country Hits landen konnte. Dies reichte, um endlich von der Musik leben zu können.
Wie viele andere Rockabilly Größen wurde Bobby Lee Trammell Anfang der 80er nach Europa geholt, um hier das Rockabilly Revival zu befeuern. 1984 in Eindhoven versuchte er wieder, den wilden Mann zu spielen und sprang aufs Klavier.
Er verlor das Gleichgewicht, stürzte und brach sich das Handgelenk. Dies war das unrühmliche Ende der Karriere des Musikers Bobby Lee Trammell. In den Neunzigern war er ruhiger geworden und folgerichtig 1997 in das Repräsentantenhaus von Arkansas für die demokratische Partei gewählt worden.
Bobby Lee Trammell starb am 20. Februar 2008 dort, wo er geboren worden war: In Jonesboro, Arkansas. Obwohl er hochtalentiert war, konnte sich Bobby Lee Trammell nie durchsetzen. Er war stets zu früh am richtigen Ort gewesen. Ihm fehlte der richtige Mentor, der ihn richtig in den Rockabilly Markt hätte bringen können.
Wer weiß, wie seine Karriere verlaufen wäre, wenn er Sam Philips an einem anderen Tag in besserer Stimmung getroffen hätte. So aber musste er mehr als unverdient, was man an den ersten drei Singles gut hören kann, scheitern.
Mittwoch, 10. August 2022
Contramann: kurz gesehen im August
Gleich am Anfang des Artikels stellt Chomsky einen dem ukrainischen Präsidenten Selenskyi zugeschriebenen Widerspruch. Dieser hat „hat einen Waffenstillstand oder Zugeständnisse ausgeschlossen, behauptet aber, dass nur Diplomatie den Krieg beenden kann.“
Nun ist es ein wesentlicher Punkt der Diplomatie, dass alle Teilnehmer bei Gesprächen, Abkommen, etc. ihr Gesicht wahren müssen, um Verträge oder auch nur Absichtserklärungen erfolgreich gestalten zu können. Wer bereits vor diplomatischen Gesprächen als Verlierer feststeht, hat auch kein Interesse an Diplomatie.
Und genau dies ist der große Denkfehler Selenskyjs und seiner westlichen Verbündeten. Nun ist dies bei Selenskyi nachvollziehbar, obwohl der Mann ähnlich vieler Staatenlenker auch des letzten Jahrhunderts nicht die geistige Verfassung zur Bekleidung eines solch wichtigen Amtes besitzt. Da gibt es allein in der jüngeren Geschichte genug unrühmliche Beispiele.
Dies sollte bei den westlichen Verbündeten, also „uns“, anders sein. Die jedoch werden von ihren Medienvertretern gnadenlos in eine Kriegshysterie getrieben. Halbwegs besonnene Kräfte wie Klaus von Dohnanyi, Oskar Lafontaine oder Antje Vollmer haben da keine Chance und werden bei Bedarf praktischerweise als Querdenker und damit „rechts“ verunglimpft.
Unbequeme Meinungen derart verunglimpfen und den Hauptteil der Bevölkerung damit ruhig stellen zu können, ist der hauptsächliche Long-Covid-Schaden. Da traut sich kein verantwortungsbewusster Politiker mehr aus der Deckung. Insbesondere, wenn es um Waffenlieferungen geht.
Ende März war Selenskyi zu Verhandlungen bereit gewesen. Bereit, auf die Krim zu verzichten und den Donbas-Republiken zumindest eine Teilautonomie anzuerkennen, wie selbst ich den Mainstreammedien entnehmen konnte.
Doch dann - quasi über Nacht - war der Werte-Westen auf einmal bereit, schwere Waffen an die Ukraine zu liefern. Mit einem Mal waren diplomatische Gespräche nur aus einer Position der Stärke möglich, ein russischer Diktatfrieden sollte ausgeschlossen sein.
Ich bleibe dabei: Wer Waffen liefert, will keinen Frieden. Zumindest dann, wenn er auch noch so zarte Andeutungen von diplomatischen Verhandlungen derart torpediert. Bis jetzt hat von den Waffenlieferungen lediglich die Rüstungsindustrie profitiert. In der Kriegsregion haben diese Waffen weder eine Wende herbeigeführt noch die Russen aufgehalten, maximal verlangsamt.
Dafür krepieren dort jeden Tag unnötigerweise Soldaten und Zivilisten. Und dank der immer offeneren Beteiligung auch des deutschen Staates rutschen wir immer näher an einen Atomkrieg. So, und jetzt vielleicht doch den Beitrag von Chomsky lesen. Dann gruseln. Danach überlegen, ob Du es Dir wert bist, zwar jetzt die “richtige“ - weil von allen vertretene - Meinung zu unterstützen, dafür später aber vielleicht im Atomgewitter elendig abzukratzen.
Vielleicht kann Dich Chomsky ja vom Gegenteil überzeugen.
https://web.de/magazine/unterhaltung/satirischer-wochenrueckblick/wochenrueckblick-wagenknecht-guerot-putins-nuetzlichstes-propaganda-duo-abseits-37015022
Noch ein bisserl Dreckschleuder gefällig? Die Autorin dieses brachialen Kommentars ist „Model, Autorin und Influencerin und lebt in Hamburg, Berlin und Paris. Sie kommuniziert insbesondere über ihren „Twitter-Accound und Instagram und engagiert sich für PETA, Viva con Agua, Weisser Ring und Trash-TV.“
Die Professorin Guerot (letztens bei Lanz von allen in die Mangel genommen) sowie Sarah Wagenknecht werden hier mal so eben als Putins Propaganda-Duo verunglimpft. Wie können die beiden es denn auch nur wagen, im Fernsehen etwas von einer diplomatischen Lösung im Ukraine Konflikt zu erzählen!
Dabei hatte Putin doch „Zivilisten auf offener Straße exekutieren und Krankenhäuser sowie Geburtskliniken in Schutt und Asche bomben lassen.“ Und Peter der Große will er auch noch sein. Aber wirklich, wie können diese beiden Frauen es wagen?
Also: Die Kommentatorin wurde 1989 geboren und ist mittlerweile SPD Mitglied. Wofür diese Partei mal stand - nämlich Friedenspolitik und Annäherung an Russland zur erfolgreichen Überwindung der deutschen Teilung - weiß sie wahrscheinlich noch nicht einmal. Überhaupt scheint sich mir ihre Bildung auf „irgendwas mit Medien“ zu beschränken.
Wie außer mit Diplomatie soll dieser elendige Krieg denn sonst beendet werden? Mit einem Sieg der Ukraine dank der Lieferung westlicher Waffen? Ernsthaft? Wie dumm muss man sein, um so einen Schmarrn zu glauben.
Und Russland einfach mal so eben dank der Sanktionen ruinieren - wie es unsere grünen Spitzenpolitiker Baerbock und Habeck so formulierten, läuft bislang ja auch äußerst vielversprechend.
Allein der Gaspreis hat sich verdrei- bis vervierfacht und liegt aktuell wohl beim siebenfachen des Preises in der USA. Hinzu kommt die Gasumlage für die Privathaushalte, damit notleidende Energiekonzerne statt russischen Gas Frackinggas aus den USA und anderswo kaufen können. Apropos Energiekonzerne: Die Erdölkonzerne jubeln über Rekordgewinne im letzten Quartal, aber eine Übergewinnsteuer in Deutschland geht natürlich nicht.
Und während Russland über Indien, Türkei oder auch Italien (!) sein Gas und Erdöl mit weiter steigenden Gewinnen verkauft (so viel zum Ruinieren), sollen deutsche Privathaushalte ihre Heizungen im Winter herunterdrehen. AKWs sollen länger laufen und Frackinggas das billige russische ersetzen.
Hallo, ihr Grünwähler! Hattet ihr diese Leute gewählt? Ich fasse es nicht, wie „wir“ uns so haben einseifen lassen können. Und dann kommt noch so ein Kommentar von so einem Modepüppi, die Karl Lagerfeld wahrscheinlich auch noch mit Konrad Adenauer verwechselt.
Felix Magath hatte schon recht: „Qualität kommt von Qual.“ Allerdings von der Qual, so eine Dumpfbacke erleben zu müssen und nicht von der Qual, eine solche zu sein.
https://makroskop.eu/21-2022/klimaschutz-war-gestern/
Ich zitiere gleich mal aus diesem Artikel:
„Wer für ein lebensfreundliches Klima auf unserem Planeten etwas erreichen will, wird deshalb aufhören müssen, seine Kräfte an den tausenden Fronten der Beschädigung des Weltklimas aufzureiben und sich auf ein einziges Ziel konzentrieren müssen – nämlich darauf, der Schädigung des Klimas die Geschäftsgrundlage zu entziehen.“
Der Autor favorisiert hier eine sogenannte „Gemeinwohl-Ökonomie“, in der - vereinfacht gesagt - die durch ein Produkt verursachten Klimaschäden auf den Verkaufspreis aufgeschlagen werden. Dadurch werden automatisch klimagerechte Produkte attraktiv, bzw. klimaschädliche Produktion verschwindet vom Markt.
Ich bezweifle allerdings, dass sich bei dieser Art Ökonomie Schummeleien vermeiden lassen. Ich bin da eher ein Freund von „Stumpf und Stiehl“. Das bedeutet z.B. Vergesellschaftung von Großindustrie und Betriebe der allgemeinen Grundversorgung. Für mich ist unser unkontrolliertes Wirtschaftssystem - sprich der Kapitalismus - sowohl Verursacher von Klimaschäden als auch Verhinderer einer Klimawende.
Nun ist es ein wesentlicher Punkt der Diplomatie, dass alle Teilnehmer bei Gesprächen, Abkommen, etc. ihr Gesicht wahren müssen, um Verträge oder auch nur Absichtserklärungen erfolgreich gestalten zu können. Wer bereits vor diplomatischen Gesprächen als Verlierer feststeht, hat auch kein Interesse an Diplomatie.
Und genau dies ist der große Denkfehler Selenskyjs und seiner westlichen Verbündeten. Nun ist dies bei Selenskyi nachvollziehbar, obwohl der Mann ähnlich vieler Staatenlenker auch des letzten Jahrhunderts nicht die geistige Verfassung zur Bekleidung eines solch wichtigen Amtes besitzt. Da gibt es allein in der jüngeren Geschichte genug unrühmliche Beispiele.
Dies sollte bei den westlichen Verbündeten, also „uns“, anders sein. Die jedoch werden von ihren Medienvertretern gnadenlos in eine Kriegshysterie getrieben. Halbwegs besonnene Kräfte wie Klaus von Dohnanyi, Oskar Lafontaine oder Antje Vollmer haben da keine Chance und werden bei Bedarf praktischerweise als Querdenker und damit „rechts“ verunglimpft.
Unbequeme Meinungen derart verunglimpfen und den Hauptteil der Bevölkerung damit ruhig stellen zu können, ist der hauptsächliche Long-Covid-Schaden. Da traut sich kein verantwortungsbewusster Politiker mehr aus der Deckung. Insbesondere, wenn es um Waffenlieferungen geht.
Ende März war Selenskyi zu Verhandlungen bereit gewesen. Bereit, auf die Krim zu verzichten und den Donbas-Republiken zumindest eine Teilautonomie anzuerkennen, wie selbst ich den Mainstreammedien entnehmen konnte.
Doch dann - quasi über Nacht - war der Werte-Westen auf einmal bereit, schwere Waffen an die Ukraine zu liefern. Mit einem Mal waren diplomatische Gespräche nur aus einer Position der Stärke möglich, ein russischer Diktatfrieden sollte ausgeschlossen sein.
Ich bleibe dabei: Wer Waffen liefert, will keinen Frieden. Zumindest dann, wenn er auch noch so zarte Andeutungen von diplomatischen Verhandlungen derart torpediert. Bis jetzt hat von den Waffenlieferungen lediglich die Rüstungsindustrie profitiert. In der Kriegsregion haben diese Waffen weder eine Wende herbeigeführt noch die Russen aufgehalten, maximal verlangsamt.
Dafür krepieren dort jeden Tag unnötigerweise Soldaten und Zivilisten. Und dank der immer offeneren Beteiligung auch des deutschen Staates rutschen wir immer näher an einen Atomkrieg. So, und jetzt vielleicht doch den Beitrag von Chomsky lesen. Dann gruseln. Danach überlegen, ob Du es Dir wert bist, zwar jetzt die “richtige“ - weil von allen vertretene - Meinung zu unterstützen, dafür später aber vielleicht im Atomgewitter elendig abzukratzen.
Vielleicht kann Dich Chomsky ja vom Gegenteil überzeugen.
https://web.de/magazine/unterhaltung/satirischer-wochenrueckblick/wochenrueckblick-wagenknecht-guerot-putins-nuetzlichstes-propaganda-duo-abseits-37015022
Noch ein bisserl Dreckschleuder gefällig? Die Autorin dieses brachialen Kommentars ist „Model, Autorin und Influencerin und lebt in Hamburg, Berlin und Paris. Sie kommuniziert insbesondere über ihren „Twitter-Accound und Instagram und engagiert sich für PETA, Viva con Agua, Weisser Ring und Trash-TV.“
Die Professorin Guerot (letztens bei Lanz von allen in die Mangel genommen) sowie Sarah Wagenknecht werden hier mal so eben als Putins Propaganda-Duo verunglimpft. Wie können die beiden es denn auch nur wagen, im Fernsehen etwas von einer diplomatischen Lösung im Ukraine Konflikt zu erzählen!
Dabei hatte Putin doch „Zivilisten auf offener Straße exekutieren und Krankenhäuser sowie Geburtskliniken in Schutt und Asche bomben lassen.“ Und Peter der Große will er auch noch sein. Aber wirklich, wie können diese beiden Frauen es wagen?
Also: Die Kommentatorin wurde 1989 geboren und ist mittlerweile SPD Mitglied. Wofür diese Partei mal stand - nämlich Friedenspolitik und Annäherung an Russland zur erfolgreichen Überwindung der deutschen Teilung - weiß sie wahrscheinlich noch nicht einmal. Überhaupt scheint sich mir ihre Bildung auf „irgendwas mit Medien“ zu beschränken.
Wie außer mit Diplomatie soll dieser elendige Krieg denn sonst beendet werden? Mit einem Sieg der Ukraine dank der Lieferung westlicher Waffen? Ernsthaft? Wie dumm muss man sein, um so einen Schmarrn zu glauben.
Und Russland einfach mal so eben dank der Sanktionen ruinieren - wie es unsere grünen Spitzenpolitiker Baerbock und Habeck so formulierten, läuft bislang ja auch äußerst vielversprechend.
Allein der Gaspreis hat sich verdrei- bis vervierfacht und liegt aktuell wohl beim siebenfachen des Preises in der USA. Hinzu kommt die Gasumlage für die Privathaushalte, damit notleidende Energiekonzerne statt russischen Gas Frackinggas aus den USA und anderswo kaufen können. Apropos Energiekonzerne: Die Erdölkonzerne jubeln über Rekordgewinne im letzten Quartal, aber eine Übergewinnsteuer in Deutschland geht natürlich nicht.
Und während Russland über Indien, Türkei oder auch Italien (!) sein Gas und Erdöl mit weiter steigenden Gewinnen verkauft (so viel zum Ruinieren), sollen deutsche Privathaushalte ihre Heizungen im Winter herunterdrehen. AKWs sollen länger laufen und Frackinggas das billige russische ersetzen.
Hallo, ihr Grünwähler! Hattet ihr diese Leute gewählt? Ich fasse es nicht, wie „wir“ uns so haben einseifen lassen können. Und dann kommt noch so ein Kommentar von so einem Modepüppi, die Karl Lagerfeld wahrscheinlich auch noch mit Konrad Adenauer verwechselt.
Felix Magath hatte schon recht: „Qualität kommt von Qual.“ Allerdings von der Qual, so eine Dumpfbacke erleben zu müssen und nicht von der Qual, eine solche zu sein.
https://makroskop.eu/21-2022/klimaschutz-war-gestern/
Ich zitiere gleich mal aus diesem Artikel:
„Wer für ein lebensfreundliches Klima auf unserem Planeten etwas erreichen will, wird deshalb aufhören müssen, seine Kräfte an den tausenden Fronten der Beschädigung des Weltklimas aufzureiben und sich auf ein einziges Ziel konzentrieren müssen – nämlich darauf, der Schädigung des Klimas die Geschäftsgrundlage zu entziehen.“
Der Autor favorisiert hier eine sogenannte „Gemeinwohl-Ökonomie“, in der - vereinfacht gesagt - die durch ein Produkt verursachten Klimaschäden auf den Verkaufspreis aufgeschlagen werden. Dadurch werden automatisch klimagerechte Produkte attraktiv, bzw. klimaschädliche Produktion verschwindet vom Markt.
Ich bezweifle allerdings, dass sich bei dieser Art Ökonomie Schummeleien vermeiden lassen. Ich bin da eher ein Freund von „Stumpf und Stiehl“. Das bedeutet z.B. Vergesellschaftung von Großindustrie und Betriebe der allgemeinen Grundversorgung. Für mich ist unser unkontrolliertes Wirtschaftssystem - sprich der Kapitalismus - sowohl Verursacher von Klimaschäden als auch Verhinderer einer Klimawende.
Freitag, 5. August 2022
Hartmudo: erst zum Brunnen, dann zur Penne 2/5
2
"Samstag Morgen Irrenanstalt, der KGB im deutschen Wald."
Bereits in der Nacht quälten mich starke Kopfschmerzen. Ein Zustand, den ich schon seit langem nicht vermisst hatte. Helles, Kölsch, Pils: Das scheint sich alles nicht zu vertragen. Mit zittrigen Beinen quälte ich mich aus dem Bett. Das Spargelessen sollte um 13 Uhr losgehen, bis dahin hatte ich noch einige Aufgaben zu erledigen.
Das Klo sauber machen, Getränke kalt stellen und danach in den Schreibtischstuhl setzen und bloß nicht bewegen. Meine Löwin musste mich sogar ermahnen, mich um meine Schwester Berta zu kümmern, die zum Spargelschälen gekommen war. Zu Recht, denn ich war gedanklich schon beim Schultreffen und versuchte, meine Kräfte zu schonen.
Schließlich kriege ich doch noch die Kurve und stieg auch später beim Spargelessen nach anfänglichen Schwierigkeiten in die Gespräche ein. Mit dem Biertrinken hielt ich mich da tunlichst zurück, der Abend würde noch lang werden.
Zwischenzeitlich meldete sich Edith und gab an, dass sie und Jopi um 17 Uhr am Brunnen sein würden. Da sich das Spargelessen mit den Trantüten in die Länge zog, sagte ich ihr vorsichtshalber ab. Denn außer den beiden schien ja niemand zu kommen, Aki-Bua hatte ich bereits am Vormittag abgesagt gehabt.
"Samstag Morgen Irrenanstalt, der KGB im deutschen Wald."
Bereits in der Nacht quälten mich starke Kopfschmerzen. Ein Zustand, den ich schon seit langem nicht vermisst hatte. Helles, Kölsch, Pils: Das scheint sich alles nicht zu vertragen. Mit zittrigen Beinen quälte ich mich aus dem Bett. Das Spargelessen sollte um 13 Uhr losgehen, bis dahin hatte ich noch einige Aufgaben zu erledigen.
Das Klo sauber machen, Getränke kalt stellen und danach in den Schreibtischstuhl setzen und bloß nicht bewegen. Meine Löwin musste mich sogar ermahnen, mich um meine Schwester Berta zu kümmern, die zum Spargelschälen gekommen war. Zu Recht, denn ich war gedanklich schon beim Schultreffen und versuchte, meine Kräfte zu schonen.
Schließlich kriege ich doch noch die Kurve und stieg auch später beim Spargelessen nach anfänglichen Schwierigkeiten in die Gespräche ein. Mit dem Biertrinken hielt ich mich da tunlichst zurück, der Abend würde noch lang werden.
Zwischenzeitlich meldete sich Edith und gab an, dass sie und Jopi um 17 Uhr am Brunnen sein würden. Da sich das Spargelessen mit den Trantüten in die Länge zog, sagte ich ihr vorsichtshalber ab. Denn außer den beiden schien ja niemand zu kommen, Aki-Bua hatte ich bereits am Vormittag abgesagt gehabt.
Rücksturz in die Siebziger |
Das war ja mal wieder so typisch: Wenn man schon keine Zeit hat, weil man sich auf das erste Schulfest seit 20 Jahren am Abend freut, dauert das Treffen mit dem Trantüten länger als erwartet. Es war ja auch schön und ich wäre gerne noch länger geblieben aber...
Kurz vor 17 Uhr erwischte ich einen günstigen Moment und verabschiedete mich. Geplant war ja eigentlich, dass unser Vorsitzender Ralle mich im Heidberg vorbeifährt. Da sich das Spargelessen jedoch laut späterer Auskunft meiner Löwin bis nach 19 Uhr hingezogen hatte, tat ich gut daran, mich rechtzeitig zu verabschieden.
Folgerichtig stieg ich mit zwei kleinen Wolters intus aufs Rad und fuhr los. Ich hoffte noch, dass sich irgendeiner von der Mannschaft am Brunnen eingefunden hatte. Derart beschwingt schaffte ich die Strecke in Rekordzeit: Ich brauchte lediglich knapp 30 Minuten.
Als ich kurz vor halb Sechs beim Netto im Einkaufszentrum Heidberg und damit genau neben dem Brunnen aufschlug, war kein Erlauchter sichtbar. Die Mannschaft hatte sich sicherlich woanders getroffen; bei Pocke - wie ich später erfahren sollte. Das war aber gar nicht schlimm, denn die Zeiten am Brunnen sind seit 40 Jahren vorbei.
Zwar ist mir diese Art von Symbolik sehr wichtig, aber das geht halt nicht jedem so. Egal, ich ging zum Netto rein und holte mir eine pisswarme Dose Holsten. Und jetzt kommt es: Den Brunnen im Einkaufszentrum gibt es schon seit Jahren nicht mehr. Es gibt noch nicht einmal Sitzmöglichkeiten, so dass ich die Dose Holsten im Stehen trinken musste.
Doch zunächst einmal platzierte ich die Dose auf dem Boden just an der Stelle, wo der Brunnen ursprünglich gewesen war und machte ein Foto. Da stand ich nun und lehnte mich auf dem Papierkorb an der Straßenlaterne.
Konzentriert schaute ich mich um. Schräg gegenüber befindet sich das italienische Eiscafe, wo ich allerdings auch keine Schulfreunde auf den Außensitzplätzen erblicken konnte. Hinter mir im Netto gingen die Leute ein und aus, aber ansonsten sah der einstmals stark frequentierte Platz 40 Jahre später schon sehr trostlos aus.
Sicher waren die Geschäfte vor über 40 Jahren dank des Ladenschlussgesetzes samstags ab 14 Uhr geschlossen gewesen, aber die eine oder andere leer stehende Immobilie zeigt schon an, dass die großen Zeiten des Einzelhandels bereits seit längerem vorbei sind.
So fühlte ich mich an der Straßenlaterne etwas verloren und vermisste das leise Plätschern des Brunnens. Ich war eindeutig in der Betonhölle Heidberg gelandet; selbst im Einkaufszentrum Elbestraße in der Weststadt haben sie mittlerweile Bänke hingestellt, damit die Hartzer und Rentner den Kids beim Skaten oder was auch immer zuschauen können.
Die schal gewordene Dose Holsten leerte ich noch schnell, dann entsorgte ich sie im Papierkorb. Die alten Erinnerungen, welche eh nicht meine waren, ließ ich zurück und fuhr über die Straßenbahnschienen Richtung Schulzentrum.
Dort, auf dem Vorplatz vor der Treppe zum Haupteingang, tummelten sich bereits eine Vielzahl von Menschen. Voller Neugier sicherte ich mein Radl und stürzte mich in die Menge, auf der Suche nach meiner Einheit. Den Anmeldetisch für die Jahrgänge 1965 bis 1987 fand ich ganz am linken Rand.
Ein bekanntes Gesicht war allerdings nicht zu erkennen gewesen. Nun denn, erst einmal wollte ich mich registrieren lassen. Natürlich stand mein Name auf der Liste, ich erhielt einen gruseligen Wäscheaufkleber mit meinem Namen und dem Abiturjahrgang.
Jetzt endlich begriff ich das System und erkannte auch sogleich einen ehemaligen Mitschüler, der seinerzeit in derselben Straße gewohnt und mit mir zusammen die Grundschule besucht hatte. Ich kann mich sogar noch daran erinnern, dass seine Eltern einen alten DKW fuhren, den wir als Kinder immer bewundert hatten.
Er selber musste auf mein Namensschild gucken, um mich überhaupt identifizieren zu können. Missmutig schaute er drein, dazu blickte er mich nicht einmal direkt an. "An die Schulzeit habe ich keine Erinnerungen mehr, das habe ich alles gelöscht. Das ist auch besser so."
Als er dies mir gegenüber äußerte, fragte ich mich schon, warum er überhaupt hier erschienen war. Er war ja in früherer Zeit bereits immer etwas eigen gewesen, aber so borniert wie an diesem Abend war er doch früher nicht. Ich kann mich noch sogar daran erinnern, dass er der letzte aus unserer Klasse war, der die Uhr lesen konnte. Als Kinder hatten wir auf dem Garagenhof noch zusammen gespielt.
Was für ein Leid musste dieser Mensch wohl ertragen haben, das er ein derart pessimistisches Weltbild monströs vor sich her tragen will. Ich verstehe es nicht.
Kurz vor 17 Uhr erwischte ich einen günstigen Moment und verabschiedete mich. Geplant war ja eigentlich, dass unser Vorsitzender Ralle mich im Heidberg vorbeifährt. Da sich das Spargelessen jedoch laut späterer Auskunft meiner Löwin bis nach 19 Uhr hingezogen hatte, tat ich gut daran, mich rechtzeitig zu verabschieden.
Folgerichtig stieg ich mit zwei kleinen Wolters intus aufs Rad und fuhr los. Ich hoffte noch, dass sich irgendeiner von der Mannschaft am Brunnen eingefunden hatte. Derart beschwingt schaffte ich die Strecke in Rekordzeit: Ich brauchte lediglich knapp 30 Minuten.
Als ich kurz vor halb Sechs beim Netto im Einkaufszentrum Heidberg und damit genau neben dem Brunnen aufschlug, war kein Erlauchter sichtbar. Die Mannschaft hatte sich sicherlich woanders getroffen; bei Pocke - wie ich später erfahren sollte. Das war aber gar nicht schlimm, denn die Zeiten am Brunnen sind seit 40 Jahren vorbei.
Zwar ist mir diese Art von Symbolik sehr wichtig, aber das geht halt nicht jedem so. Egal, ich ging zum Netto rein und holte mir eine pisswarme Dose Holsten. Und jetzt kommt es: Den Brunnen im Einkaufszentrum gibt es schon seit Jahren nicht mehr. Es gibt noch nicht einmal Sitzmöglichkeiten, so dass ich die Dose Holsten im Stehen trinken musste.
Doch zunächst einmal platzierte ich die Dose auf dem Boden just an der Stelle, wo der Brunnen ursprünglich gewesen war und machte ein Foto. Da stand ich nun und lehnte mich auf dem Papierkorb an der Straßenlaterne.
Konzentriert schaute ich mich um. Schräg gegenüber befindet sich das italienische Eiscafe, wo ich allerdings auch keine Schulfreunde auf den Außensitzplätzen erblicken konnte. Hinter mir im Netto gingen die Leute ein und aus, aber ansonsten sah der einstmals stark frequentierte Platz 40 Jahre später schon sehr trostlos aus.
Sicher waren die Geschäfte vor über 40 Jahren dank des Ladenschlussgesetzes samstags ab 14 Uhr geschlossen gewesen, aber die eine oder andere leer stehende Immobilie zeigt schon an, dass die großen Zeiten des Einzelhandels bereits seit längerem vorbei sind.
So fühlte ich mich an der Straßenlaterne etwas verloren und vermisste das leise Plätschern des Brunnens. Ich war eindeutig in der Betonhölle Heidberg gelandet; selbst im Einkaufszentrum Elbestraße in der Weststadt haben sie mittlerweile Bänke hingestellt, damit die Hartzer und Rentner den Kids beim Skaten oder was auch immer zuschauen können.
Die schal gewordene Dose Holsten leerte ich noch schnell, dann entsorgte ich sie im Papierkorb. Die alten Erinnerungen, welche eh nicht meine waren, ließ ich zurück und fuhr über die Straßenbahnschienen Richtung Schulzentrum.
Dort, auf dem Vorplatz vor der Treppe zum Haupteingang, tummelten sich bereits eine Vielzahl von Menschen. Voller Neugier sicherte ich mein Radl und stürzte mich in die Menge, auf der Suche nach meiner Einheit. Den Anmeldetisch für die Jahrgänge 1965 bis 1987 fand ich ganz am linken Rand.
Ein bekanntes Gesicht war allerdings nicht zu erkennen gewesen. Nun denn, erst einmal wollte ich mich registrieren lassen. Natürlich stand mein Name auf der Liste, ich erhielt einen gruseligen Wäscheaufkleber mit meinem Namen und dem Abiturjahrgang.
Jetzt endlich begriff ich das System und erkannte auch sogleich einen ehemaligen Mitschüler, der seinerzeit in derselben Straße gewohnt und mit mir zusammen die Grundschule besucht hatte. Ich kann mich sogar noch daran erinnern, dass seine Eltern einen alten DKW fuhren, den wir als Kinder immer bewundert hatten.
Er selber musste auf mein Namensschild gucken, um mich überhaupt identifizieren zu können. Missmutig schaute er drein, dazu blickte er mich nicht einmal direkt an. "An die Schulzeit habe ich keine Erinnerungen mehr, das habe ich alles gelöscht. Das ist auch besser so."
Als er dies mir gegenüber äußerte, fragte ich mich schon, warum er überhaupt hier erschienen war. Er war ja in früherer Zeit bereits immer etwas eigen gewesen, aber so borniert wie an diesem Abend war er doch früher nicht. Ich kann mich noch sogar daran erinnern, dass er der letzte aus unserer Klasse war, der die Uhr lesen konnte. Als Kinder hatten wir auf dem Garagenhof noch zusammen gespielt.
Was für ein Leid musste dieser Mensch wohl ertragen haben, das er ein derart pessimistisches Weltbild monströs vor sich her tragen will. Ich verstehe es nicht.
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