Samstag, 13. August 2022

Bobby Lee Trammell 2/2

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Doch Bobby Lee wollte hoch hinaus, ein Vertrag als Songwriter reichte ihm nicht. Daher sagte er Ozzie Nelson ab. Er sei zu beschäftigt. Diesen Entschluss sollte er später bereuen, denn z.B. Johnny und Dorsey Burnette verdienten sich mit ihren Songs für Ricky Nelson eine goldene Nase und blieben als Musiker trotzdem im Geschäft.
Für Bobby Lee Trammell ging es im März 1958 weiter, als er seine zweite Single aufnehmen konnte. Wieder bei Fabor Records und produziert von Fabor Robinson. Für diese erwähnenswerten Songs "You mosted Girl" und "Uh Oh" zog er sogar eine vierköpfige schwarze Vokalgruppe hinzu.
Es reichte sogar noch für eine dritte Single im September 1958, bei der auch die Countrygitarren Legende Johnny Maphis mitwirkte. "My Susie J, my Susie Jane" und "Should I make Amends" sind ebenfalls überzeugende Songs des Genres, aber sie verkauften sich alle nicht gut. Hinzu kam seine schlechte, aus heutiger Sicht eher gute, Bühnenpräsenz.
Seine rauen wie überschwänglichen Auftritte, bei denen er nicht nur aufs Klavier sprang, sondern auch gerne mal seine Kleidung zerriss, kamen bei Veranstaltern und Behörden eher weniger gut an. Zusätzlich neigte er dazu, sein Publikum absichtlich derart aufzustacheln, dass es zu Ausschreitungen kam und die Säle auseinander genommen wurden.
Und Bobby Lee war nun nicht der Superstar, dem man dies verziehen hätte, wie z.B. Bill Haley oder Elvis Presley. Fabor Robinson buchte Bobby Lee immerhin für den Louisiana Hayride, da Fabor seine Kontakte hauptsächlich in der Country Music hatte.
Doch diese Buchungen wurden auch gleich wieder storniert, weil Bobby Lee dank seiner hüftschwingenden Posen allein schon bei den Musikern aneckte. "Vulgär und zehnmal schlimmer als Elvis Presley", so Tillman Franks, Bassist und Manager diverser Countrygrößen jener Zeit. Deshalb kamen auch geplante Auftritte in der Grand Ole Opry nie zustande.
Fabor Robinson war eindeutig der falsche Mann für dieses wilde Rockabilly Ungetüm und einfach in die Jahre gekommen, so dass er 1959 aufgab und Bobby Lee's Vertrag an Warrior Records verkaufte. Hier entstand eine weitere gute Single mit "Open up your Heart" und "Woe is me", aber der Zug war abgefahren.
Dank seiner früheren Exzesse wollte niemand mehr Bobby Lee buchen, so dass er sich entschloss, die Westküste zu verlassen und nach Arkansas zurückzukehren. Hier nahm er zwar noch einige Singles bei kleineren Labels auf, diese Aufnahmen sind allerdings kaum der Rede wert.
Er versuchte es noch einmal Mitte der Sechziger, indem er sich als "The first american Beatle" bezeichnete und fünf Singles aufnahm, welche wiederum auch keine Käufer fanden. So dauerte es bis 1972-73, als Bobby Lee wenigstens zwei kleinere Country Hits landen konnte. Dies reichte, um endlich von der Musik leben zu können.
Wie viele andere Rockabilly Größen wurde Bobby Lee Trammell Anfang der 80er nach Europa geholt, um hier das Rockabilly Revival zu befeuern. 1984 in Eindhoven versuchte er wieder, den wilden Mann zu spielen und sprang aufs Klavier.
Er verlor das Gleichgewicht, stürzte und brach sich das Handgelenk. Dies war das unrühmliche Ende der Karriere des Musikers Bobby Lee Trammell. In den Neunzigern war er ruhiger geworden und folgerichtig 1997 in das Repräsentantenhaus von Arkansas für die demokratische Partei gewählt worden.
Bobby Lee Trammell starb am 20. Februar 2008 dort, wo er geboren worden war: In Jonesboro, Arkansas. Obwohl er hochtalentiert war, konnte sich Bobby Lee Trammell nie durchsetzen. Er war stets zu früh am richtigen Ort gewesen. Ihm fehlte der richtige Mentor, der ihn richtig in den Rockabilly Markt hätte bringen können.
Wer weiß, wie seine Karriere verlaufen wäre, wenn er Sam Philips an einem anderen Tag in besserer Stimmung getroffen hätte. So aber musste er mehr als unverdient, was man an den ersten drei Singles gut hören kann, scheitern.

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