Sonntag, 26. September 2021

guterPlatzzumBiertrinken: Vadder Veltins

Donnerstag, 24. Juni. Heute und morgen habe ich Urlaub - mein erster Urlaub seit einem Vierteljahr. Der Anlass dieses Urlaubs ist eigentlich ein trauriger: Meine Tante Marga aus Lanzendorf ist nach Jahren der Demenz im Altersheim gestorben. Morgen fahren wir zur Beerdigung. Wir sind in diesem Fall Berta, meine Löwin und ich.
Dass ich dort nach fünf Jahren meine Schwester Sunny wiedersehe, macht es nicht einfacher. Insbesondere für Berta, die immer noch einen tiefen Groll gegen unsere Schwester hegt. Bud bleibt dieses Ereignis erspart, denn er hat zurzeit viele Arzttermine. Wir freuen uns jedenfalls auf Margas Sohn Oskar und Miriam sowie ihren Sohn Knut.
Früh werden wir losfahren, abends aber wieder nach Braunschweig zurück fahren. Knapp viereinhalb Stunden pro Fahrt, das müsste gut gehen. Heute hatten meine Löwin und ich für unseren neuen Kater Futter eingekauft. Obsidian ist noch nicht bei uns angekommen, ständig strullert er irgendwo hin. Heute morgen z.B. auf meinen Schreibtischstuhl.
Hinzu kommt eine Schilddrüsenunterfunktion sowie momentan eine Blasenentzündung, wegen der wir jetzt schon häufiger beim Tierarzt waren. Summasummarum hat mich der Kater bis heute ca 500 € gekostet, was für mich aber nicht so tragisch ist. Es sei denn, das geht jetzt jeden Monat so.
Vorhin hatte ich mit meiner Löwen noch eine Lampe montiert, danach fuhr ich wieder mit dem Rad los. Ich wollte noch Geld abheben, um es in eine Trauerkarte für Oskar zu packen. Außerdem wollte ich mir den digitalen Impfausweis in einer Apotheke ausstellen lassen, stellte aber zu meiner großen Freude fest, dass ich dies auch online über das niedersächsische Impfportal regeln konnte. Genial!
Kurz nach 15 Uhr ging es endlich los. Bei diesigem Himmel, schwül-warmer Luft und etwas Wind fuhr ich Richtung Watenbüttel. Der dortige Rewe ist etwas größer und dürfte auch einen Kühlschrank mit Getränken vorhalten. Gesagt, getan. Zügig fuhr ich Richtung Kanzlerfeld und an der PTB vorbei nach Watenbüttel.
Die 10 € Einkaufswert, die zum kostenlosen Geld abheben bei Rewe berechtigen, hatte ich dank dreier Hähnchen Salamis von Houdek und zehn Tesafilmrollen schnell beisammen. Einziger Wermutstropfen bei diesem Rewe war die Bierauswahl. Ich hatte die Wahl zwischen Krombacher, Warsteiner und Veltins aus der Dose. Pest, Cholera oder eben Vadder Veltins.
Platz zum Trinken fand ich dann am Friedhof von Watenbüttel, genauer gesagt neben einem Kinderspielplatz. Ein paar Jugendliche hingen dort ab, alle noch nicht Mitglied in der deutschen Trinkerjugend. Im Moment läuft ja gerade die Fußball-EM, bei der die deutsche Mannschaft eine durchwachsene Leistung zeigt.
Nach einem überragenden Sieg gegen Portugal folgte gestern ein eher enttäuschendes 2:2 gegen Ungarn, wobei Jogis Jungs noch Glück hatten, dass Goretzka noch den Ausgleich erzielte. Ansonsten wären sie Gruppenletzter gewesen und die EM wäre für Jogi ein unrühmlicher Abschied geworden. Hoffentlich gab es keine Randale wie in Augsburg nach dem Portugal Spiel. Das vom Bayerischen Rundfunk produzierte Video ist auf YouTube zu bewundern.
Ich möchte mich nur dahingehend äußern, dass ich diesen Krawall Idioten wünsche, dass sie in ihrer Rage mal Polizisten in Moskau oder Istanbul gegenüberstehen. Da würden Sie Ihr dämliches Maul wohl nicht so weit aufreißen. Ich bin ja auch kein Freund der Corona Schutzmaßnahmen, aber das ist noch lange kein Grund, derartig übel auszurasten, bloß weil sie den deutschen Sieg nicht mit mit Bierpullen feiern durften.
Neben, nicht auf dem Friedhof

Mein Veltins neben dem Kinderspielplatz war irgendwann alle und ich verstaute die leere Dose in dem Papierkorb, der sich neben der Sitzbank befand. Schnell war ich wieder auf der Bahn und radelte die lange Gerade nach Ölper hinunter. Unterwegs kamen schon die ersten Tropfen vom Himmel herunter. Ein Blick nach oben überzeugte mich aber davon, dass ich noch trocken nach Hause gelangen würde.
Spätestens in Ölper nervte mich der schlecht gewartete Fahrradweg und ich wechselte auf die Straße. Der Rest dieser Tour verlief natürlich sehr unspektakulär, denn diese Wege bin ich schon häufig genug in den letzten Jahren gefahren. Allerdings kam mir auf der Strecke kurz in den Sinn, dass es sehr gut gewesen war, an diesem Nachmittag noch einmal losgeradelt zu sein.
Andernfalls hätte ich mich lediglich für zwei Stunden ins Bett gelegt. Dies hatte ich in den letzten Tagen und die Woche davor schon häufig genug getan, einfach weil es die ganze Zeit so schwül und stickig war, dass ich nachts schlecht schlafen konnte und ich nachmittags regelmäßig schon im Sitzen vor Müdigkeit einschlief.
Dies hatte ich heute vermeiden können und werde somit heute Nacht gut schlafen können, was auch wichtig ist, da wir ja - wie gesagt - morgen schon früh losfahren wollen. Als ich kurz nach 17 Uhr in der Wohnung eintrudelte, war Obsidian immer noch sehr entspannt. Träge räkelte er sich auf der Sitzbank im Esszimmer, was daran lag, dass wir am Vormittag bei Fressnapf ein spezielles und duftfreies Raumspray für Katzen gekauft hatten.
Beruhigend sollte es wirken und das tut es auch. Als ob er stoned wäre, liegt Obsidian auf der Bank und schläft die ganze Zeit. Wer schläft, der sündigt nicht. Bei Obsidian muss es natürlich heißen: der pisst nicht. Dank des Raumsprays sind wir frohen Mutes, dass sich Obsidian bei uns doch noch wohlfühlen wird.

Donnerstag, 23. September 2021

Hartmudo: Mutter

74 Anhang 2 - Nachtrag 2021
Meine Löwin und Berta entdeckten abschließend Im Hofladen des Hauses noch einige Spezereien, ehe sich der harte Kern der Familie noch in Oskars Haus zusammensetzte. Sunny und Reiner begaben sich hier in das Wohnzimmer. Nach kurzer Zeit rief Rainer noch ein "Wiedersehen, Oskar. Wir fahren jetzt." in den Raum. Dann waren sie weg.
Ich half Miriam noch beim Ausfüllen eines Formulars für das Amtsgericht, dann war es für uns drei auch an der Zeit, die Heimreise anzutreten. Im September würden wir die beiden wieder besuchen wollen, dann aber mit Bud.
Auf der Rückfahrt waren Berta und ich entspannt, während meine Löwin nach kurzer Zeit auf der Rückbank eingeschlafen war. Berta und ich lästerten nur noch eine kurze Zeit lang über Sunny ab. Wir sollten dies als Zeichen dafür werten, dass uns die unerfreulichen Vorgänge vor und nach dem Tod unserer Mutter nicht mehr belasten.
Ich denke, dass wir an diesem Tag unseren Frieden mit der ganzen Angelegenheit und Sunny schließen konnten. All unsere Befürchtungen, wie uns Sunny bei diesem ersten Aufeinandertreffen nach der Malaise mit unserer Mutter gegenübertreten würde, erwiesen sich als Makulatur.
Sunny hatte sich offenbar dafür entschieden, uns als Persona non grata zu betrachten. Dies war zugegebenermaßen ganz in unserem Sinne, weil auch wir an einer Aussöhnung nicht interessiert sind. Oskar selbst hatte sich mir gegenüber dahingehend geäußert, dass er sich eine Aussöhnung zwischen uns Geschwistern wünschen würde. Dieser Wunsch wird unerfüllt bleiben müssen, das hatte ich ihm schon mehrfach erklärt.
Dann ist es jetzt gut zu wissen, dass Sunny ähnlich wie wir denkt. Das macht es für uns alle einfacher, auch für Oskar. Bertas Animosität Reiner gegenüber vermag ich zwar nicht gänzlich zu teilen, aber fehlen wird mir dieser Kontakt sicherlich nicht. Doch zu meinem Patenkind Harald, Sunnys Sohn, und dessen Freundin Maria will und werde ich den Kontakt halten.
Harald hat eine gute Entwicklung genommen und nichts mit den Streitereien zwischen uns Geschwistern zu tun. Der Umstand, dass er sich mit Berta nicht verbunden fühlt, kann ich akzeptieren. Schließlich ist er Sunnys Sohn und sollte daher eher zu seiner Mutter halten, denn eins möchte ich hier noch einmal erwähnen: Die weitaus größere Animosität besteht zwischen Berta und Sunny, nicht zwischen Sunny und mir.
Beide liegen vom Alter her nicht so weit auseinander, ich bin das Nesthäkchen. Von der Konkurrenz beider Mädchen in ihrer Kindheit habe ich in früheren Jahren nichts mitbekommen. Als die Lage nach dem Tod unserer Mutter eskalierte, kamen Sachen ans Tageslicht, die ich vorher nicht für möglich gehalten hätte.
Fälschlicherweise hatte ich während vieler Jahre angenommen, dass wir drei Geschwister zwar nicht mehr viel miteinander unternommen haben, aber uns wenigstens dann zusammengerauft haben, wenn es darauf ankam. Diesen Irrtum habe ich mir anlässlich der Ereignisse um Mutters Tod eingestehen müssen.
Was von dem Verständnis der Geschwister untereinander bleibt, ist die stillschweigende Vereinbarung, sich zu ignorieren. So haben wir es in unserem Elternhaus beigebracht bekommen. Das eigene Verhalten wird nicht erklärt. Das Verhalten von Anderen wird bei Missfallen nicht hinterfragt.
Das hindert uns selbstverständlich nicht daran, darüber zu grübeln, was wir nicht verstehen. Wir machen einfach so weiter, bis wir irgendwann explodieren und anfangen zu pöbeln. Diese bittere Quintessenz habe ich für mich gezogen und versuche, mein eigenes Verhalten zu verändern. Dies gelingt mir leider seltener, als ich es gerne hätte. Aber ich bleibe dran und bekomme Stück für Stück ein anderes Verhalten hin.
Meine Löwin, meine Freunde und nahe Verwandte helfen mir dabei. Desweiteren bin ich bemüht, anderen Menschen zu helfen, die in ihren Beziehungen zu Verwandten oder Freunden ähnliche Situationen durchleben mussten.
Niemand ist nur gut oder nur böse, das ist eine grundlegende Erkenntnis. Aber es ist auch nicht notwendig oder gar zielführend, alle zwischenmenschlichen Probleme auszuräumen und die Stimmungslagen wieder ins Lot zu bringen. Viel wichtiger ist es, zu akzeptieren, dass wir alle nicht miteinander gut Freund sein können.
So habe ich mir in den letzten ca. 30 Jahren angewöhnt, zumindest meinen inneren Frieden mit den Menschen zu schließen, mit denen ich mich zerstritten oder auseinander gelebt habe. Wo mir das gelungen war, bin ich bislang immer gut mit gefahren.
Entweder findet man wieder zusammen oder bleibt auf Distanz. In dem Moment, wo ich andere Meinungen zwar nicht akzeptieren, aber tolerieren kann, habe ich meinen inneren Frieden mit diesem Menschen schließen können.
Als gutes Beispiel bietet sich hier meine Mutter an. Unser Zerwürfnis nach Walters Tod dauerte vielleicht zwei Jahre an, doch dann fanden wir wieder zueinander.
Explizit möchte ich festhalten, das Sunny im Wesentlichen für diese Aussöhnung verantwortlich zeichnet. Denn sie hatte damals meine Löwin und mich zu ihrem Geburtstag eingeladen, bei dem meine Mutter und ich uns wieder näher kamen. Jetzt sind Sunny und ich uns nicht mehr grün. Was für eine bittere Ironie!

Samstag, 18. September 2021

Hartmudo Dreiländereck 3/3

3
Jürgen, der das Museum nicht betreten hatte, weil er dort bereits zweimal zu Gast war, saß derweil die ganze Zeit im Außenbereich, weil er dort rauchen konnte. Der leckere Milkshake baute mich glücklicherweise wieder etwas auf, so dass wir hinterher in Ruhe weiter machen konnten. Und wo? Natürlich in dem Einkaufszentrum, welches sich gleich neben dem Museum befindet. Als ob wir nicht schon genug eingekauft hätten, stürmten wir mit Verve den Supermarkt.
Wegen der großen Wärme hatte meine Löwin darauf verzichtet, die leckeren Pralinés mit der Passionsfruchtfüllung im Shop bei Darcis zu erstehen. Nachdem Jürgen Kroll von dem Bier mit Flaschengärung erzählt hatte, war das Hauptaugenmerk der beiden Jungs natürlich auf die Getränkeabteilung des Supermarktes gerichtet. Das eine oder andere Trappistenbier wanderte in den Einkaufswagen, selbst meine Löwin kaufte zwei Flaschen belgischen Bieres.
Seltsamerweise ließ mich dass viele mir unbekannte Bier kalt, denn ich hatte am Vorabend genug getankt. Ich konnte an diesem Tag einfach kein Bier mehr sehen. Stattdessen interessierte ich mich für belgische Gummibärchen und fettarme Salamis.
Hinterher verstauten wir unseren witterungsunabhängigen Einkauf im Kofferraum und fuhren in den Hohen Venn weiter. Dieser Höhenzug erstreckt sich zwischen Eupen und Aachen und ist ein Ausläufer der Ardennen. Charakteristisch ist hier die schöne Hochmoor Landschaft.
Um 18 Uhr hatten wir im Baraque Michel einen Tisch zum Essen bestellt. Diese Herberge und tolle Restaurant liegt mitten im Hochmoorgebiet. Der deutschsprachige Kellner zeigte sich galant und jovial. Unser reservierter Tisch bot einen schönen Blick auf die Wiese und den Wald hinter dem Haus.
Obwohl ich mir vorgenommen hatte, an diesem Tag kein Bier zu trinken, kam ich nicht umhin, wenigstens ein gezapftes belgisches Bier zu trinken. Das Baraque Michel braut übrigens selbst, das konnte ich mir doch nicht entgehen lassen. Es blieb übrigens auch bei dem einen, obwohl meine Löwin anfangs sehr skeptisch war und ihrerseits eine Cola Lite bestellte.
Jürgen und Kroll teilten sich genüsslich eine Pulle von dem Bier mit der Flaschengärung. Ein Glas davon staubte meine Löwin ab, selbst ich probierte einen Schluck, aber dieses Getränk konnte mich nicht überzeugen.
Edles für 6,50 €

Dagegen war ich hocherfreut, als ich auf der Speisekarte Ardennener Kroketten entdeckte. Ich wusste natürlich sofort, um was es sich dabei handelt. Frikandel! Letztes Jahr in Amsterdam hatte ich diesen Junkfood aus dem Automaten sehr genossen. Dazu wurden belgische Fritten gereicht. Diese werden bekanntlich mit Rindertalg frittiert, was man gottlob nicht rausschmeckt. Jürgen und meine Löwin bestellten die Spezialität des Hauses, Kaninchen in dunkler Soße, ebenfalls mit Fritten. Um es kurz zu machen: Dieses Restaurant kann ich wirklich weiterempfehlen.
Nach diesem grandiosen Essen gingen wir noch etwas spazieren, bis auf Jürgen natürlich, der nicht mehr so gut zu Fuß ist. Über die Straße ging ein Weg in das Moor hinein, den wir so lange beschritten, bis wir an einem Wasserloch anhalten mussten und umkehrten. Hier war wohl vor ein paar Jahren ein Waldgebiet abgebrannt.
Auch das Moor war in Mitleidenschaft gezogen worden, aber man konnte deutlich erkennen, dass die Regeneration der Moorlandschaft in vollem Gange ist. Abseits des Weges sollte man sich übrigens nicht begeben, denn es kann leicht passieren, dass man in das Moor einsinkt. Als wir den Parkplatz wieder erreichten, ging es in der anderen Richtung weiter. Kroll verloren wir hierbei, er gesellte sich zu Jürgen, um noch ein Bier zu naschen.
Während ich mich mit Edith angeregt unterhielt, ließen wir eine kleine Kapelle hinter uns und gingen weiter. Immer weiter, bis ich dann irgendwann keine Lust mehr hatte und nach vorne zu Jenny und meiner Löwen rief, dass wir jetzt umkehren sollten. Wir sammelten Jürgen und Kroll ein und begaben uns auf den Rückweg nach Aachen.
Anschließend hockten wir noch ein wenig in Ediths Wohnung herum, bevor meine Löwin und ich bei mittlerweile angebrochener Nacht den Heimweg in unser Hostel antraten. Diesmal kannten wir den Weg schon, dafür war es in unserem Zimmer extrem stickig. Ich hatte große Probleme einzuschlafen und befürchtete schon, die Nacht wach in der Hotelhalle verbringen zu müssen. Aber irgendwie schaffte ich es dann doch, mit der Maske wegzunicken.
Als ich am nächsten Morgen erwachte, war meine Löwin schon angezogen und ging gerade los, um das Auto zu holen. Ich machte mich frisch und packte meinen Koffer, da kam meine Löwin auch schon angerauscht. Wir schafften die Beutekiste von Lambertz mit den Koffern unbeschadet ins Auto und fuhren zu Edith nach Hause, wo wir alle zusammen noch abschließend ein Frühstück einnehmen wollten.
Jopi, Ronja und beide erwachsenen Kinder (Charly und Nelly) waren auch zugegen, worüber ich mich sehr gefreut habe. Vielleicht zwei Stunden hatten wir noch sehr viel Spaß, wobei ich aber leider sagen muss, dass ich mich mit Jopi quasi gar nicht unterhalten hatte. Ich hatte mich auch etwas abseits hingesetzt, da es am Frühstückstisch dann doch etwas beengt war.
So war es am Ende kein leeres Versprechen, als wir unisono zum Abschied meinten, dass wir uns bald wiedersehen sollten. Meine Löwin wollte z.B. Ronja sowieso noch wegen Kräutern fragen. Dieses Jahr wird das zwar leider nichts mehr werden, aber Anfang nächsten Jahres könnten wir dies schon in Angriff nehmen. Nach Corona oder noch mittendrin, das sollte egal sein.
Auf der Rückfahrt hatten meine Löwin und ich lediglich einen kurzen Stau bei Bielefeld zu überstehen, dann waren wir kurz nach 16 Uhr zu Hause.
Dieses Wochenende war sicherlich anstrengend gewesen, aber es tat gut, mal wieder die "alten" Leute gesehen zu haben. Gern hätte ich mich während unseres zweitägigen Besuchs in Aachen etwas mehr mit Jürgen unterhalten, aber die Gelegenheit ergab sich leider nicht so wie gewünscht. Weder bei Georg am Freitag noch an diesen Samstag in Belgien, was ich im Nachhinein sehr schade finde.
Ich denke, dass ich die Gelegenheit nur dann gehabt hätte, wenn wir wie Kroll und Jenny bei Edith in der Wohnung geschlafen hätten und ich mit Kroll und Jürgen noch die eine oder andere Flasche Bier vernichtet hätte. Sei es drum, dann beim nächsten Mal.

Samstag, 11. September 2021

Hartmudo Dreiländereck 2/3

2
Der Wirt Georg, ein waschechter Grieche, war total begeistert von uns unerwarteten Gästen und versorgte uns mit Ouzo. Nebenbei vergaß er nicht, mit meiner Löwin und auch Jenny zu schäkern. Nach diversen Runden - das Spiel blieb beim 1:1 - waren meine Löwin und ich müde und latschten zu Fuß ins Hostel. Knappe 20 Minuten sollte es dauern, Google Maps erwies sich auch hier wieder als Ärgernis.
Wir bekamen es aber hin, die kühle Nachtluft blies unsere Köpfe dankenswerterweise wieder frei. Die stickige Luft im Zimmer war leider etwas nervig, doch zwei Bifi zur Nacht musste ich mir noch oral einführen. Zur Ergänzung tötete ich noch eine Tüte Haribo, erst dann war ich zum Einschlafen bereit.
Am nächsten Morgen waren wir früh wach und ausgeschlafen, Kopfschmerzen hatte ich so gut wie keine. Der hauchzart zu spürende Druck im Kopf verschwand nach dem Frühstück im Hostel völlig. Bei 6,90 € in Buffetform kann man nicht meckern, obwohl es nur gekochte Eier gab und die Brötchen etwas aufgebacken wirkten. Aber egal, der Tag konnte beginnen.
Um 13 Uhr war ein Treffen in Ediths Wohnung angesagt, bis dahin mussten wir durch sein. Denn wenn wir schon einmal in Aachen waren, wollten wir unbedingt den Werksverkauf von Lambertz besuchen. Nach einem erfrischenden Fußmarsch klingelten wir bei Edith, um den Autoschlüssel abzuholen. Den hatten wir ihr am Vorabend überlassen, damit sie den Wagen aus dem Parkverbot umparken konnte, falls die Politessen nach 9:00 Uhr auftauchen sollten.
Wir waren aber rechtzeitig da und fuhren auch gleich los, um unser Programm zu schaffen. Dass Edith schon so früh wach war, überraschte mich, aber sie war ja schon immer ein Frühaufsteher. Bis 13 Uhr würden wir wieder da sein, so war der Plan. Denn dann wollten wir nach Belgien fahren. Für meine Löwen und mich galt es nun, die Zeit so gut wie möglich zu nutzen.
Bereits auf der Hinfahrt hatte meine Löwin über Google recherchieren können, dass in Aachen nicht nur Lambertz, sondern auch Zentis beheimatet ist. Außerdem gibt es noch einen Lindt Werksverkauf, der uns aber gar nicht interessierte.
Den hatten wir gerade auf der linken Seite passiert, als wir kurz nach 9 Uhr in einem Aachener Außenbezirk endlich das Werksgelände von Lambertz erreichten. Wir krallten uns einen Einkaufswagen und betraten das Printen Paradies. Im Bereich Werksverkauf für Süßigkeiten und Snacks ist dies zweifelsfrei der größte Verkaufsraum, den ich bislang betreten habe.
unsere Beute von Lambertz

Es ist Mitte August - die Weihnachtsware ist schon da! Lebkuchenherzen mit oder ohne Füllung, Dominosteine, Vollmilch, weiß oder Zartbitter. Alles da, selbstverständlich auch die Aachener Printen. Schweineöhrchen, Ochsenaugen und last but not least jede Menge Kekspackungen. Ein Traum für jeden Zuckerjunkie!
Nach ca. einem Drittel des Ladens war unser Wagen bereits zur Hälfte gefüllt, als wir endlich die Päckchen mit der zweiten Wahl entdeckten. 400g Dominosteine für 1.99 € - das rockt! Wir schnappten uns noch den Überraschungsbeutel für 5 € und eine schöne Blechdose für Berta, dann gingen wir so schnell wie möglich zur Kasse.
Hatte ich schon die Lebkuchen erwähnt? Dass wir insgesamt weniger als 50 € zahlten, überrascht mich selbst jetzt noch. Und eins will ich hier nicht unerwähnt lassen: Sag zu den Aachener Printen niemals Lebkuchen, das mögen die in Aachen gar nicht. Obwohl niemand den Unterschied erklären kann...
Nun mussten wir nur noch unsere Beute im Hostelzimmer verstauen, denn nach Belgien konnten wir die Süßigkeiten bei diesem warmen Wetter schlecht mitnehmen. Am Hostel angekommen, wo wir selbstverständlich keinen Parkplatz kriegen konnten, fiel mir die ehrenwerte Aufgabe zu, die große Kiste mit den Lambertz Produkten über die Straße in das Hostel in unser Zimmer zu tragen und dort zu verstauen.
Da wir noch etwas Zeit hatten, begaben wir uns in die Innenstadt und fuhren in ein Parkhaus. Dort um die Ecke ist das Elisengalerie-Shopping-Center, für dass wir jetzt noch knapp eineinhalb Stunden Zeit hatten. In einem Laden namens Paprika erstand meine Löwin noch eine wunderschöne Bluse, welche für sie das eigentliche Highlight des Shopping Vormittags gewesen sein dürfte.
Etwas früher als 13 Uhr kamen wir in Ediths Wohnung an, um die Mannschaft beim Frühstück aufzuscheuchen. Da wir zu sechst nach Belgien hinüberfahren würden, brauchten wir zwei Autos. Deshalb schlich Kroll kurz vor 13 Uhr los, um seinen Daimler zu holen. Wir anderen warteten auf der Straße auf ihn, was sich als etwas langwierig herausstellte.
Doch dann ging es endlich los, denn wir waren um 13:45 Uhr im Schokoladenmuseum Darcis in Verviers angemeldet. Edith fuhr bei uns in unserem Auto mit. Auf der Strecke nutzten wir bei sonnigem Wetter die Zeit unter anderem für informative Gespräche über Ediths Kandidatur als Bundestagskandidatin für die Partei.
Um es vorwegzunehmen: dieser Teil Belgiens ist mehr oder weniger dreisprachig, so dass ich keine Verständigungsprobleme mit den Einheimischen bekommen sollte. Als wir Verviers nach kurzer Fahrt erreicht hatten, bekamen wir Im Schokoladenmuseum für lächerliche 8 € eine Führung inklusive eines kleinen Päckchens mit drei Pralinés.
Die Führung bestand zwar lediglich aus einem kleinen Lautsprecher, der per Bluetoothkontakt Texte vorlas, aber das reichte vollkommen aus, um die Geschichte der Kakaoverarbeitung und der Schokolade kennenzulernen. In einem kleinen Film erklärte uns Jean-Philippe Darcis, seines Zeichens Botschafter der belgischen Schokolade und Pionier in der Herstellung der Macarons, seine Philosophie.
Hier wird noch Wert auf Qualität gelegt, dies merkten wir sehr schnell, als wir die Pralines essen durften. Endlich konnte ich Edith's Aussage verstehen, die da meinte, dass sie keine Lindt Schokolade mehr angerührt hatte, seitdem sie diese Schokolade gegessen hatte. Passenderweise befand sich im Eingangsbereich des Gebäudes ein Shop, indem man die hochwertigen Schokoladen und Pralinés käuflich erwerben konnte.
Nebendran ist ein kleines Café, wo wir nach der Führung erst mal eine Pause einlegten und Leckereien von der Karte bestellten. Die Auswahl von einem Macaron und zwei Pralinés für 6,50 € wurde von meinen Mitstreitern favorisiert, während ich mir einen Schokomilchshake genehmigte. Dies schien mir bei den mittlerweile 30° Außentemperatur die bessere Wahl zu sein als der heiße Kakao, den die anderen konsumierten.

Mittwoch, 8. September 2021

H. Lecter: Alf

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Dieser schöne, denkwürdige und vor allem feuchtfröhliche Betriebsausflug ist allen Mitwirkenden sicherlich in bleibender Erinnerung geblieben. Vor allem unserer Amtsführung, die einige Jahre später dafür Sorge trug, dass ein Alkoholverbot bei Ausflügen angeordnet wurde.
Für mich selbst war nach dem Betriebsausflug im folgenden Jahr Schluss mit lustig gewesen. Da wurde die gesamte Belegschaft in einzelne Gruppen ausgelost und auf eine Schnitzeljagd in den Wald geschickt. irgendwann an einem der folgenden Tage wurde mir zugetragen, dass sich eine Kollegin, mit der ich mich auf dieser Schnitzeljagd eigentlich sehr nett unterhalten konnte, über mich beim Abteilungsleiter beschwert hatte.
Mein Atem hätte unangenehm nach Bier gerochen. Die dusselige Kuh hätte mir das aber ruhig selber sagen können. Im darauffolgenden Jahr nahm ich nicht mehr am Betriebsausflug teil, die anderen Trinker wurden ebenfalls von der zunehmenden Dominanz der Spaßbefreiten abgeschreckt.
Die vorwiegend weiblichen Kollegas, welche sich immer nur leise tuschelnd über ihre Probleme austauschten, gingen wahrscheinlich zum Lachen in den Keller. Wenn wir von der aktiven Trinkerjugend nicht gewesen wären, hätten sie in ihrem Leben wohl gar nicht gelacht. Schließlich hatten wir unsere Späßchen ja auch deshalb gemacht, damit gerade diese Leute endlich auch mal ein wenig lockerer werden würden.
Wie naiv wir doch alle waren! Zwar tauten diese Leute auf den Betriebsausflügen regelmäßig auf, aber was nützt das, wenn sie sich hinterher über dich das Maul zerreißen. Über diesen Punkt hatte ich mit Alf damals sehr häufig gesprochen. Er sah dies genau wie ich, konnte damit aber erheblich besser mit umgehen.
Ihm als aktives Mitglied der Kirchengemeinde störte dieses widersprüchliche Verhalten natürlich nicht, da zeigte sich Alf vollkommen schmerzbefreit. Er selbst und Detzer nahmen noch längere Zeit an den Betriebsausflügen teil, bis das ausgesprochene Alkoholverbot auch ihnen letztendlich den Spaß verdarb.
Doch was für die Betriebsausflüge im Sommer galt, das war natürlich bei den Weihnachtsfeiern komplett anders. Bekanntlich ist bei der Spezies der deutschen Büroarbeiter der Genuss von Alkohol bei den üblichen Jahresabschlussfeiern, gemeinhin auch Weihnachtsfeier genannt, Usus oder wird zumindest toleriert.
Das gilt übrigens auch für die Spaßbefreiten, von denen ich gesprochen habe. Selbst diese Leute trinken bei solchen Anlässen wenigstens ein Glas Glühwein und lassen bei dieser Gelegenheit durchblicken, dass sie doch nicht so ein trockenes und sprödes Leben führen, wie ich das ansonsten befürchtet hatte.
Vor allem zwei Weihnachtsfeiern sind mir da in Erinnerung geblieben. Da wäre zum einen der Besuch des Weihnachtsmarktes in Hildesheim und zum anderen die Weihnachtsfeier im Unions Heim in Salzgitter-Bad.
In den Neunzigern wurden die Weihnachtsfeiern tatsächlich im Dezember begangen, deshalb wurden sie auch gern als Jahresabschlussfeiern bezeichnet. Da konnte es auch vorkommen, dass wir mit dem Bus zu einem Weihnachtsmarkt gefahren sind.
Diese Feiern fanden grundsätzlich Mittwochs statt, dienstfrei war ab 14 Uhr. Erwähnen möchte ich an dieser Stelle noch, dass die Beteiligung wesentlich höher war als anlässlich der Betriebsausflüge im Sommer. So mussten bei Auswärtsfahrten auch immer zwei Busse angemietet werden.
In Braunschweig und in Goslar war ich auch mit dabei gewesen - das war aber in späteren, den Nullerjahren - und da auch schon mit wesentlich geringerer Beteiligung. In Hildesheim jedenfalls waren mal wieder die üblichen Verdächtigen unterwegs: Mike, der singende Slawe, Detzer, die rote Zora und natürlich meine Wenigkeit. Andere Akteure wie Max, Buck oder auch der Bär waren sicherlich auch schon mit dabei. Ich will jetzt ja nicht alle aufzählen, aber Frank-Walter muss ich hier erwähnen, da er bei anderen Aktionen eine wesentliche Rolle gespielt hatte.

Montag, 6. September 2021

Hartmudo Dreiländereck 1/3

1
Irgendwann Anfang des Sommers hatte sich Jürgen gemeldet, von dem wir sehr lange nichts mehr gehört hatten. Daraufhin entschlossen wir uns spontan, Edith und Jürgen in Aachen zu besuchen. Pocke buchte das A&O Hostel am Aachener Bahnhof für den 13. und 14. August. Meine Löwin und ich wollten Pocke und Patti mit unserem Auto mitnehmen, Kroll und Jenny gesellten sich noch hinzu und würden bei Edith in der Wohnung übernachten können.
Zwei Wochen vor dem Besuch mussten Pocke und Patti wegen anderer Termine leider absagen, so dass wir alleine anreisen mussten. Einerseits schade, andererseits stellte es sich aber als Vorteil heraus, weil meine Löwin und ich so freier agieren konnten. Beispielsweise wären wir zu viert niemals am Freitag morgen um 7 Uhr aus Braunschweig weggekommen.
Bei solchen Aktionen sind meine Löwin und ich halt hardcoremäßig unterwegs, da stehen wir sehr früh auf, um möglichst viel von dem Trip mitnehmen zu können. Wir kamen sehr gut bis Aachen durch, hatten keine Staus und waren bereits um 11 Uhr im Parkhaus in der Aachener Innenstadt. In einem Cafe setzten wir uns erst einmal mit einem Cappuccino in Ruhe hin, bevor wir mit den anderen Kontakt aufnahmen.
Die waren da noch beim Frühstück, denn Kroll und Jenny waren bereits am Donnerstagabend angereist. Uns war das ganz recht, weil wir so noch etwas neugierig durch die Stadt schlendern konnten. So konnte meine Löwin in einer Boutique ein wunderschönes Kleid erstehen, welches ihr ansonsten wohl kaum aufgefallen wäre.
Irgendwann am frühen Nachmittag meldete sich Kroll aus einem Schuhladen, in dem wir uns treffen wollten. Bei der Suche dieses Ladens mussten wir leider feststellen, das Google Maps in der Fußgängerversion kaum brauchbar ist. Wir irrten etwas hin und her, ehe wir über den Aachener Puff schließlich den Schuhladen erreichten.
Kleine Notiz am Rande: Die Kneipe auf dem Puff heißt Silbersack. Meiner Löwin war dieser Gang zwar etwas unangenehm, aber es waren ja sowieso lediglich zwei Fenster beleuchtet und damit bewirtschaftet.
Im Schuhladen war die Freude groß, als wir uns endlich trafen. Edith hatte ich ja schon seit bald zwei Jahren nicht mehr gesehen, Jürgen dagegen war gar nicht erst mitbekommen, weil er mit Kroll am Donnerstagabend wohl schon etwas vorgearbeitet hatte. Es dauerte nicht lange, bis die Frauen sich auf den Weg in eine andere Boutique machten.
Kroll und ich blieben zurück und suchten einen Freisitz, zumal er sich doch nicht zum Kauf der von ihm ausgesuchten Schuhe entschließen konnte. Glücklicherweise ergatterten wir noch einen Sitz im Schatten vor einer Studentenkneipe an irgendeinem Markt und bestellten sofort zwei große Kölsch.
noch ein Snack vor dem Puffbesuch

Bei nach wie vor schönem Wetter schwätzten wir mit mehreren Lehrern am Nebentisch, welche sich mit kleinen Bitburgern beschäftigten. Beim Klogang musste Kroll registrieren, dass der Kellner diese lüttchen Biere als Kinderbiere verunglimpfte. Kroll und ich denken da natürlich in größeren Dimensionen. Nach drei großen Dom Kölsch und langen Diskussionen über Politik und Gesundheit hatten die Frauen unseren Rückzugsort entdeckt und rissen uns mit.
Jetzt war meine Löwin gefragt, die das Auto aus der Parkgarage zum Hotel steuern musste. Gleich nach dem Einchecken und Abstellen der Koffer im Zimmer fuhren wir wieder los, da für uns um 18 Uhr ein Tisch im syrischen Restaurant reserviert war.
Das Restaurant namens Emessa bestach durch seine einfache, aber leckere Küche. Endlich war Jürgen auch zugegen und teilte sich mit Edith einen Grillteller. Meine warmen Teigfladen mit Paprikapaste als Vorspeise hätten mich alleine schon satt gemacht, aber ich musste ja unbedingt noch die im Teig eingewickelten Falafel bestellen.
Die waren so lecker; ich schaffte gerade mal die Hälfte und musste den Rest einpacken lassen und mitnehmen. Hinterher blieben sie natürlich im Wagen liegen und verschwanden am nächsten Tag womöglich in Ediths Mülleimer. Schade, denn dieses Essen war wirklich eins der besten in diesem Jahr, welches ich genießen durfte.
Derart zugefressen, war der Abend natürlich noch nicht zu Ende. Draußen war es nach diesem schönen Sommertag immer noch hell und wir hatten Jürgen ja gerade erst getroffen. Um den Abend ausklingen zu lassen, wollten wir uns in eine Kneipe bei Edith um die Ecke begeben.
Meine Löwin und ich planten, den Wagen vor Ediths Wohnung stellen, was sich allerdings als schwierig herausstellte. Wir stellten Google Maps auf Ediths Adresse ein und fuhren los, bloß um festzustellen, dass die vielen Einbahnstraßen so in Maps nicht angegeben waren. Zunächst verfranzten wir uns richtig, um dann vor Ediths Wohnung keinen Parkplatz zu finden. Daher dauerte es auch etwas länger, ehe wir uns alle bei Edith in der Wohnung treffen konnten.
Edith hatte Jürgen bereits zuvor in der Kneipe abgesetzt. Endlich brachen wir zur Kneipe auf und liefen die Straße hinunter. Unseren Wagen würden wir stehen lassen und am nächsten Morgen abholen, da wir vor dem Hostel eh keinen Parkplatz ergattert hätten. Nach circa 5 Minuten standen wir vor der Kneipe.
Schon von draußen vernahmen wir laute Geräusche von drinnen, es lief die Live-Übertragung des ersten Spiels der neuen Bundesligasaison. Wir waren im Laden namens "Zur kleinen Kneipe" - also bei Georg - angekommen und Jürgen hatte uns nicht zu viel versprochen.
Obwohl drinnen nicht geraucht werden durfte, erwies sich die Luft als sauerstoffarm. Ein knappes Dutzend an alkoholisierten Gestalten verfolgte bei Pullenbier das Duell Borussia Mönchengladbach gegen Bayern München, Zwischenstand 1:1 am Anfang der zweiten Halbzeit. Ein Typ, der besonders weit vorne lag, fiel mir direkt ins Auge.
Das giftgrüne Fan T-Shirt mit der 9 und Terodde hinten auf den Rücken wies ihn sofort als Schalke-Fan aus. Später am Abend glitt er noch elegant vom Barhocker herunter und musste sich von seinen Kumpels aufhelfen lassen. Überraschend, dass er noch gehen konnte.
Wir hatten das Glück, einen Tisch zu ergattern und bestellten Bitburger und Jever als Halbliter Pullen, Gezapftes gab es nicht. Die eiskalte Flüssigkeit bekam mir sehr gut und ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück, verfolgte die Gespräche meiner Freunde. Der Lärmpegel erwies sich als dermaßen hoch, dass ich kaum etwas von den Unterhaltungen verstehen konnte. Nach diesem stressigen Tag war mir das aber ganz recht, so dass ich die Atmosphäre in aller gebotenen Ruhe aufsaugen konnte.

Freitag, 3. September 2021

Contramann: kurz gesehen im September

https://www.deutschlandfunk.de/abzug-deutscher-soldaten-aus-afghanistan-der-nicht-empfang.720.de.html?dram:article_id=500426
„Die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt.“ Der damalige Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) äußerte diesen berühmten Satz zu Einsatzbeginn vor 20 Jahren. Sang- und klanglos sind jetzt die letzten Soldaten aus Afghanistan abgezogen worden, nicht ein Bundestagsabgeordneter, geschweige denn die noch amtierende Verteidigungsministerin, waren bei ihrer Ankunft in Deutschland erschienen.
Frau Kamp-Karrenbauer befand sich derweil in Washington. „Die Soldaten hätten wissen lassen, auf einen großen Bahnhof mit politischer Prominenz keinen Wert zu legen und lieber schnell zu ihren Familien gewollt.“ So weit der Kommentator des Deutschlandfunks, der noch weitere Gründe nennt.
Contramann hat dagegen eine andere Assoziation: Wie geprügelte Hunde schlichen sie heim. Mit diesem Ausspruch möchte ich nicht den gefahrvollen Einsatz der Soldaten schmälern. Auch nicht die Unterstützung durch die afghanischen Hilfskräfte, die jetzt alleingelassen wurden und um ihr Leben bangen müssen. Wenigstens denen und ihren Familien hätte man Asyl anbieten müssen, wenn man sich dort 20 Jahre lang als Retter der Freiheit aufspielt.
Dabei hatten zuletzt die Grünen und die Linke am 23.6.2021 vergeblich versucht, die afghanischen Hilfskräfte ausfliegen zu lassen. Das Vorhaben scheiterte im Bundestag an den Stimmen der Regierungskoalition sowie AfD und FDP:
https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2021/kw25-de-afghanische-ortskraefte-846934
Was für eine feige Bande unsere Politikerkaste (größtenteils) geworden ist. Größe erkennt man in der Niederlage, Unfähigkeit aber auch.

https://www.spiegel.de/ausland/nord-stream-2-angela-merkel-macht-wladimir-putin-ein-abschiedsgeschenk-a-fd78c43a-deef-4d20-9c96-1b302e663c49
Ein ätzender Kommentar. Der Autor Ralf Fücks ist der Direktor des „Zentrums Liberale Moderne“, einem von ihm und seiner Frau Marieluise Beck (beide Grüne) ins Leben gerufenen Thinktank, der sich für eine Westbindung Deutschlands und gute Beziehungen zu den US-Amerikanern stark macht. Letztere hatten ja auch kein Problem, eine nationalistische, in der Tradition der UPA stehende Regierung in der Ukraine zu etablieren.
Die Ukrainische Aufständische Armee (UPA) kämpfte ab 1942 mit der Wehrmacht gegen die Sowjetunion und kämpfte noch 5 Jahre nach Ende des Krieges in der Ukraine gegen die Sowjetunion weiter. Zwischenzeitlich hatte sich die UPA bei der Tötung von Juden beteiligt, aber auch mit sowjetischen Partisanen gegen die Deutschen gekämpft. Seit 2015 erkennt das ukrainische Parlament Mitglieder der UPA als Unabhängigkeitskämpfer an: https://de.wikipedia.org/wiki/Ukrainische_Aufst%C3%A4ndische_Armee ).
Man mag Putin ja als Diktator und gefährlich ansehen, aber mit Kommentaren wie „über die Köpfe der Ukraine hinweg“ positioniert sich Fücks als strammer Nato-Krieger wie schon Habeck, der in einer Waffenlieferung zur Unterstützung der aktuellen ukrainischen Machthaber auch kein Problem sah. Allein das UPA Abzeichen auf den Trikots der Ukrainer bei der letzten Fußball EM….
Ich bleibe dabei: Wer Grün wählt, wählt nicht die Friedensbewegung der 80er Jahre. In den USA hätten Grünwähler Trump gewählt.
Außerdem: Was geht das die US-Amerikaner an, wenn die Europäer Geschäfte untereinander tätigen?

https://www.heise.de/tp/features/Impfdebatte-Der-Staat-wird-uebergriffig-ohne-die-Bevoelkerung-zu-schuetzen-6147820.html
Auf den Punkt. Dieser Kommentar vergleicht die Strategie des Staates während der Corona-Pandemie und der Klimakrise. Die Autorin hat die perfide Schuldzuweisung an Ungeimpfte, die kurz vor der „Terrorismusschwelle“ zu Coronagefährdern erklärt werden, ohne dass überhaupt ein aktiver Schutz von Gefährdeten erwogen wird, gut herausgearbeitet. Anfang des Jahres wurde vom Gesundheitsminister noch propagiert, dass im Sommer diesen Jahres jeder ein Impfangebot erhalten haben sollte.
Die Geimpften wären danach geschützt, die Ungeimpften hätten ihre Chance gehabt und müssen dann mit ihrer Entscheidung halt leben, wenn sie schwer erkranken sollten. Was für mich gleichbedeutend mit der Aufhebung jeglicher Einschränkungen verbunden wäre. Zu einer Verweigerung der Übernahme von Krankheitskosten bei einer Infizierung von Ungeimpften kann ich nur den Kopf schütteln; Dann müsste man Raucher, Trinker, Bluthochdruckpatienten etc. ebenfalls mit Kosten persönlich belasten. Also quasi alle. Das wäre das Ende einer solidarischen Krankenversicherung. Selbst Leute, die das befürworten, werden wohl schwerlich in so einer Gesellschaft leben wollen.
Klimakrise: Die offensichtlichen Gefährder („dicke“ Autos, Vielflieger oder Kreuzfahrtschiffe) werden nicht angegangen. Im Falle der Corona-Pandemie werden Ungeimpfte einfach pauschal zu Gefährdern erklärt, obwohl auch Geimpfte weiterhin ansteckend sind. Der wissenschaftliche Beweis einer Alleinschuld von Ungeimpften fehlt und wird sich wohl auch nicht herleiten lassen.
Fazit: Wenn der Staat sich mit einer Impfpflicht durch die Hintertür durchsetzt, dann wird ein Grundrecht („körperliche Unversehrtheit“) verletzt und die Hemmschwelle zukünftiger Einschränkungen wird verringert. Hier gilt es aufzupassen – denn die individuelle Freiheit des Einzelnen war es doch, die den real existierenden Sozialismus der DDR überwunden hat. Oder?

https://www.heise.de/tp/features/Bundestagswahl-2021-Sternstunde-der-Demokratie-6172774.html
Ein klasse Beitrag auf Telepolis. Anhand der allzu plakativen Wahlslogans der etablierten (sprich im Bundestag vertretenen) Parteien zerpflückt er den „Kult“ um die alle 4 Jahre stattfindenden Bundestagswahlen. Der Wähler hat ja per se nicht wirklich die Möglichkeit, die Politik zu beeinflussen, da er lediglich Menschen wählt, die günstigstenfalls konkrete Punkte umsetzen wollen. Dass diese das auch tatsächlich tun, dafür bekommt der Wähler keine Garantie. Da erschallt keine Sirene und stoppt den Politiker, der seine Versprechen nicht umsetzt. Dabei geschieht dies ja nicht zwangsläufig böswillig; in der Regel kann sich der einzelne Abgeordnete lediglich durch Absprachen, Bündnisse etc. zu einem ernstzunehmenden Faktor entwickeln und aus dieser Position seine Versprechen umsetzen. Die dann natürlich dank der rauen Winde im Berliner Parlamentsviertel bis zur Unkenntlichkeit glattgeschmirgelt sind.
Zwischendurch blitzt immer mal wieder eine Kapitalismus- oder auch Systemkritik auf, denn eigentlich erfüllt die Wahl lediglich eine Alibifunktion, damit der Einzelne sich ernst genommen fühlt. Wichtig ist, dass die Wirtschaft läuft. Der „kleine Mann“ muss lediglich so passabel leben können, dass er seine Arbeitskraft nicht verliert. Er muss an seine Chance auf Wohlstand glauben und hoffen können, damit er im Hamsterrad auch brav mitläuft. Und an dieser Systematik wollen nicht mal mehr die Linken rütteln, obwohl sie sich wenigstens für ein auskömmliches Leben aller Bürger einsetzen.
Ich werde aber trotzdem wählen, damit jemand dafür eine Wahlkampfkostenerstattung erhält. Auch werde ich als Wahlhelfer dabei sein, damit ich noch einmal Zauber und Glanz des ursprünglichen Charakters einer freien und geheimen Wahl (dies zu ermöglichen, dafür haben Menschen gekämpft und sind dafür gestorben) erleben kann.