Dienstag, 27. Dezember 2022

Uncle Fester: grad gelesen Dezember 2022

James Corey - Persepolis erhebt sich (The Expanse 7)
Endlich habe ich sie alle zusammen! Mitte diesen Jahres ist der neunte und damit der Schlussband von "The Expanse" erschienen. Für diesen Moment hatte ich mir die letzten drei Bände aufgehoben. Und das war haargenau die richtige Entscheidung, denn im Expanse-Universum sind mehrere Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, vergangen und die Würfel der Handlung werden neu gemischt.
Und endlich steht die Besatzung der Rocinante wieder im Vordergrund. Als da wären Jim Holden, Naomi Nagata, Amos Burton und Alex Kamal, mittlerweile komplettiert durch Roberta "Bobbie" Draper und Clarissa Mao.
Wer die Fernsehserie gesehen hat, der kennt es schon: das Protomolekül. Dieses war für die Menschen der Schlüssel zu den Sternen. Das Volk der Erbauer hatte vor Äonen ca. 1300 Sternensysteme der Galaxis über Tore verbunden, welche alle in die langsame Zone, auch Ringraum genannt, führen.
Dieser kugelförmige Ort im Weltall war bis auf die verlassene Alien Station leer. Zumindest, bis die Menschen über die 1300 Tore in alle Winkel der Galaxis aufbrachen. In dem Ringen um die Vorherrschaft im Sol-System konnten die Gürtler endlich ihre Freiheit erkämpfen. Ihre "Transportgewerkschaft" kontrolliert auch die langsame Zone mittels des ehemaligen Siedlerschiffes Medina, welches in der langsamen Zone in der Nähe des Alien Artefakts für die Verkehrsregelung zwischen den Toren zuständig ist.
Doch jetzt zieht nach Jahren des Friedens eine neue Gefahr für unsere Helden auf. Bereits in einen der früheren Bände hatte sich der marianische Kommandant Winston Duarte mit einem Teil der Flotte über die Tore in das System Laconia abgesetzt. Dort befinden sich Fabriken der Erbauer, die Duarte in die Lage versetzt hatten, mithilfe des von ihm gestohlenen Protomoleküls drei technisch weit überlegene, weil halb biologische, Kampfschiffe zu bauen.
Mit einem von diesen gelingt es ihm, die Medina Station einzunehmen und darüber hinaus ins Sonnensystem vorzudringen, wo er die vereinten Kräfte der Gürtler, des Mars und der Erde vernichtend schlagen kann.
Exemplarisch für die faschistoide Gesellschaft der Laconier ist Santiago Jilie Singh, der von Duarte eingesetzte Gouverneur auf der Medina Station. Getrennt von seiner Familie, ständig voller Angst, etwas falsch zu machen, verwaltet er das Drehkreuz des Ringraums mit eiserner Hand. Und der Widerstand schläft nicht. Am Ende des Romans rächt es sich, das Singh seine Assistentin Colonel Tanaka geschasst hatte, weil sie seiner Ansicht nach zu nachsichtig mit der Besatzung der Medina Station umsprang. In Absprache mit Admiral Trejo, dem Captain der Tempest, lässt sie Singh ermorden, um ein Exempel zu statuieren.
Der Kampf gegen die Laconier wird von Camina Drummer, Vorsitzende der Transportgewerkschaft, geführt. Von einer Station des Mondes aus koordiniert sie die verzweifelten Bemühungen der Streitkräfte des Solsystems, um die Tempest aufzuhalten. Als alte Kämpferin der Gürtler ist sie fest entschlossen, den Gegner zu vernichten.
Doch als die Tempest dank der Technologie der Erbauer die Schiffe des Solsystems vernichtet, muss sie klein beigeben und ihre Niederlage eingestehen. Den letzten Schubser hierzu verpasst ihr Chrisjen Avasarala, die ehemalige Generalsekretärin der Vereinten Nationen, die es sich auch im hohen Alter nicht nehmen lässt, zu allem ihren Senf beizutragen. Ich wünschte, Selenskji würde denselben Weg einschlagen.
Aber dies nur am Rande. Unsere Freunde von der Rosinante sind derweil auf Medina gestrandet. Nach all den Jahren sind Naomi und Holden müde geworden, sie verkaufen ihre Anteile an Bobbie, die auch von den restlichen Crewmitgliedern als Captain anerkannt wird. Holden und Naomi wollen sich auf irgendeinem Planeten zur Ruhe setzen, kommen aber dank der Besetzung der Medina Station durch die Laconier gar nicht erst dazu.
Zusammen mit der restlichen Crew gehen sie dort in den Untergrund, um Singh und seine Soldaten zu bekämpfen. Anführer des Untergrunds ist Saba, der Freund von Camina Drummer. Saba führt einen Haufen alter Kämpfer der Gürtler und jungen Heißspornen an, die er nur mühsam unter Kontrolle halten kann.
Der Widerstand auf der Medina Station taucht ab und ordnet alles einem Plan unter: Der Eroberung der Gathering Storm, einem lakonischen Zerstörer mit der neuen Technologie, und der Zerstörung der Tempest mittels einer Antimateriebombe. Hierbei ist natürlich wieder mal die Rosinante und ihre Besatzung gefragt.
Doch bevor es zum großen Showdown kommt, gilt es, die momentanen Befindlichkeiten der älter gewordenen Besatzungsmitglieder näher zu beleuchten. Bobbie und Amos müssen sich, ihrem Naturell entsprechend, zunächst einmal ordentlich bügeln, ehe sie sich freundschaftlich in die Arme fallen können.
Clarissa Mao hingegen ist körperlich ein Wrack, ohne Unterstützung eines Autodocs, welcher ihr Blut ständig von Teilen des Protomoleküls reinigen muss, ist sie aufgeschmissen. Und doch ist sie es, die Naomi am Ende den Arsch rettet, als ein Überläufer die Sabotage des Schutzschirmes der Tempest zu verhindern droht.
In einem letzten Kraftakt setzt sie die Kräfte des Protomoleküls in ihrem Körper frei. Bei dieser Aktion stirbt sie, was Arnos verständlicherweise sehr traurig stimmt. Zu dem Zeitpunkt hatte sich Holden schon längst selbst geopfert, indem er sich den Laconiern zur Ablenkung ergibt.
Alex fliegt ein Ablenkungsmanöver mit der Rosinante und die Antimateriebombe zerstört die Tempest. Doch leider ist dies nur ein Teilerfolg, denn die Laconier haben bereits mit der "People's Home" ein zweites Schlachtschiff in den Ringraum platzieren können.
Der komplette Untergrund kann die Gathering Storm übernehmen und verstreut sich mit kleinen Schiffen in alle möglichen Systeme, um dort unterzutauchen. Auch die Rosinante ist dabei. Holden dagegen wird vom lakonischen Admiral Trejo ins lakonische Heimatsystem verbracht.
Da bleiben ja genug offene Fäden für den nächsten Teil übrig. Ja, einzeln kann man die Romane der Expanse-Serie nicht genießen. Da heißt es durchzuhalten. Wir sprechen uns zum achten Band wieder.

Freitag, 23. Dezember 2022

Warum spielt denn der Poldi nicht?

15
Mi. 22. Juni

Als ich heute Morgen zur Haltestelle des Busses wackelte, kamen mir zwei junge Typen entgegen. Früh um halb sechs waren sie noch im Fan-Outfit unterwegs. Einer hatte sich sogar eine Deutschland Fahne quasi als Toga umgeworfen.
„Lachen!“ rief mir der eine Typ entgegen, denn ich schaute etwas grimmig drein. Nicht wegen ihm, sondern wegen der Gräfin. Denn am Samstag hatte ich Post vom Sozialamt bekommen, als amtliche Zustellung. Mein Widerspruch gegen die Nichtberücksichtigung der Gebühren ihres Kontos wurde abgeschmettert.
Gestern Abend hatte es mich doch geprickt. Ich las mir endlich die Begründung der Ablehnung durch. Die Stadt Braunschweig argumentiert mit 2 Sozialgerichtsurteilen, nach denen wohl Kontoführungsgebühren Teil des Regelsatzes, ja auch des Barbetrages für Heimbewohner sei. Nachgeprüft habe ich es noch nicht, denn jetzt ist erst mal EM.
Was mich aber trotzdem richtig griffig macht, ist folgendes: Mit nicht einer Silbe sind sie auf mein Hauptargument eingegangen. Als da wäre, das die italienische Rente der Gräfin nur gezahlt wird, wenn sie ein Konto zur Überweisung hat. Die Gräfin will kein Konto mehr und hat es nur, damit die Italiener die Rentenzahlung nicht einstellen. Das von mir im Widerspruch erwähnte Urteil des Sozialgerichts - Stuttgart, glaube ich - betraf genau diesen Fall. Demnach sind die anfallenden Kontofùhrungsgebühren vom Einkommen abzusetzen bzw. zu erstatten.
Vielleicht schon am Wochenende werde ich die Urteile, nach dem der Widerspruch abgeschmettert wurde, bei Google checken. Sollten die Urteile sich nicht mit Konten befassen, die nur zum Rentenbezug oder ähnlichem bestehen, würde ich als Betreuer der Gräfin eine Klage ins Auge fassen. Dazu müsste mir das Amtsgericht evtl. Kosten des Rechtsanwalts zusichern. Ist dies nicht möglich, werde ich die Betreuung niederlegen.
Denn wegen meiner beruflichen Tätigkeit hätte ich da ein Problem. Erstens weiß ich, das mein Arbeitgeber die Kontofùhrungsgebühren in solchen Fällen als Kosten absetzt, das habe ich im Vorfeld schon erfragt. Und zweitens würde ich normalerweise den Willen der Gräfin umsetzen. Das Konto kündigen, egal, was da kommt.
Die Rente würde eingestellt werden und das Sozialamt müsste über 500,- € jeden Monat zuschießen. Denn wenn das Heim die Gräfin hinauswerfen würde, weil die Stadt den Fehlbetrag nicht übernimmt, müsste die Stadt die dann obdachlose Gräfin trotzdem unterbringen. In dem Heim, in dem sie schon ist. Das wären 500,- € monatlich mehr an Sozialhilfe, weil irgendwelche übereifrigen Rechtsfreunde im Sozialamt 3,99 € monatlich sparen wollen.
Doch dank meiner Kenntnisse im Sozialrecht würde man mir Vorsatz unterstellen, eine Strafanzeige würde drohen und ich wäre meinen Job los. Da bin ich lieber die Betreuung los. All diese düsteren Gedanken waren heute morgen in meinem Kopf.
Erst im Bus beruhigte ich mich wieder. Ein gutes Buch wirkt da Wunder. "Das Signal"von Patrick Lee ist ein herausragend guter Thriller, der nur leicht die Science Fiction streift. Das ist die bei weitem bessere Unterhaltung als Musik über das Smartphone, was viele andere Pendler gerne machen. Oder Whatsapp die ganze Zeit. Brrr.
Wenigstens lief der Zahllauf auf der Arbeit gut. Dann nach Hause, meine Löwin war noch bei Frida zum Friseurtermin. In aller Seelenruhe drückte ich mir 2 kalte Burger, die ich ja gestern noch abgegrillt hatte, in meinen Körper hinein. Alsdann E-Mails checken, ein bisschen Bürokrams und kurz vor Spielbeginn auf den Crosstrainer. Das Training hatte ich in den letzten Tagen leider etwas vernachlässigt.
Und wie der Teufel es will, ging der Crosstrainer ausgerechnet dann kaputt, als meine Löwin gerade nach Hause kam. Ganz große Klasse. Ich hoffe, wir können das Gerät noch einmal reparieren. Ausgerechnet jetzt. Mist. Dazu erklingen im Fernsehen schon die Nationalhymnen vom 18.00 Uhr Spiel.
Gruppe F. Das ZDF entschied sich für Ungarn gegen Portugal. Meine Löwin und ich hegen große Sympathien für das Überraschungsteam aus Island, aber von dieser Paarung erwarteten wir das schönere Spiel. Österreich gegen Island klingt eben nicht gerade sexy.
Die Portugiesen starteten dann auch gleich munter drauf los und hielten die Ungarn in der Defensive. Von denen kam gar nichts, denn sie mussten ja auch nicht. Ungarn war schon fürs Achtelfinale qualifiziert. Und dennoch gingen sie in Führung nach 20 Minuten, es war ihr allererster Torschuss. Das könnte es für Portugal gewesen sein.
Aber die Mannen um Cristiano Ronaldo gaben nicht auf. Die Portugiesen sind das Team mit den meisten Torschüssen im Turnier, allein die Ausbeute war bislang erbärmlich. Es sah auch nicht wirklich nach einer drückenden Überlegenheit aus, die ungarische Abwehr geriet auch nicht ins Schwimmen. Als ich den Pausenpfiff schon herbeisehnte, um noch ein Glas von der gar köstlichen Waldmeisterbrause aus dem Kühlschrank zu holen, da schlugen sie aber doch noch zu.
Ein herrlicher Pass von CR7 in den freien Raum, millimetergenau auf den hineinlaufenden Nani und schon klingelte es im Kasten von Kiraly. Ein wunderbares Tor zum Ausgleich, damit waren die Portugiesen wieder im Achtelfinale. Zur Pause konnte meine Löwin eine gutklassige Partie konstatieren, obwohl kurz vor dem Ausgleich noch unser Nachbar klingelte. Er war genervt, weil unsere Hauswartin die Zeit gestoppt hatte, in der er die Einfahrt zum Hof versperrte.
Sicher muss er ausladen, die Frage ist aber, wie lange so etwas dauert. Ohne es selbst genau gemessen zu haben, fiel mir schon im Frühjahr auf, das er seinen Lieferwagen mindestens eine halbe Stunde einfach so da stehen ließ, obwohl er seine Einkäufe schon längst in der Wohnung hatte. Wahrscheinlich laberte er noch mit seiner Frau. Nach dem Motto: Egal, wer raus will, kann sich ja melden. Dann fährt er ihn sofort weg... Wers glaubt...

Mittwoch, 21. Dezember 2022

GuterPlatzzumBiertrinken: Herbstmarkt

Sonntag, 11. September. Heute ist ein historisches Datum, obwohl zur Zeit der Tod von Queen Elizabeth II vor drei Tagen alles überschattet. Aber beides ist nicht der Grund, weshalb ich mich heute wieder aufs Fahrrad gesetzt hatte.
Heute ist endlich wieder Herbstmarkt in Groß Schwülper, auf dem meine Löwin für die Jugendarbeit des örtlichen Angelvereins Fischbrötchen verkauft. Für mich als Radfahrer hat dies eine ähnliche Bedeutung wie der Klassiker Mailand - San Remo für die Profis. Und dieses Mal musste ich die Strecke (nach zweijähriger Pause) nicht alleine fahren.
Hotte hatte sich mir angeschlossen; nach längerer Zeit wollten wir zusammen endlich wieder eine Rutsche unternehmen. Heute passte dies hervorragend, da sich die große Hitzewelle verabschiedet hatte. Da für heute Regen angesagt war, telefonierten wir am frühen Morgen und einigten uns auf 11.00 Uhr als Starttermin unseres Ausfluges.
Treffpunkt war natürlich wieder das Einkaufszentrum "Weißes Ross" Celler Ecke Ring. Vorsichtshalber zog ich mir meine Regenjacke über, da der graue Himmel nicht gerade vertrauenserweckend aussah. Vorher pumpte ich die Reifen noch auf fünf Bar auf, was laut Hotte ein Risiko darstellte, weil ein alter und poröser Reifen bei einem so einem hohen Druck leicht platzen könnte.
Doch dieses Risiko ging ich gerne ein, da ich augenblicklich einen viel leichteren Tritt hatte, was mir die Tour erheblich erleichtern sollte. Hotte dagegen musste seine Reifen noch aufpumpen; er konnte seinen Vorderreifen um knapp eine Daumenbreite eindrücken. Deshalb fuhren wir zuerst auf das Ringgleis kurz vor der Ernst-Amme-Straße, wo durch Spenden eine feste Fahrradpumpe installiert werden konnte.
Leider war der Aufsatz dieser Pumpe für Hottes Fahrradventil ausgeleiert, so dass der Schlauch nicht hielt und wir unverrichteter Dinge zur nächsten Tanke fahren mussten. Hotte gönnte seinen Reifen nicht einmal drei Bar, seine Reifen sind auch erheblich breiter als meine, so dass das wohl in Ordnung geht.
Treffen am weißen Ross

Und endlich waren wir auf der Spur. Bei diesigem, aber trockenem Wetter rollten wir über Ölper und Watenbüttel nach Hülperode. Nein, wir holten uns dort keine Pausendose, sondern fuhren weiter über Walle nach Groß Schwülper.
Erwähnenswert ist hier die Abkürzung entlang am Fluss und über die lange Steigung direkt nach Groß Schwülper. Normalerweise ein hartes Stück Arbeit, doch heute tat ich mir die Steigung nicht an und stieg vom Rad ab. Wer sein Rad liebt...
An der Straße angekommen, konnten wir unsere Räder bergab laufen lassen und waren nach kurzer Zeit in der Ortsmitte angekommen, wo wir unsere Räder überdacht parken konnten. Nachdem wir unsere Räder abgeschlossen hatten, gingen wir noch um die Ecke und betraten den Herbstmarkt.
So spät am Vormittag war schon einiges an den Ständen los. Dort gab es Schmuck, Geldbörsen oder auch Kerzen und ähnliches zu kaufen. Selbst an einem Vorwerkstand kamen wir vorbei. Mir fiel da nur ein, dass der Kobold jetzt out ist. Dyson ist angesagt!
Endlich erreichten wir den Getränkestand; der Schriftzug "Härke Pils" prangte oben an dem Dach. Folgerichtig wurde dort auch nur Wein und Sekt verkauft, was für uns bedeutete, sofort weiterzugehen. Lange mussten wir nun nicht mehr suchen, denn der Stand von Wolters befand sich keine 20 Meter weiter entfernt. Zu unserer großen Freude schenkten sie das kühle Nass in den klassischen 0,25 Liter Saftgläser aus. 3 € pro Finkennapf ist allerdings ein stolzer Preis.
...sind so kleine Biere...

Auf der Rückseite des Bierwagens ergatterten wir einen bequemen Stehplatz und laschten schnell mal drei Becher weg - jeder. Frauen mögen ja gern über Mode und Schuhe reden. Oder über ihre Ehemänner. Hotte und ich hatte da andere Themen.
Dessen ungeachtet knurrte uns irgendwann der Magen, in der Nähe befand sich glücklicherweise ein Bratwurststand. Der Duft von dort hatte uns die drei Becher über begleitet und Appetit gemacht. Ich muss sagen, dass ich selten eine bessere Bratwurst gegessen hatte. Derart gestärkt wandten wir uns der Fischbrötchenbude zu, welche sich in unmittelbarer Nähe befand.
Doch meine Löwin und Mary, die dort auch immer wieder gern mitarbeitet, waren gerade mit Brötchen schmieren und belegen beschäftigt, drehten uns deshalb den Rücken zu. Daher gingen wir erst einmal weiter. Bei dieser Gelegenheit hatte ich doch glatt Angel-Arnd übersehen.
Für diesen Lapsus entschuldigte ich mich sofort, drängte Hotte und mich aber weiter, da ich dringend austreten musste. Vor dem Gemeindehaus, ein Stückchen weiter, lief ich Charles, seiner Schwiegermutter und seiner Tochter Celine in die Arme. Der Kontakt verlief sehr kurz, denn die drei befanden sich bereits auf dem Rückweg nach Hause.
Auf dem Rückweg zur Fischbude organisierte ich noch gewohnheitsgemäß eine große Tüte Schmalzkuchen für die insgesamt drei schwer schuftenden Damen hinter der Theke. Ein Fischbrötchen wollte ich nicht mehr essen, zumal ich mich nach kurzer Zeit in einer mir unangenehmen Situation befand.
Während sich Hotte links von mir befand, kam von vorne Angel-Arnd auf uns zu. Nahezu gleichzeitig begrüßten mich unsere Kegelgeschwister Nina und Ulf von hinten. Ich war wie üblich überfordert, weil ich mich mal wieder bemüßigt fühlte, mich mit all diesen Menschen, welche sich untereinander nie gesehen hatten, gleichzeitig unterhalten wollte.
Als dann noch Ninas Bruder mit Familie auftauchte, setzte bei mir endgültig der Fluchtreflex ein. Einerseits rief mich die Ferne, andererseits wollte ich niemanden vor den Kopf stoßen. Zu meiner großen Erleichterung kam dennoch eine Unterhaltung zwischen uns allen zustande, so dass meine leichte Panikattacke vorüber ging und ich mich beruhigte.
Irgendwie schafften Hotte und ich es, uns unverdächtig zu lösen. Wir hielten uns nicht mit billigen Formalitäten auf und verabschiedeten uns zügig. Gerne hätte ich mit Angel-Arnd wie üblich ein Bier getrunken. Und das Treffen bei Nina und Ulf im Harz letztens mussten meine Löwin und ich krankheitsbedingt absagen, daher hätte ich mich gerne mit den beiden noch etwas länger unterhalten.
bei den Rieselfeldern

So aber nahm mir Nina das Versprechen ab, dass meine Löwin und ich die beiden im Harz bald besuchen. Dies alles gleichzeitig stellt für mich eine starke psychische Belastung dar, was für viele sicherlich unverständlich ist. Mit solchen Situationen kann ich nur sehr schwer umgehen, weiß allerdings selber, dass es anderen ähnlich geht.
Bloß bin ich wohl der einzige, der sich derart in Selbstzweifel hineinsteigert. Egal, Hotte und ich fuhren bei der angenehmen Witterung haargenau dieselbe Strecke zurück. An der Tankstelle in Hülperode kaufte ich noch zwei Halb-Liter Dosen Wolters, welche wir auf dem Parkplatz vor den Rieselfeldern leerten.
Dort knallte zwischenzeitlich die Sonne mit sommerlicher Kraft auf uns herunter. Nach dem Bier und einem wiederum netten Gespräch rissen wir den Rest des Rückweges routinemäßig herunter und trennten uns am Ringgleis kurz vor dem Klinikum Celler Straße.
Nach knapp 30 km und einer angenehmen Radtour stellte ich mein Fahrrad in den Keller. Trockenen Fußes erreichte ich meinen Heimathafen, konnte allerdings mein Unterhemd nach dem Ausziehen auswringen. Kurz gesagt: Ich war schweißgebadet.
Ist halt ein komisches Klima zur Zeit. Und ein Fischbrötchen hatte ich auch nicht gegessen. Dabei war das doch sonst immer das Highlight auf den Märkten in Groß Schwülper. Egal, im Dezember machen die ja auch einen Weihnachtsmarkt. Dann halt wieder.

Samstag, 17. Dezember 2022

Udorallala: Hasselhoff

Von Knight Rider habe ich bis heute nicht eine Folge durchgeguckt. Meine Löwin hingegen war und ist Fan jener Kultserie der 80er Jahre, welche seinerzeit auf RTL lief. Über Baywatch brauche ich wohl keine Worte zu verlieren. Das hatte ich selbstverständlich auch gemieden, David Hasselhoff war für mich in all den Jahren mehr oder weniger eine Witzfigur.
Mit "I've been looking for freedom", dem Song, der während des Falls der Berliner Mauer dauernd gespielt wurde, konnte er sich in Deutschland unsterblich machen. Auch so ein Song, bei dem ich normalerweise das Radio ausschalte.
"The Hoff", wie er von seinen Fans liebevoll genannt wird, hatte irgendwann starke Alkoholprobleme bekommen. Diesbezüglich kursieren diverse Videos im Netz, mittlerweile jedoch hat er seine Alkoholprobleme überwinden können.
Alles in allem hätte dies mich nicht dazu bewegen sollen, eine neue Serie mit ihm - ausgerechnet auf RTL Plus - anzuschauen. Doch dass er sich - ähnlich wie Jean-Claude Van Damme - auf die Schippe nimmt, hatte mich neugierig gemacht. Hinzu kam, dass die Serie von den Machern von "Dogs of Berlin" entwickelt wurde.
Und tatsächlich wurde ich nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil! Allein der Schluss der ersten Folge ist ein Highlight der ansonsten eher biederen deutschen Fernsehunterhaltung. Doch mal immer der Reihe nach.


David Hasselhoff ist 70. In den USA erhält er nur noch miese Rollen, möchte aber seine Karriere noch einmal durchstarten. Seine Tochter und Managerin verschafft ihm ein Engagement in Deutschland in einem Theaterstück - im herrlich abgewrackten Görlitz. Dort soll er die Hauptrolle in einem amerikanischen Bühnenstück übernehmen.
Eine weitere Hauptrolle ist für Henry Hübchen vorgesehen, der sich übrigens auch selbst spielt. Als Hübchen Hasselhoff gesteht, dass er Ende der 80er Jahre Hasselhoff für ein Netzwerk des DDR Geheimdienstes anwerben wollte, war ich schon gefesselt.
Passend dazu spielt Hasselhoff den alten Sack glaubwürdig und überaus sympathisch. Sein ständig überraschter Blick, wenn er mal wieder einen Zeitsprung erlebt (oder war er einfach nur eingeschlafen?) zeigt überdeutlich, dass David Hasselhoff keinesfalls Herr des Geschehens ist. Doch "The Hoff" macht das Beste draus.
Dieser rührend naiv-ehrliche Umgang mit Problemen, wenn er sich wie weiland Michael Knight aufbaut und genau das Richtige sagt, wirkt hier ausnahmsweise nicht lächerlich wie in Knight Rider oder Baywatch. Denn in dieser Serie ist David Hasselhoff ein Getriebener, der sich zwischen dem Netzwerk alter östlicher Geheimdienste und dem Emir eines arabischen Phantasiestaates, der hier als Bösewicht fungiert, aufreibt und sich letztendlich dazu entscheidet, für die gerechte Sache zu kämpfen.
Das Theaterstück ist eigentlich nur eine Tarnung für ein Attentat auf den Emir, aber dies stellt sich erst später heraus. Bis dahin sorgen die mimosenhaften Schauspieler und der genervte Regisseur des Theaterstücks für gute Unterhaltung. Die weibliche Hauptdarstellerin Andra Shandra, ein Social Media Star, sorgt dann auch für das angesprochene Highlight am Ende der ersten Folge, als sie bei einem Gerangel in Hasselhoffs Hotelzimmer auf eine Bombe fällt und wie ein Luftballon zerplatzt.
Das ganze Zimmer ist mit Knochen und Fleischfetzen übersät, Hasselhoff kommt gar nicht mehr klar und der Zuschauer fühlt mit ihm. Nach und nach wird Hasselhoff von Hübchen in die Verschwörung hineingezogen. Die neue Hauptdarstellerin ist eine absolute Zicke und der ermittelnde Kommissar, gewollt angelegt in einer Mischung aus Kojak und Columbo, stellt Hasselhof unangenehme Fragen zum Verschwinden von Andra Shandra, vor allem nach dem Fund ihrer Leiche.
Für die größten Lacher bei uns sorgte der Lkw-Fahrer auf der Autobahn, der den vermeintlichen gegnerischen Agenten (wunderschön: Das Brecheisen hinter sich herziehend wie einst Javier Bardem in "No Country for Old Men") verjagt und David Hasselhoff als Mitglied des A-Teams verortet.
Je weiter die Story voranschreitet, umso mehr kristallisiert sich eine Parallele zu „DejaVu" mit Denzel Washington heraus. So erlebt David Hasselhoff nicht nur Zeitsprünge, sondern kann etwaige zukünftige Szenarien im Voraus durchspielen und dadurch verhindern, dass das Attentat auf den Emir scheitert.
Keine Frage: David Hasselhoff spielt sich selbst glaubwürdig. Man nimmt ihm seine Frustration, aufs Altenteil abgeschoben worden zu sein und nur noch auf schlechte Rollen besetzt zu werden, einfach ab. Dass er kein Robert de Niro, Bruce Willis oder Cary Grant ist, wird allerdings auch überdeutlich.
David Hasselhoff verfügt halt nur über eine eingeschränkte Mimik und Gestik, darüber können auch die eingestreuten Gesangs- und Tanzeinlagen nicht hinwegtäuschen. Und doch stellt er in dieser Serie Henry Hübchen gewaltig in den Schatten. Hübchen kann mehr, das wissen wir alle. Doch hier spielt er den ehemaligen Ost-Agenten derart mürrisch und nahezu emotionslos, dass man sich irgendwann fragt, ob man dessen Rolle nicht besser mit jemand Anderem hätte besetzen sollen.
Dies ist sicherlich ein sehr kleiner Wermutstropfen, da die Serie ansonsten rundherum überzeugt. Eine derartig anspruchsvolle Produktion hätte ich RTL niemals zugetraut, Respekt. Dank kleinerer Cliffhanger wäre sogar eine zweite Staffel denkbar, da wäre ich mal gespannt drauf.
Obwohl sich die selbstironischen Szenen zwangsweise totlaufen müssen, bietet der Plot noch genügend Entwicklungsmöglichkeiten. Surrealistische Serien a la „Dark" oder „Stranger Things" haben ja gerade Hochkonjunktur, da müsste für David Hasselhoff auch noch Platz sein.
Auf alle Fälle solltest Du Dir diese Serie anschauen, falls Du die häufig wirren Tatort-Banalitäten eben nicht für anspruchsvoll, sondern nur noch für verkopft und schlecht hältst.

Dienstag, 13. Dezember 2022

Alan Freed 2/4

2
Wir schreiben das Jahr 1953. Alan Freed ist 32 Jahre alt und ein Discjockey, wie man ihn heute leider nicht mehr in unseren Radiostationen zu hören bekommt. So spielt er beispielsweise mit dem "C-Jam-Blues" einen "jumping jazz tune" vor, in dem er mitten im Song ein enthusiastisches "Aw, go!" über die Bläser und das Xylophon schreit.
Freed stöhnt, singt und schlägt auch noch auf ein dickes Telefonbuch ein, wobei er das Mikrofon absichtlich eingeschaltet lässt. Keine Frage, hier in Cleveland war Alan Freed Anfang der 50er Jahre ein Star, der seine jugendlichen Fans mit neuer Musik und frischen Ideen bekannt machte. Nicht unerwartet sahen die Erwachsenen in ihm hingegen einen Rattenfänger, der die Jugend auf den Weg in die Kriminalität lotsen würde.
Doch die Zielgruppe der „Moondog Rock and Roll Show“, ein jugendliches und vor allen Dingen auch weißes Publikum, war nach den schwierigen Zeiten der vergangenen Kriege auf Konsum und Freizeitvergnügen eingestellt und interessierte sich nicht für die rassistischen Vorurteile ihrer Väter und der Politiker. Da versteige ich mich jetzt zu der Behauptung, dass Alan Freed seinen Teil zur späteren Aufhebung der Rassentrennung beigetragen hatte.
Innerhalb von 18 Monaten wart Freeds Sendung dank der Musik der „Schwarzen“ die absolute Numero Uno der Kids. Schnell zogen die anderen kleinen Sender nach und zwangen dadurch die arrivierten und größeren Sender zum Umdenken.
Und Freed sonnte sich in seinem Erfolg. Sehr schnell begeisterte er sich für die Musik und seine jungen Fans, obwohl er anfänglich noch gezögert hatte. Als die Popularität seiner Moondog Show zugenommen hatte, beschloss er schließlich, eine der beliebten Tanzveranstaltungen mit Rhythm & Blues Stars durchzuführen.
Sein "Moondog Coronation Ball" vom 21. März 1952 wurde ein voller Erfolg, leider aber nicht im positiven Sinn. Die fast 10.000 Zuschauer fassende Cleveland Arena war bereits ausverkauft, die Tickets gingen bereits am ersten Verkaufstag komplett weg. Schlauerweise hängte Freed einen zweiten Tag an die Veranstaltung dran, aber leider waren die dafür bestimmten Karten mit einem Druckfehler versehen.
The Moondog Cannonball
Kurz gesagt: Gleich am ersten Veranstaltungstag erschienen sämtliche 20.000 Besucher. Da war das Chaos selbstverständlich vorprogrammiert. Als viele Besucher versuchten, die Halle zu stürmen, beendete die Polizei kurzerhand das wohl allererste Rock 'n' Roll Festival der Geschichte bereits während des ersten Auftritts von Paul "Hucklebuck" Williams.
Der konnte gerade mal einen Song bringen. Leider habe ich den Namen des Titels nicht eruieren können. Dieser Misserfolg beeinträchtigte Alan Freeds Karriere keineswegs - im Gegenteil. Ein Platz in den Geschichtsbüchern war ihm sicher, obwohl die Veranstaltung abgesagt werden musste, kaum dass sie begonnen hatte. Der "Moondog Coronation Ball" gilt unter Historikern immer noch als das erste Rock n' Roll Konzert überhaupt.
Stattdessen wurde Freed immer populärer. Schließlich unterschrieb er am 8. September 1954 einen Vertrag beim Radiosender WINS in New York. Bereits kurz nach seiner Ankunft dort wurde ihm von einem Straßenkünstler namens Thomas Louis Hardin eine Klage wegen der Benutzung seines Künstlernamens angedroht, so dass Freed seinen Spitznamen aufgeben musste. Deshalb wähllte für seine Late-Night-Show den Namen "Rock 'n' Roll Party".
Kleine Anekdote am Rande: Der Name des Straßenkünstlers war Thomas Louis Hardin und der hatte witzigerweise auch den „Blues for a Moondog“ von Todd Rhodes geschrieben.
Wie bereits erwähnt, hatte Alan Freed den Begriff "Rock and Roll" bereits in Cleveland verwandt, allerdings lediglich, um seine Show zu beschreiben. Er spielte dort nicht diese Musik, die gab es da noch nicht. Wir reden da eher über Jazz und Rhythm & Blues.
Fälschlicherweise wird Freed bis heute zugeschrieben, dass er den Begriff Rock 'n' Roll geprägt hätte, um die neu entstandene Musikrichtung zu beschreiben. Wahrscheinlich war es der schwarzen Vokalgruppe „The Dominoes“ mit ihrem großen Hit „Sixty Minute Man“ (#1 der R&B Charts, #17 im Pop), welcher Alan Freed zur Verwendung des Begriffes Rock ‚n‘ Roll inspirierte. Der eher zweideutige Text beinhaltete den Begriff Rock ‚n‘ Roll. Immerhin hat sich heute die korrekte Ansicht durchgesetzt, das "Rock 'n' Roll" lediglich ein Slangausdruck der Schwarzen für Sex gewesen war.
Unbestritten bleibt es jedoch sein Verdienst, den damaligen Hype um den Begriff "Rock 'n' Roll" ausgelöst und angefacht zu haben. Dies erreichte er nicht nur durch seine Show, sondern auch durch Konzerte wie Tanzveranstaltungen, die er in New York und anderen Städten veranstaltete. Diese zogen sowohl weiße als auch schwarze Jugendliche an, woraufhin er von den Honks als Rassenmischling und Schlimmeres beschimpft wurde.
Für die Medien dagegen wurde die neue Musik des Rock 'n' Roll schnell zum "Anstifter zur Jugendkriminalität" hochstilisiert, Alan Freed wurde als Haupttäter bezeichnet. Auch Elterngruppen oder Kirchenführer sorgten dafür, dass diese obszöne Musik zu einem großen Teil aus dem Radio verbannt wurde. Doch all dies konnte den Erfolg der neuen Musikrichtung nicht aufhalten, wahrscheinlich befeuerte er eher diesen zusätzlich noch.

Sonntag, 4. Dezember 2022

Contramann: kurz gesehen im Dezember

https://www.welt.de/politik/deutschland/article241747161/Ukraine-Krieg-Forderung-von-Muetzenich-an-Baerbock-loest-Kritik-aus.html
Huch, was ist da los? Der SPD Fraktionschef Rolf Mützenich forderte Ende Oktober von der Außenministerin Baerbock, dass sie im Ukraine Krieg verstärkt eine diplomatische Lösung anpeilen sollte. Er berief sich auf aktuelle Umfragen, nach denen 60% der Deutschen mehr diplomatische Bemühungen fordern.
Oder lag sein Ausscheren aus der allgemein vorgegebenen Kriegseuphorie nicht doch eher daran, dass er auf einer kursierenden Terrorliste der ukrainischen Regierung von Putin-Unterstützern auftaucht? Einer Liste, die laut ukrainischer Regierung gar nicht existiert. Der frühere Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk, hatte jedenfalls vehement bestritten, dass eine derartige Liste existieren würde.
Wobei Glaubwürdigkeit und Melnyk zwei Begriffe sind, die nun wirklich nicht zusammen gehören. Aber egal, warum Mützenich eine diplomatische Lösung fordert: Baerbock setzt sich sowieso drauf. Wenn sie allerdings meint, Leben in der Ukraine durch Waffenlieferungen an die Ukraine retten zu können, dann irrt sie gewaltig.
„Günstigstenfalls“ verlängert sie damit den Krieg, den die Ukraine unweigerlich und langfristig nur verlieren kann. Und je länger der Krieg dank westlicher Waffenlieferungen dauert, umso mehr Menschen werden sterben. Dies kann sogar ein Fünftklässler begreifen, aber offenbar nicht ein „Master in Public International Law“.

https://www.n-tv.de/politik/Scholz-ist-ein-politischer-Zwerg-article23667676.html
Yanis Varoufakis wurde als griechischer Finanzminister berühmt, als er sich 2015 gegen die europäische - insbesondere deutsche - Bevormundung bei der Schuldenregierung des griechischen Staates stellte. In diesem Interview stellt er den amtierenden Bundeskanzler als kleines Würstchen hin.
Insbesondere bemängelt Varoufakis, dass Europa nicht wirklich als Einheit agiert. Als Hauptschuldigen dieses Verhaltens sieht er Deutschland, das dank seiner wirtschaftlichen Stärke sein eigenes Süppchen kocht, notfalls auf Kosten der schwächeren EU-Mitglieder. Ein Olaf Scholz hat in seinen Augen auch nicht das Format, um über den eigenen Tellerrand der deutschen Interessen hinauszublicken.
Ich denke da wie Varoufakis, dass der eher schwache Kanzler Scholz gerade die wirtschaftliche Stärke der europäischen Gemeinschaft dank der kritiklosen Umsetzung amerikanischer Interessen hintertreibt.

https://www.kreiszeitung.de/deutschland/corona-neue-who-studie-impfungen-schuetzen-doch-nicht-am-besten-vor-91896918.html
Nein, wie überraschend: Über zwei Jahre lang wurde uns erzählt, dass lediglich eine hohe Impfquote eine Vielzahl an Coronatoten vermeiden kann, weil sich dadurch eine große Verbreitung der Krankheit in der Bevölkerung eindämmen ließe. Eine Überlastung der Intensivstationen galt es ja zu vermeiden.
Ende 2022 wissen wir es besser, nicht zuletzt dank einer aktuellen Studie der WHO. Aufgrund der wesentlich „sanfteren“ Omnicron-Variante bietet eine überstandene Erkrankung in Verbindung mit einer Grundimmunisierung durch eine Impfung den besten Schutz vor einer schweren Erkrankung. Ein alleiniges Boostern bringt hier nicht mehr Sicherheit.
Dass eine Impfung die Weitergabe des Virus verhindern würde, ist inzwischen längst widerlegt.
Daraus folgt eigentlich auch, dass die Impfgegner, welche in den letzten 2 Jahren von Politikern, Medien und Impfenthusiasten gern als Schwurbler bezeichnet worden waren, mit ihrer Meinung doch nicht so weit von der Wahrheit entfernt waren.
Doch anstatt wenigstens zu behaupten, dass man dies gar nicht hätte wissen können (was nicht stimmt) und Fehler nun mal passieren, werden diese neuen Erkenntnisse nicht kommentiert. Es soll wohl Gras über die ganze Angelegenheit wachsen. Was für ein trauriges Bild unserer ach so aufgeklärten Gesellschaft, das die Menschen nicht einmal mehr Fehler zugeben können.

https://www.rubikon.news/artikel/verbrecher-seid-ihr
Da gehe ich mit. Passiert zu den vorherigen Bemerkungen zu den doch etwas übertriebenen Coronamaßnahmen hier ein Verweis zu einem wichtigen Buch, dass man sich unbedingt anschaffen sollte.
In diesem Buch von Marcus Klöckner und Jens Wernicke werden die übelsten Zitate der „Corona-Jahre“ aufgeführt und die jeweiligen Hassredner benannt.
„Möge die gesamte Republik mit den Fingern auf sie zeigen“. Und weil eben das nicht passieren wird, sollte man sich dieses Buch immer dann vornehmen, wenn mal wieder eine Meinung über die Medien durchgedrückt werden soll.

https://www.nachdenkseiten.de/?p=90346
Oskar trifft es auf den Punkt. Quo Vadis, Olaf Scholz? Bei seinem Staatsbesuch in Vietnam forderte er ausgerechnet die vietnamesische Regierung auf, den russischen Angriff auf die Ukraine zu verurteilen. Als ob die nicht genug schlechte Erfahrungen mit einem Angriffskrieg einer Weltmacht und Bruch des Völkerrechts (wahllose Napalmangriffe auch auf die Bevölkerung) gemacht hätten.
Aber Olaf Scholz ist ja bekanntlich auch jemand, der sich nicht erinnern kann - siehe den Wirecard-Prozess. Seine Forderung an die Vietnamesen... einfach nur peinlich.

Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“

Freitag, 2. Dezember 2022

Contramann: Sanktionen gegen Russland

In den letzten Monaten, was sag ich: seit Jahren, gehen die Meinungen zu jeweils aktuellen politischen Themen weit auseinander. Man kann hier durchaus schon von einer Spaltung der Gesellschaft sprechen. Egal ob Coronavirus oder Ukraine-Krieg: Als Meinungen gehen nur Pro oder Contra.
Beide Seiten stehen sich unversöhnlich gegenüber. Erschwerend hinzu kommt, das sowohl die im Bundestag vertretenen Parteien (mit Ausnahme der AFD - schlimm genug) in ungewohnter Eintracht mit Leitmedien konsequent eine Linie vertreten. Wer diese nicht teilt, wird gerne in die rechte Ecke zur AFD gestellt (Corona) oder aber zum Putinversteher erklärt (Ukraine-Krieg). Zugegebenermaßen ist dies meine Sicht der Dinge. Ich stimme nicht mit der vorherrschenden Politik überein.
Drehen wir das ganze spaßeshalber mal um: Eine Minderheit der Bevölkerung steigert sich in eine Antihaltung zum Staat hinein und verhält sich damit unsolidarisch. Da muss konsequent dagegen gegangen werden, um unsere Demokratie zu schützen. Denn diese Leute drohen unwiderruflich ins rechte Lager abzuwandern, deshalb darf man auf deren Argumente nicht eingehen und muss sie notfalls niederbrüllen. Habe ich echt so erlebt.
Du siehst, auch von dieser Seite aus betrachtet ist keine Kompromissfähigkeit zu erwarten. Dabei ist doch der Kompromiss an sich seit Jahrzehnten die Seele unseres politischen Alltags. Auf alle Fälle ist die der Leitmeinung entgegenstehende Gruppe größer, als es sich im Bundestag oder in sämtlichen Medien ausdrücken mag.
Selbst bei nur knapp über 10% an AFD Wählern sollte man davon ausgehen, dass man eine derart große Anzahl an Menschen nicht dauerhaft aus dem politischen Diskurs ausschließen kann, es sei denn, man hebelt wesentliche Freiheitsrechte unserer Verfassung aus. Inwieweit sich eine derartige Gesellschaft noch von Autokratien wie Russland oder China unterscheidet, kann sich wohl jeder selbst ausmalen.
Auf alle Fälle konnte ich in meiner persönlichen Umgebung bereits des öfteren vernehmen, dass sich die Menschen bewusst aus politischen Diskussionen heraushalten, weil sie befürchten, dadurch berufliche oder private Nachteile zu erleiden. Es beruhigt mich keineswegs, dass ich mit diesen, auch meinen, Ängsten nicht alleine bin.
Denn der Druck, der vor allem über die sogenannten Qualitätsmedien in Wort, Schrift und bewegten Bildern ausgeübt wird, ist schon immens. Da bleiben die meisten Mitmenschen lieber bei einer Mehrheitsmeinung, welche tagtäglich über uns ausgeschüttet wird. Sich eigene Gedanken zu machen, scheint in Deutschland mal wieder out zu sein.
Mich erinnert die momentan vorherrschende Stimmung an jene Kriegseuphorie, die sowohl zum ersten als auch zum zweiten Weltkrieg geführt hatte. Momentan ist ja eine Neuverfilmung von "Im Westen nichts Neues" auf Netflix zu bewundern. Mein Tipp: Schaut euch die amerikanische Tonfilmfassung von Lewis Milestone aus dem Jahre 1930 an und überlegt dann noch einmal gründlich, ob ihr immer noch der Meinung seid, das Waffenlieferungen an die Ukraine diesen Krieg beenden können oder ob eine diplomatische Initiative zum Erreichen eines Waffenstillstands nicht die bessere Alternative darstellt.
Ach ja, die Sanktionen. Als die linke Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen Anfang November eine kleine Anfrage an die Bundesregierung unter dem Titel "Erfolgskontrolle der Sanktionen gegen Russland" stellte, bekam sie als Antwort im Prinzip folgendes Eingeständnis: "Der Bundesregierung liegen keine Erkenntnisse im Sinne der Fragestellung vor".
Das bedeutet auf gut Deutsch: Sie wissen es nicht. Genau dasselbe gilt für die Aufarbeitung der Corona Schutzmaßnahmen. Die Verantwortlichen in der Politik kennen die Auswirkungen nicht und haben auch kein Interesse, etwas darüber herauszufinden.
Ausbaden können dies zum Beispiel die Kinder, die wahrscheinlich vollkommen nutzlos viele Einschränkungen im Schulbetrieb hinnehmen mussten. Und Politiker wie Medien haben natürlich keine Fehler gemacht, das Desaster war ja nicht absehbar.
Die Leute, welche vor den Folgen gewarnt hatten, wurden als Schwurbler hingestellt. Da kommt jetzt noch nicht mal das Eingeständnis, dass diese Leute richtig gelegen hatten. Von einer Entschuldigung für die Sanktionen bzw. Hetze gegen die Maßnahmengegner will ich gar nicht erst sprechen. Wobei...
Über Corona spricht ja schon keiner mehr, das Thema ist wohl schon zu ausgelutscht. Auch die Medien halten sich zu diesem Thema merkwürdig bedeckt. Und der deutsche Michel vergisst die noch vor kurzem vorgeblich riesigen Gefahren, wenn er nicht mehr permanent daran erinnert wird. Da vergisst er sogar die Aufarbeitung der getroffenen Maßnahmen.
Es ist halt mal wieder gut gegangen. Irgendwie. Bloß nicht für zukünftige Katastrophen etwas lernen oder zu verbessern, nur: "Ich kann das Thema einfach nicht mehr hören." In Sachen Ukraine Krieg wird es auch immer ruhiger. Da befürchte ich den gleichen Effekt.
Hinterher geht alles seinen gewöhnlichen Gang, nur dass einige Leute unverschämt reicher geworden sind, während für andere Existenzen weggebrochen wurden oder sich der gewohnte Lebensstandard abgesenkt hatte.
An und für sich sollte den Leuten, welche die Sanktionen gegen Russland befürworten, die Gelegenheit gegeben werden, dies für sich in Ihrem persönlichen Alltag umzusetzen. Die Befürworter dieser Sanktionen sind doch garantiert bereit, auf russisches Gas und Erdöl komplett zu verzichten.
Also, liebe Leute: Lasst Eure Autos stehen und heizt mit Pellets oder Kohle! Moment! Holzpellets, Kohle... CO2-technisch ist das ja Käse. Aufs Heizen könnt ihr doch sicherlich komplett verzichten. Wird ja ein warmer Winter, hat der Habeck auch gesagt. Und wenn einer weiß, was abgeht, dann ist es der Habeck. Das meine ich jetzt ausnahmsweise nicht sarkastisch, oder doch?

Sonntag, 27. November 2022

Uncle Fester: grad gelesen November 2022

Thomas Eisinger - Hinter der Zukunft
Wie ich auf diesen Roman gekommen bin, weiß ich nicht mehr. Zuerst hatte ich vermutet, dass ich ihn von Kroll zum Geburtstag bekommen hatte. War jedoch nicht so. Da habe ich den Roman wohl doch irgendwo im Netz gefunden, auf alle Fälle hatte mich dieses Zukunftsszenario extrem stark angesprochen.
Es geht hierbei um eine autoritäre Gesellschaft in Deutschlands naher Zukunft, wobei die Corona Maßnahmen als Startpunkt zum Umbau in diese faschistische Diktatur genommen werden. Bereits auf den ersten 100 Seiten hatte mich diese Dystopie mehr als gefesselt, ich hielt quasi das deutsche "1984" in Händen.
Ähnlich wie George Orwell hat es Eisinger geschafft, eine beklemmende Zukunftsversion zu schaffen. Hatte Orwell lediglich die faschistischen und kommunistischen Diktaturen der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts zum Vorbild für seine Dystopie nehmen können, so greift Eisinger zusätzlich noch auf die modernen Techniken des Marketings und Framings unter Mithilfe technischer Überwachungsgeräte zurück.
Und noch ein weiterer Vergleich fiel mir bei der Lektüre von "Hinter der Zukunft" ein: Der Film "Brazil", das Meisterwerk des Monty Python Mitbegründers Terry Gilliam. Wenn ich es mir recht überlege, ist Brazil sogar der bessere Vergleich, weil auch Eisinger sich eine positive Einstellung zum Leben vorbehält, welche bei der üblichen Grimmigkeit der Orwellschen Werke unter den Tisch gefallen war.
Lediglich der Umstand, dass Thomas Eisinger Mitbegründer der AFD war, aus der er sich 2013 wieder verabschiedet hatte, stimmte mich ein wenig nachdenklich. Krolls süffisante Frage, ob Eisinger die AFD zu links gewesen sei, kann ich jedoch nach Lektüre des Buches klar verneinen. Er ist kein Björn Höcke.
Deshalb fällt mir doch gleich noch eine weitere Parallele zu 1984 auf: Orwells Klassiker wurde lediglich als Kritik an kommunistischen System verstanden. Derart falsch wurde es mir in der Schule beigebracht, denn der Überwachungsstaat in 1984 setzt kein kommunistisches System voraus, denn Orwell wollte lediglich vor einer Allmacht des Staates warnen.
Und da sollten wir tunlichst nicht vergessen, dass auch der nationalsozialistische Staat aus einer Demokratie heraus entstanden war. Die Dystopie von Eisinger entspringt unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung. Und bloß weil er mal AFD Mitglied war, sollte man ihm nicht unterstellen, dass er diese unsere Staatsform ablehnt.
Befürchtungen von Salonlinken, moderat Konservativen und Liberalen, dass die AFD ein rechtsradikales System in Deutschland wieder einführen würde, teile ich ebenfalls. Dies aber nur, weil die politische Linke in Deutschland schon seit Jahren lediglich die Rechten bekämpft, anstatt eine eigenständige soziale Politik im Kontrast zur jeweiligen Regierung zu propagieren.
Hier erkennt man eine weitere Parallele zur Endphase der Weimarer Republik. Die Bekämpfung der Nazis ohne eine eigenständige soziale Politikalternative trieb die Opfer der Weltwirtschaftskrise förmlich zu den Nazis.
Nun haben wir aktuell eine Rot-Grün-Gelbe Ampelkoalition an der Regierung. Und eine vergleichbare Regierung ist der Start in den totalitären Staat der Dystopie von Eisinger. Aber genug der Theorie, kommen wir zur Handlung.
Robin Hochwaldt ist unter seinem Künstlernamen LU-Magic einer der besten Gamer in dem Videospiel "Game of Trumps". Als er in diesem Onlinegame die Meisterschaft gewinnen kann, wird er automatisch zum Spitzenkandidat der Partei "Jugend für die Zukunft" bei der unmittelbar bevorstehenden Bundestagswahl.
Die langjährige regierende Bundeskanzlerin Milena Grosse-Strümpel von der Klimapartei hatte damit nicht gerechnet, als sie das Wahlalter auf 12 Jahre herabsetzen ließ. Aber sie macht als Vizekanzlerin weiter; Robin Hochwaldt nimmt ihre Hilfe anfangs sehr gerne an, aber mit der Zeit bekommt er mit, wie er von ihr manipuliert wird.
Dass Robin mit der Zeit die traurige Wahrheit erfährt, liegt vor allem an zwei Personen: Carla Baudis ist ehemalige Mitarbeiterin im Amt für Schuld und Scham. Im Amt, in dem sich die Leute selbst und auch andere denunzieren können, bekommt Carla Gewissensbisse und klärt schließlich Robin über wahren Vorgänge in diesem düsteren Land auf.
Robins Opa Kurt hatte ihm den Sieg im Onlinegame erst mittels eines illegalen Kompressors ermöglicht. Kurt hatte da seine letzten Lebenspunkte verspielt, wurde "abgeholt" und ins "Lager" gebracht. Nur mit sehr viel Glück und seiner Stellung als Bundeskanzler kann Robin Kurt vor dessen elendigen Tod sprechen.
Als Milena Grosse-Strümpel Carla Baudis hinrichten lässt, werden Robin endlich die Augen geöffnet und er geht zum Gegenangriff über. Mit Hilfe von Lars Bergammer im Fernsehstudio, dessen Geschichte nebenbei ebenfalls erzählt wird, kann er das schändliche Spiel Milenas vor einem Millionenpublikum entlarven und somit die Wende einleiten. Endlich bekommen die Menschen ihre Freiheit zurück.
Die zugegebenermaßen simple Story verblasst bei diesem Szenario, bei dem einem Angst und Bange wird. Dieses diktatorische System existiert lediglich in Deutschland, im restlichen Europa läuft alles normal. Dies ist unverkennbar eine Parallele zur aktuellen Corona Politik.
Das ganze Leben wird in Coints gemessen. Jeder Mensch startet sein Leben mit 300.000 Coints. Jeglicher Co2 Verbrauch, wie z.B. Essen oder Autofahren, wird davon abgezogen. Sind die Punkte verbraucht (mit ca. 65 Jahren), wird man abgeholt und ins Lager gebracht.
Dort wird man sich selbst überlassen, ohne Nahrung und medizinische Hilfe, und stirbt in der Regel innerhalb eines Monats. Alle Menschen sind verpflichtet, sich jeden Abend vor dem Fernseher zum "Pray for the Future" einzufinden. Selbst kleine Kinder spionieren ihre eigenen Eltern nach Co2 Verbrechen aus. Schon in der Schule werden Sie dahingehend erzogen, das sie mit 12 Jahren ihre Eltern hassen und in ein staatliches Heim umziehen.
Wie in 1984 ist das System nahezu perfekt. Es gibt kein Entrinnen - dennoch hat Eisinger ein Happy - End eingebaut. Denn im Roman wie in der Realität gilt: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Mittwoch, 23. November 2022

Warum spielt denn der Poldi nicht?

14
Di. immer noch 21. Juni

Zeit für einen Jägermeister also, Amarula für meine Löwin. Scheiß auf das Metex, woll! Leider mussten Pocke und ich den Jägermeister allein bekämpfen, weil Wolfgang und Patti nicht wollten. Egal. Es entspann sich ein interessantes… genau, Gespräch statt Spiel. Denn nach dem 1:0 verflachte die Partie zusehends.
Unsere Gäste konnten berichten, das es mittlerweile in ihrem Unternehmen (seines Zeichens der größte Automobilhersteller Süd-Ost Niedersachsens incl. der dazu gehörigen Bank) zu ihrer großen Zufriedenheit etwas legerer zugeht. So brauchen die Männer nicht mehr mit Anzug und Schlips rumlaufen.
Dies alles soll einen Teil der neuen Führungskultur darstellen. Ich argwöhnte, dass dafür eine Menge Geld für Schulungen und Seminare in teuren Hotels draufgegangen sein müssten. Für Sachen, die eigentlich selbstverständlich sein sollten. Patti konnte dies nur müde lächelnd bestätigen.
Pocke berichtete über seine positiven Erfahrungen mit der „myTaxi“ App. Services wie „Rbnb“ kamen ebenso zur Sprache, als wir die Anreise zum Bierfestival in Berlin Anfang August absprachen. Selbst Wolfgang zeigte reges Interesse, meine Löwin freute sich auch schon. Es läuft wohl auf Anfahrt am Samstag, Rückfahrt am Sonntag hinaus. Und egal ob Flixbus oder eigenes Auto – wir pennen wohl bei Urmel und nicht über Rbnb in irgendeiner Wohnung.
Wolfgang war vom Essen total begeistert. Irgendwann während unserer Diskussion fragte er unvermittelt: "Du bestellst bei Lieferando Pizza?"
Ich verstand nicht, warum er diese Frage stellte. Nach einiger Bedenkzeit zuckte ich mit den Achseln und sagte matt: "Manchmal..."
Wolfgang ließ jedoch nicht locker und wiederholte seine Frage. "Du bestellst Pizza bei Lieferando, obwohl die Löwin so gut kocht?"
Er konnte es einfach nicht glauben, wieso ich so dämlich bin. Endlich begriff ich und musste auch gleich lächeln ob seines indirekten Lobes über die Kochkünste meiner Löwin. "Ja klar", meinte ich dazu. "Wenn sie nicht kochen möchte!"
Und auch ich möchte an dieser Stelle noch einmal ein ausdrückliches Lob an meine Löwin aussprechen. Sie betonte zwar vehement, das ihr bei den Burgern, die sie frisch gewolft hatte, das Paprikapulver ausgerutscht sei und die Burger deshalb etwas bitter schmecken würden, aber ich kann diese Einschätzung wahrlich nicht bestätigen. Sie waren super, Patti und Pocke waren ebenfalls begeistert.
Zwei Steaks aßen sie noch, dann konnten auch sie nicht mehr. Die Schweinenackensteaks musste ich noch abgrillen, die werden wir kalt vertilgen müssen. Pocke und ich tranken dazu noch einige Jägermeister. Im Hintergrund endete derweil das Spiel Deutschland gegen Nordirland mit 1:0. Nichts war mehr passiert und der neue Mann vom FC Bayern, Joshua Kimmich, war der beste Mann auf dem Platz.
Polen schlug die Ukraine ebenfalls mit einem 1:0, so dass beide Spiele erwartungsgemäß mit einem Sieg der Favoriten endeten. Deutschland spielt deshalb als Gruppensieger am Sonntag in Lille. Die Polen sind ebenfalls weiter und selbst Nordirland ist als Gruppendritter in der nächsten Runde dabei, denn es sind jetzt schon 2 Gruppendritte schlechter.
Kurz vor 21.00 Uhr und den Spielen der Gruppe D war Wolfgang müde und wollte nach Hause. Nur noch ein Pils.. Dann stürzte Pocke noch eins auf ex…. Wolfgang nahm Pocke und Patti gleich mit in die Heimat. Davor hatte Patti dankenswerterweise noch den Tisch abgeräumt, den Rest machten meine Löwin und, allerdings weniger, ich im Anschluss. Wir durften einen unterhaltsamen Abend erleben, keine Frage.
Zum Abschluss des Abends kam für uns lediglich das Spiel Spanien gegen Kroatien in Frage. Das zweite Spiel in der Gruppe, Tschechien gegen die Türkei, interessierte uns nicht sonderlich, hatten doch beide Teams bisher enttäuschende Leistungen gezeigt. Übrigens: Den bereits abgedrehten Grill musste ich nochmals anwerfen, weil meiner Löwin auffiel, das ich Schnarchsack noch einige Patties im Kühlschrank vergessen hatte. Genau wie die Süßkartoffeln, die ich eigentlich im Backofen machen wollte. Sie lagen schon auf dem Backblech, ich hätte den Ofen einfach nur anmachen müssen. Schade eigentlich.
Nach sechs Minuten schoss Spanien das 1:0. In diesem hochklassigen Spiel steigerten sich die Kroaten anschließend enorm und erzielten kurz vor der Halbzeit den viel umjubelten Ausgleich. Meine Löwin und Sushi erlebten das leider nicht mehr mit. Der Tag war für meine Liebste anstrengend genug gewesen. Sie hatte sich wegen der Handwerker extra einen halben Tag frei genommen und die meiste Zeit gewirbelt, bis sich das böse Knie wieder meldete. Da war selbst meine in den letzten Tagen an ihren Beinen ausgeführte, wenn auch amateurhafte, Lymphdrainage erfolglos, wenn auch entspannend.
Die zweite Halbzeit des Spiels schaute ich allein in meiner Kemenate. Ungestört, auch kein gleichzeitiges Rumdaddeln auf dem Tablet oder Smartphone. Ich ließ also den Tag locker ausklingen, ähnlich wie Sergio Ramos, der in der 72. Minute einen unberechtigten Strafstoß versemmelte.
Drei Minuten vor Ende schoss Perisic den 2:1 Siegtreffer für die Kroaten, der nicht einmal unverdient war. Da waren die Iberer wohl etwas zu lässig gewesen – oder können die etwa nicht mehr? Ist ja auch eine alte Truppe.
Danach sah ich noch die schnelle Zusammenfassung der Paarung Tschechei gegen Türkei. Ein zwischenzeitliches Umschalten auf Sat 1 hatte ich mir bei dieser Begegnung erspart, wie vorher am Abend auch schon. Da hatte ich gemerkt, dass das auch kein Verlust gewesen war.
Sah in dem Bericht aber nicht schlecht aus, was die Türken da spielten. Sie gewannen das Ding verdient mit 2:0 und die Spieler wie ihre Anhänger im Stadion jubelten bei den Toren, als ob sie gerade den Titel geholt hätten. An der Huperei kurze Zeit später merkte ich, dass sie sogar einen Autokorso in Braunschweig veranstalteten.
Da sie aber auch nur 3 Punkte haben, müssen die Türken morgen Abend auf Hilfe der Teams aus den letzten beiden Gruppen hoffen, um viertbester Dritter und damit letzter Achtelfinalteilnehmer sein zu können.
Für die Tschechei dagegen hat die Warterei ein Ende. Für mich die Qual, diese Trümmertruppe bei diesem Turnier noch einmal sehen zu müssen. Die Kroaten sicherten sich überraschend den Gruppensieg und die Spanier haben für sich eine schwere Achtelfinalpartie gebucht, in der der Gegner wohl Belgien oder Italien heißt.

Samstag, 19. November 2022

Hartmudo: Fußball 2/2

Leider ist es auch bei den abgerissenen, sogenannten Traditionsvereinen wie Rot Weiß Essen, 1860 München oder eben Eintracht Braunschweig unerlässlich, aufs Geld zu schauen und die Einnahmen zu maximieren, um sich im Profifußball behaupten zu können. Und allein damit kann man eine Menge erreichen, wie das Beispiel von Kaiserslautern zeigt.
Die waren eigentlich schon pleite und wären beinahe schon sportlich in die Regionalliga abgerutscht. Doch mit irgendwelchen Finanzierungstricks konnten die Gläubiger befriedigt und so ganz nebenbei ein wettbewerbsfähiges Team aufgestellt werden. Woher die auf einmal das Geld hatten, zu Beginn der Rückrunde der letzten Drittliga-Saison mit Terrence Boyd einen der besten Stürmer der dritten Liga zu verpflichten, ist mir immer noch schleierhaft. Dann noch Dirk Schuster als Trainer...
Ganz so finster sah es beim BTSV im finanziellen Sektor nicht aus, aber das dauernde Auf und Ab in den letzten Jahren hatte doch an der Substanz gezehrt. Die Nachwuchsförderung musste eingestellt werden, trotzdem gelang im Sommer der erneute Aufstieg in die zweite Liga. Und anders als zwei Jahre zuvor hatte die Eintracht diesmal etwas Geld in die Hand genommen.
Die Verpflichtung von Immanuel Pherai und Anthony Ujah hätte ich den Verantwortlichen vor der Saison nicht zugetraut. Selbiges gilt auch für Keita Endo und Ron-Thorben Hoffmann im Tor, obwohl beide diese Saison bislang keine große Rolle gespielt haben.
Momentan ist die Hinserie mit einer englischen Woche abgeschlossen worden. Eintrachts Bilanz: Zwei Heimniederlagen und ein Auswärtspunkt. Das ist eine magere Ausbeute gegen drei Konkurrenten im Abstiegskampf, aber neben Pherai waren auch weitere wichtige Spieler verletzt gewesen.
So überwintert der BTSV auf Rang 14; einen Punkt vor einem Abstiegsplatz. Da wird der Sportdirektor Vollmann in der Winterpause noch einiges zu tun haben, denn wie sich in der englischen Woche gezeigt hatte, ist der zweite Anzug nicht wirklich konkurrenzfähig. Da muss etwas passieren.
Wenn Ujah und Pherai nicht auf dem Platz stehen, ist die Eintracht sehr leicht auszurechnen und augenscheinlich nicht in der Lage, die erforderlichen Chancen herauszuspielen, um ein Spiel siegreich zu beenden.
Aber im Moment schaut die Fußballwelt nach Katar, wo die 22. Fußball-Weltmeisterschaft ausgetragen wird. Zum ersten Mal wird eine WM im Winter ausgetragen, weil die Temperatur in Katar schon mal auf über 50 Grad klettern kann.
Jetzt im November ist es dort vergleichsweise kühl; gerade mal 30 Grad Celsius werden dort sein, wenn die weltbesten Mannschaften nach vier Jahren wieder aufeinandertreffen. Ohne die Russen versteht sich, denn die Sportler sollen für den Ukraine-Krieg büßen, den nicht sie, sondern die Politiker angefangen haben.


Land

Titel

Vize

HF

4telF

 Punkte

1

Deutschland/DDR

4

4

6

5

 63,0

2

Brasilien

5

2

4

6

 61,0

3

Italien

4

2

2

2

 45,0

4

Argentinien

2

3

0

5

 34,0

5

Frankreich

2

1

3

2

 29,0

6

Uruguay

2

0

3

2

 22,0

7

Niederlande

0

3

2

1

 21,0

8

England

1

0

2

8

 19,0

9

Jugoslawien/Kroatien  

0

2

3

2

 17,5

10

Schweden

0

1

3

3

 16,0

11

Spanien

1

0

1

4

 13,0

12

Ungarn

0

2

0

3

 13,0

13

CSSR/Tschechei

0

2

0

2

 12,0

14

Österreich

0

0

2

2

   7,0

15

Polen

0

0

2

1

   7,0

16

UDSSR/Russland

0

0

1

5

   7,0

17

Belgien

0

0

2

1

   6,0

18

Portugal

0

0

2

0

   5,0

19

USA

0

0

1

1

   3,5


Passenderweise findet die WM daher in einem vorbildlichen Staatswesen statt. Dank schlechter Sicherheitsvorkehrungen und erpresserischen Arbeitsverhältnissen sind 16000 Bauarbeiter, welche aus dem Ausland verpflichtet worden waren, gestorben. Homosexualität ist dort strafbar, von Frauenrechten hat man dort auch noch nie etwas gehört.
Dafür hat man dort reichlich Erdöl und Erdgas, das reichte offensichtlich, um sich eine WM kaufen zu können. Es existieren ergo reichlich Gründe, um diese Veranstaltung zu boykottieren. Und gerade in den vergangenen Wochen gab es unzählige Boykottaufrufe. Allein... das wird die Zuschauer nicht von den Fernsehbildschirmen weglocken können.
Die Menschen werden eher kriegsmüde (Ukraine), als dass sie vom liebsten Kind der deutschen Fernsehunterhaltung lassen würden. Selbstverständlich wird dies niemand zugeben wollen, zumal man sich bei der WM Vergabe vor ca 10 Jahren mit breiter Brust hingestellt hatte und die WM garantiert boykottieren wollte.
Ich selbst hatte mich seinerzeit wahrscheinlich ebenfalls derart positioniert, bin jetzt allerdings wohl doch schwach geworden. Zudem fiel mir letztens beim Radeln mit Hotte noch ein wunderschönes Argument gegen einen Boykott ein: Wer die WM boykottieren will, sollte schon so konsequent sein, seinen Boykott auf Erdöl und Erdgas auszudehnen. Demnach das Autofahren einstellen und nur noch mit Kohle oder Holz heizen.
Also warten wir es ab. Am Ende werden sich die Leute die Argumentation der Fußballfunktionäre zu eigen machen, die da lautet: "Ich habe doch gesagt, dass ich mit den Verhältnissen dort nicht einverstanden bin. Durch einen Boykott wird sich in Katar nichts ändern, da war es der Sache eher förderlich, dass ich diese Kritik geäußert habe".
Bei der Heimniederlage des BTSV gegen die Hansa-Kogge war für mich die Fußballbegeisterung wieder spürbar. Zusammen mit Pocke und Kroll hatte ich das Spiel in der Gaststätte Lufteck gesehen. Wir saßen mit Wolters an der Theke und trauerten mit warmen Wodka.
Da fühlte ich mich gleich an einige Szenen aus Ted Lasso erinnert. Mein Lieblings-Fußballspieler in der Serie ist übrigens Dino Rochas. Deshalb will ich hoffen, dass die Mexikaner bei der WM möglichst weit kommen.
Andere Lieblinge von mir sind Ghana, Senegal und Kamerun. Bei jeder WM haben die afrikanischen Mannschaften bei mir einen Sympathiebonus. Und wer Weltmeister wird, ist mir eigentlich egal. Wie immer gönne ich es unserem Team nicht. Am höchsten werden die Brasilianer gehandelt, aber auch Argentinien kann ich mir als Titelträger vorstellen.
Irgendwie habe ich es im Urin, dass es diesmal keinen Europäer als Titelträger geben wird. Selbst bei den riesigen Gebläsen, die sie in den Stadien aufgebaut haben, dürfte es auf dem Platz noch heiß und stickig genug sein, dass die Europäer gegen Ende der Partien Probleme bekommen werden.
Kann mich da zwar täuschen, aber was sagte schon der Kaiser: Schaun mer mal. Ach ja: Angeblich soll ja noch die dritte Staffel von Ted Lasso diesen Herbst zu sehen sein. Darüber würde ich mich mehr freuen als über die Fußball-WM, das könnt ihr mir glauben.
So - und die ewige WM Rangliste habe ich jetzt auch untergebracht.

Samstag, 12. November 2022

Hartmudo: Fußball 1/2

Kommen wir also kurz vor Ende der Hinrunde auf unsere Eintracht zurück. Ihr habt euch sicherlich schon oft gefragt, wie man nur so blöde sein kann, Fan eines Vereins zu sein, der ständig zwischen zweiter und dritter Liga pendelt.
Ein Club, welcher keinen schönen Fußball spielt und die schlechteste Ballbesitzquote der Liga aufweist. Ein Club, dessen Mannschaft den geringsten Marktwert verkörpert. Vor der Saison benannten die meisten Experten, unter anderem "Tusche" Matuschka, Eintracht als Absteiger Numero Uno. Und tatsächlich stand Eintracht nach dem sechsten Spieltag mit lediglich einem Unentschieden am Ende der Tabelle. Wie kann man nur Fan so einer Trümmertruppe sein, wie geht das?
Viele meiner Kollegen aus Salzgitter sind Fans von Borussia Mönchengladbach oder VFL Wolfsburg - nur die erste Liga zählt. Hinzu kommen noch die erschreckend vielen Bayern Fans ausgerechnet hier in Norddeutschland. Macht Erfolg wirklich sexy? Die Antwort lautet eindeutig nein!
Um dies zu untermauern, verweise ich auf Ted Lasso. Wenn Du Dir diese Comedy-Serie angesehen hast, schämst Du Dich, solltest Du Fan von Bayern oder Dortmund sein. In der mehrfach mit dem Emmy preisgekrönten Serie geht es um den AFC Richmond, einem Vorort-Club aus dem Londoner Süden, der in der ersten Staffel aus der Premier League absteigt und in der zweiten wieder aufsteigt.
In der von Jason Sudeikes entwickelten Serie geht es jedoch mitnichten nur um das Geschehen auf dem grünen Rasen, sondern hauptsächlich um die Menschen, die den Verein ausmachen. Die Trainer, das Management und die Spieler. Hier wird so richtig gemenschelt, so dass selbst Fußballhasser die eine oder andere Träne vor Rührung verdrücken können.

      

Egal ob Coach Lasso, der vom Fußball vollkommen unbeleckte Trainer, Roy Kent, der schroffe Mannschaftskapitän mit dem weichen Kern, Jamie Tartt, Stürmerstar mit übergroßem Ego: all ihre Stärken und Schwächen werden stark herausgearbeitet und hauchen dem Geschehen eine Lebendigkeit ein, die ich normalerweise in diesem eigentlich doch eher nur der Unterhaltung dienenden Genre vermisse.
Besonders erwähnen möchte ich noch die Präsidentin des imaginären Vereins, Rebecca Welton. Die wandelt sich im Laufe der Serie von der intriganten Gegnerin Lassos zur besten Freundin des Coaches. Mein persönlicher Favorit hingegen ist Coach Beard, der von Lasso aus den USA mitgebrachte Assistent.
So ist dann Folge 9 der zweiten Staffel, die sich mit einem Feierabend von Beard befasst, das Highlight der Serie, zumal hier Thierry Henry und Gary Lineker eine wesentliche Rolle spielen. Bei all den witzigen Animositäten untereinander wird immer wieder deutlich, dass die Protagonisten trotz aller Widrigkeiten oder Auf und Abs des Lebens zusammenstehen und sich am Ende trotz mancher Differenzen unterstützen.
So und nicht anders ist das in so "Pissvereinen" wie Eintracht Braunschweig oder Rot-Weiss Essen - zumindest in der gewünschten Wahrnehmung der jeweiligen Fangruppen. Ein Fan von Bayern München oder Borussia Dortmund wird das nie verstehen, darf aber nicht mit meinem Bedauern rechnen.
Nach den bereits erwähnten ersten sechs mehr oder weniger desaströsen Auftritten des BTSV in der neuen Zweitligasaison erfolgte die überraschende Wende dank zweier Schlusstransfers für die Defensive.
Filip Benkovic und Nathan de Medina haben die Dreierkette stabilisieren können, wodurch auch der Rest der Mannschaft an Selbstvertrauen gewinnen konnte. Dank der vorwiegend defensiven Spielweise hat die Eintracht in der Offensive noch kein Feuerwerk abbrennen können, aber acht Spiele ohne Niederlage (vier Siege, vier Unentschieden) später war die Eintracht sogar bis auf Platz 10 geklettert.
Dank einem alles überragenden Immanuel Pherai und dem kopfballstarken Anthony Ujah sammelte die Eintracht trotz diverser spielerischer Mängel die Punkte ein. Bei Eintrachts überfallartigem Angriffsspiel spielen die Außenspieler Anton Donkor und Jan-Hendrik Marx eine wesentliche Rolle. Dank ihres hohen Tempos reißen sie die notwendigen Lücken in die gegnerische Abwehr, so dass sich für Eintracht Chancen ergeben.
Das ein engagierter Spieler wie Bryan Henning derzeit lediglich als Backup für Pherai fungiert und Lion Lauberbach mehr oder weniger als Stolper-Jochen unterwegs ist, lässt sich deshalb noch verschmerzen.
Ah, Moment! Da fällt mir doch glatt eine Parallele zu Ted Lasso ein. Denn genau wie der AFC Richmond hat die Eintracht einen weiblichen Präsidenten. Anders als ihre Kollegin in der Serie jedoch kommt Nicole Kumpis aus Block 7 in der Südkurve, wo sie seit Jahren mit einer Dauerkarte gestanden hatte.
Für mich vollkommen unverständlich zog dies keine Flut an Nachrichten in den Medien nach sich. Da wird seit kurzem in dem Business Fußball gegendert was das Zeug hält; man scheut sich sogar nicht davor, gelegentlich die Kapitäne mit Armbinden in Regenbogenfarben auflaufen zu lassen. Kein Bericht über die einzige Präsidentin im deutschen Profifußball.
Fußball ist und bleibt halt ein Männersport, daran können auch die wirklich fadenscheinigen Lippenbekenntnisse in den Medien nichts ändern. Sieht man mal von dem ganzen Gegendere ab, ist Frau Kumpis allerdings auch nicht großartig in Erscheinung getreten. Sie beschränkt sich auf das Repräsentieren und überlässt das Tagesgeschäft den Spezialisten.
Das ist bei Ted Lasso selbstverständlich genauso, obwohl uns dort die doch irgendwie interessanten schmutzigen Deals in den Hinterzimmern erspart bleiben. Was der TV-Serie nur gut tut, denn das ganze Geschachere um die Kohle in der realen Welt des Profifußballs verleidet einem diesen Sport.

Dienstag, 8. November 2022

H. Lecter: Alf

36
Für Alf, mit all seinen Ängsten und Selbstzweifeln, muss dies ein einziger Albtraum gewesen sein. Zum Glück tauchte ein ihm bekanntes Gesicht in dem ganzen Gewusel auf: Hartmudo! Wer denn sonst?
"Warum immer ich?" ging mir durch den Kopf, als ich mich auch schon neben ihm hinkniete. Panisch wie ein Ertrinkender ergriff er meine Hand, beruhigte sich sichtbar und sprach mich flehentlich an:
"Hartmudo, Du bist es! Mein Freund!"
Ich hielt seine Hand noch ein wenig, bis er sich vollkommen beruhigt hatte. Dann halfen mir die anderen dabei, Alf aufzurichten, damit wir endlich zum Bus gehen konnten. Jetzt endlich war auch Detzer zur Stelle und half mir Alf zu stützen, denn dieser konnte alleine nicht mehr laufen.
Langsam, ganz langsam, trotteten wir mit Alf unter dem Arm in Richtung Bus, nach und nach gingen die meisten unsere Mitstreiter schneller voraus. Sie hatten ihre ungeliebte Pflicht getan, jetzt konnten Detzer und ich uns ja um alles kümmern.
Gerade heutzutage ist es bekanntermaßen wichtig, dass man hinterher sagen kann, man hat geholfen. Wie umfangreich so ein Engagement aussieht, ist ja nicht so wichtig. Hauptsache, man kann sich damit brüsten.
Alf selbst setzte mühsam einen Fuß vor den anderen und wurde die ganze Zeit von Detzer und mir gestützt, dazu lallte er die ganze Zeit, ihm ging es wohl nicht gut. Abwechselnd redeten wir beruhigend auf ihn ein oder pöbelten ihn an, da waren Detzer und ich schmerzfrei.
Kurz bevor wir den Bus erreichten, redete Alf auf einmal verständlich: "Halt, Halt! Ich muss mal pinkeln."
Wenigstens jetzt konnte Alf sich klar und deutlich äußern. Glücklicherweise standen wir gerade vor einer Betonwand, an die wir ihn erst einmal lehnten, damit er sein Geschäft erledigen konnte. Schwer atmend stützte Alf sich an der Wand ab und fummelte an seinem Hosenstall herum.
"Hilf mir, Hartmudo, bitte hilf mir." Schwer keuchend nestelte er weiter an seiner Hose herum. "Ich krieg ihn alleine nicht mehr aus der Hose raus! Du musst ihn rausholen und halten! So hilf mir doch bitte!"
Hätte er nicht Detzer fragen können? Warum immer ich, schoss es mir unwillkürlich durch den Kopf. Wobei es hier nicht darum ging, dass ich dies wirklich tun würde. Das stand außer Frage. Nein, ich war einfach nur verärgert. Mit großer Mühe schaffte ich es, nicht zu schreien.
"Bist du blöde? Sieh zu, wie du alleine klar kommst. Konzentrier Dich! Ich fasse ihn nicht an, ich glaube wohl..."
Während dieses kurzen Dialogs schüttelte Detzer nur mit dem Kopf, seine zwischenzeitlich gute Laune war schon wieder vom Winde verweht. Alf dagegen schob jetzt wirklich Panik, jaulend und jammernd bekam er es schließlich doch noch hin, den kleinen Alf aus der Garage zu fahren.
Und gleich darauf lösten sich auch seine verkrampften Gesichtszüge, als er den starken goldfarbenen Strahl gegen die Betonwand richtete. Wenigstens zum großen Teil, denn eine nicht unbeträchtliche Menge davon tränkte die Vorderseite seiner Hose mit dieser übel riechenden Flüssigkeit. Nachdem Alf endlich fertig war, schaffte er es sogar noch, den Alfa wieder in die Garage zu fahren.
Detzer und ich wollten es nur noch zu Ende bringen, wir waren total sauer. Nach kurzer Zeit waren wir endlich am Bus angekommen und Alf ließ mittlerweile seine Beine baumeln, sprich: Er schlief, war quasi bewusstlos und wir schleiften ihn einfach nur noch mit.
Die anderen Mitreisenden waren natürlich schon vollständig versammelt und warteten lediglich auf uns, damit der Bus nach Niedersachsen zurückfahren konnte. Demzufolge hielt sich die Begeisterung in ganz engen Grenzen, als sie die von Detzer und mir getragene Suffleiche sahen.
Nunmehr mussten wir noch das schwierige Unterfangen in Angriff nehmen, Alf in den Bus zu hieven. Schließlich sprechen wir hier nicht über einen Linienbus mit tiefem Einstieg, sondern über einen stinknormalen Reisebus mit einer dementsprechenden drei- bis vierstufigen Treppe.