Eigentlich war das Thema ja schon
abgelutscht. Aber Spiegel Online kann es wohl nicht lassen:
Autor dieses Artikels, der bei mir
einen faden Beigeschmack hinterläßt, ist Christoph Ruf. Von ihm
hatte ich mir das Buch „Ist doch ein geiler Verein“ gekauft.
Bisher hatte ich noch keine Zeit für das Buch. Nunmehr werde ich es
verschenken – ob Fußballbuch des Jahres oder nicht.
Doch erst mal zur Auffrischung der
Vorkommnisse um eben genau diese Ultras-Gruppierung verweise ich auf
folgende Seiten:
Damit keine Mißverständnisse
aufkommen: Dem aufmerksamen Leser meines Blogs wird sicherlich
aufgefallen sein, das ich selbst politisch eher links zu verorten bin
und Nazis nebst faschistischem Gedankengut vehement ablehne.
Da fange ich dann auch schon mal an zu
pöbeln. Leider sehe ich häufig aber auch, das linksengagierte
Personen, hier der Journalist Christoph Ruf, über das Ziel
hinausschießen.
Geradezu gierig saugt Ruf den Hilferuf
der Braunschweiger Ultras auf. Endlich kann er mal wieder etwas über
rechtsradikale Elemente unter den Fußballfans schreiben! Und drauf!
Ich werfe ihm nicht vor, speziell gegen
Eintracht Braunschweig etwas zu haben. Er kommt zwar aus Karlsruhe …
aber nein, das ist es nicht.
Genau wie letztes Jahr Anfang Oktober
in der TAZ, 11 Freunde und auch im Spiegel Online wurden Äußerungen
der Ultras 2001 als wahr angenommen.
Letztes Jahr ging es um diesen Flyer
der Ultras, die teils auch namentlich einzelne Personen als Nazis
brandmarkte. Dies ist insbesondere deshalb ärgerlich, weil die
angegebenen verantwortlichen „Redakteure“ nicht existierten!
So etwas halte ich für eine falsch
verstandene und einseitig ausgelegte Deutung demokratischer
Prinzipien. Denn wenn ich den „Gegner“ schon mit Namen nenne,
darf ich mich selbst nicht hinter einem Pseudonym verstecken.
Ein Pseudonym zu verwenden, weil man
sich andernfalls gefährdet sieht, ist in Ordnung, wenn man den
Gegner eben nicht namentlich benennt. Aber das sind „Kleinigkeiten“,
die man wohl nicht zu beachten braucht, wenn man die Gerechtigkeit
für sich gepachtet hat.
Ich will meinen Beitrag vom letzten
Jahr jetzt aber nicht wiederholen. Doch der eben beschriebene Weg des
„Ich habe Recht und darf das deshalb“ – diese
Selbstgerechtigkeit – ist leider der falsche Weg.
Und den beschreitet Christoph Ruf
ebenfalls, wenn er z. B. meint, das Eintrachts Stadionverbot für
Holger Apfel, den NPD Vorsitzenden, „von vielen Beobachtern das
allerdings als populistische Alibi-Handlung interpretiert wurde“.
Hieran merkt man, dass Ruf sich nicht
wirklich mit der Situation der Ultras 2001 gegenüber der
Braunschweiger Fan Szene auseinandergesetzt hat. Und das Schlimmste:
Er selbst weiß das offenbar ganz genau, sonst hätte er dies nicht
so formulieren dürfen, sondern besser recherchieren müssen.
Er hätte ja die vielen Beobachter mal
fragen können, warum sie dies für eine Alibi-Handlung halten.
Zu Holger Apfels Stadionverbot bleibt
im Übrigen anzumerken, das sich der Verein Eintracht Braunschweig
mit diesem Verbot arg weit aus dem Fenster gelehnt hat. Ob dieses
Verbot vor einem Gericht Bestand hätte, wage ich zu bezweifeln.
Wenn man dieses rechtlich also (leider)
eher fragwürdige Stadionverbot als Alibi-Handlung hinstellt,
verkennt man eindeutig, das sich der Verein hiermit sehr wohl
deutlich gegen Neonazis und rechte Gewalt positioniert hat.
Aber Ruf ist als moderner Journalist
vom Anspruch der Seriosität freigestellt. Ruf wird seinem Ruf als
engagierter Kämpfer wider des aufkommenden Faschismus in den
deutschen Stadien gerecht. Da sieht man halt irgendwann überall
Feinde, auch wenn gar keine da sind.
Andernfalls müßte man sich ja
eingestehen, dass dieses Problem mit den Nazi Hools in den Stadien so
nicht mehr oder zumindest nicht mehr in dem schlimmen Umfang der 80er
und 90er Jahre existiert.
Was soll dann bloß aus Christoph Ruf
werden? Gerade jetzt, wo er so gut mit seinem „Ruf“ verdient.
Aber der Spiegel bleibt am Ball:
Diesmal nicht Christoph Ruf. Aber auch
in diesem Artikel wird sich bewußt vorsichtig geäußert, um ja
keine Klage durch den Verein zu riskieren. Offenbar ist der Spiegel
Online Redaktion schon bewußt, das die Ultras 2001 eine fragwürdige
Vorgeschichte haben.
Diese wird hier aber nicht mal
angerissen. Stattdessen werden die Ultras 2001 als ahnungslose Opfer
dargestellt, die gar nicht verstehen können, warum sie jetzt wieder
ein Stadionverbot - als Gruppe wohlgemerkt – aufgedrückt bekommen
haben.
Wenn der Spiegel es gewollt hätte,
könnte man hier auch herausarbeiten, warum diese Gruppierung
seinerzeit (2008) mit einem Stadionverbot belegt wurde. Nämlich weil
die Gewalt gerade von dieser Gruppe gegen die anderen
Fangruppierungen ausging. Und ihre antifaschistische Grundhaltung
entwickelte diese Gruppe erst nach dem damaligen
Stadionverbot.
Wenn der Spiegel dies einfach mal mit
dazu geschrieben hätte, dann würde sich der gesamte Bericht ganz
anders darstellen. Ist natürlich nicht reißerisch genug, schon
klar.
Wie immer gut ist hier der Kommentar
auf Leopedia:
Gut gebrüllt, Löwe. Dem ist wirklich
nichts mehr hinzuzufügen.
Und jetzt, am Schluß, noch etwas zu
Eintracht. 6 Spiele, ein mickriger Punkt. Das ist zwar schade, aber
ein erneuter Blick auf Leopedia ….
… und schon ist die Traurigkeit dahin
und Du sagst Dir: „Na und? Letzter, Wahrscheinlich Absteiger. Aber
lieber absteigen als ...“
Ich seh das auch so. Die Liga braucht
Vereine wie Eintracht oder Freiburg, nicht umgekehrt. Wenn sich der
Trend des „Wer mehr zahlt der mehr gewinnt“ noch weiter festigt,
ist der Fußballsport als Massenphänomen tot.
Ob es dann mit Basketball weitergeht?
Ich bin gespannt.