In der Zeit nach unserem Abi trafen wir
uns immer auf den wichtigen Partys oder Konzerten. Natürlich auch so
mal zwischendurch. Jopi wohnte Anfang der 80er mit Jürgen zusammen
in der Hugo-Luther-Str. Zusammen mit der Jahnstraße nebenan, wo er
später mit Urmel zusammen wohnte, kann man die Gegend auch als Klein
Kreuzberg bezeichnen. Zumindest in den 80ern.
Die Klos waren im Treppenhaus und
Badezimmer – Fehlanzeige. Wenn Du eine Dusche nicht selbst
installiert hattest, dann hattest Du auch keine. Ich seh immer noch
den nackten Jürgen vor mir, wie er in einer weißen Emailleschüssel
stand und mit der anderen Schüssel auf dem Herd erhitztes Wasser
über seinen Körper rieseln ließ. Jürgen hätte damals bei den
California Dream Boys auftreten können. Damals.
In der Jahnstraße war dann aber eine
Dusche. Faszinierend dort vor allem die Ofenrohrkonstruktion. Jopi
als Mathematiker scheute sich nicht davor, den Kohleofen mit einem
Rohr zu verbinden, das fast waagerecht über mehrere Meter in den
Schornstein endete. Durch dieses Rohr wollte er die Abwärme besser
nutzen. Meiner Meinung nach war dies gelungen. Eine etwaige Verrußung
fiel nicht auf, da Jopi dort auch irgendwann auszog.
Und wegzog. Ich weiß nicht mehr, ob er
erst in Erlangen und dann in Würzburg studierte oder umgekehrt.
Besucht haben wir, also Jenny und ich, ihn in Heidelberg, da war er
dann auch noch.
Während all der Jahre, ob in BS oder
anderswo, habe ich Jopi immer mit nem Wasser oder Kaffee gesehen. Tee
war auch genehm. Alkohol war noch nie sein Ding. Er kann aber auch
heute noch mit den breitesten Gestalten, die nur noch rumlallen
können, abhängen und seinen Spaß haben. Ich könnte das nicht und
bin wohl deshalb auch öfters mal …
Im Schneidersitz oder ein Bein
untergeschlagen; in der Hand eine Rakete haltend und trotzdem voll
konzentriert vor sich hinträumend. So kennen und lieben wir ihn.
Für eine Aktion liebe ich ihn
besonders: Ich saß zuhause in der Nußberg rum und gammelte so vor
mich hin. Pocke war unterwegs und das Telefon läutete am späten
Nachmittag. Es war Jopi.
„Udo, biste cool?“ war seine Frage,
die einer Antwort bedurfte. Hier war natürlich ein einfaches „Ja“
die einzig mögliche Antwort.
„Family 5 spielen heut abend in
Göttingen. Ich hol dich jetzt ab.“ Mehr brauchte Jopi nicht zu
sagen. Keine überflüssigen Bemerkungen wie „guten Tach“ oder
„Tschüss.“
So, und nur so ist man richtig
vorbereitet für ein Family 5 Konzert. Family 5, die wohl bis heute
beste deutsche Band. In Göttingen sollte ich nun die Combo zum
ersten Mal live erleben.
Von der Fahrt selber weiß ich
natürlich nichts mehr. Das könnte natürlich an meinem Zustand
liegen. Wir waren auf der Fahrt garantiert nicht untätig. Das
Konzert selber jedenfalls fand in einer Zirkusmanege statt. Besonders
begeistert war ich noch von den Bläsersätzen. Zu der Zeit waren
Bläsersätze bei den vielen Konzerten, denen wir uns widmen mußten,
überhaupt nicht angesagt. Außer bei Family 5.
Und die waren der Hammer, sind es heute
noch. Unbedingt schauen – Family 5.
Jopi und ich hatten jedenfalls einen
netten Abend und es nicht bereut, die weite Anfahrt nach Göttingen
in Angriff zu nehmen. Zugegebenermaßen hatte Jopi bei Konzertfahrten
immer die A…karte, da er keinen Alkohol mag und deshalb als Fahrer
ideal war. Es machte ihm aber nichts aus, solange er seinen Kaffee
kriegte.
Als Jopi aus Braunschweig
studienbedingt wegzog, wurden die Kontakte seltener. Erheblich
seltener. Einmal traf ich ihn Ende der 90er im FBZ, wo er nachmittags
mit Charly auftauchte. Der krabbelnde 2-3jährige wurde abends bei
den Großeltern verklappt und wir trafen uns in Sivas Kneipe.
Als ich ihn nach Ronja und Charly
fragte, machte Jopi nur eine abwehrende Bewegung und sagte fast
vorwurfsvoll: „Udo, ich bin nicht gekommen, um mich über Charly zu
unterhalten. Was ist in Braunschweig los?“
Am Anfang dieses Jahrtausends besuchte
ich ihn in Frechen. Ich war mit Roberta und ihren Mädels in Köln
bei der Popkomm unterwegs. Jopi holte mich vom Bahnhof ab, Charly auf
dem Dreirad hinterher. Ronja war schwer krank und nicht zu sehen,
Jopi war abgespannt und wirkte etwas abwesend.
Dieser Besuch hatte mich dann schon
etwas verwirrt. Mittlerweile ist jener Nachmittag Geschichte und bei
den zwangsläufig sehr wenigen Begegnungen stelle ich von Mal zu Mal
mehr fest, wie viel uns eigentlich noch verbindet, obwohl wir uns
komplett auseinander bewegt haben.
Ich bin felsenfest davon überzeugt,
dass es darauf ankommt, sich bei einer Rückbesinnung auf das
Wesentliche – und das sind nun mal „vereinzelte Szenen“ – zu
konzentrieren. Die da entstehenden Bilder sagen mehr über ein
Lebensgefühl aus als alles Andere.
Und schließlich ist Jopi kein Freund
langer Worte. Jetzt aber Schluss.
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