Donnerstag, 28. April 2022

Uncle Fester: grad gelesen April 2022

Daniel Suarez - Delta-V
Bald zwei Jahre hatte ich diesen neuen Roman von Daniel Suarez im Regal stehen, jetzt habe ich ihn endlich gelesen. Und was soll ich euch sagen: Es ist der Roman zur Zeit.
Alle reden vom Klimawandel, vom Artensterben und der Verschmutzung der Weltmeere. Dazu kommt die weiter wachsende Überbevölkerung und die andauernde Ressourcenverschwendung. Elektromobilität und regenerative Energien können hier gar nicht die Antwort sein, wenn wir weiterhin unserem üppigen Lebensstil frönen wollen.
Wie die meisten Science-Fiction Autoren sehe auch ich die Zukunft im Weltraum, dafür ist dieser Roman ein besonders schönes Beispiel. Als Elon Musk, Richard Branson und Jeff Bezos letztes Jahr ihre Privatausflüge in den Weltraum unternahmen, handelten sie sich viel Kritik - gerade auch in meinem persönlichen Umfeld - ein.
Bei derartigen Diskussionen hielt ich mich mit meinen Wortbeiträgen vornehm zurück, denn sie alle zählten nur die vermeintlich unnötige Ressourcenverschwendung und Umweltzerstörung, nicht aber die notwendige wirtschaftliche Nutzung des Weltraums.
Daniel Suarez schreibt in diesem Roman über den möglichen Bergbau im Asteroidenfeld und hat dies klug recherchiert. Es gibt da tatsächlich schon Ideen und die technische Umsetzung ist nicht allzu weit entfernt. Man muss einfach nur in den Weltraum kommen.
Und da die USA seit bald 40 Jahren statt in die Nasa lieber in Militärtechnologie investiert hatten, kommen hier die genannten Multimilliardäre ins Spiel. Selbst Chinesen und Inder planen schon Basen auf Mond und Mars, während unser Werte-Westen unter dem Bann der Finanzwirtschaft erstarrt.
Bei Daniel Suarez heißt der Milliardär Nathan Joyce und er hat eine Vision: 8 Astronauten sollen vier Jahre lang einen Asteroiden ausbeuten. Das gesamte Projekt läuft im Geheimen ab, um die Metalle und seltenen Stoffe ungestört abbauen und verwerten zu können. Die Astronauten sind hierbei in einer sich drehenden Raumstation untergebracht, die so eine künstliche Schwerkraft erzeugen kann.
Hauptperson des Romans ist der Höhlenforscher James Tighe, der seine sieben Mitastronauten während des langen Auswahlverfahrens kennenlernt. Während ihres mehrjährigen Aufenthaltes auf der Raumstation Konstantin haben die Astronauten viele Schwierigkeiten zu bewältigen.
Da wäre zum einen die Bedrohung durch einen Konkurrenten von Nathan Joyce, der mithilfe eines Roboterschiffs ebenfalls den Asteroiden ausbeuten will und dabei das Leben der Astronauten in Gefahr bringt. Selbst das können unsere Helden verhindern.
Dennoch sterben über den gesamten Zeitraum drei der acht Astronauten, darunter die Geliebte von Tighe. Fleißig schicken Sie die Erze auf die Reise zu ihrer Wartestellung um den Mond. Doch als der Zeitpunkt für die Rückreise näher rückt, bricht der Kontakt zur Erde ab.
Nathan Joyce ist pleite, er hatte das ganze Unternehmen mit seinen Finanztricks finanziert und den Freitod gewählt, als sein Schwindel aufflog. Die nun wach gewordene Staatsmacht konfisziert alles und bekommt dennoch nicht mit, dass die Astronauten im All zu stranden und zu sterben drohen.
Mit viel Glück können die Astronauten den Kontakt zur Station auf der Erde wiederherstellen und dank deren Hilfe ihrer Rettung selbst bewerkstelligen. Die Raumstation wird zu einem Schiff umfunktioniert und landet letztendlich wohlbehalten auf der Erde.
Zwei Astronauten sind mit den Resten der Station bei dem Asteroiden geblieben, werden sie überleben können? Das schreit ja förmlich nach einem zweiten Teil, den ich auch sehr gerne lesen würde.
Die Figuren sind gut charakterisiert und die Grundidee, der Klimakatastrophe mit Hilfe einer Expansion ins All und der Ausbeutung von Asteroiden zu entfliehen, hat mich überzeugt. Mal sehen, ob Daniel Suarez noch einen nachschießt.

Samstag, 23. April 2022

Warum spielt denn der Poldi nicht?

07
Do. 16. Juni
Jogi Löw nahm noch einmal zu seinem verschwitzten T Shirt vom Sonntag Stellung. Er werde beim nächsten Spiel ein dunkles Shirt statt einem hellgrauen tragen, da würde man die Schweißflecken nicht so sehen. Jogi, da nehme Dich beim Wort heute Abend. Um 21.00 Uhr gegen Polen, so dachte ich und hoffte, das die Hools nicht allzu viel Wirbel machen.
Für mich hieß es heute langer Donnerstag. Das bedeutet, dass ich erst kurz nach 19.00 Uhr mitten in der zweiten Halbzeit des Spiels Nord Irland gegen Ukraine nach Hause kommen konnte. Wales gegen England um 15.00 Uhr verpasste ich somit komplett.
Es war einer dieser Donnerstage, an dem sich das Publikum bei mir die Türklinke in die Hand gab. Die Hälfte meiner Kolleginnen hatte Urlaub, so dass wir den Andrang nicht so schnell wie gewohnt bewältigen konnten. Die Kollegen, die sich um die zahlreichen Flüchtlinge kümmern, kamen bis zum Feierabend gar nicht mehr zur Toilette. Wobei, eingedenk an Herrn Löw.,.. ist dies sinnbildlich zu verstehen. Ich bin sicher, dass die Kollegen es rechtzeitig geschafft haben, wenn es nötig war.
Gegen 15.00 Uhr war ich mit einem Neufall beschäftigt und erklärte der Kundin ausführlich, welche Unterlagen ich von ihr noch benötige und wie es dann weitergeht. Den Spielbeginn hatte ich im Kopf abgespeichert. Das erste Match dieser Europameisterschaft, welches ich komplett verpasse. Neugierig war ich aber schon, und so schaffte ich es immerhin, den Live Ticker vom Kicker nach einer halben Stunde und in der Halbzeit zu checken.
England gegen Wales. 0:1 zur Pause und ein offenbar langweiliges Spiel, in dem die Waliser hinten drin stehen und die Engländer sich vorne festbeißen. Gareth Bale mal wieder - kurz vor der Pause hatte er einen Freistoß ins englische Tor geknallt. Da waren die Waliser Fans bestimmt aus dem Häuschen. Die einzige Chance, ansonsten hielten sie hinten alles dicht. Für den großen Außenseiter war das egal.
Da habe ich wohl nicht allzu viel verpasst, dachte ich erleichtert bei mir. Nun ist es ja so, das Fußball überwiegend von der Spannung lebt. Bei den vielen knappen Ergebnissen bisher, sowie den häufig späten Toren, dann noch in der Nachspielzeit, kann man sicherlich von einer spannenden Veranstaltung sprechen. Entweder Wales mauert das nach Hause oder die Engländer geben noch mal Gas. Ich befürchtete Letzteres, denn da ist viel Potenzial in der Truppe.
Und das zeigten sie dann wohl auch nach der Halbzeit. Trainer Roy Hodgson musste zwangsläufig mehr riskieren, da bei einer Niederlage das Ausscheiden dieses Mitfavoriten bereits in der Vorrunde droht. Mit Vardy vom Sensationsmeister aus Leicester sowie Sturridge brachte er zu Beginn der zweiten Halbzeit zwei frische Stürmer. Bald darauf markierte Vardy den Ausgleich. Und obwohl die Engländer Wales nicht wirklich einschnüren konnten, dauerte es – mal wieder – bis zur 92. Minute, bis Sturridge den 2:1 Siegtreffer erzielte. Die Waliser wähnten sich garantiert schon im Achtelfinale, jetzt müssen sie wieder zittern. Und die Engländer hatten das Erfolgserlebnis, das sie im Turnier noch weit puschen kann.
Zu meinem Feierabend, also 18.00 Uhr, war die deutsche Gruppe an der Reihe. Ukraine gegen Nordirland ist nun nicht gerade eine Paarung, für die man nachts wach bleiben würde. Deshalb vermisste ich sie auch nicht, als ich im Schnellbus gen Braunschweig fuhr und die ganze Zeit mit den Kolleginnen vom Jobcenter quatschte; so wie jeden Donnerstag halt. Erst auf dem Bahnhof in Braunschweig, beim Warten auf den Bus nach Lehndorf, schaute ich in den Kicker Live Ticker (ich liebe diese Wortkombination!). 0:0 und ein niveauarmes Spiel.
Offenbar waren selbst die Nordiren torgefährlicher als die enttäuschenden Dribbelkönige aus der Ukraine, denn kurz nach der Halbzeit klingelte es im Gehäuse der Ukraine. Großer Jubel bei der „Green White Army“, wie sich die bierseligen Fans Nordirlands selbst gern bezeichnen. Ich bekam das dadurch mit, das ich nach Hause kam und meine Löwin begrüßte. Sie schaute das Spiel gerade auf ihrem Fernseher. Oh, 1:0 für Nordirland. Ich wunderte und freute mich, ging aber erst einmal schnell auf die Toilette. Ich könnte auch dringend sagen. Meine Löwin erzählte irgendetwas von einem Hagelschauer und einer Spielunterbrechung.
Die letzte Viertelstunde schauten wir zusammen. Der Schiedsrichter hatte nach einer Stunde das Spiel wegen Unwetters kurz unterbrechen müssen. Hat man ja auch nicht so häufig. Mein Eindruck vom Spielgeschehen war geprägt von vollkommen schwachen Ukrainern und den Ball blind nach vorne bolzenden Nordiren. Witzig wurde es knapp 10 Minuten vor Ende, als die Briten auswechseln wollten und der Mann mit der 13 nicht vom Feld wollte, sondern einfach abwinkte und wieder aufs Spielfeld lief. Daraufhin bewegte sich der 14er Richtung Spielfeldrand, wurde aber von seinem Trainer mit wild rudernden Armbewegungen zurückgeschickt. Die Nordiren verzichteten daraufhin auf die Auswechselung und der Schiedsrichter zeigte dem 14er die gelbe Karte.
2:0 für Nordirland dann noch in der Nachspielzeit. Sie hatten es tatsächlich geschafft, den historischen Sieg bei ihrer ersten Endrundenteilnahme an einer Europameisterschaft. Riesenjubel unter ihren Fans und auch wir verdrückten ein paar Tränen vor Rührung. Der 13er wurde übrigens 5 Minuten vor Ultimo doch noch ausgewechselt.
Phil hatte sich nachmittags gemeldet und konnte erst gegen 8.00 Uhr vorbeikommen. Meine Löwin hatte das Grillen aber schon professionell vorbereitet und war startklar. Ich liebe diese Frau für ihren Enthusiasmus und die Power, die sie immer wieder antreibt. Häufig bin ich damit etwas überfordert, weil es für mich dadurch anstrengend wird oder ich ein schlechtes Gewissen habe, weil ich sie nicht ausreichend unterstütze. Noch häufiger aber schafft sie es, mich aus meiner Lethargie zu reißen.
So auch diesmal, als sie mich – zu Recht – ermahnen musste, die Grillutensilien ins Wohnzimmer bzw. zum Grill zu tragen. Sie hatte Fußschmerzen und ich war mal wieder zu verkopft oder von irgendetwas abgelenkt, anstatt ihr zu helfen, wo sie sich doch schon seit Stunden abgerackert hatte. Da Phil sich verspätete, legten wir schon mal Würste und Kängurusteak auf den Grill.
Phil kam rechtzeitig, als die ersten Würste fertig waren. Vom Känguru waren sowohl er als auch meine Löwin begeistert, ich bin da eher so ein Wurstboy und hatte das Fleisch noch nicht einmal probiert. Der von meiner Löwin gemachte Nudelsalat war okay, auch nicht so mein Ding. Den habe ich mir in 55 Lebensjahren weg gezüchtet, den Appetit auf Nudelsalat.
Meine Löwin hatte für diesen Salat extra schwarz rot gelbe Schmetterlingsnudeln gekocht. Doch statt der Deutschland Nudeln hatte sie Dortmund Nudeln hinterher, weil die rote Farbe platt herausgekocht wurde. Eine Schweinerei sondergleichen, was für einen Mist die manchmal so verkaufen. Hätten wohl die Nudeln als Knabbergebäck verzehren sollen oder was?
Im Studio erklärte Holger Stanislawski die bislang aufgetretenen Schwächen der deutschen Mannschaft an der Videowand. Da konnte Olli Kahn nur erstaunt glotzen. Gut erklärt und trotzdem unterhaltsam. Weißbier Waldi hätte da nur dämlich rumgefaselt. Und der unsägliche Udo Lattek am Taktiktisch könnte sich davon noch ein paar Scheiben abschneiden, wenn er noch leben würde.
Phil sah das genauso und schlorkte ein alkfreies Warsteiner, ein Werbepräsent des Edeka Marktes vom letzten Samstag. Ich hatte schon das zweite Wolters am Hals und die Wurst im Mund. Nebenbei fing das Spiel an und plätscherte so vor sich hin. Es entwickelte sich ein interessantes…
…Gespräch, nicht Spiel. Denn das Spiel war derart grottenschlecht, das wir einfach kaum hinschauen wollten. Und Phil hatte einiges zu erzählen. Das war allemal interessanter. Er möchte sich bei Porsche bewerben , weil er für sich so merkt, dass er bei Conti verheizt wird. Sein Chef schustert ihn die ganze Arbeit zu und meckert trotzdem herum, weshalb die beiden aneinandergeraten sind. Phil lässt sich bei der Arbeit die Butter nicht vom Brot nehmen, dafür bewundere ich ihn. Da ist er konsequent.
Er möchte endlich mehr im technischen Bereich arbeiten statt im Einkauf. Das Geld ist ihm weniger wichtig und das ist auch gut so. Wegen der vielen Dienstreisen und Arbeiten nach Feierabend und am Wochenende, was auch mit seinem begleitenden Studium zusammenhängt, kommt sein Privatleben zu kurz. U.a. haben auch Frauen keinen Bock drauf, wenn ihr Typ permanent unterwegs ist und keine Zeit für sie hat.
Da verstehen Frauen keinen Spaß. Da nützt es auch nichts, wenn Mann sich vernünftig anzieht und nicht so lodderig rumläuft. Kleidung, da war doch noch was. Der Bundes-Jogi! Er hatte wirklich kein helles T Shirt an, sondern ein schwarzes Polo Shirt. Weißes T darunter. Derart leger gekleidet sah er natürlich wieder gut aus, machte das Spiel aber nicht besser.
So plätscherte das Spiel im Hintergrund vor sich hin. Es war ein übles Gegurke. Milik hatte für Polen zweimal die gute Gelegenheit, den entscheidenden Treffer zu erzielen. Aber beide Male scheiterte er kläglich. Trotz Mario Gomez, der später noch eingewechselt wurde, bekam unser Team nichts auf die Reihe. Sicher standen die Polen tief. Trotzdem muss ein Weltmeister und Titelkandidat mehr bringen. Das kommt aber sicher noch ab dem Achtelfinale.
So jedoch kam es zum ersten 0:0 dieser Europameisterschaft. Wir hatten einen schönen Abend, aber kein schönes Spiel. Phil fuhr zurück nach Hause und meine Löwin und ich räumten noch schnell das Gröbste weg, ehe wir uns ablegten.

Montag, 18. April 2022

Contramann: Pandemieende 2/2

Summa summarum kommt mir folgende Frage in den Sinn: Warum haben wir dies nicht schon früher so gemacht? Bereits jetzt kann ich für mich feststellen, dass die Pandemie auch ihre guten Seiten gehabt hatte. Leider nicht für die vielen Verstorbenen, aber ob man die Anzahl der Toten hätte reduzieren können, wird niemand glaubhaft erklären können, da die Regierung es versäumt hatte, für eine sorgfältige statistische Auswertung Sorge zu tragen.
Und zum Ende der Pandemie war ich nun tatsächlich selbst an Corona erkrankt. Ich hatte wirklich schon schlimmere Erkältungskrankheiten durchstehen müssen, aber der vergleichsweise milde Verlauf bei mir könnte auch an der zweiten Impfung gelegen haben, die dank des vollkommen rechtswidrigen Beschlusses des Bundestages von Mitte Januar notwendig wurde.
Als Johnson & Johnson Geimpfter verlor ich über Nacht meinen ursprünglich vollständigen Impfschutz und galt ab sofort als ungeimpft. Da die zweite Impfung erst nach 14 Tagen zu einen anerkannten Impfschutz führte, war ich in diesem Zeitraum gezwungen, Bus und Bahn widerrechtlich zu nutzen, da ich ansonsten nicht zur Arbeit gekommen wäre.
Und das hätte dazu geführt, dass ich für diese 14 Tage keine Vergütung bekommen hätte. Dass ich mich vielleicht mit zwei Wochen Urlaub retten konnte, macht es nicht wirklich besser. Jedenfalls war das für mich das i-Tüpfelchen, welches mich auch montags abends zur Teilnahme an den Spaziergängen brachte.
Zusammen mit meist über 1000 Mitstreitern ging und geht es da durch die Braunschweiger Innenstadt. Auch jetzt im April werde ich nach überstandener Corona-Erkrankung weiter mit den vielen Unentwegten marschieren, weil der Impfzwang ab 60 noch zur Debatte steht.
Quasi 98% dieser Spaziergänger sind weder rechtsradikal noch verschwurbelt. Es handelt sich bei fast allen einfach nur um normale Bürger, die anders als viele "Studierte" ein soziales Gewissen eben nicht lediglich vortäuschen.
Hier geht offensichtlich ein klar erkennbarer Riss durch unsere Gesellschaft, welcher in den nächsten Monaten und Jahren hoffentlich noch gekittet werden kann. Zugegebenermaßen muss ich mich hierbei an die eigene Nase fassen - der vorletzte Satz zeigt dies deutlich.
Auch ich muss mich emotionell stärker zurücknehmen, mich zu politisch strittigen Themen wie Corona oder dem Ukrainekrieg weniger lautstark und strikt äußern. Nur so werde ich einen freundschaftlichen Umgang mit in diesen Fragen anders als ich denkenden Menschen, welche mir viel bedeuten, auch in Zukunft hinbekommen können.
Das sollte dann natürlich auf Gegenseitigkeit beruhen, weil es sonst keinen Sinn macht. Und wenn dann das leidige Thema Corona in den Hintergrund rücken wird, sollte so nach und nach das gewohnte Leben wieder möglich sein.
Donnerstag, 7. April, 12:54 Uhr. Die Vorsitzende des Deutschen Bundestages verkündet das Abstimmungsergebnis eines Gesetzentwurfes zur Einführung einer allgemeinen Impfpflicht ab 60 Jahren zum Herbst diesen Jahres. 296 Abgeordnete stimmten mit Ja, 378 mit Nein.
Dies nahm ich mit großer Genugtuung zur Kenntnis, denn ich vermag es partou nicht einzusehen, wenn bei den jetzt noch vorherrschenden Inzidenzen die meisten Schutzmaßnahmen beendet werden und der Bundesgesundheitsminister am letzten Wochenende sogar die Quarantänepflicht für Infizierte zunächst aufgehoben hatte. Als Krönung nahm er dies am nächsten Tag in einer Talkshow von Markus Lanz zurück, was mich zu der Frage führt, inwieweit ich solche Leute überhaupt noch ernst nehmen kann.
Aktuell habe ich nach der gerade überstandenen Corona Erkrankung den normalen Tagesablauf wieder aufgenommen. Der erste Einkauf im Supermarkt nach dem Freitesten war hierbei ein besonders einschneidendes Erlebnis für mich.
Fast schüchtern schaute ich mich bei Rewe um, denn ich zählte als Maskenloser zu der absoluten Minderheit der Kunden. Die meisten Leute, übrigens auch die Mitarbeiter des Rewe, hatten sich von ihrer Maske nicht trennen können. Wenigstens blieben mir hasserfüllte Blicke oder hämische Kommentare von Maskenträgern erspart.
Und je länger ich mich dort ohne Maske bewegte, desto freier fühlte ich mich. So nach und nach werden wohl die meisten Menschen diese Erfahrung machen und dann werden die letzten Maskenbefürworter diejenigen sein, die endlich einmal mitbekommen, wie es ist, wenn man sich ausgegrenzt fühlen muss.
Diese diebische Freude möchte ich mir noch gönnen. Sollte sie jedoch wegfallen, ist es auch gut. Hauptsache, die Pandemie ist vorbei. Unter dem Begriff Pandemie verstehe ich in diesem Zusammenhang die seit zwei Jahren anhaltende Panikmache von Regierung und Leitmedien sowie das lemmingartige Verhalten der Mehrheit der deutschen Bevölkerung.
Mir ist schon bewusst, dass sich die Corona Erkrankungen eben nicht erledigt haben. Es werden im Herbst sicherlich neue Mutationsvarianten des Virus auftauchen, aber ob der jetzige Impfstoff dagegen wirken würde oder ein neuer bis dahin entwickelt sein wird, wissen wir alle nicht.
Genauso wenig können wir voraussetzen, dass eine neue Variante tödlicher als seine Vorgänger sein könnte. Das alles ist für eine pauschale Impfpflicht zu dürftig, ein hierzu notwendiger Fremdschutz des Impfstoffes ist ja schon jetzt nachweislich nicht gegeben.
Wie will man das denn dann für die Zukunft überhaupt beurteilen können? Stattdessen wäre eine schnelle Reaktion des Bundestages notwendig, sollten die negativen Prognosen von Lauterbach und Co tatsächlich eintreten.
Regierung und Parlament waren ja offensichtlich auch in der Lage, binnen Tagesfrist ein Sondervermögen von 100 Milliarden zur Stärkung der Bundeswehr zu beschließen. Von daher sollten wir uns alle beruhigen und versuchen, die in den letzten zwei Jahren aufgerissenen Gräben wieder zu begradigen und an den wirklich wichtigen Themen zu arbeiten.
Stellvertretend seien hier Klimaschutz, Frieden und Abrüstung genannt.

Sonntag, 17. April 2022

Contramann: Pandemieende 1/2

Am 2. April diesen Jahres wurde die Maskenpflicht in Supermärkten aufgehoben; lediglich in Altenheimen, Krankenhäusern, dem öffentlichen Personenverkehr und einigen öffentlichen Gebäuden besteht sie weiterhin.
Da nun sogar die Quarantänepflicht für an Corona erkrankte Personen ab 1. Mai aufgehoben werden soll, darf man hier wohl von einem "Freedom Day" und damit dem Ende der Corona Schutzmaßnahmen sprechen. Aus diesem Grunde wirkt es auf mich befremdlich, wenn am 7. April im Deutschen Bundestag eine Impfpflicht ab Herbst diesen Jahres beschlossen werden soll, angeblich für Menschen ab 60 Jahre.
Ich gehöre seit letztem Jahr selber in diese Altersgruppe. Warum soll ich deshalb über mein eigenes Leben nicht mehr selbst bestimmen dürfen? In meinen Augen ist dies ein klarer Fall von Altersdiskriminierung. Hier geht es doch wohl eindeutig eher darum, den überflüssigen und weit über den Bedarf bestellten Impfstoff, dessen Verfallsdatum jetzt wohl auch überschritten sein dürfte, nicht wegschmeißen oder gar an ärmere Länder verschenken zu müssen.
Aber sei es drum, ich wollte doch jetzt ein kurzes Resümee meiner persönlichen Erfahrungen der letzten zwei Jahre der Corona Pandemie ziehen. Die Pandemie begann für mich am 1. März 2020, an Dannys Geburtstag.
An jenem Sonntag vor zwei Jahren musste ich zu seiner Geburtstagsfeier passen, da ich den ganzen Tag mit Schüttelfrost, Fieber und starken Kopfschmerzen im Bett verbracht hatte. Danny selbst war eine Woche zuvor krank gewesen, da er sich von Jela angesteckt hatte. Und er hatte die typischen Corona Symptome gehabt, was ich aber erst vor kurzem erfahren habe. Wir reden hier vom zeitweisen Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns.
Anfang März 2020 tauchten in Deutschland die ersten Befürchtungen auf, dass Corona vom Geflügelmarkt aus Wuhan auch nach Deutschland übergreifen könnte. Da ich seinerzeit also den Sonntag komplett im Bett verbracht hatte, blieb ich noch ein bis zwei Tage krank zu Hause, um meine Kollegen nicht mit meinem Schnupfen anzustecken.
Als ich mittwochs wieder im Amt erschien, wagte ich den Scherz, Corona gerade gehabt und überstanden zu haben. Über diesen kurzen Joke wollte doch tatsächlich niemand lachen, denn mittlerweile hatten sich die Befürchtungen verdichtet, das Corona wohl auch auf Deutschland übergreifen würde.
Interessanterweise hatte ich am Montag, dem 21. März diesen Jahres, haargenau dieselben Symptome wie vor zwei Jahren. Dies geschah knapp eine Woche, nachdem meine Löwin positiv auf Corona getestet worden war. Daher musste sie in Quarantäne verweilen, während ich als noch negativ Getesteter zur Arbeit asten und meine Post abholen durfte.
Erst zwei Tage später, am 23 März, schlug der Corona Test bei mir „positiv“ an. Die für meinen Arbeitgeber benötigte Krankschreibung erfolgte prompt, ab sofort musste ich mich ebenfalls in Quarantäne begeben.
Dabei hatte ich außer Schnupfen und leichten Kopfschmerzen gar keine Symptome mehr, der komplette Krankheitsablauf verlief ähnlich wie auch zwei Jahre zuvor. Doch zwei Jahre der Pandemie Bekämpfung hatte den Blick des Staates und der Bevölkerung auf die Krankheit verändert.
Wo es vor zwei Jahren in Ordnung war, nach zwei bis drei Tagen wieder zur Arbeit zu erscheinen, redeten mir nun alle Kollegen gut zu, zwei Wochen lang zu Hause in Quarantäne zu verharren. Und so kam ich also zu der seltenen Gelegenheit, zu Hause diverse Fernsehserien nahezu beschwerdefrei erleben zu dürfen. Insbesondere "For all Mankind" kann ich allen Serienjunkies wärmstens empfehlen.
Ab 1. Mai wiederum dürfte ich wohl trotz der megagroßen Inzidenzen weiter zur Arbeit antraben. Wenn man dies einem jungen Menschen in 20 Jahren erzählen würde, konnte er dies sicherlich nicht nachvollziehen. Egal.
Zwei Jahre lang betrat ich Einkaufsläden nur mit Maske, achtete auf 1,50 m Abstand zu den anderen Kunden und hielt auch ansonsten meine Maske immer griffbereit. Während dieser Zeit konnte ich meinen Geburtstag nicht feiern, zuletzt, weil ich selber an Corona erkrankt war. Wir erlebten den einen oder anderen Lockdown, in welchen wir uns nur mit einer stark begrenzten Anzahl von Leuten treffen durften. Konzerte, Theater- oder Restaurantbesuche mussten wir auf ein starkes Minimum reduzieren.
Hierbei stellten meine Löwin und ich fest, dass wir gar nicht so viel verpasst hatten, wie wir anfangs befürchtet hatten. Im Gegenteil! Während des ersten Lockdowns zogen wir uns sämtliche alten Tatorte aus Münster und Köln rein und gerieten so in keinen Stress mit irgendwelchen Terminüberschneidungen und verärgerten Freunden oder Verwandten.
Stattdessen trafen wir uns in kleinen Gruppen, um am Wochenende spazieren oder wandern zu gehen. Mit dem Langen oder Hotte unternahm ich einige längere Radtouren, stellenweise machte ich sie auch alleine. Da die Kneipen zu hatten, holten wir uns das Bier aus dem Supermarkt und hockten uns auf Parkbänke.

Mittwoch, 13. April 2022

Sam Phillips

9
Was in diesem Buch auf alle Fälle fehlt, ist zumindest eine Erwähnung von Johnny & Dorsey Burnette. Die beiden Brüder wurden in Memphis geboren und nahmen im November 1955 im Studio des Radiosenders WBIP eine erste Single auf. Als sie kurz danach bei Sam Phillips in den Sun Studios vorspielten, zeigte dieser kein Interesse. Die Jungs klangen ihm zu sehr nach Elvis Presley; da hatte er bekanntlich zu der Zeit kein Interesse an ähnlichen Künstlern. Einer reicht halt. Die in den Sun Studios entstandenen Aufnahmen sind bis heute verschollen.
Dies ist Peter Guralnick auf den über 600 Seiten des ansonsten hervorragenden Buches nicht einmal eine Erwähnung wert. Da hat er meiner Ansicht nach nicht ausführlich genug recherchiert. Oder sollte er diese Zwischenepisode aufgrund seiner entstandenen engeren Beziehung zur Philips Familie bewusst ausgelassen haben?
Anfang 1956 gründeten Johnny und Dorsey mit Paul Burlison das Rock'n Roll Trio und ergatterten über einen Aufenthalt in New York einen Plattenvertrag bei Coral Records. Die Verbindung zu ihrer Heimatstadt Memphis blieb erhalten, denn das Trio unternahm im selben Jahr eine Tournee mit der Sun Größe Carl Perkins sowie Gene Vincent.
Das Trio trennte sich im Herbst 1956, da sich ihre Platten lediglich in New York verkauften. Die Burnettes zogen nach Kalifornien, aber Burlison ging nach Memphis zurück. Burlison, der Anfang der 50er Jahre kurzzeitig bei den Snearly Ranch Boys aktiv war und nach der schon erwähnten ersten Single in derselben Firma (Crown-Electric) wie Elvis Presley beschäftigt war, zog sich für über 20 Jahre aus dem Musikbusiness zurück.
Auf der Suche nach mehr Informationen fand ich auf Burlisons Seite bei Rockabillyhall.com den interessanten Hinweis, dass er zusammen mit Dorsey bei Crown-Electric gearbeitet und in der Mittagspause Hillbilly Stücke gespielt hätte. Auch interessant. Zur gleichen Zeit verkauften Johnny Burnette und Johnny Cash zusammen Geschirr von Haustür zu Haustür. Und zu dieser Zeit arbeitete Burlison laut Wikipedia mit Elvis bei Crown-Electric. Also alle oder wie?
Auf Rockabillyhall verkaufte Cash Geschirr ("Plates"), bei Guralnick Elektrogeräte im Laden. Da haben wir also auch widersprüchliche Informationen zur Tätigkeit von Johnny Cash vor Beginn seiner großen Karriere, die bei Sun startete. Von dessen (angeblichen) Diskussionen über Musik mit Johnny Burnette weiss Paul Guralnick auch nichts zu berichten.
Ich habe versucht, im Netz Material über eine Verbindung von Sam Phillips zu dem Johnny Burnette Trio zu finden, leider war ich wenig erfolgreich. Allein die vielen Versionen über eine Session bei Sun Records haben mich verwirrt. Hier hätte ich mir eine Meinung von Peter Guralnick erwünscht. Meine Vermutung: Guralnicks nächstes Buch handelt von dem Johnny Burnette Trio.
don`t wanna get old

Dieses Buch würde ich mir auf jeden Fall kaufen. Eins jedoch hat Guralnick wirklich sehr gut herausgearbeitet. Sam Phillips wollte und musste Geld verdienen, um seine Familie zu ernähren. Karriere - das war sein Antrieb. Für diesen "Traum" lebte er und nicht für den Rock 'n' Roll, wie es mir die Musikindustrie seit meiner Jugend eingebläut hatte.
Es ging nicht darum, endlich "frei" zu sein oder sich von seinem Elternhaus zu lösen. Der angebliche Protest gegen die Elterngeneration war schon immer ein gutes Verkaufsargument der Musikindustrie, allerspätestens seit Mitte der sechziger Jahre mit Aufkommen der Hippie-Bewegung.
Zudem merkt man an Sams häufig peinlichen Eskapaden im Alter, das Rock 'n' Roll schon immer eine Jugendkultur gewesen war. Das hat meine Generation nicht kapiert, deshalb ist der ganze Hype um die Rockmusik auch immer nur eine Ausrede vor einem Verlassen der Jugendkultur gewesen.
Der spätestens seit den 60ern übliche Protest gegen die Eltern, der sich über die Musik ausdrückte, verpufft natürlich, wenn man selber mit den Jahren mehr und mehr Verantwortung übernehmen muss. Die einen erkennen dass früher, andere später bis sehr viel später und manch einer nie, was diese Menschen aber trotzdem liebenswert bleiben lässt.
Einen Berufsjugendlichen kann man nicht böse sein, weil dieser es geschafft hat, keine Verantwortung für Andere übernehmen zu müssen. Ich selbst bin eigentlich auch sehr spät mit Verantwortung konfrontiert worden, habe also auch erst spät die Kurve gekriegt. In dieser Hinsicht war das Buch von Peter Guralnick das fehlende Puzzleteil, welches mir half, diese Zusammenhänge zu verstehen und meinen Frieden damit zu machen.
Denn es wäre natürlich schöner gewesen, hätte ich diesen Traum noch weiterleben können, aber so ist das Leben nun mal nicht. Aber ich möchte die Besprechung dieses Buches doch versöhnlich abschließen.
Man darf die Anfänge des Rock 'n' Roll nicht lediglich auf Sam Phillips und Sun Records reduzieren. Umso mehr gilt das im übrigen für die Spielart des Rockabilly, der die eigentliche "Vorstufe" der "weißen" Rockmusik darstellt. Da gab es parallel noch eine ganze Meute an unabhängigen Plattenfirmen; stellvertretend seien hier die Brüder Chess von Chess Records oder auch die Erteguns von Atlantic Records genannt.
All diese Leute hatten ebenfalls begnadete Rock 'n' Roll und Rockabilly Stars unter Vertrag. Der Ruhm von Sam Phillips ist in erster Linie der Entdeckung Elvis Presleys geschuldet. Dieser Ausnahmemusiker wäre vielleicht bei anderen Firmen nie entdeckt worden, weil die Künstler dort zumeist von A&R Managern gecastet wurden.
Eben dies war bei Sam Philipps in Memphis anders. Bei ihm konnte jeder, der wenigstens eine Gitarre halten oder ein anderes Instrument spielen konnte, in dem kleinen Studio vorspielen. Wenn ein Sam Philips überzeugt war und das Talent in einem Musiker erkannte, wurde die Session aufgezeichnet.
Sam war zudem noch Fan der Musik und nicht lediglich Geschäftsmann wie die meisten seiner Konkurrenten. Er hatte so seine Passion zu seinem Beruf machen können; dieses Glück wird nicht jedem in seinem Leben zuteil. Genau dies führte dann auch häufig zu Fehlschlägen, von denen er sich aber nicht entmutigen ließ.
Mit sicherem Gespür für die Musik entdeckte und produzierte er Howlin Wolf, Elvis, Johnny Cash, Carl Perkins und Jerry Lee Lewis. Roy Orbison, Warren Smith oder Billy Lee Riley sind heute ebenfalls bekannte Größen des Rockabilly, obwohl der Erfolg seinerzeit häufig eher als stark durchwachsen beschrieben werden kann.

Mittwoch, 6. April 2022

Contramann: kurz gesehen im April

https://www.heise.de/tp/features/Wer-ist-gemeint-wenn-die-Ukraine-verteidigt-werden-soll-6344472.html
Ein sehr lesenswerter Artikel, wenn man über das ukrainische Volk schwadroniert, ohne zu wissen, wer das eigentlich ist. Denn die ukrainische Nationalbewegung entstand quasi erst mit Bandera und der OUN im zweiten Weltkrieg, als diese urplötzlich eine ukrainische Nation aus dem Hut zauberten und zusammen mit den Nazis die Sowjetunion bekämpften.
Die Menschen im heutigen Staatsgebiet der Ukraine waren für den Zaren oder später für die Sowjetunion gewesen - oder eben dagegen. Die ukrainische Sprache und Kultur verhält sich zur russischen wie die schweizerische zur deutschen Kultur. Noch 2010 sprachen 80% der Bevölkerung der Ukraine russisch.
Bis dann nach dem Maidan Aufstand die russische Sprache als Amtssprache verboten wurde, woraufhin sich die beiden östlichen Oblast Donbas und Lubansk für unabhängig erklärten. In dem darauf folgenden Bürgerkrieg sind bislang mehr Zivilisten gestorben als in dem jetzigen Krieg in der Ukraine.
Voller Stolz entdeckten solche Gestalten wie die vom Asow Regiment die alten Kameraden der OUN wieder und kämpften gegen die „prorussischen“ Aufrührer in Donbas und Lubansk. Auf deren Seite waren sicherlich auch Leute von „Wagner“, einer durch Russland finanzierten nationalistischen Söldnertruppe unterwegs.
Es erschreckt mich dennoch, wie geschichtsvergessen wir Deutsche offenbar durchs Leben gehen. Zugegebenermaßen habe ich Abitur und nicht jeder in Deutschland hatte die Chance, einen solchen Abschluss mit der Lizenz der Wahrheitsfindung durch Eigenrecherche zu machen. Aber Geschichte war ja für die meisten meiner Mitkommilitonen eher Nebenfach.
Allerdings ist Deutschland doch eher technikgeprägt; das Volk der Dichter und Denker wurde spätestens durch die Nazis beseitigt. Der Deutsche hinterfragt seine Regierung halt nicht gern. „Jetzt kennen wir keine Parteien mehr“ war ja bereits 1914 die Losung, als selbst viele Sozialdemokraten die Kriegskredite für das Kaiserreich befürworteten.
https://www.spiegel.de/geschichte/spd-im-ersten-weltkrieg-wie-es-zur-kriegskredite-zustimmung-kam-a-976886.html
Einfach mal durchlesen und auf Parallelen zu 2022 und dem geplanten Sondervermögen von 100 Milliarden abklopfen. Kommt schon, Leute. Kann doch nicht so schwer sein.

https://www.neulandrebellen.de/2022/02/nazis-aufklaerer-aufklaerung/
Hier noch einmal schön zum Nachlesen, warum die Versuche, die Proteste gegen die Corona Maßnahmen - insbesondere die Spaziergänge - in die Nähe von Nazis zu rücken, absolut neben der Spur liegen. Das wird Maßnahmen-Befürworter, die von diesen Protesten lediglich aus den Medien erfahren haben, leider nicht beeindrucken.
Doch ich kann aus eigener Erfahrung berichten, dass gerade die ersten Absätze von Roberto De Lapuente der Realität entsprechen. Berichterstattung und Zahlen der örtlichen Presse passen hier nicht. Dass dann die „Spaziergänger“ auch gegen die Medien demonstrieren, verwundert dann nicht mehr.
Dass Medien die Interessen der Staatsmacht notfalls mit einem Verbiegen der Wahrheit stützen, weil sie einen Zusammenbruch des Staates befürchten, ist gerade in Deutschland nicht neu und wurde in der Vergangenheit auch mit Recht an den Pranger gestellt. Dieser Haltungsjournalismus hat im letzten Jahrhundert wesentlich mit dazu beigetragen, Europa und die Welt mit unendlich viel Leid zu überziehen.
Kurzes Resümee: Ein Wesen des Faschismus (wie auch des Sozialismus im Ostblock des letzten Jahrhunderts) war das Unterdrücken und Verächtlichmachung anderer Meinungen. Frage daher: Wer agiert hier faschistisch - die „Spaziergänger“ oder nicht doch eher diejenigen, welche diese mit unpassenden Vergleichen überziehen, um sie ins schlechte Licht zu rücken?

https://www.heise.de/tp/features/Warum-das-E-Auto-dem-Klima-nicht-hilft-den-Autokonzernen-aber-schon-6510419.html
Ein wahres Wort. Ich hatte in den letzten Jahren häufiger gegen den Kult um die E-Mobilität angeschrieben, doch dieser Artikel bringt es richtig auf den Punkt.
„Alle Akteure sind zufrieden, nur das Klima nicht. Die Elektromobilität erweist sich als Mogelpackung einer unheiligen Allianz aus gewinnorientierten Autoherstellern und untätigen Politikern.“

https://www.heise.de/tp/features/Geht-die-Welt-eher-unter-als-der-Kapitalismus-6540603.html
Hier ist nochmal die simple Logik nachzulesen, welche unser aller Leben bestimmt. Kapitalismus – oder auch (freie) Marktwirtschaft, wie er hierzulande verniedlichend genannt wird – kommt nicht ohne Wachstum aus. Das Wachstum wiederum steigert zwangsläufig die Warenproduktion und letzten Endes die Treibhausgas-Emissionen, was somit zur Klimakatastrophe führt. Die Lösung könnte darin bestehen, den Kapitalismus seinen Expansionsdrang zu nehmen.
Aber: eine freiwillige Beschneidung des Wirtschaftswachstums liegt nun wahrlich nicht in der Natur des Kapitalismus. Dieser lässt sich nur durch Regeln eindämmen – da wittern manche schon wieder eine Planwirtschaft und die wollen Klimaaktivisten aber auch nicht. Schade eigentlich, weil genau hier – und aktuell nur hier – die Lösung ist, welche die CO² Emissionen verringern kann. Denn auch für Klimaaktivisten stellt der Autor fest, „dass manche Leute so viel Geld dafür ausgeben, mit einem SUV zu protzen, dass sie dann bei den Lebensmitteln sparen müssen.“
Denn auch ein „Green Deal“ mit noch so viel erneuerbaren Energien und Elektromobilität sorgt lediglich dafür, dass die Umweltbelastungen im CO² Emissionshandel verschleiert werden. Ich bin immer wieder erstaunt, mit welcher Blauäugigkeit Klimaaktivisten (meist aus gutem Hause) diese Tatsache verdrängen und die Konsequenz daraus verleugnen: Der Lebensstandard muss schwinden – ohne Wenn und Aber.
Es sei denn…. Der Lebensraum – also unser Planet – wäre nicht endlich und damit die Entwicklungsmöglichkeiten unbegrenzt. Dies wäre nur durch eine Expansion in den Weltraum möglich. Ich gehe sogar noch weiter und behaupte, dass die menschliche Zivilisation ohne eine derartige Expansion dem Untergang geweiht ist. Der Mensch ist ein Tier, der beschränkt seinen Raubinstinkt nicht.

Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“

Samstag, 2. April 2022

guterPlatzzumBiertrinken: Ikea

Samstag, 13. November. Draußen ist es neblig und kühl, das Thermometer zeigt 8° Celsius. Ende letzten Jahres hatte ich ja ausführlich über meine Blasenspiegelung berichtet, dieser Samstag ist der Samstag danach.
Da meine Löwin heute den ganzen Tag an der VHS verweilt, wollte ich nicht einfach stumpf zu Hause herumhängen. Bei dem ganzen Stress um die Blasenspiegelung war das Fahrradfahren etwas in den Hintergrund getreten, ich konnte mich einfach nicht aufraffen.
Und da meine Anrufe in den letzten Tagen bei der Stadtbad GmbH ergaben, dass ich mit meiner Bonuskarte zwar im Heidberg schwimmen gehen kann, aber darauf hoffen muss, dass nicht so viele Leute für das entsprechende Zeitfenster, welches ich auch noch beachten muss, ein E-Ticket gekauft haben, sodass ich warten oder sogar unverrichteter Dinge nach Hause fahren müsste. Es sei zwar noch nicht vorgekommen, aber an einem Samstag Vormittag scheue ich dennoch dieses Risiko.
Deshalb bleibt mir nichts anderes übrig, als mich aufs Fahrrad zu setzen und einfach loszufahren. Aber wohin? Ich wollte ja schon den ganzen Sommer über nach Harxbüttel radeln, also schaute ich mir das bei Google Maps noch einmal an. Bis dorthin ist es eine schöne Strecke, ich könnte beim Bäcker in Harxbüttel einen Kaffee trinken und dann zurückfahren.
vor dem Start
Aber Stopp! In Harxbüttel gibt es keinen Bäcker, geschweige denn einen Supermarkt oder sonst irgendwie etwas. Damit scheidet Harxbüttel aus, für die dann große Runde über Groß Schwülper und Walle ist es mir wettermäßig doch etwas zu ungemütlich. So sitze ich jetzt schön im IKEA Restaurant und trinke einen Milchkaffee, dazu ein Stück Mandeltorte.
Dieses Ziel war ja nun auch in Ordnung, denn die Luft war - wie bereits erwähnt - kühl und nass. Dazu war der Boden, speziell auf den Fahrradwegen, sehr glitschig aufgrund des vielen herunter gefallenen Laubs.
Zunächst einmal hatte ich jedoch den Reifen noch etwas Luft gegönnt, denn ich führte zwei Fahrradtaschen mit. Eine für IKEA und eine für Real, weil ich in meinem Lieblingssupermarkt noch einkaufen wollte.
Die Fahrt über das Ringgleis, den Ölper See und den schwarzen Berg verlief regenfrei und machte mir sehr viel Spaß. Endlich hatte ich den Arsch hoch gekriegt und war wieder unterwegs, meine Güte, wie hatte mir das gefehlt. Ich würde jetzt zwar keine Bierpause einlegen, nicht weil es zu frisch ist, sondern weil mir Bier vormittags nicht mehr gut schmeckt.
Dafür schmeckt mir der Milchkaffee hier im Restaurant umso besser, nachdem ich hochzufrieden bei Ikea angekommen war. Nun sitze ich bereits wieder zu Hause und gucke ein Nachholspiel der 3. Liga, Zwickau gegen Havelse, und bin noch besser drauf.
Nach dem obligatorischen Gang durch die Markthalle bei Ikea, wo ich lediglich zwei Artikel als Weihnachtsgeschenk für meine Löwin erstanden hatte, fuhr ich schnurstracks über die Gifhorner und Hamburger Straße zu Real. Schnurstracks passt hier, denn es ging die ganze Zeit bei unveränderten Wetterbedingungen permanent geradeaus. Hatte ich schon den dunkelgrauen Himmel erwähnt?
an der Oker
Bei Real sammelte ich die notwendigen Lebensmittel in meinem Einkaufswagen und begab mich ins obere Stockwerk, weil ich da noch nach einem Fahrradhelm gucken wollte. Dies würde eins der Weihnachtsgeschenke für mich sein. Auf den Weg dorthin sah ich an einer Regalecke den gelben Zipfel einer Outdoorjacke hervorragen.
Hier sei erwähnt, dass ich bereits seit zwei Wochen auf eine bestellte gelbe Outdoorjacke warte und bis heute vom Verkäufer (Online) immer wieder vertröstet wurde. Mein Puls schlug höher, als ich bei der Jacke angelangt war. 3XL - meine Größe. Ein wunderschöner Ostfriesennerz, auf 80 € heruntergesetzt. Wegen Payback noch einmal 10 € weniger....
Ich konnte die Jacke förmlich schreien hören: "Nimm mich, nimm mich jetzt!" Nachdem ich die Jacke auch noch anprobiert hatte, wanderte der Ostfriesennerz sofort in meinen Einkaufswagen. Gleichzeitig kontaktierte ich den Online- Verkäufer bei Amazon und beantragte die Rückerstattung des Kaufpreises wegen Nichtlieferung.
Pause im IKEA Restaurant
Spätestens an der Kasse wusste ich dann, warum ich zwei Fahrradtaschen mitgenommen hatte. Die gerade gekaufte Jacke prummelte ich in eine Tasche hinein, den Rest des Einkaufs brachte ich auch noch irgendwie unter. Und weil es so schön war, fuhr ich nicht über Ölper, sondern die Hamburger Straße weiter und von dort auf das Ringgleis ein.
Zu Hause angekommen, packte ich die Taschen aus und gönnte mir einen Teller Nudeln. In diesem Moment, beim Stand von 2:0 für Zwickau, bin ich mehr als zufrieden, dass ich diese Tour gemacht habe. Die Lethargie, die von mir in den letzten Wochen Besitz ergriffen hatte, gilt es zu überwinden.
Das Herumjammern aus Angst vor der Blasenspiegelung hatte mich richtiggehend gelähmt. Heute wurde ich daran erinnert, dass selbst die vermeintlich verdaddelten dreieinhalb Stunden so einer Fahrradtour keine verschenkte Zeit darstellen, weil ich hinterher wacher bin als nach einem schläfrigen Tag vor dem Fernseher oder dem Rechner.
So gesehen hat bei der Tour nur das Bier gefehlt, das hole ich aber heute Abend nach. Beim Kartenspielabend in Salder.