Sonntag, 28. März 2021

Hartmudo: Es schneit 3/3

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Natürlich war der „Schneezauber“ nach noch nicht einmal zwei Wochen vorüber. Ebenso konnte ich am schon erwähnten Dienstag nicht ins Büro, aber, oh Wunder: Die Welt ist trotzdem nicht untergegangen. Wieder Erwarten waren meine Schreiben noch im Speicher vorhanden, so dass sich diese Befürchtung als unnötig herausstellte.
Wie Ihr Euch vorstellen könnt, verursachte dieser unfreiwillig freie Dienstag ein großes Ärgernis bei mir. Eine der größten Volkswirtschaften der Welt ist nicht in der Lage, einen mehrere Tage vorher angekündigten Wintereinbruch mit starkem Schneefall zu managen. Das für ca. zwei Arbeitstage das gesamte Land in Winterstarre verharren musste, ist dem sich mit den Jahren immer stärker auswirkenden Sparzwang der öffentlichen Hand geschuldet.
Der Zugverkehr nach Lebenstedt lief da volle drei Tage nicht, obwohl es ab Dienstag kaum noch schneite. Aber die DB Netz, zuständig für das Funktionieren des Schienenverkehrs, hatte wohl nicht genügend Personal. Oder sollte es an Corona gelegen haben, weil immer nur die Hälfte der Mitarbeiter gleichzeitig arbeiten darf?
nochmal... weils so schön war

Doch damit nicht genug. Für den folgenden Montag war Blitzeis angesagt. Und dieser Montag - was für eine Überraschung - war mein nächster Tag im Büro. Ein Blick in die App am Sonntag machte mir klar, dass die Bahn wohl eher nicht fahren würde. Blieb also nur der Bus. Hatte ich schon erwähnt, dass dieser nach einer Woche immer noch vermindert, d.h. nach dem Ferienfahrplan, agierte?
Dies hatte für mich zur Folge, dass ich am Montag den Schnellbus um 7:30 Uhr ab Rathaus (also vorm Lindi) erreichen musste und erst um 7.00 Uhr (da wäre ich normalerweise schon ne halbe Stunde im Büro) an „meiner“ Bushaltestelle in Lehndorf stand. Zurück 15.53 Uhr, danach fährt nur noch der Bummelbus über die Dörfer.
Das war dann auch ein sehr stressiger Montag, weil ich nach dem geplatzten Bürotag der Vorwoche gerne länger gearbeitet hätte. Der Stress und damit einhergehend ein hoch drehender Kreislauf verließ mich den ganzen Tag nicht. Erkennbar war diese Anspannung an meiner extrem schlechten Laune, zu der ich in solchen Situationen neige. Menschen aus meinem persönlichen Umfeld können da ein Lied von singen.
Schließlich fuhr ich dann mit einem Kollegen des Sicherheitsdienstes im Auto nach Braunschweig zurück, da ich diesen zufälligerweise am Feierabend auf dem Parkplatz getroffen hatte, anstatt meinen MP3 Player zu quälen. So endete dieser „Winter“ mit Schneeeinbruch dann doch ohne allzu große Bauchschmerzen. Jetzt kann der Frühling kommen.
Erschreckend bleibt für mich trotzdem die Erkenntnis, dass Deutschland abgewirtschaftet hat. Seit dem Zusammenbruch des Ostblocks und dem damit einhergehenden fehlenden Gegendruck durch eine sozialistische Staatsdiktatur ist für unsere „westlichen“ Eliten die soziale Marktwirtschaft nur noch ein Begriff, den man sich als Mäntelchen umhängt.
Beginnend in der Ära Kohl hat der Neoliberalismus (nicht-ironischer Gruß an Kroll) dank PPP (Public Private Partnership) öffentliche Dienstleistungen wie Rundfunk & TV, Post- und Fernmeldewesen, Müllabfuhr und Energieversorgung und nicht zu vergessen Krankenhäuser und Pflegeheime privatisiert.
Was dem bekanntermaßen obrigkeitshörigen Deutschen in der Regel egal war. Diese Leute, die bislang der Meinung waren, dass „der Staat“ mit seinen Beamten eh zu langsam arbeitet, sollten sich jetzt nicht darüber beklagen, wenn Impftermine schleppend vergeben werden und der Lockdown pauschal flächendeckend durchgezogen wurde, weil in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder Gesundheitsämtern - um nur einige zu nennen - das Personal fehlt.
Gleiches gilt auch für Schneeräumdienste, obwohl sich dies (dank des Klimawandels?) eher selten bemerkbar macht. Der von unserer Hausgemeinschaft gebuchte Winterdienst hatte tatsächlich gerade mal die vorgeschriebene eineinhalb Meter breite Schneise bis zum Hauseingang und den Garagenhof runter freigeschaufelt. Den Schnee auf dem Garagenhof haben sie übrigens original an die Garagentore herangeschoben.
Um es (mal wieder) eindeutig zu sagen: Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen führt auf alle Fälle zu geringeren Löhnen der Beschäftigten. Wie durch einen Zauber geht das Engagement und leider manchmal auch die Intelligenz zurück. Der einzige Mehrwert bei PPP besteht in den Gewinnen der meist international organisierten Konzerne.
Das gern genannte Argument der vermehrten Innovationen durch den Konkurrenzdruck greift immer nur zu Beginn der Privatisierung einer öffentlichen Dienstleistung. Denn das kritisierte Monopol des Staates wird hier lediglich durch ein privates Monopol ersetzt. Bereits nach kurzer Zeit zahlt der Kunde eher noch höhere Preise als vorher und die betroffenen Beschäftigten.... Wie gesagt: Das bringt es alles nicht.
Diese relative kurze Phase des Wintereinbruchs hat mir wie üblich aufgezeigt, dass Deutschland mittlerweile abgewirtschaftet ist. Am besten zu beobachten ist dies bei der Bewältigung der Corona Pandemie, in der uns die aufstrebenden asiatischen Gesellschaften zeigen, wie man so etwas managt. Nämlich mit straffer staatlicher Lenkung, ohne wenn und aber.

Dienstag, 23. März 2021

Hartmudo: Mutter

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Da für mich feststand, dass Sunny sich mein Smartphone unter den Nagel gerissen hatte, war es an der Zeit zu handeln. Ich ging an meinen Schreibtisch und suchte die Nummer zum Sperren des Smartphones auf. Ich rief bei der Hotline an und liess mein Phone sperren. Nun konnte ja nicht mehr viel passieren, dachte ich.
Und da erkennt man schon meinen Denkfehler. Vom Sperren des Smartphones wird es nicht unbrauchbar. Sunny hätte es sich mit den darauf gespeicherten Daten, also meinem Adressbuch, noch sehr gemütlich machen können, also Schaden anrichten.
Doch zum Glück gibt es da ja immer noch diese Stimme im Hinterkopf, die ruhig bleibt und mir in solchen Momenten sagt, dass ich mich vielleicht doch getäuscht hatte. Denn ich hätte mich zum Vollhorst mit einem Anruf bei Sunny machen können, indem ich ihr am besten den Diebstahl meines Smartphones vorgeworfen hätte. Was wäre das für ein gefundenes Fressen für Sunny gewesen! Da wird sie von ihrem Bruder doch tatsächlich des Diebstahls bezichtigt! Sie hätte sich in allem bestätigt gesehen, was auch immer sie über mich und mehr noch über Berta denken mag.
So allmählich beruhigte ich mich. Bei allem nervlichen Stress in der Nord/LB wäre es sehr gut möglich gewesen, dass ich mein Smartphone einfach dort liegen gelassen hatte. Das konnte ich natürlich am Freitag Nachmittag nicht mehr klären. Bis Montag Morgen war die Bank geschlossen und wegen eines Handys wird auch nicht die GSG 9 alarmiert.
Zuguterletzt klammerte ich mich an die Hoffnung, dass ich mein Smartphone auf der Rückfahrt nach Hause im Auto von Berta und Bud verloren hatte. Wäre nicht dass erste Mal gewesen, dass mir im Auto irgend etwas aus der Tasche fällt und ich es nicht merke. Dieser Gedanke, ausgesprochen von der Stimme im Hinterkopf, setzte sich fest. Mantramäßig schob ich diesen Gedanken über die dunklen Wolken einer miesen Attacke seitens Sunny und beruhigte mich darüber mehr und mehr.
Der Gin Tonic und der Obstler hielten diesen Deckel auf dem Topf voller Ängste, nicht gerechtfertigter Anschuldigungen und völlig aus der Luft gegriffener Szenarien. Ich ging zurück ins Esszimmer, wo meine Löwin bereits das Spiel ausgepackt hatte. Mensch ärgere Dich nicht - eine notwendige Ablenkung. Das hat sie drauf, meine Löwin. In solchen Situationen behält sie einen kühlen Kopf und macht das Richtige.
An mein Smartphone dachte ich von Minute zu Minute weniger. Ich hatte es sperren lassen - gut. Sunny konnte nicht mehr die Zeitansage von Tokio anrufen (das hielt ich doch tatsächlich für möglich!) und damit meine nächste Rechnung in ungeahnte Höhen schnellen lassen. Das Smartphone wäre sicherlich in Buds Auto - falls nicht, könnte ich mir später darüber Gedanken machen.
Auch Berta schob da eine Paranoia vor sich her. Es ging ihr um die Rechnungen, die von uns noch beglichen werden mussten. Finanzamt, Steuerberater oder Makler - alle Post zum Nachlass von Mutter ging zu Berta. Und Berta steigerte sich in die Befürchtung hinein, dass Sunny ihren Anteil daran einfach nicht bezahlen würde.
Ich versicherte Berta, dass ich mich selbstverständlich an Bertas Schaden beteiligen würde, so denn einer auftreten sollte. Da kam ich mir sogar richtig toll vor; was für ein Schmarrn. Auf das Naheliegende kam ich einfach nicht. Da waren Berta und ich total kirre geworden ob des ganzen Ärgers, den wir in den Monaten zuvor erleben mussten.
Meine Löwin war es, die einen klaren Kopf behielt und uns aus der Gedankenfalle holte. Berta und ich würden lediglich unsere Anteile bis auf das von Sunny zu übernehmende Drittel bezahlen und die Rechnungen mit einem entsprechenden Vermerk zu Sunny schicken. Finanzamt wie Makler würden wir dies auch so schildern. Damit hätte Sunny den schwarzen Peter, so sie denn die Restbeträge nicht begleichen würde.
Endlich waren Berta und ich beruhigt, nun konnten wir aufatmen. Dank meiner Löwin konnten wir unsere Ängste zügeln und zur Abwechslung mal nach vorne schauen. Das Spielen half hierbei ungemein.
Mit Berta und Bud spielten wir öfters Mensch ärgere Dich nicht. Dieses einfache Spiel wirkt deshalb so entspannend, weil man nicht viel nachdenken muss. Mehr als alles andere ist es ein Glücksspiel mit Regeln, dass jedes Kind versteht und daher sofort spielbar ist. Man fiebert zwar mit, aber wird durch das Würfelglück immer daran erinnert, dass die beste Taktik nichts nützt, wenn Du keine Sechsen würfelst. Das ist bei Mensch ärgere Dich nicht so, aber auch im richtigen Leben.
"Drano macht das Rohr frei", hieß es in der Reklame früher immer. Genau wie Mensch ärgere Dich nicht diesem Nachmittag. Nach kurzer Zeit lachten wir, frotzelten etwas und arbeiteten uns am Obstler ab. Berta und ich wurden so wieder auf Spur gebracht. Abgelenkt von unseren düsteren Gedanken, dass uns der Himmel auf den Kopf fallen würde, gönnten wir uns eine positive Sichtweise. Nach vorn blicken ist halt immer besser als sich unter einer Decke zu verstecken. Böse, böse Welt ist der falsche Weg.
Stattdessen realisierten wir mit jedem Obstler mehr, dass die ganze Chose jetzt bis auf einige "Restarbeiten" quasi abgeschlossen war. Steckte uns am Anfang des Spielens noch der Schock ob der Anfeindungen durch Sunny nach dem Auftritt in der Nord/LB in den Knochen, so schafften wir es nach einigen Frotzeleien, die ganzen Streitereien ad Acta zu legen und uns wieder auf die Zukunft zu konzentrieren.
Oder auch: Eine Sorge weniger, wie der Sarkast in mir sagen würde. Im Nachhinein ist es jedoch traurig, dass wir an diesem Nachmittag nicht an Mutter selbst gedacht haben. Wir Geschwister waren an diesem Tag, da beziehe ich Sunny auch mit ein, ausschließlich mit uns selbst beschäftigt.
Nach vielleicht zwei Runden Mensch ärgere Dich nicht wollten Berta und Bud schließlich nach Hause. Berta verabredete mit meiner Löwin noch, dass beide eine Flasche Champagner zusammen trinken würden, wenn auch die letzten Überweisungen getätigt wären. Die beiden wollten einen sichtbaren Schlussstrich ziehen, derart symbolträchtige Aktionen waren schon immer ganz nach meinem Geschmack.
Guter Laune zogen Berta und Bud ihre Schuhe an und verabschiedeten sich herzlichst von meiner Löwin. Nicht von mir, denn ich ging noch mit auf die Straße zu ihrem Auto, um mein Smartphone zu suchen. Auf dem Weg tat es richtig gut, Berta mal locker und gelöst zu erleben. Sicherlich sollte sie öfters mal zum Obstler greifen.
Kaum hatte ich die Beifahrertür des Daimlers aufgemacht, da stach mir auch schon mein Smartphone ins Auge. Da hatte sich doch der kleine Racker während der Fahrt aus meiner Jackentasche befreit! Zwischen Mittelkonsole und Sitz lugte die Spitze gerade noch hervor. Sicher freute sich mein Phone, als ich es liebevoll aus dieser Klemme befreite und in meiner Hand festhielt.
Ich verabschiedete mich von Berta und Bud, atmete einmal stark durch und ging dann, Berta und Bud im Daimler hinterherwinkend, zurück in unsere Wohnung. "Es ist vorbei! End - lich vorbei!" ging mir durch den Kopf. Da ging mir alles Mögliche durch den Kopf, ohne dass ich es in Worte hätte fassen können. Selbst Jahre später kann ich meine Gefühle in jenem Moment nicht beschreiben.
Mit Sunny brauchte ich mich jetzt nicht mehr auseinanderzusetzen; wir würden uns nicht mehr in Rage streiten müssen - darüber war Sunny an dem Tag garantiert auch froh, obwohl wir uns darüber nicht mehr unterhalten hatten. Wir bräuchten uns nicht mehr sehen und konnten daher sicherlich beide besser schlafen.
Dank der tatkräftigen Unterstützung meiner Löwin konnten wir Berta und Bud davon überzeugen, dass sich an unserem Verhältnis untereinander nichts ändern würde. Dies war ja für Berta überaus wichtig, da sie in den letzten Monaten unter dem Dauerfeuer durch Sunny stand und sichtlich angegriffen war.
Meine Löwin und ich ließen den Tag dann vor dem Fernseher ausklingen. Meine Befürchtungen wegen des vermissten Smartphones hatten sich gottlob nicht bewahrheitet. Doch dass ich mich mal wieder mit aller Kraft in die Paranoia hineingesteigert hatte, ärgert mich bis heute.
Ich denke, dass es wohl diese Familienkrankheit ist, die uns 3 Geschwister nach Mutters Ableben befiel und zu Aktionen und gegenseitigen Anschuldigungen trieb, die bei mehr gegenseitigem Vertrauen nicht passiert wären. Und dieses Vertrauen fehlte uns leider. Zumindest zwischen Sunny auf der einen und Berta und mir auf der anderen Seite.
Am nächsten Morgen ging das Leben weiter. Da Berta und ich mit Sunny außer ein oder zwei Rechnungen nichts mehr zu verabreden hatten, konnten wir uns alle wieder auf den Alltag konzentrieren.
So endete die Story über die letzten Tage unserer Mutter und die anschließende Ordnung ihres Nachlasses mit dem unversöhnlichen Bruch zwischen Sunny und uns beiden anderen Geschwistern. Das letzte Mal sprachen wir uns im Einkaufszentrum Heidberg, besser brüllten uns an.
Ich wünschte, die Geschichte hätte ein positives Ende genommen. Allein schon unserer Eltern wegen. Leider war es uns nicht vergönnt.

Sonntag, 21. März 2021

Hartmudo: Es schneit 2/3

2
Jetzt, auf dem restlichen Weg nach Hause, musste ich an eine alte Geschichte denken, die inzwischen wohl bald an die 40 Jahre zurückliegt. Ihr wisst schon... Damals, in der guten alten Zeit.... Als im Winter noch Schnee lag. Ganz am Anfang der 80er Jahre muss das gewesen sein, als ich mein erstes Auto noch hatte.
Und dieses Auto war natürlich ein VW Käfer 1302 in Shantungelb. Die Farbe habe ich der Farbpalette des VW-Käferclubs entnommen. Übrigens: 1983 gab es für den Käfer den Farbton „negroschwarz metallic“. Das nur am Rande, aber der Käfer fuhr seinerzeit auch bei widrigen Bedingungen und mit Allwetterreifen.
Vielleicht, weil er nur 34 PS hatte? Bei den neuen Kisten habe ich den Eindruck, dass sie vor lauter Kraft nicht von der Stelle kommen. Sind ja auch viel zu schwer. Aber zurück in die 80er. Der Ring war seinerzeit auch mit einer festgefahrenen Schneedecke bedeckt und es war schon dunkel, als Urmel mich anrief und um Hilfe bat.
Er wohnte seinerzeit in der Jahnstraße und fuhr einen „Strich-Achter“. Nein, liebe Kinder, keinen Nuttentransporter, sondern einen Daimler. Mit Diesel natürlich und dieser war bei Temperaturen unter Minus 10 Grad ausgeflockt. Das bedeutete, dass er nicht mehr ansprang und auch nicht fremdgestartet werden konnte. Urmels Karre musste zuerst aufgetaut werden.
Also fuhr ich vorsichtig zu ihm hin.... Moment! Der Wagen stand bei Ilka in der Ernst-Amme-Straße! Dort fuhr ich hin und wir hängten den doch etwas schweren Daimler an meinen Käfer. Ein Abschleppseil hatte ich seinerzeit immer dabei gehabt, da man dieses häufiger mal brauchte. Damit will ich sagen, dass wir uns damit durchaus auskannten.
Der Daimler musste in eine Halle irgendeines Uni-Instituts bei der Hans-Sommer-Straße. Wir mussten den Wagen also ca. 3 - 4 km über den Neustadtring, Wendenring usw. bis in die Halle ziehen. Ich weiß noch genau, dass der Untergrund aus einer festgefahrenen Schneedecke bestand und kein anderes Fahrzeug weit und breit zu sehen war.
Ich gehe davon aus, dass wir Urmels Daimler nach 22.00 Uhr in die Halle gezogen hatten. Vorher war der erste 10er Träger ja nie alle gewesen. Nein, ein Scherz: Bei dieser Aktion waren wir nüchtern. Und der ganze Vorgang klappte reibungslos bis in die Halle, wo der Wagen dann auftauen konnte und am nächsten Tag wieder fahrbereit war. Gesoffen haben wir erst hinterher. Unsere Führerscheine hatten wir da noch nicht lange - es klappte trotzdem.
Auch vor 20 Jahren hatte ich berichtenswerte Erlebnisse im Winter gehabt. Ich wohnte um den Jahrtausendwechsel in der Gartenstraße am Amalienplatz und fuhr einen Fiat Panda. Eine geile Karre mit Campingstühlen als Sitze. Bergab fuhr der bald 125 km/h laut Tacho. Mit dieser Karre war ich bald 5 Jahre unterwegs gewesen.
Entscheidend für die Wintergeschichte ist hier die 6-Volt Batterie. Auf meiner Fahrt zur Arbeit nach Salzgitter Lebenstedt hatte ich bei dieser schwächlichen Batterie so meine Probleme, wenn es zu feucht war. Dann waren die Kontakte feucht und der Vergaser soff dauernd ab, so dass ich seinerzeit öfters den ADAC Rettungsdienst kennenlernte.
Witzigerweise sprang die Karre bei trockener Kälte sogar trotz der schwächlichen Batterie an und fuhr dann auch im Schnee dank des geringen Körpergewichts souverän über schneeverwehte Straßen. So kann ich mich erinnern, dass ich mitten in sturmartige Böen und Schneeverwehungen kurz vor Vechelde hineinfuhr, als ich von Kohlen-Siggi (auch letztes Jahr verstorben, R.I.P.) nach Braunschweig zurückfuhr.
Es war dasselbe Wetter wie jetzt in der zweiten Februarwoche, aber vor 20 Jahren war niemand so dämlich, sich in einer Schneewehe festzufahren. Ich denke, die Leute sind einfach zu dämlich geworden. Natürlich sind die Karren allesamt schwerer und breiter als noch vor 20 Jahren. Aber dank zu roher Kraft der Motoren ist gefühlvolles Fahren nicht mehr möglich.
Mit diesem Panda bin ich seinerzeit auch fast in einen anderen Wagen hineingefahren. Bei jener Aktion hatte ich erstmals mitbekommen, was ein verlängerter Bremsweg bei festgefahrener und angeeister Schneedecke bergab bedeutet. Das ganze passierte auf der A 39 beim „Thieder Berg“, falls das noch jemanden etwas sagt.
Bis zum Umbau um die Jahrtausendwende führte die A 39 in Höhe der Hochhäuser der Danziger Straße in Thiede über einen Hügel mit starker Steigung und gleich darauf entsprechendem Gefälle. Daher war ich diesen Hügel auf dem Weg zu einer Partie Billiard in Lebenstedt auch entsprechend vorsichtig hinaufgefahren, da der Schnee auf der Straße festgefahren war.
Ansonsten war außer mir quasi niemand auf der A 39 unterwegs und es schneite unentwegt. Ein einziges anderes Auto konnte ich vor mir erkennen, als ich den Scheitelpunkt des Hügels erreicht hatte. Dieser Wagen war bereits am Ende des Gefälles angekommen und ließ die Bremsleuchten erstrahlen. Warum auch immer - der Fahrer hatte seinen Wagen zum Stehen bekommen.
Ergo dachte ich mir, bei der nun folgenden Fahrt bergab die Bremse zu betätigen. Erst langsam, dann immer fester.... Ich trat und trat und nichts passierte. Lenken ging auch nicht mehr. Wie mit einem Schlitten fuhr ich genau auf das andere Fahrzeug zu und hatte mich mehr oder weniger mit einem Auffahrunfall abgefunden.
Erst im allerletzten Moment konnte ich meinen Panda stoppen. In diesen gefühlt 10 Minuten des Landeanflugs über die Schneerutsche war ich um Jahre gealtert. Insofern kann ich eine vorsichtige Fahrweise auf glattem Untergrund nur befürworten. In meinen Schichten auf dem Taxi oder bei City Car hatte ich zuvor zwar schon ähnliche Erlebnisse erfahren dürfen, aber speziell dieses knifflige Bremsmanöver seinerzeit hat sich bei mir tief eingeprägt.

Sonntag, 14. März 2021

Hartmudo: Es schneit 1/3

1
...und das unaufhörlich. So war das jedenfalls Anfang letzter Woche so. Von den Medien am Wochenende gut vorbereitet fing es Samstags vor jenem 8. Februar gegen 22.00 Uhr abends an zu schneien. Hinzu kam ein böiger wie eisiger Wind, der über Nacht die Straßen und Häuser in der Stadt mit einer weißen Hülle eindeckte.
Es war dann Sonntagmorgen ungewohnt, aber auch schön, die weiße Landschaft im sanften Schneegetümmel zu betrachten. Auf unserem Balkon hatten sich ebenfalls kleine Schneehaufen gebildet. Die Bierkiste vom Wochenende - Phil und Candela waren zu Besuch gewesen - war gottlob leer. Auf den von Kronkorken befreiten Flaschenöffnungen hatten sich weiße Hauben gebildet, ebenso auf dem Rand der Kiste selbst.
Meine Löwin brach dann auch am Vormittag zum Spaziergang auf. Ohne mich, denn ich war noch vom Vortag geplättet. Da hatte 96 das erste Mal seit 23 Jahren das Derby in Braunschweig gewonnen. Und das, obwohl Eintracht in Führung ging. Letztendlich hatten mal wieder zwei schwache Minuten ausgereicht, dass Eintracht die Punkte aus der Hand gab. War ja nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Der Klassenerhalt wird so schwierig.
Schwierig wäre der Spaziergang für mich auch geworden, weil ich einfach nicht in Gang kam. Auch der spontane Vorschlag von Mary und Charles, zusammen einen Marsch durch den Schnee zu wagen, konnte mich nicht umstimmen. Einerseits ging es mir zu plötzlich (da kam mein bekannter Dickschädel durch), andererseits habe ich nicht das richtige Schuhwerk. Mir fehlen richtige Winterschuhe. Meine Wanderschuhe von Skeechers sind zwar im Harz ganz stabil gewesen, aber ob sie auch wasserdicht sind? Aber selbst das ist eine Ausrede.
Natürlich brauchte ich in diesem Jahrtausend so gut wie nie Winterstiefel und habe mir deshalb konsequenterweise schon lange keine mehr gekauft. Nein - mir spukte da schon etwas Anderes im Kopf herum. Die Arbeit! Am Dienstag müsste ich wieder ins Büro, und das dringend. Denn meine ganze Arbeit aus dem Home Office seit Donnerstag läuft auf dem Server bei meinem Arbeitgeber auf. Sechs Tage lang bleiben die Bescheide und Schreiben dort gespeichert, dann werden sie gelöscht.
Dank der derzeitigen Corona Schutzmaßnahmen war der Dienstag mein einziger Bürotag in der Woche. Wenn ich da nicht nach Salzgitter komme, müsste ich mir die Bescheide mühsam zusammensuchen oder gar komplett neu schreiben. Da hatte ich natürlich keinen Bock drauf und ließ mich von dem Gedanken daran runterziehen.
Mein Teamleiter Buck hatte uns noch am Sonntagabend freigestellt, am Montag zu Hause zu bleiben und im Home Office zu arbeiten oder gleich frei zu nehmen. Da ich am 8. Februar selbst im Home Office eingetragen war, betraf mich das zwar nur peripher. Aber beim Blick aus dem Fenster unseres Wohnzimmers konnte ich quasi den ganzen Montagmorgen sehen, wie sich einer nach dem anderen der Autofahrer in der Schneedecke auf unserer Seitenstraße festfuhr und allein nicht mehr rauskam.
lange nicht mehr gehabt

Nach meinem Feierabend ging ich mit meiner Löwin nach draußen. Es schneite zwar immer noch, aber dieser Tag ist für uns ein besonderer: Der 8. Februar ist unser Kennenlerntag - ein Termin, den ich höher einschätze als den Hochzeitstag. Dank Corona und Lockdown konnten wir dies eh nicht richtig würdigen, aber wenigstens einen schönen Abend mit „Vesper“ wollten wir uns gönnen, wenn wir schon nicht ins Restaurant gehen konnten.
In der langen Geraden der Sankt-Ingbert-Straße war der Wintereinbruch deutlich sichtbar. Eine bald 20 cm hohe Schneedecke ließ die Konturen zwischen Fahrbahn, Fuß- und Radweg sowie den Grundstücken links und rechts der Straße nahezu verschwinden. Die Straße war lediglich durch die Fahrrinnen erkennbar, der Fußweg war plattgetreten, wo irgendwann vorher mal gefegt worden war, oder aber nur von vielen Füßen geküsst worden, so dass man immer noch tief einsinken durfte, wenn man es wollte.
Wir kauften unsere Vesper bei Edeka und dem Schlachter Neubauer zusammen. Im ständigen Schneegestöber erreichten wir nach geraumer Zeit wieder die Hannoversche Straße, auf der sich der Autoverkehr mühsam voranschob. Statt Fahren wäre hier eher der Begriff des Kriechens angezeigt.
Und da hatte sich doch tatsächlich so ein gemieteter Kleintransporter - ein Daimler - in der Einfahrt zur Luftstraße festgefahren. Dort war natürlich weder gefegt noch gestreut. Die Reifen des Transporters mussten wohl durchgedreht sein, denn er stand noch zu einem guten Teil mit dem Heck auf der Hannoverschen, wo er den Verkehr behinderte. Das Warnblinklicht war an, am Steuer des Wagens saß niemand. Der Motor war aus.
Wir wunderten uns noch, als der Fahrer bereits mit einem Eimer Sand aus einem Hauseingang hervorkam. Meine Löwin sprach ihn noch an, ob wir anschieben sollten. Der Dussel reagierte da noch nicht einmal drauf und streute etwas Sand einfach vor die Vorderräder. Danach setzte er sich rein und startete den Motor.
Ein anderer Mann stellte die Kinderkarre mit seinem Sohn an der Seite ab und half ebenfalls noch mit beim Anschieben. Da der Fahrer nach wie vor nicht auf Fragen reagierte („Vor oder zurück?“), dauerte es etwas, bis seine Karre in Schwung und er schließlich in die tief verschneite Luftstraße hineinfuhr, bloß um dort nach wenigen Metern erneut festzusitzen.
Der Vater und wir hatten inzwischen die Schnauze voll und gingen weiter. Die Hauptstraße war nun wenigstens wieder frei, so dass der Verkehr dort wieder rollen konnte. Was mich immer noch ärgert, ist die Frau des Fahrers. Die saß nämlich die ganze Zeit feist auf dem Beifahrersitz und qualmte eine Kippe. Sie beteiligte sich in keinster Weise an der Aktion. Die alte Vettel hätte ihren Arsch auch ruhig mal bewegen können.

Montag, 8. März 2021

H. Lecter: Alf

25
Und es kam, wie es kommen musste: Alf, der zwischenzeitlich immer ruhiger geworden war, wurde wieder munter und begab sich zum ersten Tisch in seiner Nähe. Er setzte sich auf einen freien Stuhl und fing sofort an, die dort sitzenden 15 – 16jährigen Mädchen anzulabern und lächelte dabei sein strahlendes Lächeln.
Ja, ich weiß, wie sich das anhört. Als ich das eben niederschrieb, musste ich auch sofort an dieses böse Wort Kinderfxxx denken. Damals hatte das keiner von uns so gesehen, auch nicht der Alt68er. Dazu war Alf einfach zu freundlich gewesen, das hätte ihm keiner, der ihn kannte, zugetraut.
Ich denke, dass er wahrscheinlich eine Neigung in dieser Richtung gehabt haben mag, aber diese nie ausgelebt hatte. Und ich sehe zwar auch ab und an „Criminal Minds“, aber trotz allem sehe ich Alf nicht als zukünftigen Vergewaltiger oder gar Serienmörder. Seit Alfs Tod ist dies eh obsolet.
Notgedrungen setzte sich der Lehrer an einen der Tische und schaute sich Alfs Gebaren resigniert an. Er schilderte mir noch kurz, dass Alf seine Schülerinnen früher schon einmal zugelabert hatte. Es blieb da aber nur beim Reden, ansonsten wäre er – und sicherlich auch der Wirt – eingeschritten.
Kurze Zeit später erlösten wir den Wirt und den Lehrer von Alf und schliffen ihn zu meinem Panda, auf das ich ihn nach Hause bringe. Zu viert rauschten wir also ab und fuhren nach nicht einmal einem Kilometer in seine Straße ein. Kaum waren wir dorthin abgebogen, meldete sich Alf zu Wort:
„Kommt doch noch mit hoch, Jungs. Meine Frau möchte Euch kennenlernen! Ach bitte, kommt doch mit“
Wenn wir eins wussten, dann dies: Alfs Frau wäre alles andere als begeistert gewesen, wenn der stark lallende Alf auch noch seine Saufkumpane mit in die Wohnung gebracht hätte. Hinzu kam, dass die auf Alf einstürmende frische Luft ihm die Beine wegriss, als er aus dem stark geheizten Panda ausgestiegen war.
Nicht zum ersten Mal brauchte Alf jemanden, der ihn stützte. An diesem Abend waren sogar zwei starke Arme erforderlich, um ihn zur Eingangstür zu wuchten. Alf wohnte im zweiten Stock. Also klingelten wir an seiner Bimmel und lehnten ihn wie einen Baumstamm gegen die Eingangstür. Und schnell wie der Wind zogen wir uns zum Auto zurück; man könnte sogar fast behaupten, dass wir gelaufen waren.
Wer aber wirklich lief, war Alf. Und zwar in dem Moment, als wir im Panda saßen und der Motor lief. Laut „Kommt zurück! Meine Frau will Euch noch kennenlernen“ rufend kam der geölte Kugelblitz auf uns zu.
Ich fackelte nicht lang und legte schnell den Rückwärtsgang ein, dann fuhr ich los. Nach vielleicht 50 Metern – Alf lief uns immer noch hinterher – bekam der Alt68er Mitleid. „Das können wir doch nicht machen, Jungs. Wir müssen ihn zu seiner Frau in die Wohnung schaffen.“
Mike und ich schauten uns nur an, dann stoppte ich den Wagen. „Dann mach Du doch“, sagte ich belustigt. „Wir kennen das schon.“ Der Alt68er stieg aus, ging Alf entgegen und schob seine Schulter unter Alfs Arm. Ich wendete meine Karre und fuhr Mike nach Hause. Umgeschaut hatten wir uns nicht mehr, denn wie gesagt: Wir kannten Alf.
Deshalb wussten wir ganz genau, dass seine Frau in Anwesenheit seiner Kumpels zwar nicht meckern würde, aber ihre Gesichtszüge in dem Moment entgleiten würden, in dem grad niemand hinschaut. Diesen Kampf müsste Alf allein ausfechten, unsere Anwesenheit hätte es für ihn nur noch schlimmer gemacht.
Am nächsten Tag waren wir wieder auf der Arbeit und putzmunter – bis auf den Alt68er. Alf kam gar nicht mehr aus dem Lachen heraus, als er Mike und mir den weiteren Hergang des vergangenen Abends schilderte.
Der Alt68er hatte Alf doch tatsächlich noch in den zweiten Stock gewuchtet und begrüßte dann erstmal Alfs Frau, die sich sicherlich freute, ihn kennenzulernen. Der Alt68er fing mit einem genuschelten wie gelallten „Hello, my Dear“ an und wechselte die Sprache gar nicht mehr. Will sagen: Während seines gesamten Aufenthaltes in Alfs Wohnung sprach er dessen Frau auf Englisch an.
Als Krönung telefonierte er noch eine geschlagene halbe Stunde mit seiner Frau – ebenfalls auf Englisch. Sie sollte ihn abholen. Leider wusste er nicht, wo er sich gerade befand, so dass Alf hier noch Unterstützung geben musste. Das Gesicht von Alfs Frau hätte ich während dieser halben Stunde gern gesehen gehabt.
Nicht gerade überraschend lehnte es die Frau des Alt68ers ab, ihren stark alkoholisierten Gatten abzuholen. Er musste wohl oder übel mit der Taxe nach Hause. Da er es am nächsten Tag nicht ins Büro geschafft hatte, ist davon auszugehen, dass er wohl noch einen kleinen Schlenker über eine von ihm sehr geliebte Gartenkantine nahm.
Es ist wirklich erstaunlich, dass ich in den bald 10 Jahren (der Alt68er starb leider Anfang des Jahrtausends auf tragische Weise) nicht mehr gemeinsame Events mit beiden zusammen erleben durfte.

Sonntag, 7. März 2021

Contramann: kurz gesehen im März

Vornweg mal etwas Anderes als Corona. Anfang Januar stürmte ein Mob von Trump Anhängern das Kapitol in Washington, was auch in Deutschland die Medien Alarm schlagen ließ. Ganz klar, hier war die Demokratie in Gefahr! Anders als eineinhalb Jahre zuvor in Hongkong, als „Demokraten“ das dortige Parlament des demokratiefeindlichen Regimes der Chinesen stürmten. So jedenfalls stellten es dieselben Medien dar.
Oder bei den Gelbwesten in Frankreich vor 2 Jahren... Oder der Wasserwerfer vor einigen Jahren bei einer Stuttgart 21 Demo, der einem Rentner ein Auge weggeschossen hatte. Vergleicht man die seinerzeitige Berichterstattung in unseren Topmedien mit deren Berichterstattung zu Demonstrationen in Weissrußland oder der Navalny-Anhänger kürzlich in Moskau, fällt schon die unterschiedliche Wertung gleicher Vorgänge auf.
Machen wir uns nichts vor: Eine wirklich unabhängige Presse gibt es nicht (mehr).

https://www.heise.de/tp/features/Schule-funktioniert-nicht-von-zu-Hause-5003460.html
Noch einmal etwas Anderes als Corona. Dieses wohltuend unaufgeregte Interview lenkt den Fokus auf das leidige Thema E-Learning, welches bereits seit längerem immer mal wieder aufs Tableau kommt, wenn es um die Bildung geht. Das schlechte Abschneiden des deutschen Schulsystems wird durch die Pisa Studie erkennbar gemacht und als Gradmesser herangezogen.
Immer mehr E-Learning soll angeblich die Lernkompetenz der Kinder stärken. Es gelte, jedem Kind den „Zugang zu einem Computer“ bereits im Kindergarten zu ermöglichen. „Sozial“ engagierte Unternehmen wie Microsoft und Apple helfen da gern „uneigennützig“, damit auch Kinder aus bildungsfernen Familien eine Chance haben.
Eine Chance worauf? In den vergangenen Jahren hatte ich ja bereits öfter über die vorherrschende Fehleinschätzung der Medienkompetenz von Kindern gelästert. Einfach gesagt: Kinder daddeln eher am Gerät, als dass sie sich mit Word oder Excel beschäftigen. Ich habe früher lieber Fußball gespielt, als meine Hausaufgaben zu machen. Heute begibt man sich in die virtuelle Realität.
Und genau das ist für jüngere Kinder eben falsch, weil sie den Umgang mit anderen menschlichen Wesen, auch Erwachsenen, nicht lernen, da sie sich immer ausklinken, wenn es schwierig oder langweilig wird. Der Wirtschaftsdozent Ingo Leipner meint, dass Kinder bis 12 oder 14 Jahren kein Smartphone benötigen würden. Ich würde die Altersgrenze eher bei 15 Jahren ansetzen, aber das nur aus einem sehr persönlichen Bauchgefühl heraus.
Das durch die Corona Maßnahmen erzwungene E-Schooling jedenfalls hat eben nicht den erwünschten Erfolg gebracht. Mist - jetzt bin ich doch wieder bei Corona gelandet. Schluss jetzt!

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/buero-schule-bundestag-trotz-corona-jetzt-wird-wieder-in-die-haende-gespuckt-a-455f85de-3853-4bff-bc00-689c67e11552#ref=rss
Dieser Artikel vom 10. Januar ist Anfang März natürlich überholt. Nicht, weil der Lockdown jetzt zumindest größtenteils zurückgenommen wäre. Nein, weil er immer noch besteht und mittlerweile jeder zumindest irgendwo spürt, dass die handelnden Personen (Kanzlerinnen- und Ministerpräsi Runde) eher gar nicht handeln.
Immer noch sind die Schulen und der Einzelhandel wie Gastronomie und Co zu, wird Privatleben und Freizeit stark eingeschränkt. Aber Arbeiten geht (da, wo kein Kundenkontakt ist). Anfahrt zur Arbeit ist egal, Hauptsache Restaurants und Kinos sind dicht. Konzept geht anders.

https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/deutschland-braucht-die-ffp2-maskenpflicht-a-0a6f4051-d3f6-4eb8-9aaf-e91ec2e9e13c
Was für ein dämlicher Kommentar. Sicherlich, Söder hatte dies in Bayern bereits Mitte Januar eingeführt. Das Ganze bringt aber nur etwas, wenn man die Maske korrekt aufsetzt. Vor allem muss man den Bart abrasieren. Ich weiß nicht, das kommt mir irgendwie bekannt vor...
„ABC Alarm! MG Feuer von links!! Stellung!“ Ja, jetzt weiß ich es wieder. Die ABC Schutzmaske musste innerhalb von 7 Sekunden aufgesetzt sein, sonst „üben wir das am Wochenende.“ Ich hatte eigentlich gehofft, mit der Bundeswehr seit 35 Jahren abgeschlossen zu haben. Wie man sich doch täuschen kann.
Ein Argument noch gegen die FFP2 Maske: Eine solche ist Sondermüll und somit zu vermeiden. Der nur geringfügig verbesserte Schutz rechtfertigt eine solche Maske höchstens bei Pandemien wie Pest oder Cholera, bei der die Todeszahlen immens höher waren. Wer verdient sich eigentlich bei den FFP2 Masken eine goldene Nase?

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/die-gruenen-waehrend-der-corona-krise-die-regierungsbeschuetzer-a-f0309972-a3f5-469e-8fcd-07cfb9beb73d?sara_ecid=soci_upd_wbMbjhOSvViISjc8RPU89NcCvtlFcJ
Schon mal im Hinblick auf die kommenden Wahlen, insbesondere die Bundestagswahl im September. Es ist schon auffällig, wie die Grünen bei den diversen Debatten im Bundestag die Regierung verteidigen. Gott schütze uns vor Schwarz-Grün.
Einen hierzu an alle Grünwähler:
Ein Akademiker mit hohem ökologischen Bewusstsein und hohem Einkommen, der öfters eine Fernreise unternimmt, verfügt über einen höheren ökologischen Fußabdruck als eine „Umweltsau“, die sich keinen Urlaub leisten kann.

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/angela-merkel-eine-wichtige-mitteilung-und-botschaft-a-90990a39-d675-4eaa-b092-ddb0b043c08e
Genau diese Rede von Frau Merkel habe ich in der ARD auch gesehen. Kurz vor dem DFB Pokal Achtelfinale Dortmund gegen Paderborn. 3:2 nach Verlängerung, so viel zum Wichtigen. Kuzmany hat das Interview mit Merkel in diesem Kommentar gut aufgespießt. Ausgerechnet Kuzmany, der ansonsten doch mehr als 100% auf Regierungslinie lag.
Bitter allerdings auch, wie Merkel vollkommen abgehoben es schafft, mit vielen Worten nichts zu sagen.

Mittwoch, 3. März 2021

Udorallala: Noch nicht Schicht

Mittwoch letzter Woche bin ich durch Zufall über Sebastian Pufpaff gestolpert. Der sendet seine Fünf Minuten dauernde Sendung „Noch nicht Schicht“ auf 3Sat vier mal pro Woche aus seinem eigenen Home Office. Die Sendung allein ist ja schon eine Erwähnung wert, aber neben Pufpaffs schnörkelloser Performance fiel mir sofort die Titelmusik auf.
Kapelle Petra. Der Song „An irgendeinem Tag wird die Welt untergehn“ aus dem starken Album „Nackt“ von 2019 war mir bislang nicht bekannt oder nicht in Erinnerung geblieben. Für mich der Song für diese Corona-Zeiten. Wenn ich diesen Song höre, habe ich häufiger fast Pipi in den Augen. Weil er einen Optimismus verbreitet, den ich leider nicht verspüre.
„An irgendeinem Tag wird die Welt untergeh'n
Doch an allen andern Tagen halt nicht
An irgendeinem Tag ist das alles vorbei
Aber jetzt ist noch nicht Schicht
Irgendwann geh'n irgendwie die Lichter aus
Und bis dahin machen wir das Beste draus“
Der Gesang erinnert tatsächlich an Sportfreunde Stiller, welche nicht gerade zu meinen Lieblingsbands gehört - eben wegen des Gesangs. Wobei ich festhalten möchte, dass ich diese Assoziation erst nach Lektüre der Bandbiographie auf laut.de hatte. Im allerersten Moment musste ich doch tatsächlich an Rio Reiser denken.

     

Die Band stammt aus Münster und soll nach laut.de auch an die Hamburger Schule erinnern. Wobei mir ein Vergleich mit den Sternen, Palais Schaumburg oder Ede und die Zimmermänner ein wenig arg weit hergeholt wirkt. Sicher hat die Kapelle auch ungewöhnliche Texte, es fehlt aber der quasi dadaistische Ansatz. Hinzu kommen die vergleichsweise gefälligen Melodien, die jegliche Anklänge an Freejazz (würg) vermissen lassen.
Am heutigen Mittwoch, dem 3. März, tagt wieder die Ministerpräsidentenrunde mit der Kanzlerin. Dieses Gremium, welches sich anmaßt, Regelungen zu treffen und Grundrechte ohne Beteiligung des Parlaments einzuschränken, ohne dafür durch die Verfassung tatsächlich legitimiert zu sein, beschließt heute über den weiteren Verlauf des bis zum kommenden Sonntag, dem 7. März festgelegten Lockdowns.
Erfreulicherweise konnte ich bei unseren Qualitätsmedien in den letzten Tagen ein stetiges Umschwenken der offiziellen Haltung zu den Maßnahmen zur Corona Eindämmung hin zu einer baldigen Beendigung des Lockdowns feststellen. Das wird dann aber auch langsam mal Zeit; die Leute scheren sich eh immer weniger um die Einhaltung der beschlossenen Maßnahmen. Das habe ich nicht nur bei mir selbst, sondern auch bei jeder Person in meinem persönlichen Umfeld festgestellt. Selbst die größten Befürworter des Lockdowns suchen in Abwesenheit jeglichen Schuldbewusstseins seit dem Jahreswechsel nach Möglichkeiten, die Maßnahmen umgehen zu können.
Es ist halt auch leider so: Durch die Corona Maßnahmen fühlen wir uns alle entmündigt. Jeder wird pauschal als potenzieller Infizierer hingestellt, vor dem man die Bevölkerung schützen muss. Gleichzeitig wird den Menschen nicht zugetraut, sich selbst schützen zu können. Mittel hierzu sind Maske und Abstand halten.
Wenigstens ist der DAX weiter angestiegen, während Selbstständige und kleine Unternehmen immer noch nicht wissen, ob sie ihrem Erwerb jemals wieder nachgehen können. Das ist der Neoliberalismus, Baby!
Aber genug davon. Kapelle Petra zeigt uns den korrekten Umgang in diesen Zeiten. Bleiben wir optimistisch und lassen uns nicht unterkriegen. Und wenn auch die finanzielle Basis für Einige wegzubrechen droht, bleibt ihnen immer noch der Megasong von Jürgen Zeltinger: „Morgen geh‘ ich aufs Sozialamt!“