Sonntag, 14. März 2021

Hartmudo: Es schneit 1/3

1
...und das unaufhörlich. So war das jedenfalls Anfang letzter Woche so. Von den Medien am Wochenende gut vorbereitet fing es Samstags vor jenem 8. Februar gegen 22.00 Uhr abends an zu schneien. Hinzu kam ein böiger wie eisiger Wind, der über Nacht die Straßen und Häuser in der Stadt mit einer weißen Hülle eindeckte.
Es war dann Sonntagmorgen ungewohnt, aber auch schön, die weiße Landschaft im sanften Schneegetümmel zu betrachten. Auf unserem Balkon hatten sich ebenfalls kleine Schneehaufen gebildet. Die Bierkiste vom Wochenende - Phil und Candela waren zu Besuch gewesen - war gottlob leer. Auf den von Kronkorken befreiten Flaschenöffnungen hatten sich weiße Hauben gebildet, ebenso auf dem Rand der Kiste selbst.
Meine Löwin brach dann auch am Vormittag zum Spaziergang auf. Ohne mich, denn ich war noch vom Vortag geplättet. Da hatte 96 das erste Mal seit 23 Jahren das Derby in Braunschweig gewonnen. Und das, obwohl Eintracht in Führung ging. Letztendlich hatten mal wieder zwei schwache Minuten ausgereicht, dass Eintracht die Punkte aus der Hand gab. War ja nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Der Klassenerhalt wird so schwierig.
Schwierig wäre der Spaziergang für mich auch geworden, weil ich einfach nicht in Gang kam. Auch der spontane Vorschlag von Mary und Charles, zusammen einen Marsch durch den Schnee zu wagen, konnte mich nicht umstimmen. Einerseits ging es mir zu plötzlich (da kam mein bekannter Dickschädel durch), andererseits habe ich nicht das richtige Schuhwerk. Mir fehlen richtige Winterschuhe. Meine Wanderschuhe von Skeechers sind zwar im Harz ganz stabil gewesen, aber ob sie auch wasserdicht sind? Aber selbst das ist eine Ausrede.
Natürlich brauchte ich in diesem Jahrtausend so gut wie nie Winterstiefel und habe mir deshalb konsequenterweise schon lange keine mehr gekauft. Nein - mir spukte da schon etwas Anderes im Kopf herum. Die Arbeit! Am Dienstag müsste ich wieder ins Büro, und das dringend. Denn meine ganze Arbeit aus dem Home Office seit Donnerstag läuft auf dem Server bei meinem Arbeitgeber auf. Sechs Tage lang bleiben die Bescheide und Schreiben dort gespeichert, dann werden sie gelöscht.
Dank der derzeitigen Corona Schutzmaßnahmen war der Dienstag mein einziger Bürotag in der Woche. Wenn ich da nicht nach Salzgitter komme, müsste ich mir die Bescheide mühsam zusammensuchen oder gar komplett neu schreiben. Da hatte ich natürlich keinen Bock drauf und ließ mich von dem Gedanken daran runterziehen.
Mein Teamleiter Buck hatte uns noch am Sonntagabend freigestellt, am Montag zu Hause zu bleiben und im Home Office zu arbeiten oder gleich frei zu nehmen. Da ich am 8. Februar selbst im Home Office eingetragen war, betraf mich das zwar nur peripher. Aber beim Blick aus dem Fenster unseres Wohnzimmers konnte ich quasi den ganzen Montagmorgen sehen, wie sich einer nach dem anderen der Autofahrer in der Schneedecke auf unserer Seitenstraße festfuhr und allein nicht mehr rauskam.
lange nicht mehr gehabt

Nach meinem Feierabend ging ich mit meiner Löwin nach draußen. Es schneite zwar immer noch, aber dieser Tag ist für uns ein besonderer: Der 8. Februar ist unser Kennenlerntag - ein Termin, den ich höher einschätze als den Hochzeitstag. Dank Corona und Lockdown konnten wir dies eh nicht richtig würdigen, aber wenigstens einen schönen Abend mit „Vesper“ wollten wir uns gönnen, wenn wir schon nicht ins Restaurant gehen konnten.
In der langen Geraden der Sankt-Ingbert-Straße war der Wintereinbruch deutlich sichtbar. Eine bald 20 cm hohe Schneedecke ließ die Konturen zwischen Fahrbahn, Fuß- und Radweg sowie den Grundstücken links und rechts der Straße nahezu verschwinden. Die Straße war lediglich durch die Fahrrinnen erkennbar, der Fußweg war plattgetreten, wo irgendwann vorher mal gefegt worden war, oder aber nur von vielen Füßen geküsst worden, so dass man immer noch tief einsinken durfte, wenn man es wollte.
Wir kauften unsere Vesper bei Edeka und dem Schlachter Neubauer zusammen. Im ständigen Schneegestöber erreichten wir nach geraumer Zeit wieder die Hannoversche Straße, auf der sich der Autoverkehr mühsam voranschob. Statt Fahren wäre hier eher der Begriff des Kriechens angezeigt.
Und da hatte sich doch tatsächlich so ein gemieteter Kleintransporter - ein Daimler - in der Einfahrt zur Luftstraße festgefahren. Dort war natürlich weder gefegt noch gestreut. Die Reifen des Transporters mussten wohl durchgedreht sein, denn er stand noch zu einem guten Teil mit dem Heck auf der Hannoverschen, wo er den Verkehr behinderte. Das Warnblinklicht war an, am Steuer des Wagens saß niemand. Der Motor war aus.
Wir wunderten uns noch, als der Fahrer bereits mit einem Eimer Sand aus einem Hauseingang hervorkam. Meine Löwin sprach ihn noch an, ob wir anschieben sollten. Der Dussel reagierte da noch nicht einmal drauf und streute etwas Sand einfach vor die Vorderräder. Danach setzte er sich rein und startete den Motor.
Ein anderer Mann stellte die Kinderkarre mit seinem Sohn an der Seite ab und half ebenfalls noch mit beim Anschieben. Da der Fahrer nach wie vor nicht auf Fragen reagierte („Vor oder zurück?“), dauerte es etwas, bis seine Karre in Schwung und er schließlich in die tief verschneite Luftstraße hineinfuhr, bloß um dort nach wenigen Metern erneut festzusitzen.
Der Vater und wir hatten inzwischen die Schnauze voll und gingen weiter. Die Hauptstraße war nun wenigstens wieder frei, so dass der Verkehr dort wieder rollen konnte. Was mich immer noch ärgert, ist die Frau des Fahrers. Die saß nämlich die ganze Zeit feist auf dem Beifahrersitz und qualmte eine Kippe. Sie beteiligte sich in keinster Weise an der Aktion. Die alte Vettel hätte ihren Arsch auch ruhig mal bewegen können.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen