Montag, 27. August 2012

Uncle Fester: grad gelesen August 2012

John Flemming Olsen – Der Fritten-Humboldt
Ingo kennt wohl jeder aus Dittsche. Bürgerlich heißt er Jon Flemming Olsen und ist Musiker (Texas Lightning), Schauspieler und Grafiker. Für Dittsche setzt er eine Langhaarperücke auf, in Echt braucht der Mann keine Badekappe.
In allen 16 Bundesländern hat er für einen Tag einen Imbiß besucht, um dort als „Praktikant“ zu arbeiten. Denn Olsen hat eigentlich keine Ahnung, wie man Pommes, Schaschlik und Co. Zubereitet. Herausgekommen ist ein eindruckvolles Buch.
16 kleine Geschichten aus einer Welt, die angesichts Dönerbuden und chinesischen Suppenküchen am Aussterben ist. Die Eppendorfer Grillstation, dort, wo Dittsche spielt, ist der Abschluß der Imbißtour. Und wenn man das Buch so ließt, kriegt man mitl, das Typen wie Schildkröte überall Imbisse bevölkern und zu einem Flair beitragen, das hoffentlich noch lange überlebt.
Denn das ist Deutschland, hier ist der Teutone zu Hause. Ein geiles Buch, welches ich bei Graff vom Grabbeltisch gerettet habe. Da wird einem wirklich warm ums Herz.

Andreas Brandhorst – Das Artefakt
Space Opera aus Deutschland ? Aber ja doch !
Spätestens nach seinen 2 Zyklen aus dem Kantaki-Universum steht fest, das auch aus Deutschland spannende SciFi kommen kann. Er schrieb auch für Perry Rhodan, aber in seinen Romanen da geht es so richtig ab.
Das Artefakt macht da keine Ausnahme. Viele schillernde Alienvölker und eine fesselnde Handlung; Herz, was willst Du mehr.
Rahil Tennerit ist Exekutor (nein, kein Henker – mehr so ein Botschafter mit Sondervollmachten) der Ägide, einer menschlichen Organisation, die rückständigen (Menschen)planeten Entwicklungshilfe leistet. Denn 600 Jahre vorher hätten die Menschen durch ihre aggressive Lebenseinstellung in Kriegen beinahe die Galaxis vernichtet und müssen nun beweisen, das sie auch Frieden können. Denn nur dann kommen sie zu den Segnungen des Universalwissens der kosmischen Enzyklopädie. Und da halten die „höheren“ Alienmächte natürlich die Hand drauf, weil sie den kriegerischen Menschen nicht trauen.
Auf dem Planeten Heraklon taucht dann das Artefakt aus der Zukunft auf und die Menschen wittern die Chance, höhere Technologie auch ohne den Goodwill der höheren Mächte erlangen zu können.
In diesem Roman ist alles drin: Dunkle Verschwörungen, unerwartete Verbündete und ein Held, der unter einem Kindheitstrauma leidet. Manchmal ist die Vielfalt der Orte und Alienvölker erdrückend. Gerne hätte man mehr über die Gesserat oder Kzosek erfahren, aber die Handlung läuft immer weiter auf einen furiosen Höhepunkt zu.
Brandhorst brennt ein Feuerwerk ab. Dieses Universum hätte durchaus das Zeug zu einem mehrbändigen Zyklus.

               

John Robbs – PUNKROCK
Endlich komme ich dazu, die englische „Punk-Geschichte“ von John Robbs zu lesen. Über die New Yorker Szene in dem Kracher „Please Kill me“ habe ich ja bereits viel geschrieben. Hier geht es um die Engländer.
John Robb als Kopf der Membranes kann man getrost der damaligen Szene hinzurechnen, wenn auch nicht zur Generation der ersten Stunde, obwohl die Buchbeschreibung dies suggeriert. Die Generationszyklen waren halt sehr kurz damals.
John Robbs hat sie wirklich alle gefragt, die damals dabei waren. Das entstandene lückenlose Bild transportiert viel Informationen. Für diejenigen, denen mitzuwirken kraft Alters versagt blieb, sind es vielleicht zuviel Informationen und zuwenig Feeling.
Insgesamt auch ein schöner Überblick in die damalige Szene in England; die Zeit ab Anfang der 70er mit Glam- und Pubrock wird gut eingearbeitet. Absolut eine Leseempfehlung, obwohl „Please Kill me“ noch besser ist, weil da der Fokus mehr auf das Lebensgefühl der Beteiligten abzielt.

Jürgen Teipel – Verschwende Deine Jugend
… und tanz den Mussolini.
Dieses „Must-Have“ habe ich schon vor 10 Jahren gelesen, aber an dieser Stelle muß ich es nochmals erwähnen. Zumal im Juni diesen Jahres eine um 80 Seiten erweiterte Neuauflage erschienen ist.
Auch hier entsteht durch die Aneinanderreihung von Interviews bzw. Statements der wichtigsten Figuren der Szene eine Story, die sich fast wie ein Roman liest. Für diejenigen, die seinerzeit „dabei“ waren, kommt der Erinnerungseffekt. Für die Jüngeren ist dies ein guter Einstieg, wenn man sich mit dieser interessantesten Phase deutscher Rockmusik befassen möchte.
Diese Ursprünge der NDW entstanden vor ca. 30 Jahren. Auch hier gilt, wie bei „Please kill me“ und „PUNKROCK“ auch: Die Musik entstand in einer bestimmten Zeit unter bestimmten Umständen. Die Bücher erklären es uns.

Mittwoch, 22. August 2012

Contramann: kurz gesehen im August

Zwar schon a bisserl her, aber trotzdem Real-Comedy. Während des Halbfinales Deutschland – Italien ziehen 30 Abgeordnete in 57 Sekunden die Änderung des Meldegesetzes durch den Bundestag.
Kritikpunkt in den Tagen danach: Um Datenweitergaben bzw. Verkauf durch die Behörde zu verhindern, muß der Bürger ausdrücklich widersprechen. Vorher mußte die Behörde vom Bürger die Einwilligung explizit einholen. Die Kritik war groß; Selbst die Regierungskoalition distanzierte sich hinterher von ihrem eigenen Gesetzesvorstoß.
Das ist Politik, wie sie nicht sein soll. Bürgerfern und lustlos wird da im Plenum abgestimmt. Kein Wunder, das Politik keinen mehr interessiert. Egal, ob das Gesetz so nun schlecht ist oder nicht. Aber das Zustandekommen.... Weg mit diesen Luschen!

Nadja Drygalla wurde im Rudern mit dem Achter Letzter und wurde doch berühmt: Ihr Freund gehört mutmaßlich zur rechtsextremen Szene. Skandal ! Haben die Sportfunktionäre davon gewußt ? Hätten sie nicht vorher einschreiten müssen?
Dass sich Drygalla von der politischen Einstellung ihres Freundes distanziert hatte und dieser sich lt. Drygalla aus der Szene gelöst hat, interessiert die empörte Presse nicht. Ich habe auch etwas gegen Faschos, aber diese Art der Berichterstattung nenne ich Rufmord.

Augstein Junior mal wieder. Merkel muß weg, keine große Koalition ! Was ist mit Jakob Augstein los, wo ist der Haken? So wird er mir noch sympathisch. Er warnt vor den Seeheimern – Steinmeier und Steinbrück – das ist gut.
Aber immer dran denken: Die SPD insgesamt, auch die Grünen, haben unter anderem Hartz IV sowie den Abbau des Sozialstaates vorangetrieben und den (Finanz)unternehmen zu astronomischen Gewinnen verholfen.
Wenn Augstein Junior darauf noch mal eingeht, dann, und erst dann, werde ich ihn mögen.

Mein neuer Held hingegen ist der Finanzminister aus Nordrhein-Westfalen. Norbert Waler-Borjans (SPD) hat eine Steuer CD aus der Schweiz aufgekauft. Ein Aufschrei bei Schwarz-Gelb: Das Steuerabkommen mit der Schweiz ist in Gefahr!
Und als erstes protestiert die Piratenpartei. Datenschutz! Konsequent bis zum Äußersten. Mannomann. Wenn die Piraten ein schlüssiges Konzept zur Eindämmung von Steuerhinterziehung hätten, dann dürfen sie auch den Aufkauf von Steuer CDs kritisieren. Aber erst dann!

Hier ein Interview mit Walter-Borjans. Hier sagt er auch, wo der Knackpunkt beim geplanten Steuerabkommen mit der Schweiz liegt. Die Einkommenssteuer wird nach wie vor hinterzogen; Lediglich die Zinsen werden besteuert. Niemand kann nachvollziehen, wieviel Geld illegal in die Schweiz oder in andere Zweigstellen Schweizer Banken transferiert wurden.
Der Steuerertrag ist dementsprechend lächerlich gering und die Steuerhinterziehung wird so legalisiert. So sollte es nicht ablaufen !

Zum Schluß nochmal Ursula. Von der Leyen möchte eine Zuschussrente einführen. Renten sollen auf 850 Euro aufgestockt werden, wenn … wenn...
De Rentner vorher 35 Jahre gearbeitet hat und – ganz wichtig – mindestens 5 Jahre geriestert hat. Steigerung auf 20 Jahre Riester sind vorgesehen.
Was soll das denn? Wer so wenig verdient, das er später eine so geringe Rente bekommt, das er bezuschusst werden muß, der soll auch noch riestern? Und 35 Jahre arbeiten – das war früher, Ursula. Heute ist Fortbildung und Neuorientierung dank Hartz IV angesagt. Da werden nicht viele Menschen in den „Genuss“ der Zuschussrente kommen.
Diese Frau macht mir Angst. Wenn die Nachfolgerin von Merkel wird, dann gute Nacht, Deutschland..

Freitag, 17. August 2012

Hartmudo: Lanzendorf

Freitag, 17.08.2012 kurz vor 22.00 Uhr. Morgen fahren meine Löwin und ich zu meinem Vetter Oskar nach Lanzendorf. Es ist sein 50. Geburtstag und meine Schwestern und ich schenken ihm das große Wurstpaket von Neubauer. Mit der Mettwurst ohne Ende!
Zum ersten Mal dieses Jahr – wir haben August ! - sitze ich hier mit nem Bier und höre Mukke. Heartbreakers, L.A.M.F. Viel zu lange habe ich schon spätabends keine Musi gehört. Bier ist alle !
Um halb vier hat meine Löwin den Wecker gestellt, dann ist Aufstehzeit. Zeit für meine rituellen Waschungen (nach 2 OP`s immer noch nicht komplett verheilt). Die Reisetasche ist gepackt, wir müssen nur noch die Getränke in die Kühlbox packen. Um 5.00 Uhr wollen wir starten. Die Kühlbox hat nen Anschluss für den Zigarettenanzünder. Ich bin gespannt.
Jetzt Chinese Rocks, gleich Pirate Love. Mein ever ever Lieblingssong von Johnny Thunders.
„Hey, is Dee Dee home“
Die Fahrt wird knapp 4 Stunden dauern, dann sind wir zum Frühstück mit meinen Sistas verabredet. In das Wurstpaket kommt noch etwas Kohle, dann ist gut. Meine Sistas sind schon seit Freitag in Lanzendorf, ich fahr nur für die Party direkt wg. meiner mutmaßlichen Angststörung.
„Pirate Love, you gotta look it for“
Vorhin haben wir eine DVD geschaut. „How I met you Mother“ die 1. Staffel. Unerwarteter Tiefgang, Hartmudo ist beeindruckt. Bisher habe ich es nur nebenher auf Pro7 des Nächtens im Hintergrund über mich ergehen lassen. Aber die einzelnen Folgen hintereinander am Stück. Hut ab!
„Let go“ Sch... warum geht das nicht lauter?
Oskar war als Kind ne Nervensäge, aber er hat sich gemausert. Seine neue Freundin Miriam werden meine Löwin und ich jetzt kennenlernen. Ich bin gespannt …
„Now that I can`t dance... watch me now! Push, Push ...“
Jetzt noch schnell bei Amazon bestellen. New Super Mario Bros 2 ist heute erschienen, Pflichtprogramm. Dazu für Spielerunden mit Biggi und Britt „Kingdom Builder“. Das Spiel des Jahres 2012. Provopoli, Siedler, Carcasonne.. Da reiht sich dieses Brettspiel ein. Bin ich heiß drauf, Baby.
Jetzt Gin Wigmore - „I have two Years in Heaven but 5 weeks in hell“.
Ich freu mich auf Oskar. Und natürlich auf meine Tante, die zwar nach wie vor mit meiner Mutter überkreuz liegt, aber das zählt jetzt nicht. Diese alten Geschichten, die auf den Schlachtfeldern Frankreichs 1917 mit dem Tod meines Großvaters anfingen, möchte ich mit meiner Ma noch näher erörtern. Nächste oder übernächste Woche. Gemütlich abends in nem Biergarten in BS. Nicht nachher in Lanzendorf.
Adverts aus den Peel Sessions – Holla! Da ist ja Druck drauf! Geil.
Und müde bin ich. Jetzt ab in die Heia. Morgen ist die Party, obwohl Eintracht heute im DFB-Pokal war. Vorhin führten sie 3:0 in Lübeck, aber ist dies auch das Endergebnis? Es ist es.
So kann es morgen weitergehn.
Fleshtones „the dreg“ zum Abschluss – guts Nächtle.

Donnerstag, 16. August 2012

Udorallala: Dead Boys

So ab 1976 kam es in der Scene zu den ersten Auflösungserscheinungen. Jetzt kamen schon die Touristen ins CBGB! Namentlich die Dead Boys, die aus Cleveland stammten. Die befreundeten Ramones vermittelten einen Gig im CBGB und los gings.
Dort wurden sie als neue Stars gefeiert. Die an Iggy angelehnte Bühnenshow von Stiv Bators und der schnelle, harte Gitarrenstil wußte zu begeistern. Lohn der Mühen war ein Plattenvertrag bei Sire Records. Dieses von Genya Ravan 1977 produzierte Album namens „Young, Loud and Snotty“ ist wohl eines der besten amerikanischen Punkalben. Leider konnten die Amis damit nichts anfangen; War ihnen halt zu hart.
Das 2. Album wurde ursprünglich von Lou Reed produziert, doch auf Druck der Plattenfirma übernahm Felix Pappalardi das Ruder. „Ain`t it fun“ ist dort der beste Titel,aber ansonsten wurde der Sound doch arg weichgespült. Dennoch brachte auch dieses Album der Plattenfirma keinen Erfolg.
Jetzt sollten die Dead Boys Sound und Outfit komplett dem Markt anpassen. Die Band löste sich daraufhin auf, was ihr hoch anzurechnen ist. Es gab zwar vereinzelte Konzerte in den 80ern, aber die Dead Boys waren Geschichte.
Ihr bester Song „Sonic Reducer“ wird mir wegen Aki in Erinnerung bleiben. Als ihm der linke Arm amputiert werden mußte, sang er, noch im Krankenhauszimmer liegend, immer wieder die Anfangszeilen vor sich hin:
I don’t need anyone
Don’t need no mom and dad
Don’t need no pretty face
Don’t need no human race
I got some news for you
Don’t even need you too „
Von Siv Bators gibt es noch schöne Soloalben – durchaus mit Iggy vergleichbar. Lords of the new Church ist natürlich auch immer gut zu hören. Das war wohl die erfolgreichste Zeit für den alten Drogisten Stiv Bators. 1990 nstarb Siv Bators an den Spätfolgen eines Autounfalls in Paris. Weil er beim Arzt zu lange warten mußte, ging er nach Hause und starb dann im Schlaf an der erlittenen Gehirnerschütterung.
Mit den Dead Boys endet „Please Kill me“. Sie waren wohl die letzte große Band in der New Yorker Scene, bevor die Marktmechanismen griffen und die Szene sich einfach in Nichts auflöste.

Montag, 13. August 2012

Bill Haley 1/3

William John Cliffton Haley Jr. Wurde am 6.7.1925 in Highland Park, Michigan geboren. Sein Vater, selbst Banjospieler, begeisterte seinen Sprößling für Country-Music. Bill verlor mit 4 Jahren sein linkes Augenlicht aufgrund einer Operation. Obwohl ihn dies behinderte, träumte er von einer Karriere als singender Cowboy. Bereits mit 15 verließ er sein Elternhaus und stieg ab 1944 bei Cousin Lee and his Band als Gitarrist ein. Eine erste Schallplattenaufnahme mit ihm gibt es aus dem Jahre 1946. Die Western-Combo hieß „The Down Homers“. Im Folgejahr wurde der „Yodeling Bill Haley“ in Indiana zu einem der besten Jodler Amerikas gewählt. Das Jodeln gehörte nicht nur in der deutschen Volksmusik, sondern auch in der Country-Music zum guten Ton. Haley arbeitete wie besessen. Tagsüber arbeitete er als DJ und Radiosprecher 12 – 16 Stunden täglich bei einem Rundfunksender; Abends spielte er seinen Western-Swing in den Parks und Saloons in Philadelphia. Zum Instrumentarium jener Zeit gehörten Gitarre, Pedal Steel Guitar, Akkordeon, Kontrabaß sowie Mandoline und Fiddle. Der Sound seines Western-Swing wurde immer poppiger, obwohl das Outfit mit Stetsons und Cowboystiefeln weiterhin klassisch blieb. Mit seiner Band spielte er ab 1948 auch Platten ein.
Schließlich nannte er im Dezember 1949 seine Begleitband in Saddlemen um. Bei senem Sender WPWA leitete Bill Haley eine Country-Show. Im Anschluß kam eine Rhythm and Blues-Show. Der Sound von Größen wie Big Joe Turner oder Ruth Brown gefiel Haley so gut, dass er begann, Rhythm and Blues Elemente in seine eigene Musik einfliessen zu lassen. Mit dieser Mischung aus Country und Rhythm and Blues-Elementen kreierten Bill Haley and the Saddlemen einen neuen Musikstil – den „Northern Band Style“. Anfangs nur belächelt, erhielt er im Frühjahr 1951 für eine Coverversion von Jackie Brenstons „Rocket 88“ erstmals positive Kritiken. Für landesweite Verkaufserfolge reichte es seinerzeit noch nicht, da niemand etwas mit der Mixtur aus schwarzer und weißer Musik etwas anfangen konnte. Dem schwarzen Publikum konnte man schlecht einen weißen Sänger verkaufen und die Weißen wollten einfach keine „Negermusik“ hören. Live spielte Haley verstärkt einen am Rhythm and Blues orientierten Sound. Die Reaktionen waren zwiespältig: Während das Publikum den neuen Sound wohlwollend aufnahm, waren die Veranstalter eher enttäuscht. Dachten sie doch, eine Country-Kapelle gebucht zu haben. Dieser Zwiespalt wurde auch anhand der Single „Rocket 88“ deutlich. Denn die B-Seite war mit „Tearstains on my Heart“ ein normaler Countrysong. Die Produzenten hofften, damit sowohl bei den Schwarzen und den Weißen abkassieren zu können. Das sich der später als Rock `n` Roll bekannte Sound auf beiden Märkten etablieren konnte, war 1951 nicht denkbar. Ab 1952 entfernte sich Bill Haley immer mehr vom Country; Er jodelte nicht mehr. „Rock the Joint“, ein Cover des Jimmy Preston Hits, aufgenommen im Frühjahr 1952, enthielt das angeblich erste Rockgitarren-Solo überhaupt. Sein Gitarrist Danny Cedrone mußte dann sogar dieses Solo Note für Note Jahre später für „Rock around the Clock“ neu einspielen.
Bill Haley and the Saddlemen verkauften respektable 75.000 Singles. Dieser Erfolg bewog Bill Haley, sowohl Rhythm and Blues Cover aufzu8nehmen als auch seinen Stil weiter zu verfeinern. Für Danny Cedrone und dessen Band schrieb er Ende 1952 „Rock a-beatin` Boogie“. Doch weder Cedrone noch die „Treniers“, die diesen Song sofort coverten, konnten damit einen Hit landen. Immerhin wußte der Song Alan Freed zu überzeugen. „Rock a-beatin` Boogie“ wurde zur Erkennungsmelodie von Freeds` „Moon Dog Show“. Der Song wurde erst Ende 1955 zum Hit, als Haley ihn selbst nochmal aufnahm. Die Zeile „Rock, rock, rock everybody, roll, roll, roll everybody“ hört sich heutzutage abgeschmackt an, war aber selbst 1955 noch ein Mantra für viele aufstrebende Musiker.

Mittwoch, 8. August 2012

H Lecter: Nußbergstrasse


Erinnerungen eines Musikjunkies Teil 2
Einer der besten Fundorte für Platten aber war der Flohmarkt. Mitte der 80er, als ich mit Pocke zusammenwohnte, hatten wir ein bestimmtes Ritual: Samstags früh fuhren wir nach Hannover zum Flohmarkt am Leineufer. Die Karre parkten wir am Raschplatz und kämpften uns an den Junkies vorbei in die Plattenläden. Zuerst galt es natürlich, bei den Neuheiten und Sonderangeboten anzugreifen. Schwer bepackt ging es von dort durch die Innenstadt zum Leineufer. Dort trennten wir uns meist. Da Pocke auf Metal und ich auf Punk/Wave stand, kamen wir uns zwar selten in die Quere, aber wir liefen natürlich unterschiedliche Stände an. Mittags trafen wir uns dann im Flohcircus, wo meist eine Band spielte. Ein Bierchen mußte ja auch noch rein.
Ich weiß noch, wie ich vor dem Kauf die Platten vorsichtig aus der Hülle nahm und sie kritisch beäugte. Waren Kratzer zu sehen? Wurde sie etwa naß abgespielt? Schließlich wirkte sich dies preismindernd aus. Mengenrabatt? Mein persönlicher Rekord waren 30 Platten an einem Tag in Hannover!
Auf der Lister Meile war da noch der 2001 Laden. Da gab es ja auch immer noch Billig. Irgendwas fand ich da immer, selbst wenn es Bücher waren. Auf der Rückfahrt waren Pocke und ich schon ganz fiebrig, es galt, die Platten anzuhören. Zur Beruhigung Bierchen.
Dann, endlich, zu Hause in unserer Wohnung, konnten wir zum gemütlichen Teil übergehen. Aber Halt: Erst einmal der wöchentliche Hausputz! Ich saugte die Bude durch und Pocke wischte Klo und Dusche. Mit diesen hocherotischen Gummihandschuhen! Wenigstens rutschte da die Bierpulle nicht durch. Danach spülte Pocke das Geschirr (mit denselben Handschuhen) und ich trocknete ab. Spätestens da war der 10er Träger alle.
Zum Glück hatten wir damals 3 Kühlschränke. Der erste für Nahrung, der zweite für vergammelte Nahrung. Beide in der Küche. Der dritte Kühlschrank stand da, wo er hingehört: Im Wohnzimmer unterm Fernseher. Dort kam ausschließlich Bier rein. Samstags war er dann natürlich voll, so das der leere Träger zu verschmerzen war.
Die Platten wurden abwechselnd gehört, häufig auch nur angespielt. Erst eine von Pocke, dann eine von mir. Und – plopp! - Prösterchen. So starteten wir immer sehr entspannt in den Samstag Abend. Vorglühen war ja auch wichtig, ging es doch hinterher ins Jolly oder Pano. Konzerte waren natürlich auch noch machbar. Und wenn es schnell gehen mußte, gab es Wodka-O oder Wodka-Tonic. Natürlich waren das dann die Nachmittage, die etwas länger wurden und wo die Platten mehr oder weniger durchgehört wurden.
Und natürlich gab es noch die Rocknächte auf der ARD. Vor Mitternacht gings los, bis in den Morgen. Einmal habe ich mich mitten von der Party nach Hause geschlichen, um allein und in Ruhe den Auftritt von John Cale sehen zu können. Ich war beim Bund und John Cale passte prima dazu. Mercenaries – Ready for War von John Cale ging mir durch den Kopf, als ich am 8.Mai.1985 zum Nachtschießen auf der Standortschießanlage rumballern mußte. Es war ja schließlich der 40. Jahrestag des Endes vom 2. Weltkrieg.
Und noch nen Song: Auf der Panzerstraße in Bergen/Hohne sangen wir „Road to Nowhere“ von den Talking Heads. Ich hatte Pocke noch angerufen, damit er die Platte kauft. Damit sie zuhause ist, wenn ich nach 1 Woche Truppenübungsplatzaufenthalt wieder da bin. Und dann saß ich nach überstandener Tortur in unserem Wohnzimmer mit dem Kanonier und wir summten andächtig mit. Der Kühlschrank war nicht leer.
Ob vor Konzerten oder Parties, Warmtrinken war bei Pocke und mir immer angesagt. Noch nen Tütchen dazu und Volume aufdrehn. Aber zu jeder Zeit waren wir bereit, über die neuesten Scheiben fachzusimpeln. Die Mucke war einfach nicht nur Unterhaltungsprogramm, sie wirkte auch stimmungsfördernd und nahm einen wesentlichen Teil unseres Lebens ein.
Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass wir uns damals alle, auch Urmel, Kroll, Tesla und all die Anderen, über die Mucke definiert hatten.

Samstag, 4. August 2012

Hartmudo: Olympia


Der Sommer-Zwischenurlaub ist schon seit einer Woche wieder vorbei. Der (Arbeits)alltag ist wieder eingekehrt – die erste Woche aber doch schon rum. Ebenfalls seit einer Woche läuft die Olympiade in London.
Als alter Couchpotato bin ich natürlich dabei. Selbst Boris Becker meinte vorgestern im Interview, das er die Spiele lieber vom Sofa aus verfolgt. Er selbst ist als Experte fürs britische Fernsehen beim olympischen Tennisturnier dabei und könnte natürlich auch alles Mögliche live sehen. Aber lange Anfahrtszeiten und das „Abhängen“ im Stadion, um vielleicht 10 Minuten Hochspannung zu erleben, haben ihn abgeschreckt.
Seh ich auch so. Einen noch zum Experten: Franzi von Almsiek ist ARD Schwimmexpertin. Dies erwähnt sie leider in jedem 2. Satz. Immerhin äußerte sie die allseits aufkommende Kritik am mäßigen Abschneiden der deutschen Schwimmer dem Bundestrainer gegenüber. Es ist schon komisch, das vor der Olympiade erhebliche bessere Zeiten geschwommen und Welt- und Europameistertitel gesammelt werden, bei den Spielen selbst brechen fast alle deutschen Schwimmstars ein und freuen sich, endlich in Ruhe die Olympiade verfolgen zu können.
So neu ist dies alles aber nicht: Auch Franzi hatte in späteren Jahren ihre Durchhänger, aber das wohl heutzutage vergessen.
Was passierte im Urlaub? Meine Löwin und ich waren bei Primark in Hannover. Meine Tüte war voll. Ich habe jetzt ein Herrentäschchen u nd einen megahäßlichen Plastikgürtel mit der britischen Nationalflagge als Muster. Che Guevara Shirt und eins noch von den Beatles, ansonsten Hemden, Hosen und Underwear. Um es klar zu sagen: Preise wie bei Kik, Qualität wie bei C & A. Allein das Look and Feel in dieser irischen Kette lohnt den Besuch.
um-ta um-ta um-ta
Letzten Sonntag war dann noch das Kirschweinfest in Esbeck. Meine Löwin und ich waren mit Biggi und Britt dort. Morgens, im strömenden Regen, war bei den paar Buden natürlich tote Hose. Nur im Festzelt – beim Frühstück – schlug die Stimmung hohe Wellen. Vor der Volksmusik mußten wir allerdings in den Regen flüchten.
Als der endlich nachließ, konnten wir uns endlich ins Zelt zu einem Kaffee setzen.War ja inzwischen was frei. Und dann … kamen diese 3 Menschen mit den bayrischen Filzhüten. Den Holzmichel hatten sie dabei und die Hände wurden auch in den Himmel gestreckt. Biermäßig war ich leider nicht drauf und Kirschwein …. Wer Esbecker Kirschwein früher getrunken hat, weiß warum. Einen Schluck habe ich bei meiner Löwin genascht, dann fielen mir Dinger aus meiner Kindheit ein – insbesondere „der Morgen danach“.
Von Kim Wilde hatte ich ja schon berichtet, was sonst noch bleibt, ist:
Aantracht! Morgen starten sie in die Saison gegen Köln. Ulli hatte mir zwischen 2 Bieren schon genau erklärt, warum Eintracht 4. werden wird. Eigentlich eines der stärksten Teams der 2. Liga, warts nur ab!
Das werde ich. Hauptsache in der Liga bleiben, ist meine Hoffnung. Und gegen Hertha am Wochende des 28.Oktober will ich mit Urmel, dem alten Herthafrosch, in der Nordkurve sitzen. So der Plan.
Schaun mer, was geht.