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Rund um meinen 60. Geburtstag Ende März hatte ich Urlaub genommen. Groß feiern konnte ich ja leider nicht, da Deutschland seit Monaten im Lockdown verharrt und größere Ansammlungen an Menschen von über 5 Personen untersagt sind. Wie dies bei der Veröffentlichung dieses Beitrages aussieht, weiß ich natürlich nicht, weil sich die Einschränkungen schnell ändern können. Ist ja auch von Bundesland zu Bundesland verschieden.
Während dieses Urlaubs hatte ich leider viel Zeit gehabt, um über Corona und die daraus resultierende allgemeine Verunsicherung nachzudenken. Erst zu Ostern machte es dann endlich Klick!; Da merkte ich, das es gar keinen Sinn macht, sich über Corona und die sich daraus ergebenden Konsequenzen zu sorgen.
Was ist denn eigentlich wirklich in den 12 Monaten, in denen wir alle mit Masken herumrennen, auf eineinhalb Meter Abstand achten (Ha - von wegen. Das macht ja nun keiner mehr wirklich) oder von einem Lockdown in den nächsten schlittern, geschehen?
Mehrere Impfstoffe sind da, aber kurzfristig nicht verfügbar. Impfchaos ist das neue Modewort und das zu Recht. Auch das Testen - da soll es mehr als 30 Produkte geben - bekommt der Staat nicht geregelt. Die vor 12 Monaten mit viel Tamtam (und Geld) geförderte App ist ein Flop ähnlich dem Flughafen Berlin oder Stuttgart 21. Stattdessen wird jetzt „Luca“ von Smudo gehypt! Mann - der ist aus Stuttgart! Hallo?
Nein, nein, nein. In den letzten Monaten habe ich mich in Streitereien mit meinen Freunden - viel weniger innerhalb der Familie witzigerweise - verloren. Hier musste ich eine erschreckende Entfremdung meinerseits zu Menschen feststellen, die mir viel bedeuten. Das will ich nicht, zumal ich doch selbst nicht weiß, was richtig ist.
Es kann doch nicht sein, das wir uns alle untereinander bekämpfen und freuen, das die Zahlen an infizierten Menschen hoch oder runter geht - je nach persönlicher Meinung, bloß um Recht zu behalten. Den Zusammenhalt unter uns Freunden sollten wir uns nicht kaputt machen lassen. Ein gegenseitiges Verständnis haben wir uns doch alle auf die Brust tätowiert, oder nicht?
„Bin ich denn der Einzige, dem Regeln noch etwas bedeuten?“ (John Goodman in seiner unsterblichen Rolle als Walter Sobchak in „The Big Lebowski“) Bin ich natürlich nicht, und deshalb versuche ich ab sofort, nicht mehr permanent an Corona zu denken. Oder besser: Ich will nicht mehr die Menschen, die mir viel bedeuten, an ihrer Einstellung zu Corona Maßnahmen messen oder auch verurteilen.
Denn wir alle haben ja nicht wirklich Einfluss auf das Geschehen. Wir reden uns vielleicht die Köppe heiß, aber am Ende machen wir alle doch genau das, was die Regierung uns vorschreibt. Ansonsten versucht jeder, egal ob er Lockdown Maßnahmen ablehnt oder befürwortet, die einzelnen Einschränkungen zu umgehen oder zumindest in seinem individuellen Interesse eng auszulegen, wo es nur geht. Was für Heuchler wir doch alle sind!
Jawohl, ich verstehe das schon. Du machst das nicht so und fühlst Dich deshalb auch nicht angesprochen. Vielleicht merkst Du das selber auch nicht oder bist nur einer von diesen kleinen stillen Heimlichtuern. Dann besiege doch Deine Angst und steh doch einmal dazu. Meine Güte, wir wollen doch alle nur in Frieden leben.
Und machen eben nicht alles richtig. Abgesehen davon sollten wir alle das Beste daraus machen und unser Augenmerk darauf richten, dass wir uns nicht über die ganzen Streitereien so weit voneinander entfernen, dass wir uns am Ende nicht mehr in die Augen schauen können. Und genau aus diesem einfachen Grund will ich mit aller Kraft daran arbeiten, das ich meine Freunde nicht mehr anranze, wenn ich ihre Meinung für falsch erachte.
Das mag für viele meiner Freunde überkandidelt klingen, aber ich bin da erblich vorbelastet. In meinem Buch „Das große Raffen“ habe ich dies bereits beschrieben. Ich sag halt immer: Ich bin nicht nachtragend, aber auch nicht vergesslich. Hier muss ich wirklich an mir arbeiten und wieder zu der optimistischen Menschenfreundlichkeit zurückkehren, die mich durch meine an sich prägende Lebenszeit als Twen geprägt hatte.
Und in diesem Zusammenhang verstehe ich nach 12 Monaten Corona unsere Elterngeneration besser als in jenen seligen Jahren der 80er Jahre des vorherigen Jahrhunderts. Denn die hatten ja „damals“ von nichts gewusst. So war z. B. mein Großvater am Anfang der 40er Bahnhofsvorsteher in Polen und seine Tochter, meine Mutter, hatte nicht gewusst, dass in den durchfahrenden Viehwaggons Menschen auf den Weg nach Auschwitz oder Majdanek schrien. Sie dachte, das wären Schweine gewesen, die gequiekt hätten.
Mittwoch, 28. April 2021
Freitag, 23. April 2021
Hartmudo: Mutter
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Mittwoch, 30. Januar 2019. Über 2 Jahre nach Mutters Tod sitze ich beim Bäcker im Kaufland Stöckheim bei einem Kaffee, warte auf meine Löwin und schließe diese Geschichte ab. In den letzten Wochen hatte ich wieder mehr Zeit in diese Story investiert - ich hatte schon befürchtet, dass ich es gar nicht mehr beenden würde.
In den letzten 2 Jahren hat sich das Verhältnis zwischen Berta und mir nicht verändert. Mit unseren Ehepartnern zusammen sind wir nach wie vor weggefahren, haben ab und an abends zusammen gespielt und uns auf Geburtstagen getroffen. Wir sind noch im selben Kegelverein und reden über Sunny heuer höchst selten.
Ich denke, dass wir die Streitereien mit Sunny mehr und mehr vergessen und den Bruch in der Familie verwunden haben. Das Lebbe geht weider, wie der Hesse sagt. An Weihnachten treffen wir uns nach wie vor an einem Abend, Sunny und Reiner sind allerdings nicht mehr dabei. Sie sind nicht mal mehr Thema, wenn wir etwas frotzeln wollen. Ich würde sagen, Berta und ich haben uns gut mit der neuen Situation in der Familie arrangieren können.
Mit Sunny habe ich seit dem Eklat im Heidberger Einkaufszentrum nicht mehr gesprochen. Sunny startete einen Versuch, als sie mir in der Adventszeit 2017 eine Whatsapp mit allgemeinen Adventsgrüßen geschickt hatte. Diese Nachricht ließ ich jedoch unbeantwortet, ohne groß darüber nachzudenken..
Im Sommer 2018 wiederum riss ich mich endlich zusammen und scannte die letzten Bilder und Dokumente unserer Eltern ein, um die Dateien auf eine DVD zu brennen. Sowohl Berta als auch Sunny erhielten eine DVD voller alter Fotos, stellenweise noch von unseren Urgroßeltern.
In einem Anschreiben, welches an beide gerichtet war, drückte ich mein Bedauern über die Vorkomnisse nach Mutters Tod aus. Dieses Schreiben findest Du im Anhang. Sunny sendete daraufhin eine Whatsapp an mich und bestätigte meine Mutmaßungen, warum wir dank des gegenseitigen Misstrauens in Streit geraten waren.
Dass auch Sunny unser Zerwürfnis bedauert, nehme ich ihr sogar ab. Doch leider war sie nicht in der Lage, dies Berta gegenüber auch zu äußern. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass das Tischtuch zwischen meinen Sestras zerschnitten ist. Und solange dieser Zustand anhält, bin ich auch nicht bereit, auf Sunny zuzugehen.
Dass es keinen Kontakt zu Reiner gibt, dürfte klar sein. Als Sunnys Ehemann wird er sich da solidarisch erklären müssen. Wie er selbst zu mir oder Berta steht, vermag ich nicht einmal zu erahnen. Fakt ist allerdings, dass er auch schon früher, als wir noch zusammen weggefahren waren oder uns wenigstens an den Geburtstagen besucht hatten, niemals Anstalten unternahm, um den Kontakt zu intensivieren. Fieserweise könnte man es soi sehen, dass er immer nur seiner Frau wegen überhaupt mitkam. Falls er jemals Interesse an mir gehabt haben sollte, dann ist es ihm hervorragend gelungen, dies vor mir zu verbergen. Und zu Berta und Bud... auch nicht.
Dörte ist ebenfalls "abgetaucht". Als Kind hatte sie ja noch mit Gundula zusammen gespielt, sind ja auch gerade mal ein Jahr auseinander. Doch wie mir Gundula irgendwann nach dem ganzen Hustle erzählte, war Dörte als Kind sehr jähzornig gewesen und hätte immer an ihren Haaren gezogen, um sie zu ärgern. Das dies schmerzhaft war, glaube ich sofort.
Das passt auch irgendwie ins Bild. Bereits bei ihrer Hochzeit mit Wolfgang, als wir alle eingeladen waren, kam sie nicht einmal an den Tisch, wo wir mit Mutter und Walter saßen. Wie ein Fremdkörper habe ich mich damals gefühlt. Ich war sogar noch zu Sunny und Reiner an die Spitze der Tafel gegangen, weil beide einsam und verlassen dort saßen. Sie taten mir leid und ich wollte Flagge zeigen... Wenn ich das jetzt in Kontext setze zu den Ereignissen um Mutters Tod... Wie blauäugig ich doch seinerzeit war.
Und Dörte als Braut hatte sich einen Scheißdreck um ihre Großmutter geschert. Erst als Mutter ihr wohl Geld gegeben hatte - das war nach Walters Tod und dem Zerwürfnis mit mir; da entdeckte sie auf einmal ihre Sympathie für ihre Großmutter.
Aber scheiß drauf, der Kontakt zu ihr war noch nie wirklich innig. Als ich mal mit Pocke ein Fahrrad gekauft hatte vor ein paar Jahren, kam sie in der Nähe der Karstadt Spindel zufällig an mir vorbei. Mit dem strassbesetzten Kinderwagen! Ihre kleine Tochter hatte ich bis dahin nicht gesehen gehabt. Und auch nicht bei dieser Gelegenheit. Sie kam gar nicht auf die Idee, dem Großonkel ihr Kind zu zeigen. Im Gegenteil. Hallo, wie gehts, Tschüss.
Familie geht irgendwie anders. Selbst als ich mich Mitte der 80er Jahre mehr und mehr aus den Familienaktivitäten ausgeklinkt hatte, war ich bei den selten gewordenen Begegnungen immer präsent gewesen. Es tut mir weh, dass ich mehr Gefühle für die Familie meiner Löwin, der besten Ehefrau von allen, empfinde als für den Großteil meiner eigenen Familie.
Witzigerweise ist ein netter Kontakt zu Harald und Maria entstanden, wenn auch selten. Mit Harald tausche ich mich regelmäßig über Whatsapp aus. Im Stadion waren wir mit unseren Frauen auch schon drei- bis viermal gewesen. Harald hat zu Sunny wie auch Dörte keinen guten Kontakt; sagt er wenigstens. Inwieweit das wirklich so ist, weiß ich natürlich nicht. Vielleicht sagt er das auch nur, um mir zu gefallen. Diese Verhaltenweise war ja schon früher sein Problem gewesen. Das hatte ihm viereinhalb Jahre Knast beschert.
Von Harald mal abgesehen, besteht meine Familie seit den Geschehnissen um Mutters Ableben nur noch aus Berta und ihrer Encourtage. Die jeweiligen Partner habe ich jetzt nicht aufgeführt, da gibt es keine negativen Auffälligkeiten, sieht man mal von Siggi, Evelines Mann und Bertas Schwiegersohn, ab.
In den zweieinhalb Jahren nach Mutters Tod (ich sitze grad wieder beim Bäcker. Ende März 2019 bei Edeka im BraWoPark) kam noch die ein oder andere Rechnung. Berta und ich überwiesen dann jeweils unser Drittel und schickten die Rechnungen an Sunny kommentarlos weiter. Das klappte gut.
Geärgert - nicht über Sunny - hatte ich mich aber Mitte März 2019. Die Hausverwaltung von Mutters Wohnung schickte mir eine Forderung von 44 € aus der Hausgeldabrechnung für 2017. Es handelte sich um den Nachzahlungsbetrag für die ersten 4 Monate bis zum Verkauf der Wohnung an den Doktor.
"Sicherlich hatten sie übersehen..." So eine Frechheit. Wie ich leicht recherchieren konnte, gibt es da ein wegweisendes BGH (Bundesgerichtshof) Urteil. Kurz gesagt: Wenn die Hausabrechnung nach dem Eigentumsübergang erstellt wird, gehen Nachzahlungen oder Guthaben auf den Käufer über. Deshalb zahlt das der Doktor.
Ich schickte noch in der Nacht eine Whatsapp an Berta und Sunny, dass ich nicht darauf reagieren werde. Und beide sahen es genau wie ich. Unsere Mutter hätte als Kommentar zu dem Brief nur folgendes gesagt: Arschlecken Dreifuffzig.
Mittwoch, 30. Januar 2019. Über 2 Jahre nach Mutters Tod sitze ich beim Bäcker im Kaufland Stöckheim bei einem Kaffee, warte auf meine Löwin und schließe diese Geschichte ab. In den letzten Wochen hatte ich wieder mehr Zeit in diese Story investiert - ich hatte schon befürchtet, dass ich es gar nicht mehr beenden würde.
In den letzten 2 Jahren hat sich das Verhältnis zwischen Berta und mir nicht verändert. Mit unseren Ehepartnern zusammen sind wir nach wie vor weggefahren, haben ab und an abends zusammen gespielt und uns auf Geburtstagen getroffen. Wir sind noch im selben Kegelverein und reden über Sunny heuer höchst selten.
Ich denke, dass wir die Streitereien mit Sunny mehr und mehr vergessen und den Bruch in der Familie verwunden haben. Das Lebbe geht weider, wie der Hesse sagt. An Weihnachten treffen wir uns nach wie vor an einem Abend, Sunny und Reiner sind allerdings nicht mehr dabei. Sie sind nicht mal mehr Thema, wenn wir etwas frotzeln wollen. Ich würde sagen, Berta und ich haben uns gut mit der neuen Situation in der Familie arrangieren können.
Mit Sunny habe ich seit dem Eklat im Heidberger Einkaufszentrum nicht mehr gesprochen. Sunny startete einen Versuch, als sie mir in der Adventszeit 2017 eine Whatsapp mit allgemeinen Adventsgrüßen geschickt hatte. Diese Nachricht ließ ich jedoch unbeantwortet, ohne groß darüber nachzudenken..
Im Sommer 2018 wiederum riss ich mich endlich zusammen und scannte die letzten Bilder und Dokumente unserer Eltern ein, um die Dateien auf eine DVD zu brennen. Sowohl Berta als auch Sunny erhielten eine DVD voller alter Fotos, stellenweise noch von unseren Urgroßeltern.
In einem Anschreiben, welches an beide gerichtet war, drückte ich mein Bedauern über die Vorkomnisse nach Mutters Tod aus. Dieses Schreiben findest Du im Anhang. Sunny sendete daraufhin eine Whatsapp an mich und bestätigte meine Mutmaßungen, warum wir dank des gegenseitigen Misstrauens in Streit geraten waren.
Dass auch Sunny unser Zerwürfnis bedauert, nehme ich ihr sogar ab. Doch leider war sie nicht in der Lage, dies Berta gegenüber auch zu äußern. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass das Tischtuch zwischen meinen Sestras zerschnitten ist. Und solange dieser Zustand anhält, bin ich auch nicht bereit, auf Sunny zuzugehen.
Dass es keinen Kontakt zu Reiner gibt, dürfte klar sein. Als Sunnys Ehemann wird er sich da solidarisch erklären müssen. Wie er selbst zu mir oder Berta steht, vermag ich nicht einmal zu erahnen. Fakt ist allerdings, dass er auch schon früher, als wir noch zusammen weggefahren waren oder uns wenigstens an den Geburtstagen besucht hatten, niemals Anstalten unternahm, um den Kontakt zu intensivieren. Fieserweise könnte man es soi sehen, dass er immer nur seiner Frau wegen überhaupt mitkam. Falls er jemals Interesse an mir gehabt haben sollte, dann ist es ihm hervorragend gelungen, dies vor mir zu verbergen. Und zu Berta und Bud... auch nicht.
Dörte ist ebenfalls "abgetaucht". Als Kind hatte sie ja noch mit Gundula zusammen gespielt, sind ja auch gerade mal ein Jahr auseinander. Doch wie mir Gundula irgendwann nach dem ganzen Hustle erzählte, war Dörte als Kind sehr jähzornig gewesen und hätte immer an ihren Haaren gezogen, um sie zu ärgern. Das dies schmerzhaft war, glaube ich sofort.
Das passt auch irgendwie ins Bild. Bereits bei ihrer Hochzeit mit Wolfgang, als wir alle eingeladen waren, kam sie nicht einmal an den Tisch, wo wir mit Mutter und Walter saßen. Wie ein Fremdkörper habe ich mich damals gefühlt. Ich war sogar noch zu Sunny und Reiner an die Spitze der Tafel gegangen, weil beide einsam und verlassen dort saßen. Sie taten mir leid und ich wollte Flagge zeigen... Wenn ich das jetzt in Kontext setze zu den Ereignissen um Mutters Tod... Wie blauäugig ich doch seinerzeit war.
Und Dörte als Braut hatte sich einen Scheißdreck um ihre Großmutter geschert. Erst als Mutter ihr wohl Geld gegeben hatte - das war nach Walters Tod und dem Zerwürfnis mit mir; da entdeckte sie auf einmal ihre Sympathie für ihre Großmutter.
Aber scheiß drauf, der Kontakt zu ihr war noch nie wirklich innig. Als ich mal mit Pocke ein Fahrrad gekauft hatte vor ein paar Jahren, kam sie in der Nähe der Karstadt Spindel zufällig an mir vorbei. Mit dem strassbesetzten Kinderwagen! Ihre kleine Tochter hatte ich bis dahin nicht gesehen gehabt. Und auch nicht bei dieser Gelegenheit. Sie kam gar nicht auf die Idee, dem Großonkel ihr Kind zu zeigen. Im Gegenteil. Hallo, wie gehts, Tschüss.
Familie geht irgendwie anders. Selbst als ich mich Mitte der 80er Jahre mehr und mehr aus den Familienaktivitäten ausgeklinkt hatte, war ich bei den selten gewordenen Begegnungen immer präsent gewesen. Es tut mir weh, dass ich mehr Gefühle für die Familie meiner Löwin, der besten Ehefrau von allen, empfinde als für den Großteil meiner eigenen Familie.
Witzigerweise ist ein netter Kontakt zu Harald und Maria entstanden, wenn auch selten. Mit Harald tausche ich mich regelmäßig über Whatsapp aus. Im Stadion waren wir mit unseren Frauen auch schon drei- bis viermal gewesen. Harald hat zu Sunny wie auch Dörte keinen guten Kontakt; sagt er wenigstens. Inwieweit das wirklich so ist, weiß ich natürlich nicht. Vielleicht sagt er das auch nur, um mir zu gefallen. Diese Verhaltenweise war ja schon früher sein Problem gewesen. Das hatte ihm viereinhalb Jahre Knast beschert.
Von Harald mal abgesehen, besteht meine Familie seit den Geschehnissen um Mutters Ableben nur noch aus Berta und ihrer Encourtage. Die jeweiligen Partner habe ich jetzt nicht aufgeführt, da gibt es keine negativen Auffälligkeiten, sieht man mal von Siggi, Evelines Mann und Bertas Schwiegersohn, ab.
In den zweieinhalb Jahren nach Mutters Tod (ich sitze grad wieder beim Bäcker. Ende März 2019 bei Edeka im BraWoPark) kam noch die ein oder andere Rechnung. Berta und ich überwiesen dann jeweils unser Drittel und schickten die Rechnungen an Sunny kommentarlos weiter. Das klappte gut.
Geärgert - nicht über Sunny - hatte ich mich aber Mitte März 2019. Die Hausverwaltung von Mutters Wohnung schickte mir eine Forderung von 44 € aus der Hausgeldabrechnung für 2017. Es handelte sich um den Nachzahlungsbetrag für die ersten 4 Monate bis zum Verkauf der Wohnung an den Doktor.
"Sicherlich hatten sie übersehen..." So eine Frechheit. Wie ich leicht recherchieren konnte, gibt es da ein wegweisendes BGH (Bundesgerichtshof) Urteil. Kurz gesagt: Wenn die Hausabrechnung nach dem Eigentumsübergang erstellt wird, gehen Nachzahlungen oder Guthaben auf den Käufer über. Deshalb zahlt das der Doktor.
Ich schickte noch in der Nacht eine Whatsapp an Berta und Sunny, dass ich nicht darauf reagieren werde. Und beide sahen es genau wie ich. Unsere Mutter hätte als Kommentar zu dem Brief nur folgendes gesagt: Arschlecken Dreifuffzig.
Montag, 19. April 2021
Uncle Fester: grad gelesen April 2021
Rob Boffard - Tracer (Tracer 1)
Dieser Autor stammt aus Johannisburg, hat aber nichts mit dem überragenden Film „District 9“ zu tun. Trotzdem liegt diesem Zyklus eine schöne Idee zugrunde. Der „Locked Room“ des typisch englischen Kriminalromans wurde hier in den Weltraum verlegt. Die Action findet somit vollständig in der Raumstation Außenerde statt.
Anfang des 23. Jahrhunderts haben die Menschen es endlich geschafft, ihren einstmals grünen Planeten unbewohnbar zu machen. Die kläglichen Reste der Menschheit fristen auf Außenerde ein Elend im Schmutz und mit knappen Ressourcen. Ca. 1 Million Menschen leben hier in 500 km Höhe über der Erdoberfläche.
Riley Hale ist ein Tracer; die junge, 20jährige Frau ist als Kurier zwischen den 5 Distrikten der Station unterwegs. Sie haust mit ihrer Gruppe bzw. Gang in einem schwer zugänglichen Verschlag und nimmt quasi jeden Auftrag an. Die „Teufelstänzer“ fragen nicht nach dem Inhalt der Kurierpost und laufen geschickt an jedem Hindernis oder Gegner vorbei.
Bei einer Tour jedoch wird Riley von einer Gang aufgehalten. Die zu transportierende Schachtel öffnet sich und enthält einen menschlichen Augapfel. Die Öffnung verheimlichend, bringt Riley das Päckchen zu Oren Darnell, dem Leiter des Luftbüros, zu dessen Bereich eine riesige Halle mit Bäumen gehört, die für den Sauerstoff in der Station sorgen.
Leider bekommt Darnell dies mit und beauftragt seinen Assistenten Reece, Riley zu töten. Der erwischt aber nur 2 Teammitglieder der Teufelstänzer. Die Adresse des „Nests“ hatte Darnell von Prakesh erfahren, den er gefangen genommen hat.
Prakesh verbindet eine zarte Romanze mit Riley. Er arbeitet als einer von vielen Assistenten im Luftlabor und muss nun um sein Leben fürchten. Denn Darnell ist ein Besessener: Er möchte die Station zerstören, um den Planeten Erde von dem Schädling der Menschheit zu befreien. Diese obskure Sekte arbeitet im Verborgenen und hat viele prominente Anhänger.
Der Mediziner Gray hatte Darnell das Auge des alten Stationsvorstehers Foster besorgt, ohne das Darnells Pläne wohl zum Scheitern verurteilt sind. In seinem Versteck hält er auch Prakesh gefangen, bevor er von Darnell, der keine Zeugen gebrauchen kann, getötet wird. Riley beobachtet das Ganze und kann Darnell gerade noch stellen; allerdings nur dank der Hilfe ihres Teams und der Stomper, der Stationspolizei.
Doch Darnell hat Helfer und kann fliehen. Die Ratsvorsitzende Janice Okwembu beauftragt Riley, die Sekte um Darnell aufzuhalten. Der wiederum überzieht Außenerde mit Bombenattentaten durch seine Leute. Wie sich herausstellt, gehört Okwembu selbst zu dieser Sekte und sorgt dafür, dass sich die gesamte Sekte im Apex, dem Verwaltungs- und Steuerzentrum, verschanzen kann. Der Station droht das Aus.
Riley kann das Geheimnis um den Augapfel lösen, doch ausgerechnet ihre beste Freundin Amira, Chefin der Teufelstänzer, entpuppt sich als Sektenmitglied und wird von Riley in Notwehr getötet. Von den Teufelstänzern überleben neben Riley nur noch Carver als kräftiger aber gutmütiger Kumpel sowie der schmächtige wie schüchterne Kev. Da hat Boffard ihr genau die Typen an die Seite gestellt, von denen wir Männer immer glauben, dass frau sie gerne um sich hätte.
Die drei verbliebenen Teufelstänzer machen sich auf zum Finale im Apex; Unterstützung erhalten sie noch von Prakesh und dem Stomper Royo, einer ehrlichen Haut. Das letzte Stück muss Riley allein durch die strahlungsdurchflutete Fusionskammer zurücklegen. Dort stellt sich ihr Darnell entgegen, wird aber quasi von der durch Riley geschlossenen Ausgangstür zerquetscht.
Mithilfe des Augapfels und einem Code zerstört Riley schließlich ein zurückkehrendes Siedlungsschiff, welches von ihrem Vater (!), dem letzten Überlebenden eines gescheiterten Versuchs der Rückbesiedelung der Erde, gesteuert wird. Er hat sich auch von der Sekte ködern lassen und soll beim Aufprall auf die Station eine Bombe zünden, die ganz Außenerde zerstören soll.
Nachdem sie ihren eigentlich totgeglaubten Vater in die Luft gejagt hat, überwältigt sie auch Okwembu und wir haben damit ein Happy End. Royo wird die Station leiten, da zuvor sämtliche Ratsherrn von Darnell und Okwembu getötet worden waren. Prakesh und Riley können sich nun um ihre Liebe kümmern und der geneigte Leser wartet auf die Fortsetzung.
Gespannt, denn nachdem es anfangs so los ging wie bei den „Tributen von Panem“, rückt durch die sich steigernde Brutalität die jugendliche Selbstfindungsphase hin zum Erwachsenendasein in den Hintergrund. Boffard hält die Spannung bis zum Schluss aufrecht und lässt Spekulationen über eine mögliche Rückbesiedelung der Erde offen.
Rob Boffard - Enforcer (Tracer 2)
„Im Weltraum gibt es kein Entkommen“ - so der Untertitel des zweiten Bandes. Dieser spielt ein halbes Jahr später und wieder befindet sich Außenerde kurz vor dem Untergang. Riley und ihr Freund Prakesh stehen natürlich wieder im Mittelpunkt. Carver bekommt eine wichtigere Rolle; zeitweise scheint es sogar, dass er Prakesh als Liebhaber ablösen könnte.
Aber der Reihe nach. Prakesh wurde Leiter des Nahrungs- und Luftlabors und konnte Bohnen gentechnisch derart verändern, dass sie extrem schnell wuchsen und so die Knappheit an Nahrungsmitteln auf Außenerde lösen. Riley wiederum hat sich mit Carver und Kev den Stomper angeschlossen. Zusammen mit Anna bilden sie ein Team; Royo leitet derweil Außenerde.
Der Terrorist Mikkhail entwischt Riley und ihrer Truppe gleich beim ersten Einsatz. Er will mit seinen Leuten, den Erdlingen, die Erde auf einem der verbliebenen Asteroidenschiffe erreichen, um dort eine neue Zivilisation aufzubauen. Damit nicht genug, taucht kurz danach ein neuer Widersacher für Riley auf.
Der ehemalige Arzt Morgan Knox hatte sich unerwidert in Amira verliebt und gibt Riley und Okwembu die Schuld an ihrem Tod. Der irre Doc entführt Riley, transplantiert Bomben in ihre Kniegelenke und erpresst sie dadurch, Okwembu aus dem Gefängnis zu befreien und diese zu ihm zu bringen, damit er sie töten kann.
Mit knapper Not schafft Riley Okwembu zu Knox, kurz bevor Mikkhail sie mit seinen Erdlingen befreien kann. Der will Okwembu aber nicht töten, denn er braucht sie als Pilotin für das Asteroidenschiff. Nur sie kennt die Codes, um das vor Außenerde kreisende Schiff zu entern. Doch Riley hat noch zusätzlich ein anderes Problem bekommen. Ein bislang unbekannter tödlicher Virus namens Resin breitet sich auf Außenerde aus.
Es stellt sich heraus, dass Prakesh mit seinen Genexperimenten für die Seuche verantwortlich zeichnet. Nur er, Carver, Riley und Anna sind immun, weil sie bestimmte Bohnen gegessen hatten. Ach ja: Kev stirbt qualvoll, weil Knox Riley mit einer Bombenexplosion in Kevs Körper demonstrieren wollte, dass er eben nicht blufft.
Das war dann auch schon die letzte aktive Aktion von Knox, der an Resin erkrankt und nur durch eine Blutplasmainjektion am Leben gehalten werden kann - Riley muss ihn am Leben halten, weil sonst die Bomben hochgehen. Carver und Riley machen sich auf den Weg, das Plasma zu besorgen Währenddessen wird Okwembu von Mikkhail befreit.
Es kommt zu einem ersten Showdown in einem Hangar. Das Gegenmittel ist inzwischen fertig, aber Riley, Carver und Co haben zu wenig Leute, um den Hangar und die Fähren vor dem Zugriff der Erdlinge zu schützen. Mikkhails Leute sprengen ein Loch in die Außenhülle; Die Erdlinge können ein Shuttle entern und fliegen zu dem Asteroidenschiff, Prakesh ist auch mit an Bord. Die Erdlinge entern das Asteroidenschiff und töten nahezu die gesamte Besatzung.
Riley und Carver sind ihnen in einem anderen Shuttle dicht auf den Fersen. Zu diesem Zeitpunkt ist Knox schon tot und die Gefahr durch die Bomben Geschichte. In anderen Romanen wäre da schon Schluss, aber Boffard lässt die Hauptstory Zeit zur Entwicklung, so dass sich nun ein neuer Showdown ergibt.
Und der ist überraschend. Riley schafft es nicht, das Asteroidenschiff zu blockieren, um zur Erde zu gelangen. Sie wird daran auch von Prakesh gehindert, denn es hatte sich herausgestellt, dass die Erde doch nicht mehr unbewohnbar ist. Okwembu selbst hatte eine zwei Monate alte Nachricht von der Erde aufgefangen.
Dort gibt es noch Leben. Ca. 100 Menschen gibt es noch in Anchorage. Und genau dorthin will Mikkhail mit seinen Leuten. Und Riley, Prakesh und Carver müssen mit. Ein wirklich sehr schöner Cliffhanger für den abschließenden dritten Band der Reihe.
...der leider noch nicht auf Deutsch erschienen ist. Corona hat auch in der Szene der deutschen Übersetzungen Spuren hinterlassen. Ich hoffe nur, dass es eine deutsche Übersetzung noch gibt. Ich bin schon gespannt, wie es mit Riley und ihren Freunden weitergeht.
Dieser Autor stammt aus Johannisburg, hat aber nichts mit dem überragenden Film „District 9“ zu tun. Trotzdem liegt diesem Zyklus eine schöne Idee zugrunde. Der „Locked Room“ des typisch englischen Kriminalromans wurde hier in den Weltraum verlegt. Die Action findet somit vollständig in der Raumstation Außenerde statt.
Anfang des 23. Jahrhunderts haben die Menschen es endlich geschafft, ihren einstmals grünen Planeten unbewohnbar zu machen. Die kläglichen Reste der Menschheit fristen auf Außenerde ein Elend im Schmutz und mit knappen Ressourcen. Ca. 1 Million Menschen leben hier in 500 km Höhe über der Erdoberfläche.
Riley Hale ist ein Tracer; die junge, 20jährige Frau ist als Kurier zwischen den 5 Distrikten der Station unterwegs. Sie haust mit ihrer Gruppe bzw. Gang in einem schwer zugänglichen Verschlag und nimmt quasi jeden Auftrag an. Die „Teufelstänzer“ fragen nicht nach dem Inhalt der Kurierpost und laufen geschickt an jedem Hindernis oder Gegner vorbei.
Bei einer Tour jedoch wird Riley von einer Gang aufgehalten. Die zu transportierende Schachtel öffnet sich und enthält einen menschlichen Augapfel. Die Öffnung verheimlichend, bringt Riley das Päckchen zu Oren Darnell, dem Leiter des Luftbüros, zu dessen Bereich eine riesige Halle mit Bäumen gehört, die für den Sauerstoff in der Station sorgen.
Leider bekommt Darnell dies mit und beauftragt seinen Assistenten Reece, Riley zu töten. Der erwischt aber nur 2 Teammitglieder der Teufelstänzer. Die Adresse des „Nests“ hatte Darnell von Prakesh erfahren, den er gefangen genommen hat.
Prakesh verbindet eine zarte Romanze mit Riley. Er arbeitet als einer von vielen Assistenten im Luftlabor und muss nun um sein Leben fürchten. Denn Darnell ist ein Besessener: Er möchte die Station zerstören, um den Planeten Erde von dem Schädling der Menschheit zu befreien. Diese obskure Sekte arbeitet im Verborgenen und hat viele prominente Anhänger.
Der Mediziner Gray hatte Darnell das Auge des alten Stationsvorstehers Foster besorgt, ohne das Darnells Pläne wohl zum Scheitern verurteilt sind. In seinem Versteck hält er auch Prakesh gefangen, bevor er von Darnell, der keine Zeugen gebrauchen kann, getötet wird. Riley beobachtet das Ganze und kann Darnell gerade noch stellen; allerdings nur dank der Hilfe ihres Teams und der Stomper, der Stationspolizei.
Doch Darnell hat Helfer und kann fliehen. Die Ratsvorsitzende Janice Okwembu beauftragt Riley, die Sekte um Darnell aufzuhalten. Der wiederum überzieht Außenerde mit Bombenattentaten durch seine Leute. Wie sich herausstellt, gehört Okwembu selbst zu dieser Sekte und sorgt dafür, dass sich die gesamte Sekte im Apex, dem Verwaltungs- und Steuerzentrum, verschanzen kann. Der Station droht das Aus.
Riley kann das Geheimnis um den Augapfel lösen, doch ausgerechnet ihre beste Freundin Amira, Chefin der Teufelstänzer, entpuppt sich als Sektenmitglied und wird von Riley in Notwehr getötet. Von den Teufelstänzern überleben neben Riley nur noch Carver als kräftiger aber gutmütiger Kumpel sowie der schmächtige wie schüchterne Kev. Da hat Boffard ihr genau die Typen an die Seite gestellt, von denen wir Männer immer glauben, dass frau sie gerne um sich hätte.
Die drei verbliebenen Teufelstänzer machen sich auf zum Finale im Apex; Unterstützung erhalten sie noch von Prakesh und dem Stomper Royo, einer ehrlichen Haut. Das letzte Stück muss Riley allein durch die strahlungsdurchflutete Fusionskammer zurücklegen. Dort stellt sich ihr Darnell entgegen, wird aber quasi von der durch Riley geschlossenen Ausgangstür zerquetscht.
Mithilfe des Augapfels und einem Code zerstört Riley schließlich ein zurückkehrendes Siedlungsschiff, welches von ihrem Vater (!), dem letzten Überlebenden eines gescheiterten Versuchs der Rückbesiedelung der Erde, gesteuert wird. Er hat sich auch von der Sekte ködern lassen und soll beim Aufprall auf die Station eine Bombe zünden, die ganz Außenerde zerstören soll.
Nachdem sie ihren eigentlich totgeglaubten Vater in die Luft gejagt hat, überwältigt sie auch Okwembu und wir haben damit ein Happy End. Royo wird die Station leiten, da zuvor sämtliche Ratsherrn von Darnell und Okwembu getötet worden waren. Prakesh und Riley können sich nun um ihre Liebe kümmern und der geneigte Leser wartet auf die Fortsetzung.
Gespannt, denn nachdem es anfangs so los ging wie bei den „Tributen von Panem“, rückt durch die sich steigernde Brutalität die jugendliche Selbstfindungsphase hin zum Erwachsenendasein in den Hintergrund. Boffard hält die Spannung bis zum Schluss aufrecht und lässt Spekulationen über eine mögliche Rückbesiedelung der Erde offen.
So kann es weitergehen.
Rob Boffard - Enforcer (Tracer 2)
„Im Weltraum gibt es kein Entkommen“ - so der Untertitel des zweiten Bandes. Dieser spielt ein halbes Jahr später und wieder befindet sich Außenerde kurz vor dem Untergang. Riley und ihr Freund Prakesh stehen natürlich wieder im Mittelpunkt. Carver bekommt eine wichtigere Rolle; zeitweise scheint es sogar, dass er Prakesh als Liebhaber ablösen könnte.
Aber der Reihe nach. Prakesh wurde Leiter des Nahrungs- und Luftlabors und konnte Bohnen gentechnisch derart verändern, dass sie extrem schnell wuchsen und so die Knappheit an Nahrungsmitteln auf Außenerde lösen. Riley wiederum hat sich mit Carver und Kev den Stomper angeschlossen. Zusammen mit Anna bilden sie ein Team; Royo leitet derweil Außenerde.
Der Terrorist Mikkhail entwischt Riley und ihrer Truppe gleich beim ersten Einsatz. Er will mit seinen Leuten, den Erdlingen, die Erde auf einem der verbliebenen Asteroidenschiffe erreichen, um dort eine neue Zivilisation aufzubauen. Damit nicht genug, taucht kurz danach ein neuer Widersacher für Riley auf.
Der ehemalige Arzt Morgan Knox hatte sich unerwidert in Amira verliebt und gibt Riley und Okwembu die Schuld an ihrem Tod. Der irre Doc entführt Riley, transplantiert Bomben in ihre Kniegelenke und erpresst sie dadurch, Okwembu aus dem Gefängnis zu befreien und diese zu ihm zu bringen, damit er sie töten kann.
Mit knapper Not schafft Riley Okwembu zu Knox, kurz bevor Mikkhail sie mit seinen Erdlingen befreien kann. Der will Okwembu aber nicht töten, denn er braucht sie als Pilotin für das Asteroidenschiff. Nur sie kennt die Codes, um das vor Außenerde kreisende Schiff zu entern. Doch Riley hat noch zusätzlich ein anderes Problem bekommen. Ein bislang unbekannter tödlicher Virus namens Resin breitet sich auf Außenerde aus.
Es stellt sich heraus, dass Prakesh mit seinen Genexperimenten für die Seuche verantwortlich zeichnet. Nur er, Carver, Riley und Anna sind immun, weil sie bestimmte Bohnen gegessen hatten. Ach ja: Kev stirbt qualvoll, weil Knox Riley mit einer Bombenexplosion in Kevs Körper demonstrieren wollte, dass er eben nicht blufft.
Das war dann auch schon die letzte aktive Aktion von Knox, der an Resin erkrankt und nur durch eine Blutplasmainjektion am Leben gehalten werden kann - Riley muss ihn am Leben halten, weil sonst die Bomben hochgehen. Carver und Riley machen sich auf den Weg, das Plasma zu besorgen Währenddessen wird Okwembu von Mikkhail befreit.
Es kommt zu einem ersten Showdown in einem Hangar. Das Gegenmittel ist inzwischen fertig, aber Riley, Carver und Co haben zu wenig Leute, um den Hangar und die Fähren vor dem Zugriff der Erdlinge zu schützen. Mikkhails Leute sprengen ein Loch in die Außenhülle; Die Erdlinge können ein Shuttle entern und fliegen zu dem Asteroidenschiff, Prakesh ist auch mit an Bord. Die Erdlinge entern das Asteroidenschiff und töten nahezu die gesamte Besatzung.
Riley und Carver sind ihnen in einem anderen Shuttle dicht auf den Fersen. Zu diesem Zeitpunkt ist Knox schon tot und die Gefahr durch die Bomben Geschichte. In anderen Romanen wäre da schon Schluss, aber Boffard lässt die Hauptstory Zeit zur Entwicklung, so dass sich nun ein neuer Showdown ergibt.
Und der ist überraschend. Riley schafft es nicht, das Asteroidenschiff zu blockieren, um zur Erde zu gelangen. Sie wird daran auch von Prakesh gehindert, denn es hatte sich herausgestellt, dass die Erde doch nicht mehr unbewohnbar ist. Okwembu selbst hatte eine zwei Monate alte Nachricht von der Erde aufgefangen.
Dort gibt es noch Leben. Ca. 100 Menschen gibt es noch in Anchorage. Und genau dorthin will Mikkhail mit seinen Leuten. Und Riley, Prakesh und Carver müssen mit. Ein wirklich sehr schöner Cliffhanger für den abschließenden dritten Band der Reihe.
...der leider noch nicht auf Deutsch erschienen ist. Corona hat auch in der Szene der deutschen Übersetzungen Spuren hinterlassen. Ich hoffe nur, dass es eine deutsche Übersetzung noch gibt. Ich bin schon gespannt, wie es mit Riley und ihren Freunden weitergeht.
Dienstag, 13. April 2021
Sam Phillips 3/8
3
Leider konnten die von Elvis gesungenen Balladen Sam Philips nicht überzeugen, aber er mochte die Stimme von Elvis und bat Scotty Moore und Bill Black, der in der Nähe von Elvis wohnte, diesen unter ihre Fittiche zu nehmen und mit ihm zu proben, um dem noch etwas schüchternen Elvis mehr Sicherheit zu verleihen.
Eine schöne Anekdote ist hier noch das Erschrecken von Bill Blacks Ehefrau, als Elvis zum ersten Mal bei den Blacks auftauchte. Schwarze Lederjacke, rosa Hose und vor allem der vor Fett triefende Ducktail von Elvis hinterließ bei ihr keinen positiven Eindruck.
Jedoch standen Scotty Moore und Bill Black Anfang Juli wieder mit Elvis Presley in dem Studio der Union Avenue und spielten zusammen „That`s all right“, ein Cover von Arthur „Big Boy“ Crudup, ein. Sam Philips schnitt gleich die erste Aufnahme mit; Er war sofort elektrisiert. Das war genau das Feeling, auf das Sam Philips seit Jahren gewartet hatte. Ohne Schlagzeug, nur 2 Gitarren und der Bass. Dazu der eindringliche Gesang von Presley. Auch ich bekam etwas Entenpelle, als ich nach Lektüre dieser Anekdote „That`s all Right“ mal wieder hörte.
Bis zu seiner Einberufung in die Army bekam Elvis diese Intensität nur selten hin; nach seiner Entlassung beim Militär waren seine Aufnahmen sicherlich nicht mehr bahnbrechend. Als B-Seite der flugs gepressten Single nahm das Trio mit „Blue Moon of Kentucky“ einen schneller eingespielten Countrysong von Bill Monroe auf.
Hier fügte Sam Philips Rhythm `n`Blues und Country zum Rockabilly zusammen. Nicht zuletzt wegen dieser Aufnahme wurde Sam Philips später als Erfinder des Rock `n`Roll bezeichnet.
Man darf aber die Anfänge des Rock & Roll nicht lediglich auf Sam Phillips und Sun Records reduzieren.
Um so mehr gilt das im Übrigen für die Spielart des Rockabilly, der die eigentliche "Vorstufe" der "weißen" Rockmusik darstellt. Da gab es parallel noch eine ganze Meute an unabhängigen Plattenfirmen; stellvertretend seien hier die Brüder Lansky von Chess Records oder auch die Erteguns von Atlantic Records genannt.
Zudem waren mit Bill Haley, Chuck Berry oder auch Fats Domino und Little Richard zur selben Zeit ja auch noch andere Künstler am Start. Der Ruhm von Sam Phillips rührt in erster Linie von der Entdeckung Elvis Presleys her. Dieser Ausnahmemusiker wäre vielleicht bei anderen Firmen zugegebenermaßen nicht entdeckt worden, weil die Künstler dort zumeist von A & R Managern gecastet wurden.Dies war bei Sam Phillips in Memphis anders. Bei ihm konnte jeder, der eine Gitarre halten oder ein anderes Instrument spielen konnte, in dem kleinen Studio vorspielen. Wenn Sam Phillips überzeugt war und Potenzial in dem Musiker erkannte, wurde die Session aufgezeichnet. Sam war zudem noch Fan der Musik und nicht lediglich Geschäftsmann wie die meisten seiner Konkurrenten. Eben dies führte dann auch häufig zu Fehlschlägen, von denen er sich aber nicht entmutigen ließ.
Und noch am selben Abend der Aufnahme dieser ersten Single von Elvis Presley wusste Sam Philips, was er da in den Händen hielt. Freudig erregt rief er seine Frau Becky an; er hätte gerade die Platte aufgenommen, die „ihr Leben verändern würde“.Ich denke, dass kann man so stehen lassen. Klingt besser als „Erfinder des Rock `n`Roll.“
Schon am nächsten Abend spielte ein total begeisterter Dewey Phillips die Platte in seiner Show beim (weißen) Radiosender WHBQ in Memphis. Er spielte die Platte rauf und runter und erhielt erstaunlich viele Anrufe und Zuschriften. „That`s Alright“ kam zwar nicht in die nationalen Charts, verkaufte sich aber 20.000 mal und belegte Platz 4 der lokalen Charts in Memphis.
Dennoch sprach sich das Phänomen Elvis Presley über die Region Memphis hinaus schnell herum und seine Auftritte waren stark frequentiert. Seine laszive Ausstrahlung ließ die weiblichen Zuhörerinnen aufschreien und/oder in Ohnmacht fallen. Die Jungens eiferten ihm hinterher und die Tolle wurde zum Muss für jeden jungen Mann, der ein Mädchen aufreißen wollte. Auch James Dean und Marlon Brando griffen dies in ihren Filmen auf.
Trotz weiterer herausragender Singles wie „Good Rockin`Tonight“ oder „Mystery Train“ verkauften sich die Singles nicht wirklich gut. Erst als sich Elvis mit dem Manager Colonel Parker einließ, stellte sich der aberwitzige Erfolg ein. Nicht ganz uneigennützig vermarktete Parker seinen Schützling.
Zuerst eiste er Elvis von seinem Vertrag bei Sun Records los, um bei der großen RCA richtig abzusahnen. Hier konnte Elvis ganz anders gefördert werden und erreichte auch schnell Millionenumsätze und wurde zu einem weltweiten Phänomen. Dennoch blieb Elvis der Familie Philips privat weiterhin freundschaftlich verbunden und tauchte in den nächsten Jahren immer mal wieder überraschend im Haus der Familie auf.
Als Elvis 1955 noch die letzten Aufnahmen für Sun einspielte, hatte Sam Philips mit Johnny Cash und Carl Perkins schon Nachfolger für seinen Star entdeckt. Die kreischenden Teenager bei den Auftritten von Elvis im Südosten der USA blieben nicht ohne Folgen. Mehr und mehr junge Musiker begaben sich zu Sam Phillips und versuchten ihr Glück.
Denn was in der Geschichte der Rockmusik mit der Zeit in den Hintergrund rückte, war die Wirkung der Modefigur Elvis Presley: Seine Tolle, schwarze Lederjacke und am besten noch eine hautenge Lederhose verfehlten ihre Wirkung auf das jugendliche Publikum nicht. Diese überwiegend weißen Jugendlichen mussten nicht mehr in den Krieg (Korea war vorbei) und begehrten gegen die prüde Nachkriegsära auf.
Da kam dieser hübsche junge Mann, der auf der Bühne gern auch mal sein Becken lasziv kreisen ließ, gerade zur richtigen Zeit. Hinzu kam die ungewohnte Rauheit und vor allem das Tempo dieses neuen Musikstils, der offensichtlich stark an „Negermusik“ erinnerte. Für die Kriegs- und Elterngeneration kamen Künstler wie Elvis direkt aus dem Dschungel.
Ich denke, dass Sam Phillips, der ja selber ein „Mösenfröhlich“ (O-Ton vom Langen) gewesen war, nicht nur auf diesen neuen Sound abfuhr, sondern ziemlich schnell merkte, dass er mehr Platten seiner Künstler verkaufen konnte, wenn er auch die Erscheinung bzw. den Körper des Musikers in den Vordergrund rückte.
Leider konnten die von Elvis gesungenen Balladen Sam Philips nicht überzeugen, aber er mochte die Stimme von Elvis und bat Scotty Moore und Bill Black, der in der Nähe von Elvis wohnte, diesen unter ihre Fittiche zu nehmen und mit ihm zu proben, um dem noch etwas schüchternen Elvis mehr Sicherheit zu verleihen.
Eine schöne Anekdote ist hier noch das Erschrecken von Bill Blacks Ehefrau, als Elvis zum ersten Mal bei den Blacks auftauchte. Schwarze Lederjacke, rosa Hose und vor allem der vor Fett triefende Ducktail von Elvis hinterließ bei ihr keinen positiven Eindruck.
Jedoch standen Scotty Moore und Bill Black Anfang Juli wieder mit Elvis Presley in dem Studio der Union Avenue und spielten zusammen „That`s all right“, ein Cover von Arthur „Big Boy“ Crudup, ein. Sam Philips schnitt gleich die erste Aufnahme mit; Er war sofort elektrisiert. Das war genau das Feeling, auf das Sam Philips seit Jahren gewartet hatte. Ohne Schlagzeug, nur 2 Gitarren und der Bass. Dazu der eindringliche Gesang von Presley. Auch ich bekam etwas Entenpelle, als ich nach Lektüre dieser Anekdote „That`s all Right“ mal wieder hörte.
Bis zu seiner Einberufung in die Army bekam Elvis diese Intensität nur selten hin; nach seiner Entlassung beim Militär waren seine Aufnahmen sicherlich nicht mehr bahnbrechend. Als B-Seite der flugs gepressten Single nahm das Trio mit „Blue Moon of Kentucky“ einen schneller eingespielten Countrysong von Bill Monroe auf.
Hier fügte Sam Philips Rhythm `n`Blues und Country zum Rockabilly zusammen. Nicht zuletzt wegen dieser Aufnahme wurde Sam Philips später als Erfinder des Rock `n`Roll bezeichnet.
Man darf aber die Anfänge des Rock & Roll nicht lediglich auf Sam Phillips und Sun Records reduzieren.
Um so mehr gilt das im Übrigen für die Spielart des Rockabilly, der die eigentliche "Vorstufe" der "weißen" Rockmusik darstellt. Da gab es parallel noch eine ganze Meute an unabhängigen Plattenfirmen; stellvertretend seien hier die Brüder Lansky von Chess Records oder auch die Erteguns von Atlantic Records genannt.
Zudem waren mit Bill Haley, Chuck Berry oder auch Fats Domino und Little Richard zur selben Zeit ja auch noch andere Künstler am Start. Der Ruhm von Sam Phillips rührt in erster Linie von der Entdeckung Elvis Presleys her. Dieser Ausnahmemusiker wäre vielleicht bei anderen Firmen zugegebenermaßen nicht entdeckt worden, weil die Künstler dort zumeist von A & R Managern gecastet wurden.Dies war bei Sam Phillips in Memphis anders. Bei ihm konnte jeder, der eine Gitarre halten oder ein anderes Instrument spielen konnte, in dem kleinen Studio vorspielen. Wenn Sam Phillips überzeugt war und Potenzial in dem Musiker erkannte, wurde die Session aufgezeichnet. Sam war zudem noch Fan der Musik und nicht lediglich Geschäftsmann wie die meisten seiner Konkurrenten. Eben dies führte dann auch häufig zu Fehlschlägen, von denen er sich aber nicht entmutigen ließ.
Und noch am selben Abend der Aufnahme dieser ersten Single von Elvis Presley wusste Sam Philips, was er da in den Händen hielt. Freudig erregt rief er seine Frau Becky an; er hätte gerade die Platte aufgenommen, die „ihr Leben verändern würde“.Ich denke, dass kann man so stehen lassen. Klingt besser als „Erfinder des Rock `n`Roll.“
Schon am nächsten Abend spielte ein total begeisterter Dewey Phillips die Platte in seiner Show beim (weißen) Radiosender WHBQ in Memphis. Er spielte die Platte rauf und runter und erhielt erstaunlich viele Anrufe und Zuschriften. „That`s Alright“ kam zwar nicht in die nationalen Charts, verkaufte sich aber 20.000 mal und belegte Platz 4 der lokalen Charts in Memphis.
Dennoch sprach sich das Phänomen Elvis Presley über die Region Memphis hinaus schnell herum und seine Auftritte waren stark frequentiert. Seine laszive Ausstrahlung ließ die weiblichen Zuhörerinnen aufschreien und/oder in Ohnmacht fallen. Die Jungens eiferten ihm hinterher und die Tolle wurde zum Muss für jeden jungen Mann, der ein Mädchen aufreißen wollte. Auch James Dean und Marlon Brando griffen dies in ihren Filmen auf.
Trotz weiterer herausragender Singles wie „Good Rockin`Tonight“ oder „Mystery Train“ verkauften sich die Singles nicht wirklich gut. Erst als sich Elvis mit dem Manager Colonel Parker einließ, stellte sich der aberwitzige Erfolg ein. Nicht ganz uneigennützig vermarktete Parker seinen Schützling.
Zuerst eiste er Elvis von seinem Vertrag bei Sun Records los, um bei der großen RCA richtig abzusahnen. Hier konnte Elvis ganz anders gefördert werden und erreichte auch schnell Millionenumsätze und wurde zu einem weltweiten Phänomen. Dennoch blieb Elvis der Familie Philips privat weiterhin freundschaftlich verbunden und tauchte in den nächsten Jahren immer mal wieder überraschend im Haus der Familie auf.
Als Elvis 1955 noch die letzten Aufnahmen für Sun einspielte, hatte Sam Philips mit Johnny Cash und Carl Perkins schon Nachfolger für seinen Star entdeckt. Die kreischenden Teenager bei den Auftritten von Elvis im Südosten der USA blieben nicht ohne Folgen. Mehr und mehr junge Musiker begaben sich zu Sam Phillips und versuchten ihr Glück.
Denn was in der Geschichte der Rockmusik mit der Zeit in den Hintergrund rückte, war die Wirkung der Modefigur Elvis Presley: Seine Tolle, schwarze Lederjacke und am besten noch eine hautenge Lederhose verfehlten ihre Wirkung auf das jugendliche Publikum nicht. Diese überwiegend weißen Jugendlichen mussten nicht mehr in den Krieg (Korea war vorbei) und begehrten gegen die prüde Nachkriegsära auf.
Da kam dieser hübsche junge Mann, der auf der Bühne gern auch mal sein Becken lasziv kreisen ließ, gerade zur richtigen Zeit. Hinzu kam die ungewohnte Rauheit und vor allem das Tempo dieses neuen Musikstils, der offensichtlich stark an „Negermusik“ erinnerte. Für die Kriegs- und Elterngeneration kamen Künstler wie Elvis direkt aus dem Dschungel.
Ich denke, dass Sam Phillips, der ja selber ein „Mösenfröhlich“ (O-Ton vom Langen) gewesen war, nicht nur auf diesen neuen Sound abfuhr, sondern ziemlich schnell merkte, dass er mehr Platten seiner Künstler verkaufen konnte, wenn er auch die Erscheinung bzw. den Körper des Musikers in den Vordergrund rückte.
Donnerstag, 8. April 2021
H. Lecter: Alf
26
Der Alt68er kam ja auch nie zu Betriebsausflügen oder Weihnachtsfeiern mit. So auch nicht zu einem meiner ersten Betriebsausflüge Anfang der 90er mit der MS Brunswiek zum Tankumsee. Diese berüchtigte Sause fand wohl 1992 statt, spätestens 1993. Zu der Zeit hatte ich mich bereits akklimatisiert gehabt.
Für mich war dieser Betriebsausflug ideal, denn ich hatte die Gelegenheit, eine Extrawurst zu braten. Eigentlich startete der Betriebsausflug vom Rathaus in Lebenstedt aus mit einer Busfahrt in den Braunschweiger Hafen, wo wir morgens (so gegen 9.00 oder 10.00 Uhr?) auf das Schiff gingen, um zum Tankum See zu gelangen und dort abzuhängen.
Mir als einzigem Braunschweiger wurde das Privileg zuteil, direkt zum Braunschweiger Hafen anzureisen. Und dort stand ich dann am frühen Morgen in der noch angenehmen Kühle am Kai. Mit einer Halbliter Bierdose in der Hand wartete ich auf meine Kollegas im Bus. Sie kamen während der zweiten Dose.
Kurz danach fand ich mich auf einer Bank am Tisch auf dem Oberdeck der MS Brunswiek wieder. Um mich herum saßen noch die üblichen Verdächtigen auf den am Deck verschraubten Bänken. Als da wären neben Alf noch Mike, Detzer und der singende Slawe. Ebenfalls mit dabei saß auch die rote Zora.
Diese Kollegin (mittlerweile in Rente) zeichnete sich durch eine Igelfrisur mit knallrot gefärbten Haaren aus. Im Urlaub kümmerte sich Detzer immer um ihre mehr als fünf Wohnungskatzen. Die rote Zora bestach durch ein ruhiges und ausgeglichenes Wesen, welches auch durch mehrere Dosen Bier nicht in Unordnung geriet.
So auch an diesem Morgen. Wir am Prominententisch waren selbstverständlich gut vorbereitet. Mike, die rote Zora und auch meine Wenigkeit hatten uns im Vorfeld mit Bierdosen eingedeckt. Alf freute sich derweil an dem Wein (Zora auch, die konnte beidhändig), den Detzer mitgebracht hatte.
Später holte Detzer noch ne Pulle Schluck (Obstler?) raus; den Vogel aber schoss der singende Slawe ab, der mit Granini Orangensaft glänzen konnte. Diesen hatte er selbstverständlich gepimpt. Den Wodkaanteil würde ich heute noch auf 50% einschätzen, was die Aufnahme der Vitamine im Körper beschleunigt haben dürfte.
In dieser mehr und mehr fröhlichen Runde – abseits von allen anderen, insbesondere unserer Amtsführung – schipperten wir bei schönstem Wetter gen Tankum See. Wir hatten einen azurblauen Himmel und viel Sonnenschein. Eine Kopfbedeckung brauchten wir dank der Vitamine ja nicht.
Oder doch? Der Orangensaft war alle; vorrangig Alf hatte Detzer beim Obstler geholfen. Mir senkte sich eine wohlige und bleierne Schwere auf die Glieder, die ich auf einem viertelstündigen Fußmarsch zum See und damit zum Grillplatz abschütteln konnte. Auch den anderen Prominenten tat die Bewegung sichtlich gut.
Es kann sein, dass wir noch Grillgut oder Getränkekisten geschleppt hatten. Obwohl ich mir heute nicht mehr vorstellen kann, dass man uns nach der gemütlichen Bootsfahrt noch derartig schwierige Arbeiten anvertraut hätte.
Eigentlich konnten wir alle noch froh sein, dass wir noch geradeaus laufen konnten. Und selbst Alf war noch fit und guter Dinge. So schlimm kann es auf dem Boot ergo nicht gewesen sein. Trotzdem gingen wir kein Risiko ein und hielten uns vom Rest des Betriebsausfluges etwas abseits. Bekanntlich waren dort einige Miesepeter-innen an Bord, welche uns häufig bei derartigen Gelegenheiten naserümpfend beobachtet hatten.
Um uns wieder fit zu machen und auch den Anderen aus dem Weg zu gehen entschlossen wir uns zu einem Spaziergang an der rechtsläufigen Uferlinie des Tankum Sees, also vom Sandstrand aus betrachtet. Wir hatten ja den Granini nicht ausgetrunken gehabt. Der singende Slawe war bekannt für sein „Klotzen statt Kleckern“.
Und während der Granini sein Leben aushauchte, gingen wir langsamen Schrittes an der wunderhübschen Uferpromenade entlang. Diese war gesäumt mit einer Allee von Pappeln. Vielleicht alle 100 Meter waren für Müßiggänger oder Fußkranke zusätzlich Bänke mit Sicht auf den See aufgestellt.
Wie der geneigte Leser sicherlich schon vorausgeahnt hat, gingen vor allem bei Alf die Kräfte langsam aber sicher zur Neige. Während sich unsere Gruppe eh schon ein Stückchen auseinandergezogen hatte, setzten sich Alf und meine Wenigkeit auf eine Bank, um etwas auszuruhen.
Um das festzuhalten: Einer musste auf Alf achtgeben und bei ihm bleiben; diese Aufgabe war jahrelang (eigentlich die kompletten 90er) mir zugefallen. Mike und der singende Slawe, die immer noch fit und ausgeruht wirkten, waren Alf und mir schnell enteilt und schlürften bereits am Bier, da der Orangensaft alle war.
Detzer und die rote Zora hingen selbst hinter Alf und mir weit zurück; Dieses Pärchen war eh immer sehr gemütlich unterwegs. Das könnte aber auch daran gelegen haben, dass Detzer in seiner Tasche noch eine Flasche Jelinek, Detzers geliebten tschechischen Obstbrands, mit sich führte und diese mit der roten Zora abarbeitete. Zora wiederum trug nicht mehr ganz so schwer an ihrem Rucksack. Irgendwann waren die darin befindlichen Röhren ausgesoffen gewesen. Hierbei schlug die rote Zora für gewöhnlich ein ungewöhnlich hohes Tempo an, ohne das man ihr dies angemerkt hätte.
Der Alt68er kam ja auch nie zu Betriebsausflügen oder Weihnachtsfeiern mit. So auch nicht zu einem meiner ersten Betriebsausflüge Anfang der 90er mit der MS Brunswiek zum Tankumsee. Diese berüchtigte Sause fand wohl 1992 statt, spätestens 1993. Zu der Zeit hatte ich mich bereits akklimatisiert gehabt.
Für mich war dieser Betriebsausflug ideal, denn ich hatte die Gelegenheit, eine Extrawurst zu braten. Eigentlich startete der Betriebsausflug vom Rathaus in Lebenstedt aus mit einer Busfahrt in den Braunschweiger Hafen, wo wir morgens (so gegen 9.00 oder 10.00 Uhr?) auf das Schiff gingen, um zum Tankum See zu gelangen und dort abzuhängen.
Mir als einzigem Braunschweiger wurde das Privileg zuteil, direkt zum Braunschweiger Hafen anzureisen. Und dort stand ich dann am frühen Morgen in der noch angenehmen Kühle am Kai. Mit einer Halbliter Bierdose in der Hand wartete ich auf meine Kollegas im Bus. Sie kamen während der zweiten Dose.
Kurz danach fand ich mich auf einer Bank am Tisch auf dem Oberdeck der MS Brunswiek wieder. Um mich herum saßen noch die üblichen Verdächtigen auf den am Deck verschraubten Bänken. Als da wären neben Alf noch Mike, Detzer und der singende Slawe. Ebenfalls mit dabei saß auch die rote Zora.
Diese Kollegin (mittlerweile in Rente) zeichnete sich durch eine Igelfrisur mit knallrot gefärbten Haaren aus. Im Urlaub kümmerte sich Detzer immer um ihre mehr als fünf Wohnungskatzen. Die rote Zora bestach durch ein ruhiges und ausgeglichenes Wesen, welches auch durch mehrere Dosen Bier nicht in Unordnung geriet.
So auch an diesem Morgen. Wir am Prominententisch waren selbstverständlich gut vorbereitet. Mike, die rote Zora und auch meine Wenigkeit hatten uns im Vorfeld mit Bierdosen eingedeckt. Alf freute sich derweil an dem Wein (Zora auch, die konnte beidhändig), den Detzer mitgebracht hatte.
Später holte Detzer noch ne Pulle Schluck (Obstler?) raus; den Vogel aber schoss der singende Slawe ab, der mit Granini Orangensaft glänzen konnte. Diesen hatte er selbstverständlich gepimpt. Den Wodkaanteil würde ich heute noch auf 50% einschätzen, was die Aufnahme der Vitamine im Körper beschleunigt haben dürfte.
In dieser mehr und mehr fröhlichen Runde – abseits von allen anderen, insbesondere unserer Amtsführung – schipperten wir bei schönstem Wetter gen Tankum See. Wir hatten einen azurblauen Himmel und viel Sonnenschein. Eine Kopfbedeckung brauchten wir dank der Vitamine ja nicht.
Oder doch? Der Orangensaft war alle; vorrangig Alf hatte Detzer beim Obstler geholfen. Mir senkte sich eine wohlige und bleierne Schwere auf die Glieder, die ich auf einem viertelstündigen Fußmarsch zum See und damit zum Grillplatz abschütteln konnte. Auch den anderen Prominenten tat die Bewegung sichtlich gut.
Es kann sein, dass wir noch Grillgut oder Getränkekisten geschleppt hatten. Obwohl ich mir heute nicht mehr vorstellen kann, dass man uns nach der gemütlichen Bootsfahrt noch derartig schwierige Arbeiten anvertraut hätte.
Eigentlich konnten wir alle noch froh sein, dass wir noch geradeaus laufen konnten. Und selbst Alf war noch fit und guter Dinge. So schlimm kann es auf dem Boot ergo nicht gewesen sein. Trotzdem gingen wir kein Risiko ein und hielten uns vom Rest des Betriebsausfluges etwas abseits. Bekanntlich waren dort einige Miesepeter-innen an Bord, welche uns häufig bei derartigen Gelegenheiten naserümpfend beobachtet hatten.
Um uns wieder fit zu machen und auch den Anderen aus dem Weg zu gehen entschlossen wir uns zu einem Spaziergang an der rechtsläufigen Uferlinie des Tankum Sees, also vom Sandstrand aus betrachtet. Wir hatten ja den Granini nicht ausgetrunken gehabt. Der singende Slawe war bekannt für sein „Klotzen statt Kleckern“.
Und während der Granini sein Leben aushauchte, gingen wir langsamen Schrittes an der wunderhübschen Uferpromenade entlang. Diese war gesäumt mit einer Allee von Pappeln. Vielleicht alle 100 Meter waren für Müßiggänger oder Fußkranke zusätzlich Bänke mit Sicht auf den See aufgestellt.
Wie der geneigte Leser sicherlich schon vorausgeahnt hat, gingen vor allem bei Alf die Kräfte langsam aber sicher zur Neige. Während sich unsere Gruppe eh schon ein Stückchen auseinandergezogen hatte, setzten sich Alf und meine Wenigkeit auf eine Bank, um etwas auszuruhen.
Um das festzuhalten: Einer musste auf Alf achtgeben und bei ihm bleiben; diese Aufgabe war jahrelang (eigentlich die kompletten 90er) mir zugefallen. Mike und der singende Slawe, die immer noch fit und ausgeruht wirkten, waren Alf und mir schnell enteilt und schlürften bereits am Bier, da der Orangensaft alle war.
Detzer und die rote Zora hingen selbst hinter Alf und mir weit zurück; Dieses Pärchen war eh immer sehr gemütlich unterwegs. Das könnte aber auch daran gelegen haben, dass Detzer in seiner Tasche noch eine Flasche Jelinek, Detzers geliebten tschechischen Obstbrands, mit sich führte und diese mit der roten Zora abarbeitete. Zora wiederum trug nicht mehr ganz so schwer an ihrem Rucksack. Irgendwann waren die darin befindlichen Röhren ausgesoffen gewesen. Hierbei schlug die rote Zora für gewöhnlich ein ungewöhnlich hohes Tempo an, ohne das man ihr dies angemerkt hätte.
Montag, 5. April 2021
Hartmudo: Sushi
Bereits seit mehreren Wochen mussten meine Löwin und ich den zunehmenden körperlichen Verfall von unserer über 20jährigen Hauskatze ansehen, ohne ihr helfen zu können. Sie magerte von Woche zu Woche zusehends mehr ab, obwohl sie nach wie vor großen Appetit bewies. Sie trank auch sehr viel Wasser, was für eine Katze sicher ungewöhnlich ist.
Da wir ja aufgrund eines Tierarztbesuches im letzten Jahr wussten, dass ihre Nierenfunktion schon stark eingeschränkt war, waren wir lange Zeit froh, dass Sushi überhaupt noch unter uns weilte. Aber in den letzten Wochen zeichnete sich dann ab, dass sie quasi nur noch über den Boden schlurfte und Schwierigkeiten hatte, aufs Sofa zu springen.
Als sie es dann ab Mitte März nicht mal mehr aufs Katzenklo schaffte und die meiste Zeit mehr oder weniger teilnahmslos vor sich hin dämmerte, entschlossen wir uns schweren Herzens, mit ihr am Tag vor meinem Geburtstag nochmals zum Tierarzt zu fahren. Die Untersuchung von Sushi brachte leider keine erfreulichen Ergebnisse. Die Nierenfunktion war fast gar nicht mehr vorhanden. Die Ärztin meinte aber, dass sie keine Schmerzen haben würde, da sie anscheinend noch frisst. Das für Katzen ungewöhnliche Trinkverhalten wäre bei dem Krankheitsbild normal. Für den Fall, dass Sushi nicht mehr fressen sollte oder aber Schmerzensschreie ausstoßen würde, sollten wir zur Einschläferung wiederkommen.
Wir starteten ab sofort eine hospizähnliche Betreuung. Wir (zugegebenermaßen hauptsächlich meine Löwin) wischten die Pfützen auf den Fliesen weg. Mehrmals am Tag krallte sich Sushi an meiner Schulter fest, um sich streicheln zu lassen. Ihr Zustand verschlechterte sich zusehends von Tag zu Tag.
Am Ostersamstag dann hatte ich dann für mich Abschied genommen. Sushi lag auf dem Boden und atmete schwer. Abby sprang vom Katzenbaum herunter und beschnupperte ihre langjährige Freundin noch einmal. Meine Löwin hatte Tränen in den Augen und meinte: „Jetzt nimmt die Natur ihren Lauf“.
Wir ließen sie allein, weil wir unsere Enkeltochter Jela abholen wollten. Sie war über Nacht bei uns einquartiert. Als wir mit Jela zwei Stunden später zurückkehrten, hatte sich Sushi aufs Sofa hinauf gequält und fiepte vor sich hin. Ich holte schnell die Katzentransportbox aus dem Keller und meine Löwin brachte Sushi dann zum Tierarzt.
Das Ganze ging so schnell, dass ich nichts davon mitbekam, dass meine Löwin bereits losgefahren war, da ich mich gerade um Jela kümmerte und Susi nicht mal mehr gesehen hatte. Wie schon erwähnt, hatte ich bereits Stunden zuvor Abschied genommen. Eigentlich wollten wir zusammen los, wobei ich mit Jela im Auto gewartet hätte.
So aber kam meine Löwin nach eineinhalb Stunden zurück und wir brachten Jela nach dem Abendbrot ins Bett. Sushi war von ihrem Leiden erlöst und Abby war bereits auf der Suche nach ihr, ließ sich aber trösten. Dumpf schauten wir Stirb Langsam V und dachten an Sushi. Es ist immer traurig, wenn ein Leben endet.
Du fragst Dich sicherlich, warum ich so melodramatisch über den Tod unserer Katze schreibe. Ganz einfach: Weil wir alle vergessen haben, das das Leben keine Wertigkeit kennt. Wir jammern gerade in der Coronakrise über fast 3 Millionen Coronatote, führen aber untereinander Kriege. Menschen verhungern oder leiden an Umweltschäden, aber wir schlottern vor Angst, uns eventuell mit Corona zu infizieren. Nur noch Corona, alles andere tritt in den Hintergrund. Wer will mir denn da erzählen, das das Leben einer Katze nicht zählt?
Sushi jedenfalls war bereits dem Tod von der Schippe gesprungen, bevor sie zu uns kam. Sie überlebte mit knapper Not einen Marderbiss, der ein Stück ihrer Schädeldecke abgeknabbert hatte. Als sie zu uns vor 12 Jahren kam, weil Dannys damalige Freundin eine Katzenallergie hatte, war sie eine Katze mit Freigang gewesen.
Bei uns hatte sie sich nicht mehr nach Draußen begeben, obwohl sie mehrfach aus der Wohnungstür in den Hausflur ging, bloß um schnell wieder in die Wohnung zurückzukehren, bevor die Tür zuging und sie vom Futternapf abgekoppelt geworden wäre.
Unter Futtermangel litt Sushi wahrlich nicht und hatte in den ersten Jahren in Kitty eine ruhige wie alte Katze an ihrer Seite, die Sushis ungestümes Herumtoben mit stoischer Ruhe ertrug. Als Kitty gestorben war, schrie Sushi des Nächtens, weil sie sich allein fühlte. Also holten wir Abby aus dem Tierheim und freuten uns, dass sich beide Katzen über Jahre gut vertragen hatten.
Mittlerweile schlüpfte Sushi in die Rolle der älteren und souveränen Katze, während Abby herumtollte. Sushi wurde mit den Jahren immer träger - auch dicker, aber auch kuschliger. Auch wenn ich sie immer dann auf den Schoss nehmen musste, wenn ich gar keine Zeit für sie hatte, habe ich mich um sie gekümmert. Oder ihr wenigstens etwas zu fressen gegeben, was ihr immer merkwürdigerweise ausgereicht hatte.
Als ich mir nach Stirb Langsam die Jahre mit Sushi durch den Kopf gehen ließ (zusammen mit ein paar Bieren), stellte ich fest, dass mich der Verlust von Sushi mehr getroffen hatte als der Tod einiger Mitmenschen, die ich kannte.
Wahrscheinlich hockt sie jetzt mit Kitty auf einer Wolke und gönnt sich noch eine Schale Sheba.
Da wir ja aufgrund eines Tierarztbesuches im letzten Jahr wussten, dass ihre Nierenfunktion schon stark eingeschränkt war, waren wir lange Zeit froh, dass Sushi überhaupt noch unter uns weilte. Aber in den letzten Wochen zeichnete sich dann ab, dass sie quasi nur noch über den Boden schlurfte und Schwierigkeiten hatte, aufs Sofa zu springen.
Als sie es dann ab Mitte März nicht mal mehr aufs Katzenklo schaffte und die meiste Zeit mehr oder weniger teilnahmslos vor sich hin dämmerte, entschlossen wir uns schweren Herzens, mit ihr am Tag vor meinem Geburtstag nochmals zum Tierarzt zu fahren. Die Untersuchung von Sushi brachte leider keine erfreulichen Ergebnisse. Die Nierenfunktion war fast gar nicht mehr vorhanden. Die Ärztin meinte aber, dass sie keine Schmerzen haben würde, da sie anscheinend noch frisst. Das für Katzen ungewöhnliche Trinkverhalten wäre bei dem Krankheitsbild normal. Für den Fall, dass Sushi nicht mehr fressen sollte oder aber Schmerzensschreie ausstoßen würde, sollten wir zur Einschläferung wiederkommen.
Wir starteten ab sofort eine hospizähnliche Betreuung. Wir (zugegebenermaßen hauptsächlich meine Löwin) wischten die Pfützen auf den Fliesen weg. Mehrmals am Tag krallte sich Sushi an meiner Schulter fest, um sich streicheln zu lassen. Ihr Zustand verschlechterte sich zusehends von Tag zu Tag.
Am Ostersamstag dann hatte ich dann für mich Abschied genommen. Sushi lag auf dem Boden und atmete schwer. Abby sprang vom Katzenbaum herunter und beschnupperte ihre langjährige Freundin noch einmal. Meine Löwin hatte Tränen in den Augen und meinte: „Jetzt nimmt die Natur ihren Lauf“.
Wir ließen sie allein, weil wir unsere Enkeltochter Jela abholen wollten. Sie war über Nacht bei uns einquartiert. Als wir mit Jela zwei Stunden später zurückkehrten, hatte sich Sushi aufs Sofa hinauf gequält und fiepte vor sich hin. Ich holte schnell die Katzentransportbox aus dem Keller und meine Löwin brachte Sushi dann zum Tierarzt.
Das Ganze ging so schnell, dass ich nichts davon mitbekam, dass meine Löwin bereits losgefahren war, da ich mich gerade um Jela kümmerte und Susi nicht mal mehr gesehen hatte. Wie schon erwähnt, hatte ich bereits Stunden zuvor Abschied genommen. Eigentlich wollten wir zusammen los, wobei ich mit Jela im Auto gewartet hätte.
So aber kam meine Löwin nach eineinhalb Stunden zurück und wir brachten Jela nach dem Abendbrot ins Bett. Sushi war von ihrem Leiden erlöst und Abby war bereits auf der Suche nach ihr, ließ sich aber trösten. Dumpf schauten wir Stirb Langsam V und dachten an Sushi. Es ist immer traurig, wenn ein Leben endet.
Du fragst Dich sicherlich, warum ich so melodramatisch über den Tod unserer Katze schreibe. Ganz einfach: Weil wir alle vergessen haben, das das Leben keine Wertigkeit kennt. Wir jammern gerade in der Coronakrise über fast 3 Millionen Coronatote, führen aber untereinander Kriege. Menschen verhungern oder leiden an Umweltschäden, aber wir schlottern vor Angst, uns eventuell mit Corona zu infizieren. Nur noch Corona, alles andere tritt in den Hintergrund. Wer will mir denn da erzählen, das das Leben einer Katze nicht zählt?
Sushi jedenfalls war bereits dem Tod von der Schippe gesprungen, bevor sie zu uns kam. Sie überlebte mit knapper Not einen Marderbiss, der ein Stück ihrer Schädeldecke abgeknabbert hatte. Als sie zu uns vor 12 Jahren kam, weil Dannys damalige Freundin eine Katzenallergie hatte, war sie eine Katze mit Freigang gewesen.
Bei uns hatte sie sich nicht mehr nach Draußen begeben, obwohl sie mehrfach aus der Wohnungstür in den Hausflur ging, bloß um schnell wieder in die Wohnung zurückzukehren, bevor die Tür zuging und sie vom Futternapf abgekoppelt geworden wäre.
Unter Futtermangel litt Sushi wahrlich nicht und hatte in den ersten Jahren in Kitty eine ruhige wie alte Katze an ihrer Seite, die Sushis ungestümes Herumtoben mit stoischer Ruhe ertrug. Als Kitty gestorben war, schrie Sushi des Nächtens, weil sie sich allein fühlte. Also holten wir Abby aus dem Tierheim und freuten uns, dass sich beide Katzen über Jahre gut vertragen hatten.
Mittlerweile schlüpfte Sushi in die Rolle der älteren und souveränen Katze, während Abby herumtollte. Sushi wurde mit den Jahren immer träger - auch dicker, aber auch kuschliger. Auch wenn ich sie immer dann auf den Schoss nehmen musste, wenn ich gar keine Zeit für sie hatte, habe ich mich um sie gekümmert. Oder ihr wenigstens etwas zu fressen gegeben, was ihr immer merkwürdigerweise ausgereicht hatte.
Als ich mir nach Stirb Langsam die Jahre mit Sushi durch den Kopf gehen ließ (zusammen mit ein paar Bieren), stellte ich fest, dass mich der Verlust von Sushi mehr getroffen hatte als der Tod einiger Mitmenschen, die ich kannte.
Wahrscheinlich hockt sie jetzt mit Kitty auf einer Wolke und gönnt sich noch eine Schale Sheba.
Samstag, 3. April 2021
Contramann: kurz gesehen im April
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/coronavirus-die-mittlere-leistungsfaehigkeit-eines-gesundheitsamtes-kolumne-a-34bf7113-0116-4c0c-80f7-b8e08201ec4f
Als größter Schwachpunkt bei der Eindämmung der Corona-Pandemie erwies sich bislang die deutsche Bürokratie in Form der (kommunalen) Gesundheitsämter. So der Kommentator Nikolaus Blome. Das dachte ich nach den ersten 2 bis 3 Absätzen, doch dann schafft Blome es, die fatalen Zusammenhänge aufzuspießen.
Aber: Anders als 2015/16 bei der Flüchtlingskrise, bei der die zuständige Verwaltung unter Hochdruck vom „Spezialisten“ Frank-Jürgen Weise personell aufgerüstet wurde, ist dieses Mal bei den Gesundheitsämtern original gar nichts passiert. Liegt das wirklich nur daran, dass hier die Kommunen zuständig sind?
Wenn Infiziertenzahlen per Fax übermittelt und händisch in Listen eingetragen werden müssen, dann stimmt da etwas am System nicht. Das man nicht in der Lage ist, in dieser Pandemie übers Wochenende korrekte Zahlen zu melden, zeigt, das „das Wochenende vielerorts heilig zu sein“ scheint. Da kann die Pandemie nicht so schlimm sein.
Obwohl selbst Beamter, kann ich da leider nicht wirklich gegen argumentieren. Das würde bedeuten, dass die Pandemie nicht so schlimm wie dargestellt wäre. Und dies ist nach den Todeszahlen nicht zu vermuten.
https://martinsonneborn.de/scheiss-russengas-es-gibt-kein-richtiges-gruen-im-falschen/
Da ist der Sonneborn mal wieder genau auf dem Punkt gelandet. Allein die große Koalition als „Groko Haram“ zu bezeichnen, weil sie sämtliche Versuche der EU, auf Erdgas zu verzichten, konterkariert, hat schon mal was.
So gibt es bereits eine „Turkish Stream“ Gaspipeline und „TANAP“, welches Gas aus Aserbaidschan - jawohl, die Aserbaidschan Connection der Herren Nüßlein und Co aus der CDU/CSU Fraktion - zur Energiesicherung der EU transportiert. Und das Fracking Gas aus den USA dürfen die Europäer natürlich auch gerne erhalten.
Was für Sonneborn kein Thema ist, Contramann aber interessant findet: Merkwürdigerweise soll Nord Stream 2, von dem Deutschland profitiert, eingestampft werden, weil Putin sich so böse gegen Nawalny verhalten hat. Was für eine Heuchelei!
Und dies würde auch Sonneborn unterschreiben, da bin ich mir sicher. Sonneborn ist Klasse, gar keine Frage. Bloß wählen möchte ich Die PARTEI im September nicht. Es fehlt mir ein klares Programm. Und wer keine eigenen Vorschläge anbietet, ist bei einer erfolgreichen Wahl nicht auf Wahrhaftigkeit überprüfbar.
Dennoch: Figuren wie Sonneborn braucht unsere Politik, damit die Wahrheit nicht wie schon zu oft in der Vergangenheit in der Versenkung verschwindet.
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/im-dienst-der-ganzen-gesellschaft-a-60ed977f-2a7d-4331-81e9-6c9b78ea09a3
Bereits Mitte Januar hatte ich von der im öffentlichen Dienst von Berlin geplanten 35% Quote an Menschen mit Migrationsgeschichte gehört. Ich begann mich zu fragen, welche Minderheit bei Einstellungen eher zu bevorzugen sei: Eine Frau, ein Behinderter oder ein Mensch mit Migrationsgeschichte.
Hier kann die Antwort natürlich nur lauten: Eine behinderte Frau mit türkischer Familiengeschichte. Die schafft es dann als Dreifachquote blitzschnell bis in die Verwaltungsspitze. Aber Scherz beiseite, dieser Kommentar argumentiert mit guten Argumenten für eine Quote an Menschen mit Migrationsgeschichte.
Das Hauptargument der Kommentatorin ist: Laut Berliner Gesetzentwurf darf die Quote nur bei gleicher Qualifikation angewendet werden. Mich persönlich beruhigt dies tatsächlich nicht, habe ich in der Praxis oft genug gesehen, wie enthusiastisch die Einhaltung von Quoten gefeiert wurde, obwohl es mit der Qualität häufig nicht allzu weither war. Qualität ist eben auch ein subjektiver und vor allem dehnbarer Begriff.
https://www.nachdenkseiten.de/?p=71067
Der Artikel kann so für sich stehen bleiben. Unabhängig, wie man sich zu den Schutzmaßnahmen in dieser Coronazeit stellt, sollte man dem um sich greifenden Haltungsjournalismus nicht auf den Leim gehen. Bereits in der Weimarer Republik wurde so ein verhängnisvoller Regimewechsel vorbereitet. In der DDR wurden die Leute in ähnlicher Form für dumm verkauft.
Ich bin auch kein Fan von Nena. Eben weil ich ihr noch nicht einmal ein politisches Engagement für die „Rechten“ zutraue. Mir sind aber Haltungsjournalisten a la Frau Hayali suspekt, wenn sie vermeintlich Stärke zeigen und missliebigen Interviewpartnern aggressiv über den Mund fahren. So etwas kenne ich sonst nur aus Diktaturen.
https://go.squidapp.co/n/dCTkf1l
Nach H+M kommt VW oder Daimler dran. Erst haben die großen Konzerne viele Prozesse der Produktion u. a. nach China ausgelagert, um die Gewinne und Dividenden der Aktionäre zu steigern. Der Versuch, China politisch unter Druck zu setzen, weil man Angst vor der stetig wachsenden Wirtschaftskraft des bislang schlafenden Riesen hat, kommt zu spät.
Im Gegensatz zum Westen hat China in seiner Geschichte keine Kolonien ausgebeutet oder Kriege darum geführt. Die gehen anders vor. Die schiere Marktmacht droht Riesen wie H&M oder Daimler in die Bedeutungslosigkeit zu schicken. Also kuschen die. Ich hoffe, der Westen wiederholt nicht die Kanonenbootpolitik des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Das würde diesmal gewaltig scheitern, das lassen die sich nicht gefallen.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/corona-pandemie-warum-wir-jetzt-einen-harten-lockdown-brauchen-a-9947db36-883b-4abe-ade4-5e646d175b17?sara_ecid=soci_upd_wbMbjhOSvViISjc8RPU89NcCvtlFcJ
Oder brauchen wir nicht eher harten Sex? Mann-o-mann, was für ein Gesülze.
Als größter Schwachpunkt bei der Eindämmung der Corona-Pandemie erwies sich bislang die deutsche Bürokratie in Form der (kommunalen) Gesundheitsämter. So der Kommentator Nikolaus Blome. Das dachte ich nach den ersten 2 bis 3 Absätzen, doch dann schafft Blome es, die fatalen Zusammenhänge aufzuspießen.
Aber: Anders als 2015/16 bei der Flüchtlingskrise, bei der die zuständige Verwaltung unter Hochdruck vom „Spezialisten“ Frank-Jürgen Weise personell aufgerüstet wurde, ist dieses Mal bei den Gesundheitsämtern original gar nichts passiert. Liegt das wirklich nur daran, dass hier die Kommunen zuständig sind?
Wenn Infiziertenzahlen per Fax übermittelt und händisch in Listen eingetragen werden müssen, dann stimmt da etwas am System nicht. Das man nicht in der Lage ist, in dieser Pandemie übers Wochenende korrekte Zahlen zu melden, zeigt, das „das Wochenende vielerorts heilig zu sein“ scheint. Da kann die Pandemie nicht so schlimm sein.
Obwohl selbst Beamter, kann ich da leider nicht wirklich gegen argumentieren. Das würde bedeuten, dass die Pandemie nicht so schlimm wie dargestellt wäre. Und dies ist nach den Todeszahlen nicht zu vermuten.
https://martinsonneborn.de/scheiss-russengas-es-gibt-kein-richtiges-gruen-im-falschen/
Da ist der Sonneborn mal wieder genau auf dem Punkt gelandet. Allein die große Koalition als „Groko Haram“ zu bezeichnen, weil sie sämtliche Versuche der EU, auf Erdgas zu verzichten, konterkariert, hat schon mal was.
So gibt es bereits eine „Turkish Stream“ Gaspipeline und „TANAP“, welches Gas aus Aserbaidschan - jawohl, die Aserbaidschan Connection der Herren Nüßlein und Co aus der CDU/CSU Fraktion - zur Energiesicherung der EU transportiert. Und das Fracking Gas aus den USA dürfen die Europäer natürlich auch gerne erhalten.
Was für Sonneborn kein Thema ist, Contramann aber interessant findet: Merkwürdigerweise soll Nord Stream 2, von dem Deutschland profitiert, eingestampft werden, weil Putin sich so böse gegen Nawalny verhalten hat. Was für eine Heuchelei!
Und dies würde auch Sonneborn unterschreiben, da bin ich mir sicher. Sonneborn ist Klasse, gar keine Frage. Bloß wählen möchte ich Die PARTEI im September nicht. Es fehlt mir ein klares Programm. Und wer keine eigenen Vorschläge anbietet, ist bei einer erfolgreichen Wahl nicht auf Wahrhaftigkeit überprüfbar.
Dennoch: Figuren wie Sonneborn braucht unsere Politik, damit die Wahrheit nicht wie schon zu oft in der Vergangenheit in der Versenkung verschwindet.
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/im-dienst-der-ganzen-gesellschaft-a-60ed977f-2a7d-4331-81e9-6c9b78ea09a3
Bereits Mitte Januar hatte ich von der im öffentlichen Dienst von Berlin geplanten 35% Quote an Menschen mit Migrationsgeschichte gehört. Ich begann mich zu fragen, welche Minderheit bei Einstellungen eher zu bevorzugen sei: Eine Frau, ein Behinderter oder ein Mensch mit Migrationsgeschichte.
Hier kann die Antwort natürlich nur lauten: Eine behinderte Frau mit türkischer Familiengeschichte. Die schafft es dann als Dreifachquote blitzschnell bis in die Verwaltungsspitze. Aber Scherz beiseite, dieser Kommentar argumentiert mit guten Argumenten für eine Quote an Menschen mit Migrationsgeschichte.
Das Hauptargument der Kommentatorin ist: Laut Berliner Gesetzentwurf darf die Quote nur bei gleicher Qualifikation angewendet werden. Mich persönlich beruhigt dies tatsächlich nicht, habe ich in der Praxis oft genug gesehen, wie enthusiastisch die Einhaltung von Quoten gefeiert wurde, obwohl es mit der Qualität häufig nicht allzu weither war. Qualität ist eben auch ein subjektiver und vor allem dehnbarer Begriff.
https://www.nachdenkseiten.de/?p=71067
Der Artikel kann so für sich stehen bleiben. Unabhängig, wie man sich zu den Schutzmaßnahmen in dieser Coronazeit stellt, sollte man dem um sich greifenden Haltungsjournalismus nicht auf den Leim gehen. Bereits in der Weimarer Republik wurde so ein verhängnisvoller Regimewechsel vorbereitet. In der DDR wurden die Leute in ähnlicher Form für dumm verkauft.
Ich bin auch kein Fan von Nena. Eben weil ich ihr noch nicht einmal ein politisches Engagement für die „Rechten“ zutraue. Mir sind aber Haltungsjournalisten a la Frau Hayali suspekt, wenn sie vermeintlich Stärke zeigen und missliebigen Interviewpartnern aggressiv über den Mund fahren. So etwas kenne ich sonst nur aus Diktaturen.
https://go.squidapp.co/n/dCTkf1l
Nach H+M kommt VW oder Daimler dran. Erst haben die großen Konzerne viele Prozesse der Produktion u. a. nach China ausgelagert, um die Gewinne und Dividenden der Aktionäre zu steigern. Der Versuch, China politisch unter Druck zu setzen, weil man Angst vor der stetig wachsenden Wirtschaftskraft des bislang schlafenden Riesen hat, kommt zu spät.
Im Gegensatz zum Westen hat China in seiner Geschichte keine Kolonien ausgebeutet oder Kriege darum geführt. Die gehen anders vor. Die schiere Marktmacht droht Riesen wie H&M oder Daimler in die Bedeutungslosigkeit zu schicken. Also kuschen die. Ich hoffe, der Westen wiederholt nicht die Kanonenbootpolitik des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Das würde diesmal gewaltig scheitern, das lassen die sich nicht gefallen.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/corona-pandemie-warum-wir-jetzt-einen-harten-lockdown-brauchen-a-9947db36-883b-4abe-ade4-5e646d175b17?sara_ecid=soci_upd_wbMbjhOSvViISjc8RPU89NcCvtlFcJ
Oder brauchen wir nicht eher harten Sex? Mann-o-mann, was für ein Gesülze.
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